Mathematischer Vorkurs (2017) Skript für die Natur- und Ingenieurwissenschaften Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 1 / 142 Mengen Kapitel 1 Mengen Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 2 / 142 Mengen 1.1 Denition: Mengen Unter einer Menge verstehen wir eine Zusammenfassung von Objekten zu einem Ganzen. Diese Objekte heiÿen dann Elemente der Menge. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 3 / 142 Mengen 1.1 Denition: Mengen Unter einer Menge verstehen wir eine Zusammenfassung von Objekten zu einem Ganzen. Diese Objekte heiÿen dann Elemente der Menge. Beschreibung von Mengen durch ... ... Aufzählen aller Elemente mit Mengenklammern ... Angabe einer Eigenschaft {x | x E, {. . .}. die die Elemente beschreibt: hat die Eigenschaft E} Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 3 / 142 Mengen Beispiele: Die Menge der natürlichen Zahlen Die Menge der natürlichen Zahlen mit Null N := {1, 2, 3, . . .}. N0 := {0, 1, 2, 3, . . .}. Für alle natürlichen Zahlen k>0 N≥k := {k, k + 1, k + 2, . . .}. denieren wir Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 4 / 142 Mengen Beispiele: Die Menge der natürlichen Zahlen Die Menge der natürlichen Zahlen mit Null N := {1, 2, 3, . . .}. N0 := {0, 1, 2, 3, . . .}. Für alle natürlichen Zahlen k>0 N≥k := {k, k + 1, k + 2, . . .}. denieren wir ganzen Zahlen: Z := {. . . , −2, −1, 0, 1, 2, . . .}. Die Menge der rationalen Zahlen als Menge der (gekürzten) Brüche: n o Die Menge der Q := a a, b b ganze Zahlen und b>0 . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 4 / 142 Mengen Beispiele: Die Menge der natürlichen Zahlen Die Menge der natürlichen Zahlen mit Null N := {1, 2, 3, . . .}. N0 := {0, 1, 2, 3, . . .}. Für alle natürlichen Zahlen k>0 N≥k := {k, k + 1, k + 2, . . .}. denieren wir ganzen Zahlen: Z := {. . . , −2, −1, 0, 1, 2, . . .}. Die Menge der rationalen Zahlen als Menge der (gekürzten) Brüche: n o Die Menge der Q := a a, b b ganze Zahlen und b>0 . reellen Zahlen: R. + Die Menge der nicht negativen reellen Zahlen: R = {x ∈ R | x > 0}. Die Menge der komplexen Zahlen: C. Die leere Menge ∅ ist die Menge, die kein Element enthält. Die Menge der Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 4 / 142 Mengen Schreibweisen: Ist a ein Element der Menge Ist a kein Element der Menge Beispiel: 1∈ M, so schreiben wir kurz M, a ∈ M. so schreiben wir kurz a 6∈ M . N, 2 ∈ Z aber −3 6∈ N. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 5 / 142 Mengen 1.2 Denition: Mengenoperationen Es seien 1. Die M in N Mengen. Vereinigungsmenge M ∪ N oder in 2. Die und N enthalten sind. Also Schnittmenge M ∩ N N enthalten sind. Also M x ∈ N }. ist die Menge der Elemente, die in M ∪ N = {x | x ∈ M oder ist die Menge der Elemente, die in M ∩ N = {x | x ∈ M und M und x ∈ N }. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 6 / 142 Mengen 1.2 Denition: Mengenoperationen M Es seien 1. Die in 3. M N Mengen. Vereinigungsmenge M ∪ N oder in 2. Die und N enthalten sind. Also Schnittmenge M ∩ N N enthalten sind. Also heiÿt Teilmenge von auch in N M x ∈ N }. ist die Menge der Elemente, die in M ∪ N = {x | x ∈ M oder ist die Menge der Elemente, die in M ∩ N = {x | x ∈ M und M und x ∈ N }. N , wenn alle Elemente die in M enthalten sind M ⊂ N oder N ⊃ M . enthalten sind. Wir schreiben dann 4. Die Dierenzmenge N \M ist die Menge der Elemente, die in N M , also x 6∈ M }. enthalten sind, aber nicht in N \ M := {x | x ∈ N und Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 6 / 142 Mengen 1.2 Denition: Mengenoperationen M Es seien 1. Die in 3. M N Mengen. Vereinigungsmenge M ∪ N oder in 2. Die und N enthalten sind. Also Schnittmenge M ∩ N N enthalten sind. Also heiÿt Teilmenge von auch in N M x ∈ N }. ist die Menge der Elemente, die in M ∪ N = {x | x ∈ M oder ist die Menge der Elemente, die in M ∩ N = {x | x ∈ M und M und x ∈ N }. N , wenn alle Elemente die in M enthalten sind M ⊂ N oder N ⊃ M . enthalten sind. Wir schreiben dann 4. Die Dierenzmenge N \M ist die Menge der Elemente, die in N M , also x 6∈ M }. enthalten sind, aber nicht in N \ M := {x | x ∈ N 5. Ist und M ⊂ N so ist das Komplement von M (bezüglich N ) := {x | x ∈ N und x 6∈ M } deniert. durch Mc Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 6 / 142 Mengen 1.3 Bemerkung Es gilt in jedem Fall ∅ ⊂ M ⊂ M. In 4. muss M keine Teilmenge von N sein. Ist zum M ∩ N = ∅, so ist N \ M = N und M \ N = M . Beispiel Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 7 / 142 Mengen 1.3 Bemerkung Es gilt in jedem Fall ∅ ⊂ M ⊂ M. In 4. muss M keine Teilmenge von N sein. Ist zum M ∩ N = ∅, so ist N \ M = N und M \ N = M . Ist aber M ⊂N Zwei Mengen M so ist und N \ M = Mc N M \ N = ∅. sind gleich, wenn die eine jeweils eine Teilmenge der anderen ist. Also und und Beispiel M =N genau dann, wenn M ⊂N N ⊂ M. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 7 / 142 Mengen Graphisch kann man die Mengenoperationen gut mit Hilfe von Venn-Diagrammen darstellen: M N N M N ⊂M M ∪N N M M ∩N N M M \N Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 8 / 142 Mengen 1.4 Satz: Rechenregeln für Mengenoperationen 1 M ∪N =N ∪M 2 (M ∪ N ) ∪ P = M ∪ (N ∪ P ) 3 M ∪ (N ∩ P ) = (M ∪ N ) ∩ (M ∪ P ). und M ∩ N = N ∩ M. und (M ∩ N ) ∩ P = M ∩ (N ∩ P ). Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 9 / 142 Mengen 1.4 Satz: Rechenregeln für Mengenoperationen 1 M ∪N =N ∪M 2 (M ∪ N ) ∪ P = M ∪ (N ∪ P ) 3 M ∪ (N ∩ P ) = (M ∪ N ) ∩ (M ∪ P ). 4 M ∩ (N ∪ P ) = (M ∩ N ) ∪ (M ∩ P ). 5 (M c )c = M . 6 (M ∪ N )c = M c ∩ N c und M ∩ N = N ∩ M. und und (M ∩ N ) ∩ P = M ∩ (N ∩ P ). (M ∩ N )c = M c ∪ N c . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 9 / 142 Mengen 1.5 Denition: Kartesisches Produkt 1. Das kartesische Produkt zweier Mengen M und N m∈M und n ∈ N. M ×N (m, n) mit wird mit bezeichnet und enthält als Elemente die geordneten Paare Also: M × N = {(m, n) | m ∈ M und n ∈ N} . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 10 / 142 Mengen 1.5 Denition: Kartesisches Produkt 1. Das kartesische Produkt zweier Mengen M und N m∈M und n ∈ N. Also: M × N = {(m, n) | m ∈ M Ist M ⊂ G1 und M ×N (m, n) mit wird mit bezeichnet und enthält als Elemente die geordneten Paare N ⊂ G2 und n ∈ N} . so kann man das kartesische Produkt wie folgt darstellen: G2 N MxN M G1 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 10 / 142 Mengen 1.5 Denition: Kartesisches Produkt[cont.] 2. Das kartesische Produkt mehrerer Mengen M1 , . . . , M k wird analog deniert. Z.B. ist R3 = R × R × R = {(x, y, z)|x, y, z ∈ R} Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 11 / 142 Mengen 1.6 Ist Denition: Quantoren A eine Eigenschaft, die für die Elemente einer Menge M sinnvoll ist, so schreiben wir ∀x ∈ M : A(x) , wenn jedes Element aus x∈M gilt M die Eigenschaft A hat in Worten: für alle A(x) Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 12 / 142 Mengen 1.6 Ist Denition: Quantoren A eine Eigenschaft, die für die Elemente einer Menge M sinnvoll ist, so schreiben wir ∀x ∈ M : A(x) , wenn jedes Element aus x∈M gilt A(x) M die Eigenschaft A hat in Worten: für alle und ∃x ∈ M : A(x) , M gibt, A(x). wenn es mindestens ein Element aus in Worten: es gibt ein x∈M mit das die Eigenschaft Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) A hat Seite 12 / 142 Zahlen Kapitel 2 Zahlen Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 13 / 142 Zahlen Uns bisher bekannte Zahlenbereiche sind N ⊂ Z ⊂ Q ⊂ R |(⊂{zC}) . später Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 14 / 142 Zahlen Uns bisher bekannte Zahlenbereiche sind N ⊂ Z ⊂ Q ⊂ R |(⊂{zC}) . später 2.1 1. 2. Denition: Rationale und irrationale Zahlen R ist die Menge der Dezimalbrüche. Q ist die Menge der abbrechenden oder periodischen Dezimalbrüche. Dabei wird allerdings die Periode 9 n, a1 a2 . . . ak−1 ak 9 mit der bk = ak + 1. Dabei ist n ∈ ak ∈ {0, 1, . . . , 8}. Zahl Zahl mit ausgeschlossen, indem man die n, a1 a2 . . . ak−1 bk identiziert N0, a1, a2, . . . , ak−1 ∈ {0, 1, . . . , 9}, Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 14 / 142 Zahlen Uns bisher bekannte Zahlenbereiche sind N ⊂ Z ⊂ Q ⊂ R |(⊂{zC}) . später 2.1 1. 2. Denition: Rationale und irrationale Zahlen R ist die Menge der Dezimalbrüche. Q ist die Menge der abbrechenden oder periodischen Dezimalbrüche. Dabei wird allerdings die Periode 9 n, a1 a2 . . . ak−1 ak 9 mit der bk = ak + 1. Dabei ist n ∈ ak ∈ {0, 1, . . . , 8}. Zahl Zahl mit 3. Die Elemente der Menge ausgeschlossen, indem man die n, a1 a2 . . . ak−1 bk identiziert N0, a1, a2, . . . , ak−1 ∈ {0, 1, . . . , 9}, R \ Q, also die nicht-abbrechenden und nicht-periodischen Dezimalbrüche, heiÿen irrationale Zahlen. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 14 / 142 Zahlen Beispiele irrationaler Zahlen: 1. Die Länge der Diagonale eines Quadrates der Seitenlänge √ irrational. Diese Länge ist 2. Der Umfang eines Kreises mit Durchmesser Länge ist 3. Die 1 ist 2 = 1, 414213562 . . . 1 ist irrational. Diese π = 3, 141592654 . . . Eulersche Zahl e = 2, 718281828 . . . ist irrational. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 15 / 142 Zahlen Beispiele irrationaler Zahlen: 1. Die Länge der Diagonale eines Quadrates der Seitenlänge √ irrational. Diese Länge ist 2. Der Umfang eines Kreises mit Durchmesser Länge ist 3. Die 2.2 ist 1 ist irrational. Diese π = 3, 141592654 . . . Eulersche Zahl e = 2, 718281828 . . . ist irrational. Denition: Rechenoperationen x, y ∈ y 6= 0 auch Sind 1 2 = 1, 414213562 . . . R so sind die Rechenoperationen x + y, x − y, xy und für x y erklärt. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 15 / 142 Zahlen 2.3 Satz: Rechenregeln 1. x+y =y+x 2. x + (y + z) = (x + y) + z 3. x(y + z) = xy + xz und xy = yx (Kommutativgesetze) und x(yz) = (xy)z (Assoziativgesetze) (Distributivgesetz) Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 16 / 142 Zahlen 2.3 Satz: Rechenregeln 1. x+y =y+x 2. x + (y + z) = (x + y) + z 3. x(y + z) = xy + xz und xy = yx (Kommutativgesetze) und x(yz) = (xy)z (Assoziativgesetze) (Distributivgesetz) Als direkte Konsequenz erhalten wir die drei Binomischen Formeln 4. (a + b)2 = a2 + 2ab + b2 , (a − b)2 = a2 − 2ab + b2 und (a + b)(a − b) = a2 − b2 . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 16 / 142 Zahlen 2.4 Denition: Kurzschreibweisen für Summen und Produkte Sind m, n ∈ 1. 2. n X k=m n Y N0 mit m ≤ n und am, am+1, . . . , an ∈ R so schreiben wir ak = am + am+1 + . . . + an und ak = am · am+1 · . . . · an k=m Dabei kann der n X k=m ak = n X Laundex eine beliebige Variable sein, etwa aj . j=m Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 17 / 142 Zahlen 2.4 Denition: Kurzschreibweisen für Summen und Produkte Sind m, n ∈ 1. 2. n X k=m n Y N0 mit m ≤ n und am, am+1, . . . , an ∈ R so schreiben wir ak = am + am+1 + . . . + an und ak = am · am+1 · . . . · an k=m Dabei kann der n X k=m ak = n X Laundex eine beliebige Variable sein, etwa aj . j=m Es gelten die folgenden Vereinbarungen wenn n X k=m ak = 0 und m>n n Y ist ak = 1 k=m Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 17 / 142 Zahlen Rechenregeln und Beispiele: a· n X ak = k=m n X k=m n Y k=m n X (a · ak ) k=m ak + n X bk = k=m ak · n Y k=m bk = n X (ak + bk ) und k=m n Y (ak · bk ). k=m Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 18 / 142 Zahlen Rechenregeln und Beispiele: a· n X ak = k=m n X k=m n Y n X (a · ak ) k=m ak + n X bk = k=m ak · k=m n Y k=m n X (ak + bk ) und k=m n Y bk = (ak · bk ). k=m n X Indexverschiebung: n+t X ak = k=m ak−t . k=m+t n X k= n(n + 1) . 2 qk = 1 − q n+1 1−q Arithmetische Summenformel: k=1 geometrische Summenformel: q 6= 1. n X k=0 für eine reelle Zahl Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 18 / 142 Zahlen 2.5 Für Denition: Potenzen a∈ R und n ∈ N0 setzen wir an := n Y a. k=1 Insbesondere gilt also a0 = 1 und 00 = 1 0n = 0 1 := n . a aber für n > 0. R \ {0} und n ∈ N0 setzen wir a−n a ∈ R heiÿt die Basis und n ∈ Z der Exponent der Potenz an . Für a∈ Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 19 / 142 Zahlen 2.5 Für Denition: Potenzen a∈ R und n ∈ N0 setzen wir an := n Y a. k=1 Insbesondere gilt also a0 = 1 und 00 = 1 0n = 0 1 := n . a aber für n > 0. R \ {0} und n ∈ N0 setzen wir a−n a ∈ R heiÿt die Basis und n ∈ Z der Exponent der Potenz an . Für 2.6 Für 1 2 a∈ Potenzregeln n, m ∈ Z gilt: am an = an+m m n (a ) = a und an bn = (ab)n sowie mn falls die Ausdrücke deniert sind. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 19 / 142 Zahlen 2.7 Denition: Quadratwurzel Sind a, b ∈ R und b2 = a so denieren wir √ ( b a := −b Die stets nicht-negative Zahl √ a heiÿt falls falls b≥0 b<0 Quadratwurzel von a. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 20 / 142 Zahlen 2.7 Denition: Quadratwurzel Sind a, b ∈ R und b2 = a so denieren wir √ ( b a := −b Die stets nicht-negative Zahl 2.8 √ a heiÿt falls falls b≥0 b<0 Quadratwurzel von a. Existenz der Quadratwurzel Die Gleichung x2 = a besitzt ... ... für a<0 keine reelle Lösung, ... für a=0 die eindeutige (reelle) Lösung ... für a>0 die zwei (reellen) Lösungen x = 0 und √ √ x1 = a und x2 = − a. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 20 / 142 Zahlen Der Satz 2.8 lässt sich noch verallgemeinern: 2.9 Satz: Höhere Wurzeln 1 Ist 2 Ist n xn = a √ x = n a. eine natürliche ungerade Zahl, dann hat die Gleichung genau eine reelle Lösung und diese bezeichnen wir mit n eine natürliche xn = a ... gerade Zahl mit n 6= 0, dann hat die Gleichung ... für a < 0 keine reelle Lösung, a = 0 die eindeutige (reelle) Lösung x = 0 und √ ... für a > 0 die zwei reellen Lösungen, die wir mit x1 = n a √ x2 = − n a bezeichnen. ... für Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) und Seite 21 / 142 Zahlen 2.10 Bemerkung Wir setzen nun a m n := a 1 n m 1 a n := √ n a für a≥0 und n 6= 0, und denieren(!) . Dann kann man zeigen, dass die Rechenregeln aus Satz 2.6 weiterhin gültig bleiben. Somit haben wir das Potenzieren von ganzen auf rationale Exponenten erweitert. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 22 / 142 Zahlen 2.11 Satz: p-q -Formel D := p2 − 4q . + px + q = 0 ... Es sei x2 Dann besitzt die quadratische Gleichung p falls D = 0, 2 √ √ p+ D p− D x1 = − und x2 = − 2 2 ... die eindeutige (reelle) Lösung ... die zwei (reellen) Lösungen falls D > 0, und ... keine reelle Lösung falls Die Zahl D heiÿt x=− D < 0. Diskriminante der quadratischen Gleichung. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 23 / 142 Zahlen 2.12 1 Denition: Fakultät und Binomialkoezient Für natürliche Zahlen n∈ N0 ist die Fakultät deniert als n! := n Y k. k=1 Also gilt insbesondere 0! = 1 und (n + 1)! = n! · (n + 1). Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 24 / 142 Zahlen 2.12 1 Denition: Fakultät und Binomialkoezient Für natürliche Zahlen n∈ N0 ist die Fakultät deniert als n! := n Y k. k=1 Also gilt insbesondere 2 0! = 1 Für zwei natürliche Zahlen und k, n ∈ Binomialkoezient deniert als (n + 1)! = n! · (n + 1). N0 mit k ≤ n ist der n n(n − 1) · · · (n − k + 1) n! = := k k!(n − k)! k! Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 24 / 142 Zahlen 2.13 Satz: Eigenschaften der Binomialkoezienten n n n n = = 1 und = . 0 n k n−k n n n+1 + = (Additionstheorem). k k+1 k+1 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 25 / 142 Zahlen Wegen des Additiontheorems lassen sich die Binomialkoezienten im Pascalschen Dreieck anordnen: n k 1 1 1 1 1 2 3 4 6 n 0 1 1 1 2 3 1 3 4 1 4 . . . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 26 / 142 Zahlen Wegen des Additiontheorems lassen sich die Binomialkoezienten im Pascalschen Dreieck anordnen: n k 1 1 1 1 1 2 3 4 6 n 0 1 1 1 2 3 1 3 4 1 4 . . . 2.14 Für Binomischer Lehrsatz x, y ∈ R und n ∈ N0 gilt n X n k n−k (x + y) = x y k n k=0 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 26 / 142 Ordnung und Betrag Kapitel 3 Ordnung und Betrag Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 27 / 142 Ordnung und Betrag 3.1 Denition: Ordnung Jede reelle Zahl x<0 (negativ), x hat genau eine der folgenden drei x = 0 (Null) und x > 0 (positiv). Eigenschaften: Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 28 / 142 Ordnung und Betrag 3.1 Denition: Ordnung x hat genau eine der folgenden drei Eigenschaften: x = 0 (Null) und x > 0 (positiv). x > y durch x − y > 0 und x ≥ y durch x − y > 0 oder Jede reelle Zahl x<0 (negativ), Wir denieren x − y = 0. Analog werden x<y Damit gilt für alle und x, y ∈ x≤y deniert. R entweder(!) x < y oder x = y oder x > y. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 28 / 142 Ordnung und Betrag 3.1 Denition: Ordnung x hat genau eine der folgenden drei Eigenschaften: x = 0 (Null) und x > 0 (positiv). x > y durch x − y > 0 und x ≥ y durch x − y > 0 oder Jede reelle Zahl x<0 (negativ), Wir denieren x − y = 0. Analog werden x<y Damit gilt für alle Die Zeichen und x, y ∈ ≤, ≥, <, > x≤y deniert. R entweder(!) x < y oder x = y oder x > y. und = heiÿen Ordnungszeichen. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 28 / 142 Ordnung und Betrag Mit Hilfe der Ordnungszeichen denieren wir spezielle Teilmengen von Seien dazu 3.2 a, b ∈ R mit a < b. R. Denition: Intervalle Beschränkte Intervalle [a, b] := {x ∈ R | a ≤ x ≤ b} (Abgeschlossenes Intervall, auch a = b möglich). R | a < x < b} (Oenes Intervall). [a, b[ := {x ∈ R | a ≤ x < b} oder ]a, b] := {x ∈ R | a < x ≤ b} ]a, b[ := {x ∈ Halboene Intervalle). ( Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 29 / 142 Ordnung und Betrag Mit Hilfe der Ordnungszeichen denieren wir spezielle Teilmengen von Seien dazu 3.2 a, b ∈ R mit a < b. R. Denition: Intervalle Beschränkte Intervalle [a, b] := {x ∈ R | a ≤ x ≤ b} (Abgeschlossenes Intervall, auch a = b möglich). R | a < x < b} (Oenes Intervall). [a, b[ := {x ∈ R | a ≤ x < b} oder ]a, b] := {x ∈ R | a < x ≤ b} ]a, b[ := {x ∈ Halboene Intervalle). ( Unbeschränkte Intervalle: R | a ≤ x} und ] − ∞, b] := {x ∈ R | x ≤ b} ]a, ∞[ := {x ∈ R | a < x} und ] − ∞, b[ := {x ∈ R | x < b} ] − ∞, ∞[ := R [a, ∞[ := {x ∈ Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 29 / 142 Ordnung und Betrag 3.3 Rechenregeln Es seien x, y, z ∈ R. Dann gilt 1 Ist x<y und y < z, dann gilt 2 Ist x≤y und y ≤ x, so ist 3 Ist x<y dann ist x < z. x = y. x + z < y + z. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 30 / 142 Ordnung und Betrag 3.3 Rechenregeln Es seien x, y, z ∈ R. Dann gilt 1 Ist x<y und y < z, dann gilt 2 Ist x≤y und y ≤ x, so ist 3 Ist x<y dann ist 4 Ist x>0 und y > 0, so ist auch 5 Ist z>0 und x < y, so ist 6 Ist z<0 und x < y, so ist 7 8 Ist Ist x < z. x = y. x + z < y + z. 0<x< y , so gilt x1 0≤x≤ y , so gilt x2 > ≤ xy > 0. xz < yz . xz > yz . 1 y > 0. y2. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 30 / 142 Ordnung und Betrag Aus den Rechenregeln 3.3 folgt: 3.4 Satz: Vorzeichen von Produkten Es seien n Y x1 , . . . , x n ∈ xi = 0 R. Dann gilt: ist gleichbedeutend damit, dass es mindestens ein i=1 j ∈ {1, . . . , n} gibt mit xj = 0. n Y xi ≥ 0 ist gleichbedeutend damit, dass nur eine gerade Anzahl der i=1 Faktoren xj negativ ist. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 31 / 142 Ordnung und Betrag Die Rechenregeln 3.3 liefern für das Rechnen mit Ungleichungen: 3.5 Bemerkung Die Lösungsmenge einer Ungleichung ändert sich nicht, wenn wir auf beiden Seiten ... ... eine Zahl addieren. ... mit einer positiven Zahl multiplizieren. ... eine streng monoton steigende Funktion anwenden. (Genaueres dazu folgt später.) Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 32 / 142 Ordnung und Betrag Die Rechenregeln 3.3 liefern für das Rechnen mit Ungleichungen: 3.5 Bemerkung Die Lösungsmenge einer Ungleichung ändert sich nicht, wenn wir auf beiden Seiten ... ... eine Zahl addieren. ... mit einer positiven Zahl multiplizieren. ... eine streng monoton steigende Funktion anwenden. (Genaueres dazu folgt später.) Beispiele streng monotoner Funktionen: Die Wurzelfunktion auf [0, ∞[. Potenzfunktion mit ungeradem Exponenten auf Exponenten auf [0, ∞[. Die Exponentialfunktion auf (0, ∞). R und mit geradem R und die Logarithmusfunktion auf Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 32 / 142 Ordnung und Betrag 3.6 Deniton: Betrag Der Betrag einer reellen Zahl x ist deniert als der Abstand zu 0 und wird mit |x| bezeichnet. Also ( x |x| := −x Für x, y ∈ falls falls x≥0 x<0 R ist |x − y| der Abstand von x und y. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 33 / 142 Ordnung und Betrag 3.7 Eigenschaften des Betrags 1. |x| = 0 2. |x| = | − x|. 3. −|x| ≤ x ≤ |x| 4. |xy| = |x||y|. 5. |x + y| ≤ |x| + |y|. 6. | |x| − |y| | ≤ |x − y|. √ x2 = |x|. 7. ist gleichbedeutend mit x = 0. mit Gleichheit an genau einer Stelle, wenn x 6= 0. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 34 / 142 Ordnung und Betrag 3.8 Satz: Quadratische Ungleichungen Es gilt p 2 D x2 + px + q < 0 ⇔ x + < , 2 4 wobei D = p2 − 4q die Diskriminante ist. Ist keine reelle Lösung. Für D≥0 D<0 so hat die Ungleichung gilt √ D p x + px + q < 0 ⇔ x + < . 2 2 2 Auÿerdem gilt für D≥0 x + px + q > 0 ⇔ x + 2 Im Fall R. D<0 √ D p . > 2 2 ist die Lösungsmenge der Ungleichung x2 + px + q > 0 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) ganz Seite 35 / 142 Abbildungen und Funktionen Kapitel 4 Abbildungen und Funktionen Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 36 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.1 Denition: Abbildung Es seien D und W Mengen. Eine Vorschrift, die jedem Element Abbildung f von D nach W x∈D genau ein Element ist eine f (x) ∈ W zuordnet. f (x) heiÿt das Bild von x unter f D heiÿt der Denitions- und W der Wertebereich (manchmal besser Wertevorrat. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 37 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.1 Denition: Abbildung Es seien D und W Mengen. Eine Vorschrift, die jedem Element Abbildung f von D nach W x∈D genau ein Element ist eine f (x) ∈ W zuordnet. f (x) heiÿt das Bild von x unter f D heiÿt der Denitions- und W der Wertebereich (manchmal besser Wertevorrat. Ist nun W, f : D → W eine Abbildung, so heiÿt die Menge der Elemente in f getroen wird, die Bildmenge von f und wird mit f (D) die von bezeichnet. Es gilt f (D) := {y ∈ W | ∃x ∈ D : y = f (x)} = {f (x) | x ∈ D} ⊂ W . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 37 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.2 Ist Denition, Urbild, Graph U ⊂W eine Teilmenge, so nennt man die Menge aller Elemente von deren Bild in U liegt, das D Urbild von U . Dies wird mit f −1 (U ) bezeichnet. Es gilt f −1 (U ) := {x ∈ D | f (x) ∈ U } ⊂ D . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 38 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.2 Ist Denition, Urbild, Graph U ⊂W eine Teilmenge, so nennt man die Menge aller Elemente von deren Bild in U liegt, das D Urbild von U . Dies wird mit f −1 (U ) bezeichnet. Es gilt f −1 (U ) := {x ∈ D | f (x) ∈ U } ⊂ D . Die Teilmenge {(x, f (x)) | x ∈ D} ⊂ D × W , der Abbildung f . bezeichnet man als Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Graph Seite 38 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.3 Bemerkung f1 : D1 → W1 und f2 : D2 → W2 sind genau dann D1 = D2 , W1 = W2 und f1 (x) = f2 (x) für alle x ∈ D1 . Zwei Abbildungen gleich, wenn Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 39 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.3 Bemerkung f1 : D1 → W1 und f2 : D2 → W2 sind genau dann D1 = D2 , W1 = W2 und f1 (x) = f2 (x) für alle x ∈ D1 . Zwei Abbildungen gleich, wenn 4.4 Denition: identische Abbildung Es sei f :D→D mit f (x) := x für alle x ∈ D. identische Abbildung oder Identität auf D Diese Abbildung heiÿt und wird hier mit idD bezeichnet. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 39 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.3 Bemerkung f1 : D1 → W1 und f2 : D2 → W2 sind genau dann D1 = D2 , W1 = W2 und f1 (x) = f2 (x) für alle x ∈ D1 . Zwei Abbildungen gleich, wenn 4.4 Denition: identische Abbildung Es sei f :D→D mit f (x) := x für alle x ∈ D. identische Abbildung oder Identität auf D Diese Abbildung heiÿt und wird hier mit idD bezeichnet. Sprechweise: Oft wird der Begri Funktion parallel zum Begri Abbildung benutzt. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 39 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.5 Denition: Polynome n ∈ N und a0 , a1 , . . . , an ∈ R mit an 6= 0. Dann heiÿt die Funktion R → R mit Es sei p: p(x) = n X ak xk = an xn + an−1 xn−1 + . . . + a1 x + a0 k=0 ein Polynom. Die Zahl speziell grad(p) := n an Eine Zahl der x0 ∈ heiÿt der Grad, die ak Leitkoezient von p. heiÿen die Koezienten und R mit p(x0) = 0 heiÿt Nullstelle von p. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 40 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.6 Satz: Faktorisierung p ein Polynom und x0 eine Nullstelle. Dann gibt es ein grad(q) = grad(p) − 1, so dass p(x) = (x − x0 )q(x). Es sei mit Polynom Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) q Seite 41 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.6 Satz: Faktorisierung p ein Polynom und x0 eine Nullstelle. Dann gibt es ein grad(q) = grad(p) − 1, so dass p(x) = (x − x0 )q(x). Es sei mit Die Koezienten des Polynoms q Polynom q aus der Faktorisierung lassen sich durch Polynomdivision oder mit Hilfe des Hornerschemas bestimmen. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 41 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.6 Satz: Faktorisierung p ein Polynom und x0 eine Nullstelle. Dann gibt es ein grad(q) = grad(p) − 1, so dass p(x) = (x − x0 )q(x). Es sei mit Die Koezienten des Polynoms q Polynom q aus der Faktorisierung lassen sich durch Polynomdivision oder mit Hilfe des Hornerschemas bestimmen. 4.7 Hornerschema Das Hornerschema kann dazu benutzt werden, den Funktionswert eines Polynoms p an einer beliebigen Stelle x0 zu bestimmen. Man erhält zusätzlich die Koezienten eines Polynoms Eins kleiner ist, als der von p, q, dessen Grad um und das p(x) = (x − x0 )q(x) + p(x0 ) erfüllt. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 41 / 142 Abbildungen und Funktionen Beschreibung des Hornerschemas: Zunächst schreiben wir die Koezienten von Tabelle und den Wert 0 unter an . p in die erste Zeile einer Dann führt man dann von links nach rechts in der Tabelle immer wieder zwei Schritte durch: 1. Addiere die Zahlen der ersten und zweiten Zeile und schreibe sie in die dritte Zeile. 2. Der zuletzt berechnete Wert wird mit x0 multipliziert und in die zweite Zeile der nächsten Spalte eingetragen. Schlieÿlich gelangt man zu folgendem Abschluÿschema: an + 0 = cn−1 an−1 an−2 ··· a1 a0 + + + + cn−1 x0 cn−2 x0 ··· c1 x0 c0 x0 % = % = % % = % = cn−2 cn−3 ... c0 c−1 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 42 / 142 Abbildungen und Funktionen an xn + an−1 xn−1 + · · · + a1 x + a0 = (x − x0 )(cn−1 xn−1 + cn−2 xn−2 + · · · c1 x + c0 ) + c−1 . Dann ist Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 43 / 142 Abbildungen und Funktionen an xn + an−1 xn−1 + · · · + a1 x + a0 = (x − x0 )(cn−1 xn−1 + cn−2 xn−2 + · · · c1 x + c0 ) + c−1 . Dann ist Ist x0 eine Nullstelle des Polynoms p, so hat man eine Polynomdivision durchgeführt: p(x) = (x − x0 )q(x) mit q(x) = cn−1 xn−1 + cn−2 xn−2 + · · · c1 x + c0 . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 43 / 142 Abbildungen und Funktionen an xn + an−1 xn−1 + · · · + a1 x + a0 = (x − x0 )(cn−1 xn−1 + cn−2 xn−2 + · · · c1 x + c0 ) + c−1 . Dann ist Ist x0 eine Nullstelle des Polynoms p, so hat man eine Polynomdivision durchgeführt: p(x) = (x − x0 )q(x) mit Man kann nun 4.7 auf q q(x) = cn−1 xn−1 + cn−2 xn−2 + · · · c1 x + c0 . anwenden und so nach und nach Nullstellen von p abspalten. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 43 / 142 Abbildungen und Funktionen an xn + an−1 xn−1 + · · · + a1 x + a0 = (x − x0 )(cn−1 xn−1 + cn−2 xn−2 + · · · c1 x + c0 ) + c−1 . Dann ist Ist x0 eine Nullstelle des Polynoms p, so hat man eine Polynomdivision durchgeführt: p(x) = (x − x0 )q(x) mit Man kann nun 4.7 auf q q(x) = cn−1 xn−1 + cn−2 xn−2 + · · · c1 x + c0 . anwenden und so nach und nach Nullstellen von p abspalten. Hilfreich beim Nullstellensuchen: Hat p nur ganzzahlige Koezienten, und ist der Leitkoezient an = 1, so sind alle rationalen Nullstellen sogar ganz und sie sind Teiler des Koezienten a0 . . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 43 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.8 Denition: Rationale Funktionen Es seien p und q Polynome. Dann heiÿt die Funktion f p(x) q(x) | q(x) 6= 0}. mit rationale Funktion. Ihr Denitionsbereich ist D = {x ∈ R f (x) := Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 44 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.8 Denition: Rationale Funktionen Es seien p und q Polynome. Dann heiÿt die Funktion f rationale Funktion. Ihr Denitionsbereich ist D = {x ∈ R 4.9 p(x) q(x) | q(x) 6= 0}. mit f (x) := Denition: Potenzfunktion Es sei q∈ Q eine rationale Zahl. Dann ist die Potenzfunktion deniert durch i) ii) fq : ]0, ∞[ → ]0, ∞[, fq (x) = xq , fq : [0, ∞[ → [0, ∞[, fq (x) = falls q < 0, xq , falls q > 0. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 44 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.8 Denition: Rationale Funktionen Es seien p und q Polynome. Dann heiÿt die Funktion f rationale Funktion. Ihr Denitionsbereich ist D = {x ∈ R 4.9 p(x) q(x) | q(x) 6= 0}. mit f (x) := Denition: Potenzfunktion Es sei q∈ Q eine rationale Zahl. Dann ist die Potenzfunktion deniert durch i) ii) fq : ]0, ∞[ → ]0, ∞[, fq (x) = xq , fq : [0, ∞[ → [0, ∞[, fq (x) = falls q < 0, xq , falls q > 0. Bemerkung: Später werden wir die Potenzfunktionen auch für irrationale Exponenten erklären. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 44 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.10 Denition: Einschränkung und Fortsetzung D1 ⊂ D2 und f1 : D1 → W , f2 : D2 → W zwei Abbildungen f1 (x) = f2 (x) für alle x ∈ D1 . Dann heiÿt f1 Einschränkung von f2 und f2 Fortsetzung von f1 . Man schreibt auch f1 = f2 |D1 . Es seien Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) mit Seite 45 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.10 Denition: Einschränkung und Fortsetzung D1 ⊂ D2 und f1 : D1 → W , f2 : D2 → W zwei Abbildungen f1 (x) = f2 (x) für alle x ∈ D1 . Dann heiÿt f1 Einschränkung von f2 und f2 Fortsetzung von f1 . Man schreibt auch f1 = f2 |D1 . Es seien 4.11 mit Denition: Verkettung von Abbildungen Es seien f :D→U Dann ist die g : V → W Abbildungen und es Verkettung g ◦ f : D → W deniert durch und gelte U ⊂V. (g ◦ f )(x) := g(f (x)) . Statt Verkettung sagt man auch Hintereinanderausführung oder Komposition und man liest g◦f als g nach f . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 45 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.12 Denition: Umkehrabbildung f : D → W und g : W → D Abbildungen mit den Eigenschaften g ◦ f = idD und (2) f ◦ g = idW . Dann heiÿen f und g Umkehrabbildungen voneinander und wir schreiben g = f −1 bzw. f = g −1 . Man sagt dann auch f (und natürlich auch g ) ist Es seien (1) invertierbar. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 46 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.12 Denition: Umkehrabbildung f : D → W und g : W → D Abbildungen mit den Eigenschaften g ◦ f = idD und (2) f ◦ g = idW . Dann heiÿen f und g Umkehrabbildungen voneinander und wir schreiben g = f −1 bzw. f = g −1 . Man sagt dann auch f (und natürlich auch g ) ist Es seien (1) invertierbar. f : D → W hat genau dann eine Umkehrabbildung, wenn f (x) = y für jedes y ∈ W genau eine Lösung x ∈ D hat. Eine Abbildung die Gleichung Die Umkehrabbildung ist dann (für dieses (x, y)-Paar) durch f −1 (y) = x deniert. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 46 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.12 Denition: Umkehrabbildung f : D → W und g : W → D Abbildungen mit den Eigenschaften g ◦ f = idD und (2) f ◦ g = idW . Dann heiÿen f und g Umkehrabbildungen voneinander und wir schreiben g = f −1 bzw. f = g −1 . Man sagt dann auch f (und natürlich auch g ) ist Es seien (1) invertierbar. f : D → W hat genau dann eine Umkehrabbildung, wenn f (x) = y für jedes y ∈ W genau eine Lösung x ∈ D hat. Eine Abbildung die Gleichung Die Umkehrabbildung ist dann (für dieses (x, y)-Paar) durch f −1 (y) = x deniert. Sind D und W Teilmengen von Umkehrfunktion f −1 R, so erhält man den Graphen der aus dem Graphen von f durch Spiegelung an der winkelhalbierenden. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 46 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.13 Denition: Monotonie Es sei I⊂ 1 ... R und f : I → R eine Funktion. Dann heiÿt f ... monoton wachsend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) ≤ f (x2 ). 2 ... streng monoton wachsend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) < f (x2 ). Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 47 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.13 Denition: Monotonie Es sei I⊂ 1 ... R und f : I → R eine Funktion. Dann heiÿt f ... monoton wachsend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) ≤ f (x2 ). 2 ... streng monoton wachsend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) < f (x2 ). 3 ... monoton fallend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) ≥ f (x2 ). 4 ... streng monoton fallend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) > f (x2 ). Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 47 / 142 Abbildungen und Funktionen 4.13 Denition: Monotonie Es sei I⊂ 1 ... R und f : I → R eine Funktion. Dann heiÿt f ... monoton wachsend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) ≤ f (x2 ). 2 ... streng monoton wachsend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) < f (x2 ). 3 ... monoton fallend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) ≥ f (x2 ). 4 ... streng monoton fallend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) > f (x2 ). Beispiel: Die Potenzfunktionen fq : [0, ∞[ → [0, ∞[ sind streng monoton steigend. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 47 / 142 Trigonometrie Kapitel 5 Trigonometrie Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 48 / 142 Trigonometrie oder im (auch Scheitel S Grad Bogenmaÿ Winkel werden in Schenkel Rad) angegeben: 360◦ =2π b . Winkelbereich α y cot α 1 Durch diese Betrach- tungen am Einheitskreis r=1 sin α werden vier Funktionen tan α deniert. α cos α 1 x Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 49 / 142 Trigonometrie 5.1 Denition: Winkelfunktionen D Name Sinus sin Cosinus cos Tangens tan Cotangens cot R R W [−1, 1] R \ { 2k+1 2 π | k ∈ Z} R \ {kπ | k ∈ Z} [−1, 1] R R Die Graphen der Sinus- und Cosinusfunktionen y y = sin x π y = cos x 2π x Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 50 / 142 Trigonometrie Die Graphen der Tangens- und Cotangensfunktionen: y y = tan x y = cot x 1 π 4 π 2 3π 4 π 5π 4 3π 2 x Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 51 / 142 Trigonometrie 5.2 Interpretation am rechtwinkligen Dreieck C Mit diesen Bezeichnungen gilt dann b a A α c sin α = a , b cos α = c b und tan α = a c B Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 52 / 142 Trigonometrie 5.3 Denition: Periodische Funktionen R R heiÿt T -periodisch, wenn Es sei T > 0. Eine Funktion f : → f (x + T ) = f (x) für alle x ∈ . R Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 53 / 142 Trigonometrie 5.3 Denition: Periodische Funktionen R R heiÿt T -periodisch, wenn Es sei T > 0. Eine Funktion f : → f (x + T ) = f (x) für alle x ∈ . R 5.4 Denition: Symmetrie von Funktionen Es sei I⊂ R ein um 0 symmetrisches Intervall. Eine Funktion f : I → R heiÿt ... gerade, wenn f (−x) = f (x) für alle x ∈ I . ... ungerade, wenn f (−x) = −f (x) für alle x ∈ I . 1. ... 2. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 53 / 142 Trigonometrie 5.5 Satz: Eigenschaften der Winkelfunktionen 1. sin 2. sin(x + π) = − sin x 3. sowie sin(x + cos π 2) sind 2π - = cos x und und und tan sowie cot sind π -periodisch. cos(x + π) = − cos x. cos(x + π2 ) = − sin x. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 54 / 142 Trigonometrie 5.5 Satz: Eigenschaften der Winkelfunktionen 1. sin 2. sin(x + π) = − sin x 3. = cos x und cos(x + π2 ) = − sin x. sin x 1 tan x = und cotx = . cos x tan x cos ist eine gerade Funktion und sin, tan und cot 4. 5. sowie sin(x + cos 2π - und und tan sowie cot sind π -periodisch. cos(x + π) = − cos x. π 2) Funktionen. 6. Für alle sind x∈ sind ungerade R gilt | sin x| ≤ 1 und | cos x| ≤ 1. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 54 / 142 Trigonometrie 5.5 Satz: Eigenschaften der Winkelfunktionen 1. sin 2. sin(x + π) = − sin x 3. = cos x und cos(x + π2 ) = − sin x. sin x 1 tan x = und cotx = . cos x tan x cos ist eine gerade Funktion und sin, tan und cot 4. 5. sowie sin(x + cos sind 2π - und und tan sowie cot sind π -periodisch. cos(x + π) = − cos x. π 2) sind ungerade Funktionen. R gilt | sin x| ≤ 1 und | cos x| ≤ 1. sin(x) = 0 genau dann, wenn x = kπ mit k ∈ Z. 6. Für alle 7. x∈ cos(x) = 0 8. 9. genau dann, wenn x= 2k+1 2 π mit k∈ Z. = 1 der Trigonometrische Pythagoras. 1 1 2 cos2 x = und sin x = . 2 1 + tan x 1 + cot2 x 2 sin x + cos2 x Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 54 / 142 Trigonometrie 5.6 Einschränkungen der Winkelfunktionen Die folgenden Einschränkungen der Winkelfunktionen benutzt man zur Deniton von Umkehrfunktionen: 1 2 sin π π : − π2 , π2 → [−1, 1] ist streng monoton wachsend. − , 2 2 cos [0,π] : [0, π] → [−1, 1] ist streng monoton fallend. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 55 / 142 Trigonometrie 5.6 Einschränkungen der Winkelfunktionen Die folgenden Einschränkungen der Winkelfunktionen benutzt man zur Deniton von Umkehrfunktionen: 3 sin π π : − π2 , π2 → [−1, 1] ist streng monoton wachsend. − , 2 2 cos [0,π] : [0, π] → [−1, 1] ist streng monoton fallend. : − π , π → ist streng monoton wachsend. tan 4 cot 1 2 − π2 , π2 ]0,π[ :]0, π[ → 2 2 R R ist streng monoton fallend. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 55 / 142 Trigonometrie 5.7 Denition: Arcusfunktionen Die Umkehrfunktionen der Winkelfunktionen werden Arcusfunktionen genannt und sind 1. arcsin : [−1, 1] → − π2 , π2 2. arccos : [−1, 1] → [0, π] arctan : → − π2 , π2 arccot : → 0, π[ 3. 4. R R Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 56 / 142 Trigonometrie 5.7 Denition: Arcusfunktionen Die Umkehrfunktionen der Winkelfunktionen werden Arcusfunktionen genannt und sind 1. arcsin : [−1, 1] → − π2 , π2 2. arccos : [−1, 1] → [0, π] arctan : → − π2 , π2 arccot : → 0, π[ 3. 4. R R Die Graphen der Arcusfunktionen sehen wie folgt aus (siehe Bemerkung 4.12): Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 56 / 142 Trigonometrie y y y = arccos x y = arcsin x π 2 π y = arccot x π 4 x − π2 π 2 y = arctan x 1 x − π2 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 57 / 142 Trigonometrie Beim Rechnen mit den Winkelfunktionen sind folgende Additionstheoreme sehr nützlich: 5.8 Satz: Additionstheoreme 1 sin(x ± y) = sin x cos y ± sin y cos x 2 cos(x ± y) = cos x cos y ∓ sin x sin y tan x ± tan y tan(x ± y) = 1 ∓ tan x tan y 3 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 58 / 142 Trigonometrie Beim Rechnen mit den Winkelfunktionen sind folgende Additionstheoreme sehr nützlich: 5.8 Satz: Additionstheoreme 1 sin(x ± y) = sin x cos y ± sin y cos x 2 cos(x ± y) = cos x cos y ∓ sin x sin y tan x ± tan y tan(x ± y) = 1 ∓ tan x tan y 3 Daraus erhält man dann 5.9 Folgerung: Doppelte Winkel 1. sin(2x) = 2 sin x cos x 2. cos(2x) = cos2 x − sin2 x 2 tan x tan(2x) = 1 − tan2 x cos2 x = 12 1 + cos(2x) und sin2 x = 3. 4. 1 2 1 − cos(2x) Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 58 / 142 Trigonometrie Eine kleine Beweisskizze für die Additionstheoreme: sin x cos y cos x sin y x cos y cos x cos y x y sin y 1 x+y sin x sin y cos(x + y) sin(x + y) Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 59 / 142 Trigonometrie Und nun noch ein paar spezielle Werte der Winkelfunktionen (und mit den Additionstheoremen und der Periodizität dann natürlich weitere). x in Grad 0 30◦ 45◦ 60◦ 90◦ x in Rad 0 π 6 π 4 π 3 π 2 sin x 0 1 2 cos x tan x cotx 1 √ 1 0 √ 1 − 1 2 2 3 3 3 √ √ 1 2 2 2 √ 3 1 1 2 0 − 90◦ √ 4 2 √ 3 1 3 √ 1 3 3 30◦ √ 1 2 45◦ √ 2 2 60◦ √ 3 2 √ 1 1 2 0 Eselsbrücke für die Sinus-Werte: x in Grad sin x 0 √ 0 2 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 60 / 142 Dierenzierbarkeit Kapitel 6 Dierenzierbarkeit Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 61 / 142 Dierenzierbarkeit Die Begrie Grenzwert und Stetigkeit werden in Mathematikvorlesungen genau deniert. Hier sollen lediglich die Ideen verdeutlicht werden. 6.1 Sei Grenzwert und Stetigkeit I ein Intervall und Eine Funktion f :I→ x0 ein Punkt in I oder ein Randpunkt. R hat in x0 den Grenzwert a, wenn sich die Werte f (x) nur um beliebig wenig von a unterscheiden, wenn x immer x0 rückt. f (x0 ) selbst wird dabei nicht betrachtet. Schreibweisen: lim f (x) = a oder f (x) → a für x → x0 . näher an x→x0 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 62 / 142 Dierenzierbarkeit Die Begrie Grenzwert und Stetigkeit werden in Mathematikvorlesungen genau deniert. Hier sollen lediglich die Ideen verdeutlicht werden. 6.1 Sei Grenzwert und Stetigkeit I ein Intervall und Eine Funktion f :I→ x0 ein Punkt in I oder ein Randpunkt. R hat in x0 den Grenzwert a, wenn sich die Werte f (x) nur um beliebig wenig von a unterscheiden, wenn x immer x0 rückt. f (x0 ) selbst wird dabei nicht betrachtet. Schreibweisen: lim f (x) = a oder f (x) → a für x → x0 . x→x0 Die Funktion f f ist stetig auf nennt man I, wenn f näher an stetig in x0 ∈ I , wenn lim f (x) = f (x0 ) ist. x→x0 in jedem Punkt von I stetig ist. Beispiele unstetiger Funktionen sind Funktionen mit Sprungstellen oder Polstellen. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 62 / 142 Dierenzierbarkeit 6.2 Denition: Dierenzierbarkeit Es sei f :I→ R eine Funktion auf dem oenen Intervall I ⊂ R. f heiÿt ... dierenzierbar in dem Punkt x0 ∈ I , wenn der Grenzwert des Dierenzenquotienten 1. ... lim x→x0 f (x) − f (x0 ) f (x0 + h) − f (x0 ) = lim ∈ h→0 x − x0 h existiert. Dieser Wert wird dann mit 2. f 0 (x0 ) R bezeichnet und heiÿt die Ableitung von f an der Stelle x0 . ... dierenzierbar auf I , wenn f an jeder Stelle x ∈ I dierenzierbar ist. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 63 / 142 Dierenzierbarkeit 6.3 Grundlegende Beispiele f (x) f 0 (x) c 0 x 1 x2 2x xn n · xn−1 , n ∈ f (x) 1 x 1 xn N f 0 (x) − − 1 x2 n xn+1 sin x cos x cos x − sin x , n∈ N Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 64 / 142 Dierenzierbarkeit Die Ableitung einer Funktion f kann man auch geometrisch interpretieren. y Die Steigung der Tangente a T a T im Punkt ist der Grenzwert der Sekantenstei- gungen. x Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 65 / 142 Dierenzierbarkeit Die Ableitung einer Funktion f kann man auch geometrisch interpretieren. y Die Steigung der Tangente a 6.4 im Punkt ist der Grenzwert der Sekantenstei- gungen. T a T x Tangente Die Gerade mit der Gleichung y = f (x0 ) + f 0 (x0 ) · (x − x0 ) heiÿt Tangente an den Graphen von f Tangente an f in im Punkt x0 , f (x0 ) (kurz auch: x0 ). Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 65 / 142 Dierenzierbarkeit Bemerkung: Dierenzierbarkeit in die Funktionswerte von f x0 bedeutet also anschaulich, dass sich in einer kleinen Umgebung von die Werte der Tangente annähern lassen. Man sagt auch: approximierbar. Genauer: x0 gut durch f ist linear Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 66 / 142 Dierenzierbarkeit Bemerkung: Dierenzierbarkeit in die Funktionswerte von f x0 bedeutet also anschaulich, dass sich in einer kleinen Umgebung von die Werte der Tangente annähern lassen. Man sagt auch: approximierbar. Genauer: 6.5 x0 gut durch f ist linear Satz: Lineare Approximation R Es sei f : I → eine Funktion auf dem oenen Intervall I ⊂ x0 ∈ I . Dann sind folgende Aussagen äquivalent: 1. f ist dierenzierbar in 2. Es gibt eine Zahl lim φ(x) = 0 x→x0 c∈ R und x0 . R und eine Funktion φ : I → R mit und f (x) = f (x0 ) + c · (x − x0 ) + φ(x) · (x − x0 ) . In diesem Fall ist c = f 0 (x0 ). Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 66 / 142 Dierenzierbarkeit 6.7 Satz: Dierentiationsregeln 1. Vielfache (cf )0 = cf 0 2. Summenregel (f + g)0 = f 0 + g 0 3. Produktregel 4. Kettenregel 5. Quotientenregel (f · g)0 = f 0 · g + f · g 0 (f ◦ g)0 (x) = f 0 g(x) · g 0 (x) 0 f f 0g − f g0 = g g2 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 67 / 142 Dierenzierbarkeit 6.7 Satz: Dierentiationsregeln 1. Vielfache (cf )0 = cf 0 2. Summenregel (f + g)0 = f 0 + g 0 3. Produktregel 4. Kettenregel 5. Quotientenregel (f · g)0 = f 0 · g + f · g 0 (f ◦ g)0 (x) = f 0 g(x) · g 0 (x) 0 f f 0g − f g0 = g g2 Insbesondere ist 1. (f 2 )0 (x) = 2 · f (x) · f 0 (x). 2. (f n )0 (x) = n · f n−1 (x) · f 0 (x). 0 1 f 0 (x) (x) = − 2 . f f (x) 3. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 67 / 142 Dierenzierbarkeit 6.8 Satz: Ableitung der Umkehrfunktion f auf dem Intervall I streng monoton und dierenzierbar und f 0 6= 0. Dann ist die Umkehrfunktion f −1 dierenzierbar auf J := f (I). Für y = f (x) ∈ J , also x = f −1 (y), gilt dann Es sei es gelte 0 f −1 (y) = 1 f 0 (x) . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 68 / 142 Dierenzierbarkeit 6.9 Anwendungen f (x) f 0 (x) √ 1 √ 2 x x √ n x xr tan x arcsin x arccos x arctan x 1 1 1−n √ = x n n n−1 n n x rxr−1 1 + tan2 x = n∈ N r ∈ Q \ {0} 1 cos2 x 1 1 − x2 1 −√ 1 − x2 1 1 + x2 √ Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 69 / 142 Dierenzierbarkeit 6.10 Ist Satz f :I→ R dierenzierbar in x0 ∈ I , so ist f auch stetig in x0. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 70 / 142 Dierenzierbarkeit 6.10 Ist Satz f :I→ 6.11 R dierenzierbar in x0 ∈ I , so ist f auch stetig in x0. Denition: Höhere Ableitungen f auf I x 7→ f 0 (x) 1. Ist 2. Ist f dierenzierbar, so heiÿt die Funktion die dierenzierbar, und dierenzierbar. f0 stetig auf I so nennt man f und f 0 dierenzierbar auf I , dann := (f 0 )0 die zweite Ableitung von f . 3. Sind f 00 Ableitung von f . f0 : I → R mit f stetig nennt man die Funktion Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 70 / 142 Dierenzierbarkeit 6.10 Ist Satz f :I→ 6.11 R dierenzierbar in x0 ∈ I , so ist f auch stetig in x0. Denition: Höhere Ableitungen f auf I x 7→ f 0 (x) 1. Ist 2. Ist f dierenzierbar, so heiÿt die Funktion die Ableitung von f . dierenzierbar, und dierenzierbar. f0 stetig auf I so nennt man f und f 0 dierenzierbar auf I , dann := (f 0 )0 die zweite Ableitung von f . 3. Sind f 00 4. Ebenso deniert man höhere Ableitungen 5. f heiÿt k -mal stetig dierenzierbar, f0 : I → wenn R mit f stetig nennt man die Funktion f 000 , f (4) , . . . f (k) existiert und stetig ist. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 70 / 142 Anwendungen der Dierentialrechnung Kapitel 7 Anwendungen der Dierentialrechnung Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 71 / 142 Anwendungen der Dierentialrechnung 7.1 Satz: Mittelwertsatz der Dierentialrechnung Es sei f auf [a, b] x0 ∈]a, b[ mit stetig und auf ]a, b[ f 0 (x0 ) = dierenzierbar. Dann gibt es ein f (b) − f (a) . b−a Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 72 / 142 Anwendungen der Dierentialrechnung 7.1 Satz: Mittelwertsatz der Dierentialrechnung Es sei f auf [a, b] x0 ∈]a, b[ mit stetig und auf ]a, b[ f 0 (x0 ) = 7.2 Sei 1 dierenzierbar. Dann gibt es ein f (b) − f (a) . b−a Folgerung f auf [a, b] 0 Ist f (x) stetig und auf ≥ 0 (> 0) ]a, b[ dierenzierbar. Dann gilt: für alle x ∈]a, b[, so ist f auf [a, b] (streng) für alle x ∈]a, b[, so ist f auf [a, b] (streng) f [a, b] monoton steigend. 2 Ist f 0 (x) ≤ 0 (< 0) monoton fallend. 3 Ist f 0 (x) = 0 für alle x ∈]a, b[, so ist auf konstant. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 72 / 142 Anwendungen der Dierentialrechnung Wenn nicht anders angegeben, sind im Folgenden die Intervalle stets oen (diese werden dann mit I bezeichnet). Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 73 / 142 Anwendungen der Dierentialrechnung Wenn nicht anders angegeben, sind im Folgenden die Intervalle stets oen (diese werden dann mit 7.3 Satz: Krümmung Es se f :I→ I bezeichnet). R zweimal dierenzierbar. Dann heiÿt (der Graph von) f ... linksgekrümmt, falls f 00 > 0 auf ganz I . 00 ... rechtsgekrümmt, falls f < 0 auf ganz I . 1. ... 2. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 73 / 142 Anwendungen der Dierentialrechnung Wenn nicht anders angegeben, sind im Folgenden die Intervalle stets oen (diese werden dann mit 7.3 Satz: Krümmung Es se f :I→ I bezeichnet). R zweimal dierenzierbar. Dann heiÿt (der Graph von) f ... linksgekrümmt, falls f 00 > 0 auf ganz I . 00 ... rechtsgekrümmt, falls f < 0 auf ganz I . 1. ... 2. 7.4 Denition: Wendestelle, Wendepunkt Es sei f :I→ R zweimal dierenzierbar, x0 ∈ I und f 00(x) habe in x0 x0 eine Wendestelle und der Punkt Wendepunkt (des Graphen) von f . einen Vorzeichenwechsel. Dann heiÿt x0 , f (x0 ) ein Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 73 / 142 Anwendungen der Dierentialrechnung 7.5 Denition: Extremum Es sei D⊂ Graph von) 1 2 R eine beliebige Teilmenge, f : D → R und x0 ∈ D. (Der f hat in x0 ein ... globales Maximum, wenn f (x) ≤ f (x0 ) für alle x ∈ D. ...globales Minimum, wenn f (x) ≥ f (x0 ) für alle x ∈ D . ... Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 74 / 142 Anwendungen der Dierentialrechnung 7.5 Denition: Extremum Es sei D⊂ Graph von) 1 2 3 f hat in x0 ein ... globales Maximum, wenn f (x) ≤ f (x0 ) für alle x ∈ D. ...globales Minimum, wenn f (x) ≥ f (x0 ) für alle x ∈ D . ...lokales Maximum, wenn es ein oenes Intervall I mit x0 ∈ I ... dass 4 R eine beliebige Teilmenge, f : D → R und x0 ∈ D. (Der f (x) ≤ f (x0 ) für alle x ∈ I ∩ D. lokales Minimum, wenn es ein oenes Intervall I ... dass f (x) ≥ f (x0 ) für alle gibt, so mit x0 ∈ I gibt, so x ∈ I ∩ D. Extrema zusammen. Wir nennen x0 eine Extremalstelle, f (x0 ) ein Extremum und x0 , f (x0 ) einen Extrempunkt (des Graphen) von f . Maxima und Minima fassen wir auch unter dem Namen Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 74 / 142 Anwendungen der Dierentialrechnung 7.6 Satz: Notwendiges Kriterium für Extrema Es sei f :I→ R dierenzierbar in x0 ∈ I . Hat f in x0 ein lokales Extremum, so ist f 0 (x0 ) = 0. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 75 / 142 Anwendungen der Dierentialrechnung 7.6 Satz: Notwendiges Kriterium für Extrema Es sei f :I→ R dierenzierbar in x0 ∈ I . Hat f in x0 ein lokales Extremum, so ist f 0 (x0 ) = 0. Die Umkehrung dieses Satzes ist in der Regel nicht richtig. Das zeigt schon das Beispiel f (x) = x3 und x0 = 0. Das Phänomen des letzten Beispiels werden wir nun näher beleuchten. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 75 / 142 Anwendungen der Dierentialrechnung 7.7 Satz: Hinreichendes Kriterium für Extrema Es sei f :I→ R hinreichend oft dierenzierbar und x0 ∈ I mit f 0(x0) = 0. Dann gilt 00 1. Ist f (x0 ) 2. Ist <0 , >0 f 00 (x0 ) = 0 und so hat f in x0 f 000 (x0 ) 6= 0 ein so hat diesem Fall spricht man von einem lokales Maximum lokales Minimum f in x0 . eine Wendestelle. In Sattelpunkt. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 76 / 142 Anwendungen der Dierentialrechnung 7.7 Satz: Hinreichendes Kriterium für Extrema Es sei f :I→ R hinreichend oft dierenzierbar und x0 ∈ I mit f 0(x0) = 0. Dann gilt 00 1. Ist f (x0 ) 2. Ist <0 , >0 f 00 (x0 ) = 0 und so hat f in x0 f 000 (x0 ) 6= 0 ein so hat diesem Fall spricht man von einem lokales Maximum lokales Minimum f in x0 . eine Wendestelle. In Sattelpunkt. Allgemeiner gilt: f 00 (x0 ) = . . . = f (n−1) (x0 ) = 0 und f (n) 6= 0, dann • Ist n gerade, so hat f in x0 ein ( (n) (x ) < 0 lokales Maximum, falls f 0 . (n) (x ) > 0 lokales Minimum, falls f 0 • Ist n ungerade, so hat f in x0 einen Wendepunkt. 3. Ist gilt Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 76 / 142 Anwendungen der Dierentialrechnung Beispiel: Wir betrachten Funktion f: R → R mit f (x) = 2 +sincosx x . Da die 2π -periodisch ist, schauen wir sie uns nur auf einem Teilintervall [0, 2π]. (genauer auf ] − δ, 2π + δ[, da wir ein oenes an, nämlich auf Intervall brauchen). f (x) y f 0 (x) f 00 (x) 2π x Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 77 / 142 Integralrechnung Kapitel 8 Integralrechnung Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 78 / 142 Integralrechnung 8.1 Denition: Stammfunktion R f, F : I → Funktionen. F heiÿt Stammfunktion von f auf I , I dierenzierbar ist und F 0 (x) = f (x) für alle x ∈ I . Wenn wir für f eine Stammfunktion suchen, so sagen wir auch: wir integrieren f . Wenn wir eine Stammfunktion gefunden haben, so nennen wir f Es seien wenn F auf integrierbar. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 79 / 142 Integralrechnung 8.1 Denition: Stammfunktion R f, F : I → Funktionen. F heiÿt Stammfunktion von f auf I , I dierenzierbar ist und F 0 (x) = f (x) für alle x ∈ I . Wenn wir für f eine Stammfunktion suchen, so sagen wir auch: wir integrieren f . Wenn wir eine Stammfunktion gefunden haben, so nennen wir f Es seien wenn F auf integrierbar. 8.2 1 Satz Ist F eine Stammfunktion zu Konstanten 2 c∈ f, so ist auch G=F +c R eine Stammfunktion von f . f sind von dieser G und F zwei Stammfunktionen, mit G(x) = F (x) + c. mit einer Alle Stammfunktionen zu Form. Sind also so gibt es eine Konstante c∈ R Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 79 / 142 Integralrechnung 8.3 Denition: unbestimmtes Integral Die Menge aller ZStammfunktionen von f und wird mit Ist F f (x) dx f heiÿt unbestimmtes Integral von bezeichnet. eine Stammfunktion zu f so schreiben wir auch Z f (x) dx = F (x) + c . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 80 / 142 Integralrechnung 8.3 Denition: unbestimmtes Integral Die Menge aller ZStammfunktionen von f und wird mit Ist F f (x) dx f heiÿt unbestimmtes Integral von bezeichnet. eine Stammfunktion zu f so schreiben wir auch Z f (x) dx = F (x) + c . 8.4 Satz: erste Eigenschaften: Linearität Z 1. Z 2. Z Z f (x) + g(x) dx = f (x) dx + g(x) dx. Z c · f (x) dx = c · f (x) dx für c ∈ . R Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 80 / 142 Integralrechnung 8.5 Beispiele 1. Wir bekommen grundlegende Beispiele für Stammfunktionen, wenn wir die Tabellen zu Beispiel 6.3 von rechts nach links lesen. 2. Insbesondere können wir alle Polynome integrieren und bekommen für p(x) = n X ak xk k=0 Z p(x) dx = c + n+1 X k=1 ak−1 k x k Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 81 / 142 Integralrechnung Nun folgen zwei wichtige Eigenschaften des Integrals, die sich auf Produkte und Verkettungen von Funktionen beziehen. Sie folgen direkt aus den Rechenregeln für das Dierenzieren (Satz 6.7). 8.6 Z Satz: Partielle Integration 0 f (x) · g (x) dx = f (x) · g(x) − Z f 0 (x) · g(x) dx. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 82 / 142 Integralrechnung Nun folgen zwei wichtige Eigenschaften des Integrals, die sich auf Produkte und Verkettungen von Funktionen beziehen. Sie folgen direkt aus den Rechenregeln für das Dierenzieren (Satz 6.7). 8.6 Z Satz: Partielle Integration 0 f (x) · g (x) dx = f (x) · g(x) − 8.7 Z f 0 (x) · g(x) dx. Satz: Substitution Ist F eine Stammfunktion zu f und ist g Z f g(x) · g 0 (x) dx = F g(x) + c. dierenzierbar, so gilt Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 82 / 142 Integralrechnung 8.8 Folgerungen Es sei F eine Stammfunktion zu f. Dann ist Z f (x + a) dx = F (x + a) + c 1. Z 2. 3. 4. 1 F (a · x) + c a Z 2 1 g(x) · g 0 (x) dx = g(x) + c 2 Z 1 x · f x2 dx = · F x2 + c 2 f (a · x) dx = Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 83 / 142 Integralrechnung 8.9 Denition: bestimmtes Integral Es sei f : [a, b] → R eine Funktion. Dann hat der Wert F (b) − F (a) für jede Stammfunktion F von bestimmtes Integral von f Z a b f den gleichen Wert. Dieser Wert heiÿt in den Grenzen a und b und wird mit b f (x) dx = F (x) := F (b) − F (a). a bezeichnet. f heiÿt Integrand und a bzw. b untere bzw. obere Integrationsgrenze sowie [a, b] das Integrationsintervall. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 84 / 142 Integralrechnung 8.10 1 2 Satz: Eigenschaften des bestimmten Integrals Z a Z b Z a f (x) dx = 0 und f (x) dx = − f (x) dx. a a b Z b Z c Z b f (x) dx = f (x) dx + f (x) dx. a a c Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 85 / 142 Integralrechnung 8.10 1 2 3 Satz: Eigenschaften des bestimmten Integrals Z a Z b Z a a 4 a f (x) dx = 0 und f (x) dx = − f (x) dx. a a b Z b Z c Z b f (x) dx = f (x) dx + f (x) dx. a a c Z b b Z b 0 f (x) · g 0 (x). f (x) · g(x) dx = f (x) · g(x) − Ist Z a b F f eine Stammfunktion zu f g(x) · g 0 (x) dx = Z g(b) g(a) a und ist g dierenzierbar, so gilt g(b) f (t) dt = F (t) . g(a) Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 85 / 142 Integralrechnung 8.10 1 2 3 Satz: Eigenschaften des bestimmten Integrals Z a b Z Z a a 4 Ist Z b F f g(x) · g 0 (x) dx = Z g(b) g(a) Z Ist f eine Stammfunktion zu a 5 a f (x) dx = 0 und f (x) dx = − f (x) dx. a a b Z b Z c Z b f (x) dx = f (x) dx + f (x) dx. a a c Z b b Z b 0 f (x) · g 0 (x). f (x) · g(x) dx = f (x) · g(x) − f (x) ≤ g(x) a und ist a dierenzierbar, so gilt g(b) f (t) dt = F (t) . b g(a) Z f (x) dx ≤ so ist g b g(x) dx. a Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 85 / 142 Integralrechnung y y = f (x) a Af (a, b) 8.11 b x Folgerung: Integral und Flächeninhalt Das Integral Rb a f (x) dx lässt sich als der (orientierte) Inhalt der Fläche unter dem Graphen der Funktion f im Intervall [a, b] deuten. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 86 / 142 Integralrechnung 8.12 Denition und Satz: geometrischer Flächeninhalt Es sei f integrierbar. Der dem Intervall mit der [a, b] x-Achse geometrische Flächeninhalt Af (a, b) von f auf ist deniert als Inhalt der Fläche, die der Graph von einschlieÿt. Z Dieser lässt sich gemäÿ b |f (x)| dx Af (a, b) = f berechnen. a Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 87 / 142 Integralrechnung 8.12 Denition und Satz: geometrischer Flächeninhalt Es sei f integrierbar. Der dem Intervall mit der [a, b] x-Achse geometrische Flächeninhalt Af (a, b) von f auf ist deniert als Inhalt der Fläche, die der Graph von einschlieÿt. Z Dieser lässt sich gemäÿ b |f (x)| dx Af (a, b) = f berechnen. a 8.13 Beispiel F (x) = 14 x4 eine Stammfunktion. Damit Z 1 1 f (x) dx = F (x) = 0, aber −1 −1 Z 1 Z 1 1 1 Af (−1, 1) = |f (x)| dx = 2 f (x) dx = F (x) = . 2 0 −1 0 Für f (x) = x3 ist gilt also Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 87 / 142 Integralrechnung Wir haben schon gesehen, dass Integration in einem gewissen Sinne die Umkehrung der Dierentiation ist. Zum Abschluÿ dieses Kapitels zitieren wir noch den Satz, der diesen Sachverhalt mathematisch formuliert. Dieser heiÿt 8.14 Hauptsatz der Dierential- und Integralrechnung Jede auf einem Intervall Stammfunktion [a, b] stetige Funktion f besitzt eine F. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 88 / 142 Integralrechnung Wir haben schon gesehen, dass Integration in einem gewissen Sinne die Umkehrung der Dierentiation ist. Zum Abschluÿ dieses Kapitels zitieren wir noch den Satz, der diesen Sachverhalt mathematisch formuliert. Dieser heiÿt 8.14 Hauptsatz der Dierential- und Integralrechnung Jede auf einem Intervall Stammfunktion [a, b] stetige Funktion f besitzt eine F. x ∈ [a, b] Z x F (x) := f (t) dt Genauer gilt: Deniert man für a so ist diese Funktion auf gilt [a, b] stetig, auf ]a, b[ stetig dierenzierbar und es F 0 (x) = f (x). Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 88 / 142 Logarithmus- und Exponentialfunktion Kapitel 9 Logarithmus- und Exponentialfunktion Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 89 / 142 Logarithmus- und Exponentialfunktion Wir können laut des Hauptsatzes der Dierential- und Integralrechnung alle stetigen Funktionen integrieren. Die Funktion f (x) = 1 x tauchte allerdings in unseren Beispielen zur Dierentiation nie als Ergebnis auf (vgl. Tabellen aus Beispiel 6.3). Ihre Stammfunktion kennen wir also bisher nicht und wir denieren deshalb wie folgt: Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 90 / 142 Logarithmus- und Exponentialfunktion Wir können laut des Hauptsatzes der Dierential- und Integralrechnung alle stetigen Funktionen integrieren. Die Funktion f (x) = 1 x tauchte allerdings in unseren Beispielen zur Dierentiation nie als Ergebnis auf (vgl. Tabellen aus Beispiel 6.3). Ihre Stammfunktion kennen wir also bisher nicht und wir denieren deshalb wie folgt: 9.1 Die Denition: Logarithmusfunktion Logarithmusfunktion (oder der Logarithmus) ln : R+ → R ist deniert über eine Stammfunktion der auf R+ stetigen Funktion x 7→ x1 . Genauer: Z ln x := 1 x 1 dt . t Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 90 / 142 Logarithmus- und Exponentialfunktion 9.2 Satz: Eigenschaften des Logarithmus 1 . x 1. ln0 (x) = 2. ln 1 = 0. 3. ln(x · y) = ln x + ln y . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 91 / 142 Logarithmus- und Exponentialfunktion 9.2 Satz: Eigenschaften des Logarithmus 1 . x 1. ln0 (x) = 2. ln 1 = 0. 3. 5. ln(x · y) = ln x + ln y . 1 ln = − ln x. x ln(xr ) = r ln x, ∀r ∈ Q 6. ln 4. 7. (später ∀r ∈ R). ist streng monoton steigend. lim ln x = ∞ x→∞ Da der Logarithmus und ln lim ln x = −∞ x→0+ streng monoton ist, existiert seine Umkehrfunktion. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 91 / 142 Logarithmus- und Exponentialfunktion 9.3 Die Denition: Exponentialfunktion Exponentialfunktion exp : R → R+ Die Zahl R R ist die Umkehrfunktion des ln : + → . e := exp(1) = ln−1 (1) ≈ 2, 718281828 . . . Logarithmus heiÿt Eulersche Zahl. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 92 / 142 Logarithmus- und Exponentialfunktion 9.3 Die Denition: Exponentialfunktion Exponentialfunktion exp : R → R+ Die Zahl 9.4 R R ist die Umkehrfunktion des ln : + → . e := exp(1) = ln−1 (1) ≈ 2, 718281828 . . . Logarithmus heiÿt Eulersche Zahl. Satz: Eigenschaften der Exponentialfunktion 1. exp 2. exp(ln x) = ln(exp x) = x. 3. exp(0) = 1 ist streng monoton wachsend. und exp(x) > 0. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 92 / 142 Logarithmus- und Exponentialfunktion 9.3 Die Denition: Exponentialfunktion Exponentialfunktion exp : R → R+ R Die Zahl 9.4 R heiÿt Eulersche Zahl. Satz: Eigenschaften der Exponentialfunktion 1. exp 2. exp(ln x) = ln(exp x) = x. 3. exp(0) = 1 4. ist die Umkehrfunktion des ln : + → . e := exp(1) = ln−1 (1) ≈ 2, 718281828 . . . Logarithmus ist streng monoton wachsend. und exp(x) > 0. lim exp(x) = ∞ x→∞ und lim exp(x) = 0 x→−∞ 5. exp(x) · exp(y) = exp(x n + y), exp(n · x) = exp(x) . 6. exp(rx) = (exp(x))r ∀r ∈ Q 0 7. exp (x) insbesondere gilt für (später ∀r ∈ n∈ N damit R). = exp(x). Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 92 / 142 Logarithmus- und Exponentialfunktion 9.5 Bemerkung Aus Satz 9.4 Punkt 5. folgt Deshalb schreiben wir exp(q) = eq exp(x) = ex für alle sogar für q∈ x∈ R. Q. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 93 / 142 Logarithmus- und Exponentialfunktion 9.5 Bemerkung Aus Satz 9.4 Punkt 5. folgt Deshalb schreiben wir exp(q) = eq exp(x) = ex für alle sogar für q∈ x∈ R. Q. Sinn bekommt die Schreibweise aus der vorigen Bemerkung durch 9.6 Für Denition: allgemeine Potenz a, b ∈ R mit a > 0 denieren wir die allgemeine Potenz ab durch ab := exp(b ln a) . 9.6 Folgerung für die Potenzfunktion Für alle r∈ R und x ∈]0, ∞[ gilt (xr )0 = rxr−1 . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 93 / 142 Logarithmus- und Exponentialfunktion Mit Hilfe des Logarithmus können wir unsere Integralregeln weiter ergänzen: 9.7 1 2 Satz Z 1 dx = ln |x| + c. x Z 0 f (x) dx = ln |f (x)| + c. f (x) Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 94 / 142 Komplexe Zahlen Kapitel 10 Komplexe Zahlen Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 95 / 142 Komplexe Zahlen Die komplexen Zahlen entstehen aus den reellen Zahlen, indem eine neues Element 10.1 i (in der Elektrotechnik j) mit i2 = −1 hinzugenommen wird: Denition: Komplexe Zahlen Die Menge C der komplexen Zahlen ist deniert als C = {x + yi | x, y ∈ R}. Dabei sollen die Rechenregeln der reellen Zahlen gelten (Kommutativ-, Assoziativ- und Distributivgesetz), und zusätzlich sei i2 = −1. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 96 / 142 Komplexe Zahlen Die komplexen Zahlen entstehen aus den reellen Zahlen, indem eine neues Element 10.1 i (in der Elektrotechnik j) mit i2 = −1 hinzugenommen wird: Denition: Komplexe Zahlen Die Menge C der komplexen Zahlen ist deniert als C = {x + yi | x, y ∈ R}. Dabei sollen die Rechenregeln der reellen Zahlen gelten (Kommutativ-, Assoziativ- und Distributivgesetz), und zusätzlich sei i2 = −1. Ist z = x + yi eine komplexe Zahl, Realteil und y Imaginärteil von z . x = Re z und y = Im z . Die reellen Zahlen kann man durch so heiÿen die beiden reellen Zahlen x = x + 0i als Teilmenge von x C auassen. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 96 / 142 Komplexe Zahlen Die komplexen Zahlen entstehen aus den reellen Zahlen, indem eine neues Element 10.1 i (in der Elektrotechnik j) mit i2 = −1 hinzugenommen wird: Denition: Komplexe Zahlen Die Menge C der komplexen Zahlen ist deniert als C = {x + yi | x, y ∈ R}. Dabei sollen die Rechenregeln der reellen Zahlen gelten (Kommutativ-, Assoziativ- und Distributivgesetz), und zusätzlich sei i2 = −1. Ist z = x + yi eine komplexe Zahl, Realteil und y Imaginärteil von z . x = Re z und y = Im z . Die reellen Zahlen kann man durch so heiÿen die beiden reellen Zahlen x = x + 0i als Teilmenge von x C auassen. Achtung: Auf C ist keine Ordnung deniert! Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 96 / 142 Komplexe Zahlen 10.2 Gauÿ'sche Zahlenebene Die komplexen Zahlen lassen sich als Elemente der Ebene darstellen. Die Addition ist die Addition von Vektoren. Für z =1+i und w =4+i ist z + w = 5 + 2i. z+w 2i z i w 1 2 3 4 5 6 −i Die Zahlen der Form z = 0 + iy die z = x + 0i imaginäre Achse. bilden die reelle Achse, die der Form Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 97 / 142 Komplexe Zahlen Beim Multiplizieren wird einfach 10.3 Ist i2 = −1 beachtet: Addition und Multiplikation z = a + bi und w = c + di, so ist 1. z ± w = (a ± c) + (b ± d)i 2. zw = (a + bi)(c + di) = (ac − bd) + (ad + bc)i Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 98 / 142 Komplexe Zahlen Beim Multiplizieren wird einfach 10.3 Ist i2 = −1 beachtet: Addition und Multiplikation z = a + bi und w = c + di, so ist 1. z ± w = (a ± c) + (b ± d)i 2. zw = (a + bi)(c + di) = (ac − bd) + (ad + bc)i 10.4 Konjugiert komplexe Zahl z = a + ib, z = a − ib. Ist so ist die konjugiert komplexe Zahl z deniert durch Mit der dritten binomischen Formel ist z · z = (a + ib)(a − ib) = a2 − i2 b2 = a2 + b2 immer reell und nicht-negativ. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 98 / 142 Komplexe Zahlen Durch Erweiterung mit der konjugiert komplexen Zahl kann man für Zahlen ungleich Null Kehrwerte ausrechnen: 10.5 Kehrwert a − ib 1 z a b = = 2 = 2 −i 2 . z z·z a + b2 a + b2 a + b2 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 99 / 142 Komplexe Zahlen Durch Erweiterung mit der konjugiert komplexen Zahl kann man für Zahlen ungleich Null Kehrwerte ausrechnen: 10.5 Kehrwert a − ib 1 z a b = = 2 = 2 −i 2 . z z·z a + b2 a + b2 a + b2 Genauso kann man komplexe Zahlen durcheinander teilen: 10.6 Quotient z a + bi (a + bi)(c − di) (ac + bd) + i(bc − ad) = = = . w c + di (c + di)(c − di) c2 + d2 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 99 / 142 Komplexe Zahlen Durch Erweiterung mit der konjugiert komplexen Zahl kann man für Zahlen ungleich Null Kehrwerte ausrechnen: 10.5 Kehrwert a − ib 1 z a b = = 2 = 2 −i 2 . z z·z a + b2 a + b2 a + b2 Genauso kann man komplexe Zahlen durcheinander teilen: 10.6 Quotient z a + bi (a + bi)(c − di) (ac + bd) + i(bc − ad) = = = . w c + di (c + di)(c − di) c2 + d2 Es stellt sich heraus, dass man Zahlen aus C wie reelle Zahlen addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividieren kann, und dass weiter die Kommutativ-, Distributiv- und Assoziativgesetze gelten. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 99 / 142 Komplexe Zahlen 10.7 Weitere Eigenschaften der konjugiert komplexen Zahl 1. z =z 2. z+w =z+w 3. z · w = z · w, 4. Für 5. R ist z z=z 1 Re z = (z + z), 2 10.8 Der z∈ 1 = Im z 1 (z 6= 0) z = 1 (z − z) 2i Denition und Eigenschaften: Betrag Betrag einer komplexen Zahl z = a + ib ist deniert durch √ |z| = a2 + b2 . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 100 / 142 Komplexe Zahlen 10.7 Weitere Eigenschaften der konjugiert komplexen Zahl 1. z =z 2. z+w =z+w 3. z · w = z · w, 4. Für 5. R ist z z=z 1 Re z = (z + z), 2 10.8 Der z∈ 1 = Im z 1 (z 6= 0) z = 1 (z − z) 2i Denition und Eigenschaften: Betrag Betrag einer komplexen Zahl z = a + ib ist deniert durch √ |z| = Es ist a2 + b2 . |z|2 = zz Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 100 / 142 Komplexe Polarkoordinaten Kapitel 11 Komplexe Polarkoordinaten Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 101 / 142 Komplexe Polarkoordinaten 11.1 Sei Satz: Polarkoordinatendarstellung z∈ C \ {0} eine komplexe Zahl, die wir als Punkt in der Zahlenebene betrachten. Dann gibt es einen Winkel ϕ ∈ ] − π, π] und eine reelle Zahl r > 0, so dass z die folgende Darstellung hat z = a + ib z = r(cos ϕ + i sin ϕ) Um auch z = 0 behandeln zu können beschreiben wir diese Zahl durch r=0 und r = |z| b = Im z ϕ = arg z a = Re z einen beliebigen Winkel. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 102 / 142 Komplexe Polarkoordinaten 11.2 Denition: Polarkoordinaten Polarkoordinatendarstellung der Argument und wird mit arg(z) bezeichnet. Die Darstellung aus dem obigen Satz heiÿt Zahl 11.3 z und der Winkel ϕ heiÿt Satz: Umrechnung 1. Ist z = r(cos ϕ + i sin ϕ), so ist a = r cos ϕ 2. Ist z = a + ib und mit b = r sin ϕ . √ r = |z| = a2 + b2 und für z 6= 0 ist b arctan − π falls a < 0, b < 0 a − π2 falls a = 0, b < 0 b arg(z) = arctan falls a > 0 a π falls a = 0, b > 0 2 b arctan + π falls a < 0, b ≥ 0. a z = a + ib, so ist Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 103 / 142 Komplexe Polarkoordinaten 11.4 Satz: Rechnen mit Polarkoordinaten 1. Für alle reellen Zahlen gilt: a>0 a<0 genau dann, wenn 2. arg(a) = 0 arg(a) = π arg(z) = − arg(z), 3. arg(wz) = arg(w) + arg(z), und |z| = |z| und |wz| = |w| |z| Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 104 / 142 Komplexe Polarkoordinaten 11.4 Satz: Rechnen mit Polarkoordinaten 1. Für alle reellen Zahlen gilt: 2. 3. 4. 5. a>0 a<0 genau dann, wenn arg(a) = 0 arg(a) = π arg(z) = − arg(z), und |z| = |z| arg(wz) = arg(w) + arg(z), und |wz| = |w| |z| 1 1 1 arg = − arg(z), und = z z |z| ( arg(z) + π falls arg(z) ≤ 0 arg(−z) = . arg(z) − π falls arg(z) > 0 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 104 / 142 Komplexe Polarkoordinaten 11.4 Satz: Rechnen mit Polarkoordinaten 1. Für alle reellen Zahlen gilt: 2. 3. 4. 5. a>0 a<0 genau dann, wenn arg(a) = 0 arg(a) = π arg(z) = − arg(z), und |z| = |z| arg(wz) = arg(w) + arg(z), und |wz| = |w| |z| 1 1 1 arg = − arg(z), und = z z |z| ( arg(z) + π falls arg(z) ≤ 0 arg(−z) = . arg(z) − π falls arg(z) > 0 Insbesondere ist arg(z k ) = k arg(z) und |z k | = |z|k für k∈ Z. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 104 / 142 Komplexe Polarkoordinaten 11.4 Satz: Rechnen mit Polarkoordinaten 1. Für alle reellen Zahlen gilt: 2. 3. 4. 5. a>0 a<0 genau dann, wenn arg(a) = 0 arg(a) = π arg(z) = − arg(z), und |z| = |z| arg(wz) = arg(w) + arg(z), und |wz| = |w| |z| 1 1 1 arg = − arg(z), und = z z |z| ( arg(z) + π falls arg(z) ≤ 0 arg(−z) = . arg(z) − π falls arg(z) > 0 Insbesondere ist arg(z k ) = k arg(z) Formel von Moivre: Für alle ϕ∈ und |z k | = |z|k für k∈ Z. R und n ∈ Z gilt (cos ϕ + i sin ϕ)n = cos(nϕ) + i sin(nϕ) . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 104 / 142 Komplexe Polarkoordinaten Damit können wir nun einige der einer Zahl z zugeordneten Zahlen in die Ebene einzeichnen: Im z i |z| = 1 z 1 −z 1 z Re z z Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 105 / 142 Komplexe Polarkoordinaten Die Multiplikation komplexer Zahlen ist in Polarkoordinaten besonders einfach (siehe 11.4) z · w = −4 + 2i Im z w = −1 + i z =3+i Re z Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 106 / 142 Komplexe Polarkoordinaten 11.5 Für Denition: komplexe Exponentialfunktion w = a + ib ∈ C denieren wir ew := exp(w) := ea (cos b + i sin b) . Für t∈ R heiÿt das eit = cos t + i sin t. Damit schreibt sich die Polarkoordinatendarstellung z = r(cos ϕ + i sin ϕ) kürzer als z = reiϕ . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 107 / 142 Komplexe Polarkoordinaten 11.5 Für Denition: komplexe Exponentialfunktion w = a + ib ∈ C denieren wir ew := exp(w) := ea (cos b + i sin b) . Für t∈ R heiÿt das eit = cos t + i sin t. Damit schreibt sich die Polarkoordinatendarstellung z = r(cos ϕ + i sin ϕ) kürzer als z = reiϕ . Die so denierte komplexe Exponentialfunktion hat dann bezüglich Multiplikation, Division und Potenzen die gleichen Eigenschaften wie die reelle Exponentialfunktion. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 107 / 142 Lineare Gleichungssysteme Kapitel 12 Lineare Gleichungssysteme Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 108 / 142 Lineare Gleichungssysteme 12.1 Denition: Lineares Gleichungssystem LGS Ein (reelles) lineares Gleichungssystem (LGS) mit n Variablen x1 , x2 , . . . , xn und m Gleichungen hat folgende Gestalt a11 x1 + a12 x2 + . . . + a1n xn = b1 a21 x1 + a22 x2 + . . . + a2n xn = b2 . . . am1 x1 + am2 x2 + . . . + amn xn = bm mit Die R für 1 ≤ i ≤ n und 1 ≤ j ≤ m. aij , bj ∈ aij nennen wir die Koezienten des LGS und die bj nennen wir die rechte Seite des LGS. Das LGS heiÿt homogen, wenn die rechte Seite nur aus Nullen besteht. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 109 / 142 Lineare Gleichungssysteme Wir denieren A heiÿt eine Einträge von heiÿt R a11 a12 . . . a1n a21 a22 . . . a2n A := . . . . . . .. . . am1 am2 . . . amn Matrix. Die Zahlen aij ∈ R, i = 1, . . . , m, j = 1, . . . , n heiÿen A. Der Raum aller (m × n)-Matrizen mit reellen Einträgen m×n Das LGS ist äquivalent zu Ax = b, wobei (Ax)i := n X aij xj ∀i = 1, . . . , m. j=1 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 110 / 142 Lineare Gleichungssysteme Kurzschreibweise: Statt der Form in oben benutzen wir auch die etwas kompaktere Schreibweise (A|b) := a11 a21 a12 a22 . . . . . . am1 am2 a1n b1 a2n b2 . . . . . . . . . amn bm ... ... . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 111 / 142 Lineare Gleichungssysteme Kurzschreibweise: Statt der Form in oben benutzen wir auch die etwas kompaktere Schreibweise (A|b) := a11 a21 a12 a22 . . . . . . am1 am2 12.3 a1n b1 a2n b2 . . . . . . . . . amn bm ... ... . Denition: Lösungsmenge Die Lösungsmenge des LGS (A|b) L(A, b) := (x1 , . . . , xn ) ∈ bezeichnen wir mit Rn | (x1, . . . , xn) löst (A|b) Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 111 / 142 Lineare Gleichungssysteme 12.4 Satz: Gauÿ-Operationen Die folgenden Operationen verändern die Lösungsmenge eines LGS nicht: 1. Multiplizieren einer Zeile mit einer Zahl a 6= 0. 2. Vertauschen von Zeilen. 3. Addition eines Vielfachen einer Zeile zu einer anderen Zeile. 4. Vertauschen von Spalten Achtung: Wenn man Punkt 4. anwendet, muss man sich merken, welche Variable zu welcher Spalte gehört! Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 112 / 142 Lineare Gleichungssysteme 12.5 Satz: Gauÿ-Algorithmus Es sei (A|b) ein lineares Gleichungssystem, dann kann man durch geeignete Gauÿ-Operationen erreichen, dass das LGS die folgende Form bekommt: y1 y2 · · · 1 0 ··· 0 1 ··· Die yj yk yk+1 · · · 0 ∗ ··· 0 ∗ ··· . . . . . . .. . . . . 0 0 0 0 ··· ··· 1 0 . . . . . . 0 0 0 c1 c2 . . . . . . ∗ 0 . . . ··· yn ∗ ∗ ··· ··· ∗ 0 ck ck+1 . . . 0 sind die Variablennamen ··· x1 . . . 0 bis cm xn , aber eventuell in vertauschter Reihenfolge. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 113 / 142 Lineare Gleichungssysteme Praktische Durchführung des Gauÿ-Algorithmus: 1k Wir versuchen durch 3.(Tausch von Zeilen), 4.(Tausch von Spalten) und 1.(Skalierung einer Zeile) eine 1 in die obere linke Ecke zu bekommen. (Ist dies nicht möglich, dann endet der Algorithmus, denn die Koezienten, mit denen man diesen Schritt gestartet hat, sind alle Null.) 2k Durch Anwenden von 2.(Addition von Zeilen) erzeugen wir Nullen unterhalb und oberhalb dieser 1. 3k Wir beginnen nun wieder mit Step1. Allerdings wenden wir ihn auf das kleinere System an, das wir durch Löschen der ersten Spalte und ersten Zeile erhalten. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 114 / 142 Vektoren Kapitel 13 Vektoren Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 115 / 142 Vektoren 13.1 Ein Denition: Vektoren im Zahlenraum Vektor (im Zahlenraum) mit n Komponenten ist ein n-Tupel reeller Zahlen, also ein Element aus Rn. Wir schreiben die Komponenten eines Vektors in eine Spalte: v1 v2 ~v = ... ~v = (v1 , v2 , . . . , vn )T , wir die platzsparende wobei das T meinen). Denition: Rechnen mit Vektoren v1 Mit benutzen Schreibweise andeutet, dass wir eigentlich einen Spaltenvektor vn 13.2 (Manchmal ~v = ... , w ~ = α · ~v = vn αv1 . . . w1 . . . wn und α∈ R ist ~v + w~ = v1 + w1 . . . und vn + wn . αvn Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 116 / 142 Vektoren Wir beschränken uns in den kommenden Betrachtungen auf R2 und R3, obwohl alles auch im Höherdimensionalen und allgemeineren Situationen richtig bleibt. 2~v ~v ~0 ~v + w ~ − 12 ~v w ~ Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 117 / 142 Vektoren 13.3 Satz: Rechenregeln für Vektoren Es seien ~u, ~v und w ~ Vektoren und α und β seien reelle Zahlen, dann gilt: 1. ~v + w ~ =w ~ + ~v . 2. ~u + (~v + w) ~ = (~u + ~v ) + w ~. Es gibt einen Nullvektor ~ 0 mit ~v + ~0 = ~0 + ~v = ~v . 3. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 118 / 142 Vektoren 13.3 Satz: Rechenregeln für Vektoren Es seien ~u, ~v und w ~ Vektoren und α und β seien reelle Zahlen, dann gilt: 1. ~v + w ~ =w ~ + ~v . 2. 4. ~u + (~v + w) ~ = (~u + ~v ) + w ~. Es gibt einen Nullvektor ~ 0 mit ~v + ~0 = ~0 + ~v = ~v . Zu ~ v gibt es einen Vektor −~v mit ~v + (−~v ) = ~0. 5. α · (β · ~v ) = (αβ) · ~v . 6. 1 · ~v = ~v . 3. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 118 / 142 Vektoren 13.3 Satz: Rechenregeln für Vektoren Es seien ~u, ~v und w ~ Vektoren und α und β seien reelle Zahlen, dann gilt: 1. ~v + w ~ =w ~ + ~v . 2. 4. ~u + (~v + w) ~ = (~u + ~v ) + w ~. Es gibt einen Nullvektor ~ 0 mit ~v + ~0 = ~0 + ~v = ~v . Zu ~ v gibt es einen Vektor −~v mit ~v + (−~v ) = ~0. 5. α · (β · ~v ) = (αβ) · ~v . 6. 1 · ~v = ~v . 7. (α + β) · ~v = α · ~v + β · ~v . 8. α · (~v + w) ~ = α · ~v + α · w ~ 3. Bemerkung zu 3.: ... nämlich ~0 := (0, 0, . . . , 0)T . Bemerkung zu 4.: ... nämlich −~v := (−1) · ~v = (−v1 , . . . , −vn )T . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 118 / 142 Vektoren 13.4 Denition: Linearkombination Es seien ~v1 , . . . , ~vn Elemente des Rm. Eine Summe der Form α1~v1 + α2~v2 + . . . + αn~vn heiÿt Linearkombination und die Zahlen αj ∈ R heiÿen Koezienten der Linearkombination. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 119 / 142 Vektoren 13.4 Denition: Linearkombination Es seien ~v1 , . . . , ~vn Elemente des Rm. Eine Summe der Form α1~v1 + α2~v2 + . . . + αn~vn heiÿt Linearkombination und die Zahlen αj ∈ R heiÿen Koezienten der Linearkombination. 6 4 2 ! Beispiele: Der Vektor 1 0 0 ! , 0 1 0 ! und 0 0 1 ∈ R3 ist eine Linearkombination der Vektoren ! mit Koezienten 6, 4 und 2, Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 119 / 142 Vektoren 13.4 Denition: Linearkombination Es seien ~v1 , . . . , ~vn Elemente des Rm. Eine Summe der Form α1~v1 + α2~v2 + . . . + αn~vn heiÿt Linearkombination und die Zahlen αj ∈ R heiÿen Koezienten der Linearkombination. 6 4 2 ! Beispiele: Der Vektor 1 0 0 ! , 0 1 0 ! und 0 0 1 ∈ R3 ist eine Linearkombination der Vektoren ! mit Koezienten 6, 4 und eine Linearkombination der Vektoren Koezienten 4, 0 und und 1 1 0 ! 2, 0 1 1 ! , 1 0 1 ! und mit 2. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 119 / 142 Vektoren 13.5 Denition: Linear abhängig Die Vektoren α1 , . . . , α n ∈ ~v1 , . . . , ~vn ∈ R gibt, die nicht alle Null sind, so dass aber die Linearkombination Sie heiÿen Rm heiÿen linear abhängig, wenn es Zahlen α1~v1 + α2~v2 + . . . + αn~vn = ~0 ist. linear unabhängig, wenn sie nicht linear abhängig sind. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 120 / 142 Vektoren 13.5 Denition: Linear abhängig Die Vektoren α1 , . . . , α n ∈ ~v1 , . . . , ~vn ∈ R gibt, die nicht alle Null sind, so dass aber die Linearkombination Sie heiÿen 13.6 Rm heiÿen linear abhängig, wenn es Zahlen α1~v1 + α2~v2 + . . . + αn~vn = ~0 ist. linear unabhängig, wenn sie nicht linear abhängig sind. Bemerkung Die Vektoren ~v1 , . . . ~vn sind genau dann linear unabhängig, wenn die Gleichung α1~v1 + α2~v2 + . . . + αn~vn = ~0 (als Gleichung für die Zahlen α1 = . . . = αn = 0 α1 , . . . , α n ) nur die Lösung hat. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 120 / 142 Vektoren 13.7 1. 2. Beispiele 1 2 1 Die Vektoren ~ u = 2 , ~v = 6 , w ~ = 1 ∈ 3 sind linear 3 8 2 abhängig, denn es gilt 4~ u + (−1)~v + (−2)w ~ = 0. 1 2 Die Vektoren ~ v= ,w ~= ∈ 2 sind linear unabhängig, denn 2 1 α+ 2β = 0 α~v + β w ~ = ~0 ist gleichbedeutend mit dem LGS und 2α+ β = 0 dies hat die eindeutige Lösung α = β = 0 (vgl. das Kapitel über LGS). R R Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 121 / 142 Vektoren 13.8 1. 2. Bemerkung Rm ist genau dann linear abhängig, wenn ~v = 0. Die lineare Abhängigkeit zweier Vektoren ~ v, w ~ ∈ R3 \ {~0} ist ~v ∈ gleichbedeutend mit jeweils a) ~v und w ~ liegen auf einer Geraden durch den Nullpunkt, und b) je einer der Vektoren ist ein Vielfaches des anderen. 3. Die lineare Abhängigkeit dreier Vektoren ~u, ~v , w ~∈ R3 \ {~0} ist gleichbedeutend mit jeweils a) ~u, ~v und w ~ liegen in einer Ebene durch den Nullpunkt, und b) mindestens einer der Vektoren ist eine Linearkombination der anderen beiden. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 122 / 142 Vektoren 13.9 Weitere wichtige Begrie und Bemerkungen 1. Das Erzeugnis (oder Spann) der Vektoren ~v1 , . . . , ~vk ∈ Rm ist die Menge aller Linearkombinationen dieser Vektoren. (Das ist auch für eine beliebige Menge von Vektoren erklärt). V eindeutig(!) als ~v1 , . . . , ~vk ∈ V darstellen, dann Basis von V . 2. Lässt sich jedes Element eines Vektorraums Linearkombination der Vektoren man ~v1 , . . . , ~vk eine nennt 3. Die Elemente einer Basis sind linear unabhängig. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 123 / 142 Vektoren 13.9 Weitere wichtige Begrie und Bemerkungen[cont.] Speziell für das Rechnen im 4. n Vektoren des Rn heiÿt das Rn sind genau dann linear unabhängig, wenn sie eine Basis bilden. Standardbasis des Rn Einheitsvektoren 5. Die besteht aus den kanonischen 1 0 0 0 1 0 0 0 0 ~e1 = . , ~e2 = . , . . . , ~en = . . .. .. .. 0 0 0 0 0 1 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 124 / 142 Skalar- und Vektorprodukt Kapitel 14 Skalar- und Vektorprodukt Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 125 / 142 Skalar- und Vektorprodukt 14.1 Denition: Skalarprodukt, Norm und Winkel 1. Das Skalarprodukt zweier Vektoren ~v , w ~ ∈ Rn ist deniert durch ~v · w ~ := v1 w1 + v2 w2 + . . . + vn wn . 2. Die Norm (oder der Betrag) eines Vektors ist deniert durch k~v k := 3. Der p √ ~v · ~v = v12 + v22 + . . . + vn2 . Winkel ψ ∈ [0, π] zwischen zwei Vektoren ~v , w ~ ∈ Rn , beide nicht der Nullvektor, ist deniert durch cos ψ = ~v · w ~ . k~v kkwk ~ Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 126 / 142 Skalar- und Vektorprodukt Das Winkel wird über das Skalarprodukt so deniert, dass er mit dem ebenen Winkel im R2 übereinstimmt. Hilfsmittel ist der Kosinussatz: c α a b a2 = b2 + c2 − 2bc cos α. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 127 / 142 Skalar- und Vektorprodukt 14.2 1. 2. 3. Satz: Eigenschaften des Skalarproduktes und der Norm ~v · w ~ =w ~ · ~v . ~v · αw ~ + β~u = α(~v · w) ~ + β(~v · ~u . Für ~ v 6= ~0 ist k~v1k ~v = 1. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 128 / 142 Skalar- und Vektorprodukt 14.2 1. 2. 3. 4. Satz: Eigenschaften des Skalarproduktes und der Norm ~v · w ~ =w ~ · ~v . ~v · αw ~ + β~u = α(~v · w) ~ + β(~v · ~u . Für ~ v 6= ~0 ist k~v1k ~v = 1. ~v · w ~ =0 genau dann, wenn 5. Der Vektor −b a ~v und w ~ senkrecht aufeinander stehen. steht senkrecht auf dem Vektor a . b Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 128 / 142 Skalar- und Vektorprodukt 14.2 1. 2. 3. 4. Satz: Eigenschaften des Skalarproduktes und der Norm ~v · w ~ =w ~ · ~v . ~v · αw ~ + β~u = α(~v · w) ~ + β(~v · ~u . Für ~ v 6= ~0 ist k~v1k ~v = 1. ~v · w ~ =0 genau dann, wenn 5. Der Vektor −b a 6. k~v k ≥ 0. 7. k~v k = 0 8. kα~v k = |α|k~v k. ~v und w ~ senkrecht aufeinander stehen. steht senkrecht auf dem Vektor genau dann, wenn a . b ~v = ~0. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 128 / 142 Skalar- und Vektorprodukt 14.3 Satz: Dreiecksungleichung Für Vektoren ~v und w ~ gilt k~v + wk ~ ≤ k~v k + kwk ~ und k~v k − kwk ~ ≤ k~v − wk ~ , sowie damit dann k~v − wk ~ ≤ k~v − ~uk + k~u − wk ~ . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 129 / 142 Skalar- und Vektorprodukt 14.3 Satz: Dreiecksungleichung Für Vektoren ~v und w ~ gilt k~v + wk ~ ≤ k~v k + kwk ~ und k~v k − kwk ~ ≤ k~v − wk ~ , sowie damit dann k~v − wk ~ ≤ k~v − ~uk + k~u − wk ~ . 14.4 Satz: Parallelogrammgleichung Für Vektoren k~v + ~v wk ~ 2 und w ~ gilt + k~v − wk ~ 2 = 2k~v k2 + 2kwk ~ 2. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 129 / 142 Skalar- und Vektorprodukt Im Fall des R3 gibt es noch ein Produkt zwischen Vektoren, dass als Ergebnis wieder einen Vektor liefert. 14.5 Denition: Kreuzprodukt v1 w1 Es seien ~ v = v2 , w ~ = w2 ∈ 3 . Dann ist das Kreuzprodukt v3 w3 Vektorprodukt) ~v × w ~ deniert durch v2 w3 − v3 w2 ~v × w ~ := v3 w1 − v1 w3 . v1 w2 − v2 w1 R Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) (oder Seite 130 / 142 Skalar- und Vektorprodukt 14.6 1. 2. Satz: Eigenschaften des Kreuzproduktes ~v × w ~ = −w ~ × ~v . ~v × αw ~ + β~u = α(~v × w) ~ + β(~v × ~u . 3. Ist α der Winkel zwischen ~v und 4. ~v × w ~ = ~0 5. (~v × w) ~ · ~v = (~v × w) ~ ·w ~ = 0. als auch auf w ~. 6. k~v × wk ~ genau dann, wenn ~v w ~ so ist und D.h. w ~ k~v × wk ~ = k~v kkwk ~ sin α. linear abhängig sind. ~v × w ~ steht sowohl senkrecht auf entspricht dem Flächeninhalt des von ~v und w ~ ~v aufgespannten Parallelogramms. 7. ~v , w ~ und ~v × w ~ bilden in dieser Reihenfolge ein Rechtssystem. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 131 / 142 Skalar- und Vektorprodukt ~v × w ~ Mittelnger Rechte-HandRegel w ~ Zeigenger ~v Daumen Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 132 / 142 Skalar- und Vektorprodukt Eine Kombination des Skalarproduktes und des Kreuzproduktes im R3 liefert ein weiteres geometrisch relevantes Produkt: 14.7 Das Denition: Spatprodukt Spatprodukt dreier Vektoren ~u, ~v , w ~ ∈ R3 ist deniert durch s(~u, ~v , w) ~ = ~u · (~v × w) ~ Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 133 / 142 Skalar- und Vektorprodukt Eine Kombination des Skalarproduktes und des Kreuzproduktes im R3 liefert ein weiteres geometrisch relevantes Produkt: 14.7 Das Denition: Spatprodukt Spatprodukt dreier Vektoren ~u, ~v , w ~ ∈ R3 ist deniert durch s(~u, ~v , w) ~ = ~u · (~v × w) ~ ie folgenden Eigenschaften des Spatproduktes sind direkte Konsequenzen aus denen der beiden beteiligten Produkte: 14.8 Folgerung: Eigenschaften des Spatproduktes 1. Das Spatprodukt ist total schiefsymmetrisch, d.h. s(~u, ~v , w) ~ = s(w, ~ ~u, ~v ) = s(~v , w, ~ ~u) = −s(~v , ~u, w) ~ = −s(~u, w, ~ ~v ) = −s(w, ~ ~v , ~u) Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 133 / 142 Skalar- und Vektorprodukt 14.8 Denition: Spatprodukt[cont.] 2. Der Betrag des Spatproduktes des von ~u, ~v und w ~ |s(~u, ~v , w)| ~ , entspricht dem Volumen aufgespannten Parallelepipeds. ~u × ~v w ~ ~v ~u Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 134 / 142 Skalar- und Vektorprodukt Bemerkung: Man kann das Spatprodukt der Vektoren v1 ~v = v2 v3 − und w1 w ~ = w2 w3 mit Hilfe der u1 v1 w1 u1 v1 u2 v2 w2 u2 v2 ? u3 ? v3 ? w3 _ u3 − − + v3 _ + u1 ~u = u2 , u3 Sarrus-Regel berechnen. _ + Es ist nämlich s (~u, ~v , w) ~ = u1 v2 w3 + v1 w2 u3 + w1 u2 v3 − u3 v2 w1 − v3 w2 u1 − w3 u2 v1 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 135 / 142 Geraden und Ebenen Kapitel 15 Geraden und Ebenen Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 136 / 142 Geraden und Ebenen 15.1 Denition: Gerade und Ebene R ~v , w ~ ∈ 3 linear unabhängige Vektoren Gerade g ist eine Menge der Form Es seien Eine g = {~x = ~a + t~v | t ∈ Eine Ebene E ~a ein weiterer Vektor. R}. ist eine Menge der Form E = {~x = ~a + t~v + sw ~ | t, s ∈ Dabei heiÿen und ~a Aufpunktvektor R} und ~v bzw. ~v , w ~ Richtungsvektoren der Geraden bzw. Ebene. Diese Darstellungen nennt man Parameterdarstellungen der Geraden bzw. Ebene. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 137 / 142 Geraden und Ebenen 15.2 Denition: Gerade und Ebene R ~v , w ~ ∈ 3 linear unabhängige Vektoren Gerade g ist eine Menge der Form Es seien Eine g = {~x = ~a + t~v | t ∈ Eine Ebene E ~a ein weiterer Vektor. R}. ist eine Menge der Form E = {~x = ~a + t~v + sw ~ | t, s ∈ Dabei heiÿen und ~a Aufpunktvektor R} und ~v bzw. ~v , w ~ Richtungsvektoren der Geraden bzw. Ebene. Diese Darstellungen nennt man Parameterdarstellungen der Geraden bzw. Ebene. Bemerkung: Geraden kann man analog im n≥2 Rn für n ≥ 1 und Ebenen für denieren. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 137 / 142 Geraden und Ebenen 15.3 Bemerkung Die Richtungsvektoren sind nicht eindeutig. 1. Im Fall der Gerade ist mit ~v auch jeder Vektor α~v für α 6= 0 ein Richtungsvektor der gleichen Geraden. 2. Im Fall der Ebene lässt sich jeder der Richtungsvektoren durch eine Linearkombinaton α~v + β w ~ ~v und w ~ ersetzen, ohne die Ebene zu ändern (man muss nur die lineare Unabhängigkeit erhalten). Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 138 / 142 Geraden und Ebenen 15.5 Bemerkung Die Richtungsvektoren sind nicht eindeutig. 1. Im Fall der Gerade ist mit ~v auch jeder Vektor α~v für α 6= 0 ein Richtungsvektor der gleichen Geraden. 2. Im Fall der Ebene lässt sich jeder der Richtungsvektoren durch eine Linearkombinaton α~v + β w ~ ~v und w ~ ersetzen, ohne die Ebene zu ändern (man muss nur die lineare Unabhängigkeit erhalten). 15.6 Denition: Parallelität 1. Zwei Geraden im R3 heiÿen parallel, wenn ihre Richtungsvektoren linear abhängig sind. 2. Zwei Ebenen im R3 heiÿen parallel, wenn die Richtungsvektoren der einen Ebene jeweils als Linearkombination der Richtungsvektoren der anderen Ebene dargestellt werden können. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 138 / 142 Geraden und Ebenen 15.7 Denition: Normalenvektor einer Ebene Ein Vektor ~n heiÿt Normalenvektor der Ebene E , wenn ~n auf allen Richtungsvektoren der Ebene senkrecht steht. Gilt zusätzlich noch k~nk = 1, Einheitsnormalenvektor. so nennt man ~n einen Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 139 / 142 Geraden und Ebenen 15.9 Denition: Normalenvektor einer Ebene Ein Vektor ~n heiÿt Normalenvektor der Ebene E , wenn ~n auf allen Richtungsvektoren der Ebene senkrecht steht. Gilt zusätzlich noch k~nk = 1, Einheitsnormalenvektor. 15.10 so nennt man ~n einen Satz w ~ Richtungsvektoren einer Ebene, so ist 1 (~v × w) ~ ein Einheitsnormalenvektor der ~n := k~v × wk ~ 1. Sind ~v und Ebene. 2. Der Einheitsnormalenvektor einer Ebene ist bis auf das Vorzeichen eindeutig. 3. Zwei Ebenen sind genau dann parallel, wenn die Einheitsnormalenvektoren (bis auf das Vorzeichen) übereinstimmen. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 139 / 142 Geraden und Ebenen Geraden sind bereits durch die Angabe zweier unterschiedlicher Punkte eindeutig festgelegt, eine Ebene durch die Angabe dreier Punkte, die nicht auf einer Geraden liegen. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 140 / 142 Geraden und Ebenen Geraden sind bereits durch die Angabe zweier unterschiedlicher Punkte eindeutig festgelegt, eine Ebene durch die Angabe dreier Punkte, die nicht auf einer Geraden liegen. 15.12 Satz Es seien zwei verschiedene Punkte im Raum und gibt es genau eine Gerade, die g = {~ p + t(~q − p~) | t ∈ Es sei ~r p~ R}. und ~q p~ und ~q gegeben. Dann enthält. Diese ist gegeben durch g durch p~ und ~q p~, ~q und ~r enthält. ein weiterer Punkt, der nicht auf der Geraden liegt. Dann gibt es genau eine Ebene, die die Punkte Diese ist gegeben durch E = {~ p + t(~q − p~) + s(~r − p~) | t, s ∈ R}. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 140 / 142 Geraden und Ebenen 15.13 Satz: Hessesche Normalenform 1. Eine Ebene sich E E im R3 und ~a ein beliebiger Aufpunktvektor. Dann lässt in der Form E = {~x | ~n · (~x − ~a) = 0} = {~x | ~n · ~x = ~n · ~a}, darstellen, wobei 2. Ist ~n ~n ein Normalenvektor der Ebene ist. ein Einheitsnormalvektor der Ebene, so ist d0 := ~n · ~a unabhängig von der Wahl des Aufpunktes. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 141 / 142 Geraden und Ebenen 15.14 Satz: Hessesche Normalenform 1. Eine Ebene sich E E im R3 und ~a ein beliebiger Aufpunktvektor. Dann lässt in der Form E = {~x | ~n · (~x − ~a) = 0} = {~x | ~n · ~x = ~n · ~a}, darstellen, wobei 2. Ist ~n ~n ein Normalenvektor der Ebene ist. ein Einheitsnormalvektor der Ebene, so ist d0 := ~n · ~a unabhängig von der Wahl des Aufpunktes. 3. Wählt man den Einheitsnormalenvektor ~n so, dass d0 ≥ 0, so nennt man die Darstellung E = {~x | ~n · ~x = d0 } Hessesche Normalenform (HNF) der Ebene. 4. Ist d0 > 0, so ist die HNF eindeutig. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 141 / 142 Geraden und Ebenen Mit Hilfe der HNF kann man den Abstand eines Punktes von einer Ebene bestimmen 15.15 Es sei Satz: Abstand Punkt↔Ebene {~x | ~n · ~x = d0 } die HNF der Ebene P ein d(P ) := |~n · (~a − p~)| E und ~a ein beliebiger p~ Aufpunktvektor. Ferner sei Punkt im Raum und Dann misst den Abstand des Punktes Ebene sein Ortsvektor. P von der E. Insbesondere gilt für den Nullpunkt d(O) = d0 . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund (2017) Seite 142 / 142