Humane Papilloma Viren (HPV) wahlweise Anforderung auf Screening oder Genotypisierung möglich Humane Papillom-Viren (HPV) führen zu den am häufigsten sexuell übertragenen Virusinfektionen des Anogenitaltrakts. Bis zu über 50 % der sexuell aktiven Frauen und Männer zwischen dem 15. und 49. Lebensjahr weisen Infektionen mit einem oder mehreren genitalen HPV-Typen (siehe unten stehende Tabelle) auf. Meistens werden die Viren zwar spontan eradiziert, nach jahrelanger Persistenz können sie aber auch zur Entstehung anogenitaler Karzinome führen. Insbesondere bei Patientinnen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren kann der HPV-Nachweis den Hinweis auf eine Viruspersistenz geben, die als eine Voraussetzung für eine maligne Transformation der Zellen angesehen wird. Ob eine HPV-Infektion zur Bildung eines Karzinoms prädisponiert oder nicht, hängt wesentlich vom viralen Genotyp ab. Infektionen mit „low-risk“ Genotypen können zu genitalen Warzen führen, wobei bis zu 90% aller Genitalwarzen von HPV der Genotypen 6 und 11 verursacht werden. „High-risk“ HPV-Typen hingegen werden von der WHO als Risikofaktor zur Entstehung verschiedener anogenitaler Karzinome, insbesondere des Gebärmutterhalskarzinoms, eingeschätzt. Von den „high-risk“ Genotypen wurden die Genotypen 16 und 18 mit Abstand am häufigsten in neoplastischen Biopsaten nachgewiesen. Während die molekularbiologische Analyse bisher nur eine Unterscheidung zwischen „low-risk“ und „highrisk“ HPV-Typen ermöglichte, können wir zukünftig den Genotypen des HPV ermitteln. Im Falle einer Mischinfektionen mit HPV mehrerer Genotypen können mittels Chipanalyse sogar die Genotypen aller an der Infektion beteiligten HPV benannt werden. Mit zytologischen Untersuchungen werden zwar Hinweise auf eine floride HPV Infektion erhalten (Nachweis von Koilozyten und Dyskeratozyten), eine für die maligne Transformation erforderliche persistierende Infektion wird damit aber nicht erkannt (1). Somit ermöglicht einzig der molekularbiologische Nachweis, persistierende HPV Infektionen bei unauffälligen zytologischem Befund sicher zu erkennen. Darüber hinaus kann hiermit ermittelt werden, welcher Typ für das Vorliegen dysplastischer Veränderungen verantwortlich ist und ob somit ein erhöhtes Karzinomrisiko vorliegt. Die HPV-Typisierung ermöglicht es schließlich, die HPV Persistenz von einer Reinfektion durch ein HPV eines anderen Genotyps abzugrenzen. Diese Kenntnis ist insofern wichtig, da das Risiko eines Zervixkarzinoms, mit der Dauer der Viruspersistenz, insbesondere der Genotypen 16 und 18, ansteigt. Bisher besteht nur die Möglichkeit einer unspezifischen Therapie benigner Viruswarzen auf Haut und hautnahen Schleimhäuten. Mit der europäischen Zulassung eines virusspezifischen HPV-Impfstoffs (Sanofi Pasteur MSD) ist Anfang kommenden Jahres zu rechnen. Die Vakzine ist gegen HPV 16 und 18 gerichtet und soll umfangreiche Studien zufolge 70 % aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verhindern. Zudem schützt sie vor Infektionen mit den Niedrigrisikotypen HPV 6 und 11. Vor einer Impfung sollte daher das Vorhandensein einer HPV-Infektion geprüft und im positiven Falle der HPV-Typ bestimmt werden. Screening: Der HPV-Nachweis im Labor wird von uns mittels DNA-Detektion geführt. Im HPV-Suchtest (Screening) wird die Virus-DNA mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) amplifiziert und anschließend durch Hybridisierung mit HPV-Sonden detektiert. Das Screening erlaubt zwar die Differenzierung von „low-risk“ und „high-risk“ HPV, der exakte HPV-Typ kann hiermit aber nicht ermittelt werden. Niedriges Risiko Hohes Risiko 6, 11, 40, 42, 43, 44/55 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 53, 56, 58, 59, 66, 68, 70, 73, 82 1 Typisierung: Mittels HPV-Typisierung wird der HPV-Genotyp ermittelt. Die Kenntnis des relativen Risikos bestimmter HPV-Genotypen hinsichtlich der Entstehung von Zervixkarzinom, intraepithelialen Neoplasien und genitaler Kondylome ermöglicht ein differenziertes Risikomanagement: HPV 16, 18, 45, 56: HPV 31, 33, 35, 51, 52, 58: HPV 6, 11, 40, 42, 43, 44: Zervixkarzinom, intraepitheliale Neoplasien (Grad 2, 3) Intraepitheliale Neoplasien (Grad 2, 3), seltener Zervixkarzinom Genitale Kondylome, geringgradige intraepitheliale Neoplasien Ein positiver Screeningbefund sollte immer durch eine Typisierung ergänzt werden. Die Persistenz bzw. das Verschwinden eines Hoch-Risiko-HPV-Typs ermöglicht eine Prognose für den weiteren Verlauf einer zervikalen dysplastischen Läsion. Indikationen zum HPV-Nachweis - Frauen im Rahmen des Krebsfrüherkennungsscreenings zusätzlich zur Zytologie Patientinnen mit unklaren zytologischen Befunden zur Triage (Pap Gruppe IIW und III) Patientinnen mit leichtgradigen und mittelgradigen Präkanzerosen zur Vorhersage von Regression, Persistenz oder Progression Patientinnen nach Behandlung von cervikalen intraepithelialen Neoplasien und Zervixkarzinomen Peniskarzinome Partnerdiagnostik Ein negativer HPV-Befund schließt das Vorhandensein viraler DNA aber nicht vollständig aus: a. zu wenig Epithelzellen im Abstrich (Ort und Qualität des Abstrichs) b. geringe Virusproduktion – die Virusproduktion unterliegt zum Teil starken Schwankungen Bei zytologischem Verdacht empfiehlt sich eine Kontrolluntersuchung der PCR in einigen Wochen. Untersuchungsmaterial - Abstrichproben aus dem Genitalbereich bei Frauen und Männern (spezielles Trockenabstrichbesteck ! ) Anforderung HPV-Screening (differenziert nur in high risk und low risk, ohne Typisierung) HPV-Typisierung (beinhaltet neben der Typisierung auch automatisch das Screening) Methode PCR / Hybridisierung / Genchip-Technologie Abrechnung Preisauskünfte für Privat- bzw. IGEL-Patienten können direkt im Labor erfragt werden. Das Screening ist bei Patienten mit Pap III-Vorbefund als Kassenleistung möglich. Literatur 1. 2. 3. 4. AWMF Leitlinien: Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie der HPV-Infektion des weiblichen Genitale, Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), 2003 G. Gross, Humane Papilloma-Virus-Infektion der Haut und hautnahen Schleimhäute in: Die Infektiologie (Herausgeber Adam et al. Springer Verlag Berlin, Heidelberg, 2004) Bördlein, Der erste Impfstoff gegen Krebs, Deutsches Ärzteblatt, Jahrgang 103, Heft 31-32. August 2006 Padberg B.-C. et al. Molekularbiologischer Nachweis und Typisierung humaner Papilloma-Viren in der gynäkologischen Krebsvorsorge, Schweiz Med Forum Nr. 42, Oktober 2002 2