Verhaltenstherapie - Letschert und Walz

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Brigitte Walz
Verhaltenstherapie
Lehrskript zum Präsenzunterricht
Inhalt
Verhaltenstherapie.................................................................................................................................. 4
Was ist Verhaltenstherapie? ............................................................................................................... 6
Konkrete Probleme brauchen konkrete Lösungen ............................................................................. 7
„Väter“ der Verhaltenstherapie: ............................................................................................................. 8
Beispiel Systematische Desensibilisierung / Reizkonfrontationstraining ........................................... 9
Beispiel: SORK anhand einer Agoraphobie........................................................................................ 10
Ziel der Verhaltenstherapie ................................................................................................................... 11
Techniken .............................................................................................................................................. 12
Systematische Desensibilisierung (Wolpe)........................................................................................ 12
Kompetenztraining, Aufbau sozialer Kompetenz, Selbstbehauptungstraining (assertives Training) 12
Bio-feed-back-Verfahren ................................................................................................................... 13
Reizüberflutung ................................................................................................................................. 14
Token-Programme............................................................................................................................. 14
Lernen am Modell ............................................................................................................................. 14
Verdeckte Konditionierung ............................................................................................................... 14
Kognitive Umstrukturierung .............................................................................................................. 14
Gedankenstopp ................................................................................................................................. 15
Extinsion (Löschung) .......................................................................................................................... 15
Aversionstherapie ............................................................................................................................. 16
Indikationen der Verhaltenstherapie .................................................................................................... 17
Entspannungsverfahren die in der VT eingesetzt werden: ................................................................... 18
Autogenes Training............................................................................................................................ 18
Progressive Muskelentspannung ...................................................................................................... 18
„Die Seele eines anderen Menschen zu
berühren,
heißt immer,
heiligen Boden zu betreten“
(Novalis)
Verhaltenstherapie
Verhalten …
…. alle Aktivitäten und körperlichen Reaktionen eines Menschen oder Tieres, die sich beobachten
oder messen lassen
Ogden Lindsley - Dead-man-test: Wenn ein Toter es tun kann, dann ist es kein Verhalten. Bsp.:
Wenn Eltern sich beklagen, dass ihr Kind seine Spielsachen nicht aufräumt, sprechen sie dann von
einem Verhalten? - Auch ein Toter räumt seine Spielsachen nicht auf.
Zweck dieser Überlegung ist, dass Augenmerk auf das Verhalten zu lenken. Nur dieses kann
verändert werden.
Verhalten ist nicht nur offenes Verhalten! Sich fühlen oder Denken ist auch etwas, was ein
Mensch tut.
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Verhalten kann offen oder verdeckt / privat sein
Verhalten kann respondent / reaktiv oder operant sein
offenes Verhalten: kann von anderen beobachtet werden; mit bloßem Auge
oder auch mit Instrumenten (Herzschlag, Stetoskop) þ Grenze fließend zu
verdecktes Verhalten: kann nur von der Person selbst beobachtet werden
respondentes Verhalten: Verhalten, das hauptsächlich durch vorhergehende
Ereignisse beeinflusst wird, reflexives Verhalten
operantes Verhalten: Verhalten, das hauptsächlich durch nachfolgende
Ereignisse beeinflusst wird
Operantes Verhalten ist weitaus bedeutsamer als respondentes; umgangssprachlich kommt
willentliches Verhalten dem operanten Verhalten nahe (ist damit aber nicht identisch!).
Therapie …
Die Therapie (griechisch α therapeia „das Dienen, die Bedienung, die Dienstleistung, die Pflege der
Kranken“]) bezeichnet in der Medizin die Maßnahmen zur Behandlung von Krankheiten und
Verletzungen körperlicher oder seelischer Art.
Ziel des Therapeuten ist die Ermöglichung oder Beschleunigung einer Heilung, die Beseitigung oder
Linderung der Symptome und die Wiederherstellung der körperlichen oder psychischen Funktion.
Verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung einer Krankheit werden oft als Therapieoptionen
bezeichnet.
Psychotherapie dient der Behandlung psychisch, emotional und psychosomatisch bedingter
Krankheiten, Leidenszustände oder Verhaltensstörungen mit Hilfe verschiedener Formen verbaler
und nonverbaler Kommunikation. Dazu zählen tiefenpsychologische und verhaltenstherapeutische
Ansätze ebenso wie Künstlerische Therapien (Kunsttherapie, Musiktherapie, Tanztherapie) u.a.
Es gibt 4 Arten von Verstärkung und Bestrafung:
a. Positive Verstärkung: Durch einen Verstärker kommt es zu einer Erhöhung der
Auftretenswahrscheinlichkeit des Verhaltens. Folgt dem Verhalten ein positives
Ereignis (Verstärker), kommt es zu einer positiven Konsequenz. Als Beispiel dafür
wäre ein Kind, das jedes Mal, wenn es sein Zimmer aufräumt, gelobt wird. Als
Konsequenz wird dieses Kind jetzt öfter sein Zimmer aufräumen. Weitere Beispiele:
Lernverhalten - Lob; Uni-Tassen im Automaten abgeben - Erhalt eines Bons.
b. Negative Verstärkung: Hier folgt auf das Verhalten ein Ausbleiben eines
unangenehmen Ereignisses (Verstärker). Ein Beispiel hierfür wäre die Drohung der
Eltern ein Kinder-Fest abzusagen, sollten die Hausaufgaben nicht gemacht werden.
Diese Drohung wird nicht verwirklicht, weil das Kind seine Hausaufgaben erledigt.
Weitere Beispiele: Lernverhalten - kein Tadel des Lehrers oder keine ständigen
Ermahnungen der Eltern mehr; Auftreten von Übelkeit vor einer Prüfung - Prüfung
kann nicht absolviert werden, somit kommt es zu einer entlastenden Verstärkung
(Auftreten von Übelkeit wird verstärkt durch Ausbleiben eines unangenehmen
Ereignisses).
Vor allem Vermeidungsverhalten wird durch negative Verstärkung aufrechterhalten:
In Gefahrensituation (z.B. hohes Gebäude) tritt Vermeidungsverhalten auf
(Vermeiden hoher Gebäude) und wird durch Ausbleiben von Angstzuständen
verstärkt. Dadurch wird verhindert, dass die Angstreaktion gelöscht werden kann.
c. Positive Bestrafung = Bestrafung durch aversive Reize: In dieser Form des Lernens
folgt dem Verhalten ein unangenehmes Ereignis (Bestrafung). Ein Kind bekommt
aufgrund seines schlechten Benehmens zu seinem Bruder das Verbot zu Fernsehen.
Es kommt zum Entzug eines positiven Reizes. Bei zu aversiver Bestrafung kann es zu
klassischer Konditionierung kommen, sodass z.B. der Lehrer oder ein Elternteil zu
einem Objekt wird, das negative Emotionen auslöst. Solche Nebenwirkungen sollten
bei Bestrafung vermieden werden. Entscheidend für die Wirkung von Bestrafung ist
u.a., dass ein Alternativverhalten zur Verfügung steht, das belohnt wird.
d. Negative Bestrafung = Bestrafung durch Entziehung positiver Reize (Löschung): Auf
ein Verhalten folgt weder ein unangenehmes noch ein angenehmes Ereignis. Ein
Schüler benutzt im Unterricht oft das Wort "Scheiße" Der Lehrer ignoriert diesen
Begriff und es kommt somit zur Löschung. Der Schüler kann damit keine
Aufmerksamkeit erregen.
Was ist Verhaltenstherapie?
Die Verhaltenstherapie geht davon aus, dass jedes Verhalten nach gleichen Prinzipien erlernt,
aufrechterhalten und auch wieder verlernt werden kann. Dabei wird unter Verhalten nicht nur die
äußerlich sichtbare Aktivität des Menschen verstanden, sondern auch die inneren Vorgänge wie
Gefühle, Denken und körperliche Prozesse. Dabei setzt die Verhaltenstherapie in und außerhalb der
Behandlung Lernprozesse in Gang. Die/der Betroffene wird unterstützt, eigene – oft
gewohnheitsmäßig ablaufende - Verhaltensmuster zu verändern, die seinem Wohlbefinden im Wege
stehen.
Am Anfang einer verhaltenstherapeutischen Behandlung wird ein Erklärungsmodell der Problematik
des Klienten erstellt, das ihm hilft, seine Beeinträchtigungen besser zu verstehen. Zur Erstellung
dieses Modells werden die Symptomatik, die Lebensgeschichte und die derzeitige Lebenssituation
betrachtet, um die bisherigen Lernerfahrungen zu erkennen und die problemerhaltenden
Bedingungen zu verstehen. Auf diesem Erklärungsmodell bauen dann die Behandlungsplanung und
das therapeutische Vorgehen auf.
In der Behandlung wird daran gearbeitet, neue Fähigkeiten und Fertigkeiten im Bereich der Gefühle,
des Denkens und des Verhaltens zu entwickeln um mit den eigenen Schwierigkeiten besser umgehen
und Probleme wieder selbständig lösen zu können. Die Behandlung ist daher eine Hilfe zur
Selbsthilfe. Dabei wird der Klient in die Behandlungsplanung und das therapeutische Vorgehen mit
einbezogen.
Ein sehr wesentlicher Aspekt in der modernen Verhaltenstherapie ist die Betonung der schon
bestehenden Fähigkeiten und Stärken des Klienten, da sie die wichtigste Quelle seiner
Veränderungsfähigkeit darstellen. Menschen, denen es psychisch nicht gut geht, sind sich dieser
Stärken oft nicht mehr bewusst und setzen sie daher auch oft nicht mehr für sich ein. Nach dem
Motto ‘ auf deine Stärken kannst Du bauen ‘ wird der Klient in der Therapie dazu angeleitet, seine
Stärken wieder bewusster wahrzunehmen und einzusetzen.
Manche Klienten befürchten, dass ihnen in der Behandlung Themen aufgezwungen werden, die sie
nicht behandeln möchten oder Veränderungen eingeleitet werden, die sie nicht möchten. Dies ist
jedoch nicht der Fall. Die Behandlung richtet sich immer nach den Wünschen und Zielen des Klienten
und dieser entscheidet zu jedem Zeitpunkt, wie weit er gehen möchte.
Meines Erachtens ist eine psychotherapeutische Behandlung immer eine ernste Angelegenheit,
wobei es manchmal hilft, die Dinge auch mal von einer eher humorvollen Seite zu betrachten. Dies
erlaubt es häufig neue Perspektiven auf und Standpunkte zu
Konkrete Probleme brauchen konkrete Lösungen
Die Verhaltenstherapie bietet Veränderungsmodelle und Methoden, die sich stark an konkreten
Problemlagen orientieren. Je früher jemand nach dem Entstehen eines Problems in die Therapie
kommt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es schnell und vollständig gelöst werden kann.
Manche Menschen haben ein ganzes Bündel von Problemen, mit denen sie schon sehr lange leben.
Manche erleben sich meistens als unglücklich und das in fast allen Lebensbereichen. Hier stellt sich
wieder die Frage nach dem Ziel, das mit einer Therapie verfolgt wird.
Möchte sich jemand über einen langen Zeitraum auf eine grundlegende Veränderung seines
alltäglichen Lebens und seiner persönlichen Überzeugungen einlassen oder geht es darum, einzelne
Problembereiche wie Sexualstörungen, konkrete Ängste, Zwangsverhalten oder Zwangsgedanken,
Somatisierungsstörungen oder Suchtverhalten anzugehen? In der Verhaltenstherapie wird das
Zentrum der Veränderung im Hier und Jetzt angesiedelt.
Menschen haben konkrete Probleme, für deren Lösung im Alltag eine brauchbare Strategie nötig ist.
Je nach Störungsbild wird der Schwerpunkt auf einen bestimmten Ausschnitt im Erlebens- und
Verhaltensmuster gelegt. Fast immer ist die Lösung von Problemen und Konflikten mit
Veränderungen im Kommunikationsverhalten verbunden. Wichtig ist dabei wieder die konkrete
Erarbeitung eines Problemmusters.
Eine Frau mit einer Depression ist vielleicht unter anderem nicht in der Lage, das abendliche
Fernsehprogramm in ihrer Familie mitzubestimmen, weil sie Angst vor Konflikten hat. Sie glaubt
nicht, dass ihre Wünsche ernst genommen werden oder ihr Eingreifen überhaupt Wirkung zeigen
würde. Sie befürchtet eine negative Reaktion ihrer Familie und hat Angst vor Ablehnung. Sie fühlt
sich isoliert, ausgeliefert und hilflos. Sie bleibt passiv und entzieht sich damit mehr und mehr die
Möglichkeit positiver Erfahrungen, was früher oder später zu Depressionen führen kann.
Dieses Muster wird in der Verhaltenstherapie-Sitzung aufgedeckt und genau beschrieben. Dabei
kommt auch zur Sprache, wie das Muster vielleicht in der Kindheit in der Familie entstanden sein
könnte, wie es im Erwachsenenleben weiter reproduziert wurde und wie es immer wieder zu
Problemen führte. Ein Lösungsmodell wird vorgestellt, konkrete Möglichkeiten, wie die Klientin ihre
Wünsche wahrnehmen, äußern und durchsetzen kann, werden schrittweise erarbeitet und vielleicht
im Rollenspiel mit der Therapeutin ausprobiert.
Wichtig ist die Umsetzung im Alltag. Die Erfahrungen mit dem Experiment werden besprochen, die
Strategien verworfen, verändert oder erweitert. In der Regel kommt es schnell zu neuen
Erfahrungen, was sowohl zu einer positiven Verstärkung des neuen Verhaltens führt als auch das
Selbstwertgefühl verbessert.
„Väter“ der Verhaltenstherapie:
•
Pawlow - „Klassische Konditionierung“
•
Watson – „Black Box“
•
Skinner – „Operantes Konditonieren“
•
Diesem rein behavioristischen Ansatz – „auf beobachtendes Verhalten bezogen“ – folgte ab
Mitte der 60er Jahre die kognitive Wende. Zunehmend werden Aspekte der inneren
Wahrnehmung, Gedanken und Kognition wichtig.
•
Ellis – „Rational-Emotive-Therapie“
•
Kanfer – „SORK-Schema / Verhaltensanalyse“
•
Wolpe – „Systematische Desensibilisierung“
•
Bandura – „Lernen am Modell“
•
Beck – „Kognitives Depressionsmodell“
Derartige innere Zustände, beispielsweise eine kognitive Grundeinstellung wie „Ich werde nur
akzeptiert, wenn ich viel leiste“ sind in der Kindheit erworben und für das spätere Leben prägend,
indem sie ständig unsere Wahrnehmung beeinflussen.
Aufgrund einer selektiven oder einseitigen Wahrnehmung werden die Grundeinstellung en dann
wieder bestätigt. Durch das Einüben von geänderten Wahrnehmungs- und Verhaltensmustern
können diese kognitiven Muster oder Schemata verändert werden.
Falsche kognitive Grundannahmen führen zu Fehlverhalten, das durch eine kognitive
Umstrukturierung bzw. Intervention geändert werden kann.
Diese Fortentwicklung der Verhaltenstherapie zeigt sich an dem SORK-Schema von Kanfer, das den
Grundstein jeder verhaltenstherapeutischen Psychotherapie darstellt.
In der Verhaltensanalyse wird das symptomatische Verhalten ( R ) im Zusammenhang mit
vorausgehenden ursächlichen Bedingungen ( S ) und nachfolgenden aufrechterhaltenden
Konsequenzen ( K ) dargestellt. Das symptomatische Verhalten selbst wird auf der kognitiven,
emotionalen, physiologischen und motorischen Ebene beschrieben.
Um das „Symptom“ zu verstehen, wird einerseits der Zusammenhang zwischen S und R in der
Lerngeschichte des Individuums verfolgt und präzisiert, andererseits werden die dem Symptom
folgenden Bedingungen analysiert und die Funktion des Symptoms im aktuellen Lebenskontext
aufgezeigt.
Beispiel Systematische Desensibilisierung / Reizkonfrontationstraining
Beispiel für eine Angst-Hierarchie einer Person mit
bei Angst vor Panikattacken und Angst vor dem Ersticken:
starkem
Vermeidungsverhalten
Angst
Beschreibung der Situation
40%
Kurze Strecken mit dem Auto fahren (mit Medikamenten)
50%
Einkauf in einem kleinen Laden (Medikamente dabei)
60%
Einkauf in einem großen Supermarkt (Medikamente dabei)
70%
Allein im Wald spazieren gehen (ohne Medikamente und
Handy)
80%
längere Strecken Autofahren (ohne Medikamente)
90%
größere Einkäufe ohne Medikamente
100%
geschlossene und dunkle Räume mit schlechter Luft ohne
Medikamente, aus denen Flucht schwierig oder peinlich
wäre (z.B. kleine Lokale mit vielen Menschen, Kinos,
Konzerte mit vielen Menschen)
Durchführung einer Systematischen Desensibilisierung in sensu (in der Vorstellung und/ oder
in vivo (real), beginnend mit der am wenigstens Angst verursachenden Situation mit vorherigem
Erlernen einer Entspannungsmethode.
S
Situatiive
Bedingungen,
Auslöser
O
organische
Variablen
R
- emotional
- physiologisch
- kognitiv
- motorisch
K
Konsequenzen
- kurzfristig
langfristig
Beispiel: SORK anhand einer Agoraphobie
Bei einer Patientin manifestiert sich das Problem als Panikattacke, die klassisch konditioniert ist
(respondent gelernt):
( respondentes Verhalten: Verhalten, das hauptsächlich durch vorhergehende
Ereignisse beeinflusst wird )
Als die Patientin ein Kind war, starb in ihrer Anwesenheit eine Bekannte an Herzinfarkt. Ausgelöst
wird die Angstattacke durch die körperliche Empfindung ihres Herzens, das schnell schlägt (S), auf
der emotionalen Ebene wird Angst artikuliert (R, emotional). Im kognitiven Bereich sind bedrohliche
Gedanken vorhanden, wie „Ich werde an Herzinfarkt sterben“ (R, kognitiv). Auf der motorischen
Ebene vermeidet sie das Haus zu verlassen (R, motorisch), aus Angst, im Falle eines Herzinfarktes
ohne Hilfe zu sein. Durch ihr Verhalten reduziert sie kurzfristig ihre Angst (K), wodurch das
agoraphobische Verhalten verstärkt wird (operantes Lernen).
Langfristig wird der Angstkreislauf aufrechterhalten: Durch den zunehmenden sozialen Rückzug der
Patientin gerät sie hinsichtlich ihrer Ängste in einen Circulus vitiosus.
Ziel der Verhaltenstherapie
Behandlung definierter Symptome unter Anwendung von lerntheoretischen bzw. kognitionspsychologischen Modellen, so dass ein beschwerde- und symptomfreies Leben wieder möglich ist.
In dem beschriebenen Beispiel wäre der Weg zum Ziel eine Reduktion des Vermeidungsverhaltens
und der Aufbau von angstspezifischen Bewältigungsmodellen.
Diese Bewältigungmöglichkeiten würden auf die verschiedenen „Verhaltensebenen“ abzielen,
z.B. auf kognitiver Ebene: Vermittlung eines psychophysiologischen Angstkreislaufmodelles,
Abbau (Entkatastrophisierung) der auf ihrer Körpersensation bezogenen Denkmuster. Auf
physiologischer Ebene könnte die Patientin beispielsweise ein Entspannungsverfahren einüben, um
mögliche Spannungszustände abzudämpfen.
Weg zum Ziel:
In den Verhaltens- und Kognitionstherapien wird ein sieben-phasiger Prozess angegeben, die der
Therapie eine Struktur gibt:
1. Schaffung und Aufbau eines therapeutischen Arbeitsbündnisses
2. Aufbau und Klärung der Motivation
3. Verhaltens- und Problemanalyse
4. Zielanalyse
5. Spezielle Techniken / Interventionen
6. Evaluation des bisherigen Prozessen
7. Optimierung und Generalisierung
Techniken
„Verhaltenstherapie“ kann als Sammelbezeichnung für eine Reihe von Techniken gesehen werden,
deren Gemeinsamkeit in ihrer lerntheoretischen Grundlage besteht.
Wichtigste Techniken:
Systematische Desensibilisierung (Wolpe)
Eingesetzt typischerweise bei phobischen Erkrankungen. Zunächst wird mit dem Patienten eine
Angsthierarchie aufgebaut, d.h. es soll deutlich werden, welche Situation wie stark angstauslösend
ist. In Verbindung mit einem Entspannungstraining (muss sicher beherrscht werden, sowohl mental
als auch körperlich) wird der Patient sukzessive den unterschiedlichen Angstsituationen ausgesetzt,
wobei man mit der beginnt, die am wenigsten Angst verursacht. (Einzelne Situationen auf
Karteikarten mit Skala zwischen 0 und 100 / 0 = es lässt mich ganz kalt, 100 = Ich kann daran gar nicht
denken, es ergreift mich Panik)
Grundprinzip dieser Technik ist die reziproke Hemmung von Angst durch Entspannung.
Reziproke Hemmung bezeichnet einen Vorgang, bei dem zwei, sich eigentlich ausschließende
Reaktionen zeitgleich ablaufen. Dabei hemmen sie sich gegenseitig und es kann sich letztlich nur die
stärkere durchsetzen. Angst und Entspannung können niemals gleichzeitig stattfinden. Ziel: Die
Entspannung
Kompetenztraining, Aufbau sozialer Kompetenz, Selbstbehauptungstraining
(assertives Training)
Man spricht auch von Selbstsicherheitstraining. Dabei werden soziale Kompetenzen eingeübt, wie
etwa der Umgang mit Ärger und Aggressionen, Kontaktaufnahme, Artikulation von eigenen
Bedürfnissen.
Menschen, die sich in sozialen Situationen – egal welcher Art – unsicher, ängstlich, angespannt oder
gehemmt fühlen, haben in der Regel eine sehr viel niedrigere Lebensqualität, weil sie sich an vielen
gesellschaftlichen Ereignissen nicht beteiligen oder gar sozial völlig isoliert leben. Dieser Zustand
kann so beeinträchtigend sein, dass er die Qualität einer Krankheit bekommt. Betroffene nehmen z.
B. nicht an Fortbildungen teil, gehen nicht auf Feste und vermeiden Gespräche mit Verkäuferinnen.
Im Laufe der Zeit werden immer mehr Lebensbereiche betroffen und die Angst erscheint immer
unüberwindbarer.
Ein Training zum Aufbau von sozialen Kompetenzen, entweder in der Einzeltherapie oder auch in
einer Therapiegruppe, kann Abhilfe schaffen. Eine genaue Analyse des Problemverhaltens stellt auch
hier wieder den ersten Schritt dar. Die Frage, wie und wann die soziale Angst entstanden sein
könnte, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Je nachdem werden unterschiedliche Methoden zum
Einsatz kommen.
Vielleicht ist auch eine Traumabearbeitung erforderlich, weil eine sehr einschneidende und
bedrohliche Situation die Ängste ausgelöst hat. Genauso können viele banale negative Erfahrungen
in großer Angst vor Kontakten kumulieren. In jedem Fall müssen die kognitiven Pläne, die
Denkmuster, die hinter der sozialen Unsicherheit stehen, wie z.B. die Angst, Fehler zu machen oder
vor anderen schlecht da zu stehen, herausgearbeitet und durch alternative Modelle ersetzt werden.
Soziale Kompetenzprobleme müssen aber nicht zwangsläufig etwas mit Ängsten zu tun haben. Auch
ein sehr dominantes Verhalten, das andere Menschen abschreckt, deutet auf einen Mangel an
sozialen Kompetenzen hin. Bei aggressiven Verhaltensmustern, Neigung zu Gewalttätigkeiten oder
Ausbeutung anderer Menschen spielt neben vielen anderen Aspekten ebenfalls fehlende soziale
Kompetenz eine große Rolle.
In der Regel definieren sich die konkreten Ziele eines sozialen Kompetenztrainings durch den Wunsch
der Klienten, wie sie sich in ihrem sozialen Umfeld bewegen möchten. Danach werden Schritte zur
Zielerreichung anhand ganz konkreter Situationen festgelegt.
Vielleicht wird das gewünschte Verhaltensmuster in der Fantasie durchgegangen, die auftretenden
Gedanken und Gefühle werden besprochen. Es kann hilfreich sein, die Problemsituation mit Lösung
als Rollenspiel in der Therapiesitzung zu inszenieren. Je nach Bedarf wird das Verhaltensexperiment
im konkreten Alltag vorbereitet. Zum Schluss kommt der Tag X, an dem z. B. die Klientin von der
Nachbarin ihren Wohnungsschlüssel zurückfordert, den diese nach dem Urlaub nicht zurückgegeben
hat. Oder die Klientin nimmt endlich an dem Fortbildungsseminar teil, das für ihr berufliches
Fortkommen wichtig ist.
Soziale Kompetenz hat etwas mit Abgrenzung, Durchsetzung und Kommunikation zu tun. Die
einzelnen Verfahren bieten oft unterschiedliche Ansatzpunkte für sich überschneidende
Problemlagen.
Bio-feed-back-Verfahren
In Bio-feed-back-Verfahren versucht man, einen gegenseitigen Einfluss von Verhaltens- und
Kommunikationsmustern sowie vegetativ-autonomen Reizen zu erreichen. Die Rückkopplungsefffekte werden über EMG, Termperatur, Hautleitfähigkeit usw. hergestellt. Beispielsweise werden
Rückmeldungen über einen Verspannung im EMG gemessen und durch einen Signalton
wahrgenommen.
Körpereigene innerliche Regulationsvorgänge sind dem Bewusstsein häufig nicht direkt zugänglich,
so dass bei Imbalancen auch nicht bewusst auf den Regelkreis eingewirkt werden kann. Biofeedback
dient dazu, mittels physiologischer Messungen eine Körperfunktion (wie zum Beispiel Puls,
Hautleitwert oder Hirnströme) dem Bewusstsein zugänglich zu machen. Dies geschieht im
allgemeinen durch Töne (Lautstärke, Tonhöhe oder Klangfarbe) oder Visualisierungen (z. B. Zeiger
oder Balkengraphiken). Der Patient versucht durch diese Rückkopplung eine Verbesserung der
Regulation durch operante Kontrolle zu erzielen.
Die Elektromyografie (oder -graphie) (EMG) ist eine elektrophysiologische Methode in der
neurologischen Diagnostik, bei der die elektrische Muskel-Aktivität gemessen wird.
Mit Hilfe von konzentrischen Nadelelektroden lassen sich die Potentialschwankungen einzelner
motorischer Einheiten ableiten. Mit Spezialnadeln lassen sich auch einzelne Muskelfasern erfassen
(Einzelfasermyografie). Auch Messungen der Potentialänderungen auf der Haut mit
Oberflächenelektroden sind möglich, jedoch wesentlich unpräziser, da diese Technik das SummenAktionspotential eines ganzen Muskels oder sogar mehrerer Muskeln misst.
Reizüberflutung
Durch ein Überangebot angstauslösender Reizsituationen sollen Ängste abgebaut werden. Dies kann
entweder durch „Flooding“ (Überfluten) in einer realen Situation oder durch „Implosion“, d.h. in der
Vorstellung des Patienten geschehen.
•
Technik: Die angstauslösende Situation wird bewusst, über einen längeren Zeitraum und in
vollem Ausmaß herbeigeführt. Die Technik wird unter intensiver Betreuung durch einen
erfahrenen
Therapeuten
und
nur
bei
stabilen
Patienten
durchgeführt.
•
Indikation (Bsp.): Klaustrophobie, Agoraphobie, Höhenangst
Token-Programme
Durch
systematische
Anwendung
von
Leistungsverstärkern
(Belohnungen)
können
Verhaltensmodifikationen erreicht werden. Beispielsweise wird bei der Therapie chronisch
schizophrener Patienten versucht, bestimmte Tätigkeiten (z.B. Waschen, Abspülen) über Anreize (z.B.
Stationsausgang) selektiv zu verstärken und damit eine bessere Rehabilitierung zu erreichen.
(Stempel in der Schule, etc.)
Belohnungen sind ein gutes Beispiel für operantes (instrumentelles) Konditionieren. Erwünschte
Verhaltensweisen werden durch wiederholte Belohnungen verstärkt. Erfahrungsgemäß ist diese
Therapieform erfolgreicher, wenn unregelmäßig Belohnungen eingesetzt werden.
Unerwünschte Verhaltensweisen werden durch ausbleibende Belohnungen oder Bestrafungen
gelöscht.
Dabei können auch einzelne Verhaltensfaktoren herausgearbeitet (Shaping) oder komplexe
Verhaltenssequenzen erlernt werden (Approximation).
Lernen am Modell
Verhaltensweisen werden nicht nur durch aktives Einüben, sondern auch durch Imitation erlernt.
Hier spielen der reale Beobachtungseffekt (im Gegensatz zum Film) sowie ein günstiger Kontext in
Verbindung mit einem unterstützenden und anleitenden Lernen eine entscheidende Rolle.
Verdeckte Konditionierung
In der Vorstellung des Patienten wird ein selektives Verhaltensrepertoire mit all seinen negativen
und positiven sozialen Konsequenzen durchdacht. Man spricht auch von verdeckter Konditionierung,
weil das Verhalten nicht aktiv real eingeübt, sondern in Gedanken und Phantasien gelebt wird und
dabei verändert werden kann.
Kognitive Umstrukturierung
Im Mittelpunkt steht nicht mehr, wie in der klassischen Verhaltenstherapie, der objektive
Gegenstand, sondern dessen individuelle Vorstellung und Wahrnehmung. Durch Polarisierung,
Übertreibung, selektives Hervorheben und Verallgemeinern kommt es zu einer verzerrten
Wahrnehmung bzw. unangemessenen Verhaltensreaktion. Mit Hilfe von Beobachtung, kognitiver
Änderung der Einstellung und Einüben lassen sich Verhaltensmodifikationen erreichen.
Gedankenstopp
Wird eingesetzt bei Grübeln und Gedankenkreisen. Der Patient wird aufgefordert, seine Augen zu
schließen und sich innerlich den Gedanken vorzusprechen, woraufhin der Therapeut sehr laut
„stopp“ ruft. Dieses „stopp“ sollte für den Patienten unerwartet kommen und zu einer
Schreckreaktion führen. Der Therapeut fragt dann den Patienten, was sich ereignet hat.
Üblicherweise berichtet der Patient, dass er den Gedanken nicht mehr weiterdenken konnte, als der
Therapeut „stopp“ rief. Der Therapeut erklärt dem Patienten danach, dass dieses Verfahren darauf
abzielt, den unterwünschten Gedanken oder Gedankenfluss zu unterbrechen. Dasselbe Vorgehen
wird dann nochmals wiederholt. Als nächster Schritt wird der Patient dazu aufgefordert, den
unerwünschten Gedanken nur in der Vorstellung zu wiederholen und den Finger zu heben, während
er den Gedanken denkt. Im selben Moment ruft der Therapeut erneut „stopp“. Die „Prozedur“ kann
mehrfach wiederholt werden. Der Patient wird dann darüber informiert, dass Gedankenstopp eine
Technik ist, die er selbst durchführen kann, so dass sie ihm stets zur Verfügung steht, wenn er einen
unliebsamen Gedanken oder Gedankenfluss unterbrechen will. Mit dem Patienten wird dann
mehrfach geübt, selbst laut „stopp“ zu rufen, während er versucht, sich den unerwünschten
Gedanken vorzustellen. Als letzter Schritt wird der Patient aufgefordert, sich vorzustellen, dass er
laut „stopp“ rufe, während im der unerwünschte Gedanke durch den Kopf geht. Dieser Schritt sollte
mehrmals wiederholt werden, wobei der Therapeut den Patienten immer wieder nach seinen
Erfahrungen befragt.
Extinsion (Löschung)
Unter Löschung versteht man beim operanten Lernparadigma das Ausbleiben der positiven
Konsequenzen auf ein bestimmtes, durch die positiven Konsequenzen kontrolliertes Verhalten. Die
Verhaltensrate sinkt. Die Intervention setzt also bei den Verhaltenskonsequenzen an und zeilt auf
den Verhaltensabbau. Löschung allein ist unmittelbar nicht so wirkungsvoll wie direkte Bestrafung,
denn beim Einsetzen der Löschungsprozedur erhöht sich zuerst einmal die Verhaltensrate, weil das
Individuum versucht, die ausbleibende Verstärkung doch noch zu erhalten. Erst nach einiger Zeit und
nur bei konsequentem Löschen sinkt die Verhaltensrate. Das Ausbleiben bisheriger positiver
Konsequenzen ist emotional belastend und wird als Strafe erlebt.
Extinktion als Form der Löschung beim klassischen Konditionieren findet bei systematischer
Desensibilisierung statt. Durch fehlende Verstärkung bzw. durch Entzug von Bestätigungen und
Akzeptanz oder auch Nichtbeachten werden Verhaltensänderungen erreicht.
Beispiel:
Ein 2-jähriger Junge war 18 Monate lang krank gewesen und hatte ständig die Aufmerksamkeit und
Fürsorge der Eltern bedurft. Auf die Beendigung und Entwöhnung von dieser Fürsorge reagierte das
Kind mit Wutanfällen und anhaltendem Schreien, vor allem abends, so dass die Eltern mit erneuter
Zuwendung reagierten. Der Behandlungsplan sah folgendermaßen aus: Die Eltern sollten das Kind
abends konsequent aber freundlich und mit gewohntem Ritual ins Bett bringen. Nach dem Verlassen
des Zimmers durften sie keinerlei Reaktionen auf das Toben, Weinen und Schreien des Kindes mehr
zeigen. Diese Abmachung wurde trotz starker Belastung des Kindes und der Eltern konsequent
eingehalten. Das Fehlverhalten sank ab und war innerhalb einer Woche fast vollkommen gelöscht.
Eine Verwandte, die zu Besuch kam, verstärkte das Fehlverhalten wieder, wodurch die Verhaltensrate
erneut anstieg. Durch erneute Instruktion wurde dies jedoch wieder gelöscht.
Aversionstherapie
Ein unangenehmer Reiz wird direkt an ein unerwünschtes Verhalten gekoppelt. Diese Therapie ist
häufig umstritten und gilt als ein Verfahren der zweiten Wahl.
(z.B. Alkoholismus, oder bei z.T. lebensbedrohlichen, selbstverletzenden Verhalten. Dazu zählen
Haare ausreißen, willentliches Erbrechen oder Kopfschlagen)
Genusstraining (Anlehnung
Verhaltenstherapie
an
die
Achtsamkeitsbasierte Therapie)
Synonym:
Euthyme
Unter euthymen Erleben und Verhalten ist dem Wortsinn entsprechend das zu verstehen, was uns
(genauer unserer Seele) gut tut. Mit einer euthymen Behandlungsstrategie wird vornehmlich ein
Verhaltensrepertoire aufgebaut, das mit positivem Erleben verbunden ist.
Euthymes Erleben und Handeln wird gefördert durch:
•
Aufmerksamkeitsfokussierung auf positive Gegebenheiten (Reize),
Emotionen, Ausblenden störender Gedanken oder Gefühle
Induktion positiver
•
Einüben basaler Verhaltensweisen im Umgang mit positiven Stimulantien,
Differenzierungstraining der Sinnesfunktionen, stufenweiser Aufbau des komplexen
Verhaltensmusters „genießen“
•
Vermittlung hedonistischer, Genuss bejahender (Lebens-) Regeln
Indikationen der Verhaltenstherapie
Entgegen der Auffassung, wonach Verhaltenstherapie vor allem bei einfacheren Störungen indiziert
ist – „je monosymptomatischer, desto eher Verhaltenstherapie“ -, gibt es für Verhaltenstherapie
keine Einschränkung mehr bezüglich ihrer Indikation. Jedes menschliche Verhalten ist grundsätzlich
lerntheoretisch beschreibbar und erklärbar, d.h. es kann im Zusammenhang mit lerntheoretischen
Gesetzmäßigkeiten verstanden werden. Entscheidend für die Planung und Durchführung der
Therapie ist die Darstellung des Problemverhaltens im Zusammenhang mit respondenten und
operanten Bedingungen, aus dieser Verhaltensanalyse werden die therapeutischen Interventionen
eingesetzt.
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Agoraphobie und Panikerkrankung
Soziale Ängste
Generalisierte Angststörung
Zwangsstörungen
Posttraumatische Belastungsstörungen
Depressionen
Schizophrenie
Persönlichkeitsstörungen
Somatoforme Störungen
Schlafstörungen
Schmerzerkrankungen
Alkoholismus
Anorexie und Bulimie
Sexuelle Funktionsstörungen
Entwicklungsstörungen und Intelligenzminderungen
Chronische Krankheiten im Kindesalter
Hyperkinetische Störungen
Störungen des kindlichen Sozialverhaltens
Entspannungsverfahren die in der VT eingesetzt werden:
Autogenes Training
Beim autogenen Training nach Schulz handelt es sich um eine autosuggestive Entspannungsmethode
mit einer verstärkten Konzentration auf den eigenen Körper. Durch Wiederholung von rationalverbalen Übungen bzw. Formeln wird ein hypnoider Zustand erreicht (Ruhe, Schwere, Wärme, Herzund Atemübung, Bauch, Stirn)
Es ist indiziert bei psychovegetativen und psychosomatischen Störungen, chronischen Schmerzen,
Verspannungszuständen und Erschöpfungen.
Als Kontraindikation gelten: Psychosen, Oligophrenien, schwere leibnahe Depressionen und
hysterieforme Störungen.
Progressive Muskelentspannung
Bei der progressiven Relaxation nach E. Jacobsen wird durch eine muskuläre Entspannung auch eine
psychische Entspannung und Lockerung, sowie eine Reduktion von Ängsten erreicht. Die
Grundüberlegung ist, dass ein muskulär entspannter Mensch nicht gleichzeitig nervös und überreizt
sein kann.
Die Methode arbeitet mit einem ständigen Wechsel von Anspannung und Entspannung einzelner
Muskelgruppen. Die Veränderung selbst sowie begleitende Veränderungen am Körper (Wärme,
Schwere, Ruhe) sollen wahrgenommen werden.
Auch hier stellen Psychosen und Oligophrenien Kontraindikationen dar.
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