GW 43T Preisbildung

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G RUNDLAGEN W IRTSCHAFT
Prof. Dr. Friedrich Wilke
42
..
Marktwirtschaftliche Preisbildung
1
Begriff des Marktes ............................................................ 1
2
Nachfrage ........................................................................... 1
2.1 Preisabhängigkeit der Nachfrage ............................. 1
2.2 Konsumentenrente und Ausschlussprinzip .............. 3
2.3 Verschiebungen der Nachfrage ............................... 4
3
Angebot .............................................................................. 6
3.1 Preisabhängigkeit des Angebots .............................. 6
3.2 Verschiebungen des Angebots ................................ 7
4
Marktgleichgewicht ............................................................. 9
4.1 Eigenschaften des Marktgleichgewichts .................. 9
4.2 Marktwirtschaftliche Anpassungsprozesse ............ 11
4.3 Feste und flexible Preise ........................................ 12
5
Staatliche Marktbeeinflussung ......................................... 14
5.1 Marktkorrekturen .................................................... 15
5.2 Höchst- und Mindestpreise .................................... 17
Exkurs
Preiselastizität der Nachfrage ................................ 20
Wiederholungsfragen ............................................................... 22
Übungsaufgaben ...................................................................... 23
Prof. Dr. Friedrich Wilke
Cologne University of Applied Sciences
Campus Gummersbach
GW 42: Preisbildung
1
1
Begriff des Marktes
Ein Kernelement der marktwirtschaftlichen Koordination ist die Preisbildung. Preise beeinflussen
die Kosten, Erlöse und Gewinne der Unternehmen, das Einkommen und die reale Kaufkraft der
Haushalte, und sie prägen das Produktionsvolumen (Angebot) und die Nachfrage.
Ein Markt wird gebildet durch Angebot und Nachfrage. Angebot und Nachfrage sind Informationen über Tauschabsichten. Noch handelt es sich um Wünsche, und nicht alle Kauf- oder Verkaufswünsche werden auch tatsächlich realisiert. Den „Ort“ des Zusammentreffens von Angebot
und Nachfrage ist dann der Markt.
Nachfrage ist die Information über einen konkreten Kaufwunsch. Angebot ist die Information
über einen konkreten Verkaufswunsch. Ein Markt ist jede Institution, Einrichtung oder sonstige Gegebenheit, die ein Zusammenkommen von Angebot und Nachfrage ermöglicht.
Insbesondere die in Zeitungen zu findenden Anzeigen, die zu Rubriken wie „Arbeitsmarkt“,
„Wohnungsmarkt“, „Automarkt“ usw. zusammengestellt sind, verdeutlichen sehr gut den Grundcharakter eines Marktes. Hier finden wir Information über Kaufwünsche (Nachfrage) und über
Verkaufswünsche (Angebots). Ein Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage wird möglich,
und ob es dann tatsächlich zu einem Tausch kommt, bleibt noch offen.
Neben Konsumgütermärkten existieren Märkte für Rohstoffe, Investitionsgüter, Immobilien, Arbeitsleistungen, Geld, Kredite und Devisen. Und auf fast allen Märkten können alle Wirtschaftssubjekte als Anbieter oder als Nachfrager in Erscheinung treten. Die Grundprinzipien der
marktwirtschaftlichen Preisbildung sind weitgehend unabhängig davon, ob es sich um
• den Kauf und Verkauf von Arbeitsleistungen (Lohnbildung),
• die Nutzung von Immobilien (Miete, Pacht),
• die Gewährung von Krediten (Zinsbildung),
• den Ankauf und Verkauf von Devisen (Wechselkurse),
• den Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen
handelt. Der Markt ist ein Steuerungsinstrument, das sämtliche ökonomischen Verhaltensweisen der Wirtschaftssubjekte dergestalt regeln soll, dass die gegenseitigen Tauschwünsche in
Übereinstimmung gelangen.
Die Grundprinzipien der Preisbildung werden wir überwiegend nur an Beispielen der Konsumgütermärkte darstellen. Hier stehen sich Unternehmen (als Verkäufer) und Haushalte (als Käufer) gegenüber. Die allgemeinen Ableitungen gelten aber unabhängig davon, was auf den Märkten gehandelt wird und welche Wirtschaftssubjekte Anbieter bzw. Nachfrager sind.
2
2.1
Nachfrage
Preisabhängigkeit der Nachfrage
Die Konsumentscheidungen der privaten Haushalte werden von der Bedarfsstruktur (Alter, Geschlecht, Umgebung usw.), von den Finanzierungsmöglichkeiten, den Preisen und anderen Angebotsbedingungen beeinflusst. Uns interessiert zunächst der Einfluss der Preise, die übrigen
Bestimmungsgründe folgen später.
Käufer sind daran interessiert, ein Gut möglichst billig zu erwerben. Niedrige Preise stimulieren
die Nachfrage, hohe Preise dämpfen sie. Deshalb wird die von allen Haushalten zusammen auf
einem Markt nachgefragte Menge normalerweise bei niedrigen Preisen hoch und umgekehrt bei
hohen Preisen niedrig sein.
GW 42: Preisbildung
2
Beispiel:
Bei einen Preis von 20.000 € für einen modernen Fernseher mit Flachbildschirm sind nur wenige
Haushalte bereit und in der Lage, das Gerät zu kaufen. Für 10 € würde dagegen nur wenige auf
den Kauf verzichten.
Bei niedrigen Preisen viel, bei hohen Preisen dagegen wenig nachzufragen, wird als normales
Verhalten bezeichnet. Es kann in einem Preis-Mengen-Diagramm durch die negative Steigung
der Nachfragekurve ausgedrückt werden. Die Nachfragekurve ist ein optischer Ausdruck für die
Kaufabsichten. Sie erteilt Auskunft darüber, welche konkrete Menge die Nachfrager bei welchem Preis erwerben möchten1.
Abbildung 1: Normale Nachfrage
Beispiel:
Die Nachfragekurve NE gibt Auskunft
darüber, zu welchem konkreten Preis welche Menge alle Nachfrager zusammen
kaufen möchten. Beispielsweise besagt
der Punkt N, dass alle Konsumenten zusammen 400 Stück nachfragen, wenn der
Marktpreis 30 beträgt. Der Preis von 50
heißt auch Prohibitivpreis. Zu diesem (und
jedem
höheren) Preis
existiert keine
Nachfrage mehr.
Die negative Steigung der Nachfragekurve mag teilweise daher rühren, dass jeder einzelne
Nachfrager bei Preissenkungen mehr von dem Gut erwerben möchte. In erster Linie wird aber
der Zustrom an neuen Nachfragern verantwortlich sein, die nun bei niedrigeren Preisen zum
Kauf gewillt und in der Lage sind – und umgekehrt. Wir betrachten nicht die individuelle, sondern
die gesamte Marknachfrage, und die setzt sich aus den vielen individuellen Kaufabsichten zusammen. Es handelt sich um eine aggregierte Nachfrage.
Abbildung 2: Aggregierte Nachfrage
1 Lineare Nachfragekurven und später auch Angebotskurven sind sicherlich eine Vereinfachung, die aber die
grundsätzlichen Überlegungen überhaupt nicht verzerren.
GW 42: Preisbildung
3
Beispiel:
Für die Aktie „Holz & Bau AG“ liegen dem Kursmakler von mehreren Personen Kaufaufträge „bestens“ vor. „Bestens“ bedeutet, dass zu einem niedrigeren Kurs (= Preis) gekauft wird, nicht aber
zu einem höheren Kurs. So möchte beispielsweise Bernice 20 Aktien kaufen, wenn der Kurs nicht
höher als 80 € ist.
Der Makler listet die Aufträge nach den individuellen Preisvorgaben (Höchstpreise) in abnehmender Folge auf und addiert die Mengen. Dies ist die gesamte Marktnachfrage zu dem jeweiligen
Preis. Die grafische Darstellung zeigt einen treppenförmigen Verlauf. Je mehr Nachfrager mit anderen Preisobergrenzen vorhanden sind, desto stetiger wird die Kurve.
Elastizität der Nachfrage
In der Praxis ist eine Nachfragekurve höchst selten bekannt. Informationen über eine konkrete
Ausgangslage sind aber sehr wichtig. Insbesondere möchte man gerne wissen, wie stark die
Mengenänderung ausfällt, wenn sich der Preis ändert. Dazu kann man als eine wichtige Kennziffer die Preiselastizität der Nachfrage heranziehen1. Sie misst die Stärke der Reaktion (Empfindlichkeit) auf eine Preisänderung.
Preiselastizität: Stärke der Mengenreaktion (Wirkung) auf Preisänderungen (Ursache)
In manchen Fällen kann die Nachfrage sogar vollkommen unelastisch (starr) sein, wenn Preisänderungen keinerlei Mengenreaktionen bewirken. Beispiele für unelastische oder starre Nachfrage sind lebensnotwendige Medikamente, Niedrigpreisartikel, die im Budget faktisch keine Rolle spielen (z. B. Salz), Luxusgüter, bei denen nicht der Preis, sondern andere Gründe (z. B.
Prestige) dominieren. Das gilt aber nur in gewissen Grenzen. Letztlich wird bei immer weiter
steigenden Preisen das Gut unerschwinglich, und die Nachfrage wird dann auch bei diesen Gütern sinken. Vollkommen unelastische (starre) Nachfrage wird im Preis-Mengen-Diagramm
durch eine Senkrechte dargestellt
Beispiel:
Häuslebauer H. benötigt einen Kredit über 220.000 € – nicht
mehr und nicht weniger. Er kann maximal einen Zinssatz von
9% (= Preis) zahlen. Ist der Zins höher, verzichtet er, ist er geringer, nimmt er den Kredit auf. Seine individuelle Kreditnachfrage ist vollkommen unelastisch (starr).
2.2
Konsumentenrente und Ausschlussprinzip
Jedes Wirtschaftssubjekt hat für jedes Gut eine individuelle Preisobergrenze. Das ist der Preis,
den ein Nachfrager maximal zu zahlen bereit (Zahlungsbereitschaft) und in der Lage ist (Zahlungsfähigkeit). Überschreitet der tatsächliche Preis das individuelle Limit, wird auf den Kauf
verzichtet, andernfalls wird gekauft. So teilt der für alle Käufer einheitliche (tatsächliche) Marktpreis die Nachfrager in zwei Gruppen: Käufer und Nichtkäufer.
1 Einzelheiten zur Elastizität finden Sie am Ende dieses Textes in einem Exkurs.
GW 42: Preisbildung
4
Beispiel:
ASSER und OMMER möchten aufgrund der bevorstehenden Sommerferien und ihrer gemeinsamen
Vorliebe für Wassersport jeder ein Schlauchboot erwerben. In einem Kaufhaus finden sie ein interessantes Angebot für 400 €. Unter Berücksichtigung ähnlicher Angebote und angesichts seiner
Finanzierungsmöglichkeiten kommt W. Asser jedoch zum Ergebnis, dass er dafür höchstens 380
€ bezahlen würde. Dies ist seine individuelle Preisobergrenze. Er kauft nicht, sondern macht sich
auf die Suche nach einem günstigeren Angebot. Herrn S. Ommer ist dagegen eine weitere Suche
zu mühselig und zeitraubend. Er würde notfalls, wenn es unbedingt sein müsste, sogar 460 € bezahlen. Er kauft.
Ein Interessent wird kaufen, wenn seine individuelle Preisobergrenze über dem tatsächlichen
Preis liegt. Die Differenz zwischen beiden Größen heißt Konsumentenrente1.
Eine Konsumentenrente ist die Differenz zwischen der individuellen Preisobergrenze und
dem tatsächlichen Preis.
Nichtkäufer fallen unter das Ausschlussprinzip. Wer nicht zahlt erhalten das Gut nicht und wird
so von der Nutzung des Gutes ausgeschlossen. Es ist so etwas wie die marktwirtschaftliche
„Bestrafung“ für unzureichende Zahlungsfähigkeit oder Zahlungsbereitschaft.
Das Ausschlussprinzip bedeutet, dass ein Nachfrager von der Nutzung des Gutes ausgeschlossen wird, wenn er nicht bereit oder in der Lage ist, den Preis zu bezahlen.
Fortsetzung des Beispiels:
Der Marktpreis für ein Schlauchboot betrage 400 €. Dies bedeutet zweierlei:
Sehr viele Nachfrager sind bereit, auch mehr zu bezahlen. In Höhe der Differenz zu ihrer Preisobergrenze „erhalten“ sie als „Belohnung“ eine Konsumentenrente. Herr Ommer würde maximal
460 € entrichten. Seine Konsumentenrente beträgt 60 €.
Viele Nachfrager wollen oder können indessen den Marktpreis nicht bezahlen, darunter auch W.
Asser. Als „Bestrafung“ für ihre unzureichende Zahlungsfähigkeit oder Zahlungsbereitschaft erhalten sie alle kein Schlauchboot und werden so von der Nutzung des Gutes ausgeschlossen.
Die Wirksamkeit des Ausschlussprinzips ist eine fundamentale Voraussetzung für die Marktwirtschaft, denn nach diesem Prinzip wird die Verteilung der knappen Güter geregelt.
2.3
Verschiebungen der Nachfrage
Die Nachfragekurve zeigt die Preisabhängigkeit der Menge und mag den Eindruck erwecken,
der Preis allein bestimme die Menge. Tatsächlich wird die Kaufentscheidung aber ganz wesentlich auch von anderen Bestimmungsgründen (Finanzierbarkeit, Preise anderer Güter, sonstige
Gründe wie Lebensalter, soziale Umgebung, Jahreszeit, Wetter usw.) beeinflusst. Jede Nachfragekurve gilt nur „unter sonst gleichen Umständen“ (ceteris paribus) für eine ganz bestimmte
Konstellation der übrigen Bestimmungsgründe.
1 Die Konsumentenrente ist eine fiktive Größe, und im täglichen Sprachgebrauch das, was der Käufer meint,
„gespart“ zu haben.
Ein betriebliches Marketinginstrument zur Abschöpfung der Konsumentenrente ist die räumliche, zeitliche und
personelle Preisdifferenzierung. Gleiche Güter werden an verschiedenen Orten zu unterschiedlichen Zeiten
oder an unterschiedliche Personen(gruppen) zu verschiedenen Preisen verkauft.
GW 42: Preisbildung
5
Diese anderen Bestimmungsgründe prägen Lage und der Form der Nachfragekurve. Sie kann
höher oder niedriger liegen, sie kann steiler oder flacher verlaufen. Wenn sich die Finanzierungsmöglichkeiten (z. B. das Einkommen) verbessern, wenn die Preise anderer Güter steigen,
wenn neue Produkte angeboten werden, wenn in der Bedarfsstruktur ein Wandel eintritt, so entsteht eine neue Nachfragekurve. Die Nachfrage steigt oder fällt, ohne dass sich als Ursache der
Preis geändert hat. Dies ist dann eine Nachfrageverschiebung oder Nachfrageverlagerung.1
Eine Änderung der übrigen Bestimmungsgründe (außer Preis) der Nachfrage wird durch eine
Verschiebung der kompletten Nachfragekurve dargestellt.
Abbildung 3: Nachfrageverschiebung
Beispiel für Nachfrageerhöhung:
Die Ausgangslage ist in Abbildung 3 links durch den Punkt N markiert. Eine Lohnerhöhung verschiebt die Nachfrage nach rechts. Viele Haushalte können nun für die alte Kaffeemenge einen
höheren Preis bezahlen. Andererseits könnten zum alten Preis mehr Haushalte dieses Gut erwerben.
Die Ausgangslage ist in Abbildung 3 rechts durch den Punkt N markiert. Als Folge eines Modewechsels sind blaue Jeanshosen „out“. Zum alten Preis sinkt der Absatz. Die alte Menge könnte
nur noch bei Preisnachlässen verkauft werden. Die Nachfrage hat sich nach links (unten) verschoben. (Dafür sind graue Jeans vielleicht „in“. Dies würde eine Verschiebung nach oben/rechts
bedeuten.)
In einer dynamischen Wirtschaft ist die Nachfrageverschiebung keine seltene Erscheinung, sondern eine Alltäglichkeit. Bei Einkommensänderungen steigt die Nachfrage nach vielen Gütern,
bei einigen fällt sie auch. Neue Produkte ziehen neue Nachfrage an – zu Lasten anderer Produkte. Jahreszeitliche Schwankungen erhöhen oder senken die Nachfrage nach Ferienwohnungen, Eis, Heizöl usw., und Modewechsel schließlich machen neue Produkte begehrenswerter,
während die alten Produkte in der Gunst sinken. In all diesen Fällen verschiebt sich die Nachfragekurve, was dann marktwirtschaftliche Anpassungsprozesse (Preisänderungen) in Gang setzt.
1 Als Folge der Nachfrageverschiebungen können dann im marktwirtschaftlichen Prozess auch Preisänderungen eintreten. Die Preisanpassung ist dann aber nicht die Ursache, sondern die Wirkung der Nachfrageverlagerung.
GW 42: Preisbildung
3
6
Angebot
3.1
Preisabhängigkeit des Angebots
Ein Hersteller wird seine Produkte anbieten, wenn er einen Preis erzielen kann, der die Kosten
deckt und darüber hinaus einen Gewinn als Einkommen verspricht. Die Interessen der Verkäufer sind denen der Käufer genau entgegengesetzt: Sie sind an einem möglichst hohen Preis interessiert. Hohe Preiserwartungen stimulieren das Angebot, niedrige Preise dämpfen es. Deshalb wird die von allen Herstellern zusammen auf einem Markt angebotene Menge normalerweise bei hohen (niedrigen) Preiserwartungen ebenfalls hoch (niedrig) sein.
Bei hohen Preisen viel, bei geringen Preiserwartungen dagegen wenig anzubieten, wird als
normales Verhalten der Anbieter bezeichnet. Normales Anbieterverhalten wird in einem PreisMengen-Diagramm durch die positive Steigung der Angebotskurve ausgedrückt. Die Angebotskurve erteilt Auskunft darüber, welche konkrete Menge die Produzenten bei welchem
Preis verkaufen möchten.
Abbildung 4: Normales Angebot
Beispiel:
Kein Produzent von Armbanduhren ist
bereit, eine Uhr für 2 € (und weniger)
pro Stück zu verkaufen – weil die Kosten nicht gedeckt werden. Mit steigenden Preisen wächst auch die Angebotsmenge. So besagt der Punkt N
auf der Angebotskurve in Abbildung 4,
dass bei einem Preis von 30 € alle Unternehmen
zusammen
genau
400
Armbanduhren verkaufen möchten.
Die Angebotskurve gilt in dieser Form nicht unbedingt für ein einzelnes Unternehmen. Sie zeigt
vielmehr das gemeinsame Verhalten aller Unternehmen, die auf einem konkreten Markt anbieten. Die positive Steigung kommt nicht so sehr dadurch zustande, dass ein Betrieb mit steigenden Preisen mehr anbietet, sondern in erster Linie, weil bei hohen Preisen neue Unternehmen
auf dem Markt in Erscheinung treten, angelockt von den Gewinnchancen. Umgekehrt wird ein
Preisverfall Unternehmen mit ungünstiger Kostenstruktur zum Ausscheiden zwingen und das
Gesamtangebot auf dem Markt reduzieren.
Jeder Verkäufer (Anbieter) wird seine individuelle Preisuntergrenze kalkulieren müssen. Das ist
der Preis, den er mindestens erhalten will. Bei einem niedrigen Preis verzichtet er auf Produktion
und Angebot, bei einem höheren Preis erzielt er demgegenüber eine Produzentenrente. Das ist
die Differenz zwischen tatsächlichem und Mindestpreis. Bei unterschiedlichen Preisuntergrenzen und vielen Anbietern ergibt sich zwangsläufig ein normales Angebot.
Beispiel:
Einem Kursmakler liegen für die Aktie „Holz & Bau AG „ von mehreren Personen Verkaufsaufträge „bestens“ vor. „Bestens“ heißt nun, dass zu einem höheren Preis (= Kurs) verkauft wird, nicht
aber zu einem niedrigeren Kurs. So möchte beispielsweise Bernd 10 Aktien verkaufen, wenn der
Kurs 20 € (und höher) ist. Der Makler listet die Aufträge nach den individuellen Preisvorgaben
(Mindestpreise) in aufsteigender Folge auf und addiert die Mengen. Dies ist das gesamte Marktangebot zu dem jeweiligen Preis. Die grafische Darstellung zeigt einen treppenförmigen Verlauf.
Je mehr Anbieter mit anderen Preisuntergrenzen vorhanden sind, desto stetiger wird die Kurve.
GW 42: Preisbildung
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Abbildung 5: Aggregiertes Angebot
In vielen Fällen kann die Angebotsmenge auf Preisänderungen kaum reagieren. Im Extremfall
ist die Preiselastizität der angebotenen Menge gleich Null. Ein vollkommen unelastisches (starres) Angebot wird durch eine senkrechte Angebotskurve dargestellt.
Abbildung 6: Starres Angebot
Beispiel:
Ein Konzertsaal hat ein Fassungsvermögen von
2.000 Personen. Bei einem Preis unterhalb von 10
€ findet keine Veranstaltung statt, weil sonst Verluste entstehen. Die Angebotskurve hat einen
senkrechten Verlauf mit einem „Sprung“ bei 10 €.
Unelastisches Angebot ist keineswegs selten, insbesondere nicht bei kurzfristiger Betrachtung,
wenn die Menge aus irgendwelchen Gründen feststeht. Beispiele für unelastisches Angebot:
Kapazität im öffentlichen Personennahverkehr, Ernteerträge in der Landwirtschaft (bis zur
nächsten Ernte), Kartenangebot für ein Konzert, Plätze in einem Fußballstadion, Aufnahmekapazität in einem Krankenhaus, Studienplätze an Hochschulen, Parkplätze in der Innenstadt.
3.2
Verschiebungen des Angebots
Wenn eine Angebotskurve nur die Preisabhängigkeit der angebotenen Menge teilt, darf dies –
wie bei der Nachfragekurve – nicht dazu verleiten, allein den Preis als Bestimmungsgrund anzusehen. Welche Menge ein Unternehmen zu welchem Preis anbietet, hängt auch noch von vielen
anderen Faktoren ab, so etwa
• von den Zielsetzungen (Gewinnerzielung, Umsatzsteigerung usw.)
• von den Produktionsmöglichkeiten (Kapazität),
• von den Herstellkosten (Stückkosten, Grenzkosten usw.),
• von den Preisen anderer Güter (Konkurrenz).
GW 42: Preisbildung
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All diese anderen Bestimmungsgründe drücken sich in der Lage und der Form der Angebotskurve aus. Jede Angebotskurve gilt nur „unter sonst gleichen Umständen“ (ceteris paribus) für
eine ganz bestimmte Konstellation der Kostenlage, Preisstruktur anderer Güter und Zielsetzung.
Tritt hier eine Änderung ein, entsteht eine neue Kurve: Die Angebotskurve hat sich verschoben.
Eine Änderung der übrigen Bestimmungsgründe (außer Preis)des Angebots wird durch eine
Verschiebung der kompletten Angebotskurve dargestellt.
Ändert sich etwa die Kostenlage, weil die Löhne, die Rohstoffpreise oder die Steuern steigen, so
wird auch die Preisuntergrenze steigen. Für die alte Menge wird anstelle des alten Preises nun
ein höherer Preis gefordert. Vielleicht werden auch einige Anbieter aussteigen, und die verbleibenden (kostengünstigen) Hersteller werden zum alten Preis eine geringere Menge anbieten.
Kostensteigerungen verschieben die Kurve nach oben (links). Umgekehrt werden Kostensenkungen, worauf immer sie zurückzuführen sind (Subventionen durch Staat, sinkende Rohstoffpreise, Rationalisierung usw.), die Angebotskurve nach unten verschieben. Bei Kapazitätserweiterungen wandert die Angebotskurve nach rechts (größere Menge zu alten Preisen), bei Stilllegungen umgekehrt nach links.
Abbildung 7: Angebotsverschiebung
Beispiel für Angebotsverschiebung
Das Fassungsvermögen eines Fußballstadions wird von 40.000 auf 60.000 Plätze erweitert (Abbildung 5 links). Das Angebot ist jeweils vollkommen unelastisch. Zum alten Preis p0 stehen mehr
Plätze zur Verfügung.
Wegen Lohnerhöhungen und gestiegener Rohstoffpreise steigen die Kosten und damit die notwendigen Preisuntergrenzen. Die alte Menge x0 wird zu einem höheren Preis angeboten (Abbildung 5 rechts).
Die Anpassung von Angebotsstrukturen an veränderte Markbedingungen kann in der Realität
viel Zeit beanspruchen, wenn eine Ausweitung von Produktionskapazitäten durch größere Investitionen erforderlich ist. Manchmal ist eine Ausdehnung von Kapazitäten sogar unmöglich (z. B.
verfügbare Menge an Rohstoffen).
GW 42: Preisbildung
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9
Marktgleichgewicht
4.1
Eigenschaften des Marktgleichgewichts
Der Markt ist der „Ort“ des Zusammentreffens von Angebot und Nachfrage und hat die Aufgabe,
eine Abstimmung der Tauschwünsche zu ermöglichen. Die Anbieter sind an einem hohen, die
Nachfrager dagegen an einem möglichst niedrigen Preis interessiert. Bei diesem Verhalten existiert als ein Kompromiss nur ein einziger Preis, der die Interessen von Konsumenten und Produzenten zu einem Ausgleich gelangen lässt: der Gleichgewichtspreis. Die diesem Preis zugeordnete Menge ist die Gleichgewichtsmenge. Grafisch ist dies der Schnittpunkt von Angebotsund Nachfragekurve.
Abbildung 8: Marktgleichgewicht
Beispiel:
Wenn die Konsumenten und Produzenten damit rechnen, dass der Preis 40 beträgt, wollen die
Nachfrager nur insgesamt 200 Stück kaufen, die Produzenten aber 600 Stück verkaufen (anbieten). Angebot und Nachfrage stimmen bei dieser Preiserwartung nicht überein. Vielmehr tritt ein
Angebotsüberschuss auf: 400 Stück sind zu diesem Preis unverkäuflich. Der Markt befindet sich
im Ungleichgewicht.
Wenn Käufer und Verkäufer mit einem Preis von 20 rechnen, wollen die Konsumenten 600 Stück
kaufen, die Produzenten stellen aber nur 200 Stück her. Nur die kostengünstigsten Betriebe können noch mit Gewinn produzieren. Es entsteht ein Nachfrageüberhang. Ein Marktgleichgewicht
ist ebenfalls nicht erreicht.
Nur zum Gleichgewichtspreis von 30 stimmen Angebot und Nachfrage überein. Die Gleichgewichtsmenge ist 400 Stück. Der Markt ist „geräumt“.
Allgemein: Immer dann, wenn sich Angebot und Nachfrage decken (graphisch: schneiden), befindet sich der Markt in einem Gleichgewicht. Dieser Ausgleich von Angebot und Nachfrage ist
eine zentrale Eigenschaft des Marktgleichgewichts.
Im Marktgleichgewicht stimmen angebotene und nachgefragte Menge überein.
Eine zweite Eigenschaft besteht darin, dass unter den bestehenden Angebots- und Nachfrageverhältnissen die umgesetzte Gütermenge am größten ist. Bei jedem höheren Preis limitiert die
geringere Nachfrage und bei jedem niedrigeren Preis limitiert das geringere Angebot die Verkaufsmenge.
GW 42: Preisbildung
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Beispiel:
Beim Preis von 40 werden nur 200 Stück verkauft (Nachfrage) und beim Preis von 20 werden
ebenfalls nur 200 Stück umgesetzt (Angebot). Im Marktgleichgewicht werden 400 Stück verkauft.
Die umgesetzte Gütermenge ist im Marktgleichgewicht ein Maximum.
Eine dritte Eigenschaft des Marktgleichgewichts vervollständigt das Bild: Das Marktgleichgewicht ist stabil.
Ein Gleichgewicht ist stabil, wenn bei einer Abweichung vom Gleichgewicht das System
selbst Kräfte freisetzt, die wieder zum Gleichgewicht zurückführen.
Abbildung 9: Stabilität des Gleichgewichts
Nur im Marktgleichgewicht stimmen angebotene und nachgefragte Menge überein. Jeder andere Preis führt zu einem Ungleichgewicht, entweder zu einem Angebotsüberschuss oder zu einem Nachfrageüberschuss. Was geschieht dann?
Angebotsüberschuss
Bei einem Preis oberhalb des Marktgleichgewichts stellt sich ein Angebotsüberschuss ein.
Kunden bleiben aus, Lagerbestände wachsen, die Auftragsbücher sind leer. Nun werden einige (kostengünstige) Unternehmungen versuchen, durch Sonderangebote oder andere
Preisnachlässe mehr abzusetzen. Es tritt daher ein Preisverfall ein, der eine wachsende
Nachfrage erzeugt. Gleichzeitig wird weniger produziert, vielleicht scheiden sogar einige Unternehmen aus. Beide Effekte zusammen führen zu einer Bewegung „nach unten“ in Richtung zum Gleichgewichtspunkt.
Nachfrageüberschuss
Bei einem Preis unterhalb des Marktgleichgewichts ist die Nachfrage größer als das Angebot. Warteschlangen, Lieferfristen, leere Lager sind typische Merkmale eines Nachfrageüberschusses. „Leistungsfähigere“ Nachfrager bieten mehr, um zum Zuge zu kommen. Auch
die Anbieter stellen fest, dass die geringe Menge zu einem höheren Preis abgesetzt werden
kann. Die einsetzenden Preissteigerungstendenzen stimulieren die Produktion, da nun weitere Produzenten kostendeckend herstellen können, während die Nachfrage sinkt. Bei einem
Nachfrageüberhang bewirken die Anpassungsprozesse eine Bewegung „nach oben“ zum
Gleichgewicht.
GW 42: Preisbildung
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Unter den Bedingungen eines funktionsfähigen Marktmechanismus wird jedes Ungleichgewicht
zu Anpassungsreaktionen der Marktteilnehmer führen und einen Ausgleich von Angebot und
Nachfrage bewirken. Dies ist die Wirkungsweise der „unsichtbaren Hand“ des Marktes.
4.2
Marktwirtschaftliche Anpassungsprozesse
Stabilität des Marktgleichgewichts bedeutet keineswegs, dass keine Änderungen mehr eintreten. Bei der Darstellung der Nachfrage- und der Angebotskurven ist bereits deutlich geworden,
dass in einer dynamischen Wirtschaft regelmäßig Verschiebungen der Kurven eintreten werden.
Das alte Marktgleichgewicht verschwindet, und die Marktkräfte sorgen mit Preisanpassungen
und Mengenreaktionen für eine Bewegung zum neuen Gleichgewicht.
Abbildung 10: Anpassungsprozesse
Anpassung bei einer Angebotsverschiebung
Unternehmen werden aus dem Gewinnmotiv heraus bestrebt sein, ihre Kosten zu senken. Entstehen etwa aufgrund einer Rationalisierung Kostenvorteile und höhere Gewinne, stimuliert das
die Produktion, möglicherweise werden auch neue Anbieter angelockt. Das Angebot wird bei
gegebenem Preis ausgedehnt, was in der graphischen Darstellung eine Verschiebung der Angebotskurve nach rechts bedeutet. Die Anbieter wollen zum alten Gleichgewichtspreis eine höhere Menge verkaufen, was wegen der Nachfrageverhältnisse allerdings nicht realisierbar ist.
Diese Menge ist zu diesem Preis unverkäuflich, es entstünde ein Angebotsüberschuss. Nun
werden die Marktkräfte wirksam, und der Preisverfall endet im neuen Gleichgewicht bei niedrigeren Preisen und größeren Umsatzmengen. (Umgekehrt wird bei Kostensteigerungen genau
der entgegengesetzte Anpassungsprozess einsetzen, nämlich Preissteigerungen und Mengenrückgang.)
Anpassung bei einer Nachfrageverschiebung
Ähnliches gilt auch für die Nachfrage. Auch hier werden Verschiebungen im Verhalten eintreten.
Dafür gibt es die unterschiedlichsten Ursachen.
Beispiele:
Infolge einer Hitzeperiode wird bei gegebenem Preis mehr Sprudel nachgefragt.
Infolge einer neuen Mode sind die alten Kleidungsmodelle zum alten Preis unverkäuflich, obwohl
sie vorher Verkaufsschlager waren.
Infolge der Benzinpreiserhöhungen sind Autos mit hohem Verbrauch zum selben Preis nicht mehr
so stark gefragt.
GW 42: Preisbildung
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In all diesen Fällen hat sich die Lage der Nachfragekurve verändert, denn bei einem beliebigen
(alten) Preis wird nun mehr oder weniger gekauft. Dies hat dann marktwirtschaftliche Anpassungsreaktionen zur Folge. Eine Nachfrageausweitung (Verschiebung nach rechts/oben) wird
Preissteigerungen auslösen, und ein Nachfragerückgang (Verschiebung nach links/unten) sorgt
für Preissenkungen – mit entsprechenden Mengenänderungen.
In der Praxis kann es sich allerdings hierbei nur um Tendenzaussagen handeln. Das neue
Gleichgewicht wird vielleicht gar nicht erreicht. In unserer schnelllebigen Gesellschaft wäre dies
sogar eine unwahrscheinliche Ausnahme. Der Ausbau von Kapazitäten erfordert Zeit. Der technische Fortschritt bleibt nicht stehen, so dass möglicherweise die eben noch kostengünstigen
Verfahren sehr schnell von noch besseren Techniken übertrumpft werden. Wechselkurse
schwanken, Löhne steigen, Steuern werden verändert. All dies verschiebt die Angebotskurve.
Auch die Nachfrageverhältnisse ändern sich ständig. In der dynamischen Wirtschaft ist kein
Platz für einen längeren Ruhestand.
4.3
Feste und flexible Preise
Nachfrage- und auch Angebotsverschiebungen lösen Anpassungsreaktionen aus, die in ihrer
grundlegenden Ausrichtung Überschüsse abbauen und für eine Angleichung von angebotener
und nachgefragter Menge sorgen. Insoweit erscheinen flexible Preise, die Knappheiten widerspiegeln, als eine unabdingbare Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit der Marktwirtschaft.
Nun aber stellen wir im Wirtschaftsleben sehr häufig fest, dass die Preise keineswegs unablässig schwanken, sondern meistens relativ stabil sind. Dies ist unproblematisch, sofern auch das
Marktgleichgewicht konstant ist. Entspricht aber der tatsächliche Preis nicht mehr dem Gleichgewichtspreis, entstehen als Folge davon Angebots- oder Nachfrageüberschüsse.
In den nachfolgenden Beispielen unterstellen wir ein starres Angebot. Dem entsprechen gerade in kurzfristiger
Betrachtung viele Fälle aus dem Alltagsleben. Grundsätzlich sehen die Ergebnisse aber auch nicht anders aus,
wenn die Angebotskurve normal verläuft.
Trifft das unveränderte Angebot auf eine schwankende Nachfrage (Nachfrageverschiebungen),
so gibt es bezüglich der Preisentwicklung nur zwei Möglichkeiten: feste oder flexible Preise. Ist
der Preis flexibel und passt er sich den geänderten Nachfrageverhältnissen vollständig an, entspricht dies den bisherigen Ableitungen. Allerdings wird bei starrem Angebot nunmehr kein
Mengeneffekt, sondern lediglich eine Preisänderung eintreten. Welche Konsequenzen ergeben
sich, wenn aber der Preis den Nachfrageschwankungen nicht folgt, sondern unverändert bleibt?
Beispiel:
Ein Fußballstadion hat ein Fassungsvermögen von genau 50.000 Plätzen (starres Angebot). Einen Qualitätsunterschied zwischen den Plätzen gibt es in unserem Modell nicht. Für alle Plätze
wird ein Einheitspreis von 20 € gefordert, unabhängig von der konkreten Nachfragesituation.1
Die Nachfragekurve sei in allen Fällen aus Vereinfachungsgründen linear. Die erste Nachfragekurve liegt weit vom Ursprung (Nullpunkt) entfernt und zeigt eine hohe Nachfrage bei einem sehr
attraktiven Spiel. Selbst bei 60 € könnten noch sämtliche Karten abgesetzt werden (Gleichgewichtspreis). Beim tatsächlichen Eintrittspreis von 20 € wollen sogar 90.000 Zuschauer das Spiel
1 Angemerkt sei, dass unser Fußball-Beispiel und einige analoge Beispiele dem Wettbewerbsmodell eigentlich
nicht entsprechen. Tatsächlich handelt es sich um ein Monopol oder monopolähnliches Angebot, weil die
Kunden keine hinreichende Ausweichmöglichkeit auf gleiche oder sehr ähnliche Güter haben. Kein Wettbewerbsmechanismus übt Druck im Hinblick auf den Gleichgewichtspreis aus. So könnte der Fußballverein im
Dienste der Einnahmenmaximierung (Umsatzmaximierung) oder Gewinnmaximierung auch ganz gezielt einen
anderen Preis fordern und durchsetzen. Die leeren Plätze oder die Schlangen vor den Kassen werden dann
bewusst in Kauf genommen.
GW 42: Preisbildung
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besuchen. Sie stehen in einer langen Schlange vor den Kassen, bis die Karten ausverkauft sind.
Es gibt nur 50.000 Karten, und 40.000 potentielle Besucher gehen leer aus (Nachfrageüberschuss). Einige haben bereits im Vorverkauf oder auch durch persönliche Beziehungen eine begehrte Karte erhalten. Manche Kartenbesitzer bieten vor den Eingängen ihre Karten für 90 € an
und haben teilweise auch Erfolg damit.
Abbildung 11: Feste und flexible Preise
Allgemein gilt: Wird ein Preis erhoben, der kleiner als der Gleichgewichtspreis ist, entsteht als
unmittelbare Folge ein Nachfrageüberschuss.
Hieraus ergibt sich als weitere Konsequenzen ein Verteilungsproblem: Welche Nachfrager erhalten das knappe Gut? Anstelle der marktwirtschaftlichen Regelung (Ausschlussprinzip nach
Zahlungsfähigkeit und Zahlungsbereitschaft) sind folgende Verteilungsverfahren denkbar, sofern
man einmal persönliche Beziehungen (Vetternwirtschaft) außer Betracht lässt:
• Warteschlange,
• Bezugsscheine (oder andere direkte Zuteilung),
• Verlosung.
Außerdem lassen sich die Marktkräfte nur selten ausschalten. Es entstehen häufig inoffizielle
Märkte (Schwarzmarkt), auf denen die knappen Güter zu Preisen verkauft werden, die oberhalb der offiziellen Preise und auch noch oberhalb der Gleichgewichtspreise liegen.
Fortsetzung des Beispiels:
Die zweite und dritte Nachfragekurve zeigen eine geringe Nachfrage bei wenig attraktiven Spielen. (Sie liegen sehr nahe beim Ursprung.) Im zweiten Fall wäre bei 10 € das Stadion noch gefüllt
(Gleichgewicht), während im dritten Fall selbst bei kostenlosem Eintritt nur 30.000 Plätze besetzt
würden (kein Marktgleichgewicht vorhanden). Beim tatsächlichen Eintrittspreis von 20 € kommen
nur 25.000 Zuschauer (zweiter Fall) bzw. 10.000 Zuschauer (dritter Fall). Die leeren Plätze zeugen von einem Angebotsüberhang.
Allgemein gilt: Wird ein Preis erhoben, der höher als der Gleichgewichtspreis ist, entsteht als
unmittelbare Folge ein Angebotsüberhang.
Weitere Konsequenzen ergeben sich in unserem Fußball-Beispiel nicht. Viele Plätze bleiben einfach unbesetzt. Handelt es sich jedoch um bereits produzierte Waren oder gar um periodisch
immer wieder erzeugte Überschüsse (z. B. in der Landwirtschaft), so stellt sich die Frage, was
mit der Überschussmenge zu geschehen hat. Unvermeidlich ist eine Entnahme aus dem Markt
GW 42: Preisbildung
14
etwa durch Vernichtung, Lagerung oder Export (ohne Reimport-Möglichkeit). Auch hier lassen
sich indessen sehr häufig die Marktkräfte nicht völlig verhindern, und es entstehen graue Märkte, auf denen die Güter billiger als zu den offiziellen Preisen gehandelt werden.
In der Praxis ist bei vielen Nachfrageschwankungen eine flexible Preisanpassung theoretisch
zwar denkbar, doch gibt es oftmals auch gute Gründe technischer und ökonomischer Art für feste Preise. Dies wird deutlich, wenn man sich einmal vor Augen führt, worauf flexible Preisgestaltung im Extremfall hinauslaufen kann.
Beispiele:
Die Nachfrage nach Parkplätzen in der Innenstadt (oder nach Benutzung der Straßenbahn) verändert sich von Stunde zu Stunde und noch schneller. Eine völlig flexible Preisanpassung an die
jeweilige Nachfrage würde stündlich oder sogar von Minute zu Minute wechselnde Gebühren bedeuten.
Die Eintrittspreise im Freibad müssten bei Sonnenschein besonders hoch sein.
Die Fahrpreise für die U-Bahn müssten in den Spitzenzeiten angehoben und in den Nachtstunden
reduziert werden.
Überhaupt ist zu bedenken, dass die Anbieter ihre Preise im voraus mitteilen müssen. Sicherlich
werden sie bemüht sein, die voraussichtliche Nachfrage richtig einzuschätzen. Angesichts der
Risiken ist es jedoch auch verständlich, dass man oftmals einen Preis fordert, der in der Vergangenheit im Durchschnitt „angemessen“ war. Außerdem können ständig wechselnde Preise die
Nachfrage verunsichern und dauerhaft abschrecken. Da nehmen Verkäufer und auch Käufer lieber Defizite oder Überschüsse in Kauf. Dennoch ist der Marktmechanismus funktionsfähig. Die
marktwirtschaftliche Koordination soll letztlich gewährleisten, dass sich das Angebot der Nachfrage anpasst. Dies ist auch der Fall, wenn bei Schwankungen die „durchschnittliche“ Nachfrage
dem Angebot entspricht.
Die Situation ist jedoch anders zu beurteilen, wenn die Nachfrageverlagerung einem längerfristigen Trend entspricht. Nun werden die Anbieter bei den ersten Anzeichen (Überschüsse, Defizite, Lagerbildung, Wartelisten, Lieferfristen usw.) nicht immer unverzüglich mit Preis- und Kapazitätsänderungen reagieren, sondern alte „Gewohnheiten“ beibehalten. Wenn aber alle Informationen einen stabilen Nachfrageumschwung signalisieren, darf in der längerfristigen Betrachtung unter Wettbewerbsbedingungen eine Kapazitätsanpassung erwartet werden1. Erfolgt
aber trotz dauerhafter Nachfrageverlagerung keine Anpassung, bleibt es bei den Angebots- oder
Nachfrageüberschüssen (z. B. in der Landwirtschaft). Dies ist wohl immer ein Zeichen dafür,
dass der Marktmechanismus nicht hinreichend funktioniert.
5
Staatliche Marktbeeinflussung
Auch eine grundsätzlich marktwirtschaftlich ausgerichtete Wirtschaft kann auf Staatseingriffe (zentrale Lenkung)
nicht verzichten. Sie sind zulässig, wenn der Marktmechanismus nicht oder nicht „zufriedenstellend“ funktioniert.
Staatseingriffe müssen stets mit einem konkreten Marktversagen im Einzelfall begründet werden. Die wichtigsten
Fälle des Marktversagens im mikroökonomischen Bereich der Preisbildung sind die öffentlichen Güter und die
externen Effekte, die eine entsprechende Mikropolitik begründen.
1 Davon unberührt bleibt selbstverständlich, dass sich aus anderen Gründen eine Angebotsausweitung verbieten kann (z.B. Umweltargumente gegen Straßenbau und zusätzliche Parkplätze). Hier sollten dann allerdings
Knappheitspreise gefordert werden.
GW 42: Preisbildung
5.1
15
Marktkorrekturen
Bei politischen Gütern würde eine staatlich unbeeinflusste marktwirtschaftliche Koordination
nach Mehrheitsansicht zu „unerwünschten“ oder „unbefriedigenden“ Ergebnissen führen. Will
man sie verändern, so muss das Marktgleichgewicht entsprechend verlagert werden. Dies bedeutet grafisch gesehen, dass eine Verschiebung der Angebotskurve oder der Nachfragekurve
einzeln oder gemeinsam erfolgen muss. Dann wird der marktwirtschaftliche Anpassungsprozess
in Richtung zum neuen Gleichgewicht einsetzen.
Bei indirekten Eingriffen werden über eine Verlagerung des Marktgleichgewichts durch Verschiebung des Angebots und der Nachfrage die Marktergebnisse verändert.
In Betracht kommen drei Gruppen von staatlichen Maßnahmen:
1. Der Staat kann selbst als zusätzlicher Nachfrager oder Anbieter in Erscheinung treten.
2. Veränderung der privaten Nachfrage und des privaten Angebots über deren Bestimmungsgründe. Das sind
bei der Nachfrage die Bedarfsstruktur und die Finanzierungsmöglichkeiten und
bei dem Angebot vor allem die Kostenstruktur.
3. Verbote oder Gebote beeinflussen die privaten Angebots- und Nachfrageentscheidungen.
Aus der Sichtweise der Marktreaktion (Kurvenverschiebung) können damit in der isolierten Betrachtung vier verschiedene Prozesse eingeleitet werden, die in den Abbildungen 12 und 13 dargestellt sind. Die Maßnahmen
können im Hinblick auf die erwünschten Wirkungen auch kombiniert eingesetzt werden.
Bei diesen Maßnahmen werden die Preise oder Mengen nicht direkt reglementiert und gesteuert. Selbstverständlich werden sich die Preise und Mengen im Allgemeinen ändern, was ja auch
Zielsetzung dieser Maßnahmen ist. Es handelt sich dann aber um Ergebnisse (= Wirkungen)
des marktwirtschaftlichen Anpassungsprozesses nach der Kurvenverschiebung (= Ursache).
Die Stärke der Preis- und Mengenveränderung hängt neben der Intensität der Maßnahmen auch vom Verhalten
(Elastizität) der Anbieter und Nachfrager selbst ab. Geht man beispielsweise einmal davon, dass die Nachfrage
nach Alkohol oder Benzin längerfristig sehr preisunelastisch ist, wird eine Steuererhöhung kaum den Verbrauch
drosseln, dafür aber die Steuereinnahmen sprudeln lassen.
Weiterhin ist zu bedenken, dass die vom Staat direkt Belasteten oder Begünstigten nicht unbedingt auch die letztlich Betroffenen sind. Hier treten kurzfristige und langfristige Überwälzungseffekte auf. Beim Einsatz des Instrumentariums darf man sich nicht auf die unmittelbaren (kurzfristigen) Effekte beschränken. Eine rationale Wirtschaftspolitik muss in einer umfassenden Betrachtung auch weitere (längerfristige) Folgen bedenken, die im marktwirtschaftlichen Anpassungsprozess auftreten können.
Beispiele:
Eine Erhöhung der Tabaksteuer belastet zunächst die Kostenstruktur der Produzenten.
Die Angebotskurve verschiebt sich nach oben, die Preise steigen. Letztlich wird die Steuererhöhung wohl auf die Konsumenten überwälzt, was im Übrigen durchaus die Absicht
gewesen sein kann.
Mietzuschüsse werden an die Mieter gezahlt, damit sie dem Vermieter die Miete bezahlen
können.
Die Verpflichtung, beim Motorradfahren Helme zu tragen, erhöht die Nachfrage (Verschiebung nach rechts/oben) und wirkt zunächst wohl preissteigernd. Die Produktion wird
steigen, und als Folgeeffekt könnten die Herstellkosten pro Stück sinken (Massenproduktionsvorteile), was eine Verschiebung der Angebotskurve nach unten/rechts bedeutet.
Dies wirkt preissenkend. So mag es durchaus sein, dass im Endeffekt bei einem funktionsfähigen Wettbewerb Motorradhelme sogar billiger als vorher verkauft werden.
GW 42: Preisbildung
16
Abbildung 12: Markteffekte indirekter staatlicher Eingriffe − Angebot
Preis
Preis
NE
AT1
AT0
NE
AT0
AT1
Menge
Menge
Eine Verschiebung der Angebotskurve nach
rechts (unten) wird die Produktionsmengen
ausweiten und die Verkaufspreise senken. Dies
kann erreicht werden durch
Eine Verschiebung der Angebotskurve nach
links (oben) wird die Produktionsmengen drosseln und die Preise anheben. Dies kann erreicht
werden durch
1. zusätzliches staatliches Angebot (z.B. Ausbildungsberatung, öffentliche Parkplätze,
Wohnungsbau und Wohnungsvermittlung,
Wertpapierangebot)
1. produktionseinschränkende Vorschriften (z.B.
Nachtflugverbot, Einhaltung von Grenzwerten
bei
Lärmbelästigung,
Rücknahmeverpflichtung
für Abfall, Ansiedlungshemnisse für bestimmte Industrien, Verbot gesundheitsschädlicher Produkte)
2. Kostenentlastungen der Unternehmen (Subventionen), die die Preisuntergrenzen reduzieren (z.B. Investitionshilfen für Neugründungen, Steuerermäßigungen für umweltschonende und energiesparende Technik,
Vergünstigungen für Ansiedlungen in unterentwickelten Regionen)
2. Kostenbelastungen (Steuern und andere Abgaben) der Unternehmen (z.B. Steuer auf Mineralöl, Tabak und Alkohol. Gebühren für Umweltbelastungen)
Abbildung 13: Markteffekte indirekter staatlicher Eingriffe − Nachfrage
Preis
NE0
NE1
Preis
AT
Menge
NE0
AT
NE1
Menge
Eine Verschiebung der Nachfragekurve nach
rechts (oben) wird die Produktionsmengen und
die Preise erhöhen. Dies kann erreicht werden
durch
Eine Verschiebung der Nachfragekurve nach
links (unten) wird die Produktionsmengen und
die Preise drosseln. Dies kann erreicht werden
durch
1. zusätzliche staatliche Nachfrage (z.B. Rüstungsaufträge, Bauaufträge, Kreditnachfrage,
Grundstückskauf
für
öffentliche
Einrichtungen)
1. finanzielle Belastung der Käufer (z.B. Erhöhung der Grunderwerbsteuer)
2. Aufklärung der Verbraucher (z.B. Sicherheitssitze für Kinder, umweltfreundliche Produkte)
3. Gebote und Verbote (z.B. Benutzungszwang
für Gurte, Tragen von Motorradhelmen)
2. Aufklärung der Verbraucher (z.B. Rauchen,
umweltbelastende Produkte)
3. Gebote und Verbote. (z.B. Erwerb von Waffen
nur mit Waffenschein)
GW 42: Preisbildung
5.2
17
Höchst- und Mindestpreise
Eine ganz andere Art staatlicher Eingriffe zur Veränderung der Marktergebnisse ist die direkte
Mengen- oder Preissteuerung. Wie bei der indirekten Einflussnahme (Subventionierung, Steuern usw.) bleibt die Produktion durch private Unternehmen erhalten. Allerdings werden durch die
staatliche Festlegung von Preisen und Mengen wichtige Elemente der marktwirtschaftliche Koordination außer Kraft gesetzt.
Die Mengensteuerung ist im Allgemeinen schwieriger zu handhaben, weil sie unmittelbare
Produktionsauflagen an die Unternehmen bedeutet und einen erheblichen Eingriff in die Autonomie darstellt. Dieses zentralverwaltungswirtschaftliche Instrument ist in Marktwirtschaften
faktisch bedeutungslos. Gewisse Elemente finden sich in der (europäischen) Landwirtschaft.
Dabei handelt es sich in erster Linie jedoch um Folgen der Preissteuerung.
Die Preissteuerung kann eher global erfolgen und hat den Vorteil, dass die Mengenreaktion
den Unternehmen überlassen bleibt. Diese Maßnahme wirkt auf den ersten Blick weniger
einschneidend. Bekannte Beispiele sind der allgemeine Preisstop (zur generellen Inflationsbekämpfung meist in Verbindung mit einem Lohnstop), die Festlegung von Höchstmieten
oder maximalen Mietsteigerungen sowie die Preisregulierung in der Landwirtschaft.
Innerhalb der gebundenen Preise (Festpreise) gibt es zwei Varianten, und zwar Mindestpreise
und Höchstpreise. Welche Ziele werden damit verfolgt, und welche Folgewirkungen sind vermutlich zu erwarten?
Grundlage ist ein Marktmodell mit fiktiven Zahlen, ganz allgemein gemessen in beliebigen Mengeneinheiten (ME)
und Geldeinheiten (GE). Ohne staatliche Einflussnahme würden jeweils 5 ME zum Preis von 60 GE verkauft
(Marktgleichgewicht G). Die markierten Flächen kennzeichnen den durch die staatliche Preisfixierung „verbotenen“ Bereich.
Mindestpreise
Ein Mindestpreis ist eine Begrenzung nach unten (Preisuntergrenze) und hat offenkundig
nur einen Sinn, wenn er den Gleichgewichtspreis überschreitet. Ansonsten würde sich das
dann zulässige Marktgleichgewicht einstellen. In unserem Beispiel wird der Mindestpreis bei
80 GE festgesetzt.
Mindestpreise sollen bezüglich des Marktgleichgewichts einen höheren Preis garantieren.
Mögliche Ziele der Festlegung von Mindestpreisen sind:
–
–
–
Verteuerung „schädlicher“ Güter (z.B. Alkohol), um den Verbrauch zu drosseln,
Einkommenssicherung der Produzenten (z.B. Landwirtschaft),
Schutz vor ruinöser Konkurrenz.
Als mögliche und wahrscheinliche Folgewirkungen sind festzustellen:
Die Produktion zum fixierten Preis (80 GE) ist lohnend und regt die Produktion an (auf 7
ME), während die Nachfrage durch höhere Preise zurückgedrängt wird (auf 3 ME). Unmittelbare Konsequenz ist somit ein Angebotsüberschuss (in Höhe von 4 ME).
Die tatsächliche Verkaufsmenge sinkt auf die nachgefragte Menge (3 ME).
War eine Einkommenssicherung der Produzenten beabsichtigt, wird bei elastischer
Nachfrage das Gegenteil erreicht: Die Erlöse sinken trotz höherer Preise wegen des
überproportionalen Mengenrückganges (im Beispiel von 300 GE auf 240 GE). In diesem
Fall ist als weitere Konsequenz eine staatliche Absatzgarantie wahrscheinlich. Weil die
GW 42: Preisbildung
18
Abbildung 14: Mindestpreise
Abbildung 15: Höchstpreise
Preis
Preis
120
120
Nachfrage
Nachfrage
Angebot
Angebotsüberschuß
80
80
Mindestpreis
60
Angebot
100
100
G
60
G
Höchstpreis
40
40
20
20
Nachfrageüberschuß
0
0
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
0
1
2
3
4
5
6
7
8
Menge
9
10 11
Menge
Überschussproduktion zu den hohen Garantiepreisen unverkäuflich ist, müssen die
Überschüsse dann gelagert, vernichtet oder in andere Gebiete verkauft werden.
An dieser Stelle soll nicht weiter auf den ökonomischen Unfug in der europäischen Landwirtschaftspolitik
eingegangen werden. Die Konsequenzen der Butterberge, Rindfleischberge und Weinseen für Verbraucher und Steuerzahler sind allenthalben bekannt, wie auch die internationalen Auswirkungen. Diese Politik der „Marktregulierung“ hat mit Marktmechanismus wenig zu tun. Kapitalistische Planwirtschaft und
Protektionismus wären treffendere Ausdrücke.
Schließlich besteht die Gefahr von „grauen Märkten“, auf denen (inoffiziell) die Güter tatsächlich zu geringeren Preisen angeboten werden. (Die produzierte Menge von 7 ME
könnte allenfalls zum Preis von 40 GE vollständig abgesetzt werden).
Höchstpreise
Ein Höchstpreis ist nur sinnvoll, wenn er den Gleichgewichtspreis unterschreitet, es soll ja
ein geringerer Preis erreicht werden. In unserem Beispiel wird der Höchstpreis bei 20 GE fixiert.
Höchstpreise sollen bezüglich des Marktgleichgewichts einen niedrigeren Preis garantieren.
Mögliche Ziele der Setzung von Höchstpreisen sind:
–
–
–
Allgemeine Bekämpfung der Inflation (Preisstop meist in Verbindung mit Lohnstopp),
Verbilligung „nützlicher“ Güter,
soziale Gründe („Auch ärmere Bevölkerungskreise sollen sich Brot kaufen können“).
Höchstpreise stoßen in der Öffentlichkeit nicht so schnell auf Ablehnung, denn selbstverständlich möchten Verbraucher gern zu möglichst geringen Preisen Brot und Fleisch einkaufen, niedrige Mieten bezahlen und für wenig Geld mit der Straßenbahn fahren. Doch
schauen wir uns die wahrscheinlichen Folgewirkungen etwas näher an:
Die private Produktion ist weniger rentabel und einige Anbieter werden sich gewinnträchtigeren Gütern zuwenden. Die Produktionsmenge sinkt auf 3 ME, während die
Nachfrage durch niedrigere Preise angeregt wird (auf 7 ME). Unmittelbare Konsequenz
ist nun ein Nachfrageüberschuss (4 ME) mit unübersehbaren Verknappungserscheinungen, die sich etwa in leeren Regalen und Lagern, langen Lieferfristen und Warteschlangen äußern.
GW 42: Preisbildung
19
Die tatsächlich am Markt umgesetzte Menge sinkt auf die angebotene Menge von 3 ME,
sofern die Produktionsmenge nicht auch bindend ist.
Um bei den niedrigen Preisen dennoch kostendeckend zu produzieren, sind Qualitätsverschlechterungen nicht auszuschließen.
Es ergibt sich unmittelbar das Problem, wie die nunmehr noch knapperen Güter „gerecht“ verteilt werden sollen. Denkbare Wege sind Bezugsscheine oder einfach die Methode der Warteschlange („Wer zuerst kommt, erhält das Gut“).
Es entstehen „schwarze Märkte“, auf denen die Güter zu wesentlich höheren Preisen angeboten werden, was der ursprünglichen Absicht genau entgegen läuft, von der Illegalität mit kriminellen Nebeneffekten einmal völlig abgesehen. Schwarzmarktpreise sind
keine Gleichgewichtspreise, sondern liegen deutlich darüber. (Die gesamte Menge von 3
ME könnte zum Preis von 80 GE vollständig verkauft werden.)
Höchst- und Mindestpreise ziehen zwangsläufig weitere Eingriffe (Kontrollen, Auflagen usw.)
nach sich. Besonders schwer wiegt, dass falsche Preise falsche Signale setzen und dauerhafte
Schäden in den volkswirtschaftlichen Strukturen verursachen können. Die ökonomischen Fehlentwicklungen in den Ländern des ehemaligen Ostblocks sind nicht zuletzt eine Folge falscher
Preise.
Außerdem ist die Preisfixierung mit ihren einschneidenden Folgen wenig geeignet, die gesetzten
Ziele tatsächlich zu erreichen, weil sie nicht die Ursachen von Fehlentwicklungen, sondern lediglich ihre Symptome bekämpft.
Beispiele:
Preissteigerungen sind nicht die Ursachen einer Inflation, sondern nur ihr Ausdruck. Mögliche Ursachen sind zu geringe Produktion, zu hohe gesamtwirtschaftliche Nachfrage, zu
hohe Geldmenge und Kostensteigerungen.
Mietpreissteigerungen sind die Folge einer Wohnungsknappheit. Höchstpreise (Mieten)
hemmen die erforderliche Produktionsausweitung (Schaffung von Wohnraum). Staatliche
Produktion oder staatliche Unterstützungen der privaten Schaffung von Wohnraum wären
zweckmäßiger.
Mindestpreise in der Landwirtschaft zementieren nicht mehr bedarfsgerechte Produktionsstrukturen. Hilfe zur Anpassung wäre eine Alternative.
Die genannten Einwände richten sich keineswegs gegen staatliche Eingriffe schlechthin, sondern nur gegen diese Art der Markteingriffe. Selbstverständlich sind Korrekturen zulässig, wenn
die Marktergebnisse nicht den „gewünschten“ Vorstellungen entsprechen. Hilfen zu Anpassung
sind dabei im allgemeinen zweckmäßiger. Es ist auch nicht völlig ausgeschlossen, dass in besonderen Einzelfällen eine Preisfixierung als letzte Möglichkeit hilfreich ist, etwa um Ausbeutung
zu verhindern und politische Unruhen zu vermeiden. Allerdings sollten sie dann nur kurzfristiger
Natur sein, und die anderen Maßnahmen (Ursachenbekämpfung) dürfen nicht unterbleiben.
GW 42: Preisbildung
20
Exkurs Preiselastizität der Nachfrage1
Die Elastizität gehört zu den wichtigsten analytischen Maßgrößen der Wirtschaftswissenschaften. Durch eine Elastizität wird ganz allgemein die Stärke der Reaktion (Empfindlichkeit, Reagibilität) auf eine Ursache gemessen. Als Zahlen werden dabei die relativen (prozentualen) Veränderungen genommen. Die allgemeine Definition lautet:
Elastizität =
prozentuale Veränderung der Wirkungsgröße
%w
=
prozentuale Veränderung der Ursachengröße
%u
Da man in den Wirtschaftswissenschaften eine Fülle von Ursache-Wirkungs-Beziehungen herstellen kann, gibt es eine ebensolche Fülle von verschiedenen Elastizitäten (Kostenelastizität,
Steuerelastizität; Zinselastizität der Investitionen usw.). Bei der Preiselastizität der Nachfrage ist
die Ursache eine Preisänderung, und als Wirkung darauf verändert sich die Nachfragemenge.
Preiselastizität der Nachfrage =
prozentuale Mengenänderung
%x
=
prozentuale Preisänderung
%p
Das Vorzeichen der Elastizität gibt an, ob
Elastizität (nur Betrag - ohne Vorzeichen)
sich
e = 0
: vollkommen unelastische (starre) Reaktion
e < 1
: unelastische Reaktion
e ≥
: elastische Reaktion
e =∞
: vollkommen elastische Reaktion
Ursachen-
gleichgerichtet
und
Wirkungsgröße
(positives
Vorzeichen)
oder entgegengesetzt (negatives Vorzeichen) verändern. Die Preiselastizität der
Nachfrage ist im Normalfall negativ.
Unabhängig vom Vorzeichen gibt der absolute Betrag der Elastizität an, wie stark die Reaktion
ist. Dabei hat sich folgende Sprachregelung (Konvention) herausgebildet:
• Elastisch heißt eine Reaktion, wenn die Wirkung größer als die Ursache ist.
• Unelastisch heißt eine Reaktion, wenn die Wirkung kleiner als die Ursache ist.
Beispiele zur Preiselastizität der Nachfrage:
Die Preiserhöhung sei 5%. Als Folge davon nimmt die Nachfragemenge um 6% ab. Die Preiselastizität ist dann –1,2 (elastische Nachfrage).
Eine Preiselastizität von –3 bedeutet, dass eine Preiserhöhung (z.B. um 4%) einen relativen
Mengenrückgang um das 3-fache (hier: 12%) bewirkt (elastische Reaktion).
Durch Marktforschung sei bekannt. dass die Preiselastizität für Kaffee –0,4 beträgt. Eine Preissenkung um 10% wird dann die Nachfrage um das 0,4-fache, also um 4% steigern.
Elastizität und Steigung
Die Elastizität darf nicht mit der Steigung der Kurve verwechselt werden. Diese Elastizität ist
eine Punktelastizität, und üblicherweise hat eine Funktion in jedem Punkt eine andere Elastizität – auch eine lineare Funktion2. Nur bezogen auf eine ganz konkrete Ausgangslage
drückt sich die Elastizität durch einen steileren oder flacheren Verlauf der Nachfragekurve
aus.
1 Dieser Exkurs ist die Kurzfassung eines Anhangs über „Wachstumsraten und Elastizitäten“.
2 Es gibt spezielle Funktionen, die in jedem Punkt dieselbe Elastizität haben. Das sind beispielsweise alle Ursprungsgeraden und alle Hyperbeln.
GW 42: Preisbildung
21
Übungsaufgaben zur Elastizität
Übungsaufgabe 1:
Unternehmen Tand & Talmi verkauft Modeschmuck. Derzeit werden täglich 20 versilberte
Armbänder für 36,00 € verkauft. Geplant ist eine Preiserhöhung auf 39,60 €. Es wird erwartet,
dass die Verkaufsmenge um 1 Armband pro Tag sinkt.
a) Wie hoch ist die Preiselastizität der Nachfrage?
b) Handelt es sich um eine elastische oder unelastische Reaktion?
Übungsaufgabe 2:
Die Preise für Zigaretten steigen um 8%. Als Folge davon fällt der Zigarettenabsatz um 2%.
a) Wie hoch ist die Preiselastizität der Nachfrage?
b) Handelt es sich um eine elastische oder unelastische Reaktion?
Übungsaufgabe 3:
Abbildung 1 zeigt eine lineare Nachfragefunktion
a) Wie hoch ist die Preiselastizität im Punkt N?
b) Wie hoch ist die Preiselastizität bei einem Ausgangspreis von p = 10?
Übungsaufgabe 4:
Von der Kaffeesorte „Goldene Bohne“ werden derzeit wöchentlich 10.000 Packungen für 8,80
€ verkauft. Die Preiselastizität der Nachfrage wird mit –2,5 eingeschätzt. Geplant ist eine
Preissenkung auf 8,36 €.
a) Wie wird sich die Absatzmenge verändern?
b) Wie verändern sich die Erlöse (Umsätze)?
c) Handelt es sich um eine elastische oder unelastische Reaktion?
Übungsaufgabe 5:
Die Umsatzentwicklung ist von Preis- und Mengenänderungen abhängig. Hier spielt die Preiselastizität eine wichtige Rolle. Wie verändern sich die Erlöse bei einer Preissenkung/Preissteigerung und elastischer/unelastischer Nachfrage? Bitte tragen Sie für die vier
möglichen Fälle in die nachfolgende Tabelle „steigen“ oder „fallen“ ein.
Veränderung der Erlöse:
elastische Nachfrage
unelastische Nachfrage
Preissteigerung
Preissenkung
Übungsaufgabe 6:
Ein Unternehmen plant eine Preiserhöhung um 6%. Es liegen folgende Informationen vor:
a) Die Marketingabteilung beziffert die Preiselastizität auf −1,5.
b) Die Kalkulation meldet eine Kostenelastizität von 7/9.
Wie werden sich Absatzmenge, Erlöse und Gesamtkosten ändern?
Übungsaufgabe 7:
Durch Werbung kann die Preiselastizität der Nachfrage beeinflusst werden. Zielt eine Werbestrategie auf eine Erhöhung oder auf eine Reduzierung der Preiselastizität ab?
Übungsaufgabe 8:
Ist nach Ihrer Einschätzung die Nachfrage nach Dieselkraftstoff eher elastisch oder eher unelastisch?
GW 42: Preisbildung
22
Wiederholungsfragen
1. Was sind die Wesensmerkmale von „Angebot“ und „Nachfrage“?
2. Welche Funktionen hat der Markt in einer Marktwirtschaft?
3. Nennen Sie einige Bestimmungsgründe der Nachfrage.
4. Welcher Preis-Mengen-Zusammenhang besteht bei „normaler“ Nachfrage?
5. Was ist eine „Konsumentenrente“?
6. Worin besteht das „Ausschlussprinzip“?
7. Warum ist eine Nachfragekurve in einem Preis-Mengen-Diagramm normalerweise negativ geneigt?
8. Welchen Zusammenhang misst die „Preiselastizität der Nachfrage“?
9. Nennen Sie mögliche Gründe für eine „starre“ Nachfrage.
10. Wann verschiebt sich eine Nachfragekurve?
11. Nennen Sie einige Bestimmungsgründe des Angebots.
12. Welcher Preis-Mengen-Zusammenhang besteht bei einem „normalen“ Angebot?
13. Was ist eine „Produzentenrente“?
14. Warum hat eine Angebotskurve in einem Preis-Mengen-Diagramm normalerweise eine
positive Steigung?
15. Nennen Sie mögliche Gründe für ein „starres“ Angebot.
16. Wann verschiebt sich eine Angebotskurve?
17. Nennen und begründen Sie die drei Eigenschaften eines Marktgleichgewichts.
18. Was sind mögliche Ursachen marktwirtschaftlicher Anpassungsprozessen?
19. Nennen Sie typische Erscheinungsformen von einem Nachfrageüberschuss.
20. Nennen Sie typische Erscheinungsformen von einem Angebotsüberschuss.
21. Begründen Sie, dass flexible Preise für marktwirtschaftliche Anpassungsprozesse unverzichtbar sind.
22. Welche Konsequenzen ergeben sich aus festen Preisen, die nicht dem Marktgleichgewicht entsprechen?
23. Erläutern Sie am Beispiel einer U-Bahn was geschieht, wenn bei einem starren Angebot
trotz schwankender Nachfrage die Preise fest bleiben.
GW 42: Preisbildung
23
Übungsaufgaben
Übungsaufgabe 1:
Unterstellen wir einmal, in dem Textbeispiel zur aggregierten Nachfrage (Abbildung 2) betrage der Kurs für eine Aktie „Holz & Bau AG“ 50 €. Wie hoch ist dann die Summe aller Konsumentenrenten? Welche Personen fallen unter das Ausschlussprinzip?
Übungsaufgabe 2:
Die Nachfragekurve sei p = 0,14 − 0,00001x. Der Marktpreis liegt bei pG = 0,04.
a) Wie hoch sind Verkaufsmenge xG und Umsatz EG (Erlös)?
b) Wie hoch ist bei diesem Preis die Summe aller Konsumentenrenten?
c) Welchen Wert hat bei diesem Preis die Preiselastizität (der Nachfrage)?
Übungsaufgabe 3:
Der Prohibitivpreis sei 6 Euro. Der Marktpreis liegt bei pG = 4 Euro. Zu diesem Preis werden
10.000 Stück abgesetzt. Die Nachfragekurve ist linear.
a)
b)
c)
d)
Wie lautet die Nachfragefunktion?
Wie hoch ist bei diesem Preis die Summe aller Konsumentenrenten?
Welchen Wert hat bei diesem Preis die Preiselastizität (der Nachfrage)?
Bei welchem Preis liegt das Umsatzmaximum?
Übungsaufgabe 4:
Unterstellen wir einmal, im Textbeispiel zum aggregierten Angebot (Abbildung 5) betrage der
Kurs für eine Aktie „Holz & Bau AG“ 50 €. Wie hoch ist die Summe aller Produzentenrenten?
Welche Person(en) ist(sind) Grenzanbieter?
Übungsaufgabe 5:
In den Abschnitten zur Nachfrage- und Angebotskurve haben wir als Beispiele Börsenauftrage (Abbildungen 2 und 5) behandelt. Bestimmen Sie den Aktienkurs (Gleichgewichtspreis)
und den Umsatz.
Übungsaufgabe 6:
Die Nachfragekurve sei xNE = 80.000 − 2.000p. Die Angebotskurve sei xAT = −20.000 +
2.000p.
a)
b)
c)
d)
e)
f)
Welche Menge wird im Marktgleichgewicht zu welchem Preis verkauft?
Wie hoch ist im Marktgleichgewicht die Summe aller Konsumentenrenten?
Wie hoch ist im Marktgleichgewicht die Summe aller Produzentenrenten?
Welchen Wert hat im Marktgleichgewicht die Preiselastizität (der Nachfrage)?
Welchen Wert hat im Marktgleichgewicht die Preiselastizität des Angebots?
Bei welchem Preis liegt das Umsatzmaximum?
Übungsaufgabe 7:
Ein Konzertsaal hat eine Kapazität von 2.000 Plätzen. Es soll ein Opernkonzert aufgeführt
werden. Bei einem Preis von 140 € könnten 1.000 Karten verkauft werden. Der Prohibitivpreis
beträgt 210 €. Die Nachfragekurve ist linear. Der Veranstalter möchte alle Plätze besetzen
und dabei den höchstmöglichen Preis erzielen. Es gibt nur einen Einheitspreis.
a) Zeichnen Sie in ein Preis-Mengen-Diagramm die Angebots- und die Nachfragekurve.
b) Wie viele Karten müssen zu welchem Preis verkauft werden?
c) Wegen einer Brandschutzauflage dürfen nur 1.500 Karten verkauft werden. Wie hoch sind
nun die Einnahmen?
Übungsaufgabe 8:
Ein Fußballstadion hat ein Fassungsvermögen von 50.000 Plätzen. Die Nachfragekurve ist linear und lautet: p = 120 − 0,0015xNE. Es gibt nur einen Einheitspreis für alle Plätze. Zeichnen
Sie die Angebots- und die Nachfragekurve in ein Preis-Mengen-Diagramm.
GW 42: Preisbildung
24
a) Der Veranstalter möchte alle Plätze besetzen und dabei den höchstmöglichen Preis erzielen. Welcher Preis wird gefordert? Wie viele Karten werden verkauft?
b) Der Veranstalter möchte den höchstmöglichen Umsatz erzielen. Welcher Preis wird gefordert? Wie viele Karten werden verkauft?
Übungsaufgabe 9:
Ein Reisebüro hat für einen bestimmten Zeitraum (2 Wochen) kurz vor Reisebeginn noch 30
freie Plätze in einem Feriendorf (Flugreise). Der Katalogpreis liegt bei 890 €. Eine kleine
Marktstudie erbringt folgende Ergebnisse: Kein Kunde wird 1.000 € (und mehr) für diese Flugreise zu diesem Zeitpunkt zahlen. Würde das Reisebüro die Flugreise für 200 € anbieten,
könnte es sogar 40 Tickets verkaufen. Die Nachfragekurve verläuft linear.
a)
b)
c)
d)
Zeichnen Sie die Nachfrage- und die Angebotskurven in ein Diagramm?
Wie lauten die Gleichungen Angebotsfunktion, der Nachfrage- und der Erlösfunktion?
Bestimmen Sie das Marktgleichgewicht
Welche Menge verkauft das Reisebüro zu welchem Preis, wenn es den Umsatz maximiert?
Übungsaufgabe 10:
Auf dem Markt für Wodka sind viele Anbieter tätig. Bei einem Preis von 2 € pro Flasche würden monatlich 1.000 Flaschen angeboten, bei einem Preis von 10 € dagegen 5.000 Flaschen.
Die Angebotskurve ist linear. Die Nachfrage nach Wodka beträgt 4.000 Flaschen pro Monat
und ist vollkommen unelastisch.
a) Zeichnen Sie in ein Preis-Mengen-Diagramm die Angebots- und die Nachfragekurve.
b) Wie viele Flaschen werden im Marktgleichgewicht zu welchem Preis verkauft?
Übungsaufgabe 11:
Ein Kaufhaus hat kurz vor Weihnachten noch 50 Tannenbäume (ohne Wurzeln) anzubieten.
Nach Weihnachten sind sie nicht mehr absetzbar. Eine kleine Marktstudie erbringt folgende
Ergebnisse: Kein Kunde wird 40 € (und mehr) für einen Tannenbaum zahlen. Würde das
Kaufhaus die Tannenbäume verschenken, könnten 80 Stück abgesetzt werden. Die Nachfragekurve verläuft linear.
a) Zeichnen Sie die Nachfrage- und die Angebotskurven in ein Diagramm?
b) Wie lauten die Gleichungen der Nachfrage- und der Angebotsfunktion?
c) Das Kaufhaus möchte einen möglichst hohen Preis erzielen, unter der Bedingung, dass alle Blumensträuße verkauft werden. Wie hoch ist dieser Preis? Wie hoch ist dann der Umsatz?
d) Welchen Preis setzt das Kaufhaus, wenn es den Umsatz maximiert? Wie hoch ist dann
der Umsatz?
Übungsaufgabe 12:
Ein Parkhaus in der Innenstadt hat 500 Einstellplätze. Die Gebühr beträgt zu jeder Tagesund Nachtzeit 1 € pro Stunde. Zeichnen Sie in ein Preis-Mengen-Diagramm die Angebotskurve. Zeichnen Sie zusätzlich die beiden (normalen) Nachfragekurven (Prinzipskizze) ein
a) für den Samstag zur Haupteinkaufsszeit (wenn alle Plätze belegt sind und viele Autos in
einer Schlange vor der Einfahrt warten) und
b) für den Samstag nach Geschäftsschluss (wenn viele Parkplätze nicht besetzt sind).
Beschreiben Sie die beiden Situationen.
GW 42: Preisbildung
25
Bearbeitungshinweis zu den nachfolgenden Aufgaben
Zeichnen Sie zunächst das entsprechende Marktmodell mit der Nachfrage- und Angebotskurve
als Ausgangslage. Dann geht es um die Änderung: Welche Kurve verschiebt sich wohin? Wo
liegt das neue Gleichgewicht. Dazu reicht eine Prinzipskizze – ohne Lineal. Bitte stellen Sie in
den nachfolgenden Aufgaben nur den im Text erwähnten Zusammenhang dar. Bitte keine weiter
gehenden Spekulationen, was noch alles geschehen könnte. Dann sind die Aufgaben nicht
mehr eindeutig lösbar.
Übungsaufgabe 13:
Der Markt für Kartoffeln befinde sich im Gleichgewicht (Ausgangslage). Die jährliche Erntemenge ist weitgehend vorgegeben. Aufgrund einer Hitzeperiode gibt es in diesem Jahr deutlich weniger Kartoffeln. Wie werden sich Preis und Menge verändern?
Übungsaufgabe 14:
Der Markt für DVD-Player befindet sich im Gleichgewicht (Ausgangslage). Aufgrund der vielen Berichte in den Medien steigt die Nachfrage sehr stark an. Zeigen Sie anhand einer Prinzipskizze (Preis-Mengen-Diagramm) die vermutlichen Auswirkungen.
Übungsaufgabe 15:
Der Markt für DVD-Player befindet sich im Gleichgewicht (Ausgangslage). Nun gelingt einigen
Herstellern eine Rationalisierung mit deutlichen Kostensenkungen. Zeigen Sie anhand einer
Prinzipskizze (Preis-Mengen-Diagramm) die vermutlichen Auswirkungen.
Übungsaufgabe 16:
Der Markt für Mineralöl (Benzin) befinde sich im Gleichgewicht (Ausgangslage). Nun wird die
Mineralölsteuer (Ökosteuer) angehoben. Wie ändern sich die Markergebnisse bei elastischer
und unelastischer Nachfrage? Vergleichen Sie bitte.
Übungsaufgabe 17:
Der Benzinmarkt befinde sich im Gleichgewicht (Ausgangslage). Nun setzen die erdölproduzierenden Länder (OPEC-Kartell) eine Mengenreduzierung durch. Skizzieren Sie die vermutlichen Wirkungen.
Übungsaufgabe 18:
Nehmen wir einmal an, der Goldmarkt befinde sich im Gleichgewicht. Nun verkaufen zusätzlich die Zentralbanken Gold aus ihren Beständen. Skizzieren Sie anhand eines Preis-MengenDiagramms die vermutlichen Wirkungen.
Übungsaufgabe 19:
Der Markt für Vollkornbrot befinde sich im Gleichgewicht (Ausgangslage). Nun beweist eine
Studie, dass Vollkornbrot außerordentlich gesund ist. Dies wird in allen Medien ausführlich
berichtet. Die Verbraucher sind daran sehr interessiert. Gleichzeitig können die Hersteller
kostengünstigere Fertigungstechniken anwenden. Wie werden sich Preis und Menge verändern?
Übungsaufgabe 20:
Auf dem Devisenmarkt liegt der Preis für 1 Dollar (= Wechselkurs) gegenwärtig bei 0,70 €.
Nun deuten alle Anzeichen darauf hin, dass in Kürze eine deutliche Abwertung des Dollar
(Preissenkung) bevorsteht. Die Anbieter und Nachfrager stellen sich darauf ein.
Wie lassen sich diese Verhaltensweisen im Diagramm berücksichtigen? Wie werden sich
Preis und Menge aufgrund der Erwartungen verändern?
Übungsaufgabe 21:
Der Kurs für die COM-Aktie entspricht bei Eröffnung der Börse dem Gleichgewichtspreis. Nun
verbreitet sich die Nachricht, dass die Zukunftsaussichten der COM-AG recht düster sind.
Wie lässt sich die vermutliche Reaktion der Anleger auf diese Nachricht grafisch darstellen?
Was wird vermutlich geschehen?
GW 42: Preisbildung
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Übungsaufgabe 22:
Die Bundesregierung plant, aus ökologischen Gründen den Energieverbrauch (hier: Strom) zu
drosseln. Zeigen Sie für die nachfolgenden Varianten die möglichen Auswirkungen jeweils
anhand eines Diagramms.
a) Sie beschließt eine Erhöhung der Energiesteuer (auf Strom).
(1) Wie ändern sich die Marktergebnisse bei normaler Nachfrage?
(2) Wie ändern sich die Marktergebnisse bei vollkommen unelastischer Nachfrage?
b) Sie fördert (subventioniert) den Kauf verbrauchsarmer Geräte?
c) Sie führt Mindestpreisen auf einem höheren Niveau als bislang ein.
Übungsaufgabe 23:
Wir betrachten die beiden Arbeitsmärkte für „Informatiker“ und für „Ingenieure“. Das Angebot
ist kurz- bis mittelfristige sehr unelastisch. Aufgrund technologischer Veränderungen verlagert
sich die Nachfrage von Ingenieuren zu Informatikern.
a) Was wird auf den beiden Märkten vermutlich kurz- bis mittelfristig geschehen?
b) Was könnte längerfristig geschehen, wenn auch die Angebotsseite entsprechend reagiert?
Übungsaufgabe 24:
Der Arbeitsmarkt für Bauarbeiter sei in der Ausgangslage im Gleichgewicht. Angebots- und
Nachfragekurve sollen einen normalen Verlauf zeigen. Nach dem Wegfall der Grenzen bieten
nun zusätzlich auch ausländische Arbeitnehmer ihre Arbeitsleistungen an. Zeichnen Sie das
entsprechende Diagramm.
a) Welche Änderungen ergeben sich bei einer marktwirtschaftlichen Anpassung?
b) Was geschieht, wenn der alte Gleichgewichtslohn (Preis) festgeschrieben wird?
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