Ballaststoffe – mehr als nur Ballast Newsletter / 06

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Newsletter / 06
Ballaststoffe – mehr als nur Ballast
Ballaststoffe sind Nahrungsbestandteile pflanzlicher Lebensmittel, die von den
menschlichen Verdauungsenzymen nicht abgebaut werden können. Dennoch sind
sie kein unnötiger Ballast, sondern erfüllen in unserem Körper wichtige Funktionen.
Für unsere Gehirnleistung ist vor allem die blutzuckerregulierende Funktion der Ballaststoffe wichtig.
Ballaststoff ist nicht gleich Ballaststoff
Die Art der Zuckermoleküle, z.B. Fructose oder Glucose, die Kettenlänge und der
Verzweigungsgrad der Ketten machen die Vielfalt der Ballaststoffe möglich. Dass sie
von menschlichen Verdauungsenzymen nicht abgebaut werden können, liegt an der
besonderen Verknüpfung der einzelnen Moleküle.
Es gibt zwei Arten von Ballaststoffen:
1.
Wasserlösliche Ballaststoffe, z.B. Inulin und Pektin. Sie kommen hauptsächlich in Obst, Gemüse, Haferflocken, Kartoffeln und auch Hülsenfrüchten vor.
Ihre Besonderheit ist, dass sie teilweise von Darmbakterien im Dickdarm zu
kurzkettigen Fettsäuren abgebaut werden. Diese können durch die Darmwand
wieder ins Blut gelangen und liefern über diesen Umweg Energie, ca. 2 kcal/g
Ballaststoff.
2.
Wasserunlösliche Ballaststoffe, z.B.Cellulose und Lignin. Sie sind vor
allem in Vollkorn und Vollkornprodukten und auch in Hülsenfrüchten enthalten.
Ballaststoffe und ihre Funktionen
Da unser Körper keine Verdauungsenzyme zur Spaltung der Ballaststoffe besitzt,
gelangen diese ungehindert in den Dickdarm. Auf ihrem Weg dorthin erfüllen sie eine
wichtige Aufgabe, nämlich Wasser zu binden. Dies erhöht das Volumen des Speisebreis, was durch eine stärkere Magendehnung eine länger andauernde Sättigung
zur Folge hat. Außerdem fördert das größere Volumen die Verdauung. Aber Achtung:
Ballaststoffe müssen schwimmen, um ihre Wirkung zu entfalten.
Tipp: Deshalb unterstützen Sie diesen Vorgang am besten durch gutes Kauen und
eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
Durch die längere Verweildauer des Speisebreis im Magen werden auch die Kohlenhydrate langsamer in den Dünndarm abgegeben. Dies hat zur Folge, dass der Blutzuckerspiegel langsamer ansteigt, dafür aber länger anhält. Somit spielen sowohl die
Kettenlänge der Kohlenhydrate, von Glucose bis Stärke, als auch der Ballaststoffgehalt eine wichtige Rolle für eine ausdauernde Leistungsfähigkeit des Gehirns.
Ein Vergleich des Glykämischen Index GI verschiedener Brotsorten zeigt dies:
Baguette
Vollkornbrot fein gemahlen
Pumpernickel
Hoher GI
95
Mittlerer GI 70
Niedriger GI 50
Eine steigende Ballaststoffzufuhr wirkt sich zudem mit wahrscheinlicher bis überzeugender Evidenz auch auf die Risiken für Adipositas bei Erwachsenen, Bluthochdruck,
koronare Herzerkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2, Fettstoffwechselstörungen und
Dickdarmkrebs aus.
Ballaststoffe – IST und SOLL
Die D-A-CH-Referenzwerte nennen für die Zufuhr einen Richtwert von mindestens
30 g Ballaststoffe am Tag.
Die Ergebnisse der Nationalen Verzehrsstudie II zeigen, dass die Ballaststoffzufuhr
bei Männern sowie bei Frauen unterhalb des empfohlenen Richtwertes liegt. Der
Median liegt bei Männern bei 19 g/Tag und bei Frauen bei 18 g/Tag.
Ballaststoffzufuhr leicht gemacht
Tauschen lohnt sich:
• Graubrot gegen Vollkornbrot = 4,3 g Ballaststoffe/100 g gegen 8,1 g Ballast-
stoffe/100 g. 100 g = ca. 2 Scheiben.
• Cornflakes gegen Haferflocken = 2,0 g Ballaststoffe/50 g gegen 4,9 g Ballast-
stoffe/50 g.
• Milchschokolade gegen Nüsse = 0,4 g Ballaststoffe/30 g gegen 1,4 g Ballast-
stoffe/30 g.
• Wählen Sie öfter Hülsenfrüchte, z.B. Erbsen gegart = 5,4 g Ballaststoffe/100g.
• Als Zwischenmahlzeit und Nachtisch eignen sich frische Früchte = ca. 2 g Ballaststoffe im Durchschnitt/100 g (meist 1 Stück).
• Immer dabei: Gemüse als Beilage, Rohkost und Salat = 3,3 g Ballaststoffe/
100 g.
Und so könnte Ihr Ballaststoffgrundgerüst aussehen:
1 Portion Haferflocken à 60 g, z.B. zum Frühstück
1 Stück Obst und 30 g Walnüsse, z.B. zum Müsli beim Frühstück oder zur Zwischenmahlzeit
100 g Erbsen, z.B. zum Mittagessen
1 Stück Obst, z.B. als Nachtisch, zur Zwischenmahlzeit oder als Spätmahlzeit
2 Scheiben Vollkornbrot je 50 g sowie 1 Tomate und 1 Paprika, z.B. zum Abendessen
oder zum kalten Mittagessen.
Dieses Grundgerüst lässt sich vielseitig variieren, angepasst an Ihre individuellen
Mahlzeiten. Es enthält ca. 935 kcal, Platz genug also, den Speiseplan durch viele
andere Nahrungsmittel individuell auszugestalten.
Die einzelnen Newsletter und weitere Angebote des Gesundheitsmanagements der
Universität Stuttgart finden Sie unter:
www.uni-stuttgart.de/gesundheit
Quellen:
Biesalski, H. K. & Grimm, P. (2011). Taschenatlas der Ernährung. 5. Auflage. Stuttgart: Thieme Verlag.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (2008). Ballaststoffe – kein überflüssiger
Ballast. In DGE-Aktuell 11/2008. Zugriff am 07. Dezember 2012 unter http://www.
dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=873.
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (2011). Vollkorn & Co. in der Praxis: Nutzung der primärpräventiven Potenziale von Ballaststoffen. DGEinfo 04/2011. Zugriff
am 09.01.2013 unter http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&s
id=1129.
Max Rubner-Institut (Hrsg.) (2008). Ergebnisbericht, Teil 2, Nationale Verzehrsstudie
II. Zugriff am 09.01.2013 unter http://www.was-esse-ich.de/uploads/media/NVSII_
Abschlussbericht_Teil_2.pdf.
Zorn, D. (2005). Magisterarbeit. Eine vergleichende Analyse des Ernährungsverhaltens bewegungsaktiver Frauen im Fitnessstudio und bewegungsinaktiver Frauen.
München: GRIN Verlag.
Bildquelle:
Wilhelmine Wulff / pixelio.de
Autorinnen: Carolin Nössler, Ernährungswissenschaftlerin B.Sc.
Dr. Susanne Nowitzki-Grimm, Dipl.-Ernährungswissenschaftlerin
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