SCHADSTOFFE IN OBERFLÄCHENGEWÄSSERN © M. Deweis Schadstoffe sind Stoffe, die zu einer Verschmutzung der Gewässer führen können (§ 30a Wasserrechtsgesetz WRG, 1959 bzw. Artikel 2, Punkt 31 Wasserrahmenrichtlinie WRRL 2000/60/EG). Zu den wichtigsten Schadstoffen zählen u.a. Organohalogenverbindungen, organische Phosphor- oder Zinnverbindungen, kanzerogene, mutagene und reproduktionstoxische (CMR) Stoffe, Cyanide, Metalle und Metallverbindungen, Arsen und Arsenverbindungen, Biozide und Pflanzenschutzmittel, persistente, bioakkumulierende und toxische (PBT) Stoffe aber auch Stoffe, die zur Eutrophierung beitragen (insbesondere Stickstoff und Phosphor) oder Stoffe, die die Sauerstoffbilanz beeinflussen. (Abschnitt 1, Anhang E WRG) Als prioritär werden Schadstoffe eingestuft, die ein erhebliches Risiko für bzw. durch die aquatische Umwelt darstellen (Prioritäre Stoffe – Art. 16 WRRL). Derzeit sind 45 Stoffe bzw. Stoffgruppen auf EU-Ebene geregelt ( Anhang X, WRRL). Umweltqualitätsnorm Eine Umweltqualitätsnorm ist die Konzentration eines bestimmten Schadstoffes oder einer bestimmten Schadstoffgruppe, die in Wasser, Sedimenten oder Biota aus Gründen des Gesundheits- und Umweltschutzes nicht überschritten werden darf. Neben den Umweltqualitätsnormen für die prioritären Stoffe gemäß Anhang X der WRRL legen die Qualitätszielverordnung Chemie Oberflächengewässer (QZV Chemie OG; BGBl. II Nr. 96/2006) und die Qualitätszielverordnung Ökologie Oberflächengewässer (QZV Chemie GW; BGBl. II 99/2010) weitere Qualitätskriterien für verschiedene Schadstoffe und Schadstoffgruppen fest. 1/3 Schadstoffe in Oberflächengewässern Die Überwachung dieser Umweltqualitätsnormen erfolgt im Rahmen der Gewässerzustandsüberwachung und die geregelten Stoffe werden in bestimmten Gewässern regelmäßig untersucht. Die Daten aus diesen Untersuchungen sind über das Wasserinformationssystem Austria (http://wisa.bmlfuw.gv.at) verfügbar. Anwendung, Herkunft und Nachweis in Gewässern Eine Vielzahl von Chemikalien, Pflanzenschutzmittelwirkstoffen, Bioziden, Lebensmittelzusatzstoffen oder Arzneimittelwirkstoffen werden in Haushalten, Industrie und Gewerbe oder in der Landwirtschaft eingesetzt. Diese Stoffe können über unterschiedliche Eintragspfade in die Gewässer gelangen und mittels analytischer Methoden auch nachgewiesen werden. Unterschieden wird zwischen punktförmigen und diffusen Stoffeinträgen: Punktförmige Schadstoffeinträge erfolgen hauptsächlich über die Einleitung gereinigter kommunaler oder industriell/gewerblicher Abwässer. Diffuse Stoffeinträge erfolgen über diverse Eintragspfade, wie z. B. der land- und forstwirtschaftlichen Flächennutzung und aus der Deposition, Mischwasserüberläufen oder Niederschlagswassereinleitungen aus Trennkanalisationen. Erfolgt bei Humanarzneimittelwirkstoffen der Haupteintrag in die Gewässer über gereinigtes kommunales Abwasser , ist die land- und forstwirtschaftliche Flächennutzung für die Nährstoffe (Stickstoff, Phosphor) eine wesentliche Quelle. Unterschiedliche Programme auf nationaler und internationaler Ebene untersuchen das Vorkommen von Schadstoffen in Gewässern. Neben den Untersuchungen im Rahmen der Gewässerzustandsüberwachung sind die regelmäßigen Messungen im Zuge des Joint-Danube-survey bzw. Untersuchungen der Joint research center JRC hervorzuheben. Im Rahmen der FATE Programme des JRC wurden Fließgewässer in Europa auf eine Vielzahl von Stoffe untersucht. Einige Korrossionsschutzmittel (Benzotriazole), Arzneimittelwirkstoffe (Carbamazepin), perfluorierte Tenside oder Industriechemikalien wurden in fast allen Proben aus europäischen Fließgewässern gefunden (siehe Abbildung), wenn auch die Konzentrationen stoffspezifisch sehr unterschiedlich sind (Loos et al. 2009). 2/3 Umweltbundesamt Schadstoffe in Oberflächengewässern Abbildungen: Nachweishäufigkeit und durchschnittliche Konzentrationen für verschiedene Schadstoffe in europäischen Gewässern (Quelle: Loos, R., Gawlik, M.B., Locoro, G., Rimaviciute, E., Contini, S., Bidoglio, G. (2009). EUwide survey of polar organic persistent pollutants in European river water. Environmental Pollution 157, 561-568). Viele Schadstoffe kommen in zahlreichen unterschiedlichen Produkten vor, daher ist eine Quantifizierung über die Eintragspfade schwierig. Für die wasserwirtschaftliche Planung wird es daher erforderlich sein, Instrumente zu entwickeln und zu etablieren, die eine schadstoffspezifische und einzugsgebietsbezogene Bewertung punktuelle und diffuser Eintragspfade, ermöglichen. Links http://wisa.bmlfuw.gv.at/daten.html http://fate.jrc.ec.europa.eu/interactive-maps-and-data http://www.icpdr.org/main/activities-projects/joint-danube-survey Umweltbundesamt 3/3