Grundlagen der Mathematik HS 2011 Vorlesungsnotizen von Gideon Villiger Grundlagen der Mathematik Seite |1 30.09.2011 1 Axiome und Beweise Anhand der Peano-Arithmetik (PA) zeigen wir, wie eine mathematische Theorie aufgebaut ist. 1.1 Die Sprache der Peano-Arithmetik Die nicht-logischen Zeichen von PA sind 0,+,⋅ ,s; wir schreiben ⋅ , welche folgende Bedeutung haben: Ebenen syntaktische (formale/logische) Ebene semantische Ebene (Semantik = Bedeutung) 0 ist ein Konstantensymbol, steht für ein 0 steht für die natürliche Zahl 0 bestimmtes Objekt s ist ein einstelliges Funktionssymbol; ist z.B. t s ist die „Nachfolgerfunktion“, d.h. s(n) ist die ein Term, so ist auch st ein Term. Zahl n+1 +, ⋅ sind 2-stellige Funktionssymbole, diese +, ⋅ stehen für die Addition und die werden zwischen Terme geschrieben Multiplikation und ordnen jeweils irgend zwei Zahlen eine Zahl zu. 1.2 Die Axiome der Peano-Arithmetik Die Axiome regeln, wie die nicht-logischen Symbole gebraucht werden, bzw. was für Eigenschaften sie haben. ( ef. { und s ) ( ( ef { ) ) ( ( ( ⋅ ef ⋅ { semantisch: ist keine „Nachfolgerzahl“ (hat keinen Vorgänger) verschiedene Zahlen haben verschiedene Nachfolger: → → (es wird nicht verlangt, dass + kommutativ ist) )) ) ( ⋅ ( ⋅ ) ) (es wird nicht verlangt, dass ⋅ kommutativ ist) Ist ( ) eine Formel (in der die Variable x nicht durch einen Quantor gebunden ist), so ist die folgende Formel ein Axiom: ( ) ( ( ) ( )) ( ) Induktionsaxiom Grundlagen der Mathematik Seite |2 1.3 Rechnen mit natürlichen Zahlen Die Axiome regeln das Rechnen mit natürlichen Zahlen. Beispiele: i) ( ⏟ ⏟ ii) ) ( ⏟⋅ iii) ⋅ ) ) ( ⋅ ) ⋅ ( iv) ) Induktionsbeweise: Bei Beweisen haben wir Schlussregeln, eine davon ist Modus Ponens: Schluss (MP) Bei einem Induktionsbeweis wird das Induktionsaxiom zusammen mit Modus Ponens benutzt, um ( ) zu beweisen. Aussagen der Form Induktionsbeweise sind wie folgt aufgebaut: 0) Induktionsverankerung: ( ) wird bewiesen 1) Induktionsschritt: ( ) ( 2) Induktionsschluss: ( ) wir haben also: ) ( ) ( ( ) ( ( ( ) ( )) ( ) können wir mit MP schliessen: Beispiele: ( Satz 0: ) Beweis: ( ) sei die Formel 0) Induktionsverankerung: ( ) ist ( ) 1) Induktionsschritt: ⏟ √ (mit ( ) ) nnahme ( ) ist ⏟ ( ) ) (( ( ( ), d.h.: 2) Induktionsschluss: Satz 1: also ( ) nnahme: ( ( ) ( - ( ) ( )) (Assoz. von +) mit ( ( ) ( und (MP) folgt: ) ( ) (( ) ) (( ) ( ) ( ) ( - ) ) ) Beweis: Induktion nach z, d.h. ( ) - ( ) ) ( ) ) ( ( nn ( ( )) )) )) )) Grundlagen der Mathematik ( Hilfssatz 0: Seite |3 ) Beweis: ( ) ist - ( ) - ( ) ( ) ( ( ( Satz 2: ) Beweis: ( ) ist - ( ) - ( ) ) ) nn ( ) (Komm. von +) für alle y atz ( ) ( ) ( ) ( ( ( ) ( atz )) ( ) ( )) ( ) 07.10.2011 Formale Beweise: Formale Beweise sind eine Sequenz von Formeln (Voraussetzung), ein logisches Axiom, oder , für die gilt: ist entweder Axiom ist durch eine Schlussregel aus früheren Formeln in der Sequenz entstanden. Schlussregeln: ( ) ( ) Modus Ponens (MP) Verallgemeinerungsregel ( ) Sei T („Theorie“) eine Menge von Formeln (in einer Sprache ); T ist üblicherweise eine Menge von Axiomen. Wir sagen, dass eine -Formel Sequenz von -Formeln - aus T beweisbar ist, in Zeichen gibt, für die gilt: ist , falls es eine und für alle mit ist ein logisches Axiom oder eine Formel aus T, oder - es existiert ein - es existiert ⏟ ⏟ , so dass , so dass ist die Formel ( ) wurde angewandt, oder (MP) wurde angewandt. haben wir Grundlagen der Mathematik Seite |4 Beispiel: PA s0 + s0 = ss0 ( ( ⏟ ( )) ( ( ( ) ( ))) ( ( ( )) ⏟( ( )) ) ( ) L12 x/s0 (MP) ( ) ) ( )) ) ( ( PA4 L12 y/0 (MP) ( ) ( ) ⏟ und PA3 L12 x/s0 (MP) ⏟( und ) und L 8 …/s ⏟ (MP) ⏟ und L16 L17 R/= ( ( ) ( ( ( ⏟ ( )) ) ) L5 (MP) ) und (MP) und (MP) und (MP) und Grundlagen der Mathematik Seite |5 14.10.2011 Modelle syntaktische Ebene semantische Ebene formale Sprache Modelle Terme: spezielle Zeichenketten, insbesondere Konstantensymbole Ein Modell M besteht aus Objekten; die Menge der Objekte ist der Bereich des Modells M. ist ein Element vom Bereich von M. Sei c ein Konstantensymbol Ist R ein Relationssymbol, so ist eine Relation auf dem Bereich. z.B. ≤ ist ein 2-stelliges Relationssymbol Ist A der Bereich von M, so ist 〈 Formeln: spezielle Zeichenketten; werden wahr 〉 . Wird eine Formel oder falsch wenn wir sie interpretieren wahr in M, so schreiben wir (M ist Modell von ) Die logischen Axiome garantieren, dass die ( Symbole , ∨, ¬, , ∃, → richtig interpretiert ∨ werden. Zum Beispiel sagt , d.h. ahr in ∨ ∃ Alles was wir aus den logischen Axiomen formal beweisen können, gilt in allen Modellen. , d.h. gilt: ( falsch in ) und ist wahr oder falsch. z.B. gilt: ) . oder ( ) es e istiert ein ( ) ( ) f r alle , gilt ( ) nicht-logische Axiome: spezielle, ausgewählte Erfüllt ein Modell M alle Formeln einer Theorie T Formeln. Meist Sätze, d.h. Formeln ohne freie („ ahr machen“), so sagen ir „M ist ein Modell Variablen. von T“, Zum Beispiel: ( : Beispiel: Bereich ) (reflexiv) ≤M : ) (( (( . ) (anti-symm.) ) 𝑀 ) (transitiv) <0,0> 〈 ⏟ 〉 („teilt“) (Übungsaufgabe) Bezüglich Modellen und Theorien gilt Folgendes: Korrektheitssatz: Ist T eine Theorie (Menge von Sätzen) und ist formal aus T beweisbar, so gilt für alle Modelle Insbesondere sind alle log. Axiome wahr in jedem Modell. ein Satz, und gilt: . , d.h. Grundlagen der Mathematik Seite |6 21.10.2011 odelle: ( f r alle ) Gödel’scher Vollständigkeitssatz: Sei T eine Menge von -Sätzen (z.B. Axiome) und sei Satz. Gilt in allen Modellen auch für alle Modelle: ( ) (d.h. irgend ein - ist wahr in M), so gilt: . . (mit dem Gödel’schen Vollständigkeitssatz kann man mathematische Be eise in formale Be eise bertragen) Beispiele: 1) Satz des Pythagoras: Modelle entsprechen den rechtwinkligen Dreiecken (d.h. jedes konkrete rechtwinklige ist ein Modell für ein rechtwinkliges Dreieck.) Für jedes rechtwinklige können wir den Satz von Pythagoras überprüfen. Der mathematische Beweis funktioniert, indem wir Argumente finden, welche in jedem rechtwinkligen durchgeführt werden können. in jedem rechtwinkligen gilt der Satz von Pythagoras, also ist dieser Satz beweisbar aus den Axiomen der Geometrie. 2) Jeder Körper ist ein Modell für die Körperaxiome. In jedem Körper ist das Neutralelement bezgl. der Addition eindeutig, also ist dieser Satz formal beweisbar aus den Körperaxiomen. Beweismethoden (mathematische Beweise) logische Äquivalenz: zwei Formeln und ψ heissen logisch äquivalent falls gilt: d.h. für alle Modelle gilt: . logisch äquivalente Formeln haben dieselbe Wahrheitstafel. ∨ ∨ 0 0 1 0 0 1 1 0 1 1 0 1 1 1 1 0 0 0 1 0 0 1 1 0 1 1 1 1 ( ∨ ) (logisch äquivalent) Weiter gilt: ∃ ∃ ; zum Beispiel: ( ∃ ) (⏟ ∨∃ ) (∃ ∨∃ ) ∃ Beweismethoden: 0) Sind und ψ logisch äquivalent, so ist es gleichbedeutend, ob ir oder ψ be eisen: sei „es gibt keine grösste nat rliche Zahl“ d.h.: ∃ ( ) ∃ ( ) (stimmt für ) Grundlagen der Mathematik 1) Kontraposition: Soll bewiesen werden, so können wir ebenso gut beweisen, weil ( ( ungerade ( ) ( ) Seite |7 ( ) ) rim) ( ungerade ( rim) ) ( ∨ ) ( gerade ∨ nicht rim) x gerade x nicht prim x gerade eine Aussage ( ) gilt, so 2) Induktionsbeweise: Soll gezeigt werden, dass für alle zeigen wir: ( ) und ( ( ) ( )) ( ( )). Mit dem Induktionsaxiom PA7 und Modus Ponens erhalten wir Grund: PA7 gilt in den natürlichen Zahlen . 3) Widerspruchsbeweise: Wir möchten einen Satz bewiesen. Wir zeigen: ) (( Grund: be eisen und ir haben bereits ψ , dann können wir daraus schliessen. ) ist immer wahr, also (( ( ) ) ) (( 0 0 1 0 1 0 1 0 1 1 1 0 1 1 1 1 1 1 1 1 ) (( ) ) ( Bew. mit MP: ⏟ Beispiel: ) ) ist „es gibt keine grösste nat rliche Zahl“ ist ∃ aus Also: ⏟ ( ) ) ⏟ folgt ( , wir wissen ⏟ ; somit können wir (ψ können ir be eisen) schliessen. Widerspruchsbeweise sind Umwege; eleganter sind direkte Beweise. Bemerkung: Bei Widerspruchsbeweisen wird vorausgesetzt, dass wenn ¬ falsch ist, dann muss sein, d.h. für eine Aussage gibt es nur wahr oder falsch ( Bsp.: ex irrationale Zahlen r und s mit ∨ Fall 1: Fall 2: ⇒ ( ) ∨ ) wahr Grundlagen der Mathematik Seite |8 2 Axiome der Mengenlehre Entstehung der Mengenlehre: Georg Cantor hat Ende 19.Jh. entdeckt, dass es verschieden grosse unendliche Mengen gibt. Beispiele: Die reellen Zahlen lassen sich nicht durch natürliche Zahlen abzählen. Annahme: es gibt eine Abzählung der reellen Zahlen im Intervall (0,1]. Wir schreiben die reellen Zahlen in der Dezimaldarstellung mit periodisch 9 für rationale Zahlen. D.h. 0.5 schreiben wir als . +1 ( Wir konstruieren eine reelle Zahl , welche nicht in unserer Abzählung vorkommt. r .83 … 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 r kommt nicht in unserer Abzählung vor, d.h. die Abzählung ist nicht surjektiv. Wir schreiben d.h. hat eine kleinere Mächtigkeit als . (Andererseits | |=| |). 28.10.2011 Es existiert keine Surjektion von - ( Zwei Mengen A,B heissen gleichmächtig, gibt. Ferner gilt , falls es eine Bijektion zwischen A und B , falls es eine Injektion von gibt. ( Zum Beispiel: ↦ Gilt und Weiter gilt: , so schreiben wir ( ( ( ( 𝑦 ) wie folgt: ( ) ) ) 𝜋 ( ) (𝑥) - ist bijektiv Somit gilt: ( . also ( ↦ Wir konstruieren eine Injektion ( . z.B. 𝜋 . Satz von Cantor-Bernstein: Gilt Mit dem Satz von Cantor-Bernstein folgt: und ( ), so ist ( . . 𝑥 Grundlagen der Mathematik Seite |9 Nun zu den Axiomen der Mengenlehre: Das einzige nicht-logische Zeichen der Mengenlehre ist das binäre Relationssymbol . 2.0 Axiom der leeren Menge: Axiom 0 besagt unter anderem, dass es mindestens eine Menge gibt. ( ∃ ) ( ( )) 2.1 Extensionalitätsaxiom: Eine Menge ist durch ihre Elemente bestimmt, d.h. zwei Mengen, die genau dieselben Elemente besitzen, sind gleich. ( ( ) ) („ “ folgt aus den log. iomen f r „ “) Aus Axiom 1 folgt, dass die Menge, deren Existenz in Axiom 0 postuliert wurde, eindeutig ist. Diese eindeutig bestimmte Menge bezeichnen wir mit ∅. Wir können nun die binären Relationssymbole , ( einführen: ) ( ) ∃ ( ) 2.2 Das Paarmengenaxiom Sind x und y Mengen, dann existiert die Menge ∃ ( welche nur x und y als Elemente besitzt. ) y ( ( ( x )) ∨ ) ∨ {x,y} Für existiert es ex. z ; für jede Menge x existiert die Menge {x}. Insbesondere existieren die Mengen: ∅ {∅ ∅ } {{ ∅ }}, … 04.11.2011 Um geordnete Paare 〈 〈 〉 〉 zu erhalten, definieren wir: { } { (3-mal das Paarmengenaxiom: erhalten wir 〈 Im Fall 〉 { }. Es gilt: 〈 〉 〈 }) 〉 2.3 Das Vereinigungsaxiom ∃ ( ∃ ( )) Mit anderen Worten: für jede Menge ex. , welche aus allen Elementen besteht, die in einem Element von x drin sind. Ist z.B. insbesondere ist konkret: , so ist 𝑤 ; 𝑤 𝑥 . { } Grundlagen der Mathematik S e i t e | 10 Wir können nun natürliche Zahlen als Mengen schreiben: ∅ ∅ ∅ ∅ ∅ {∅} {∅ ∅ } {{∅ ∅ }} ∅ [Zermelo: {∅ ∅ }, ∅ {∅ ∅ {∅ ∅ }} {∅} {{ ∅ }} ] Allgemein: , dann ist Um die enge ω aller natürlichen Zahlen zu definieren, brauchen wir noch weitere Axiome. 2.4 Das Unendlichkeitsaxiom ( Eine Menge I heisst induktiv, falls gilt: ) ⏟ Zum Beispiel ist ∅ induktiv. ⏟( Unendlichkeitsaxiom: ∃ (∅ )) ist induktiv 2.5 Das Aussonderungsaxiom (Axiomen-Schema) Ist ( ) eine Formel und x eine Menge, so existiert die Menge ( ) d.h. wir können aus der Menge x diejenigen Elemente aussondern, auf welche ( ) bilden: Bemerkung: Wir können keine Mengen der Form z.B. ( ) sei ( ) , zutrifft. , ( ) ( ) { ⏟ mengentheoretische Differenz: ( ) ⏟ Durchschnitt: ( ) ( ) wie oben ist: . 2.6 Das Potenzmengenaxiom ∃ ( ) d.h. zu jeder Menge x ex. die Menge ( ) aller Teilmengen. z.B. ( ) {∅ } Grundlagen der Mathematik S e i t e | 11 11.11.2011 ie enge der nat rlichen Zahlen ω Wir wissen: Es gibt eine induktive Menge mit ∅ (Unendlichkeitsaxiom) Es gibt die Potenzmenge ( ) (Potenzmengenaxiom) ( ) Es existiert ∅ ist induktiv (Aussonderungsaxiom) ; das ist die kleinste induktive Menge, welche ∅ enthält Es existiert (Aussonderungsaxiom) enthält auch ∅, also auch ⏟ ∅ ∅ ω ist unendlich, jedes Element von ω ist aber endlich. it ω können ir bilden, ⏟ analog ⋅ Cartesische Produkte Seien A und B beliebige Mengen. 〈 〉 { Um ( ( } )); ( ) ( ) zu bilden, brauchen wir: Vereinigungsaxiom, Paarmengenaxiom, Potenzmengenaxiom, Aussonderungsaxiom. ( ⏟ Analog können wir definieren ) , viel einfacher mit Relationen, d.h. mit Teilmengen cartesischer Produkte zweier Mengen: Für ( ⏟ ) (〈 ∃ definieren wir: 〉 ) ⏟ n-mal ( Beispiel: ( ) ( ) ) ∃ (〈 ( ) ( ) ( ) ( ) 〉 ( ) ) } Der Funktionsbegriff ∅. Seien A und B Mengen, Eine Funktion ist eine Teilmenge von (〈 ⏟ ∃ 〉 ( ) mit folgenden Eigenschaften: ) ( ) Für heisst: A der Definitionsbereich von f B der Wertevorrat von f [ ( ) für ∃ ( ( ) ) ist das Bild von A unter der Funktion f. y ist Funktionswert, Bild von x. ist ⏟ ( ) die Menge der Urbilder von y. Grundlagen der Mathematik Die Menge aller Funktionen und S e i t e | 12 bezeichnen wir mit . Für identifizieren: können wir die Mengen A 〈 ( ) ( B )〉 Der Mächtigkeitsbegriff Zwei Mengen A und B haben dieselbe Kardinalität (Mächtigkeit), , falls eine Bijektivon zwischen A und B existiert. Wir sagen , falls für ein . A B‘ das ist gleichbedeutend zu: es ex. eine Injektion von A in B. B ie Relation „ “ ist refle iv und transitiv. Satz von Cantor-Bernstein: ie Relation „ “ ist antisymmetrisch. nj. nj. Bijektion Varianten: mit Surjektionen es e . urjektion „ “ ist refle iv und transitiv, aber (ohne us ahla iom) nicht antisymmetrisch. Definitionen von endlich: Eine Menge M heisst D-endlich (Dedekind-endlich), falls es keine Injektion gibt von M in eine echte Teilmenge von M (ohne us ahla iom e istieren „unendliche“ engen elche - endlich sind). Eine Menge M heisst endlich, falls es ein gibt und eine Bijektion ( ) Satz von Cantor: Für alle Mengen A gilt: (d.h. . ( )) (es ex. keine Bij. ( )) Beweis: für ∅ ist ⏟ ∅ ⏟(∅) 𝒫(A) A ∅ ( ) ist eine Injektion für ∅; x g ( ). also: ( ) irgend eine Funktion. Sei ‘ Wir zeigen: g ist nicht surjektiv: Sei , also ( ) ( ). Wäre g surjektiv, so würde es ein geben mit ( ) . Grundlagen der Mathematik S e i t e | 13 Annahme: ( ) ( ) 1. 2. ( )( ) mit ( ) Also ex. kein und somit ist g nicht surjektiv. ∎ Beispiel: ( ) ∅ ∅ “Primzahlen“ Beispiel: (Abzählung der rationalen Zahlen) 〈 〉 falls 〈 〉 ( , sonst. )⋅( ) ( ∑ ) 18.11.2011 2.7 Das Ersetzungsaxiom (∅) Wir möchten Mengen bilden wie z.B. (∅) Also (∅) (∅) ∅, und allgemein (∅)). ( (∅) , wobei (∅) ( (∅)) Um solche Mengen zu bilden, brauchen wir das Ersetzungsaxiom, welches von Fraenkel eingeführt wurde. - Eine Formel ( ) hat Funktionscharakter, falls gilt: (∃ ( ( z.B.: )) ∃ ( ( ))) ( ) ( ) hat Funktionscharakter; Definitionsbereich von wäre die Zusammenfassung aller Mengen, also keine Menge. [Die Zusammenfassung aller Mengen ist keine Menge: onst: sei V die „ enge aller engen“; mit ussonderungsa iom bilden ir die . Frage: enge ] Ersetzungsaxiom (Axiomenschema): Für jede Formel ( ( ∃ ( ( ) mit Funktionscharakter ist folgendes ein Axiom: )) ∃ ∃ ( ( ))) 𝜑 [ „ ie Bilder einer Menge bilden wieder eine Menge A enge“ Klasse Menge B Grundlagen der Mathematik S e i t e | 14 2.8 Das Fundierungsaxiom ( ∅ { z.B.: ( ∃ ∅)) } { } ∅ Konsequenzen: ( ) Bew.: ∅, also müsste gelten: und ∅ Das Folgende ist unmöglich: i) ii) Die Klasse aller Mengen sieht wie folgt aus: (∅) (∅) ( (∅)) (∅) (∅) ({∅ ∅ }) {∅ ∅ {∅ ∅ } { ∅ }} (∅) ( ∅ ) {∅ ∅ } (∅) ∅ (∅) (∅) (∅) (∅) ∅=0 jede Menge der Mengenlehre erscheint auf irgend einem Level. (∅) und (∅) 2.9 Das Auswahlaxiom „Cartesische Produkte nicht-leerer A B ⋅ C ⋅ engen sind nicht leer.“ Z ⋅ ist von der Form 〈 ⋅ 〉 es gibt eine Funktion welche aus beliebig vielen nicht-leeren Mengen jeweils ein Element auswählt. Grundlagen der Mathematik S e i t e | 15 25.11.2011 3. Aufbau der Zahlen 3.1 Die natürlichen Zahlen syntaktische Ebene: Peano Arithmetik { ⏟ ⏟ konst. ymbol stelliges ⏟ ⋅ } 2stellige unkt. ymb. PA-Axiome: semantische Ebene: M Modell der Peano-Arithmetik M hat einen Bereich ω (der Bereich ist immer eine nicht-leere Menge in der Mengenlehre). ω ist die kleinste, unendliche, induktive Menge (Konstr. in ZF mit Axiomen 1-6) ist ein Objekt aus ω; ir inter retieren ∅ (∅ ). ist eine 1-stellige unktion auf ω; ir inter retieren ( ) ( ( ) ∃ Satz: ( ( ⏟ ( )) ( ( )))) [ ( ) [ ist die Menge aller Funktionen ( ) { Bew.: Sei o Die Menge o Jede Funktion ( ) ( ( )))} existiert wegen dem Aussonderungsaxiom. (für ein ( ( und ), welche die obigen Bedingungen erfüllt, d.h. ( )) Sind mit ( ) ( )) ( ( ( )). mit ( ) , so existiert kleinstes ( ), ist Dann ist aber ( ) ( ). Weil . Somit ist ( Widerspruch zu ( ) ( )) ( ( )) , gilt: ( ) ( ( )) ( ) ( , dann ist: 〈〈 〉 〉 , z.B.: ( ( ( ). ( )) ( ). ), weil dann + durch sich selbst definiert wird] ( Wir interpretieren das 2-stellige Funktionssymbol + durch wobei ( ). Weil () Interpretation von +: [nicht zulässig: [ ( ) ( ( ))), kann zu einer Funktion ∅. Daraus folgt, dass ( )) ( ( erweitert werden, so dass gilt: o ] ) ) , dann ist: ( ) ( ) (ex. wegen Aussonderungsaxiom) ( ) einfacher: Wir können zeigen, dass diese Interpretation des Funktionssymbols + die Axiome und erfüllt. Analog interpretieren wir ⋅ mit einer 2-stelligen Funktion , welche und erfüllt. Ferner zeigen wir, dass ( ∅ ) auch erfüllt; d.h.: ( ∅ ) . Grundlagen der Mathematik S e i t e | 16 Bemerkung: Modelle einer Theorie werden vielfach mit ihrem Bereich identifiziert ist ein Körper, G eine Gruppe ( z.B.: ), oder (wobei ) 02.12.2011 Repetition: n der engenlehre haben ir ω konstant, und auf ω eine -stellige Nachfolgeroperation s, sowie 2-stellige Operationen + und ⋅ definiert. Somit haben wir mit Hilfe der Mengenlehre ein Modell konstruiert für die Peano-Arithmetik: ( ∅ ⏟ ⋅) 3.2 Die ganzen Zahlen In Aufgabe 19 (Serie 5) wurde auf Sei 〈 〉 〈 ( ) folgende Äquivalenz-Relation eingeführt: 〉 (bzw. ⏟ ) die Menge aller Äquivalenzklassen 〈 〉 . Auf Z definieren wir zwei binäre Funktionen „ “ und „ “ ie folgt: 〈 〉 ( ) 〈 〉 ( 〈 〉 ( 〈 ) 〈 )⋅( ( 〉 ) 〉 ) ( ) 〈 ⋅ ⋅ ( ⋅ ⋅ ) ⋅ 〉 ⋅ ( ⋅ ⋅ ) Zuerst zeigen ir, dass „ “ und „ “ wohldefiniert sind: 〈 ⏟ 〉 〈 〉 diese Elemente gehören derselben quivalenzklasse an ⏞ 〈 〉 〈 〈 : ⏟ zu 〉 〉 〈 〉 〈 〉 〈 〉 ( ⏟ 〉 〈 〈 〉 〉 〈 〉 ( : 〈⏟ zu 〉 〈 〉 〈 〈 〉 ( - Für alle 〈 〈 - 〉 )⋅ 〉 〉 〈 ( gilt: 〈 〈 〉 )⋅ 〉 ) 〈 ( 〉 )⋅ 〈 ( )⋅ 〉 〉 ist Neutralelement bez glich der ddition „ “. Für alle 〈 〉 gilt: 〈 〉 〈 〉 〈 〉 d.h. jedes Element aus Z hat ein Inverses bez glich „ “. - erner haben ir ein Neutralelement bez glich „ “, nämlich 〈 - chliesslich lässt sich ω einbetten in Z mittels: Somit ist ( 〈 〉 〈 〉 ) isomorph zu ( 〈 ⋅). 〉 . 〉 Grundlagen der Mathematik S e i t e | 17 3.3 Die rationalen Zahlen ( In Aufgabe 20, Serie 5 wurde auf 〈 〉 〈 〉 ⋅ ) folgende Äquivalenz-Relation definiert: ⋅ ( ⋅ Wie in 3.2 erhalten wir dann die nicht-negativen Brüche ⋅ ) . 3.4 Die reellen Zahlen Wir betrachten die reellen Zahlen als Punkte auf einer Geraden mit zwei ausgezeichneten Punkten 0 und 1: r 1 s 0 Gegeben seien zwei Strecken r und s; gesucht ist die grösste Strecke d, welche ganzzahlig in r und s enthalten ist (Euklid’sche lgorithmus): r s t d teilt s } d teilt r d teilt s } d teilt t ⋅ d teilt ( ⋅ ) d teilt s t t d teilt t } d teilt t t ( ⋅ ) t‘ ( ⋅ ) d teilt weiter mit t‘ und t‘‘ … bis Reststrecke oder unendlich so eiter Mit Zahlen berechnen wir so den ggT: z.B.: ggT(299, 78) ⋅ ⋅ ⋅ ⏟ ( ) Allgemein: reelle Zahlen ⋅ , (mit ⋅ , (mit ⋅ ) ) … bis oder unendlich oft Bsp.: ⋅ ( ( ) ⋅( ) ) ⋅( ( ) ) ( ) Grundlagen der Mathematik S e i t e | 18 konkret: ⋅ ⋅ ⋅ Allgemein: [ im Bsp.: ( Bsp.: ) ( ( [ ) [ ) 09.12.2011 Jede reelle Zahl lässt sich in einen Kettenbruch (endlich oder unendlich) verwandeln: [ mit (für alle Rationale Zahlen entsprechen endlichen Kettenbrüchen [ Begründung: falls , so könnte man schreiben: [ [ [ Beispiele: [ ] ⏟ ⏟ ⏟ ⏟ ] ). mit (falls ). Grundlagen der Mathematik S e i t e | 19 Näherungsbrüche: [ Ist , so heissen die rationalen Zahlen [ [ [ Näherungsbrüche von r. Berechnung der Näherungsbrüche (am Beispiel e): … e ⋅ 2 ⋅ 1 ⋅ ⋅ 1 1 2 1 1 4 1 … 8 11 19 87 106 … 3 4 7 32 39 … (fix) Die Brüche sind die Näherungsbrüche von e. Die Näherungsbrüche bilden eine Cauchy-Folge. ⋅ Dafür zeigen wir zuerst, dass ⏞ ⏞ ⏟ ⏟ ( ⋅ ) … … mit Induktion nach n: ⋅ ( ⋅ ) ⋅ Annahme: ) ( ⋅ ⋅ Wir müssen zeigen: ( ( ⋅ ) ) ( ) ⋅( ) ⋅ ⋅ ⋅( ) ⋅ ⋅ ⋅( ( ⋅ Behauptung: Die Folge ) ⋅ )⋅( ) ( ) ist eine Cauchy-Folge. ( ∃ Beweis: Wir müssen zeigen: ⋅ ( ⋅ ) ) ⋅ ⋅ ⋅ und somit wird das Produkt beliebig gross, insbesondere grösser als . ( ) | ⋅ ( ) ⋅ ( | ) ⋅ Grundlagen der Mathematik S e i t e | 20 und ( ): Bijektion zwischen [ ∑ { ∑ f r f r mit Endliche Kettenbrüche [ werden ersetzt durch [ und ( ) Das ist eine Bijektion zwischen (weil ∅. Wir „verschieben“ nun die -elementigen Teilmengen von ω wie folgt: falls ∅ sonst Mit dieser Verschiebung haben wir eine Bijektion { Mit Satz von Cantor: , also: ( ) → es gibt keine bzählung der reellen Zahlen mit rationalen Zahlen. Beispiele: ⏟ [ ⏟ ⏟ 0 4 4 2 9 0 1 0 1 4 1 0 1 4 17 38 ⏟ ⏟ ⏟ [ [ ⏟ ( ) ).