Chr.Nelius : Zahlentheorie (WS 2006/07) 14 § 4. Primzahlen Jede ganze Zahl a besitzt die sog. trivialen oder unechten Teiler ±1 und ±a . Davon verschiedene Teiler von a heißen echt oder nichttrivial . Primzahlen sind Zahlen ohne echte Teiler, genauer (4.1) DEF: Eine natürliche Zahl p ∈ heißt Primzahl oder prim, wenn gilt: P1 ) p ≥ 2 P2 ) 1 und p sind die einzigen positiven Teiler von p . IP bezeichne die Menge aller Primzahlen . Beispiele: {2, 3, 5, 7, 11, 13} ⊆ IP 1 6∈ IP , 4 6∈ IP , 6 6∈ IP , − 2 6∈ IP , − 3 6∈ IP , − 13 6∈ IP (4.2) BEM: a) 1 ist keine Primzahl !!! b) Eine natürliche Zahl p ≥ 2 ist genau dann eine Primzahl, wenn gilt mit t | p folgt t = 1 oder t = p . für alle t ∈ c) Eine natürliche Zahl n ≥ 2 ist genau dann keine Primzahl, wenn n einen echten Teiler besitzt, d.h. wenn es ein t∈ mit 1 < t < n und t | n gibt. In dem Falle ist dann auch der zu t komplementäre Teiler s ein echter Teiler von n . Also n∈ , n ≥ 2 : n 6∈ IP ⇐⇒ es gibt s, t ∈ mit 1 < s, t < n und n = s · t . d) Eine natürliche Zahl, die einen echten Teiler besitzt, heißt eine zusammengesetzte Zahl. Es gilt also = {1} ∪ IP ∪ M , wobei M die Menge der zusammengesetzten natürlichen Zahlen bezeichnet. e) 2 ist die einzige gerade Primzahl, alle anderen Primzahlen sind ungerade. f) Für n ∈ gilt : n prim ⇐⇒ | T + (n) | = 2 (4.3) LEMMA: Für a ∈ und p ∈ IP gilt: b) ggT(a, p) = p p|a a) ggT(a, p) ∈ {1, p} c) ggT(a, p) = 1 ⇐⇒ ⇐⇒ (4.4) SATZ: Für p ∈ a) p ist eine Primzahl b) Für alle a, b ∈ gilt: ⇐⇒ | T (n) | = 4 . p 6 | a. , p ≥ 2 sind folgende Aussagen äquivalent: p | (a · b) =⇒ (p | a oder p | b) . Chr.Nelius : Zahlentheorie (WS 2006/07) (4.5) SATZ: Sei n ∈ 15 , n ≥ 2 . Dann gilt: a) Es gibt unter allen Teilern von n , die > 1 sind, einen kleinsten Teiler p b) p ist eine Primzahl, also ein Primteiler von n . Über die Verteilung der Primzahlen (4.6) SATZ: (Euklid) Es gibt unendlich viele Primzahlen. (4.7) DEF: Ein Zahlenpaar (p, p + 2) , bei dem sowohl p als auch p + 2 Primzahlen sind, heißt ein Primzahlzwilling . Beispiele: für Primzahlzwillinge: (3, 5) , (5, 7) , (11, 13) , (17, 19) , (29, 31) , (q, q + 2) mit q = 242 206 083 · 238 880 − 1 (q hat 11 713 Dezimalziffern) . (4.8) SATZ: Zu jeder natürlichen Zahl n gibt es n aufeinanderfolgende zusammengesetzte natürliche Zahlen. (4.9) DEF: Für x ∈ sei π(x) := | { p | p ∈ IP , p ≤ x } | die Anzahl aller Primzahlen ≤ x . (4.10) BEM: a) Es ist keine Formel für π(x) bekannt. Der sog. Primzahlsatz macht eine Aussage über das Verhalten von π(x) für sehr große x . Dafür gilt π(x) ∼ x , ln(x) wobei ln(x) den natürlichen Logarithmus von x bezeichnet. b) Einige Werte von π(x) : k π(10k ) 1 2 3 4 5 4 25 168 1 229 9 592 6 78 498 Wie kann man testen, ob eine Zahl prim ist? (4.11) SATZ: Für eine natürliche Zahl n ≥ 2 sind folgende Aussagen äquivalent: a) n ist eine Primzahl √ b) n besitzt keinen Teiler t mit 2 ≤ t ≤ b nc √ c) n besitzt keinen Primteiler p mit p ≤ b nc . Chr.Nelius : Zahlentheorie (WS 2006/07) 16 (4.12) Primzahltest (I) Für n ∈ Dann gilt: , n ≥ 4 sei die “Testmenge” T M1 (n) definiert durch √ T M1 (n) = { t | t ∈ , 2 ≤ t ≤ b nc } . n ∈ IP ⇐⇒ n hat keinen Teiler in T M1 (n) . (4.13) Primzahltest (II) Für n ∈ Dann gilt: , n ≥ 4 sei die “Testmenge” T M2 (n) definiert durch √ T M2 (n) = { p | p ∈ IP , p ≤ b nc } . n ∈ IP ⇐⇒ n hat keinen Teiler in T M2 (n) . (4.14) Das Sieb des Eratosthenes Sei n ≥ 4 eine natürliche Zahl. Gehe folgendermaßen vor: Streiche in der Folge der natürlichen Zahlen von 2 bis n alle echten Vielfachen von 2 , dann alle echten Vielfachen der nächsten ungestrichenen Zahl usw. √ Brich das Verfahren ab, wenn die nächste ungestrichene Zahl > b nc ist. Es bleiben alle Primzahlen ≤ n übrig. (4.15) SATZ: Zu jeder Primzahl p ≥ 5 gibt es ein k ∈ mit p = 6k − 1 oder p = 6k + 1 . (4.16) FOLGERUNG: IP ⊆ {2, 3} ∪ {6k − 1 | k ∈ } ∪ {6l + 1 | l ∈ } =: IP0 (4.17) Primzahltest (III) Für n ∈ Dann gilt: , n ≥ 4 sei die “Testmenge” T M3 (n) definiert durch √ T M3 (n) = { k | k ∈ IP0 , k ≤ b nc } . n ∈ IP ⇐⇒ n hat keinen Teiler in T M3 (n) . (4.18) BEM: a) Es gilt: T M2 (n) ⊆ T M3 (n) ⊆ T M1 (n) b) Für die Elemente aus IP0 gibt es ein einfaches Bildungsgesetz: Nach 5 erhält man die nächste Zahl durch abwechselndes Addieren von 2 bzw. 4 zu der vorhergehenden Zahl. √ √ √ c) | T M1 (n) | = b nc − 1 , | T M2 (n) | = π(b nc) , | T M3(n) | ≈ 13 b nc √ d) Beispiel: n := 10 199 , b nc = 100 T M1 (n) = {2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, . . . , 99, 100} , | T M1(n) | = 99 T M2 (n) = {2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, 23, 29, . . . 89, 97} , | T M2 (n) | = π(100) = 25 T M3 (n) = {2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, 23, 25, . . . , 89, 91, 95, 97} , | T M3 (n) | = 34 .