Teil I: Spezielle Relativitätstheorie Wir beginnen diese Vorlesung in gewissem Sinn mit dem Abschluss der Elektrodynamik. Nicht umsonst hatte Einsteins bahnbrechende Arbeit zur speziellen Relativitätstheorie aus dem Jahr 1905 den Titel ,,Zur Elektrodynamik bewegter Körper”. 1 Das Relativitätsprinzip 1.1 1 Postulate der speziellen Relativitätstheorie Zur Erinnerung: Die Lorentz-Kraft auf eine Ladung q mit Geschwindigkeit ~v lautet ~ v ~ + ×B ~ F~ = q E c Die elektromagnetischen Felder sind bestimmt durch die Maxwell-Gleichungen ~ = 4πρ ∇·E ~ + 1B ~˙ = 0 ∇×E c (∗) ~ =0 ∇·B ~ − 1E ~˙ = 4π J~ ∇×B c c Sie enthalten die Konstante c = 3 · 108 m/s. (∗) ⇒ Es gibt im materiefreien Raum (wo ρ = 0, J~ = 0) elektromagnetische Wellen, die sich mit der Geschwindigkeit c ausbreiten: Licht. Dies ist bemerkenswert und auch merkwürdig. Warum merkwürdig? Denken wir mal an Schall. Im Ruhesystem der Luft bewegt sich Schall mit einer Geschwindigkeit cS aus. Für einen Beobachter, der sich gegenüber der Luft mit Geschwindigkeit V in die selbe Richtung wie der Schall bewegt, ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls cS − V < cS : 1 [Griffiths 12.1.1, 12.1.2] 1 Gilt die analoge Überlegung auch für Licht? Wenn ja, würde das bedeuten, dass (∗) nur in einem bestimmten Bezugssystem gilt, nicht aber in Bezugssytemen die sich relativ dazu mit konstanter Geschwinigkeit bewegen (als man daran glaubte, nannte man das Bezugssytem, in dem (∗) gilt das Ruhesystem des ,,Äthers”). Die Erfahrung zeigt aber, dass die Maxwell-Gleichungen nicht nur in einem Bezugssystem gelten, sondern auch in allen anderen, die sich diesem gegenüber mit konstanter Geschwindigkeit V bewegen. Insbesondere ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts in jedem Bezugssystem gleich. Dass (∗) unabhängig vom Bewegungszustand des Beobachters gilt, illustriert auch das folgenden Gedankenexperiment (diesmal mit Materie): Ein Zug bewegt sich geradeaus mit konstanter Geschwindigkeit V . Auf einem Waggon ist eine Leiterschleife angebracht. Der Zug fährt zwischen den Polen eines großen Permanent~ hindurch. magneten mit Magnetfeld B Für einen Beobachter B, der am Boden steht, ist der Magnet in Ruhe und die Schleife bewegt sich durch das Magnetfeld. Daher erfahren die Ladungsträger (Ladung q) in der Schleife die Kraft V~ ~ q ×B (∗∗) c Es ensteht also ein Strom im Leiter. Wie stellt sich die Situation für eine Beobachterin W dar, die auf dem Waggon mitfährt? Für W bewegt sich die Schleife nicht, es gibt also keine Kraft der Art (∗∗). Entsteht also kein Strom im Leiter? Doch: W sieht ein zeitlich veränderliches Magnetfeld. Wegen ~ = −1B ~˙ ∇×E c 2 wird ein elektrisches Feld induziert, das eine Kraft auf die Ladungsträger ausübt. ~ Hieran sieht man auch: relativ zueinander bewegte Beobachter messen unterschiedliche E~ und B-Felder. Auf deren Zusammenhang kommen wir ganz am Schluss von Teil I wieder zurück. Das Relativitätsprinzip Um das Relativitätsprinzip zu formulieren brauchen wir noch ein paar Definitionen: Unter einem Bezugssystem verstehen wir ein kartesisches Koordinatensystem, zusammen mit einem Satz von Uhren. Idealerweise befindet sich an jedem Raumpunkt eine Uhr. Die Uhren werden alle synchronisiert. Damit lässt sich jedem Ereignis genau ein Zeitpunkt t, sowie die drei kartesischen Koordinaten x1 , x2 , x3 . zuordnen. Die Menge aller Ereignisse nennt man auch Raum-Zeit. Ein Inertialsystem ist ein Bezugssystem, in dem sich Körper in hinreichend großer Entfernung von anderen Körpern gleichförmig und geradlinig bewegen. Bem: Aus der Definition folgt, dass eine Bezugssystem, das sich gegenüber einen Inertialsystem gleichförmig geradlinig bewegt, ebenfalls ein Intertialsystem ist. Das zentrale Postulat der speziellen Relativitätstheorie, das Relativitätsprinzip, lautet nun: Die Naturgesetze gelten in allen Inertialsytemen. Das Relativitätsprinzip wurde auch schon vor Einstein angenommen. Allerdings hat erst dieser es auch auf die Gesetze der Elektrodynamik angewandt. Insbesondere hat er benutzt, dass die Lichtgeschwindigkeit in allen Inertialsystemen den gleichen Wert hat. Bem: Wenn wir das obige Postulat auf physikalische Systeme anwenden, nehmen wir implizit die Existenz von Intertialsysteman an. Ein weiteres Postulat der speziellen Relativitätstheorie ist: Der Raum ist homogen und isotrop und euklidisch. Euklidisch bedeutet, dass die üblichen Gesetze der euklidischen Geometrie gelten. Konsequenzen des Relativitätsprinzips Allein aus dem Relativitätsprinzip kann man bemerkenswerte Konsequenzen ableiten. (i) Relativität der Gleichzeitigkeit 3 Betrachte einen Waggon, der sich mit konstanter Geschwindigkeit V bewegt. In der Mitte des Waggons wird eine Glühbirne eingeschaltet. Aus Sicht einer Beobachterin W, die im Waggon mitfährt, erreicht das Licht Vorder- und Rückseite des Waggons gleichzeitig. Für einen am Boden ruhenden Beobachter B erreicht das Licht die Rückseite zuerst, weil diese sich auf den Lichtstrahl zubewegt! Wir haben zwei Ereignisse: 1) Das Licht erreicht die Vorderseite, und 2) Das Licht erreicht die Rückseite Es gilt also: zwei Ereignisse, die in einem Inertialsystem gleichzeitig sind, sind in einem rekativ dazu bewegten Inertialsystem i.A. nicht gleichzeitig. (ii) Zeitdilatation Wie lange dauert es, bis das Licht den Boden des Waggons direkt unterhalb der Lampe erreicht? Die Lampe sei im Waggon in der Höhe h befestigt. Bzgl. W dauert es also tW = h c B beobachtet folgendes: 4 und findet (unter Benutzung der euklidischen Geometrie) p h2 + (V tB )2 tB = > tW c also ein längeres Zeitintervall! 7. April 2014 5 1.2 Lorentz-Transformationen [Griffiths 12.1.3] Fragestellung: Gegeben seien zwei Inertialsysteme S und S 0 . Wie lautet der Zusammenhang zwischen den Raum-Zeit-Koordinaten t, ~x und t0 , ~x0 ein und desselben Ereignisses bzgl. S und S 0 ? Hierbei ist 1 x x2 ~x := x3 Wir nehmen an dass sich S 0 relativ zu S mit der Geschwindigkeit V~ bewegt, und dass die Ursprünge der beiden Systeme zusammenfallen, d.h. dass das Ereignis mit Koordinaten t = 0, ~x = 0 bzgl. S die Koordinaten t0 = 0, ~x0 = 0 bzgl. S 0 hat. Es gilt: Der Zusammenhang zwischen t, ~x und t0 , ~x0 ist linear. Begründung: Aus der Definition von Inertialsystemen folgt, dass jede Bewegung, die geradlinig und gleichförmig bzgl. eines Inertialsystems ist, dies auch bzgl. eines beliebigen anderen Intertialsystems sein muss Der Abstand Für ein beliebiges Ereignis zur Zeit t mit Ortsvektor ~x bzgl. S definiere s2 := ~x 2 − (ct)2 Für dasselbe Ereignis definiere auch die entsprechende Größe bzgl. S 0 , s0 2 := ~x 02 − (ct0 )2 Es gilt: aus s folgt dass auch s0 = 0. Begründung: zur Zeit t = 0 werde bei ~x = ~0 ein Lichtsignal ausgesandt. Für t > 0 gilt dann für die Ortsvektoren ~x des Lichtsignals ~x 2 = c2 t2 . Da sich das Signal bzgl. S 0 ebenfalls mit Lichtgeschwindigkeit bewegt gilt auch ~x 02 = (ct0 )2 Damit dies erfüllt ist, und weil t0 und ~x0 lineare Funktionen von t und ~x sind, müssen s2 und s02 proportional sein, s2 = κs02 Dabei kann κ von der Relativgeschwindigkeit V~ abhängen. Wegen der Isotropie hängt κ nur vom Betrag der Relativgeschwindigkeit ab, d.h. κ = κ(|V~ |). Jetzt betrachte die inverse Transformation, d.h. betrachte t und ~x als Funktionen von t0 und ~x0 . Die entsprechende Relativgeschwinigkeit ist −V~ . Wegen κ = κ(|V~ |) gilt auch s02 = κs2 1 Es gilt also κ2 = 1 für beliebige V~ . Damit κ bei V~ = 0 stetig ist, muss κ = 1 sein. ⇒ Für jedes Ereignis ist die Größe s2 unabhängig von der Wahl des Inertialsystems. Eine Größe, die in jedem Inertialsystem den selben Wert hat, nennt man Lorentzinvariant. Für zwei Ereignisse a, b ist das Quadrat des Abstandes s2ab := (~xa − ~xb )2 − c2 (ta − tb )2 Lorentz-invariant. Schreibe den Zusammenhang zwischen den Raumzeitkoordinaten als 0 ct ct =Λ ~x0 ~x mit einer 4 × 4-Matrix Λ. Diese Transformationen müssen s2 invariant lassen. Diese Eigenschaft definiert eine Lorentz-Transformation. Betrachte nun ein S 0 , dass sich bzgl. S mit der Geschwindigkeit V~ = V ~e1 bewegt: Dann hat Λ die folgende Form: A B 0 0 C D 0 0 Λ= 0 0 1 0 0 0 0 1 Begründung: Für alle t müssen die Punkte auf der x1 -Achse n auf der x10 -Achse liegen. Es muss also für x2 = x3 = 0 auch x20 = x30 = 0 sein. Daher müssen oben rechts und unten links lauter Nullen stehen. Isotropie ⇒ unten rechts steht etwas zur 2 × 2-Einheitsmatrix 2 proportionales. Aus der gleichen Überlegung wie für κ folgt dass die Proportionalitätskonstante gleich 1 ist Zur Bestimmung von A, . . . , D betrachte x ~x = 0 0 Damit ist ct0 x0 = A B C D ct x = Act + Bx Cct + Dx ⇒ ~x 02 − (ct0 )2 = (Cct + Dx)2 − (Act + Bx)2 Für x = ±ct muss dies verschwinden. ⇒ (A ± B)2 = (C ± D)2 ⇔ |A ± B| = |C ± D| Für V → 0 werden A = D = 1, B = C = 0 ⇒ A±B =D±C Diese beiden Gleichungen liefern B = C =: −βγ A = D =: γ, Bzgl. S 0 hat der Ursprung von S die Koordinaten 1 −β ct 1 γ = γct −β 1 0 −β Andererseits ist dies gleich ct0 −V t0 ⇒ γt = t0 , γtcβ = V t0 ⇒ β= V c Jetzt bestimme γ(V ). Die inverse Transformation Λ−1 erhält man durch V → −V , β → −β, γ(V ) → γ(−V ). Isotropie ⇒ γ(V ) = γ(−V ). ΛΛ −1 =1 ⇔ γ 2 1 −β −β 1 1 β β 1 3 =γ 2 1 − β2 0 0 1 − β2 =1 ⇔ γ2 = 1 1 − β2 γ → 1 für β → 0 ⇒ Resultat: 1 γ=p 1 − β2 γ −βγ 0 0 −βγ γ 0 0 Λ= 0 0 1 0 0 0 0 1 für V~ = V ~e1 Nichtrelativistischer Grenzfall: Sei β 1, x1 < ∼ ct. Dann ist γ ' 1 und t0 = γ(t − βx1 /c) ' t(1 − βx1 /(ct)) ' t x10 = γ(x1 − βct) = γ(x1 − V t) ' x1 − V t Dies ist die Galilei-Transformation der vorrelativistischen Physik. Längenkontraktion Als Beispiel betrachte einen Stab der (Ruhe-) Länge L, der in S 0 ruht. Welche Stablänge wird in S gemessen? Zur Zeit t = 0 ist das linke Stabende bei x = 0. Bei welchem Wert von x ist das rechte Ende zum selben Zeitpunkt? Dazu betrachte die inverse Lorentz-Transformation, 0 0 0 1 β ct ct + βL =γ =γ x β 1 L βct0 + L 4 Das liefert ct0 = −βL und daher x = γ(−β 2 + 1)L = p 1 L = 1 − β 2L < L γ D.h. in S erscheint der Stab um den Faktor 1/γ verkürzt. 9. April 2014 5 [Griffiths 12.1.3, 12.2.1] 1.3 Transformation der Geschwindigkeit Seien S und S 0 Inertialsysteme. S 0 bewege sich gegenüber S mit der Geschwindigkeit V~ = p V ~e1 . Es sei wieder β = V /c, γ = 1/ 1 − β 2 . Für ein Ereignis lautet der Zusammenhang zwischen den Koordinaten ct γ(ct0 + βx10 ) x1 γ(x10 + βct0 ) 2 = (∗) x x20 x3 x30 Betrachte ein Punktteilchen mit Bahnkurve ~x(t). Gesucht ist der Zusammenhang zwischen den Geschwindigkeiten ~v und ~v 0 eines Teilchens bzgl. S und S 0 . Betrachte dazu die beiden infinitesimal benachbarten Ereignisse a und b: Es gilt dxi = v i dt und entsprechend für die gestrichenen Koordinaten. Mit (∗) erhält man cdt = γ(c + βv 10 )dt0 dx1 = γ(v 10 + βc)dt0 dxi = dxi0 (i = 2, 3) Daraus ergibt sich das Transformationsgesetzt für die Geschwindigkeiten v1 = v i v 10 + V 1 + V v 10 /c2 v i0 = 1 + V v 10 /c2 r 1− 1 V2 c2 (i = 2, 3) Dies ist offensichtlich kein sehr schönes Transformationsverhalten. Spezialfälle 1. Nichtrelativistischer Grenzfall Für den Fall dass sowohl |~v 0 | als auch V sehr viel kleiner als c erhhält man ~v = ~v 0 + V~ (|~v 0 |, V c) d.h. die Geschwindigkeiten werden einfach addiert. 2. ~v = v~e1 . Dann ist v= v0 + V 1 + V v 0 /c2 Wenn sich das Teilchen mit Lichtgeschwindigkeit bewegt, v 0 = c wird daraus v= c+V =c 1 + V /c wie es sein muss. 1.4 Vierer-Skalare, Vierer-Vektoren Größen, die invariant unter Lorentz-Transformationen sind, bezeichnet man als ViererSkalare (4-Skalare) . Ein wichtiges Beispiel hatten wir schon gesehen: das Abstandsquadrat s2ab zweier Ereignisse. Ein wichter Spezialfall dieses Beispiels ist die Eigenzeit eines Teilchens mit Bahnkurve ~x(t). Zu einem gegebenen Zeitpunkt t gibt es ein Inertialsystem, in dem das Teilchen zu diesem Zeitpunkt ruht. Die Eigenzeit dτ ist defniert als das Zeitintervall zwischen den Ereignissen a und b bzgl. dieses Systems. 2 Für Das Abstandsquadrat gilt ds2 = −(cdτ )2 ds2 ist Lorentz-invariant ⇒ 1 dτ = 2 (c2 dt2 − d~x2 ) = c 2 ~v 2 1 − 2 dt2 c d.h. r dτ = 1− ~v 2 dt c2 Interpretation der Eigenzeit: dτ ist das Zeitintervall zwischen den Ereignissen a und b, das das Teilchen auf seiner Armbanduhr abliest (von einem Teilchen sollte man hier vielleicht besser von einem Beobachter sprechen, der in hinreichend guter Näherung als punktförmig angenommen werden kann ;-). Liegt eine endliche (nicht infinitesimale) Zeit zwischen a und b, zeigt die Uhr das Zeitinvervall Ztb r ~v 2 1 − 2 dt τab = c ta an. Allgemein kann man den Begriff des 4-Skalars als Verallgemeinerung des 3-Skalars auffassen, also einer Größe, die sich bei Drehungen nicht ändert. Entsprechend kann man auch den Begriff des 3-Vektors, der durch sein Transformation unter Drehungen definiert ist auf Lorentz-Transformationen verallgemeinern. Für ein Ereignis zum Zeitpunkt t definiere x0 := ct Dann lassen sich die Raum-Zeit-Koordinaten schreiben als 0 x x1 x := x2 x3 Die Komponenten dieses Objekts schreibt man auch mit griechischem Index, xµ wobei µ ∈ {0, 1, 2, 3} (lateinische Indizes laufen weiterhin von 1 bis 3). Eine Lorentz-Transformation kann man jetzt schreiben als x0 = Λx bzw. in Komponenten xµ0 = Λµ ν xν Dabei sind Λµ ν die Elemente der Matrix Λ, und es gilt die Einsteinsche Summenkonvention, d.h. über doppelt auftretende Indizes wird summiert. 3 Vierkomponentige Größen A0 A1 A := A2 A3 die sich bei einer Lorentz-Transformation verhalten wie x, d.h. Aµ0 = Λµ ν Aν bezeichnet man als Vierervektor (4-Vektor). Man schreibt A auch in der Form 0 A A := ~ A ~ transformiert wie ein 3-Vektor. Unter räumlichen Drehungen ist A0 invariant, und A Bsp: 4-Geschwindigkeit dxµ dτ µ eines Teilchens mit Bahnkurve ~x(t). dx ist ein 4-Vektor, und die Eigenzeit dτ ist ein Skalar. Also ist u ein 4-Vektor. Es gilt uµ := u0 = p ~u = p c 1 − ~v 2 /c2 ~v 1 − ~v 2 /c2 Das Transformationsverhalten ist sehr viel schöner als das von ~v : uµ0 = Λµ ν uν Das Quadrat eines 4-Vektors ~2 A2 := (A0 )2 − A ist ein 4-Skalar. Bsp: Für das Quadrat der 4-Geschwindigkeit gilt u2 = c2 . Um so ein Quadrat schöner schreiben zu können, definiert man Objekte mit unteren Indizes als A0 := A0 , Am := −Am (m = 1, 2, 3) Damit ist nämlich A2 = Aµ Aµ 4 Eine Verallgemeinerung ist das Skalarprodukt zweier 4-Vektoren A und B, A · B := Aµ B µ = Aµ Bµ Bsp: Der 4-Impuls p eines Teilchens mit Masse m wird definiert als p := mu Es ist dann p2 = m2 c2 (∗) p Für kleine Geschwindigkeiten |~v | c ist 1 − ~v 2 /c2 ' 1. Die räumlichen Komponenten sind dann p~ ' m~v (|~v | c) also gleich dem nichtrelativistischen Impuls. Für die 0-Komponente entwickeln wir die Wurzel bis zur Ordnung ~v 2 /c2 , 1 ~v 2 1 p '1+ 2 c2 1 − ~v 2 /c2 (|~v | c) Damit ist m~v 2 (|~v | c) 2 Der zweite Term ist die nichtrelativistische kinetische Energie. Der erste Term verschwindet nicht für ~v → 0 und ist die berühmte Ruheenergie mc2 . Wir können also cp0 mit der Energie E des Teilchens identifizieren. Der 4-Impuls ist lässt sich dann auch schreiben als cp0 ' mc2 + p= E/c p~ Mittels (∗) kann man auch die Energie durch p~ ausdrücken, E= p m2 c4 + p~ 2 c2 11. April 2014 5 1.5 Kausale Struktur der Raum-Zeit [Griffiths 12.1.4, 12.2.3] Kann man eigentlich ein Teilchen mit Masse m auf Lichtgeschwindigkeit oder vielleicht sogar Überlichtgeschwindigkeit beschleunigen? Die Energie des Teilchens kann man schreiben als mc2 p E= (∗) 1 − ~v 2 /c2 Daran sieht man, dass E beliebig groß wird, wenn sich |~v | dem Wert c annähert und im Limes |~v | → c unendlich wird. Daher muss man die obige Frage mit nein beantworten. Man kann das auch wie folgt sehen. Wir hatten m~v p~ = p 1 − ~v 2 /c2 Teilt man dies durch (∗), ergibt sich ~v = c2 p~ E Wegen E= p m2 c4 + p~ 2 c2 > |~p|c ist |~v | < c für alle p~ Masselose Teilchen Im Limes m → 0 wird E = |~p|c (m = 0) Folglich ist dann |~v | = c (m = 0) D.h. masselose Teilchen wie z.B. Photonen bewegen sich mit Lichtgeschwindigkeit. Aus der obigen Überlegung folgt, dass ein Inertialsystem, aufgebaut aus materiellen Maßstäben und Uhren, sich nur mit |V~ | < c bewegen kann. Ausserdem können sich weder massive noch masselose Teilchen schneller als das Licht fortbewegen. Abstand Das Quadrat des Abstands kann man ausdrücken durch das Quadrat von xab := xa − xb s2ab = −x2ab = −t2ab + ~x2ab Es gilt: 1 1. Es gibt Intertialsysteme, in denen a und b gleichzeitig sind ⇔ s2ab > 0. 2. Es gibt Intertialsysteme, in denen a und b am selben Ort stattfinden ⇔ s2ab < 0. Begründung von 1: ,,⇒“ ist klar. ,,⇐“: Wähle das Bezugssystem so, dass ~xab = dab~e1 . Es gilt ctab < dab . In einem Inertialsystem, das sich mit V~ = V ~e1 bewegt, ist ct0ab = γ(ctab − βdab ). Wähle β = ctab /dab < 1. Damit ist t0ab = 0 Wenn s2ab > 0 heißt der Abstand raumartig , für s2ab < 0 zeitartig und für s2ab = 0 lichtartig . Sei das Ereignis ,,hier und jetzt” am Ursprung unseres Koordinatensystems. Dann kann man alle Ereignisse in drei Kategorien einteilen: Als Lichtkegel bezeichnet man die Ereignisse mit x2 = 0. Als Weltlinie eines Teilchens oder Beobachters versteht man die Trajektorie im 4-dimensionalen Raum xµ (λ). Dabei kann man die Trajektorie durch die Eigenzeit λ = τ oder durch irgendeinen Größe λ parametrisiert werden. Weil es sich nicht schneller als mit c bewegen kann, kann ein Teilchen am Ursprung kann nur Punkte innerhalb des Vorwärtslichtkegels erreichen. Man kann auch sagen: vom Ursprung aus lassen sich nur Ereignisse innerhalb des und auf dem Vorwärtslichtkegel beeinflussen. Ein Ereignis am Ursprung kann nur von Ereignissen innerhalb des oder auf dem Rückwärtslichtkegel beeinflusst worden sein. 1.6 Relativistische Bewegungsgleichung [Griffiths 12.2.4] Fragestellung: wann ist eine Bewegungsgleichung (zweites Newtonsches Gesetz) d~p F~ = dt in jedem Inertialsystem gültig? 2 Dies lässt sich positiv beantworten, wenn es gelingt, sie als Gleichung zwischen 4-Vektoren zu formulieren. Wir wissen bereits, dass p~ der räumliche Teil eines 4-Vektors ist. Jetzt brauchen wir noch eine nullte Komponente. Betrachte ~v · d m~v d~p = ~v · p dt dt 1 − ~v 2 /c2 1 ~v d~v d~v 2 2 −1/2 2 2 −3/2 (1 − ~v /c ) + ~v − (1 − ~v /c ) (−2) 2 · = m~v · dt 2 c dt d~v = m(1 − ~v 2 /c2 )−3/2 ~v · dt mc2 d p = dt 1 − ~v 2 /c2 Also ist dE = ~v · F~ dt Bem: dies gibt die selbe Relation zwischen geleisteter Arbeit und Kraft wie in der nichtrelativistischen Mechanik: Z~xb Eb − Ea = d~x · F~ ~ xa p Mit dτ = dt 1 − ~v 2 /c2 kann man die obigen Bewegungsgleichungen für p~ und E zusammenfassen zu dpµ = Kµ (∗) dτ wobei und ~v · F~ K0 = p c 1 − ~v 2 /c2 ~ ~ =p F K 1 − ~v 2 /c2 Wenn nun die K µ die Komponenten eines 4-Vektors sind (,,4-Kraft”), ist die Bewegungsgleichung (∗) in allen Inertialsystemen gültig. In diesem Fall sagt man auch, die Gleichung (∗) sei Lorentz-kovariant. 2 Relativität und Elektrodynamik Wir hatten gesehen: wenn in einem Inertialsystem ein statisches Magnetfeld vorliegt und ~ = 0, dann gibt es in einem relativ dazu bewegten Inertialsystem auch ein E-Feld. ~ E 3 Hier sind zwei weitere Beispiele, die das nicht-triviale Transformationsverhalten von elektromagnetischen Feldern illustrieren: 1. Das Feld einer nicht beschleunigten Punktladung. Im Ruhesystem gibt es nur ein ~ ~ = 0. Bewegt sich jedoch die Punktladung, gibt es statisches E-Feld, während B ~ einen Strom und daher auch ein B-Feld. 2. Ein nicht beschleunigter unendlich ausgedehnter Plattenkondensator mit parallelen Platten und homogenen Flächenladungsdichten. Im Ruhesystem gibt es nur ein sta~ tisches E-Feld. Jetzt betrachte den Kondensator in einem System, das sich parallel ~ zu den Platten bewegt. Es gibt weiterhin ein statisches E-Feld. Der Wert des Feldes ist größer, weil die Platten in Bewegungsrichtung längenkontrahiert was die Fächenladungsdichte erhöht. Es gibt jetzt aber auch einen Strom und daraus resultierend ~ ein B-Feld. Im zweiten Beispiel haben wir folgendes implizit angenommen: Die elektrische Ladung ist Lorentz-invariant. Empirisch zeigt sich, dass dies der Fall ist und wir werden es auch von nun an voraussetzten. Wir erwarten, dass sich die in einem Inertialsystem gemessenen Felder durch die in einem anderen am selben Raum-Zeitpunkt gemessenen Felder ausdrücken lassen. Aus der obigen ~ und B ~ nicht die Komponenten von zwei unterschiedlichen Beispielen folgt, dass sich E 4-Vektoren sein können (natürlich auch nicht von einem). 2.1 Lorentz-Kraft [Jackson 11.9] Betrachte die Bewegungsgleichung für eine Punktteilchen mit Masse m und Ladung q im elektromagnetischen Feld d~p = F~ (∗) dt wobei F~ jetzt die Lorentz-Kraft ~ v ~ + ×B ~ F~ = q E c ist. Bem: es ist wichtig, dass man auf der linken Seite von (∗) d~p/dt mit den räumlichen Komponenten des 4-Impules schreibt und nicht md~v /dt. Nichtrelativistisch macht das keinen Unterschied, aber nur mit der ersten Variante bekommt man Lorentz-kovariante Gleichungen. 4 Die K µ sind für diesen Fall q ~ √ ~v · E c 1 − ~v 2 q ~ v ~ = √ ~ + ×B ~ K E c 1 − ~v 2 K0 = Mit der 4-Geschwindigkeit u lässt sich dies schreiben als q ~ ~u · E c ~ + ~u × B ~ ~ = q u0 E K c K0 = Wir nehmen an, dass q Lorentz-invariant ist. Die Bewegungsgleichung ist also Lorentz~ + ~u × B ~ einen 4-Vektor bilden. Dass dem so ist sehen wir ~ und u0 E kovariant, wenn ~u · E in Kürze. 14. April 2014 5 Um zu verstehen, wie sich die elektromagnetischen Felder transformieren, gehen wir von den Maxwellgleichungen aus. Dazu brauchen wir zunächst die 2.2 4-Stromdichte [Griffiths 12.3.4, Jackson 11.9] Die Ladungsdichte ρ und Stromdichte J~ bilden zusammen einen 4-Vektor. Um das zu sehen, betrachten wir einen infinitesimalen Ladungsklumpen mit Ladung dQ im Volumen dV .Wir nehmen an, die Ladung sei in dV homogen verteilt. Dann ist dQ dV J~ = ρ~v ρ = wobei ~v die Geschwindigkeit des Klumpens ist. Sei ρ0 die Ladungsdichte im Ruhesystem des Klumpens, dQ ρ0 = dV0 Hier konnten wir im Zähler dQ schreiben, weil die Ladung Lorentz-invariant ist. In den beiden Richtungen senkrecht p während es in p zur Bewegung ist das Volumen unverändert, 2 2 Bewegungsrichtung um 1 − ~v /c kontrahiert ist. Also ist dV = dV0 1 − ~v 2 /c2 und daher ρ0 ρ = p 1 − ~v 2 /c2 ρ0~v J~ = p 1 − ~v 2 /c2 Mit der 4-Geschwindigkeit u des Klumpens lässt sich dies schreiben als ρ 0 u0 c ~ J = ρ0~u ρ = Für J := cρ J~ gilt also J µ = ρ0 uµ Die rechte Seite ist ein 4-Vektor, also auch die linke. Da es an jedem Punkt der Raumzeit ein J gibt, haben wir an jedem Punkt einen 4-Vektor, mit anderen Worten, ein 4-Vektorfeld J µ (x). 1 Bsp: Punktladung q bei ~x(t) = vt~e1 im Inertialsystem S. Sei S 0 das Inertialsystem, in dem die Ladung am Ursprung ruht. Dann ist ρ0 (~x 0 ) = qδ(~x 0 ). Mittels x10 = γ(x1 − βct) kann man dies durch ist die S-Koordinaten ausdrücken: ρ0 (x) = (q/γ)δ(x1 − vt)δ(x2 )δ(x3 ). Die J µ in S erhält man durch die inverse Transformation 0 cρ 1 β cρ c 1 2 3 =γ = qδ(x − vt)δ(x )δ(x ) 1 J β 1 0 v sowie J 2 = J 3 = 0. Die Maxwell-Gleichungen sind nur konsistent wenn ρ und J~ die Kontinuitätsgleichung ρ̇ = −∇ · J~ erfüllen. Diese kann man schreiben als ∂(cρ) ∂J i + i =0 d(ct) ∂x und daher in der schönen Form ∂J µ =0 ∂xµ Mit anderen Worten: Die Kontinuitätsgleichung bedeutet, dass die 4-Divergenz der 4Stromdichte verschwindet. Die Kontinuitätsgleichung gilt in jedem Bezugssystem. J ist ein 4-Vektor. Wie transformieren die partiellen Ableitungen? x2 ist ein Skalar und ∂x2 ∂(xν xν ) ∂xν = = 2 xν = 2δµν xν = 2xµ ∂xµ ∂xµ ∂xµ Die partielle Ableitung ∂/∂xµ transformiert also genauso wie xµ . Folglich ist das Skalarprodukt von ∂/∂xµ mit J µ invariant und die Kontinuitätsgleichung auch. Das Transformationsverhalten der partiellen Ableitung legt die Schreibweise ∂ ∂µ := ∂xµ nahe. Damit lautet die Kontinuitätsgleichung in noch schönerer Form ∂µ J µ = 0 2.3 4-Vektorpotential [Jackson 11.9] Die Transformationeigenschaften der Feldstärken lassen sich relativ einfach erhalten, wenn ~ ausdrückt. Zur Erinman sie durch das skalare Potential φ und das 3-Vektorpotential A nerung: Es war ~ = ∇×A ~ B ~ = −∇φ − 1 A ~˙ E c 2 Dadurch werden die homogenen Maxwell-Gleichungen ~ =0 ∇·B ~ + B/c ~˙ = 0 ∇×E ~ gelöst. Die inhomogenen Maxwellgleichungen bestimmen dann φ und A. ~ = 4πρ ∇·E wird zu und 1 ~˙ = 4πρ −∆φ − ∇ · A c (∗) ~˙ = 4π J~ ~ − 1E ∇×B c c wird zu ~ − ∆A ~ + 1 ∇φ̇ + 1 A ~¨ = 4π J~ (∗∗) ∇(∇ · A) 2 c c c Die Maxwell-Gleichungen bestimmen die Potentiale nicht vollständig. Man kann sie immer noch einer Eichtransformation unterwerfen, ohne die Physik zu ändern. Diese Mehrdeutigkeit wird weitgehend beseitigt durch eine Eichbedingung. Wir tun das mit der LorentzEichung 1 ~=0 φ̇ + ∇ · A c Damit werden (∗) und (∗∗) zu 1 ∂2 − ∆ φ = 4πρ c2 ∂t2 1 ∂2 ~ = 4π J~ A − ∆ c2 ∂t2 c Definiert man das 4-komponentige Objekt A := φ ~ A sowie 1 ∂2 −∆ c2 ∂t2 lassen sich die inhomogenen Maxwellgleichungen schreiben als := Aµ = 3 4π µ J c und die Lorentz-Bedingung als ∂µ Aµ = 0 Diese Gleichungen deuten darauf hin, dass A ein 4-Vektor ist. Dafür muss aber ein Skalar sein. Betrachte die partielle Ableitung des Skalars x2 nach xµ , ∂(xν xν ) ∂xν ν ∂x2 = =2 x = 2δνµ xν = 2xµ ∂xµ ∂xµ ∂xµ D.h. ∂/∂xµ transformiert wie xµ . Daher schreibt man ∂ µ := ∂ ∂xµ Es gilt offensichtlich = ∂µ ∂ µ d.h. ist in der Tat ein Skalar. Wir können also schließen, dass A ein 4-Vektor ist. Damit haben wir gezeigt, dass die inhomogenen Maxwell-Gleichungen für die Potentiale kovariant sind, und daher in jedem Inertialsystem gelten. Bem: Das gilt allerdings nur, wenn die Eichbedingung kovariant ist. Dies gilt für die ~ = 0. Lorentz-Eichung, nicht aber andere beliebte Eichungen wie die von Coulomb ∇ · A Es war einfacher, das Transformationsverhalten der Potentiale zu verstehen als das der Feldstärken. Hat man das aber erstmal erreicht, kann man auch eine kovariante Formulierung für die Feldstärken hinschreiben. 2.4 Feldstärketensor [Jackson 11.9] Drücke die Feldstärken durch die Aµ aus: 1 E i = −∂i A0 − Ȧi = −(∂ 0 Ai − ∂ i A0 ) c B 1 = ∂2 A3 − ∂3 A2 = −(∂ 2 A3 − ∂ 3 A2 ) u.s.w. zyklisch Dies sind also Komponenten von F µν := ∂ µ Aν − ∂ ν Aµ d.h. E i = −F 0i B 1 = −F 23 u.s.w. zyklisch 4 Weil sowohl ∂ µ als auch Aν 4-Vektoren sind, transformiert F µν wie xµ xν , d.h. F µν 0 = Λµ ρ Λν σ F ρσ Diese Eigenschaft definiert einen 4-Tensor zweiter Stufe. Man bezeichnet F µν als Feldstärketensor. Dieser ist antisymmetrisch unter Vertauschung der Indizes, F µν = −F νµ Die Feldstärken sind also Komponenten eines antisymmetrischen Tenors zweiter Stufe. Alle Komponenten: 0 −E 1 −E 2 −E 3 E1 0 −B 3 B 2 (F µν ) = E2 B3 0 −B 1 E 3 −B 2 B 1 0 15. April 2014 5 2.5 Transformation der Feldstärken [Jackson 11.10] Die Komponenten des Feldstärketensors ändern sich bei einer Lorentz-Transformation wie folgt: F µν 0 = Λµ ρ Λν σ F ρσ (∗) ~ und B ~ wie folgt Betrachte einen Lorentz-Boost mit V~ = V ~e1 . Dann folgt aus (∗), dass E transformieren: E 10 = F 100 = Λ1 µ Λ0 ν F µν = Λ1 0 Λ0 1 F 01 + Λ1 1 Λ0 0 F 10 = F 10 −(βγ)2 + γ 2 = E1 B 10 = F 320 = Λ3 µ Λ2 ν F µν = B1 E 20 = F 200 = Λ2 µ Λ0 ν F µν = Λ2 2 (Λ0 0 F 20 + Λ0 1 F 21 ) = γF 20 − βγF 21 (∗) 2 3 = γ(E − βB ) 20 B = F 130 = Λ1 µ Λ3 ν F µν = Λ3 3 (Λ1 0 F 03 + Λ1 1 F 13 ) = −βγF 03 + γF 13 = γ(B 2 + βE 3 ) E 30 = γ(E 3 + βB 2 ) B 30 = γ(B 3 − βE 2 ) Hierzu ein Beispiel: Bestimme das Feld einer Punktladung, die sich in x1 -Richtung mit Geschwindigkeit v bewegt. Sei S 0 das Ruhesystem der Ladung, in dem sie im Ursprung ruht. Wir wollen das Feld am Punkt P mit den Koordinaten ~x = b~e2 bestimmen. In S 0 kann man das Feld leicht hinschreiben: 0 ~ 0 (~x 0 ) = q~x , E |~x 0 |3 1 ~0=0 B Der uns interessierende Punkt P hat in S 0 die Koordinaten −vt0 ~x 0 = b 0 Die in S 0 nicht verschwindenen Feldstärkekomponenten bei P sind also E 10 = − qvt0 , (b2 + v 2 t02 )3/2 E 20 = (b2 qb + v 2 t02 )3/2 Drücke t0 durch die ungestrichenen Koordinaten aus: ct0 = γ(t − βx1 ) = γt p da x1 = 0 bei P . Hier ist β = v/c, γ = 1/ 1 − β 2 . Damit sind die in S 0 nicht verschwindenden Feldstärkekomponenten E 10 = − (b2 qvγt , + v 2 γ 2 t2 )3/2 E 20 = (b2 qb + v 2 γ 2 t2 )3/2 Jetzt benutze die zu (∗) inverse Transformation, um die nicht verschwindenden Feldkomponenten in S zu bestimmen: qvγt + v 2 γ 2 t2 )3/2 qbγ = γE 20 = 2 (b + v 2 γ 2 t2 )3/2 = +γβE 20 = βE 2 E 1 = E 10 = − E2 B3 (b2 Jetzt gibt es also auch ein nichtverschwindendes Magnetfeld. Klar, denn man hat einen ~ ist verträglich mit der rechte-Hand-Regel. Strom. Die Richtung von B Betrachte jetzt sehr große Geschwindigkeiten, d.h. β ' 1, γ 1. Der maximale Wert von E 2 wird bei t = 0 erreicht, und ist um den Faktor γ größer als bei einer ruhenden Ladung. Gleichzeitig wird das Zeitintervall, in dem das Feld groß ist, immer kleiner, nämlich ∆t ∼ b γv Für β → 1 wird B 3 so gross wie das transversale elektrische Feld E 2 , genau wie bei einer elektromagnetischen Welle, die sich in x1 -Richtung ausbreitet. Es gibt aber auch ein longitudinales elektrisches Feld E 1 , das bei t = 0 das Vorzeichen wechselt. 2 2.6 Kovarianz der Elektrodynamik [Jackson 11.9] Inhomogene Maxwellgleichungen Drücke diese aus durch den Feldstärketensor. Hierfür brauchen wir ~ = ∂i F i0 ∇·E sowie ~ − 1E ~˙ ∇×B c In Komponenten: ~ 1 = ∂2 B 3 − ∂3 B 2 = −∂2 F 12 + ∂3 F 31 = ∂2 F 21 + ∂3 F 31 (∇ × B) und allgemein ~ j = ∂i F ij (∇ × B) Ė j = −c∂0 F 0j Damit erhalten wir für die inhomogenen Maxwellgleichungen ∂µ F µν = 4π ν J c Auf beiden Seiten der Gleichung stehen 4-Vektorfelder und damit ist die Gleichung kovariant. Homogene Maxwellgleichungen Induktionsgesetz: ~ + 1B ~˙ = 0 ∇×E c 3 (∗) In der ersten Komponente stehen (∇ × E)1 = ∂2 E 3 − ∂3 E 2 = ∂2 F 30 − ∂3 F 20 = ∂2 F 30 + ∂3 F 02 = −∂ 2 F 30 − ∂ 3 F 02 und 1 1 Ḃ = −∂ 0 F 23 c und die erste Komponente von (∗) wird ∂ 0 F 23 + ∂ 2 F 30 + ∂ 3 F 02 = 0 Die anderen Komponenten erhält man durch zyklische Permutationen der räumlichen Indizes. Die andere homogene Gleichung ~ =0 ∇·B (∗∗) kann man schreiben als ∂1 F 32 + ∂2 F 13 + ∂3 F 21 = ∂ 1 F 23 + ∂ 2 F 31 + ∂ 3 F 12 = 0 Man kann also (∗) und (∗∗) zusammefassen zu ∂ µ F νρ + ∂ ν F ρµ + ∂ ρ F µν = 0 Also sind auch die homogenen Maxwell-Gleichungen kovariant. Bem: Anders als Aµ ist F µν eichunabhängig und transformiert immer wie ein 4-Tensor. Lorentz-Kraft Wir hatten die Bewegungsgleichung für ein geladenes Teilchen dpµ = Kµ dτ Für die Lorentz-Kraft war q ~ ~u · E c ~ + ~u × B ~ ~ = q u0 E K c K0 = Man braucht ~ = ui F i0 = F 0i ui ~u · E u0 E i = F i0 u0 ~ 1 = u2 B 3 − u3 B 2 = u2 F 21 − u3 F 13 = F 12 u2 + F 13 u3 , . . . (~u × B) 4 also ist die Bewegungsgleichung für geladene Teilchen dpµ q = F µν uν dτ c woran man sieht, dass sie kovariant ist und in jedem Inertialsystem gilt. Damit ist die Kovarianz der Elektrodynamik komplett gezeigt. 17. April 2014 5 Teil II: Quantenmechanik Historisches [Weinberg 1] Den ersten Hinweis auf die Unmöglichkeit der klassischen Physik fand man in der Thermodynamik des elektromagnetischen Feldes: Das klassische Strahulungsfeld im thermischen Gleichgewicht hat unendliche Energiedichte. Planck konnte das korrekte Energiespektrum der Wärmestrahlung zunächst ,,erraten” (1900). Später hat er dann eine Herleitung mit mit Hilfe der Quantenhypothese gefunden: Emission und Absorption von Licht mit der Kreisfrequenz ω erfolgt nur in ganzahligen Vielfachen von ~ω mit dem Planckschen Wirkungsquantum h = 1, 05 · 10−34 J s ~= 2π Einstein postulierte dann 1905: Licht der Wellenlänge λ besteht aus Paketen, Teilchen der Energie ~ω und Impuls ~~k mit |~k| = 2π/λ = ω/c Bohr postulierte 1913 Quantenbedingungen für im Atom gebundene Elektronen und konnte so die Energienieveaus im Wasserstoff erklären. De Broglie hat 1924 Materieteilchen wie z.B. Elektronen Welleneigenschaften zugeschrieben: ω = E/~, ~k = p~/~. Aus E = p~2 /(2M ) ergab sich ω = ~~k 2 /(2M ). Bis dahin waren das Hypothesen und Kochrezepte die für manche Systeme korrekte Resultate lieferten, für andere nicht, aber keine Theorie. Der Durchbruch zur Quantentheorie gelang 1925 Heisenberg mit der ,,Matrizenmechanik”, die von Heisenberg, Born und Jordan (1925-26) und unabhängig von Dirac (1926) ausgearbeitet wurde. Schrödinger hat 1926 die Quantenmechanik ein zweites Mal in Form der ,,Wellenmechanik” entdeckt, aufbauend auf den Ideen von de Broglie. Er fand die Schrödingergleichung und zeigte später, dass diese mathematisch äuquivalent zur Matrizenmechanik ist. In dieser Vorlesung werden wir die Formulierungen von Schrödinger und später auch die von Dirac benutzen. Born fand 1926 die Wahrscheinlichkeitsinterpretation der Quantenmechanik. Die weitgehend anerkannte Deutung der Quantenmechanik ist die sogenannte Kopenhagener Interpretation, die von Born und Heisenberg abgeschlossen wurde. 1 Die Wellenfunktion [Griffiths 1.1] Betrachte ein nichtrelativistisches Teilchen der Masse M , das sich in einer Raumdimension im Potential V (x) bewegt. In der klassischen Physik hat das Teilchen zu jedem Zeitpunkt t eine bestimmte Position x(t), die durch das Newtonsche Gesetz M ẍ(t) = F t, x(t) 1 mit der Kraft ∂V ∂x bestimmt ist. Kennt man V , sowie x(t0 ), ẋ(t0 ) für ein t0 , ist dadurch x(t) für alle Zeiten t festgelegt. F =− In der Quantenmechanik ist das ganz anders. Hierzu gibt es unzählige Beispiele, ich erwähne an dieser Stelle nur zwei: 1. Betrachte ein freies Neutron in Ruhe. Wenn man noch dazu sagt, in welche Richtung sein Spin zeigt, ist der Zustand des Neutrons vollständig bestimmt. Jedes freie Neutron zerfällt früher oder später in ein Proton, ein Elektron und ein Antineutrino. Man kann aber nicht sagen wann, obwohl man den Zustand vollständig kennt! Was man sagen kann, dass der Zerfall im Mittel nach knapp 15 Minuten erfolgt, aber es kann auch kürzer dauern oder auch länger. 2. Licht besteht aus Photonen. Nehmen wir an wir haben einen monochromatischen zirkular polarisierten Lichtstrahl, der auf einen halbdurchlässigen Spiegel fällt. Dann ist der Zustand jedes Photons vollständig bestimmt. Alle Photonen sind gleich. Trotzdem werden manche vom Spiegel reflektiert und die anderen werden durchgelassen. Was mit einem einzelnen Photon passiert, kann man nicht vorhersagen, obwohl man seinen Zustand kennt. 1.1 Die Schrödingergleichung Ein Teilchen, das sich einer Raumrichtung bewegen kann, wird in der Quantemechanik durch eine komplexwertige Wellenfunktion ψ(t, x) beschrieben. ψ ist durch eine lineare partielle Differentialgleichung bestimmmt. Diese kann man nicht herleiten, aber durch die de Broglie-Relationen motivieren: Ein freies, d.h. kräftefreies Teilchen hat einen konstanten Impuls p = ~k. Es wird beschrieben durch die ebene Welle ψ = Aeikx−iωt wobei ~ω = Nun ist ~ωψ = i~ ∂ψ , ∂t (~k)2 2M (~k)2 ~2 ∂ψ 2 =− 2M 2M ∂x2 ψ ist also Lsg. der DGL i~ ∂ψ ~2 ∂ψ 2 =− ∂t 2M ∂x2 2 (∗) Die Energie als Funktion von p und x ist die Hamiltonfunktion H(p, x). Für freie Teilchen ist p2 H(p, x) = 2M Ersetzt man hierin ∂ p → −i~ ∂x dann kann man (∗) schreiben als ∂ ∂ψ = H −i~ , x ψ i~ ∂t ∂x Schrödinger postutierte dass dies allgemein gilt, also auch für den Fall mit Potential V (x) p2 H(p, x) = + V (x) 2M Das ergibt die Schrödingergleichung i~ ∂ψ ~2 ∂ 2 ψ =− +Vψ ∂t 2M ∂ 2 x Wie versprochen ist dies eine partielle DGL. Sie ist linear ⇒ wenn ψ1 , ψ2 Lösungen sind, dann auch c1 ψ1 + c2 ψ2 mit beliebigen komplexen Zahlen c1 , c2 . Sie genügt also dem Superpositionsprinzip. Jetzt haben wir eine Gleichung für ψ, wissen aber noch nicht was ψ bedeutet. 1.2 Die statistische Interpretation [Griffiths 1.2] Die Bedeutung kommt jetzt: |ψ(t, x)|2 = ψ ∗ (t, x)ψ(t, x) ist die Wahrscheinlichkeitsdichte, das Teilchen zur Zeit t am Ort x zu finden. Anders ausgedrückt: Zb dx|ψ(t, x)|2 a ist die Wahrscheinlichkeit, das Teilchen zur Zeit t zwischen a und b (a < b) zu finden. Mehr kann man nicht sagen! Der Ort des Teilchens ist i.A. nicht bestimmt. Man kann nur sagen, mit welcher Wahrscheinlichkeit man es in einem bestimmten Gebiet findet. Das Ergebnis einer Messung (hier des Ortes) kann i.A. nicht vorhergesagt werden. 3 Es gibt aber eine Ausnahme: Angenommen man macht eine Ortsmessung, findet den Wert d und wiederholt die Ortsmessung unmittelbar danach. Dann erhält man den gleichen Wert d. D.h. durch die Messung ändert sich die Wellenfunktion i.A. radikal! Diese Änderung bezeichnet man als Kollaps der Wellenfunktion. Eine Konsequenz der Schrödingergleichung und der Interpretation der Wellenfunktion sind Beugungseffekte von Materieteilchen, z.B. am Doppelspalt: 4 Das gleiche Experiment mit Fußbällen, die blindlings auf eine Torwand mit zwei Löchern geschossen werden: 22. April 2014 5 1.3 Erhaltung der Wahrscheinlichkeit [Griffiths 1.4] Normierung der Wellenfunktion Die Wahrscheinlichekeit das Teilchen irgendwo zu finden muss gleich 1 sein. Das erfordert dass Z dx|ψ(t, x)|2 = 1 wobei Z∞ Z dxf (x) := dxf (x) −∞ Man sagt auch, ψ muss auf 1 normiert sein. Üblicherweise geht man wie folgt vor: Zunächst löse die Schrödingergleichung und erhält so eine Lsg. χ(t, x). Wegen der Linearität der Schrödingergleichung ist ψ(t, x) = N χ(t, x) mit konstantem N ebenfalls eine Lsg. Wähle N so, dass ψ auf 1 normiert ist. Dies nennt man Normierung der Wellenfunktion . Das ist natürlich nur möglich, wenn χ quaR 2 dratintegrabel ist, d.h. wenn dx|χ| endlich und ungleich Null ist. Man nennt χ dann normierbar . Bsp: (i) Freie Teilchen. Ebene Wellen ei(kx−ω(k)t) mit ω(k) := ~k 2 2M sind nicht normierbar. (ii) Zu einem bestimmten Zeitpunkt sei die Wellenfunktion 2 2 ψ(x) = N e−x /(4a ) Gaußpaket R √ Man braucht hier dye−y = π. Z Z √ Z √ 2 2 −x2 /(2a2 ) 2 dx|ψ| = N dxe = N 2a dye−y = N 2 2πa N = (2π)−1/4 a−1/2 ⇒ Erhaltung der Wahrscheinlichkeit Sei Z dt|ψ(t0 , x)|2 = 1 zu einem Zeitpunkt t0 . Nun gilt einerseits 1 (i) Die Wahrscheinlichkeitsinterpretation erfordert, dass Z dx|ψ(t, x)|2 = 1 auch für t 6= t0 und andererseits (ii) Durch ψ(t0 , x) und die Schrödingergleichung ist ψ(t, x) für alle Zeiten t eindeutig festgelegt. Sind (i) und (ii) kompatibel? Ja! Begründung: ρ(t, x) := |ψ(t, x)|2 Wahrscheinlichkeitsdichte Z Z d ∂ρ dxρ = dx dt ∂t ∗ ∂ρ ∂ ∂ψ ∂ψ = (ψ ∗ ψ) = ψ + ψ∗ ∂t ∂t ∂t ∂t Jetzt benutze die Schrödingergleichung: ~ ∂ 2ψ i ∂ψ = i − Vψ ∂t 2M ∂x2 ~ ∂ψ ∗ ~ ∂ 2ψ∗ i = −i + V ψ∗ 2 ∂t 2M ∂x ~ ⇒ 2 ∂ρ i~ ∂ 2ψ∗ ∗∂ ψ = ψ − ψ ∂t 2M ∂x2 ∂x2 ∂ψ ∗ i~ ∂ ∗ ∂ψ − ψ = ψ 2M ∂x ∂x ∂x Definiere i~ J(t, x) := − 2M ⇒ ∂ψ ∗ ψ − ψ ∂x ∂x ∗ ∂ψ ∂ρ ∂J + =0 ∂t ∂x Dies ist eine Kontinuitätsgleichung für Wahrscheinlichkeit. Insbesondere Z Z x=∞ d ∂J dxρ = − dx = −J(t, x) dt ∂x x=−∞ Wir nehmen an, dass ψ(x) quadratintegrabel ist ⇒ lim ψ(x) = 0 x→±∞ 2 ⇒ ⇒ lim J(x) = 0 Z dxρ(t, x) = 1 x→±∞ für alle Zeiten t Interpretation von J: Wahrscheinlichkeitsstromdichte. 1.4 Erwartungswert, Unschärfe [Griffiths 1.3] Man definiert den Erwartungswert (Mittelwert) des Ortes eines Teilchens zur Zeit t als Z hxi := dxx|ψ(t, x)|2 Interpretation: Für ein Ensemble identischer Systeme messe an jedem System zum (selben) Zeitpunkt t den Ort des Teilchens. Dann ist hxi der Mittelwert dieser Messungen. I.A. liefern die Messungen verschiedene Resultate. Ein Maß für die Abweichung der Messwerte von hxi ist ist p ∆x := (∆x)2 mit (∆x)2 := (x − hxi)2 und n hx i := Z dxxn |ψ(t, x)|2 ∆x heißt Unschärfe (Standardabweichung) von x (und (∆x)2 die Varianz von x). Es gilt (∆x)2 = x2 − 2xhxi + hxi2 d.h. (∆x)2 = hx2 i − hxi2 Bsp: (i) 3 Hier ist hxi ∼ a, ∆x ∼ a. (ii) Sei |ψ(x)|2 = |ψ(−x)|2 . Hier ist |ψ(0)|2 = 0. Trotzdem ist aber hxi = 0, aber ∆x ∼ a. D.h. hxi ist nicht unbedingt ein Wert der tatsächlich gemessen wird. Als explizites Beispiel betrachte wieder das Gaußpaket: ψ(x) = N e−x 2 x = N2 Z 2 /(4a2 ) Gaußpaket aus Symmetriegründen: hxi = 0 Z ∂ ∂ 2 2 2 2 dxx2 e−x /(2a ) = N 2 dxa3 e−x /(2a ) = a3 N 2 N −2 = a2 ∂a ∂a D.h. ∆x = a 24. April 2014 4 1.5 Der Impuls [Griffiths 1.5, 1.6] Zeitentwicklung des Erwartungswertes hxi: Z dhxi ∂|ψ|2 = dxx dt ∂t Wir hatten die Kontinuitätsgleichung ∂ρ ∂J + =0 ∂t ∂x für i~ J(t, x) = − 2M 2 ρ(t, x) = |ψ(t, x)| , ∂ψ ∗ ψ − ψ ∂x ∂x ∗ ∂ψ Partielle Integration ergibt i~ dhxi =− dt 2M Z ∂ψ ∗ dx ψ − ψ ∂x ∂x ∗ ∂ψ Integriere im zweiten Term nochmal partiell: dhxi i~ =− dt M Z dxψ ∗ ∂ψ ∂x Dies lässt sich wie folgt interpretieren: die rechte Seite ist der Erwartungswert hvi der Geschwindigkeit. Wegen p = M v ist dann der Erwartungswert des Impulses Z hpi = dxψ ∗ ~ ∂ i ∂x ψ Drücke dies durch die Fourier-Transformierte ψe der Wellenfunktion ψ aus (siehe A4.1): Z dk e∗ ~ e k) hpi = ψ (t, k)~k ψ(t, 2π Also ist e ~ 2 ψ(t, k) 2π die Wahrscheinlichkeitsdichte, bei einer Impulsmessung zur Zeit t den Wert ~k zu finden. Bsp: Gaußpaket, ψ(x) = N e−x 1 2 /(4a2 ) Dafür ist Z 2 2 dxe−ikx e−x /(4a ) Z 1 2 2 = N dx exp − 2 x + i4a kx 4a Z 1 2 2 4 2 = N dx exp − 2 (x + i2a k) + 4a k 4a e ψ(k) = N Hier substituiere y = x + i2a2 k. Das liefert 2 2 e ψ(k) = N 0 e−k a mit 0 Z N := N dye−y 2 /(4a2 ) Es gilt also ∆k = 1/(2a) und daher ∆p = ~/(2a). Für das Gaußpaket hatten wir ∆x = a e 2 und umgekehrt, gefunden. Also gilt: Je enger |ψ|2 , desto breiter ist |ψ| ∆x ∆p = ~ 2 Später werden wir sehen dass im Allgemeinen gilt ∆x ∆p ≥ ~ 2 Dies ist die Heisenbergsche Unschärferelation oder auch Unbestimmtheitsrelation. 1.6 Operatoren [Griffiths 1.5] x und p sind messbare Größen. Für deren Erwartungswerte hatten wir Z hxi = dx ψ ∗ xψ Z ~ ∂ hpi = dx ψ ∗ ψ i ∂x Die Ersetzungen ψ → xψ ~ ∂ ψ → ψ i ∂x 2 sind lineare Abbildungen, die auf die Wellenfunktionen wirden. Messbare Größen werden in der Quantenechanik durch lineare Abbildungen repräsentiert, ψ → xψ Ort repräsentiert ψ→ des Teilchens ~ ∂ i ∂x Impuls In der Quantenmechanik nennt man diese linearen Abbildungen (lineare) Operatoren. Andere Messgrößen, die Funktionen von x und p lassen sich genauso durch Operatoren darstellen: 1. kinetische Energie p2 /(2M ) ψ→− ~2 ∂ 2 ψ 2 2M ∂x2 2. potentielle Energie V (t, x) ψ →Vψ 3. Gesamtenergie = Hamiltonfunktion ψ→− ~2 ∂ 2 ψ 2 +Vψ 2M ∂x2 Die Operatoren bezeichnet man mit den gleichen Symbolen wie die klassischen Größen, aber mit einem Hutb. pb = Impuls-Operator , pbψ(x) = x b = Ortsoperator ~ ∂ψ , i ∂x x bψ(x) = xψ(x) Damit gilt Z dxψ ∗ x bψ Z dxψ ∗ pbψ hxi = hpi = Entsprechend pb 2 kinetische Energie Tb = 2M potentielle Energie Vb = V (t, x b) 2 b = pb + Vb Hamilton-Operator H 2M 3 Beschreibt man einen Zustand durch ψ(x) bezeichet man dies als Ortsdarstellung oder e auch als Darstellung im Ortsraum. Äquivalent kann den Zustand auch durch ψ(k) beschreiben. Dann spricht man von der Impulsdarstellung oder der Darstellung im Impulsraum. Im Impulsraum ist Z dk e∗ ∂ e ψ i ψ 2π ∂k Z dk e∗ e ψ ~k ψ hpi = 2π hxi = d.h. ∂ e ψ ∂k e e pbψ(k) = ~k ψ(k) e x bψ(k) =i In der klassischen Physik gibt es keinen Unterschied zwischen den Produkten xp und px. In der Quantenmechanik ist das anders! Betrachte ~ ψ ~ ∂ − (xψ) = i~ψ(x) i ∂x i ∂x Dies gilt für beliebige Wellenfunktionen ψ. Also gilt die Operatorrelation x bpbψ(x) − x bpbψ(x) = x x bpb − pbx b = i~ Meist wird dies geschrieben als [b x, pb] = i~ b und B b definiert ist als wobei der Kommutator zweier Operatoren A bB b := A bB b−B bA b A, 28. April 2014 4 2 2.1 Die zeitunabhängige Schrödingergleichung Stationäre Zustände [Griffiths 2.1] Zurück zur Schrödingergleichung ∂Ψ ~2 ∂ 2 Ψ =− +VΨ ∂t 2M ∂x2 die man auch als zeitabhängige Schrödingergleichung bezeichnet. i~ (∗) Sei V = V (x) zeitunabhängig. Separationsansatz: Ψ(t, x) = χ(t)ψ(x) Damit ist dχ ∂ 2Ψ d2 ψ ∂Ψ = ψ, =χ 2 ∂t dt ∂x2 dx und dχ ~ 2 d2 ψ i~ ψ = − +Vψ χ dt 2M dx2 1 ~2 d2 ψ 1 dχ ψ= +Vψ − ⇒ i~ χ dt ψ 2M dx2 Die linke Seite dieser Gleichung hängt nur von t, die rechte nur von x. ⇒ linke Seite = rechte Seite = Konstante =: E D.h. dχ = Eχ dt Die allgemeine Lsg. dieser Gleichung lautet i~ χ(t) = const · e−iEt/~ ψ ist bestimmt durch die Gleichung − ~2 d2 ψ + V ψ = Eψ 2M dx2 Diese bezeichnet man als zeitunabhängige Schrödingergleichung. Man kann sie auch schreiben als b = Eψ Hψ Bem: Die allgemeine Lsg. der zeitabhängigen Schrödingergleichung ist nicht von der separierten Form Ψ(t, x) = χ(t)ψ(x). Trotzdem sind diese Lösungen sehr wichtig. Eigenschaften der separierten Lösungen: 1 1. ,,stationär”: Die Wahrscheinlichkeitsdichte |Ψ(t, x)|2 = |ψ(x)|2 ist t-unabhängig. Weiter sind Erwarungswerte von beliebigen Funktionen f (x, p) Z ~ ∂ ∗ ψ(x) hf (x, p)i = dxψ (x)f x, i ∂x unabhängig von t. Es findet daher keine messbare zeitliche Veränderung des Zustandes statt. 2. Das Teilchen hat eine bestimmmte Energie E: Z b hHi = dxψ ∗ Hψ b = Eψ ist Wegen Hψ Z dxψ ∗ ψ = E Z b 2ψ dxψ ∗ H hHi = E Weiter ist 2 hH i = b 2 ψ = H( b Hψ) b = HEψ b b = E 2ψ H = E Hψ d.h. hH 2 i = E 2 Folglich gilt für das Quadrat der Energie-Unschärfe (∆H)2 = hH 2 i − hHi2 = 0 ⇒ jede Messung liefert den gleichen Wert E der Energie. 3. Jede Linearkombination von separierten Lösungen X Ψ(t, x) = cn ψn (x)e−iEn t/~ n ist wieder eine Lösung. Diese Lösung ist i.A. nicht stationär. Wir werden sehen: Jede Lsg. der zeitabhängigen Schrödingergleichung mit zeitunabhängigem Potential lässt sich als Linearkombination stationärer Lösungen schreiben. 4. Sei Vmin der mininmale Wert des Potentials: 2 Klassisch ist E ≥ Emin Dies gilt auch in der Quantenmechanik. Begründung: E = hHi = p2 +V 2M = 1 hp2 i + hV i 2M Es ist Z hV i = Z ∗ dx|ψ(x)| V (x) ≥ Vmin dxψ (x)V (x)ψ(x) = und 2 2 Z Z dx|ψ(x)|2 = Vmin dk e |ψ(k)|2 (~k)2 ≥ 0 2π hp i = Zeitunabhängige Schrödingergleichung 1. Freies Teilchen V = 0. Schrödingergleichung (Strich = Ableitung nach x): − ~2 00 ψ = Eψ 2M Damit es eine Lsg. gibt muss E > 0 sein. Dann ist die allgemeine Lösung ψ(x) = Aeikx + Be−ikx mit konstanten A, B und √ k= 3 2M E ~ 2. Potentialschwelle Sei V (x) = 0 −V0 x>0 für x<0 mit V0 > 0: Damit es eine Lösung gibt, muss E > −V0 sein. Betrachte den Fall E > 0. x < 0: − ~2 00 ψ = (E + V0 )ψ 2M Allgemeine Lösung: ψ(x) = Aeiqx + Be−iqx mit p 2M (E + V0 ) q= ~ Allgemeine Lösung für x > 0: ψ(x) = Ceikx + De−ikx mit k wie oben. Was passiert bei x = 0? ψ 00 muss dort endlich sein, weil das Potential dort endlich ist. Daher müssen ψ und ψ 0 bei x = 0 stetig sein: lim ψ(x) = lim ψ(x), x→0− x→0+ lim ψ 0 (x) = lim ψ 0 (x) x→0− x→0+ Bez: Anschlussbedingungen Begründung: Angenommen ψ 0 sei unstetig bei x = 0, ψ 0 (x) = f (x) + aΘ(x). Dann wäre ψ 00 (x) = f 0 (x) + aδ(x). Die δ-Funktion ist nicht endlich bei x = 0. Also muss a = 0 sein. Die Begründung für ψ ist analog 4 Wir haben 4 Konstanten und 2 Anschlussbedingungen. Daher enthält die allgemeine Lsg. 2 freie Konstanten, genau wie beim freien Teilchen. Anwendung: Streuung Betrachte ein Teilchen, das von links mit Energie E > 0 auf die Stufe zufliegt. Klassisch wird das Teilchen bei x = 0 abgebremst, fliegt aber mit geringerer Geschwindigkeit weiter nach links. Quantenmechanisch kann das Teilchen weiterfliegen, aber es kann auch reflektiert werden. Weil das Teilchen ursprünglich von links kam, gibt es für x > 0 nur eine rechtslaufende Welle, d.h. D = 0. Die Anschlussbedingungen bei x = 0 sind dann q(A − B) = kC A + B = C, Das liefert B= q−k A q+k Wir hatten für die Wahrscheinlichkeitsstromdichte i~ ∂ψ ∗ ∗ ∂ψ J =− ψ − ψ 2M ∂x ∂x Die Reflexionswahrscheinlichkeit ist Jreflektiert R= Jeinlaufend Hier: 2 2 B q−k R= = A q+k Für eine strengere Herleitung unseres Ergebnisses braucht man Wellenpakete, siehe [Bohm]. 5. Mai 2014 5 2.2 Spiegelsymmetrisches Potential [Griffiths 2.1] Betrachte ein Potential, das invariant unter Spiegelung am Ursprung ist, V (x) = V (−x) Aus dieser Symmetrie folgt: wenn ψ(x) eine Lsg. der zeitabhängigen Schrödingergleichung mit Energie E ist, dann auch ist auch ψ(−x) eine Lsg. und zwar mit der gleichen Energie. Begründung: Sei y = −x. ~2 d2 ~ 2 d2 − + V (x) ψ(−x) = − + V (−y) ψ(y) 2M dx2 2M dy 2 ~2 d2 + V (y) ψ(y) = Eψ(y) = Eψ(−x) = − 2M dy 2 wobei im zweiten Schritt V (−y) = V (y) benutzt wurde ⇒ ψ(x) ± ψ(−x) sind ebenfalls Lösungen. Dies sind gerade bzw. ungerade Funktionen. Man kann die Lösungen also gerade oder ungerade wählen. 2.3 Potentialtopf: Bindungszustände [Griffiths 2.1] Sei V (x) = 0 −V0 |x| > L/2 für |x| < L/2 mit V0 > 0 1 Damit es eine Lösung gibt, muss E > −V0 sein. Betrachte den Fall E < 0. Klassisch fliegt das Teilchen zwischen −L/2 und L/2 hin und her. Strategie: Löse die Schrödingergleichung in den drei Bereichen x < −L/2, −L/2 < x < L/2, x > L/2 und schließe die Lösungen bei x = ±L/2 aneinander an. x < −L/2 : Definiere − ~2 00 ψ = Eψ 2M √ −2M E κ := ~ so dass E=− ~2 κ2 2M und ψ 00 = κ2 ψ Allgemeine Lsg: ψ = Aeκx + Be−κx 2 Wir fordern Normierbarkeit. Das erfordert dass ψ → 0 für x → −∞. ψ = Aeκx ⇒ B = 0, Bem: klassisch darf sich das Teilchen hier nicht aufhalten. Quantenmechanisch gibt es aber eine nicht verschwindende Aufenthaltswahrscheinlichkeit im klassisch verbotenen Bereich. Diese fällt exponentiell mit der Entfernung vom klassisch erlaubten Bereich ab. Dieselbe Gleichung gilt für x > L/2. Dort ist die allgemeine Lsg. ψ = Ceκx + De−κx . Normierbarkeit erfordert C = 0, d.h. ψ = De−κx Für |x| < L/2: ~ 00 ψ = (E + V0 )ψ 2M p 2M (E + V0 ) q= ~ − Sei so dass ψ 00 = −q 2 ψ Allgemeine Lsg: ψ = F eiqx + Ge−iqx Anschlussbedingungen bei x = −L/2: Ae−κL/2 =F e−iqL/2 + GeiqL/2 κAe−κL/2 =iq F e−iqL/2 G − eiqL/2 Bei x = L/2: De−κL/2 =F eiqL/2 + Ge−iqL/2 −κDe−κL/2 =iq F eiqL/2 − Ge−iqL/2 R Zusammen mit der Normierungsbedingung dx|ψ|2 = 1 sind das 5 Gleichungen. Es gibt aber nur noch 4 Koeffizienten A, D, F , G. Konsequenz: Es gibt eine Bedingung an die Energie E! Die Invarianz des Potentials unter der Spiegelung x → −x erlaubt eine Vereinfachung: Die Lösungen können gerade oder ungerade gewählt werden. Gerade Lösungen: A = D, F =G Ae−κL/2 = 2F cos(qL/2) ⇒ κ = q tan(qL/2) −κL/2 κAe = 2F q sin(qL/2) 3 A = −D, Ungerade Lösungen: F = −G Ae−κL/2 = −i2F sin(qL/2) ⇒ κ = −q cot(qL/2) κAe−κL/2 = i2F q cos(qL/2) Drücke κ durch q aus: √ −2M E 2M (E + V0 ) κ= , q2 = , ~ ~2 s 2 2 r 2M V0 1 ~q κ= −2M − V0 = − q2, ~ 2M ~2 ~2 q 2 − V0 2M s 2M V0 κ = −1 q ~2 q 2 E= Die Bedingungen an die Energie kann man also schreiben als s gerade tan(qL/2) 2M V0 Lösungen −1= ~2 q 2 − cot(qL/2) ungerade (∗) Wir haben es hier mit transzendenten Gleichungen zu tun die nicht analytisch lösbar sind. Spezialfall: sehr tiefer Potentialtopf, V0 ~2 2M L2 Suche nach Zuständen ,,tief im Topf” d.h. E + V0 V0 Aus dieser Relation folgt ~2 q 2 V0 2M Also ist die linke Seite von (∗) groß gegen 1 und damit auch die rechte. gerade: tan(qL/2) 1 ⇔ cos(qL/2) 1 Die möglichen Werte liegen also nahe den Nullstellen von cos(qL/2). qL 1 cos(qL/2) = 0 ⇔ = `+ π 2 2 mit ganzzahligen `. Wegen q ≥ 0 gibt es Lösungen mit q ' (2` + 1) π mit ` = 0, 1, 2, . . . L 4 ungerade: cot(qL/2) 1 ⇔ sin(qL/2) 1 Die möglichen Werte liegen also nahe den Nullstellen von sin(qL/2). qL = `π 2 mit ganzzahligen `. q muss > 0 sein. Es gibt also Lösungen für π q ' 2` mit ` = 1, 2, . . . L ⇔ sin(qL/2) = 0 Beide Fälle lassen sich zusammenfassen zu π q ' qn := (n + 1) L Die Energieniveaus sind mit n = 0, 1, . . . En ' −V0 + bzw. En ' −V0 + ~2 qn2 2M ~2 π 2 2 n 2M L Für den allgemeinen Fall kann man eine graphische Lsg. angeben: 5 Es gibt nur Lösungen mit r q ≤ qmax mit qmax = 2M V0 ~ Fazit: 1. Das Energiespektrum ist diskret, und es gibt eine endliche Anzahl von Lösungen. 2. Die Anzahl der Lösungen hängt von dem dimensionslosen Parameter 2M L2 V0 /~2 ab. 3. Es gibt mindestens eine Lösung. 4. Die Lösung mit der kleinsten Energie (dem kleinsten q) ψ0 ist gerade und hat keine Nullstellen (Knoten) weil ψ0 ∝ cos(qx) für |x| < L/2 und qL/2 < π/2. Den Zustand mit Wellenfunktion ψ0 bezeichnet man als Grundzustand. 5. Die Wellenfunktionen sind für |x| > L/2 nicht Null, obwohl E < 0 ⇒ Es gibt eine endliche Wahrscheinlichkeit, das Teilchen im klassisch verbotenen Bereich zu finden. 5. Mai 2014 6 2.4 Harmonischer Osziallator [Griffiths 2.3] Dies ist das vielleicht wichtigste System der Physik! Bsp: Teilchen an Feder, Kraft F = −kx, Potential V = 21 kx2 , Bewegungsgleichung mẍ = −kx ẍ = −ω 2 x mit ω = p bzw. k/m. Ein beliebiges (glattes) Potential mit Minimum bei x0 kann man um x0 entwickeln, 1 V (x) = V (x0 ) + V 00 (x0 )(x − x0 )2 + O(x − x0 )3 2 Wenn die Abweichung vom Minimum hinreichend klein ist, kann man nähern 1 V (x) = const + k(x − x0 )2 2 mit k = V 00 (x0 ). Man erhält also näherungsweise einen harmonischen Oszillator. Klassich: Schwingungen mit Frequenz ω. Quantenmechanisch: zeitabhängige Schrödingergleichung ~2 d2 1 2 − + M ωx ψ = Eψ 2M dx2 2 Zum Lösen dieser Gleichung gibt es zwei Standardmethoden. Beide sind interessant. Eine davon ist genial einfach. Wir behandeln beide und beginnen mit der genial einfachen, der abgebraischen Methode. 2.4.1 Auf- und Absteigeoperatoren b = Eψ mit Schreibe die SG als Hψ b = 1 pb2 + (M ωb x)2 H 2M Die eckige Klammer ist von der Form u2 + v 2 . Wären u und v Zahlen, wäre dies gleich (u + iv)(u − iv). Es sind aber keine Zahlen, sondern Operatoren, die nicht vertauschen, pbψ(x) = ~ dψ , i dx x bψ(x) = xψ(x) Wir hatten [b p, x b] = 1 ~ i Definiere trotzdem b a± := √ 1 (b p ± iM ωb x) 2M 1 1 pb2 − iM ω(b (b p + iM ωb x) (b p − iM ωb x) = px b−x bpb) + (M ωb x)2 2M 2M 1 1 b − 1 ~ω = pb2 + (M ωb x)2 − ~ω = H 2M 2 2 b a+b a− = ⇒ 1 b =b H a+b a− + ~ω 2 b d.h. bis auf die Konstante faktorisiert auch der Operator H. Jetzt betrachte b a− b a+ . Man kann sich die Rechnung sparen, wenn man in der für b a+b a− einfach ω → − ω ersetzt. ⇒ b + 1 ~ω b a−b a+ = H 2 Bilde die Differenz ⇒ [b a− , b a+ ] = ~ω (∗) Eigenschaft von b a+ : Wenn ψ eine Lsg. der SG mit Energie E ist, dann ist b a+ ψ eine Lsg. mit der Energie E + ~ω. Mit anderen Worten: b a+ erhöht die Energie um ~ω. b = Eψ ⇒ Begründung: Sei Hψ 1 1 b Hb a+ ψ = b a+ b a− + ~ω b a+ ψ = b a+b a− b a+ ψ + ~ωb a+ ψ 2 2 (∗) ⇒ 1 b a−b a+ = b a+b a− + ~ω 2 ⇒ b a+ ψ = b Hb a+b a+b a− ψ + b a+ 1 ~ωψ + ~ωψ 2 b +b = b a+ Hψ a+ ~ωψ = b a+ (E + ~ω)ψ d.h. b a+ ψ) = (E + ~ω)(b H(b a+ ψ) Ersetze in dieser Rechnung ω → − ω ⇒ b a− ψ) = (E − ~ω)(b H(b a− ψ) d.h. wenn ψ Lösung mit Energie E ist, dann ist b a− Lösung mit Energie E − ~ω. Bez: b a+ und b a− heißen Auf- und Absteigeoperatoren. ⇒ Energieniveaus sind äquidistant. 2 (∗) Wir hatten gesehen, dass E nicht kleiner sein kann als das Minimum des Potentials, d.h. es muss gelten E > 0. Wie passt das zu dem, was wir gerade über die Auf- und Absteiger gesagt haben? Man kann aus (∗) nur b a− ψ hat Energie E − ~ω oder b a− ψ = 0 schließen. b 0 = E0 ψ0 , und Weil die Energie ≥ 0 sein muss ⇒ es gibt eine Wellenfunktion ψ0 , mit Hψ b a− ψ0 = 0. ψ0 = Wellenfunktion des Grundzustandes. 1 1 b 0= b Hψ a+b a− + ~ω ψ0 = ~ωψ0 2 2 ⇒ Grundzustandsenergie = 1 ~ω 2 Klassisch ist die minimale Energie =0, mit x = 0, p = 0. Quantenmechanisch ist dies nicht möglich, weil dann x und p beide scharfe Werte hätten, was der Unschärferelation ∆x ∆p ≥ ~/2 (siehe später) widerspräche. Bem: wir konnten auch nicht ausschließen, dass b a+ ψ gleich Null ist. Wir werden aber sehen, dass dies nicht der Fall ist. Bestimmung der Wellenfunktion ψ0 : b a− ψ0 = 0 ⇔ (b p − iM ωb x) ψ0 = 0 ~ 0 ⇔ ψ (x) − iM ωxψ(x) = 0 i 0 3 (∗) Dies lässt sich integrieren: Mω dψ0 = − xψ0 dx ~ Z ψ0 (x) Z dψ0 Mω x 0 0 = − dx x ψ0 ~ Mω 2 ψ0 (x) = − x ln N 2~ mit einer (reell gewählten) Normierungskonstante N . Mω 2 ψ0 (x) = N exp − x 2~ Normierung: Z 2 dx|ψ0 | = N 2 = N 2 Z dxe r ψ0 (x) = Mω π~ 1/4 −M ωx2 /~ r =N 2 ~ Mω Z dye−y 2 π~ Mω e−M ωx 2 /(2~) , Energie 1 E0 = ~ω 2 Ist der Grundzustand eindeutig, sind auch die angeregten Zustände mit b n = En ψn Hψ eindeutig: ψn = Nn (a+ )n ψ0 , En = (n + 1/2)~ω Bsp: 1 (b p + iM ωb x) ψ0 2M N1 ~ 0 = √ ψ0 + iM ωxψ0 2M i 1/4 N1 Mω 2 = √ 2iM ωxe−M ωx /(2~) 2M π~ 1/4 √ Mω 2 xe−M ωx /(2~) = iN1 2M ω π~ ψ1 = N1 √ 4 6. Mai 2014 5 2.4.2 Normierung Für die Wellenfunktion des ersten angeregten Zustands des harmonischen Oszillators hatten wir 1/4 √ Mω 2 iN1 2M ω xe−M ωx /(2~) π~ gefunden. Bestimme die Normierungskonstante N1 ,,zu Fuß”: 1/2 Z Z Mω 2 2 2 2 dx|ψ1 | = |N1 | 2M ω dxx2 e−M ωx /~ π~ Z Z Z d d 1 2 2 −ax2 −ax2 dxx e dxe dye−y = − =− √ da da a √ 1 −3/2 a π = 2 1/2 −3/2 √ Z Mω Mω π 2 2 2 ⇒ dx|ψ1 | = |N1 | 2M ω π~ ~ 2 2 = |N1 | ~ω Wähle −i ~ω Im Prinzip kann man alle Ni so bestimmen. Dabei bekomnmt man immer mehr Faktoren √ von ~ω. Dies hat damit zu tun, dass a+ nicht dimensionslos ist. N1 = Eleganter wird es wenn man −i b c+ := √ a+ , ~ω b c− := √ i a− ~ω benutzt. Damit ist M ωb x − ib p √ 2M ~ω M ωb x + ib p = √ 2M ~ω b c+ = b c+ und b = ~ω b H c+ b c− + = ~ω b c− b c+ − 1 1 2 1 2 sowie [b c− , b c+ ] = 1 und √ n ψn = Nn i ~ω (b c+ )n ψ0 Jetzt ist ψn = An (b c+ )n ψ0 mit dimensionslosen An . Insbesondere ist A1 = 1. Die Normierungskonstanten kann man auch rein algebraisch bestimmen. Dazu braucht man eine wichtige Eigenschaft der b c± : Für beliebige quadratintegrable Funktionen χ, ψ gilt Z Z ∗ dxχ (x)b c± ψ(x) = (b c∓ χ(x))∗ ψ(x) Begründung: Z Z d 1 ∗ ∗ dxχ M ωx ∓ ~ ψ dxχ b c± ψ = √ dx 2M ~ω ∗ Z 1 d = √ M ωx ± ~ χ ψ dx Z 2M ~ω dx (b c∓ χ)∗ ψ = (∗) (partielle Integration) b ein Operator, χ, ψ quadratintegrable Funktionen. Der zu A b adjungierte Def: Sei A † b Operator A ist definiert durch Z Z ∗ ∗ b b† χ ψ χ Aψ = dx A Wir habe also gefunden, dass (b c+ ) † = b c− , (b c− ) † = b c+ Aus (∗) folgt Z Z ∗ dx (c± ψn ) (c± ψn ) = dx (c∓ c± ψn )∗ ψn Wir wissen dass b c+ ψn = αn ψn+1 , Bestimme αn : b c− b c+ ψ n = b c− ψn = βn ψn−1 1 b 1 H+ ~ω 2 2 ψn = (n + 1)ψn (∗∗) in (∗∗) einsetzen ⇒ |αn |2 = n + 1 Bestimme βn : b c + −b c− ψn = 1 b 1 H− ~ω 2 ψn = nψn in (∗∗) einsetzen ⇒ Wir wählen αn = √ |βn |2 = n n + 1, βn = b c+ ψn = Es ist also √ n⇒ √ n + 1ψn+1 , 1 c+ ψ 0 , ψ1 = √ b 1 b c− ψn = √ nψn−1 1 ψ2 = √ (b c+ )2 ψ0 , . . . 2 d.h. 1 ψn = √ (b c+ )n ψ0 n! 2.4.3 Eigenschaften des Hamilton-Operators b fü den Def: Ein Operator A b=A b† A heißt selbstadjungiert oder auch hermitesch . Bem: Mathematisch sind selbstadjungiert und hermitesch nicht genau das Gleiche, aber wie brauchen diese Unterscheidung nicht zu machen. Es gilt: Der Hamilton-Operator 2 b = pb + V (b H x) 2M ist hermitesch, b =H b† H 3 Begründung: Seien χ(x), ψ(x) quadratintegrable Wellenfunktionen. Z Z 1 ∗b ∗ c+ b c− + dxχ Hψ = ~ω dxχ b ψ 2 Z 1 ∗ ∗ = ~ω dx (b c− χ) b c− ψ + χ ψ 2 ∗ Z 1 χ ψ = ~ω dx b c+ b c− + 2 Z ∗ b = dx Hχ ψ Andere Beispiele für hermitesche Operatoren: Ortsoperator x b, Impulsoperator pb: Z Z Z ~ ψ∗ ∗ ∗ ~ dχ = − dx χ ψ pbχ = dxψ i dx i dx Z = dx (b pψ)∗ χ Eigenschaft der ψn : Z ∗ dxψm ψn = δmn Em 6= En Orthogonalität wenn Begründung: R n = m: dx|ψn |2 = 1 OK m 6= n: Z ∗ b dxψm Hψn Z ∗ = En dxψm ψn Z Z ∗ b = dx Hψm ψn = Em dx Z Em 6= En ∗ dxψm ψn = 0 ⇒ Erwartungswert der potentiellen Energie im Zustand ψn 1 1 hV i = M ω 2 x2 = M ω 2 2 2 Drücke x b durch b c+ und b c− aus. b c± = Z dxψn∗ x b2 ψn 1 (M ωb x ∓ ib p) 2M ~ω 4 r 1 2M ω ⇒ b c+ + b c− = 2M ωb x= x b 2M ~ω ~ r ~ (b c+ b c− ) ⇒ x b= 2M ω ~ x b2 = b c2+ + b c+ b c− + b c− b c+ + b c2− 2M ω Z 2 M ~ hV i = dxψn2 b c2+ + b c+ b c− + b c− b c+ + b c2− ω 2M ω b c2+ ψn ∝ψn+2 ⇒ der erste und der letzte Term fallen raus b c2− ψn ∝ψn−2 √ b c+ b c− ψn = b c+ nψn−1 = nψn+1 √ b c− b c+ ψn = b c− n + 1ψn+1 = (n + 1)ψn 1 1 hV i = ~ω(2n + 1) = ~ω(n + 1/2) 4 2 Das ist genau die Hälfte der Gesamtenergie. ⇒ 8. Mai 2014 5 2.5 Freies Teilchen auf einem Kreis Wir betrachten ein sehr einfaches System. Das Lösen der SG bereitet uns hier keine Probleme und die Lösungen können wir einfach hinschreiben. Das erlaubt uns eine Reihe von wichtigen Eigenschaften dieser Lsgn. zu identifizieren. Später werden wir sehen dass diese Eigenschaften ganz allgemeiner Natur sind und für alle quantenmechanischen Systeme gelten. Betrachte wieder ein freies Teilchen, d.h. eins mit Potential V (x) = 0 für alle x mit der SG ~2 d2 ψ = Eψ − 2M dψ Jetzt fordern wir für die Wellenfunktion periodische Randbedingungen mit Periode L, d.h. ψ(x) = ψ(x + L) Die Koordinaten x und x + L bezeichnen den selben Punkt. Motivation dafür: 1. Dies ist ein beliebter Trick um Zustände mit bestimmtem Impuls (s.u.) normierbar zu machen. 2. Physikalisch kann man dies auch als Teilchen interpretieren, das sich auf einem Kreis mit Umfang L bewegt. Lsg. der SG: ψ = N eikx , E= ~2 k 2 2M Periodizität: eikx = eik(x+L) k=n eikL = 1 ⇒ 2π L n∈Z Normierung der Wellenfunktion Z L Z 2 dx|ψ(x)| = 1 ⇔ 0 Wähle L dx|N |2 = 1 0 1 N=√ L D.h. wir haben die Lsgn. 1 ψn (x) = √ ein2πx/L L 1 mit den Energien ~2 En = 2M 2π n L 2 b ein Operator, ψ eine Wellenfunktion a ∈ C, so dass Def: Sei A b Aψ(x) = aψ(x) b , der entsprechende Zustand Eigenzustand und Dann heißt ψ Eigenfunktion von A a heißt Eigenwert. Die Menge der Eigenwerte bildet das Spektrum. b mit Eigenwert En . Der durch ψn beschriebende Zustand ist also Eigenzustand von H Dieser ist aber auch Eigenzustand des Impulsoperators, weil pbψn (x) = 2π ~ dψn = ~n ψn (x), i dx L Eigenwert = ~n 2π L Für m 6= n sind ψm und ψn orthogonal, d.h. L Z Z L 2π 1 2π L 1 L ∗ dx exp i(n − m) x = exp i(n − m) x = 0 dxψm ψn = L 0 L L i(n − m)2π L 0 0 Es gilt also Z L ∗ dxψm ψn = δmn 0 Eine Menge von Funktionen, die eine solche Bedingung erfüllt bezeichnet man als orthonormal. Lösungen der t-abhängigen SG b i~Ψ̇ = Hψ sind gegeben durch Ψn (t, x) := e−iEn t/~ ψn (x) Jede periodische Funktion ψ mit Periode L kann man in eine Fourier-Reihe entwickeln: ∞ 1 X cn ein2πx/L ψ(x) = √ L n=−∞ b Das bedeutet, dass man jede beliebige Wellenfunktion (nicht nur Eigenfunktionen von H) mit diesen Randbedingungen als Linearkombination der ψn schreiben kann, ψ(x) = ∞ X n=−∞ 2 cn ψn (x) Bez: Die Menge der ψn heißt daher vollständig. Bestimmung der Koeffizienten cn : Z L dxψn∗ ψ = 0 ∞ X L Z dxψn∗ ψm = cm 0 m=−∞ ∞ X cm δmn ⇒ m=−∞ L Z dxψn∗ ψ cn = 0 Dies alles ist äußerst nützlich, denn es bedeutet folgendes: Damit kann man die zeitabhängige SG lösen für gegebene Anfangsbedingugen zu einem bestimmten Zeitpunkt, den wir als t = 0 wählen. Wir brauchen also Ψ(0, x). Dann ist die Lsg. gegeben durch ∞ X Ψ(t, x) = cn Ψn (t, x) n=−∞ mit den Koeffizienten Z L dxψn∗ Ψ(0, x) cn = 0 Begründung: Die Ψn sind Lösungen. SG linear ⇒ Jede Linearkombination von Lösungen ist wieder eine Lösung. Und Ψ(t, x) erfüllt die Anfangsbedingungen Normierung: Z L dx|Ψ(0, x)|2 1 = 0 Z L = dx 0 = X m,n ∞ X ∗ c∗m ψm (x) m=−∞ Z L c∗m cn n=−∞ ∗ ψm ψn 0 X ∞ X |cn |2 = 1 n 3 ⇒ cn ψn (x) Erwartungswert der Energie: Z hHi = L b dxΨ∗ (t, x)HΨ(t, x) 0 dx = 0 = ∞ X L Z X m=−∞ Z L c∗m cn = cn Ψn n=−∞ ∗ b −iEn t/~ ψn dxeiEm t/~ ψm (x)He 0 m,n X ∞ X b c∗m Ψ∗m H c∗m cn ei(Em −En )t/~ Z L ∗ En ψn dxψm ⇒ 0 m,n X hHi = |cn |2 En n Dies ist unabhängig von t. Hier sehen wir eine Facette der Energieerhaltung in der QM. Naheliegende Interpretation der cn : |cn |2 = Wahrscheinlichkeit, bei einer Energie-Messung den Wert En zu finden b ein hermitescher OpeAllgemein (nicht nur für das Teilchen auf dem Kreis) gilt: Sei A rator mit diskretem Spektrum und Eigenfunktionen ψn . Jede Funktion ψ lässt sich als Linearkombination der ψn schreiben X cn ψn (x) ψ(x) = n wobei Z cn = dxψn∗ (x)ψ(x) mit dem jeweiligen Integrationsgebiet. Bem: In Kürze werden wir dies für ein kontinuierliches Spektrum verallgemeinern. Die Vollständigkeit der ψn kann man wie folgt ausdrücken: X XZ ψ(x) = cn ψn (x) = dyψn∗ (y)ψ(y)ψn (x) n n d.h. Z ψ(x) = mit K(x, y) := dxK(x, y)ψ(y) XZ n 4 dyψn∗ (y)ψn (x) (∗) Wenn (∗) für beliebige ψ gelten soll, muss K(x, y) = δ(x − y) sein, d.h. XZ dyψn∗ (y)ψn (x) = δ(x − y) n 15. Mai 2014 5