SS 2014 Prof. Dr. Franz Merkl 1. Übungsblatt Wahrscheinlichkeitstheorie Abgabe bis Mo, 14.04.2013, 14:15 Uhr. Tutoriumsaufgaben T1.(Asymptotik der Standardnormalverteilung – obere Schranke.) Es sei X eine standardnormalverteilte1 Zufallsvariable auf einem Wahrscheinlichkeitsraum (Ω, A, P ). Zeigen Sie für alle a > 0: 2 e−a /2 P [X ≥ a] ≤ E[a X, X ≥ a] = √ . 2πa −1 Zur R Notation: Für eine Zufallsvariable Y und ein Ereignis A steht E[Y, A] für E[Y 1A ] = Y dP , also z.B. A Z 1 −1 −1 X dP. E[a X, X ≥ a] = E[a X1{X≥a} ] = a {X≥a} T2.(Asymptotische Schranke für Folgen standardnormalverteilter Zufallsvariablen.) Es sei (Xn )n∈N eine Folge von standardnormalverteilten Zufallsvariablen auf einem Wahrscheinlichkeitsraum (Ω, A, P ). Zeigen Sie: √ Xn lim sup √ ≤ 2 log n n→∞ P -fast sicher. Hinweis: Erinnern Sie sich an das erste Borel-Cantelli-Lemma aus der Maßtheorie: Es sei (Ω, A, P ) ein Wahrscheinlichkeitsraum. Ist (Ak )k∈N eine Folge von Ereignissen mit P 2 k∈N P [Ak ] < ∞, so gilt P [lim supk Ak ] = 0. T3.(Konzentration der Masse hochdimensionaler Standardnormalverteilungen nahe an Sphären.) Es sei (Zn )n∈N eine i.i.d.3 Folge standardnormalverteilter Zufallsvariablen auf einem Wahr~ n := (Z1 , . . . , Zn ). Zeigen Sie: scheinlichkeitsraum (Ω, A, P ) und Z ~ k n→∞ kZ √n 2 −→ 1 n in Wahrscheinlichkeit, 2 dν (x) = e−x Erinnerung: Die Standardnormalverteilung ν besitzt die Dichte dλ des Lebesguemaßes λ. T S 2 Notation: lim supk Ak = n∈N k≥n Ak für Ereignisse Ak . 3 “independent, identically distributed”, also “unabhängig, identisch verteilt” 1 /2 √ / 2π f.ü. bezüglich d.h. " # kZ ~ n→∞ n k2 ∀ > 0 : P √ − 1 ≥ −→ 0. n Hinweis: Erinnern Sie sich an das schwache Gesetz der großen Zahlen aus der Stochastik: Ist (Xn )n∈N eine i.i.d. Folge von Zufallsvariablen mit endlicher Varianz σ 2 auf einem Wahrscheinlichkeitsraum (Ω, A, P ) und n X̄n := 1X Xj n j=1 n→∞ für n ∈ N, so gilt X̄n −→ E[X1 ] in Wahrscheinlichkeit. Genauer gilt sogar σ2 ∀ > 0 ∀n ∈ N : P |X̄n − E[X1 ]| ≥ ≤ 2 . n T4.(Konzentration der Masse von Gleichverteilungen auf hochdimensionalen Kugeln nahe an der Oberfläche.) Für n ∈ N sei Pn die Gleichverteilung auf der n-dimensionalen Einheitskugel Bn = {x ∈ Rn | kxk2 ≤ 1}, also4 Pn : B(Bn ) → [0, 1], Pn (A) = λn (A)/λn (Bn ). Weiter sei für jedes ~ n : Ω → Rn auf einem Wahrscheinlichkeitsraum n ∈ N ein Pn -verteilter Zufallsvektor X n→∞ ~ n k2 −→ 1 in Wahrscheinlichkeit, d.h. (Ω, A, P ) gegeben. Zeigen Sie: kX i h n→∞ ~ ≥ −→ 0. k − 1 ∀ > 0 : P kX n 2 (bitte wenden für die Hausaufgaben!) 4 λn bezeichnet das n-dimensionale Lebesguemaß. Hausaufgaben H1.(Asymptotik der Standardnormalverteilung – untere Schranke.) Es sei X eine standardnormalverteilte Zufallsvariable auf einem Wahrscheinlichkeitsraum (Ω, A, P ). Zeigen Sie für alle a > 0: 2 e−a /2 P [X ≥ a] ≥ √ . 2π(a + a−1 ) Folgern Sie: 2 e−a /2 P [X ≥ a] ∼ √ für a → ∞, 2πa wobei die Notation “f (a) ∼ g(a) für a → ∞” bedeuten soll: f (a) = 1. a→∞ g(a) lim Hinweis: Zeigen und verwenden Sie für x > 0: ! 2 2 d e−x /2 −x2 /2 =e −1 dx x + x−1 (1 + x2 )2 H2.(Längste konstante Sequenzen bei Münzwürfen – obere Schranke.) Es sei (Xn )n∈N eine i.i.d. Folge von Zufallsvariablen auf einem Wahrscheinlichkeitsraum (Ω, A, P ) mit Werten in {0, 1} und der Verteilung LP (Xn ) = pδ1 + (1 − p)δ0 , n ∈ N, mit gegebenem 0 < p < 1. Wir setzen für n ∈ N: Ln = sup{l ∈ N0 | ∃m ∈ {1, . . . , n} ∀j ∈ {0, . . . , l − 1} : Xm+j = 1}. Ln ist also die Länge der längsten Sequenz von Einsen mit Start spätestens bei n in der Münzwurffolge (Xn ). Zeigen Sie: lim sup n→∞ 2 Ln ≤ log n | log p| P -fast sicher. Hinweis: Erstes Borel-Cantelli-Lemma. H3.(Vererbung der Konvergenz in Wahrscheinlichkeit unter stetigen Abbildungen.) Es sei (Xn )n∈N eine in Wahrscheinlichkeit gegen x ∈ R konvergente Folge und (Yn )n∈N eine in Wahrscheinlichkeit gegen y ∈ R konvergente Folge über einem Wahrscheinlichkeitsraum (Ω, A, P ). Weiter sei f : R2 → R messbar und an der Stelle (x, y) stetig. Zeigen Sie: (f (Xn , Yn ))n∈N konvergiert in Wahrscheinlichkeit gegen f (x, y). H4.(Asymptotische Normalität der Randverteilungen der Gleichverteilung auf hochdimensionalen Kugeln.) Es sei (Zn )n∈N eine i.i.d. Folge standardnormalverteilter Zufallsvariablen auf einem Wahr~ n := (Z1 , . . . , Zn ). Weiter sei Rn für n ∈ N eine von scheinlichkeitsraum (Ω, A, P ) und Z (Zm )m∈N unabhängige Zufallsvariable über (Ω, A, P ) mit Werten in ]0, 1] und der Dichte fn (r) = nrn−1 1]0,1] (r). Zeigen Sie: ~ n := Rn Z~ n ist P -fast sicher definiert und auf der n-dimensionalen Einheitskugel a) X ~n k kZ gleichverteilt. b) ~ k n→∞ kZ √ n −→ nRn 1 in Wahrscheinlichkeit. ~ Zn ~ n→∞ √ c) Xn − −→ 0 in Wahrscheinlichkeit. n 2 d) Nun sei m ∈ N fixiert und πn,m : Rn → Rm für n ≥ m die Projektion auf die ersten m Koordinaten: πn,m (x1 , . . . , xn ) = (x1 , . . . , xm ). Zeigen Sie: √ n→∞ ~ nπn,m (Xn ) − (Z1 , . . . , Zm ) −→ 0 in Wahrscheinlichkeit. 2 Hinweis zu den Symbolen der Aufgaben: Aufgaben oder Teilaufgaben die mit einem gekennzeichnet sind, haben eine kurze Lösung. Aufgaben oder Teilaufgaben die mit einem ∗ gekennzeichnet sind, sind oft schwierig und/oder zeitaufwendig.