Seminar: Klassische Experimente der Psychologie Dozent: Prof. Dr. Michael Niedeggen Referentin: Teresa Gross Gliederung • Wer war B. F. Skinner? • Was ist operantes Konditionieren? • Wie macht man Tauben abergläubisch? - Das Original • Was haben Aeschleman et al. daraus gemacht? • Diskussion Burrhaus Frederic Skinner • 20.03.1904 - 18.08.1990 • „Vater des radikalen Behaviorismus“ • Erfinder der Skinner Box • Autor mehrerer Bücher und Wissenschaftsberichte Behaviorismus • Verhaltensweisen in erster Linie durch Umwelt geprägt • Gedanken, Gefühle, Intentionen sind wissenschaftlicher Behandlung nicht zugängig und somit nicht Gegenstand der Psychologie Skinners Theorie Positive Verstärkung Negative Verstärkung Operantes Konditionieren (Lernen am Erfolg) Situation Verhalten Konsequenz Verstärkung Lernen Bestrafung Nicht-Lernen Operantes Konditionieren in der Skinnerbox 1. Organismen reagieren auf neue Problemsituationen zunächst so lange probeweise mit instinktivem oder bereits früher erlernten Verhaltenweisen, bis eine der Reaktionen zufällig zu einem Erfolg führt. 2. Verknüpfungen von Situationen und Reaktionen, die von einem befriedigenden Gesamtzustand begleitet sind, werden verstärkt. Die Stärke von Verknüpfungen, die von einem unbefriedigenden Gesamtzustand gefolgt sind, nimmt dagegen ab. (Gesetz des Effekts) aus Forschungsmethoden der Psychologie, W. Kempf, Irena Regner, 2003 Operante Konditionierung • Zwischen Verhalten und Konsequenz muss ein funktionaler Zusammenhang vorliegen (Kontingenz) • Damit Lernen stattfinden kann, muss ein enger raumzeitlicher Zusammenhang bestehen (Kontiguität) • Verstärkung (positive und negative) erhöht die Wahrscheinlichkeit des Auftretens, Bestrafung (direkte oder indirekte) senkt sie Fragestellung ? Sind scheinbar kognitive Leistungen, die auf Erwartungen beruhen sollen, ausreichend durch simples Assoziationslernen zu erklären? If you think this is some exclusive human activity, I‘ll make a superstitious pigeon! Methode Acht Tauben bekommen alle 15 Sekunden Futter, egal, was sie tun. Beobachtung ! Sechs Tiere entwickeln ganz bestimmte artspezifische Verhaltensweisen, die sie zwischen den Futtergaben regelmäßig wiederholen. Ergebnis • Individuelle zufällige Verhaltensmuster wurden verstärkt • Auswirkung der Suche nach Kontingenzen: „Konstruierte Kontingenzen“ Anmerkungen • Nur 6 abergläubische Tauben • Übertragung auf den Menschen: Bowler (Bild): „bowler‘s behaviour has no effect on the ball, but the ball has an effect on the bowler“ • Sehr resistent gegen Löschung • Vor allem, wenn das Verhalten nur dann und wann verstärkt wird à Erwartung hoch Bruner and Revuski (1961) • Vier High-School Schüler drücken in zufälliger Reihenfolge 4 Knöpfe • Treffen sie Knopf 3, klingelt eine Glocke, ein rotes Licht erscheint und sie bekommen einen Nickel. • Belohnung immer erst nach Intervall von 10 Sekunden • VP immer gleiche Kombination während des Intervalls gedrückt (1,2,4,3,1,2,4,3,…) • Annahme, dass Kombination die Belohnung auslöst, obwohl nur Knopf 3 nötig Stanley R. Aeschleman et al. Der Effekt von nicht-kontingenten negativen und positiven Verstärkungen bei der Aneignung von abergläubischem Verhalten Methode 40 Studenten der Appalachian State Universität im Alter von 17 bis 50 Jahren (Ø 19,8 Jahre) wurden instruiert, 6 Tasten so zu drücken, dass das Wort „GOOD“ auf dem Monitor erscheint oder zu vermeiden, dass das Wort „BAD“ erscheint. GOOD Experiment 1 Fragestellung ? Erzeugen Abläufe mit seltener negativer Verstärkung stärkere abergläubische Verhaltensweisen als Abläufe mit seltener oder häufiger positiver Verstärkung und Abläufe häufiger negativer Verstärkung? Experiment 1 Einteilung in 4 Gruppen Experiment 1 Instruktionen für die VPn in der Bedingung: Positiver Verstärker Deine Aufgabe ist es, dass das Wort GOOD so oft wie möglich auf dem Bildschirm 20min erscheint und/oder dass du es so lange wie möglich auf dem BildschirmSession behältst. Verwende die 6 Tasten auf der Tastatur vor dir um eine Methode zu entwickeln, die dir die Kontrolle über das Erscheinen von GOOD ermöglicht. Experiment 1 Nachfolgender Fragebogen für die Bedingung: Positiver Verstärker 1. Beurteile deine Fähigkeit, das Wort GOOD kontrollieren zu können (dass es auf dem Bildschirm erscheint/oder dort bleibt). 2. Beurteile deine Zuversicht, dass du eine Methode entwickelt hast, das Wort GOOD zu kontrollieren (dass es auf dem Bildschirm erscheint/oder dort bleibt). Experiment 1 Ergebnisse Control-Rating (1) Einschätzung der Fähigkeit „GOOD“ bzw. „BAD“ kontrollieren zu können 7 1-nie, 6 4-manchmal, 5 7-immer Mean 4 Control Ratings 3 positive Verstärkung negative Verstärkung 2 1 0 6 6 Minuten Sekunden Experiment 1 Ergebnisse Confidence-Rating (2) Einschätzung der Zuversicht, dass man Methode zur Kontrolle der Worte entdeckt hat 1-kein Zutrauen, 7 4-etwas Zutrauen, 6 7-sehr zuversichtlich 5 Mean 4 Confidence 3 Rating positive Verstärkung negative Verstärkung 2 1 0 6 6 Minuten Sekunden Experiment 2 Fragestellung ? Kann bei der Aufforderung zur Vermeidung eines aversiven Reizes (BAD), selbst wenn keine Verstärkung stattfindet, abergläubisches Verhalten ausgelöst werden? Experiment 2 Einteilung in 4 Gruppen Experiment 2 Instruktionen für die VPn in der Bedingung: Positiver Verstärker Deine Aufgabe ist es, dass das Wort GOOD so oft wie möglich auf dem Bildschirm 20min erscheint und/oder dass du es so lange wie möglich auf dem BildschirmSession behältst. Experiment 2 Nachfolgender Fragebogen für die Bedingung: Positiver Verstärker 1. Hast du eine Methode entdeckt, um das Wort GOOD kontrollieren zu können (dass es auf dem Bildschirm erscheint/oder dort bleibt)? Kennzeichne deine Antwort durch Umkreisen von JA oder NEIN. Wenn du mit JA geantwortet haben solltest, beschreibe bitte deine verwendete Methode. 2. Beurteile deine Zuversicht, dass du eine Methode entwickelt hast, das Wort GOOD zu kontrollieren (dass es auf dem Bildschirm erscheint/oder dort bleibt). Experiment 2 Ergebnisse 120 100 80 Antworten/ 60 Minute 40 positive Verstärkung negative Verstärkung 20 0 Stimulus nach 15 Sekunden kein Stimulus Experiment 2 Ergebnisse Confidence-Rating (2) Einschätzung der Zuversicht, dass man Methode zur Kontrolle der Worte entdeckt hat 1-kein Zutrauen, 7 4-etwas Zutrauen, 6 7-sehr zuversichtlich 5 Vertrauen in 4 Kontrollfähig3 keit 2 positive Verstärkung negative Verstärkung 1 0 Stimulus nach kein Stimulus 15 Sekunden Aberglaube bei Fischern Die meisten Sprichwörter schreiben die Vermeidung von bestimmten Verhaltensweisen vor, damit dem Fischer und seinem Boot nichts passiert à Negative Verstärkung -- „Pfeife nicht“ -- „Dreh den Lukendeckel nicht um“ -- „Sag nicht ‚Schwein‘ an Bord“ Es wurden nur sehr wenige positive Sprichwörter gefunden. Heilkräuterkunde Artikel aus dem „Consumer Report“: Von 18 Heilkräutern verhindern 14 etwas à Negative Verstärkung -- Bekämpft Akne -- Verlangsamt das Altern -- Beugt Erkältungen vor -- Lindert Übelkeit Nur 4 zeigen positive Verstärkung: -- Gibt Energie -- Gibt mentale Stärke -- Hilft beim Schlafen Literatur - „Superstition in the Pigeon“ by B.F.Skinner, Indiana University, 5.6.1947 - Allgemeine Psychologie, J. Müsseler / W. Prinz, Spektrum, 2002 - Psychologie (Lernen) H. Selg, F.Schermer, Kohlhammer 2005 - The effect of non-contigent negative and positive reinforcement operations on the aquisition of superstitious behaviors, S. Aeschleman, C. Rosen, M. Williams, Appalachian State University, 25.9.2002 - Knock Wood! Roger R. Hock, Forty Studies that changed psychology, Pearson Publ., 2004 Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit. Bis hierhin Fragen? …dann ab zur Diskussion! „What about the whole phenomenal world of the individual?“ I do not deny the existence of internal mental events, however, I don‘t feel these can be studied scientifically. Moreover, there really is no need to study them. Worin liegt der Unterschied zwischen Control und Confidence? Der DerEffekt Effektvon von nicht-kontingenten nicht-kontingenten negativen negativenund undpositiven positiven Verstärkungen bei Verstärkungen beider der Aneignung von Aneignung von abergläubischem abergläubischem Verhalten Verhalten Gibt es einen Zusammenhang? Sind Control und Confidence ein gutes Maß für abergläubisches Verhalten?