Lernen & Gedächtnis

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Beispielbild
Lernen & Gedächtnis
Operante Konditionierung: Verstärkung
WiSe 2009
Einführung
Belohnung ist das einfachste Prinzip, um ein erwünschtes
Verhalten häufiger auftreten zu lassen!
Oder ?
Lernen hat mittel- und
langfristig Belohnungswert
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Das Einstellen von Rauchen
hat mittel- und langfristig
Belohnungswert
2
Thorndike
Edward Lee Thorndike (1874-1949)
Erste experimentelle Studien zur Wirkung von Belohnung
Thorndikes Ansatzpunkt war die Idee, dass
andere Säuger scheinbar erstaunlich ‚intelligente‘
Leistungen erbringen können.
Kritik: Berichte über tierische Intelligenz sind
anekdotisch, verfälscht und zeigen eher
inzidentielles Verhalten als tatsächliche
Kompetenz.
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
3
Thorndike
Gesetz der Wirkung (Law of Effect)
Puzzle Box: Käfig, der mit einem
Hebel oder einer Schnur zu öffnen ist.
Vor der Box steht eine Futterschale.
Eine Katze reagiert zunächst mit
Kratzen an verschiedenen Teilen der
Box – oder anderem ‚irrationalen‘
Verhalten.
Nach 5-10 Minuten wird per Zufall
der Lösungsweg gefunden.
Aber was passiert im nächsten Trial?
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
4
Thorndike
Gesetz der Wirkung (Law of Effect)
Die Katze hat keine plötzliche
Einsicht in den Lösungsweg, sondern
reagiert wie beim ersten Trial.
Nur graduell wird die Latenz bis zur
Befreiung aus dem Käfig kürzer.
Theorie: Die Belohnung außerhalb
der Box führt dazu, dass die Katze
langsam eine Assoziation zwischen
den Cues in der Box und der
operanten Reaktion (Hebeldruck)
herstellt.
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
5
Thorndike
Gesetz der Wirkung (Law of Effect)
Law of Effect:
Eine Verbindung wird begünstigt, also „verstärkt" (reinforced),
wenn die Reaktion zu einer befriedigenden (lustbetonten)
Nachwirkung führt. Sie wird abgeschwächt, wenn die
Nachwirkung unbefriedigend (unlustbetont) ist.
Achtung:
Man spricht man eher von Verstärkung als von
Belohnung. Ein Verstärker erhöht die Frequenz
des Verhaltens , wenn er nach einer bestimmten
operanten Reaktion gezeigt wird.
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
6
Thorndike
Problem: Was unterscheidet Verstärkung und Konditionierung?
Klassische Konditionierung
Operante Konditionierung
Reiz (CS) – Reiz (US)
Aktion (R) – Reiz (S)
Präsentation des US hängt
alleine von der Präsentation
des CS ab.
Präsentation des Reizes hängt
hängt alleine von Durchführung
eines Verhaltens ab.
Obwohl die Prozeduren unterschiedlich sind, können jedoch die
Vermittlungsprozesse identisch sein:
1.
2.
Prinzip der Kontiguität oder der Kontingenz
Graduelle Verstärkung einer assoziativen Beziehung .
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Typen von Verstärkern
Primäre Verstärker
Primäre Verstärker sind alle
Reize, die von Geburt an
effektiv sind. Se benötigen
kein spezielles Training. Dazu
gehören…
…Futter
…Wasser
…Fortpflanzungsmöglichkeit
…Sensorische Verstärkung
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Butler (1954):
Reaktion 1: Fenster zum
Laborraum öffnet sich für 30
Sekunden.
Reaktion 2: Sichtblende geht
herunter.
Für Affen ist die Reaktion 1 ein
effektiver Verstärker.
Insgesamt kann jede visuelle
Stimulation als Verstärker
eingesetzt werden
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Typen von Verstärkern
Sekundäre Verstärker
Sekundäre Verstärker werden
erst durch Erfahrung
erworben.
Zu Ihnen gehört Geld, aber
auch Lob.
Die sekundären Verstärker
werden dadurch ‚erworben‘,
indem sie häufig mit einem
primären Verstärker
aufgetreten sind.
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Wolfe-Experiment (1936):
Affen erhalten nach
Hebeldruck zunächst Trauben.
Dann wird der Hebeldruck
schwieriger – und die Trauben
durch Spielmünzen ersetzt.
Die Affen drücken weiter den
Hebel – und zeigen innerhalb
der Gruppe ein (Menschen-)
typisches Arbeitgeberverhalten.
9
Typen von Verstärkern
Soziale Verstärker
Soziale Verstärker können nicht
genau von primären und
sekundären Verstärkern
abgegrenzt werden. Sie werden
jedoch alleine aus dem Verhalten
von Mitgliedern aus der gleichen
Spezies gezogen.
Soziale Verstärker können eine
angeborene Disposition sein, die
erfahrungsabhängig moduliert
wird. Zudem sind wir den
Verstärkern ununterbrochen
ausgesetzt (Aufmerksamkeit,
Lob, Tadel.).
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Experiment von Allen et al. (1964)
Was macht man mit einer 4jährigen, die nicht mit anderen
Kindern spielt – und eher den
Kontakt von Erwachsenen sucht?
1. Verringerung der Zuwendung,
wenn sie sich isoliert
2. Verstärkung der Zuwendung,
wenn sie mit anderen Kindern spielt.
Resultat: Anstieg des Anteils des
sozialen Spielens von 10% auf 60%.
Zudem konnte die Verstärkung
langsam reduziert werden.
10
Typen von Verstärkern
Wie findet man den besten Verstärker ?
David Premack
Der Zugang zu einer Aktivität, die mit hoher
Wahrscheinlichkeit ausgeübt wird, kann als
Verstärker für eine Aktivität verwendet werden,
die seltener ausgeübt wird. (Premack-Prinzip)
Kann effektiv eingesetzt werden – und wird
intuitiv eingesetzt: Kinder können sehr effektiv
zu diszipliniertem Verhalten (seltene Reaktion)
geführt werden, wenn Ihnen kurze Phasen von
undiszipliniertem Verhalten (häufige Reaktion)
gestatte werden (Homme et al., 1963).
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Verstärkung und Verzögerung
Wie wichtig ist die Kontiguität zwischen Reaktion und Reiz?
Wie tolerant ist die Sniffy, wenn
sie nach ihrem Tastendruck nicht
unmittelbar die Verstärkung
erhält?
Und wie kann man
möglicherweise ihre Toleranz
steigern?
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Verstärkung und Verzögerung
Welche zeitliche Verzögerung wird toleriert?
Sobald die Verzögerung auch nur einige Sekunden betrug,
N(Hebeldruck)
wurde die Frequenz der Reaktion drastisch reduziert.
Der Grund ist nicht das schlechte Gedächtnis
für die Reize, sondern das Problem der
Reaktions-Kontingenz. Der Organismus
muss herausfinden, welche seiner
20
40
60
Verzögerung (Sekunden)
Reaktionen den Reiz bewirkt hat.
Experimentator:
Versuchstier:
R(x) - Verstärker
R(1) – R(2) - R(x) – R(3) – R(4) -Verstärker
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Verstärkung und Verzögerung
N(Hebeldruck)
Wie kann Sniffy toleranter werden?
Problem 1
Problem 2
Versuchstier:
R(1) – R(2) - R(x) – R(3)
– R(4) -Verstärker
20
40
60
Verzögerung (Sekunden)
Ein sekundärer Verstärker
kann über die Zeitdauer
helfen.
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Die Kontingenz kann eindeutiger
gemacht werden, wenn synchron mit
dem erwünschten Verhalten ein
weiteres äußeres Ereignis einsetzt,
welches selber keinen
Verstärkungscharakter haben muss
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Verstärkung und Verzögerung
Sind Menschen toleranter für zeitliche
Verzögerungen?
Verzögerung und Attraktivität der
Verstärkung: Tierexperiment
Auf Reaktion 1 von Tauben folgt 2s
Zugang zu Futter
Auf Reaktion 2 von Tauben folgt 4s
Zugang zu Futter
In 95% der Fälle führen die Tauben
Reaktion 1 aus
Verzögerung und Attraktivität der
Verstärkung: Humanexperiment
Studenten werden nach Teilnahme
am Versuch mit einer
Zeitverzögerung entlohnt:
12$ nach 6 Tagen oder
16$ nach 12 Tagen
Studenten bevorzugen schnelle
Belohnung
Verzögerung der Belohnung kann mit Hilfe der Sprache zwar vermittelt
werden, beseitigt jedoch nicht die grundlegende Bevorzugung
schneller Belohnung (inzentive Verstärkung)
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Verstärkungspläne
Problem für engagierte
Behavioristen am Wochenende:
Die Futterpillen gehen langsam aus!
Konsequenz:
Nicht mehr jede Reaktion wird
belohnt, sondern nur noch jede
erste Reaktion nach einer Minute.
SNIFFY
Effekt:
Ratten reagieren initial weniger
stark, pendeln sich dann aber auf
ein stabiles Niveau ein.
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Verstärkungspläne
Verstärkung jeder Reaktion:
CRF (Continuous Reinforcement Schedule)
RATIO
FIXED
VARIABLE
INTERVALL
FR
FI
VR
VI
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Verstärkungspläne
Interval - Schedule
Ratio - Schedule
Verstärkung beruht auf der Zahl von
Reaktionen, die ausgeführt worden
sind
RATIO
FIXED
VARIABLE
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Verstärkung beruht auf der Zeit, die
seit der letzten Verstärkung
vergangen ist. Wichtig: Reaktion
muss trotzdem erfolgen
INTERVAL
FR
FI
VR
VI
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Verstärkungspläne
Fixed - Schedule
Das Intervall oder die Zahl der
Reaktionen bleibt konstant
RATIO
FIXED
VARIABLE
INTERVAL
FR
FI
VR
VI
Variable - Schedule
Das Intervall oder die Zahl der
Reaktionen bewegen sich nur um
einen Mittelwert.
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Verstärkungspläne
Fixed - Interval
Fixed - Ratio
FI30 = Nach einer Pause von
30 Sekunden wird die nächste
Reaktion verstärkt
FR30 = Jede 30. Reaktion wird
verstärkt
RATIO
FIXED
VARIABLE
Variable - Ratio
VR30 = Im Schnitt wird jede
30.Reaktion verstärkt (5.50.Reaktion)
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
INTERVAL
FR
FI
VR
VI
Variable - Interval
VI30 = Im Schnitt wird die
erste Reaktion nach 30
Sekunden verstärkt (5 Sek – 1
Minute)
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Verstärkungspläne
Jeder Plan hat eine unterschiedliche
Auswirkung auf das Verhalten
Aufnahme der kumulativen Antworten
Linearer Anstieg = monotoner Anstieg
Schwingungen hängen von der Prädiktabilität der Verstärkung ab!
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Verstärkungspläne
Gewünscht:
Ungewünscht:
Konstante
Reaktion über
einen
Zeitbereich
hinweg
Reaktion steigt
nur in
Erwartung
einer Reaktion
zyklisch an
Fixed Ration:
Konstanter Anstieg – bis auf die
Phasen unmittelbar nach der
Verstärkung (Run-and-Pause)
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Verstärkungspläne
Aber: welcher Plan ist der Beste?
Vorteile kontinuierlicher
Verstärkung (CRF)
1.
Nachteile kontinuierlicher
Verstärkung (CRF)
Erwerb einer Reaktion geht
sehr schnell
1.
2.
Schnelle Extinktion
Hohe Kosten und Aufwand
Konsequenz
1.
2.
Phase 1: CRF-Plan
Phase 2: Übergang in einen variablen Verstärkungsplan (VR,VI)
VR-Plan, wenn viele Reaktionen
gewünscht werden.
Gefahr der Frustration!
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
VI-Plan, wenn wenige
Reaktionen auch einen
konstanten Niveau
gewünscht werden.
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Faktoren: Verstärkung
Motivation
Def.: Die Anstrengung, eine Ziel erreichen zu wollen
Def.: Beziehung zwischen Antezedenzbedingungen (z.B.
Deprivation, Anreiz) und der Verhaltensstärke
Lernen
(R – S)
Anstrengung
Möhre - Stock
Deprivation
Von S
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Motivation
(Wert von S)
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Faktoren: Verstärkung
Motivation
256
Crespi (1942) untersucht, wie
der Anreiz der Verstärkung den
Lernerfolg beeinflusst.
Ratten erhalten entweder 1, 16
oder 256 Futterpillen als
Belohnung.
Erhöht die Belohnung die
Motivation oder das Lernen (d.h.
stärkt es die Assoziation)?
Laufgeschwindigkeit
Kontrast-Effekt
16
1
Zeit
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
25
Faktoren: Verstärkung
Zweite Phase, in der alle Gruppen
16 Futterpillen erhielten.
Laufgeschwindigkeit
256
Jedoch gibt es auch eine
‚Überschussreaktion‘, die
später als Kontrasteffekt
definiert wurde.
16
1
Zeit
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Unterstützung für die
Motivationstheorie, da der
Anreizcharakter des
Reizes sich differentiell
verändert hat.
Kontrasteffekt: Weisen
nach, dass es einen
deutlichen Effekt der
Erwartung gibt (analog
der Term V im RescorlaWagner-Modell) 26
Faktoren: Verstärkung
Motivation
Steigert Motivation linear den Lernerfolg?
Broadhurst (1957) trainiert Ratten in eine YLabyrinth, welches unter Wasser gesetzt wird.
In einem Arm des Labyrinths ist eine
Plattform (negative Verstärkung). Der
korrekte Arm wird etwas stärker beleuchtet
UV 1: Motivation, d.h. Ratten werden vor dem
Trial 1-8 Sekunden unter das Wasser
gedrückt.
UV 2: Schwierigkeit, d.h. wie hell ist das Licht
im Arm des korrekten Tunnels.
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
27
Faktoren: Verstärkung
easy
Lernrate
moderat
Der optimale Lernerfolg hängt von der
Schwierigkeit der Aufgabe ab, wird aber
durch den motivationalen Zustand
moduliert. Ist die Aufgabe sehr schwer, so
kann eine hohe Motivation den Lernerfolg
reduzieren (Yerkes-Dodson-Gesetz)
difficult
Motivation
Erklärung:
Das Level der Erregung engt auch
den Fokus der Aufmerksamkeit ein.
Dadurch können bestimmte
relevante Hinweisreize entgehen!
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Faktoren: Verstärkung
Zusammenfassung „Motivation“
Motivation moduliert die Effektivität eines Verstärkers, der
von seinem Anreiz abhängt, aber auch von der Deprivation
des Lernenden.
Zu berücksichtigen:
Welche Verstärker wurden zuvor gegeben (Kontrast-Effekt)?
Wie schwierig ist die Aufgaben (Yerkes-Dodson-Law)?
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Faktoren: Verstärkung
Wirkung des Reizes auf das Verhalten (Stimulus-Kontrolle)
Guttman & Kalish (1956) trainerten
Tauben darauf, auf eine
Plastikscheibe zu picken.
Die Verstärkungsphasen wurden
angekündigt, wenn ein gelbes Licht
(580nm) aufleuchtet.
Picken die Tauben auch, wenn man
die Farbe des Lichts ändert?
Generalisierung: Nur ähnliche Reize, oder Reizkonfigurationen, rufen das
konditionierte Verhalten hervor. Die Toleranz der Reaktion wird mit dem
Generalisierungsgradienten gemessen.
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Faktoren: Verstärkung
Wirkung des Reizes auf das Verhalten (Stimulus-Kontrolle)
S+
S-
Welche Reize unterstützen jedoch nun
die Assoziation mit einem Verhalten?
Reynolds (1961) verstärkt das Picken
auf die rote Scheibe mit dem Quadraten
(S+), nicht aber die Reaktion auf die
blaue Scheibe mit dem Kreis (S-).
Diskrimination wird gelernt, aber
der indikative Stimulus kann
zwischen den Organismen variieren
(Farbe, Form).
Tier 1
Tier 2
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Wirkung der selektiven
Aufmerksamkeit auf das Lernen!
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Faktoren: Verstärkung
Effekte des Diskriminationslernens
Effekte der Generalisierung
Redd & Birnbrauer (1969) konnten
zeigen, dass kooperatives
Verhalten in einer Gruppe an die
Anwesenheit einer Person
gebunden werden kann.
Um ein konstantes Verhalten zu
erreichen, muss eine Verstärkung in
verschiedenen Situationen
zugänglich sein.
Hartshorn & May (1928) zeigten,
dass ehrliches Verhalten
unterschiedlich an Orte (Schule, zu
Hause) konditioniert werden kann.
Griffiths & Craighead (1972) zeigten,
dass zwei verschiedene
Verstärkungssettings eine
Generalisierung eines Verhaltens
(Artikulation) zur Folge haben kann.
Sind Persönlichkeitsdispositionen
nur konditioniert?
Lernen hängt entscheidend davon ab,
Reizsituationen zu kontrollieren.
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Anwendungsgebiete
Lernen im Klassenraum (1)
Mitarbeit
Fall Robbie
Baseline
V1
keine V
V2
Post-Test
Verstärkung der Mitarbeit
im Klassenraum durch
verbales Lob (nach 1 min
Arbeit)
Kann es so funktionieren?
Kann ein Lehrer sich kontinuierlich auf
einen Schüler konzentrieren?
Wie kann man ein 14-tägiges Training in
den Lehrplan einbauen?
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Anwendungsgebiete
Lernen im Klassenraum (2)
Problemfall 1: Lehrer ist nicht konsequent
Problemfall 2: Lob funktioniert nicht als Verstärker
Tokens können ein besserer Verstärker sein!
(1) Sie können unmittelbar verteilt werden
(2) Sie können für den Verstärker mit dem größten Anreiz
eingetauscht werden
Tokens funktionieren in der
Schule, sogar in Erziehungsanstalten (Philips, 1968)
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Tokens funktionieren in der
Arbeitswelt: Briefmarken konnten
als Tokens eingesetzt werden.
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Anwendung & Probleme
Wie verhindert man die Extinktion?
Situationsunbezogene Verstärkung
Partielle Verstärkung
Ratio- oder Intervallpläne verzögern
die Extinktion
Die Generalisierung wird stärker, wenn
der Verstärker in mehreren Settings
gegeben wird
Fading
Langsame Elimination des Verstärkers
(FR1 – FR5 – FR20 – FR100 – FR1000)
Kein abruptes Absetzen der Verstärkung
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Anwendung & Probleme
Kann ich mit Verstärkung auch Schaden anrichten?
Einwand 1:
Ist die Verstärkung nicht eine
Form der Bestechung?
Nicht in allen Fällen kann man an das
Pflichtgefühl appellieren. Als
Alternative steht dann nur die
Bestrafung zur Verfügung.
Aber: In den meisten Fällen gewinnt
das verstärkte Verhalten selber
Anreizcharakter.
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Einwand 2:
Entwickelt man durch
Verstärkung nicht nur die Gier?
Generalisiert das Kind, dass es in für
alle Pflichterfüllungen eine
Verstärkung erhält?
Und: Zeigen die Kontrasteffekte
nicht die Gefahr, dass es eine
Verstärker-Inflation geben kann?
Aber: Verstärkung kann auch
unmateriell sein (Lob) – und ebenso
effektiv.
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Anwendung & Probleme
Kann ich mit Verstärkung auch Schaden anrichten?
Einwand 3:
Wird eine intrinsische Motivation nicht unterwandert?
Intrinsisch motiviertes Verhalten ist unabhängig von äußeren Verstärkern. Es ist
stabiler und steht mit der subjektiven Einstellung in einem Zusammenhang.
Studie von Lepper et al (1973) zeigt sogar, dass spontanes Verhalten durch die
plötzliche Einführung von Verstärkern reduziert werden kann:
Phase 1: 2 Gruppen von Kindern malen frei
Phase 2: 1 Gruppe wird plötzlich verstärkt
Ergebnis: Die nicht-verstärkte Gruppe malt häufiger
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Anwendung & Probleme
Kann ich mit Verstärkung auch Schaden anrichten?
Faktor 1: Ist die intrinsische
Motivation zu Beginn der
Verstärkung schon hoch?
Faktor 2: Wird die Verstärkung
als Verhaltenskontrolle
empfunden?
Lepper et al (1972) finden einen
Verstärkungseffekt bei Kindern, die
in der Baseline weniger malen.
Ryan (1982) findet, dass verbale
Verstärkung auch aversiv
empfunden werden kann.
Faktor 3: Ist der Grad der Verstärkung der Qualität der
Aufgabe angemessen?
Enzle & Ross (1978) finden, dass eine Bezahlung nach
Beendigung einer Aufgabe ein schwacher Verstärker ist, wenn sie
nicht das erzielte Leistungsniveau berücksichtigt.
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Anwendung & Probleme
Kann ich mit Verstärkung auch Schaden anrichten?
Prinzip 2: Verhaltenskontrakte
Entwerfe Verhaltenskontrakte,
damit beide Seiten das Gefühl
der Kontrolle besitzen. Beide
Parteien müssen den Zielen
zustimmen – wie auch den
Interventionen.
Prinzip 1: Minimal Force
Egal welcher Verstärker
gewählt wird, er soll das
Gefühl der Kompetenz
unterstützen, nicht das Gefühl
des Gehorsams.
Pizza-Service
Verkehrsübertritte
Fange immer mit dem
mildesten Verstärker an!
Diskussion
Zuteilung
Baseline
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
Intervention
Follow-Up
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Anwendung & Probleme
Selbstkontrolle
Definition: Der Eindruck, dass das Verhalten von mir selber
kontrolliert wird und nicht von Verstärkern abhängt, die von außen
gegeben werden
Beispiel: Diät
Was mache ich, wenn ich
abnehmen möchte, aber als
Abendritual noch 2-3 Snickers
esse?
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
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Anwendung & Probleme
Selbstkontrolle
Verstärkungskontingenzen:
Mein Problem resultiert daraus, dass das Essen der Schokoriegel
unmittelbare Verstärkung darstellt, der Gewichtsverlust jedoch eine
verzögerte Verstärkung ist.
S(Nacht) – R(Essen)
S(Scholokadenrausch)
S(Nacht) – R(Diät)
S(Gewichtsreduktion)
Was bestimmt jetzt die interindividuellen Unterschiede:
- Momentaner Anreizwert der Verstärker
- Vermittlung durch sekundäre oder soziale Verstärkung
- Entwicklung effektiver Selbstkontrollestrategien
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
41
Anwendung & Probleme
Selbstkontrolle: Techniken
Reizkontrolle (Setting-Kontrolle):
Selbstverstärkung:
Versuche Kontrolle über die
Reizsituation zu bekommen, in der
normalerweise die Reaktion auftritt.
Wenn die direkte Verstärkung in
weiter Ferne liegt, dann versuche
Dich selber zu verstärken.
Beispiel 1: Assoziiere Schlaflosigkeit
nicht mit deinem Bett.
Funktioniert, wenn die
entsprechende Lerngeschichte
vorliegt (Kinder loben sich selber –
und erwarten dann Bestätigung).
Beispiel 2: Vermeide Essen in
Situationen, die mit anderen
Aktivitäten (Lesen, Fernsehen)
verbunden sind.
Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum
In der Folge kann die erworbene
Selbstverstärkung auch auf andere
Situationen übertragen werden.
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