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Biooekonomie.de - Studien & Statistiken - Proteintransport durcheinander gebracht: Krebs-Protein entschärft
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Proteintransport durcheinander gebracht: Krebs-Protein entschärft.......................................................1
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Proteintransport durcheinander gebracht:
Krebs-Protein entschärft
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Aufnahme der räumlichen Verteilung des Krebsprotein Ras (blau fluoreszierend), das in der
Zellmembran (Rand) und im Golgi-Apparat (Zentrum) gehäuft vorkommt. Die Fotomontage zeigt,
wie das Verteilungsmuster von Ras im Gleichgewicht gehalten wird. Quelle: Philippe Bastiaens/MPI
Dortmund
18.05.2010 Forscher vom Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund haben einen einfachen
Mechanismus entdeckt, mit dem eine Zelle Proteine in die Zellhüllmembran verschiebt, gleichzeitig
aber dafür sorgt, dass fehlgeleitete Blindgänger in der Zelle abgebaut werden. Wie die Forscher im
Fachjournal Cell (2010, Vol. 141, Nr. 3, S. 458-471)Â und in Nature Chemical Biology (2010, Vol. 6, S.
449-456) berichten, werden Eiweià e mit einem Fettsäure-Anker von einem Verteilerzentrum gezielt
zur Zellmembran hin befördert. Versehentlich fehlgeleitete Proteine, die in anderen Membranen von
Zellorganellen landen, werden hingegen von einem Enzym funktionsuntüchtig gemacht. So fanden
die Forscher auch einen neuen Weg, mit dem sich das entartete Protein Ras in Krebszellen hemmen
lässt. Und zwar viel schonender als durch bisherige Krebsmittel.
Die Dortmunder Forscher um Philippe Bastiaens verwendeten modernste Mikroskopierverfahren und
maà geschneiderte molekulare Sonden, um dem Transport von Eiweià en in der lebenden Zelle in
Echtzeit auf die Spur zu kommen. Im Visier hatte die Zellbiologen vor allem Proteine mit einem
Fettsäureanker. Viele Eiweià e, die eine solche chemische Markierung , eine Palmitoylierung, tragen,
werden dank dieses â Adressaufklebersâ von der intrazellulären Logistik hin zur Zellmembran
transportiert und dort verankert. Ausgangspunkt für den Proteintransport ist in diesem Fall eine Zellstruktur
namens Golgi-Apparat, der wie ein Rangierbahnhof arbeitet. Das Problem: der Transportstrom der Proteine
mit Fettsäureanker verläuft in der Zelle nicht ohne Verluste. Denn es wimmelt in der Zelle ebenso von
Membranen, schlieà lich sind alle Organellen damit umhüllt. Prinzipiell werden auch in diese Membranen
die palmitolyierten Proteine eingebaut.
Enzyme entfernen wahllos alle Fettsäureanker
Doch die Forscher um Baestians konnten nun zeigen, wie die Zellen die â Leckageâ in den Griff
bekommen: Offenbar passiert das Ankoppeln des Fettsäureankers im Golgi-Apparat, von dort erreichen die
palymitoylierten Proteine eingebunden in bläschenartige Vesikel die Zellmembran. Damit sich die Proteine
nicht in anderen Membranen anreichern, entfernen spezielle Enzyme (Acylproteinthioesterasen) den
Fettsäureanker wahllos von allen damit ausgestatteten Proteinen. Die Proteine schwimmen dann so lange
frei durch die Zelle, bis sie wieder in den Transportmechanismus des Golgi-Apparats eingeschleust werden.
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So stellt die Zelle sicher, dass fehlgeleitete Proteine kontinuierlich und schnell wieder ins Transportnetz
eingespeist werden und an ihren korrekten Bestimmungsort verfrachtet werden.
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Einfaches, selbstorganisierendes System
Aber woher weià die Zelle, welche Proteinen überhaupt den Adressaufkleber für die Zellmembran
erhalten sollen? Den Max-Planck-Forschern zufolge kann jedes Protein einen Fettsäureanker bekommen,
wenn die Aminosäure Cystein leicht zugänglich an der Oberfläche des Proteins liegt. Es wird dann
automatisch zu Zellmembran befördert. Für diese Transportvorgänge sind also keine Rezeptoren und
komplizierte Regulationsmechanismen nötig, die spezifisch an das zu transportierende Protein andocken
müssten.
Nach Ansicht der Forscher ist dies ein faszinierendes Beispiel für ein selbstorganisierendes System, in dem
komplizierte Vorgänge durch ganz einfache physikalische und chemische Regeln gesteuert werden
können.
Ein neuer Wirkstoff entschärft Krebsprotein Ras
Die Dortmunder Forscher gingen aber noch einen Schritt weiter und schufen die Grundlagen für eine
mögliche Anwendung ihrer Erkenntnisse in der Krebsmedizin. Ein prominenter Vertreter für Proteine mit
Fettsäureanker ist nämlich das Ras-Protein. Mutationen im ras-Gen finden sich in vielen Tumoren. Es ist
allerdings nur funktionstüchtig, wenn es in der Zellmembran verankert ist und nicht in andere Membranen
gelangt. Die Wissenschaftler entwickelten nun einen bestimmten Hemmstoff namens Palmostatin B. Dieser
blockiert das Enzym, das in der Zelle für das Abspalten der Fettsäureanker sorgt.
Hintergrund
Sie wollen mehr über die Arbeitsgruppe von Philippe Bastiaens am Max-Planck-Institut für molekulare
Physiologie erfahren? Dann schauen Sie auf seiner Webseite vorbei.
Mehr Informationen: hier klickenÂ
Wenn man den Hemmstoff also einsetzt, gelangt das palmitoylierte Ras auch in die Membranen der
verschiedenen Zellorganellen. Dadurch wird die Verteilung das Krebs-Proteins in der Zelle quasi verdünnt.
â Dies war ein völlig neuer Ansatz, den die Pharmaforschung nie weiter verfolgt hat. Wir haben nicht den
gerichteten Transport aus dem Golgiapparat gehemmt, sondern die wahllose Verteilung in der Zelle
gefördertâ , erläutert Herbert Waldemann, der die Abteilung Chemische Biologie am Dortmunder
Max-Planck-Institut leitet. Der interessante Effekt: Diese Behandlung unterdrückt nur die unheilvolle
Wirkung des mutierten Ras-Proteins und schädigt keine gesunden Zellen. Die Forscher hoffen, das
ras-abhängige Tumoren auf diese Weise einmal wesentlich schonender behandelt werden können, als
gängige Chemotherapeutika es tun.
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