ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS 1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS Humatin- Pulvis 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG 1 Flasche enthält 1,428 g Paromomycinsulfat, entsprechend 1,0 g Paromomycin-Base. Sonstige Bestandteile: keine. 3. DARREICHUNGSFORM Pulver zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen Weißes bis gelbliches Pulver zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen, das nach Auflösen eine klare, farblose Lösung ergibt. 4. KLINISCHE ANGABEN 4.1 Anwendungsgebiete Therapie und Prophylaxe der portosystemischen Encephalopathie bei Erwachsenen Präoperative Reduktion der Darmflora bei Erwachsenen Therapie des nichtinvasiven Amöbenbefalls des Darmlumens Die offiziellen Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von Antibiotika sind zu beachten. 4.2 Dosierung und Art der Anwendung Humatin-Pulvis wird vorzugsweise nach dem Essen entweder direkt oral oder via Magen- oder Duodenalsonde verabreicht. Für die individuelle Dosierung stehen Humatin-Kapseln und Humatin-Pulvis zur Verfügung. Die Tagesdosis wird - soweit nicht für spezielle Indikationen anders empfohlen - auf 3 bis 4 Einzeldosen verteilt in 6- bis 8-stündigen Intervallen gegeben. Wie bei jeder Antibiotika-Anwendung muss auch bei Humatin die Dosierung der Schwere der Infektion bzw. dem angestrebten Behandlungsziel angepasst werden. Allgemeine Dosierungsempfehlungen, die immer auf Paromomycin-Base bezogen sind: Prophylaxe der portosystemischen Encephalopathie bei Erwachsenen Je nach Ausprägung der Symptomatik erhalten Erwachsene eine Tagesdosis von 1.000 bis 2.000 mg. Wenn zur Prophylaxe der portosystemischen Encephalopathie Lactulose gegeben wird und trotzdem eine enzephalopathische Symptomatik auftritt, sollte schon möglichst frühzeitig entweder auf Humatin umgestellt oder Humatin zusätzlich gegeben werden. Therapie der portosystemischen Encephalopathie (z. B. Praecoma und Coma hepaticum) bei Erwachsenen Je nach Schwere des Krankheitsbildes erhalten Erwachsene eine Tagesdosis von 35 bis 75 mg/kg Körpergewicht. In Ausnahmefällen kann die Tagesdosis bei intakter Nierenfunktion auf 3.000 mg erhöht werden. Therapiedauer: 2 – 6 Tage bzw. bis zum Abklingen der Symptomatik. 1 Bei bewusstseinsgetrübten Patienten kann die benötigte Dosis via Magensonde gegeben werden; hierzu wird am besten Humatin-Pulvis verwendet. Wenn bei Praecoma oder Coma hepaticum auf Lactulose-Behandlung übergegangen wird, ist daran zu denken, dass die Umstimmung des intestinalen Milieus durch Lactulose einige Zeit in Anspruch nimmt. Es wird daher empfohlen, auf jeden Fall zunächst noch etwa eine Woche Humatin weiter zu geben. Präoperative Reduktion der Darmflora bei Erwachsenen Während der letzten 2 präoperativen Tage täglich 4.000 mg Paromomycin (= 4 Flaschen Humatin-Pulvis). Bei orthograder Darmspülung sollen 8.000 bis 10.000 mg etwa eine Stunde nach Beendigung der Spülung und ca. 12 Stunden vor dem geplanten Eingriff verabreicht werden. Therapie des nichtinvasiven Amöbenbefalls des Darmlumens Erwachsene erhalten eine Tagesdosis von 15 bis 25 (bis 100) mg/kg Körpergewicht über mindestens 5 Tage oder entsprechend erhöhte Tagesdosen bei kürzerer Behandlungszeit. Säuglinge, Kinder und Jugendliche im Alter von 1 Monat bis 18 Jahre erhalten eine Tagesdosis von 25 bis 35 mg/kg Körpergewicht über mindestens 5 Tage (auf 3 Einzeldosen verteilt). Tabelle zur Orientierung über die Gesamttagesdosis von Paromomycin in Abhängigkeit von Körpergewicht (KG) und Tagesdosis / kg KG __________________________________________________________________________ KörperTagesdosis in mg bei gewicht 15 25 35 45 55 65 75 100 in kg mg / kg KG __________________________________________________________________________ 10 150 250 350 450 550 650 750 1000 15 225 375 525 675 825 975 1125 1500 20 300 500 700 900 1100 1300 1500 2000 25 375 625 875 1125 1375 1625 1875 2500 30 450 750 1050 1350 1650 1950 2250 3000 35 525 875 1225 1575 1925 2275 2625 3500 40 600 1000 1400 1800 2200 2600 3000 4000 45 675 1125 1575 2025 2475 2925 3375 4500 50 750 1250 1750 2250 2750 3250 3750 5000 55 825 1375 1925 2475 3025 3575 4125 5500 60 900 1500 2100 2700 3300 3900 4500 6000 65 975 1625 2275 2925 3575 4225 4875 6500 70 1050 1750 2450 3150 3850 4550 5250 7000 75 1125 1875 2625 3375 4125 4875 5625 7500 80 1200 2000 2800 3600 4400 5200 6000 8000 85 1275 2125 2975 3825 4675 5525 6375 8500 90 1350 2250 3150 4050 4950 5850 6750 9000 __________________________________________________________________________ Besondere Patientengruppen Eine Dosisanpassung bei Leberinsuffizienz ist in der Regel nicht erforderlich. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder Ulzerationen im Magen-Darm-Trakt sowie bei Langzeittherapie (z.B. als Prophylaktikum bei portosystemischer Encephalopathie) wird bei gleichbleibender Initialdosis gegebenenfalls eine Reduktion der Erhaltungsdosis empfohlen. Paromomycin darf bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in den Anwendungsgebieten „Therapie und Prophylaxe der portosystemischen Enzephalopathie“ und „Präoperative Reduktion der Darmflora“ nicht angewendet werden, da keine Daten vorliegen. 2 4.3 Gegenanzeigen Paromomycin darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. Eine mögliche Parallelallergie mit anderen Aminoglykosiden ist zu beachten. bei Früh- und Neugeborenen (unter 1 Monat) aufgrund unreifer Nierenfunktion (siehe Abschnitt 5.2). bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in den Indikationen „Therapie und Prophylaxe der portosystemischen Encephalopathie“ sowie „Präoperative Reduktion der Darmflora“, weil keine Daten vorliegen. bei Patienten mit Myasthenia gravis, Darmverschluss, Obstipation und Malabsorptionssyndrom. bei Patienten mit einer Vorschädigung des Vestibular- oder Cochlearorgans. in der Schwangerschaft und Stillzeit. Wegen der potenziellen Gefahr oto- und nephrotoxischer Nebenwirkungen darf Paromomycin nicht parenteral verabreicht werden. 4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Bei Typhus oder anderen systemischen Salmonelleninfektionen ist Humatin nicht indiziert, da es praktisch nicht aus dem Darm resorbiert wird. Bei extraintestinaler Amöbiasis soll das Präparat aus dem gleichen Grund nicht gegeben werden. Obwohl Paromomycin praktisch nicht resorbiert wird, sollte Humatin bei Patienten mit Niereninsuffizienz mit Vorsicht angewendet werden. Bei Patienten mit Ulzerationen im Magen-Darm-Trakt, ausgedehnten entzündlich blutenden Läsionen der Darmschleimhaut (wegen geringer systemischer Resorption von Paromomycin) sowie bei Langzeittherapie (z.B. als Prophylaktikum bei portosystemischer Encephalopathie) sollte Paromomycin mit Vorsicht angewendet werden. Es werden regelmäßige Kontrollen der Hörfunktion und der Nierenfunktion empfohlen, da ein oto- bzw. nephrotoxischer Effekt nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann. Gegebenenfalls ist das Präparat abzusetzen. Das Auftreten einer urtikariellen Sofortreaktion bzw. schwerer, akuter Hypersensitivitätsreaktionen (z. B. Anaphylaxie) deutet auf eine echte Allergie gegen Paromomycin hin und zwingt zum Abbruch der Behandlung. Bei schweren und anhaltenden Durchfällen ist an eine antibiotikabedingte pseudomembranöse Colitis zu denken, die lebensbedrohlich sein kann. Deshalb ist in diesen Fällen Humatin sofort abzusetzen und eine entsprechende Therapie einzuleiten (z.B. Vancomycin oral). Peristaltikhemmende Präparate sind kontraindiziert. Bei langfristiger oder wiederholter Anwendung werden regelmäßige bakteriologische Kontrollen empfohlen, da es zu Superinfektionen (Überwuchern) mit (von) resistenten Keimen und Sprosspilzen kommen kann. 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen Aufgrund seiner minimalen gastrointestinalen Resorption bei oraler Anwendung besitzt Paromomycin ein geringes Potenzial für systemische Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln. Theoretisch können die gleichen Wechselwirkungen auftreten wie bei systemisch verabreichten Aminoglykosiden. Bei gleichzeitiger Anwendung von Muskelrelaxanzien vom nicht depolarisierenden Typ kann die neuromuskuläre Blockade vertieft und verlängert sein. 3 Bei Patienten, die gleichzeitig oder anschließend mit potenziell oto- oder nephrotoxischen Arzneimitteln (wie z.B. Amphotericin B, Colistin, Ciclosporin, Cisplatin, Vancomycin, Schleifendiuretika wie Etacrynsäure und Furosemid) behandelt werden, ist Vorsicht geboten, um additive Wirkungen zu vermeiden. Die gastrointestinale Resorption von Digoxin (inkl. Derivate) kann in Gegenwart von Paromomycinsulfat gestört sein. Vorsicht ist geboten, wenn diese beiden Substanzen gleichzeitig verabreicht werden. Die antimikrobielle Wirksamkeit von Phenoxymethylpenicillin (Penicillin V) kann bei unmittelbar vorausgegangener oder andauernder Darmsterilisation mit Paromomycin beeinträchtigt sein. Es wurden um die Hälfte verminderte Plasmakonzentrationen des Penicillins gefunden. Während oder nach einer Darmsterilisation mit Aminoglykosiden empfiehlt es sich, Penicilline parenteral zu geben. Der Effekt einer erhöhten Dosis von Phenoxymethylpenicillin wurde nicht untersucht. Zwischen Paromomycin und Kanamycin bzw. Paromomycin und Neomycin besteht eine vollständige Kreuzresistenz der Erreger, und zwischen Paromomycin und Streptomycin besteht eine partielle Kreuzresistenz der Erreger. 4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit Dieses Arzneimittel darf während der Schwangerschaft oder bei vermuteter Schwangerschaft nicht angewendet werden. Obwohl Reproduktionsstudien zur Toxizität kein spezifisches Risiko gezeigt haben, kann ein embryotoxisches/teratogenes Risiko im 1. Trimenon und ein fetotoxisches Risiko im 2. und 3. Trimenon nicht ausgeschlossen werden. Während der gesamten Schwangerschaft sind toxische Schäden am Gehör möglich. Da der Übergang in die Muttermilch ungeklärt ist, muss während der Behandlung mit Paromomycin auf das Stillen verzichtet werden. Es ist abzustillen bzw. die Milch zu verwerfen. 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen Humatin hat geringen oder mäßigen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. 4.8 Nebenwirkungen Die am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen sind breiige Stuhlentleerung und Durchfall. Ferner wurden für Paromomycin als schwerwiegende Nebenwirkungen Überempfindlichkeitsreaktionen und Antibiotika-assoziierte pseudomembranöse Colitis berichtet. Die Nebenwirkungen sind nach Organsystemen und entsprechend ihrer Häufigkeiten in folgenden Kategorien eingeteilt: Sehr häufig: (≥1/10) Häufig: (≥1/100 , <1/10) Gelegentlich: (≥1/1.000, <1/100) Selten: (≥1/10.000, < 1/1.000) Sehr selten: (<1/10.000) Nicht bekannt: Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems Sehr selten: Eosinophilie Erkrankungen des Immunsystems Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen, wie z. B. Urtikaria Nicht bekannt: Schwere, akute Überempfindlichkeitsreaktionen, wie z. B. Anaphylaxie Erkrankungen des Nervensystems Sehr selten: Kopfschmerzen, Schwindelgefühl 4 Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts Häufig: Breiige Stuhlentleerungen, Durchfälle. Gelegentlich: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Bauchschmerzen, Magenkrämpfe Selten: Malabsorptionssyndrom Sehr selten: Pankreatitis, pseudomembranöse Colitis Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Selten: Allergische Hautreaktionen, z.B. Hautausschlag und Juckreiz, urtikarielle Sofortreaktion Erkrankungen der Nieren und Harnwege Nicht bekannt: Ungeklärte Hämaturie Auf Basis der vorliegenden Daten ist bei Kindern und Jugendlichen das gleiche Nebenwirkungsprofil zu erwarten wie bei Erwachsenen. Bei Auftreten von seltenen Überempfindlichkeitsreaktionen, wie z. B. Urtikaria und schweren, akuten Überempfindlichkeitsreaktionen, wie z. B. Anaphylaxie, muss die Behandlung mit Paromomycin sofort abgebrochen werden und die entsprechenden Notfallmaßnahmen ( z. B. Verabreichung von Antihistaminika, Kortikosteroiden, Sympathomimetika und gegebenenfalls Beatmung) müssen eingeleitet werden. Nebenwirkungen von Antibiotika (Klasseneffekt): Beim Auftreten von schweren, lang anhaltenden Durchfällen während oder nach der Behandlung mit Paromomycin kann dies auf eine Antibiotikaassoziierte pseudomembranöse Colitis hindeuten, die sofort behandelt werden muss. Wenn eine pseudomembranöse Colitis diagnostiziert wird, ist ein Abbruch der Behandlung mit Humatin Pulvis zu erwägen und eine geeignete Behandlung einzuleiten (Anwendung von speziellen Antibiotika/Chemotherapeutika mit erwiesener klinischer Wirksamkeit). Peristaltikhemmende Arzneimittel sind kontraindiziert. Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das nationale Meldesystem anzuzeigen: Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen Traisengasse 5 1200 WIEN Österreich Fax: + 43 (0) 50 555 36207 Website: http://www.basg.gv.at/ 4.9 Überdosierung Da Paromomycin bei intakter Schleimhaut des Magen-Darm-Traktes kaum in den Blutkreislauf resorbiert wird, sind Vergiftungsfälle nicht zu erwarten (siehe jedoch Abschnitt 4.3 bezüglich einer möglichen Ototoxizität). 5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakotherapeutische Gruppe: Aminoglykosid-Antibiotika, ATC-Code: A07AA06 5 Paromomycin ist ein bakterizid wirksames Aminoglykosid-Antibiotikum zur enteralen Anwendung mit einem breiten Wirkungsspektrum. Wirkmechanismus Wie andere Aminoglykoside wirkt Paromomycin bakterizid. Es hemmt die Proteinsynthese empfindlicher Keime, indem es an die 30S-Untereinheit der bakteriellen Ribosomen bindet, eine fehlerhafte Ablesung des genetischen Codes bewirkt und so die Translokation hemmt. Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der die Wirkstoffkonzentration oberhalb der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des Erregers liegt. Resistenzmechanismen Häufigster Resistenztyp Plasmid-vermittelte Resistenz ermöglicht resistenten Bakterien Paromomycin durch Acetyltransferasen, Phosphotransferasen und Adenyltransferasen zu verstoffwechseln. Die dabei entstehenden Metaboliten von Paromomycin können zwar mit dem unveränderten Paromomycin um den intrazellulären Transport konkurrieren, aber sie blockieren nicht die ribosomale Proteinsynthese der Bakterien. Zweithäufigster Resistenztyp Verminderte Permeabilität der zytoplasmatischen (inneren) Zellmembran von Bakterien kann zur Resistenz führen, da in diesem Fall Paromomycin nicht mehr an seinen Wirkort gelangen kann. Seltener Resistenztyp Veränderungen der ribosomalen Bindungsstelle von Paromomycin können in seltenen Fällen die Bindung von Paromomycin verhindern und es so unwirksam machen. Grenzwerte Es werden für Paromomycinsulfat die nachfolgend aufgeführten, vorläufigen, minimalen inhibitorischen Konzentrationen (MHK) vorgeschlagen: für sensitive Keime ≤ 2 mg/l, für Keime mit mittlerer Empfindlichkeit sowie für resistente Keime sind keine Daten verfügbar. Das Wirkungsspektrum schließt grampositive Bakterien (z.B. Staphylococcus aureus, andere Staphylococcus spp., Streptococcus pyogenes), gramnegative Bakterien (z.B. Coli-Gruppe, Enterobacter aerogenes, Klebsiella pneumoniae, Proteus spp., Pseudomonas aeruginosa - die Empfindlichkeit sollte überprüft werden -, Salmonella spp., Shigella spp., Mycobacterium tuberculosis) sowie Protozoen (z.B. Entamoeba histolytica, Balantidium coli, Trichomonaden) ein. Primär resistente Darmbakterien kommen in wechselnder Frequenz im Krankenhausmilieu vor. Eine sekundäre Resistenz wird selten beobachtet. Es besteht eine fast vollständige Parallelresistenz mit Kanamycin und Neomycin, teilweise auch mit Streptomycin. 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften Resorption Paromomycin wird bei nicht geschädigter Schleimhaut aus dem Gastrointestinaltrakt kaum resorbiert. Sogar bei hohen oralen Dosen bzw. bei gestörter Magen-Darm-Funktion oder Ulzerationen im Darm werden nur sehr geringe Blutspiegel nachgewiesen. Verteilung Nach Gabe von 10 g Paromomycin-Base wurden als Maximalkonzentration im Serum 3,6 µg/ml ±3,0 μg/ml gefunden; die Halbwertszeit der Elimination betrug 2,6 Stunden. Der Zeitverlauf der Serumkonzentration konnte durch ein offenes Einkompartimentmodell beschrieben werden. Bei niereninsuffizienten Patienten 6 und Früh- und Neugeborenen muss mit einer geringfügigen Verlängerung der Halbwertszeit gerechnet werden. Biotransformation Eine Metabolisierung im Organismus findet nicht statt. Elimination Die Elimination erfolgt überwiegend in unveränderter Form über den Gastrointestinaltrakt. Resorbiertes Paromomycin wird überwiegend in unveränderter Form renal eliminiert. Bioverfügbarkeit Die systemische Bioverfügbarkeit von Paromomycin nach oraler Applikation ist gering. Dennoch ist Vorsicht bei ausgedehnten entzündlich blutenden Läsionen der Darmschleimhaut geboten. 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit Aus den Untersuchungen zur chronischen Toxizität liegen keine Erkenntnisse vor, die zu dem Verdacht führen, dass beim Menschen bisher unbekannte Nebenwirkungen auftreten könnten. Wie bei anderen Aminoglykosiden kann auch Paromomycin ototoxisch und nephrotoxisch wirken sowie zu einer Erhöhung der Leberenzyme und zu toxischen und allergischen Blutbildveränderungen führen. Aus einer In-vitro-Prüfung in Säugerzellen ergaben sich keine Hinweise auf ein mutagenes Potenzial. Untersuchungen an Mäusen, Ratten und Kaninchen ergaben keine Hinweise auf toxische Wirkungen auf die Reproduktion oder Fertilität. Eine allfällig aufgetretene Hörschädigung wäre in diesen Studien allerdings unentdeckt geblieben. Es liegen keine Untersuchungen zur Sicherheitspharmakologie oder Ototoxikologie von Paromomycin vor. Studien zur Karzinogenität ergaben kein spezielles Risiko für Menschen. 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.1 Liste der sonstigen Bestandteile Keine 6.2 Inkompatibilitäten Bisher keine bekannt. 6.3 Dauer der Haltbarkeit Pulver: 5 Jahre Gebrauchsfertige Lösung: Die chemische und physikalische Stabilität der gebrauchsfertigen Lösung wurde für bis zu 24 Stunden bei 4° C nachgewiesen. Aus mikrobiologischer Sicht sollte das zubereitete Produkt sofort verwendet werden. 6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung Pulver: Nicht über 25° C lagern. In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen. Gebrauchsfertige Lösung: Die Lösung muss immer frisch zubereitet werden, da Paromomycin nur kurz haltbar ist. Die frisch zubereitete Lösung ist dunkel und kühl aufzubewahren. Reste der Lösung müssen verworfen werden. 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses 7 5 Braunglasflaschen (10 ml) mit weißer Aluminiumschraubkappe mit je 1,428 g Paromomycinsulfat entsprechend 1 g Paromomycin-Base in einem Umkarton. 6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung Der Inhalt einer Flasche Humatin – Pulvis (1000 mg Paromomycin) wird in 10 ml destilliertem Wasser, in physiologischer Kochsalz- oder Traubenzuckerlösung gelöst und kurz geschüttelt. Humatin Pulvis ist sehr gut wasserlöslich. Die Lösung kann dann entweder direkt oral oder via Magen- oder Duodenalsonde gegeben werden. 7. INHABER DER ZULASSUNG Pfizer Corporation Austria Ges.m.b.H., Wien 8. ZULASSUNGSNUMMER 16.830 9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG Datum der Erteilung der Zulassung: 02. Oktober 1980 Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 09. Dezember 2008 10. STAND DER INFORMATION Mai 2014 REZEPTPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten 8