Mengen 1. Mengen Definition 1.1 (Mengendefinition nach Georg Cantor) Eine Menge ist eine Zusammenfassung von bestimmten, unterscheidbaren Objekten (Elementen) unserer Anschauung oder unseres Denkens zu einem Ganzen. Schreibe: Gegenteil: a∈M a∈ /M (oder M 3 a): (oder M 63 a): a ist Element von M . a ist nicht Element von M . Mengenangaben in 2 Varianten möglich: Aufzählen aller Elemente in Mengenklammern {....} in der Art {a, b, c} Beschreiben aller Elemente durch charakteristische Eigenschaft in der Art M = {a | a hat die Eigenschaft E}. Lese: M ist die Menge aller a, die die Eigenschaft E haben. G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematischer Vorkurs September 2017 3 / 287 Mengen Beispiel (Aufzählende Form) {2} Einelementige Menge. ∅ ={}, die leere Menge – enthält kein Element. {1, 2, 3} Menge , bestehend aus den Zahlen 1,2,3. Reihenfolge unwichtig: z.B. {2, 1, 3} = {1, 2, 3}. Beispiele für die Verwendung von ∈“: ” {1, 2, 3} 3 1, 5 ∈ / {1, 2, 3} N := {1, 2, 3, 4, . . . }: Menge der natürlichen Zahlen . . .“ führt Liste in sinnvoller Weise weiter. ” :=“ spricht man als wird definiert als“ aus. ” ” Z := {. . . , −3, −2, −1, 0, 1, 2, 3, . . . }: Menge der ganzen Zahlen. G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematischer Vorkurs September 2017 4 / 287 Mengen Beispiel (Beschreiben durch charakteristische Eigenschaft) Q := { ab | a ∈ Z, b ∈ N} Menge der rationalen Zahlen, P := {a ∈ N | a > 1, nur 1 und a sind Teiler von a}, Menge der Primzahlen. Beschreibungsteil mit ∈“ manchmal vor |“, um hervorzuheben, dass ” ” die Elemente aus einem anderen größeren Topf“ stammen. ” R Menge der reellen Zahlen R+ {x ∈ R | x2 (vgl. später). := {a ∈ R | a > 0} , Menge der positiven reellen Zahlen. − x = 0} = {0, 1} Umwandlung in aufzählende Form oft möglich, jedoch nicht immer: I {x ∈ R | x2 − x = 0} = {0, 1}. I { x | x ist Summe zweier Primzahlen größer 2} = ??? Goldbachsche Vermutung: Menge ist gleich {6, 8, 10, 12, . . .}. Kleine Liste: 6 = 3 + 3, 8 = 3 + 5, 10 = 3 + 7, 12 = 5 + 7, 14 = 3 + 11, 16 = 3 + 13, 18 = 5 + 13, 20 = 3 + 17, 22 = 3 + 19, 24 = 5 + 19, 26 = 3 + 23, 28 = 5 + 23, . . . G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematischer Vorkurs September 2017 5 / 287 Mengen Definition 1.2 (Mengenoperationen für Mengen M, N ) 1. Vereinigung M ∪ N : Menge der Objekte, die in M oder N liegen. M ∪ N = {a | a ∈ M oder a ∈ N } Bsp.: N ∪ {0} =: N0 , {1, 2, 3} = {1, 2} ∪ {2, 3}. 2. Durchschnitt M ∩ N : Menge der Objekte, die in M und N liegen. M ∩ N = {a | a ∈ M und a ∈ N } Bsp.: {1, 2} ∩ {2, 3, 4} = {2}. {1, 2} ∩ {3, 4} = {}. M und N heißen punktfremd oder disjunkt, wenn M ∩ N = ∅. Bsp.: {2, 3} und {1, 4} sind disjunkt. 3. Differenz (auch: Komplement von N (in M )) M \ N Menge der Objekte, die in M und nicht in N liegen: M \ N = {a | a ∈ M und a ∈ / N} Bsp.: {1, 2, 3} \ {2, 3, 4} = {1}, G. Skoruppa (TU Dortmund) N und M \ N sind stets disjunkt. Mathematischer Vorkurs September 2017 6 / 287 Mengen 4. M heißt Teilmenge von N , falls jedes Element aus M auch in N liegt. Symbolisch: M ⊂N oder auch N ⊃ M. Bsp.: {2, 3} ⊂ {1, 2, 3} 5. M und N heißen gleich, wenn M ⊂ N und M ⊃ N . Man schreibt M = N. Manche Mathematiker verwenden für die Teilmengenbeziehung statt ⊂“ ” das Symbol ⊆“. Bei diesen bedeutet dann A ⊂ B etwas anderes wie ” oben, nämlich: A ist Teilmenge von B und A 6= B. Beispiel (Gängige Mengenbeziehungen) I ∅ ⊂ M ⊂ M. I N ⊂ N0 ⊂ Z ⊂ Q ⊂ R ⊂ C. G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematischer Vorkurs September 2017 7 / 287 Mengen Darstellung als Mengendiagramme (Venn-Diagramme): N N M M N M G. Skoruppa (TU Dortmund) N M Mathematischer Vorkurs September 2017 8 / 287 Mengen Satz 1.3 (Rechenregeln für Mengenoperationen) Kommutativität und Assoziativität von Vereinigung und Durchschnitt: 1. M ∪ N = N ∪ M und M ∩N =N ∩M 2. (M ∪ N ) ∪ P = M ∪ (N ∪ P ) und (M ∩ N ) ∩ P = M ∩ (N ∩ P ) (bei Mehrfachvereinigungen bzw. Mehrfachdurchschnitten kann man die Klammern weglassen: M ∪ N ∪ P, M ∩ N ∩ P. ) Distributivität: 3. M ∪ (N ∩ P ) = (M ∪ N ) ∩ (M ∪ P ) 4. M ∩ (N ∪ P ) = (M ∩ N ) ∪ (M ∩ P ) de Morganschen Regeln“ ” 7. M \(N ∩ P ) = (M \N ) ∪ (M \P ) 8. M \(N ∪ P ) = (M \N ) ∩ (M \P ) Man kann Mengen miteinander verheiraten“, so dass dabei eine neue Art ” von Elementen entsteht . . . G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematischer Vorkurs September 2017 9 / 287 Mengen Definition 1.4 (Kartesisches Produkt von Mengen) Für Mengen M , N heißt M × N , das kartesische Produkt von M und N , die Menge aller Paare (p, q) mit p ∈ M und q ∈ N : M × N := {(p, q)| p ∈ M und q ∈ N } Paare sind geordnete Listen aus 2 Objekten. Die Reihenfolge ist wichtig: (a, b) = (p, q) bedeutet: a = p und b = q. Achtung: {1, 2} und (1, 2) sind vollkommen verschiedene Objekte! Beispiel: Schachfelder haben traditionell Kurzbezeichner wie a1 oder g5: g5 Mathematische Notation: (a, 1) und (g, 5): Elemente des kartesischen Produkts {a, . . . , h} × {1, . . . , 8}. G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematischer Vorkurs September 2017 10 / 287 Mengen Analog zu Paaren bildbar: Tripel bzw. allgemein n-Tupel: Tripel: n -Tupel: z.B. (π, 2, 2) ∈ R × N × N, z.B. das 5 -Tupel (1, 3, 2, 3, 4) ∈ N × N × N × N × N Definition 1.5 (Mehrfache kartesische Produkte) M1 × . . . × Mn := {(a1 , . . . , an ) | ai ∈ Mi , i = 1, . . . , n}. Schreibweise: M × M =: M 2 , M × M × M =: M 3 usw. Beispiel: {1, 2} × {1, 2, 3} = {(1, 1), (1, 2), (1, 3), (2, 1), (2, 2), (2, 3)}. Das sind 2 · 3 = 6 Elemente. ({1, 2} hat 2 und {1, 2, 3} 3 Elemente.) Kartesisch heißen diese Mengenprodukte, weil ihre Elemente sehr gut in kartesischen Koordinatensystemen dargestellt werden können. G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematischer Vorkurs September 2017 11 / 287 Mengen So wie der Zahlenstrahl die Menge R veranschaulicht, so veranschaulichen kartesische Koordinatensysteme mehrdimensionale Räume, wie die Ebene R2 oder den uns umgebenden Raum R3 . Deren Elemente heißen Punkte. Beispiel (Kartesische Koordinatensysteme) 3 y Q = (-3,1) 1 0 -3 P = (3,2) 2 P = (1,2,3) 1 x 1 z 1 3 0 1 2 y x Koordinatenachsen aufeinander senkrecht, Kartesischa heißt dabei: Skalierung auf Achsen gleich. a René Descartes, 1596-1650, französischer Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler. G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematischer Vorkurs September 2017 12 / 287