Hans Otto Seitschek (Hg.) Sein und Geschichte VERLAG KARL ALBER A Am 6. September 2006 wäre der Philosoph Max Müller (1906–1994) einhundert Jahre alt geworden. Vorliegender Band versammelt Beiträge eines Symposions, das am 25. November 2006 in der LudwigMaximilians-Universität München zu seinen Ehren stattgefunden hat. Die Beiträger sind: Hans Filbinger, Gerd Haeffner SJ, Hans Maier, Severin Müller, Lorenz B. Puntel, Jörg Splett, Hans Unterreitmeier und Wilhelm Vossenkuhl. In Max Müllers Denken ist die Seinsphilosophie zentral, wobei er sich grundlegend auf Thomas von Aquin bezieht. Gerade seine Habilitationsschrift »Sein und Geist« (1940 / 2. Aufl. 1981) bringt dies in besonderem Maße zum Ausdruck. Auch das Seinsdenken Martin Heideggers sowie das Zusammenführen von Existenzphilosophie und christlichem Denken sind Max Müller dabei ein Anliegen. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Beziehung von Metaphysik und Geschichte, für die er den Begriff »Metahistorik« prägt. Müller weist dabei auf den historischen Rahmen hin, in dem wir in unserem Denken jeweils Wahres erkennen – ganz im Bewußtsein, daß der Wirklichkeit, der Situationsbezogenheit, dabei eine gewisse Würde zukommt –, ohne jedoch in einen reinen Wahrheitsrelativismus zu verfallen. Der Titel dieses Bandes faßt also die beiden großen Themenkreise der Müllerschen Philosophie zusammen: »Sein und Geschichte«. Max Müller erkennt die Not seiner Zeit und gibt in seinem Denken eine philosophische Antwort darauf. Eine Antwort, die es auch heute noch verdient, gehört zu werden. Hans Otto Seitschek (Hg.) Sein und Geschichte Grundfragen der Philosophie Max Müllers Der Herausgeber: Hans Otto Seitschek, Dr. phil., geboren 1974, wurde aufgrund der Arbeit »Politischer Messianismus« (Paderborn u. a. 2005) bei Hans Maier im Fach Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München promoviert. Er ist dort als wissenschaftlicher Assistent am Guardini-Lehrstuhl der Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft beschäftigt. Weitere Veröffentlichung: (als Hg.) Christ und Zeit. Hans Maier zum 75. Geburtstag, München 2007. Verlag Karl Alber Freiburg / München Gedruckt mit Hilfe der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften in Ingelheim am Rhein sowie der Erzdiözesen Freiburg und München/Freising. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier (säurefrei) Printed on acid-free paper Originalausgabe Alle Rechte vorbehalten – Printed in Germany © Verlag Karl Alber GmbH Freiburg / München 2009 www.verlag-alber.de Satz: SatzWeise, Föhren Druck und Bindung: Difo-Druck, Bamberg ISBN 978-3-495-48341-1 Max Müller (1906–1994) Inhaltsverzeichnis Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Wilhelm Vossenkuhl Max Müller – eine Übersicht über sein Werk . . . . . . . . . 13 Hans Unterreitmeier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Max Müllers ›kairotischer Imperativ‹ . . . . . . . . . . . . . 41 Literarisches Gedächtnis Gerd Haeffner SJ Severin Müller Was nur als Schein besteht und doch der Fall ist. Zu Nietzsches Bestimmung von imaginärer Wirklichkeit . . . 51 Jörg Splett Ontotheologie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Lorenz B. Puntel »Seinsphilosophie« heute? Zur Wandlung und zur Durchführung eines großen philosophischen Ansatzes . . . . 95 Hans Maier Erinnerungen an Max Müller . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Hans Filbinger † Schlußwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Autorenbiographien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 7 Vorwort Der Philosoph Max Müller wäre am 6. September 2006 einhundert Jahre alt geworden. Aus diesem Grunde haben sich Schüler, Freunde und Wegbegleiter Max Müllers am 25. November 2006 im Senatssaal der Ludwig-Maximilians-Universität in München zusammengefunden, um ihn in einem Symposion zu ehren und Grundfragen seines philosophischen Ansatzes neu zu diskutieren. Die Herren Prof. Dr. Wilhelm Vossenkuhl und Prof. Dr. Rémi Brague (GuardiniLehrstuhl) haben die Veranstaltung dankenswerterweise initiiert. Vorliegender Band versammelt Beiträge dieses Symposions zu Max Müller und seinem Denken von Hans Filbinger, P. Gerd Haeffner SJ, Hans Maier, Severin Müller, Lorenz B. Puntel, Jörg Splett, Hans Unterreitmeier und Wilhelm Vossenkuhl. In Max Müllers Denken ist die Seinsphilosophie zentral, wobei er sich grundlegend auf Thomas von Aquin bezieht. Der abschließende Beitrag »Die Aktualität des Thomas von Aquin« der zweiten, von Wilhelm Vossenkuhl herausgegebenen Auflage von Max Müllers Habilitationsschrift »Sein und Geist« (1940 / 2. Aufl. 1981), bringt dies in besonderem Maße zum Ausdruck. 1 Dem Seinsdenken Heideggerschen Zuschnitts eröffnet Müller Quellen scholastischer Ontologie, die oft unberücksichtigt blieben. Auch das Zusammenführen von Existenzphilosophie und christlichem Denken ist Max Müller wichtig. Ein weiterer zentraler Punkt ist schließlich die Beziehung von Metaphysik und Geschichte, für die Max Müller den Begriff »Metahistorik« prägt. Müller weist dabei stets auf den historischen Rahmen hin, in dem wir in unserem Denken jeweils Wahres erkennen – ganz im Bewußtsein, daß der Wirklichkeit, der Situationsbezogenheit, dabei eine gewisse Würde zukommt –, ohne jedoch in einen reinen Wahrheitsrelativismus zu verfallen. Der Titel dieses Bandes M. Müller, Sein und Geist [1940], 2. Aufl., hg. v. W. Vossenkuhl, Freiburg i. Br., München 1981, 233–245. 1 9 Vorwort faßt also die beiden großen Themenkreise des Müllerschen Denkens zusammen: »Sein und Geschichte«. An die Seinsphilosophie knüpfen die Beiträge von Severin Müller (»Was nur als Schein besteht und doch der Fall ist«), Jörg Splett (»Ontotheologie?«) und Lorenz B. Puntel (»›Seinsphilosophie‹ heute?«) an, über die Topoi Zeit und Geschichte reflektieren Hans Unterreitmeier (»Literarisches Gedächtnis«) und Gerd Haeffner SJ (»Max Müllers ›kairotischer Imperativ‹«). Einleitend stellt Wilhelm Vossenkuhl das Werk Max Müllers vor, und zum Ende des Bandes erinnert Hans Maier lebendig an die Person Max Müllers, beginnend mit der Freiburger Studentenzeit. Die Beiträge geben aktuelle Antworten auf die Grundfragen der Müllerschen Philosophie, die in diesem Band in ihrer Gänze thematisch behandelt wird. Max Müller erkennt die Not seiner Zeit und gibt in seinem Denken eine philosophische Antwort darauf. Eine Antwort, die es auch heute noch verdient, gehört zu werden. Mit Ausnahme von Hans Maier, der Bergstraesser-Schüler ist, und Hans Filbinger, der 1939 zum Dr. iur. promoviert wurde, sind alle Beiträger Promovenden bei Max Müller gewesen, der einen großen internationalen Schülerkreis hat: Weit über 100 Doktorandinnen und Doktoranden sind unter seiner Anleitung promoviert worden, unter ihnen Odo Marquard (1954) 2 und Michael Theunissen (1955) 3 . Ich danke den beiden Initiatoren des Münchener Symposions, den Professoren Vossenkuhl und Brague, den Beiträgern zu diesem Band und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Lehrstuhl von Professor Vossenkuhl für ihre Mühe, die sie sich bei der Veranstaltung des Symposions und bei der Veröffentlichung dieses Bandes gemacht haben. Fräulein Rita Theresia Ries – sie war lange Jahre Sekretärin von Max Müller – danke ich für viele authentische Berichte aus Max Müllers Leben. Dem Alber-Verlag, namentlich Herrn Lukas Trabert, danke ich für die offene Aufnahme vorliegenden Bandes in sein Programm. Der Münchener Universitätsgesellschaft ist für die Unterstützung des Symposions herzlich zu danken. Die Drucklegung unterstützten großzügig die Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Gei- Vorwort steswissenschaften in Ingelheim am Rhein, die Erzdiözese Freiburg sowie die Erzdiözese München und Freising. Für diese Unterstützungen bedanke ich mich ebenfalls sehr herzlich. Lassen Sie mich noch ein Wort zum Beitrag von Hans Filbinger äußern, der diesen Band abschließt: Hans Filbinger und Max Müller waren lebenslang Freunde. Aus diesem Grunde war es Hans Filbinger ein großes Anliegen, zu Ehren seines Freundes ein Schlußwort zum Symposion zu sprechen. Professor Filbinger brachte darin viel davon zum Ausdruck, was ihn in seinem vom katholischen Glauben geprägten Leben bewegte und wofür er stand. Wie auch immer man zu Hans Filbinger stehen mag, der Beitrag soll für sich stehen bleiben als ein Zeugnis der Zeit und der Freundschaft zu Max Müller. Hans Filbingers Besuch des Münchener Max-Müller-Symposions war sein letzter öffentlicher Auftritt – er starb am 1. April 2007 in FreiburgGünterstal. München, im März 2009 Hans Otto Seitschek 2 O. Marquard, Zum Problem der Logik des Scheins im Anschluß an Kant. Über Möglichkeiten und Grenzen einer kompromittierenden Genealogie der Metaphysik, [Diss. phil.] Freiburg i. Br. 1954, veröfftl. als: Skeptische Methode im Blick auf Kant (= Symposion, Bd. 4), Freiburg i. Br., München 1958, 3. Aufl. 1982 (Sonderausg.). 3 M. Theunissen, Der Begriff Ernst bei Søren Kierkegaard (= Symposion, Bd. 1), Freiburg i. Br., München 1958, 3. Aufl. 1982 (Sonderausg.). 10 11