ANALYTICA MEDIZINISCHE LABORATORIEN AG THROMBOSENEIGUNG Molekulargenetische Diagnostik Laborinformation Allgemeines Thrombosen entstehen durch das Zusammenwirken von erworbenen und hereditären Risikofaktoren. Mutationen in den Genen für die Gerinnungsfaktoren II und V sowie eine weitere in der Region der Folsäurebindungsstelle des Methylentetrahydrofolatreduktase Gens MTHFR sind mit erhöhtem Risiko für thromboembolische Ereignisse vergesellschaftet. 1. Die Mutation R506Q im Gerinnungsfaktor V erklärt in über 99% der Fälle das als "Resistenz gegen aktiviertes Protein C" (APC Resistenz) beschriebene Phänomen. APC wirkt limitierend auf die Bildung von weiterem Thrombin, indem es die Akzeleratoren der Gerinnung, nämlich die aktivierten Faktoren V und VIII, durch proteolytische Spaltung abbaut. Dieser Abbau verläuft beim Vorliegen der Mutation im Vergleich zur Norm etwa 10 mal langsamer und erhöht somit die Gerinnungsbereitschaft. Die Mutation wird nach dem Ort ihrer Entdeckung (Stadt Leiden, NL) auch als "Faktor V Leiden" bezeichnet. Sie wird autosomal dominant vererbt und ist der häufigste hereditäre, mit Thrombose assoziierte Defekt. Die Prävalenz ist besonders hoch bei Weissen. Die Mutation findet sich bei ca. 5% der normalen Bevölkerung (davon 10% homozygot) und bei mindestens 20% der jüngeren Patienten (<45 jährig), die von ungeklärten oder rezidivierenden Thrombosen betroffen sind. Der heterozygote Defekt ist mit einem 5-10 mal, der homozygote mit einem 50-100 mal höheren Risiko verbunden. 2. Die Mutation G20210A im Prothrombin/Faktor II Gen ist neben derjenigen im Faktor V Gen der zweithäufigste genetische Risikofaktor. Sie kommt heterozygot in 1 bis 2% bei der Normalbevölkerung vor, bei Patienten mit venösen Thrombosen in 4 bis 6%. Prothrombin ist die Vorstufe des aktiven Gerinnungsenzyms Thrombin (Faktor IIa). Es katalysiert die Umsetzung von Fibrinogen zu Fibrin. 3. Die Mutation C677T auf dem Methylentetrahydrofolatreduktase Gen (MTHFR) führt zu einer um 50% reduzierten Aktivität des Enzyms MTHFR und damit zur Erhöhung der Plasmakonzentration von Homocystein. Die Bedeutung der Mutation als Risikofaktor für Thrombosen ist gut dokumentiert. Sie ist in der europäischen Bevölkerung häufig, in gewissen Ethnien, z.B. bei Afrikanern, kommt sie kaum vor. Klinik Klinisch dominieren venöse Thrombosen, bevorzugt der tiefen Venen. Ca 60% der Fälle treten spontan auf, die restlichen nach einem exogenen Risikoereignis wie Schwangerschaft, Geburt, Einnahme oraler Kontrazeptiva, Operationen oder Immobilisation. Die Mutation im Prothrombin Gen soll auch bei Patienten mit arteriellen Verschlusskrankheiten (Myokardinfarkt, Hirnschlag) gehäuft vorkommen. Die Mutation im MTHFR Gen führt zu erhöhtem Homocysteinspiegel und damit erhöhtem Thromboserisiko. Da die Mutationen in der Bevölkerung häufig sind, liegen bei einem Patienten oft auch mehrere gleichzeitig vor. Eine Kombination erhöht das Risiko zusätzlich. Nachweismethoden - Aktuell Der Nachweis all dieser Mutationen wird mit der PCR durchgeführt. Unsere Untersuchung beinhaltet immer R506Q (Faktor V) und G20210A (Faktor II). Bei Bedarf kann die Analyse auf C677T (MTHFR) aus derselben Probe nachverordnet werden. - Konventionell Faktor V Leiden: Der früher verwendete Suchtest für verminderte APC Resistenz, nämlich die Bestimmung der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit (aPTT), ist anfällig auf Störfaktoren (Thrombozytose, Anwesenheit von Lupus antikoagulans, orale Kontrazeptiva etc.), nicht aber die PCR, die überdies zwischen hetero- und homozygoter Mutation unterscheidet. Faktor II: Konventionelle Teste, die auf den Defekt schliessen lassen, existieren nicht. MTHFR: Die Bestimmung des Homocysteinspiegels erfordert präanalytische Vorsichtsmassnahmen, da die Erythrozyten auch nach der Blutentnahme Homocystein bilden; d.h., das Plasma muss rasch von den Blutzellen getrennt werden. Indikationen < Thrombosen vor dem 45. Lebensjahr < Rezidivierende Thrombosen < Familienanamnese für thromboembolische Ereignisse < Andere hereditäre Defekte wie Mangel an Antithrombin III, Protein C und S Berichterstattung Abwesenheit der erwähnten Mutation wird als "Wildtyp" (d.h. keine Mutation nachweisbar) angegeben. Bei positivem Mutationsnachweis wird das Resultat als "homozygot" oder "heterozygot" für das mutierte Gen angegeben. Jeder Befund wird individuell interpretiert. Material EDTA Blut Methode PCR Tarifpositionen Faktor II plus Faktor V PCR 8820.00 + (8810.13 x2) + (8811.01 x2) + 8824.00 450 TP MTHFR PCR 8820.00 + 8810.21 + 8811.01 + 8824.00 Auskunft Dr. med. J. Mosimann, Dr. med. P. Staub, Dr. phil. II A. Elisa, Dr. sc. nat. A. Mühlebach Februar 2006 300 TP