1 Wahrscheinlichkeitsrechnung und Zufallsvariablen Zoltán Zomotor Versionsstand: 18. Mai 2015, 09:29 Die nummerierten Felder bitte während der Vorlesung ausfüllen. This work is licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 3.0 Germany License. To view a copy of this license, visit http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ or send a letter to Creative Commons, 171 Second Street, Suite 300, San Francisco, California, 94105, USA. Bitte hier notieren, was beim Bearbeiten unklar geblieben ist: Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 2 2 Wahrscheinlichkeitsrechnung 2.1 Zufallsvorgänge . . . . . . . . . . . 2.2 Ereignisse und ihre Darstellung . . 2.3 Wahrscheinlichkeit von Ereignissen 2.4 Übungsaufgaben . . . . . . . . . . 3 Zufallsvariablen 3.1 Diskrete Zufallsvariablen 3.2 Stetige Zufallsvariablen 3.2.1 Eigenschaften . . 3.2.2 Beispiel . . . . . 3.3 Übungsaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 2 3 8 . . . . . 8 8 10 10 11 11 1 Einleitung 1 1 Einleitung Dieses und die folgenden Skripte basieren auf dem Foliensatz zum Buch [BBK12] sowie auf [Pap11]. Für die Vorlesung benötigen Sie nur [Pap11], das Sie als eBook aus dem Netz der DHBW-Stuttgart kostenlos herunterladen können. 2 Wahrscheinlichkeitsrechnung1 2.1 Zufallsvorgänge Zufallsvorgang 1 Geschehen mit ungewissem Ausgang, z.B. Münzwurf Elementarereignis ω 2 3 Ein möglicher Ausgang, z.B. „Kopf“ Elementarereignisse schließen sich gegenseitig aus „Kopf“ XOR „Zahl“ Ergebnismenge Ω 4 Menge aller Elementarereignisse Ergebnis 5 Tatsächlich eingetretenes Elementarereignis Beispiel: Werfen zweier Würfel 6 n Ω = (x1 , x2 ): x1 , x2 ∈ {1, . . . , 6} o 2.2 Ereignisse und ihre Darstellung Ereignis A 7 8 1 Folgeerscheinung eines Ergebnisses, A ⊂ Ω Ereignisse schließen sich nicht gegenseitig aus [Pap11, Teil II, Kapitel 1 bis 3] 2 2 Wahrscheinlichkeitsrechnung 1 Beispiel: Werfen zweier Würfel Ereignis verbal formal 9 A Augensumme = 4 10 B Erste Zahl = 2 {(1, 3), (2, 2), (3, 1)} {(2, 1), (2, 2), . . . , (2, 6)} Tabelle 1: Sprech-/Schreibweisen bei Bildung von Ereignissen Beschreibung des zugrundeliegenden Sachverhalts Bezeichnung (Sprechweise) Darstellung in Ω (Schreibweise als Teilmenge) 11 1. A tritt sicher ein A ist sicheres Ereignis 12 2. A tritt sicher nicht ein A ist unmögliches Ereignis A=Ω A=∅ 13 3. wenn A eintritt, tritt B ein 4. genau dann, wenn A eintritt, A und B sind äquivalente tritt B ein Ereignisse 5. wenn A eintritt, tritt B nicht ein A⊂B A ist Teilereignis von B 14 15 A und B sind disjunkte Ereignisse A=B A∩B =∅ 16 6. 7. 8. genau dann, wenn A eintritt, tritt B nicht ein genau dann, wenn mindestens ein Aj eintritt (auch: genau dann, wenn A1 oder A2 oder . . . eintritt), tritt A ein genau dann, wenn alle Aj eintreten (auch: genau dann, wenn A und B sind komplementäre Ereignisse A ist Vereinigung der Aj 17 A= [ Aj j A ist Durchschnitt der Aj 18 A= \ j A1 und A2 und . . . eintreten) 2.3 Wahrscheinlichkeit von Ereignissen Wahrscheinlichkeit P (A) 19 B = Ā Chance für das Eintreten von A 3 Aj 2 Wahrscheinlichkeitsrechnung 1 Axiome der Wahrscheinlichkeitsrechnung 20 1. 21 2. 22 3. P (A) = 0 für alle A P (Ω ) = 1 P (A1 ∪ A2 ∪ · · · ) = P (A1 ) + P (A2 ) + · · · , falls alle Aj disjunkt Laplace-Wahrscheinlichkeit 23 P (A) = |A| Anzahl der für A günstigen Fälle = |Ω | Anzahl aller möglichen Fälle 24 Voraussetzung: Alle ω ∈ Ω gleich wahrscheinlich Beispiel: Werfen zweier Würfel, Augensumme gleich vier: A = {(1, 3), (2, 2), (3, 1)} 25 |Ω | = 36, |A| = 3 ⇒ P (A) = 3 1 = = 0.083 36 12 Urnenmodell: Ziehe k Objekte aus einer Menge von n verschiedenen Objekten ([Pap11, Tabelle 1, Seite 264]) ohne mit Wiederholung Wiederholung 26 27 C(n, k) = Kombinationen k-ter Ordnung n k ! ! Cw (n, k) = 28 Variationen k-ter Ordnung n+k−1 k ungeordnete Stichproben 29 Vw (n, k) = nk n! V (n, k) = (n − k)! geordnete Stichproben Ziehung ohne Zurücklegen Ziehung mit Zurücklegen Beispiel: Parallelschaltung von vier Widerständen, wobei insgesamt 6 verschiedene Widerstände R1 , R2 , . . . , R6 zur Verfügung stehen. Wie viele verschiedene Schaltmöglichkeiten gibt es, wenn jeder der 6 Widerstände a) höchstens einmal und b) mehrmals, also bis zu viermal verwendet werden darf? ([Pap11, Seite 259]) 4 2 Wahrscheinlichkeitsrechnung 1 30 Kombination ohne Wiederholung, n = 6, k = 4 a) C(6, 4) = 6 4 ! = 6! = 15 4!2! 31 b) 9 9! = 126 4 4!5! ! Kombination mit Wiederholung, n = 6, k = 4 Cw (6, 4) = Rechenregeln für Wahrscheinlichkeiten 32 1. 33 2. 34 3. P (a) 5 1 P (∅) = 0 A ⊂ B ⇒ P (A) 5 P (B) 35 P (Ā) = 1 − P (A) 4. 36 5. 37 P (A ∪ B) = P (A) + P (B) − P (A ∩ B) P (A ∪ B ∪ C) = P (A) + P (B) + P (C) − P (A ∩ B) − P (A ∩ C) − P (B ∩ C) +P (A ∩ B ∩ C) 38 6. P (B) = X P (B ∩ Ai ), falls alle Aj disjunkt und i [ A3 C A Aj = Ω j B A1 A B 5 A2 2 Wahrscheinlichkeitsrechnung 1 Beispiel: Einmaliges Würfeln P (A) = P („Augenzahl = 5“) 39 = 1 − P (Ā) 40 = 1 − P („Augenzahl = 6“) 41 = 1 − 1/6 = 5/6 Bedingte Wahrscheinlichkeiten • Wahrscheinlichkeit B hängt von Ereignis A ab. 42 P (B|A) = P (B∩A) P (A) • Formal: 7. Zufallsvorg änge, Ereignisse und Wahrscheinlichkeiten • Im Mengendiagramm: Baumdiagramm Beispiel: Ω 3 5 A 4 6 Urne: 5 rote, 2 schwarze Kugeln; 3-mal Ziehen ohne Zurücklegen P .r; r; rB /D 5 7 ! 46 ! 35 D 2 7 5 7 2 6 P . 2"r , 1"s“/ D P .r; r; s/ C P .r; s; r / C P .s; r; r / 43 ” 44 Kreis 5 4 2 5 2 4 D 7 ! 6 ! 5 C 7 ! 6 ! 5 CP27(B|A) ! 65 ! 45 = Halbkreis P (B) = $ Quadrat D 4 7 r 2 5 4 5 r B 1 5 4 5 5 6 2 7 Generell: Baumdiagramm s $ A P .BjA/ B P .B \ A/ D P .BjA/ ! P .A/ 1 6 r s r r 45 P .A/ s s Dreieck # 0;571 r 1 5 s 1 r 0 s s 65 j 223 Bamberg et al.: Statistik 6 2 Wahrscheinlichkeitsrechnung 1 hkeiten 7. Zufallsvorgänge, Ereignisse und Wahrscheinlichkeiten Beispiel: Urnenmodell, 5 rote, 2 schwarze Kugeln, 3-mal Ziehen ohne Zurücklegen. 3 5 2 5 4 5 r 2 7 5 7 C P .r; s; r / C P .s; r; r / ! 26 ! 45 C 27 ! 65 ! 45 jA/ 2 6 s Urne: 5 rote, 2 schwarze Kugeln; 3-mal Ziehen ohne Zurücklegen P .r; r; r / D s $ s s 1 6 r D 1 5 s ! 46 ! 35 D 2 7 1 r Generell: 0 s $ 4 7 # 0;571 P .A/ A P .BjA/ B P .B \ A/ D P .BjA/ ! P .A/ 65 j 223 Totale Wahrscheinlichkeit: Unbedingte aus bedingten Wahrscheinlichkeiten erschließen. Aus Bamberg et al.: Statistik Lücke 38 und 42 folgt: 47 P (B) = X P (B ∩ Ai ) = X P (B|Ai ) · P (Ai ) i i Formel von Bayes: Umkehren von Argument und Bedingung. 48 P (Aj ∩ B) = P (B ∩ Aj ) Lücke 42: ⇒ Lücke 47 ⇒ 5 7 $ 2 7 s P .A/ 5 7 P . 2"r , 1"s“/ D P .r; r; s/ C P .r; s; r / C P .s; r; r / ” D 75 ! 46 ! 25 C 75 ! 26 ! 45 C 27 ! 65 ! 45 r 5 6 B Beispiel: r 1 5 4 5 2 7 r r 4 6 ugeln; klegen 5 7 Baumdiagramm 46 P (Aj |B) · P (B) = P (B|Aj ) · P (Aj ) P (B|Aj ) · P (Aj ) P (Aj |B) = P P (B|Ai ) · P (Ai ) i Unabhängigkeit von Ereignissen: A, B unabhängig: Das Eintreten von A ist nicht informativ bezüglich P (B) und umgekehrt. 49 • Formal: P (B|A) = P (B) 50 • Äquivalent zu: P (B ∩ A) = P (B) · P (A) 7 3 Zufallsvariablen 1 51 • Dann gilt: P (A ∪ B) = P (A) + P (B) − P (A) · P (B) • Beispiel: Zwei Würfel unabhängig werfen. A : „erster Würfel gleich 6“ B : „zweiter Würfel gleich 6“ ) 52 1 1 1 1 11 ⇒ P (A ∪ B) = 6 + 6 − 6 · 6 = 36 2.4 Übungsaufgaben [Pap11, Teil II, Zu Abschnitt 1 bis 3, Seite 451ff] 3 Zufallsvariablen2 • Beschreibung von Ereignissen durch reelle Zahlen. 53 Formal: Ergebnismenge Ω → R, d.h. ω ∈ Ω → X(ω) • Vor Durchführung des Zufallsvorgangs: 54 X Zufallsvariable oder Wertebereich: • Nach Durchführung des Zufallsvorgangs: 55 Wert oder Realisation: x • Beispiel: Würfeln mit Farbwürfel mit der Ergebnismenge Ω = {blau, grün, lila, rot, schwarz, weiß} Wir ordnen jeder Farbe eine (sinnvolle) reelle Zahl zu, zum Beispiel b = 0, g = 1, . . . 56 somit ist der Wertebereich = {0, 1, 2, 3, 4, 5} 57 1 P (X = 0) = , 6 4 2 = 6 3 P (X 5 3) = 3.1 Diskrete Zufallsvariablen 58 • X heißt diskret, falls ihr Wertebereich 2 endlich [Pap11, Teil II, Kapitel 4] 8 ist. 3 Zufallsvariablen 1 59 • Dann ist P (X = x) nicht konstant 0 • Die Funktion 60 f (x) = P (X = x) 61 heißt Wahrscheinlichkeitsfunktion oder einfache Wahrscheinlichkeit. • Für die Verteilungsfunktion gilt dann: 62 F (x) = P (X 5 x) = X f (xi ) xi 5x 63 Die Verteilungsfunktion heißt daher auch kumulierte Wahrscheinlichkeit. • Beispiel: Münze 2 mal werfen, X: Anzahl „Kopf“ 8. Zufallsvariablen und Verteilungen und Verteilungen 8. Zufallsvariablen Beispiel Beispiel (Z, Z) 65 (Z,K), (K,Z) 0, (K,K) 64 0 1Anzahl X Münzex2i malMwerfen; X : werfen; Kopf“ ünze 2 mal :2 Anzahl Kopf“ ” ” xi f .xi / 8̂ 01 12 11 42 11 24 x<0 falls 05x<1 8̂ fallsx <1 05 x < 2 0; falls x<0 ˆ ˆ ˆ falls 0< !41 ;x <falls 1 x0=!2 x < 1 4; F.x/ D 2 3 F.x/ D ˆ!3 ;x <falls 2 1!x<2 1 ˆ ˆ ˆ 4 ; falls 1ˆ ˆ4 4 :̂ :̂ 1; falls 2 1;x "falls x"2 F (x) = 0; 1 1 1 ˆ ˆ f .Z; (xi ) Z/ 4 .Z;.Z; ˆ 2 Z/ 4 Z/ .K; K/ K/;Z/ .K; .K;.K; K/ .Z; K/; <1 0 xi 1 4 f .xi / 1 , 4 3 , falls 4 1, falls falls 66 67 f .x/ F.x/ 1 f .x/ 3 4 1 2 1 ! 4 ! 0 1 1 2 1 ! 4 ! 0 2 ! x 1 1! ! 4 20 ! x Bamberg et al.: Statistik Bamberg et al.: Statistik F.x/ ! 1 3 4 1 ! 4 1 0 2 ! x 1 ! 2 x 71 j 223 9 71 j 223 3 Zufallsvariablen 1 3.2 Stetige Zufallsvariablen • X heißt stetig, falls F (x) stetig ist. 68 • Dann gilt: F (x) = Zx f (t) dt −∞ • F 0 (x) = f (x) heißt Dichtefunktion von X. • Zudem gilt: 69 3.2.1 Eigenschaften 70 • f (x) = 0 für alle x ∈ R 71 Z∞ • Wegen F (∞) = 1 muss stets gelten: f (x) dx = 1 −∞ 72 • 73 • P (X = x) = 0 für alle x ∈ R F 0 (x) = f (x) • Intervallgrenzen spielen keine Rolle: 74 P (X ∈ [a, b]) = P (X ∈ (a, b]) = P (X ∈ [a, b)) = P (X ∈ (a, b)) = F (b) − F (a) 10 Literatur 1 3.2.2 Beispiel f (x) = 0, 1 10 , 0, falls falls falls x < 0 0 5 x 5 10 x > 10 • Verteilungsfunktion: 75 3.3 Übungsaufgaben [Pap11, Teil II, Zu Abschnitt 4, Seite 457ff] Literatur [BBK12] Günter Bamberg, Franz Baur und Michael Krapp. Statistik. 17. Auflage. Oldenbourg Verlag, 2012. [Pap11] Lothar Papula. Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler. 6. Auflage. Bd. 3. Vieweg + Teubner, 2011. 11