Abstract DGA 2012 Posterausstellung. Wie häufig ist das Pendred-Syndrom? U. Jantzen (1), U. Zechner (2), O. Bartsch (2), J. Pohlenz (3), P. Hermanns (3),T. Haaf (4), A. Keilmann (1) (1) Schwerpunkt Kommunikationsstörungen der HNO-Klinik der Universitätsmedizin Mainz (2) Institut für Humangenetik der Universitätsmedizin Mainz (3) Kinderklinik der Universitätsmedizin Mainz4 Institut für Humangenetik der Universität Würzburg Einleitung: Das Pendred-Syndrom (PDS) wird autosomal rezessiv vererbt. Es handelt sich um eine angeborene, hochgradige Schwerhörigkeit mit Innenohrfehlbildung und eine hypothyreote Struma, die sich aber oft erst später z.B. in der Jugend manifestiert.. Das PDS gehört zu den häufigeren Ursachen von Schwerhörigkeiten im Kindesalter und ist unterdiagnostiziert, was vermutlich auch darauf beruht, dass die klassische Diagnostik mit dem Perchlorat-Test sehr aufwändig ist. Die Ursachen sind in ca. 50% der Fälle Mutationen im SLC26A4 (Pendrin)-Gen und seltener (ca. 1%) eine digenische Vererbung mit einer heterozygoten Mutation in SLC26A4 und einer heterozygoten Mutation im FOXI1-Gen. Mutationen des SLC26A4-Gens werden mit unterschiedlichen Prävalenzen (3-6%) als zweithäufigste Ursache der nichtsyndromalen (isolierten) Schwerhörigkeit ohne Schilddrüsenbeteiligung angegeben. Material und Methoden: 146 Patienten mit klinisch nichtsyndromaler Schwerhörigkeit, bei denen zuvor das Vorliegen von ursächlichen Mutationen im GJB2-Gen ausgeschlossen wurde, wurden mittels direkter Sequenzierung auf Mutationen des SLC26A4-Gens untersucht. Ergebnisse: Bei 2 Patienten (1,4%) fanden wir homozygote Missense-Mutationen im SLC26A4-Gen (p.G102R und p.P525L) und damit die Ursache der Schwerhörigkeit. Bei 7 weiteren Patienten konnten wir nur jeweils eine heterozygote SLC26A4-Mutation nachweisen. Insgesamt wurden 8 verschiedene Mutationen vorgefunden, von denen 4 auch noch nicht in der Literatur beschrieben waren. Diskussion: Unsere Untersuchung zeigte, dass in unserer Region homozygote oder compound heterozygote Mutationen im SLC26A4-Gen bei nichtsyndromalen Schwerhörigkeiten seltener gefunden werden als bisher angegeben. Dies könnte bedeuten, dass das Pendred-Syndrom seltener ist als bisher angenommen. Andererseits könnte es auch bedeuten, und darauf weisen die sieben (4,8%) hier beobachteten heterozygoten SLC26A4-Mutationen hin, dass teils weitere, bisher unentdeckte Mutationen vorliegen wie z.B. Veränderungen in anderen Genen als SLC26A4 (digene Vererbung) oder bisher nicht entdeckte regulatorische Mutationen im anderen SLC26A4-Allel. Deutsche Gesellschaft für Audiologie. Fünfzehnte Jahrestagung Erlangen, 07. - 10. März 2012