p - Georg-August-Universität Göttingen

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Skript zur Vorlesung
Mikroökonomik II
Prof. Dr. Robert Schwager
Georg-August-Universität Göttingen
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
1
Inhaltsübersicht
Mikroökonomik I:
Einzelwirtschaftliche Entscheidungen
•
Entscheidungen einzelner Wirtschaftssubjekte
(Haushalte, Unternehmen)
•
Optimierungsprinzip
Mikroökonomik II:
Märkte und strategisches Verhalten
•
Interaktion mehrerer Wirtschaftssubjekte
(Anbieter und Nachfrager, zwei Anbieter, ...)
•
Optimierungsprinzip und Gleichgewichtsprinzip
2
Mikroökonomik II: Märkte und
strategisches Verhalten
C. Wettbewerbsmärkte
12. Wettbewerb und Monopol auf einem einzelnen
Markt
13. Allgemeines Gleichgewicht
14. Ersparnis und Investition
15. Risiko und Versicherung
D. Spieltheorie und oligopolistische Märkte
16. Spiele in Normalform
17. Sequenzielle Entscheidungen
18. Oligopoltheorie
19. Asymmetrische Information
3
Literatur
Bergstrom, T. und H. Varian: Workouts in
intermediate microeconomics, New York: Norton.
Böhm, V. : Arbeitsbuch zur Mikroökonomik, Band I,
Berlin: Springer.
Böhm, V. : Arbeitsbuch zur Mikroökonomik, Band II,
Berlin: Springer.
Chiang, A. und K. Wainwright: Fundamental methods
of mathematical economics, Boston u.a.: McGrawHill.
Feess, E.: Mikroökonomie: Eine spieltheoretisch- und
anwendungsorientierte Einführung, Marburg:
Metropolis.
Pindyck, R. und S. Rubinfeld: Microeconomics, Upper
Saddle River: Pearson.
Varian, H.: Intermediate microeconomics: A modern
approach, New York: Norton.
In der Vorlesung werden die jeweils aktuellen
Auflagen der verwendeten Literatur angegeben.
4
C. Wettbewerbsmärkte
Mikroökonomische Markttheorie
Gegenstand:
Die Erklärung von Preisen und gehandelten Mengen
auf Märkten.
Unterscheidung verschiedener Ansätze
... danach, wie umfassend die Erklärung sein soll:
•
Gleichgewicht auf einem Markt,
Partialmarkttheorie
→ Kap. 11 (Mikroökonomik I), 12
•
Gleichgewicht auf allen Märkten,
Theorie des Allgemeinen Gleichgewichts
→ Kap. 13
... nach der Marktform
5
Marktformen
Marktform
Zahl der
Anbieter
Verhaltensannahme
Wettbewerb, „viele“
Konkurrenz,
Polypol
Jeder Anbieter wählt
seine Menge für
gegebenen Preis,
„Preisnehmerverhalten“
Oligopol,
bzw. Dyopol
„wenige“,
bzw. zwei
Jeder Anbieter wählt
seine Menge oder
seinen Preis für
gegebenes
Verhalten der
anderen Anbieter
und unter
Berücksichtigung
der Nachfragekurve
Monopol
einer
Der Anbieter wählt
Menge und Preis
unter Berücksichtigung der
Nachfragekurve
6
12. Wettbewerb und
Monopol auf einem
einzelnen Markt
Kurzfristiges Gleichgewicht
→ Kapitel 11, Mikroökonomik I
Preis
S
p*
D
y*
Menge
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
7
Komparative Statik
Wie ändern sich der Gleichgewichtspreis und die
Gleichgewichtsmenge, wenn sich eine exogene
Größe ändert.
Beispiele für exogene Größen:
•
Inputpreise
•
Einkommen der Konsumenten
•
Steuersatz
Mengensteuer
Der Staat erhält t Euro pro Einheit des Gutes,
die verkauft wird.
Beispiele: Mineralölsteuer, Tabaksteuer
Verkäuferpreis, Produzentenpreis
Käuferpreis, Konsumentenpreis
ps
pd
pd = ps + t
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
8
Die Verkäufer bezahlen die Steuer.
Preis
t
S
pd*
ps*
D
y*
Menge
y* sinkt
pd* steigt
ps* sinkt.
Die Käufer tragen einen Teil der Steuerlast. Die
Steuer wird teilweise auf die Käufer überwälzt.
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
9
Die Käufer bezahlen die Steuer.
Preis
S
pd*
ps*
t
y*
D
Menge
y*, pd* und ps* sind genau so groß wie im Falle
der Steuerzahlung durch die Anbieter. Die
Überwälzung der Steuer hängt nicht davon ab,
wer sie bezahlt.
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
10
Spezialfälle
1) Vollständige Überwälzung auf die Nachfrager
b)
a)
p
p
D
D
ps+t
ps
S
S
t
t
y
y
2) Vollständige Überwälzung auf die Anbieter
p
b)
p
a)
S
S
t
D
D
t
y
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
y
11
Wohlfahrtswirkung der Mengensteuer
p
S
t
pd
ps
D
y1
y0
y
Durch Steuer geht die Menge von y0 auf y1 zurück.
KR nach Einführung der Steuer
PR nach Einführung der Steuer
Steueraufkommen
Wohlfahrtsverlust
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
12
Das langfristige
Wettbewerbsgleichgewicht
Unterschiede zwischen kurzfristiger und langfristiger
Betrachtung
•
langfristige statt kurzfristige Kostenfunktion
•
langfristige statt kurzfristige Angebotsfunktionen der einzelnen Unternehmen
•
häufig: identische Kostenfunktionen, da
Imitation möglich ist
•
Markteintritt und Marktaustritt
Annahme:
Es gibt keine Markteintritts- oder Marktaustrittskosten.
Optimierungsprinzip
Wenn auf dem Markt Gewinne erzielt werden, treten
neue Unternehmen ein. Wenn Verluste gemacht
werden, treten Unternehmen aus.
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
13
Gleichgewichtsprinzip
Die Zahl der Unternehmen ändert sich nicht
mehr, wenn kein eintretendes Unternehmen
einen Gewinn erzielen könnte und kein im Markt
aktives Unternehmen Verluste macht.
⇒ Im langfristigen Gleichgewicht sind die
Gewinne 0.
⇒ Im langfristigen Gleichgewicht ist der Preis
so groß wie die Durchschnittskosten.
Die notwendige Bedingung für ein GewinnMaximum gilt auch langfristig:
p = MC.
Deshalb gilt:
p = MC=AC.
Im langfristigen Gleichgewicht ist der Preis so
groß wie das Minimum der Durchschnittskosten.
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
14
Marktzutritt und langfristiges
Wettbewerbsgleichgewicht
Preis
MC=S1
D
S3
S2
...
AC
S8
S langfristig
p*
y*
Menge
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
15
Der Gewinn muss nicht exakt null sein, da die
Unternehmensanzahl eine ganze Zahl sein muss.
p
D
Sm
Sm+1
min A C
y
Anwendung: Überwälzung einer
Mengensteuer
Langfristig tragen die Nachfrager einen
größeren Teil der Steuerlast als kurzfristig,
weil das Angebot elastischer reagiert.
Im typischen Fall (waagerechte langfristige
Angebotskurve) tragen die Nachfrager die
Steuer langfristig alleine.
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
16
Marktzutrittsschranken
Die etablierten Unternehmen wollen Marktzutritt
verhindern, um sich Gewinne zu sichern („Renten“).
„Rente“ ist eine Zahlung an einen Anbieter, die nicht
notwendig ist, um dessen Leistung hervorzubringen.
Beispiele
•
nur beschränkt verfügbare Produktionsfaktoren.
Hier ist der Gewinn, der langfristig verbleibt,
eine Rente für diesen Faktor.
•
Absprachen der etablierten Anbieter;
Drohungen an potentiell eintretende
Unternehmen, z. B. „Preiskrieg“.
Problem:
Es ist oft nicht im Interesse eines etablierten
Unternehmens, sich an die Absprachen zu halten
und die Drohung wirklich wahr zu machen.
•
staatlicher Schutz, z. B. durch Lizenzen,
Importquoten, Qualitätsstandards, ...
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
17
Monopol
Auf dem Markt gibt es nur einen Anbieter. Der
Monopolist kann den Marktpreis beeinflussen.
Beschränkungen des Monopolisten bei der
Gewinnmaximierung
•
technologische Beschränkungen
(Kostenfunktion)
•
Marktbeschränkungen
(Nachfragefunktion)
D(p) = y, d. h., der Monopolist kann nur soviel
verkaufen, wie die Nachfrager kaufen wollen.
Äquivalente Formulierung mit der inversen
Nachfragefunktion (oder Preis-Absatz-Funktion).
p = p ( y ) Preis, den die Nachfrager zahlen,
wenn
y abgesetzt wird.
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
18
Gewinnmaximierung des Monopolisten
max
y
p ( y) ⋅ y − c ( y)
1
424
3
Erlös
Notwendige Bedingung für ein inneres
Gewinnmaximum y > 0
p ( y ) + p ′( y ) ⋅ y − c′( y ) = 0
Grenzerlös
Grenzkosten
Interpretation der Bedingung
Grenzerlös = Grenzkosten
Eine Erhöhung des Outputs um 1 Einheit
verursacht zusätzliche Kosten in Höhe von c' ( y ) .
Sie bringt zusätzlichen Erlös in Höhe von p ( y ),
wenn sie verkauft wird. Der Preis sinkt aber um
p '( y ) . Die Preissenkung betrifft alle y Einheiten,
so dass der Erlös wegen der Preissenkung um
y ⋅ p′( y ) zurückgeht.
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
19
c ( y ) Kosten
Erlös
Kosten
r ( y) = p ( y) ⋅ y
Erlös
y
Preis
Cournotscher
Punkt
p*
D
y*
MC = c´ (y)
Grenzkosten
y
MR = r´(y)
Grenzerlös
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
20
Die Wohlfahrtswirkung des Monopols
p
D
pm
KR
Wohlfahrtsverlust
PR
MC
pc
ym
yc
y
MR
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
21
Die Summe aus KR und PR wird bei der Menge
yc
maximal. Dies würde erreicht, wenn das
Unternehmen sich „wie unter vollständiger
Konkurrenz“ verhalten würde, d. h. als
Preisnehmer.
Vergleich zwischen dem Monopol und einem
repräsentativen Unternehmen.
Beim Übergang zum Monopol
•
wird die grün umrandete Fläche
von den
Konsumenten zum Monopolisten umverteilt,
d. h. sie wird von KR zu PR.
•
entsteht ein Wohlfahrtsverlust in Höhe der roten
Fläche
.
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
22
Ursachen für Monopole
•
Zunehmende Skalenerträge, z. B. durch
Fixkosten und konstante Grenzkosten.
Bei p = MC entstehen Verluste.
Das Wettbewerbsgleichgewicht wird durch
Marktaustritt zerstört: Natürliches Monopol
Preis
D
„Wettbewerbspreis“
AC
MC
Verlust
Wettbewerbsmenge
•
Menge
Staatlicher Schutz
z. B. Monopol der Deutschen Post für die
Beförderung von Briefen bis 50g (bis 2007).
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
23
Zusammenfassung
•
•
•
•
•
•
•
Auf einem Wettbewerbsmarkt wird eine
Mengensteuer in der Regel teilweise oder
vollständig auf die Konsumenten überwälzt.
Wenn eine Steuer auf ein Konsumgut
erhoben wird, entsteht ein Wohlfahrtsverlust.
Im langfristigen Marktgleichgewicht sind die
Gewinne 0, wenn Marktzutritt und –austritt
möglich sind und die beste Technologie
imitiert werden kann.
Unternehmen auf einem Markt, zu dem kein
Marktzutritt möglich ist, erzielen eine Rente.
Ein Monopolist setzt seinen Preis so, dass der
Grenzerlös und die Grenzkosten gleich sind.
Die Summe aus Konsumenten- und
Produzentenrente ist bei monopolistischer
Preissetzung nicht maximal.
Monopole entstehen durch zunehmende
Skalenerträge oder durch staatlichen Schutz.
Mikroökonomik II: 12 Wettbewerbsgleichgewicht und Monopol
24
13 Allgemeines
Gleichgewicht
Gleichgewicht auf einem einzelnen Markt
Unternehmen
Geld
Haushalte
Gut
Allgemeines Gleichgewicht
Faktoren
Kosten + Gewinn = Einkommen
Unternehmen
Haushalte
Erlös = Konsumausgaben
Konsumgüter
Mengenströme
Wertströme
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
25
In der Theorie des Gleichgewichts auf einem
einzelnen Markt wird nur ein Preis endogen
bestimmt; alle anderen Preise und das
Einkommen jedes Konsumenten sind exogen.
In der Theorie des allgemeinen Gleichgewichts
sind alle Preise endogen. Es wird ein simultanes
Gleichgewicht auf allen (Konsumgüter- und
Faktor-) Märkten bestimmt.
Reiner Tausch
Gut 2
Ausgaben für Gut 2
Haushalt B
Haushalt A
Ausgaben für Gut 1
Gut 1
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
26
2 Haushalte A, B
2 Güter 1, 2
Keine Produktion.
ω 1A
ω A2
Ausstattung des Haushalts A mit Gut 1
Ausstattung des Haushalts A mit Gut 2
ω 1B
ω B2
Ausstattung des Haushalts B mit Gut 2
x1A
Konsum des Haushalts A von Gut 1
x 2A
Konsum des Haushalts A von Gut 2
x1B
Konsum des Haushalts B von Gut 1
xB2
Konsum des Haushalts B von Gut 2
(x
1
A
Ausstattung des Haushalts B mit Gut 1
, x A2 , x1B , xB2
)
Allokation
x1A + x1B = ω1A + ω1B ⎫
erreichbare Allokation
2
2
2
2 ⎬
und x A + xB = ω A + ωB ⎭
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
27
Grafische Darstellung erreichbarer Allokationen
x A2
ω1B
OB
x1B
ωB2
ω A2
x1A
OA
ω1A
xB2
Edgeworth-Box
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
28
Pareto-Effizienz
u A (x1A , x A2 )
Nutzenfunktion
u B (x1B , x B2 )
Nutzenfunktion
des Haushalts A
des Haushalts B
Definition:
Eine erreichbare Allokation (x1A , x A2 , x1B , x B2 )
ist Pareto-effizient, wenn es keine erreichbare
Allokation (x 1A , x A2 , x B1 , x B2 ) gibt, so dass
u A ( x 1A , x A2 ) ≥ u A ( x1A , x A2 )
und u B ( x B1 , x B2 ) ≥ u A ( x1B , x B2 ),
mit mindestens einem „>“.
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
29
Gut 2
OB
Gut 1
Y
X
Gut 1
OA
Gut 2
Allokation X ist nicht Pareto-effizient. Wenn
Haushalt A etwas von Gut 1 an Haushalt B abgibt
und dafür etwas von Gut 2 von Haushalt B
bekommt (
), dann stellen sich beide besser.
Der rote Pfeil illustriert eine ParetoVerbesserung. Allokation Y ist Pareto-effizient.
Hier gilt MRSA = MRSB.
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
30
Die Menge aller Pareto-effizienten Allokationen heißt
Kontraktkurve.
Gut 2
0B
Gut 1
n tr
o
K
a
rv
u
k
kt
e
Gut 1
0A
Gut 2
Soweit die Kontraktkurve im Inneren der
Edgeworth-Box verläuft (d. h., falls
x1A , x A2 , x1B , x B2 > 0 ), gilt auf ihr
∂u A (x1A , x A2 , ) / ∂x1A
(
∂u A x1A ,
x A2 ,
)
/ ∂x A2
=
∂u B (x1B , x B2 , ) / ∂x1B
(
∂u B x1B ,
x B2 ,
)
/ ∂x B2
.
MRSA = MRSB
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
31
Wettbewerbsgleichgewicht
p1
Preis für Gut 1
p2
Preis für Gut 2.
Jeder Haushalt maximiert seinen Nutzen unter
seiner Budgetbeschränkung. Das liefert die
Marshallschen Nachfragefunktionen beider
Haushalte nach beiden Gütern.
Im Gleichgewicht wird von jedem Gut soviel
nachgefragt, wie vorhanden ist.
Haushalt A :
u.d.B.
⇒
max
1
2
xA , xA
u A ( x1A , x A2 )
p1 x1A + p2 x A2 = p1ω 1A + p2ω A2
x1A ( p1 , p2 ; p1ω 1A + p2ω A2 )
x A2 ( p1 , p2 ; p1ω 1A + p2ω A2 )
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
32
Ebenso für Haushalt B:
x1B ( p1 , p2 ; p1ω 1B + p2ω B2 )
x B2 ( p1 , p2 ; p1ω 1B + p2ω B2 )
Definition des Gleichgewichts:
*
*
Preise p1 , p2 , so dass die
Markträumungs-Bedingungen
x1A ( p1* , p2* ; p1*ω1A + p2*ω A2 ) + x1B ( p1* , p2* ; p1*ω1B + p2*ωB2 ) = ω1A + ω1B
und
x A2 ( p1* , p2* ; p1*ω1A + p2*ω A2 ) + xB2 ( p1* , p2* ; p1*ω1B + p2*ωB2 ) = ω A2 + ω B2
erfüllt sind.
Walras-Gleichgewicht,
Wettbewerbsgleichgewicht
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
33
Gesetz von Walras
Für alle Preise p1 , p 2 ist der Wert der
gesamtwirtschaftlichen Überschussnachfrage 0.
[
⋅ [x
p1 ⋅ x1A ( p1 , p2 ) + x1B ( p1 , p 2 ) − ω 1A − ω 1B
+ p2
2
A
( p1 , p2 ) + x B2 ( p1 , p2 ) − ω A2 − ω B2
]
]=
0.
Beweis:
Die Nachfragefunktionen erfüllen die Budgetgleichungen.
Folgerung:
Wenn Markt 1 geräumt ist, dann muss auch
Markt 2 geräumt sein.
Es genügt zur Bestimmung des Gleichgewichts,
einen der beiden Märkte zu betrachten.
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
34
Grafische Bestimmung des Wettbewerbsgleichgewichts
Schnittpunkt der Preiskonsumkurven (offer curves)
Gut 2
OB
Gut 1
Gleichgewicht
x A2 (⋅) − ω A2
Überschussnachfrage
des Hh A,
Gut 2
OCB
OCA
OA
Ausstattung
p1*
− *
p2
ω 1A − x1A (⋅)
Überschussangebot des
Hh A, Gut 1
Gut 1
Gut 2
Die rote Gerade ist die gemeinsame Budgetgerade beider Haushalte zum GleichgewichtsPreisverhältnis p1*/p2*.
Gestrichelte Kurven: Indifferenzkurven durch die
Gleichgewichts-Allokation.
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
35
Gleichgewicht und Pareto-Effizienz
Der erste Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomik
Die Allokation jedes Wettbewerbsgleichgewichts ist
Pareto-effizient.
Beweis:
Es seien
(x1A , x A2 , x1B , xB2 )
die Allokation im
Gleichgewicht und p1* , p2* die Gleichgewichts-Preise.
Entgegen der Behauptung gebe es eine erreichbare
Allokation, die den einen besser und den anderen
nicht schlechter stellt. Dann gibt es auch eine
erreichbare Allokation (x 1A , x A2 , x B1 , x B2 ), die beide
besser stellt, d. h.
u A (x 1A , x A2 ) > u A (x1A , x A2 )
und
u B (x B1 , x B2 ) > u B (x1B , x B2 ) .
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
36
Da Haushalt A das bessere Güterbündel ( x 1A , x A2 )
im Gleichgewicht nicht gewählt hat, konnte er es
sich nicht leisten:
p1* x 1A + p2* x A2 > p1*ω 1A + p1*ω A2 .
Ebenso Haushalt B:
p1* xB1 + p2* xB2 > p1*ω 1B + p2*ω B2 .
Addieren der beiden Ungleichungen liefert:
p1* (x 1A + xB1 − ω 1A − ω 1B ) + p2* (x A2 + xB2 − ω A2 − ω B2 ) > 0.
Die Preise sind positiv. Deshalb muss eine der
beiden Klammern positiv sein. Die Allokation
(x 1A , x A2 , xB1 , xB2 ) ist also nicht erreichbar.
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
37
Der zweite Hauptsatz der
Wohlfahrtsökonomik
Wenn alle Haushalte konvexe Präferenzen haben,
dann gibt es zu jeder Pareto-effizienten Allokation
eine Verteilung der Anfangsausstattung, so dass
diese Allokation ein Wettbewerbsgleichgewicht ist.
Gut 2
Gut 1
0B
Y
Pareto-effiziente Allokation
X
Gut 1
0A
Begründung:
Gut 2
Die gemeinsame |MRS| einer Pareto-effizienten
Allokation definiert das GleichgewichtsPreisverhältnis. Die Anfangsausstattung kann dann
beliebig auf der so erzeugten Budgetgeraden
gewählt werden, z. B. X oder Y.
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
38
Produktion
Bestandteile einer Produktionsökonomie
•
•
•
Anfangsausstattungen an Gütern und
Produktionsfaktoren
Technologiemengen der Unternehmen
Präferenzen der Haushalte
Erreichbare Allokationen
•
•
Jedes Unternehmen führt einen technisch
möglichen Produktionsplan aus.
Die ursprünglich vorhandene und die produzierte
Menge eines Gutes sind zusammen so groß wie
die konsumierte und die als Input verwendete
Menge dieses Gutes.
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
39
Effizienz
Pareto-effiziente Allokationen werden durch drei
Teilaspekte charakterisiert.
Tauschoptimum, effiziente Konsumstruktur
Es ist nicht möglich, durch Tausch der vorhandenen
Konsumgüter einen Haushalt besser zu stellen ohne
einen anderen schlechter zu stellen (siehe Definition
S. 34).
Bedingung für jeweils zwei Haushalte A, B:
MRS des Haushalts A = MRS des Haushalts B
Produktionsmaximum
Es ist nicht möglich, mit den vorhandenen Inputs
mehr von einem Gut zu produzieren ohne von
einem andern Gut weniger zu produzieren.
Bedingung für jeweils zwei Unternehmen 1, 2:
TRS in Unternehmen 1 = TRS in Unternehmen 2
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
40
Effiziente Produktionsstruktur
Es ist nicht möglich, durch Umschichtung der Produktion von einem Konsumgut zu einem anderen
einen der beiden Haushalte besser zu stellen.
Die Produktionsmöglichkeitenmenge gibt an,
welche Outputkombinationen mit den vorhandenen
Inputs möglich sind. Sie wird von der oder
Transformationskurve begrenzt.
Gut 2
Trans
fo
kurve rmations-
Produktionsmöglichkeitenmenge
MRT
Gut 1
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
41
Die Grenzrate der Transformation MRT gibt
an, um wie viele Einheiten die von Gut 2 hergestellte
Menge verändert (d. h. gesenkt) werden muss,
wenn von Gut 1 eine Einheit mehr hergestellt
werden soll.
MRT = Steigung der Transformationskurve
Bedingung für effiziente Produktionsstruktur:
MRT = MRS
Gut 2
Trans
fo
matio rns k u r
ve
Effiziente Allokation
Indifferen
z
kurve
Gut 1
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
42
Produktionsökonomie mit
Privateigentum
Eigentumsrechte und Ziele
•
Die Anfangsausstattungen an allen Gütern
(Produktionsfaktoren und Konsumgüter)
gehören den Haushalten.
•
Die Eigentumsrechte an den Unternehmen
sind zwischen den Haushalten aufgeteilt.
•
Unternehmen maximieren den Gewinn.
•
Haushalte maximieren den Nutzen.
•
Das Einkommen jedes Haushalts besteht aus
dem Wert seiner Anfangsausstattung und
den auf ihn entfallenden Anteilen an den
Unternehmensgewinnen.
Gewinnmaximierung
Ein Unternehmen produziert mit vorgegebenen
Inputs die Güter x1 und x2. Der Gewinn ist
π = p1x1 + p2x2 – Kosten .
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
43
Isogewinnlinien
x2 =
π + Kosten
p2
−
p1
x1
p2
Der gewinnmaximierende Produktionsplan wird
durch die höchste Isogewinnlinie bestimmt, die
mit der Transformationskurve noch einen Punkt
gemeinsam hat. Dort gilt MRT = p1 / p2 .
Gut 2
π + Kosten
p2
Is
o
ge
w
in
n
lin
ien
Gewinnmaximierender
Produktionsplan
−
p1
p2
Gut 1
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
44
Wettbewerbsgleichgewicht
Preise, so dass auf allen Märkten Angebot und
Nachfrage gleich sind.
Das Wettbewerbsgleichgewicht in einer
Produktionsökonomie mit Privateigentum
ist Pareto-effizient.
Gut 2
(Gewinn + Kosten) / p2
= Einkommen / p2
Effiziente Allokation
= Gleichgewicht
p1*
− *
p2
Gut 1
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
45
Zusammenfassung
•
Die Theorie des allgemeinen Gleichgewichts
beschreibt die simultane Preisbildung auf allen
Märkten.
•
In der Edgeworth-Box werden erreichbare
Allokationen dargestellt.
•
Die Transformationskurve begrenzt die Menge
der Outputkombinationen, die mit gegebenen
Inputs hergestellt werden können.
•
Die Grenzrate der Transformation gibt an, um
wie viele Einheiten die Produktion eines Gutes
eingeschränkt werden muss, wenn von einem
anderen Gut eine zusätzliche Einheit produziert
werden soll.
•
Pareto-effiziente Allokationen sind dadurch
gekennzeichnet, dass
- die Grenzraten der Substitution zwischen
zwei Gütern bei allen Haushalten
übereinstimmen,
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
46
- die Technischen Raten der Substitution
zwischen zwei Inputs bei allen Unternehmen
übereinstimmen, und
- die Grenzrate der Transformation zwischen
zwei Gütern mit der Grenzrate der Substitution
zwischen diesen Gütern übereinstimmt.
•
Im Wettbewerbsgleichgewicht passen sich die
Preise so an, dass alle Märkte geräumt sind.
•
Das Gesetz von Walras besagt, dass der Wert
der gesamtwirtschaftlichen Überschussnachfrage
für alle Preise gleich null ist.
•
Die Allokation jedes Wettbewerbsgleichgewichts
ist Pareto-effizient.
•
Jede Pareto-effiziente Allokation ist eine
Gleichgewichts-Allokation, wenn die
Anfangsausstattungen passend umverteilt
werden.
Mikroökonomik II: 13 Allgemeines Gleichgewicht
47
14 Ersparnis und
Investition
Intertemporale Entscheidungen sind
Entscheidungen, die Auswirkungen in mehreren
Perioden haben.
•
Entscheidung eines Haushalts zwischen
Konsum und Ersparnis.
•
Entscheidung eines Unternehmens über eine
Investition.
Haushaltsentscheidung
Ein Haushalt lebt zwei Perioden 1 und 2
(„heute und morgen“). In jeder Periode gibt es
ein Konsumgut, dessen Preis 1 Geldeinheit ist.
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
48
• c1
• c2
• m1 > 0
• m2 ≥ 0
Konsum in Periode 1,
„Gegenwartskonsum“
Konsum in Periode 2,
„Zukunftskonsum“
Einkommen in Periode 1
Einkommen in Periode 2
Kaufkrafttransfer zwischen Perioden
•
r
Zinssatz.
Für jede in Periode 1 gesparte Geldeinheit erhält der
Haushalt in der zweiten Periode r Geldeinheiten Zins;
für jede Geldeinheit Kreditaufnahme in Periode 1
muss er in der zweiten Periode r Geldeinheiten Zins
bezahlen.
Budgetgleichung der Periode 1:
c1 + s = m1
• s > 0 Ersparnis
• s < 0 Kreditaufnahme
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
49
Budgetgleichung der Periode 2:
c2 = m2 + s + rs
• s
Rückzahlung der Ersparnis,
Tilgung des Kredits
Auflösen der Budgetgleichung in Periode 1 nach
s und Einsetzen in die Budgetgleichung der
Periode 2 liefert die
Intertemporale Budgetgleichung
(1 + r )c1 + c2 = (1 + r )m1 + m2
c1 +
c2
m2
= m1 +
(1 + r )
(1 + r )
(1)
(2)
Vgl. Budgetgleichung mit m1, m2 als
Anfangsausstattung (Kap. 6, Mikroökonomik I):
p1c1 + p 2 c2 = p1m1 + p 2 m2
In (1) ist
p1 = (1 + r ) , p 2 = 1.
In (2) ist
p1 = 1, p2 =
1
.
1+ r
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
50
p1 / p2 = 1+ r ist der Preis des Gegenwartskonsums
relativ zum Preis des Zukunftskonsums.
Der Zinsfaktor 1 + r ist das Tauschverhältnis
zwischen zukünftigem und heutigem Konsum.
Für eine zusätzliche Einheit Konsum in Periode
1 muss man in Periode 2 auf 1 + r Einheiten
Konsum verzichten.
(1)
Intertemporale Budgetgleichung in
Zukunftswerten.
(2)
Intertemporale Budgetgleichung in
Gegenwartswerten.
Auflösen nach c2 liefert die intertemporale
Budgetgerade
c2 = (1 + r ) m1 + m2 − (1 + r )c1 .
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
51
c2
(1 + r )m1 + m2
m2
Ausstattungspunkt
m1
Steigung =
− (1 + r )
m2
c1
m1 +
(1 + r )
Vollkommener Kapitalmarkt:
Der Haushalt kann zum Zinssatz r beliebig viel
sparen oder Kredit aufnehmen.
Beispiele für unvollkommenen Kapitalmarkt:
•
•
Kreditrationierung:
Eine Kreditaufnahme ist nur bis zu einer
Obergrenze z möglich.
Der Sollzinssatz rs ist größer als der
Habenzinssatz rh.
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
52
Kreditrationierung
c2
(1 + r )m1 + m2
m2
m1 m1+ z
c1
Unterschiedliche Soll- und Habenzinsen
c2
(1 + r ) m + m
h
1
h
Steigung = − (1 + r )
2
m2
Steigung = − (1 + r s )
m1 m + m2
1
1+ rs
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
c1
53
Haushaltsoptimum
Nutzenfunktion
u (c1, c2)
max
( c1 , c2 )
u (c1 , c2 )
u.d.B. c1 +
c2
m2
= m1 +
(1 + r )
(1 + r )
c2
Der Haushalt ist Sparer.
Rückzahlung
+ Zinseinnahme
c2*
m2
c1* m1
c1
Ersparnis s* > 0
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
54
c2
Tilgung
+ Zinsausgabe
Der Haushalt ist Kreditnehmer.
m2
c2*
m1 c1*
c1
Kredit s* < 0
Notwendige Bedingung für ein Nutzenmaximum
mit c1*, c2* > 0:
∂u (c1* , c2* ) / ∂c1
| MRS | =
= 1+ r
*
*
∂u (c1 , c2 ) / ∂c2
|Grenzrate der Substitution| = Zinsfaktor
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
55
Der Haushalt ist bereit, für eine Einheit
zusätzlichen Konsum heute auf |MRS| Einheiten
zukünftigen Konsum zu verzichten.
Der Haushalt muss für eine Einheit zusätzlichen
Konsum heute auf 1 + r Einheiten zukünftigen
Konsum verzichten.
>
1 + r ist, dann lohnt es sich für
<
den Haushalt, seine Kreditaufnahme auszuweiten
einzuschränken
zu verringern
bzw. seine Ersparnis
zu vergrößern
Wenn |MRS|
|MRS| - 1 heißt auch „subjektiver Zinssatz“ oder
Zeitpräferenzrate.
Übungsfrage:
Ist es möglich, dass ein Haushalt bei negativem
Zinssatz spart, d. h. s* = m1 - c1* > 0, obwohl
r < 0?
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
56
Inflation
Der Preis des Konsumgutes steigt im Zeitablauf.
p1
Preis des Konsums in Periode 1
⎡ Geldeinheiten der Periode 1 ⎤
⎢⎣ Gütereinheiten der Periode 1 ⎥⎦
p2
Preis des Konsums in Periode 2
⎡ Geldeinhei ten der Periode 2 ⎤
⎢⎣ Gütereinhe iten der Periode 2 ⎥⎦
c1 , m1
Konsum, Ausstattung in Periode 1
[ Gütereinheiten der Periode 1]
c2 , m2
Konsum, Ausstattung in Periode 2
[ Gütereinheiten der Periode 2]
ρ
Zinssatz
⎡ Geldeinheiten der Periode 2 ⎤
⎢⎣ Geldeinheiten der Periode 2 ⎥⎦
Budget der Periode 1
p1c1 + s = p1m1
Budget der Periode 2
p2 c2 = p2 m2 + s (1 + ρ )
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
57
Intertemporale Budgetgleichung
c2 = m2 +
p1 (1 + ρ )
(m1 − c1 )
p2
Der Relativpreis ist p1 (1 + ρ ) .
p2
Für eine Mengeneinheit Konsumverzicht in Periode
1 erhält der Haushalt p1 (1+ ρ )/ p2 Einheiten
zusätzlichen Konsum in Periode 2.
Inflationsrate
ϕ :=
p2 − p1
p1
Es folgt 1+ϕ = p2 / p1 und
p1 (1 + ρ ) 1 + ρ
=
=:1 + r
p2
1+ ϕ
⎡ Gütereinheiten Periode 2 ⎤
⎢⎣ Gütereinheiten Periode 1 ⎥⎦
1+r ist der Realzinsfaktor,
r heißt Realzinssatz.
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
58
1+ ρ ist der Nominalzinsfaktor,
ρ
der Nominalzinssatz.
Der Realzinsfaktor 1+r gibt das Tauschverhältnis
zwischen dem Konsumgut der Zukunft und dem
Konsumgut der Gegenwart an.
Der Nominalzinsfaktor 1+ ρ gibt das
Tauschverhältnis zwischen Geldeinheiten der
Zukunft und Geldeinheiten der Gegenwart an.
Es gilt
1+ ρ
−1
1+ ϕ
ρ −ϕ
=
1+ ϕ
r=
Näherungsformel für kleine Inflationsraten ϕ :
r = ρ −ϕ
Realzinssatz = Nominalzinssatz - Inflationsrate.
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
59
Investition
Eine Investition ist eine intertemporale
Produktionsentscheidung:
Gegenwärtiger Input liefert zukünftigen Output.
Beispiel
Ein Unternehmen kauft in Periode 1 Maschinen,
die (nur) zur Produktion in Periode 2 eingesetzt
werden können. Der Preis einer Maschine in
Periode 1 ist 1 Geldeinheit, ebenso wie der
Preis des Outputs in Periode 2.
• k
•
•
Investitionsausgaben in Periode 1,
kreditfinanziert
y = f (k) Output = Erlös in Periode 2,
f ´>0, f ´´<0
r
Realzinssatz
Zahlungsströme
Periode 1:
Einzahlung aus der Kreditaufnahme: k
Auszahlung für die Investition:
-k
= 0
⇒ Nettoauszahlung
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
60
Periode 2:
Einzahlung aus Umsatzerlös:
Auszahlungen
Tilgung:
Zinsen:
⇒ Nettoauszahlung
y
-k
- rk
= y – (1+r)k
Gewinnmaximierung
max
k
π =f (k ) − (1 + r )k
Notwendige Bedingung für ein positives
optimales Investitionsniveau k:
f ´(k) = 1+ r
1+ r sind die Kosten für eine Einheit Investition,
d. h. der Preis des Kapitals.
Um in Periode 1 den Kapitalbestand um eine
Einheit erhöhen zu können, muss man in Periode 2
Zahlungen in Höhe von 1+ r leisten.
Wie für den Haushalt ist auch für das Unternehmen
1+ r der Relativpreis zwischen heutigen und
zukünftigen Gütern.
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
61
Interpretation der notwendigen Bedingung
f ´(k)
Grenzprodukt
des Kapitals
–
1
=
r
– Abschreibung = Zinssatz
Nettogrenzprodukt des Kapitals = Zinssatz
Grafische Lösung
y
1+ r
f (k)
f (k*)
(1+r)k*
π*
k*
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
k
62
Gleichgewicht auf dem Kapitalmarkt
Es gibt einen Haushalt, der Eigentümer des
Unternehmens ist. Seine Ausstattungen sind
m1 > 0, m2 = 0.
Im Gleichgewicht gilt | MRS | = 1+ r* = f ´(k*), also
Zeitpräferenzrate = Nettogrenzprodukt des Kapitals.
Gut
der
Per. 2
Gewinn
+ Zukunftswert der Ausstattung
Gleichgewicht
Indifferen
z
kurve
c2* =
f (k*)
− (1 + r * )
m1
c1*
k* = s*
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
Gut der
Periode 1
63
Zusammenfassung
• Intertemporale Entscheidungen betreffen
mehrere Perioden.
• Der Realzinsfaktor gibt an, zu welchem
Verhältnis Güter verschiedener Perioden
gegeneinander getauscht werden können.
• Der Realzinssatz ist die Differenz zwischen
Nominalzinssatz und Inflationsrate.
• Die optimale Entscheidung über Konsum und
Ersparnis ist dadurch gekennzeichnet, dass der
Betrag der Grenzrate der Substitution zwischen
zukünftigem und gegenwärtigem Konsum gleich
dem Realzinsfaktor ist.
• Bei einer optimalen Investitionsentscheidung ist
das Nettogrenzprodukt des Kapitals gleich dem
Realzinssatz.
• Im Wettbewerbsgleichgewicht auf dem
Kapitalmarkt gleichen sich Nettogrenzprodukt
des Kapitals und Zeitpräferenzrate an.
Mikroökonomik II: 14 Ersparnis und Investition
64
15 Risiko und
Versicherungsmärkte
Entscheidungen bei Unsicherheit sind
Entscheidungen, die mehrere mögliche
Auswirkungen haben.
•
Kauf eines Lotterieloses
•
Kauf einer Aktie
•
Mitnahme eines Regenschirms
•
Abschluss einer Versicherung
Versicherung
Ein Haushalt besitzt ein Vermögen in Höhe von
m [€]. Er erleidet möglicherweise einen Schaden in
Höhe von d [€]. Er kann eine Versicherung
abschließen, die ihm im Schadensfall K [€]
ersetzt. Dies kostet pro € des zu ersetzenden
Schadens eine Prämie in Höhe von γ [€ pro
€ Versicherungssumme].
Mikroökonomik II: 15 Risiko und Versicherungsmärkte
65
Bedingter Konsum
Die beiden möglichen Ereignisse „Schaden“ und
„Kein Schaden“ beschreiben zwei
Naturzustände.
Konsum in den beiden Naturzuständen wird als
zwei unterschiedliche Konsumgüter betrachtet.
Dieser Konsum ist bedingt darauf, dass der
jeweilige Naturzustand eintritt.
• m1 = m - d
• m2 = m
• c1
• c2
Ausstattung im Naturzustand
„Schaden“
Ausstattung im Naturzustand
„kein Schaden“
Konsum im Naturzustand
„Schaden“
Konsum im Naturzustand
„kein Schaden“
Die Versicherung erlaubt einen Kaufkrafttransfer
zwischen beiden Naturzuständen:
c1 = m1 − γK + K
c2 = m2 − γK
Elimination von K aus diesen Gleichungen liefert die
Mikroökonomik II: 15 Risiko und Versicherungsmärkte
66
Budgetgleichung
γc1 + (1 − γ )c2 = γm1 + (1 − γ )m2
Vgl. Budgetgleichung mit m1, m2 als
Anfangsausstattung (Kap. 10):
p1c1 + p 2 c2 = p1m1 + p 2 m2
Beide Formulierungen sind äquivalent, wenn
p1 = γ ;
p2 = 1-γ .
c2
m2
Ausstattung
Konsum bei
Versicherungssumme K
Prämie
c2 =
m2-γK
Steigung =
−γ /(1 − γ )
m1
c1 = m1-γK+K
c1
Versicherungsleistung - Prämie
Mikroökonomik II: 15 Risiko und Versicherungsmärkte
67
p1 / p2 = γ / (1-γ ) ist das Tauschverhältnis
zwischen Konsum in beiden Naturzuständen.
Für eine zusätzliche Einheit Konsum im
Schadensfall muss man im Naturzustand ohne
Schaden auf γ / (1-γ ) Einheiten Konsum
verzichten.
Präferenzen
Die Wünsche des Haushalts über bedingten
Konsum lassen sich ebenso wie beim Konsum
anderer Güter allgemein durch eine
Präferenzrelation oder eine Nutzenfunktion
darstellen, die durch Indifferenzkurven im c1 – c2 –
Diagramm illustriert wird.
Es ist plausibel, dass die Bewertung des Konsums
in verschiedenen Naturzuständen davon abhängt,
für wie wahrscheinlich der Haushalt die
Naturzustände hält.
•
π1
Wahrscheinlichkeit des Naturzustands 1
•
π2
Wahrscheinlichkeit des Naturzustands 2
Bei nur zwei Naturzuständen gilt π1 + π2 =1.
Mikroökonomik II: 15 Risiko und Versicherungsmärkte
68
Dann hängt der Nutzen nicht nur von den in den
beiden Naturzuständen konsumierten Mengen ab,
sondern auch von den Wahrscheinlichkeiten, mit
denen die Naturzustände eintreten:
U (c1 , c2, π1 , π2)
Eine häufig verwendete spezielle Form von
Präferenzen ist gegeben durch die
Erwartungsnutzenhypothese
Es gibt eine Funktion u (c), so dass die
Präferenzen des Haushalts über bedingten
Konsum c1 und c2 durch den erwarteten Nutzen
dargestellt werden, d. h.
U (c1 , c2, π1 , π2) = π1u(c1 ) + π2 u(c2)
Die Funktion u (c) drückt die Bewertung sicheren
Konsums aus. Sie heißt von-NeumannMorgenstern-Nutzenfunktion.
Mikroökonomik II: 15 Risiko und Versicherungsmärkte
69
Positiv affine Transformation
v(u) = au + b
mit a > 0
Die Funktion v drückt dieselben Präferenzen aus
wie die Funktion u und genügt ebenfalls der
Erwartungsnutzenhypothese.
Diskussion der Erwartungsnutzenhypothese
•
Die Grenzrate der Substitution zwischen dem
Konsum zweier Naturzustände hängt nicht vom
Konsum in einem dritten Naturzustand ab.
Beispiel:
U (c1 , c2, c3, π1 , π2 , π3)
= π1u (c1 ) + π2 u ( c2) + π3 u ( c3)
⇒ MRS 2,1 =
∂U / ∂c1 π 1u '(c1 )
=
∂U / ∂c2 π 2 u '(c2 )
hängt nicht von c3 ab.
Motivation: Naturzustand 1 ist die Gegenwart,
Naturzustände 2 und 3 sind zwei mögliche
Zustände in der Zukunft. Dann schließen sich die
Naturzustände 2 und 3 gegenseitig aus.
Mikroökonomik II: 15 Risiko und Versicherungsmärkte
70
•
Was geschieht, wenn der Haushalt gar keine
Wahrscheinlichkeiten bestimmen kann?
Die Entscheidung wird so getroffen, als seien
alle Naturzustände gleich wahrscheinlich.
„Prinzip des unzureichenden Grundes“
Risikoaversion
Sicherer Konsum wird höher geschätzt als
unsicherer Konsum mit demselben
Erwartungswert:
u(π1c1 + π2c2) > π1u(c1 ) + π2u( c2)
Beispiel:
π1 = π2 = ½
c1 = 500, c2 = 1500
⇒
π1c1 + π2c2 = 1000
Ein risikoaverser Haushalt hat lieber € 1000 sicher
als € 500 und € 1500 mit jeweils der
Wahrscheinlichkeit 50%.
Die von-Neumann-Morgenstern-Nutzenfunktion ist
streng konkav, u´´ < 0.
Mikroökonomik II: 15 Risiko und Versicherungsmärkte
71
Risikoaversion: u´´ < 0
Nutzen
u(c2)
u(π1c1+π2c2)
u(c)
π1u(c1)+π2u(c2)
u(c1)
c1
Nutzen
π1c1+π2c2
c2
Risikofreude: u´´ > 0
Konsum
u(c)
u(c2)
π1u(c1)+π2u(c2)
u(π1c1+π2c2)
u(c1)
c1
π1c1+π2c2
c2
Konsum
(ohne Grafik:) Risikoneutralität: u´´ = 0
Mikroökonomik II: 15 Risiko und Versicherungsmärkte
72
Der Versicherungsmarkt
•
Vgl. S. 66-69
•
Die Wahrscheinlichkeit des Schadens sei π .
•
Der Haushalt sei risikoavers und habe die vonNeumann-Morgenstern-Nutzenfunktion u.
Die nachgefragte Versicherungssumme wird
bestimmt durch den Optimierungsansatz
max
c1 , c2
π u ( c1 ) + (1 − π ) u ( c2 )
u.d.B. γc1 + (1 − γ ) c2 = γm1 + (1 − γ ) m2
Lösung:
|MRS| = Preisverhältnis, also
π u ' ( c1 )
γ
=
(1 − π ) u ' ( c2 ) (1 − γ )
Versicherungsunternehmen
Erwarteter Gewinn = γK - πK - (1-π )·0 = (γ -π )K
Mikroökonomik II: 15 Risiko und Versicherungsmärkte
73
Wenn das Versicherungsunternehmen Nullgewinne
macht, folgt
γ=π
Die Versicherungsprämie ist fair.
Einsetzen in die Optimalitätsbedingung des
Haushalts liefert
π u ' ( c1 )
π
=
π
1
u
'
c
−
(
) ( 2 ) (1 − π )
⇒
u ' ( c1 ) = u ' ( c2 )
Da u´´ < 0 gilt, folgt für den optimalen
Konsumplan
c1 = c2
bzw.
K=d
Ein risikoaverser Haushalt versichert sich
vollständig, wenn ihm eine faire Versicherung
angeboten wird.
Mikroökonomik II: 15 Risiko und Versicherungsmärkte
74
Risikoteilung
Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit:
Mehrere Individuen, die ähnlichen Risiken
ausgesetzt sind, verpflichten sich vertraglich,
gemeinsam für die bei allen Vertragspartnern
auftretenden Schäden aufzukommen.
Beispiel:
•
•
•
•
2 Teilnehmer
π = 10%
d = € 10 000
Die Schadensfälle bei beiden Teilnehmern sind
unabhängige Ereignisse.
Verteilung der Schäden
• Mit Wahrscheinlichkeit 1% (= 10%×10%) tritt
bei beiden ein Schaden auf, jeder trägt dann
€ 10 000.
• Mit Wahrscheinlichkeit 81% (= 90%×90%) tritt
bei keinem ein Schaden auf.
• Mit Wahrscheinlichkeit 18% (= 2×10%×90%)
tritt bei einem ein Schaden auf, jeder trägt dann
€ 5 000.
Mikroökonomik II: 15 Risiko und Versicherungsmärkte
75
Der erwartete Schaden ist nach wie vor
1% von € 10 000 + 18% von € 5 000 = € 1 000.
Das Risiko, z. B. gemessen an der Varianz der
Schadensverteilung, ist geringer.
Wenn die Zahl der Vertragspartner groß ist und die
Schadensfälle bei den einzelnen Vertragspartnern
voneinander unabhängige Ereignisse sind, dann
wird fast sicher der durchschnittliche Schaden
eintreten.
Deshalb kann ein Versicherungsverein eine faire
Versicherung anbieten, auch wenn seine Mitglieder
risikoavers sind.
Grenzen der Risikoteilung
•
Größe des Marktes
•
Korrelierte Schäden (z. B. Naturkatastrophen)
Abhilfe:
Rückversicherungen versichern Versicherungen.
Mikroökonomik II: 15 Risiko und Versicherungsmärkte
76
Zusammenfassung
• Entscheidungen bei Unsicherheit sind
Entscheidungen mit mehreren möglichen
Konsequenzen.
• Konsum in verschiedenen Naturzuständen kann
als Konsum verschiedener Güter angesehen
werden.
• Ein Versicherungsvertrag erlaubt den Tausch
zwischen Konsum in verschiedenen
Naturzuständen.
• Präferenzen für bedingten Konsum erfüllen die
Erwartungsnutzenhypothese, wenn der Nutzen
durch den Erwartungswert des Nutzens des
Konsums in den möglichen Naturzuständen
gegeben ist.
Mikroökonomik II: 15 Risiko und Versicherungsmärkte
77
•
•
Risikoaverse
Risikoneutrale
Risikofreudige
Konsumenten haben eine
streng konkave
lineare
streng konvexe
von-Neumann-MorgensternNutzenfunktion.
Durch gegenseitige Übernahme des Schadens
können Individuen ihr Risiko vermindern, wenn
ihre Schäden unabhängig voneinander sind.
Mikroökonomik II: 15 Risiko und Versicherungsmärkte
78
D Spieltheorie und
oligopolistische Märkte
Verhaltensannahmen in der Markttheorie, die bisher
analysiert wurden
•
Konkurrenz:
viele „sehr kleine“ Wirtschaftssubjekte, die für sich
genommen keinen Einfluss auf das Marktergebnis
haben.
•
Monopol:
Ein Anbieter bestimmt das Marktergebnis alleine.
Spieltheorie:
•
Das Verhalten der anderen Markteilnehmer ist
relevant für die eigene Entscheidung und wird bei
der Optimierung einbezogen.
•
Jeder Einzelne beeinflusst das Ergebnis für die
anderen.
•
Strategische Interaktion von Wirtschaftssubjekten.
79
16 Spiele in Normalform
Beispiel:
Zwei Gemeinden wollen eine Kläranlage bauen.
Diese hat eine für beide Gemeinden ausreichende
Kapazität.
Zahlungsbereitschaft jeder Gemeinde für die
Kläranlage: 8 [Mio €]
Kosten der Kläranlage: 10 [Mio €].
Entscheidungsregel:
•
Jede Gemeinde gibt an, ob sie für oder gegen
die Kläranlage ist.
•
Wenn mindestens eine Gemeinde dafür ist,
wird die Kläranlage gebaut, sonst nicht.
•
Die Kosten werden unter den Befürwortern
aufgeteilt.
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
80
Formulierung des Beispiels als Spiel in
Normalform:
Spieler = die Gemeinden
Strategien = die Entscheidungsmöglichkeiten
„dafür“ und „dagegen“
Auszahlungen =
Zahlungsbereitschaft
– Kostenanteil, falls die
Kläranlage gebaut wird
0 sonst
Auszahlungsmatrix
Gemeinde 2
für Kl.
gegen Kl.
für Kl.
3, 3
-2, 8
gegen
Kl.
8, -2
0, 0
Gemeinde 1
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
81
Optimierung durch Gemeinde 1
Wenn Gemeinde 2 für die Kläranlage ist, dann
erhält Gemeinde 1
•
3, wenn Gemeinde 1 auch dafür ist.
•
8, wenn Gemeinde 1 dagegen ist.
⇒ Wenn Gemeinde 2 für die Kläranlage ist, dann
ist es besser für Gemeinde 1, dagegen zu sein.
Die Strategie „gegen Kläranlage“ ist beste
Antwort der Gemeinde 1 auf die Strategie „für
Kläranlage“ der Gemeinde 2.
Wenn Gemeinde 2 gegen die Kläranlage ist, dann
erhält Gemeinde 1
•
-2 bei Wahl der Strategie „für Kläranlage“
•
0 bei Wahl der Strategie „gegen Kläranlage“
⇒ Die Strategie „gegen Kläranlage“ ist auch
beste Antwort auf die Strategie „für Kläranlage“.
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
82
Ergebnis:
Wie immer Gemeinde 2 sich entscheidet, für
Gemeinde 1 ist es optimal, sich gegen den Bau der
Kläranlage auszusprechen.
Eine Strategie, die für jede mögliche Strategie des
anderen Spielers optimal ist, heißt dominante
Strategie.
Gleichgewicht
Wegen der Symmetrie des Spiels ist „gegen
Kläranlage“ auch eine dominante Strategie für
Gemeinde 2.
(gegen Kläranlage, gegen Kläranlage) ist ein
Gleichgewicht in dominanten Strategien.
Im Gleichgewicht wird die Kläranlage nicht gebaut.
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
83
Gefangenendilemma
Nach einer gemeinsam begangenen Straftat
werden die beiden Täter getrennt voneinander
verhört. Nur wenn einer gesteht, kann beiden die
Tat nachgewiesen werden. Lohnt es sich, zu
leugnen?
Auszahlungsmatrix
Gefangener 2
Leugnen
Gestehen
Leugnen
-1, -1
-6, 4
Gestehen
4, -6
-4, -4
Gefangener 1
Im Gleichgewicht in dominanten Strategien
gestehen beide Gefangenen und werden
verurteilt.
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
84
Nash-Gleichgewicht
Viele Spiele haben kein Gleichgewicht in
dominanten Strategien.
Beispiel: „Kampf der Geschlechter“
Er
Theater
Kino
Theater
2, 1
0, 0
Kino
0, 0
1, 2
Sie
Beste Antwort auf „Theater“ ist „Theater“,
beste Antwort auf „Kino“ ist „Kino“.
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
85
Ihre optimale Entscheidung hängt von ihrer
Erwartung über seine Strategie ab.
Seine optimale Entscheidung hängt von seiner
Erwartung über ihre Strategie ab.
Wenn beide erwarten, dass der/die andere ins
Theater geht und sich dementsprechend optimal
verhalten, dann werden die Erwartungen bestätigt.
Æ rationale Erwartungen
Æ Gleichgewichtsprinzip
(Theater, Theater) ist ein Nash-Gleichgewicht.
Ein Nash-Gleichgewicht ist eine Strategiekombination mit der Eigenschaft, dass jeder Spieler
eine beste Antwort auf die Strategien der anderen
wählt.
Kein Spieler hat einen Anreiz, von einem NashGleichgewicht abzuweichen.
Auch (Kino, Kino) ist ein Nash-Gleichgewicht.
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
86
Gemischte Strategien
Es gibt Spiele, in denen keine Strategiekombination
ein Nash-Gleichgewicht ist.
Beispiel:
Spaltenspieler
links
rechts
oben
0, 0
0, -1
unten
1, 0
-1, 4
Zeilenspieler
Gemischte Strategie
Mehrere (reine) Strategien werden mit positiver
Wahrscheinlichkeit gespielt.
Nash-Gleichgewicht in gemischten Strategien:
Jeder Spieler wählt eine Wahrscheinlichkeitsverteilung über die reinen Strategien, die optimal ist,
gegeben die Wahrscheinlichkeitsverteilung der
anderen Spieler.
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
87
Bestimmung der Nash-Gleichgewichte
Beispiel: Kampf der Geschlechter
Es seien r die Wahrscheinlichkeit, dass sie
„Theater“ wählt und c die Wahrscheinlichkeit, dass
er „Theater“ wählt.
Ihre Auszahlung ist
2 · rc + 0 · r(1-c) + 0 · (1-r)c + 1 · (1-r)(1-c)
= 1 - c + r(3c - 1).
steigt
>
Wenn 3c – 1 0, dann fällt ihre Auszahlung,
<
wenn r steigt. Wenn 3c – 1 = 0, dann ist sie
indifferent zwischen beiden reinen Strategien.
Zwischenergebnis: Ihre beste Antwort auf c ist
wenn
0
⎧
⎪beliebig zwischen
⎪
wenn
br (c) = ⎨
und
0
1
⎪
⎪⎩
wenn
1
c < 1/ 3
c = 1/ 3
c > 1/ 3
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
88
Analog ergibt sich für seine Auszahlung
1 · cr + 0 · c(1-r) + 0 · (1-c)r + 2 · (1-c)(1-r)
= 2(1 - r) + c(3r - 2).
Seine beste Antwort auf r ist
wenn
0
⎧
⎪beliebig zwischen
⎪
wenn
bc (r ) = ⎨
0 und 1
⎪
⎪⎩
wenn
1
r < 2/3
r = 2/3
r > 2/3
Definition:
(r*, c*) ist ein Nash-Gleichgewicht, wenn
und
br(c*) = r*
bc(r*) = c* .
Es gilt br(0) = 0 und bc(0) = 0, sowie br(1) = 1
und bc(1) = 1. Die Strategiekombinationen r* = c*
= 0 und r* = c* = 1 sind also NashGleichgewichte.
Ein weiteres Nash-Gleichgewicht ist gegeben durch
r* = 2/3 und c*= 1/3 .
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
89
Grafische Darstellung der besten Antworten
Beispiel: Kampf der Geschlechter
c
1
bc(r)
Nash-Gleichgewichte
1/3
br(c)
0
2/3
1
r
Übung: Bestimme das Nash-Gleichgewicht im Spiel
auf Seite 88.
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
90
Anwendungen
Wettrüsten
UdSSR
Abrüsten
Aufrüsten
Abrüsten
4, 4
1, 3
Aufrüsten
3, 1
2, 2
USA
Im Gleichgewicht rüsten beide auf oder beide ab.
Koordinationsspiel
Elfmeter
Der Schütze entscheidet sich, ob er in die linke oder
rechte Ecke des Tores schießt. Der Torwart
entscheidet sich, ob er sich in die linke oder rechte
Ecke wirft. Die Auszahlungen ergeben sich aus der
Wahrscheinlichkeit eines Tores:
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
91
Torwart
nach links nach rechts
nach links
0,5; -0,5
0,8; -0,8
nach rechts
0,9; -0,9
0,2; -0,2
Schütze
Es gibt kein Gleichgewicht in reinen Strategien.
Es seien p bzw. q die Wahrscheinlichkeiten des
Schützen bzw. des Torwarts für die Strategie „nach
links“. Im Gleichgewicht in gemischten Strategien
muss gelten:
Indifferenz des Schützen:
0,5q + 0,8(1-q) = 0,9q + 0,2(1-q)
⇒ q* = 0,6
Indifferenz des Torwarts:
-0,5p - 0,9(1-p) = -0,8p - 0,2(1-p)
⇒ p* = 0,7
Nullsummenspiel: Die Summe der Auszahlungen
ist eine Konstante, d. h. der Gewinn des einen ist
der Verlust des anderen.
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
92
Spieltheorie in der Biologie
Falken und Tauben
Die Population einer Tierart bestehe aus
Individuen, die genetisch entweder aggressiv
(„Falken“) oder defensiv („Tauben“) veranlagt
sind. Wenn zwei Individuen aufeinander treffen,
ergeben sich folgende Auszahlungen („Fitness“):
Individuum 2
aggressiv
defensiv
aggressiv
-2, -2
4, 0
defensiv
0, 4
2, 2
Individuum 1
Es sei p die Anzahl der Individuen, die sich
aggressiv verhalten.
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
93
Fitness der aggressiven Individuen
H = -2p + 4(1-p) = 4-6p
Fitness der defensiven Individuen
D = 0 · p + 2(1-p) = 2-2p
Fitness
4
H
2
0
D
p* = 1/2 2/3
1
p
Die Individuen mit der höheren Fitness vermehren
sich schneller und vererben ihr Verhalten an die
Nachkommen.
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
94
Wenn der Anteil der aggressiven Individuen p* =
1/2 beträgt, ändert sich die Zusammensetzung der
Population nicht mehr.
Ausgehend von jeder anderen Zusammensetzung
wird p* = 1/2 erreicht.
Die Strategie p* = 1/2 ist eine evolutionär
stabile Strategie:
a) Wenn die Population die Strategie p* spielt,
kann kein Mutant sie infiltrieren (d. h. keine andere
Strategie erzielt eine höhere Fitness, wenn alle p*
spielen).
b) Wenn eine Population eine andere Strategie als
p* spielt, die beste Antwort auf p* ist, dann
setzt sich ein Mutant durch, der p* spielt (d. h.
die Fitness von p* ist in einer solchen Population
höher als die Fitness dieser Population)
Jede evolutionär stabile Strategie ist ein NashGleichgewicht, aber nicht umgekehrt.
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
95
Pareto-Effizienz und NashGleichgewicht
Auszahlungen in einigen Beispielen
•
Gefangenendilemma
Gleichgewicht: (-4,-4)
wenn beide leugnen würden: (-1,-1)
⇒ Das Gleichgewicht ist nicht Pareto-effizient.
•
Kampf der Geschlechter
Gleichgewichte: (2,1) oder (1,2)
sonst: (0,0)
⇒ Beide Gleichgewichte in reinen Strategien
sind Pareto-effizient.
•
Elfmeter
Die Summe der Auszahlungen ist in jeder
Strategiekombination 0 (Nullsummenspiel).
⇒ Alle Strategiekombinationen sind Paretoeffizient.
Fazit
Nash-Gleichgewichte sind manchmal Paretoeffizient, manchmal nicht.
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
96
Zusammenfassung
• Die Spieltheorie analysiert strategische
Interaktionen zwischen Wirtschaftssubjekten aller
Art.
• Eine dominante Strategie ist optimal, unabhängig
davon, welche Strategie die anderen Spieler
wählen.
• Im Nash-Gleichgewicht wählt jeder Spieler eine
Strategie, die optimal ist, gegeben die Strategie
der anderen Spieler.
• In einem Gleichgewicht in gemischten Strategien
wählen die Spieler Wahrscheinlichkeitsverteilungen über die möglichen reinen
Strategien.
• Evolutionär stabile Strategien sind NashGleichgewichte.
• Nash-Gleichgewichte können sowohl Paretoeffizient als auch ineffizient sein.
Mikroökonomik II: 16 Normalformspiele
97
17 Sequenzielle Spiele
Beispiel: Preiskrieg
Ein alteingesessenes, marktbeherrschendes
Unternehmen fürchtet den Markteintritt eines neuen
Konkurrenten. Es droht damit, in diesem Fall den
Konkurrenten aggressiv zu bekämpfen, z. B. durch
eine massive Preissenkung, auch wenn dadurch für
beide die Gewinne sinken.
Auszahlungsmatrix des Normalformspiels:
Altes Unternehmen
falls
falls
Markteintritt: Markteintritt:
kämpfen
nachgeben
Neues
Unternehmen
Markteintritt
0,0
2,1
kein
Markteintritt
1,9
1,9
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
98
Dieses Spiel in Normalform hat zwei NashGleichgewichte: („Markteintritt“, „falls Markteintritt:
nachgeben“) und („kein Markteintritt“, „falls
Markteintritt: kämpfen“).
Diese Analyse nutzt die Information über die
zeitliche Struktur der Entscheidungen nicht.
Das alteingesessene Unternehmen weiß, ob
Markteintritt stattgefunden hat, wenn es über die
Preissenkung entscheidet. Dies wird durch die
Extensivform des Spiels dargestellt.
Neues Unternehmen
Markteintritt
Kein Markteintritt
Altes Unternehmen
kämpfen
0
0
nachgeben
2
1
1
9
Auszahlungen
Neues Untern.
Altes Untern.
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
99
Sobald das neue Unternehmen in den Markt
eingetreten ist, ist es nicht optimal für das alte
Unternehmen, die Preissenkung durchzuführen.
Es ist nicht glaubwürdig, mit der Preissenkung zu
drohen, weil es nicht im Interesse des alten
Unternehmens ist, die Drohung wahr zu machen.
Das Nash-Gleichgewicht („kein Markteintritt“, „falls
Markteintritt: kämpfen“) ist keine sinnvolle
Beschreibung rationalen Verhaltens.
An jedem Entscheidungsknoten der Extensivform
beginnt ein neues Teilspiel.
Ein Nash-Gleichgewicht, dessen Strategien in jedem
möglichen Teilspiel wieder ein Nash-Gleichgewicht
bilden, heißt teilspielperfektes NashGleichgewicht.
Das Nash-Gleichgewicht („kein Markteintritt“, „falls
Markteintritt: kämpfen“) ist nicht teilspielperfekt.
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
100
Teilspielperfekte Nash-Gleichgewichte findet man
durch Rückwärts-Induktion:
•
Suche einen Knoten, dessen Entscheidungen
nur zu Endknoten führen.
•
Bestimme die optimalen Entscheidungen in
diesem Teilspiel.
•
Streiche dieses Teilspiel und ordne dem so
entstandenen Endknoten die Auszahlungen
einer optimalen Entscheidung im gestrichenen
Teilspiel zu.
•
Wiederhole dieses Verfahren, bis der
Anfangsknoten erreicht ist.
Beispiel (nächste Seite):
Ein Unternehmen ist in der Krise. Durch eine
Subvention kann der Staat Arbeitsplätze retten.
Nach der Subvention entscheidet das Unternehmen,
ob es kostspielige Umstrukturierungsmaßnahmen
durchführt. Ohne diese kommt es zur nächsten
Unternehmenskrise. Wird der Staat erneut
subventionieren?
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
101
Anpassungs- und Erhaltungssubventionen
Staat
keine Subvention
Subvention
Umstrukturierung
-3
0
Unternehmen
keine Umstrukturierung
Staat
keine
erneute
Subv.
3
2
Staat
erneute
Subv.
2
3
keine
erneute
Subv.
erneute
Subv.
-4
1
-1
4
Spielverlauf im teilspielperfekten Gleichgewicht:
Subvention - keine Umstrukturierung - erneute
Subvention
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
102
Übertragung der Extensivform in die
Normalform
Im Beispiel von S. 102 trifft der Staat drei
Entscheidungen:
1. Subvention am Anfang des Spiels?
nein: K, ja: S
2. Erneute Subvention, falls eine
Umstrukturierung stattgefunden hat?
nein: k, ja: s
3. Erneute Subvention, falls keine
Umstrukturierung stattgefunden hat?
nein: κ, ja: σ
Jede Kombination dieser drei Entscheidungen ist
eine mögliche Strategie.
Beispiel: Die Strategie (K s σ) bedeutet, dass der
Staat am Anfang keine Subvention zahlt: K.
Wenn es dennoch dazu kommt, dass er nach einer
Umstrukturierung nochmals um eine Subvention
gebeten wird, dann zahlt er sie: s, ebenso wie im
Falle der unterlassenen Umstrukturierung: σ .
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
103
Normalform zum Subventionsspiel von S. 102
Unternehmen
Keine
UmstrukUmstrukturierung
turierung
Staat
Kkκ
-3,0
-3,0
Kkσ
-3,0
-3,0
Ksκ
-3,0
-3,0
Ksσ
-3,0
-3,0
Skκ
3,2
-4,1
Skσ
3,2
-1,4
Ssκ
2,3
-4,1
Ssσ
2,3
-1,4
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
104
Selbstbindung
Im Subventionsspiel würde sich der Staat gerne im
vorhinein unwiderruflich darauf festlegen, keine
erneute Subvention zu zahlen.
In vielen sequenziellen Entscheidungssituationen ist
es von Vorteil, wenn man seine späteren
Handlungsmöglichkeiten einschränken kann.
Dies nennt man Selbstbindung (commitment ).
Beispiel: Entführung
Der Entführer kann das Opfer freilassen oder töten.
Wenn es freigelassen wird, entscheidet es darüber,
ob es den Entführer identifiziert.
Entführer
freilassen
töten
Opfer
identifizieren
- 3
-10
nicht
identifizieren
-5
5
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
5
3
105
Beispiel:
Beziehungsspezifische Investition
Ein Automobilzulieferer hat Maschinen gekauft, die
speziell zur Produktion von Teilen für einen
bestimmten Automobilhersteller geeignet sind.
Nachdem die Investition getätigt ist, versucht der
Automobilhersteller, eine Preissenkung für die zu
liefernden Teile durchzusetzen. Der Zulieferer kann
die Preissenkung akzeptieren oder mit hohen
Kosten die Maschinen so umrüsten, dass er für
einen anderen Abnehmer produzieren kann.
Ausbeutung eines Partners: „hold- up - Problem“
Automobilhersteller
beim vereinbarten Preis
bleiben
500
500
Preissenkung
fordern
Zulieferer
umrüsten
0
- 100
nachgeben
1000
0
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
106
Folge des Ausbeutungsproblems:
Der Zulieferer ist nicht bereit, die beziehungsspezifische Investition zu tätigen.
Abhilfe:
Vertrag, in dem genau die Umstände festgelegt
sind, in denen der Preis verändert werden darf.
Problem:
Kosten einer detaillierten Beschreibung aller
Umstände.
Methoden der Selbstbindung
•
technologische Einschränkung der
Handlungsmöglichkeiten
•
Austausch von „Geiseln“:
Der Zulieferer erhält vom Automobilhersteller
einen Wertgegenstand, den er zerstören kann,
falls er ausgebeutet wird.
•
Delegation:
Die zweite Subventionsentscheidung wird einer
unabhängigen Wettbewerbsbehörde
übertragen, die gesetzlich verpflichtet ist,
Erhaltungs-subventionen zu verbieten.
•
vertikale Integration:
Automobilhersteller und Zulieferer fusionieren.
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
107
Bilaterale Verhandlungen
Zwei Individuen erzielen gemeinsam einen Gewinn
und stehen vor der Frage, wie sie diesen aufteilen
sollen.
Beispiele
•
Käufer und Verkäufer:
Differenz zwischen Zahlungsbereitschaft und
Mindestpreis
•
Zwei Kindern wurde eine Tafel Schokolade
geschenkt.
•
Zwei siegreiche Koalitionsparteien verteilen
Ministerposten.
•
Gewerkschaft und Arbeitgeberverband
Das Ultimatum-Spiel
Zwei Spieler verhandeln über € 1,1. Spieler A schlägt eine Aufteilung vor.
2. Spieler B kann diese Aufteilung annehmen oder
ablehnen.
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
108
Auszahlungen
•
Wenn B annimmt, wird das Geld entsprechend
dem Vorschlag ausgezahlt.
•
Wenn B ablehnt, erhält keiner der beiden
Spieler etwas.
Lösung durch Rückwärts-Induktion
•
Für B ist jeder positive Betrag besser als
nichts.
•
Unter der Annahme, dass B bei Indifferenz den
von A gemachten Vorschlag annimmt, folgt,
dass B jede Aufteilung annimmt.
•
Im teilspielperfekten Gleichgewicht schlägt
deshalb A vor, dass er selbst € 1,- und B € 0,bekommt, und B nimmt an.
Mehrere Verhandlungsrunden mit
alternierenden Vorschlägen
Es gibt drei Verhandlungsrunden, in denen die
Spieler abwechselnd Vorschläge machen dürfen,
beginnend mit A.
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
109
•
In der dritten Runde sind A und B in der
gleichen Situation wie im Ultimatumspiel. Im
Gleichgewicht des Teilspiels schlägt A € 1,- für
sich selbst vor und B nimmt an.
•
In der zweiten Runde weiß A, dass er € 1,bekommt, wenn er ablehnt und bis Runde drei
wartet. Er lehnt deshalb jeden Vorschlag ab, der
ihm weniger als € 1,- zuspricht.
•
In der ersten Runde erwartet B, dass er in den
folgenden Runden nicht mehr als € 0,- erhält.
Deshalb ist es optimal für ihn, den Vorschlag
€ 1,- für A und € 0,- für B sofort anzunehmen.
•
Es kommt in Runde 1 zu derselben Einigung wie
im Ultimatum-Spiel.
Ergebnis
In bilateralen Verhandlungen mit endlichem
Zeithorizont, in denen der Zeitpunkt der Einigung
keinen Einfluss auf den Nutzen hat, erhält derjenige
den gesamten Verhandlungsgewinn, der zuletzt
vorschlagen darf.
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
110
Unendlicher Zeithorizont und Diskontierung
(Rubinstein-Verhandlungen)
Es wird über die Aufteilung eines Betrages von €1,verhandelt. Die Verhandlungen gehen solange
weiter, bis es zu einer Einigung gekommen ist.
Von Runde zu Runde sinkt der Wert des
Verhandlungs- gewinns auf das δ -fache seines
bisherigen Wertes, d. h. bei Einigung in Periode t
ist der Verhandlungs-gewinn nur noch δ t-1 wert.
δ = 1/(1+r) ist der Diskontfaktor, 0 < δ < 1.
A schlägt in ungeraden Perioden 1,3,5,..., vor;
B schlägt in geraden Perioden 2,4,6,..., vor.
Lösung
•
Das Teilspiel, das in irgendeiner ungeraden
Periode beginnt, ist identisch mit dem Spiel, das
in Periode 1 beginnt.
•
Das Teilspiel, das in irgendeiner geraden Periode
beginnt, ist identisch mit dem Spiel, das in
Periode 2 beginnt.
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
111
Konstruktion eines teilspielperfekten
Gleichgewichts
Definitionen
a
• πA
die (undiskontierte) Auszahlung, die A im
teilspielperfekten Gleichgewicht des Spiels
erhält, das in einer ungeraden Periode
beginnt.
• π Ab
die (undiskontierte) Auszahlung, die A im
teilspielperfekten Gleichgewicht des Spiels
erhält, das in einer geraden Periode
beginnt.
a
• πB
die (undiskontierte) Auszahlung, die B im
teilspielperfekten Gleichgewicht des Spiels
erhält, das in einer ungeraden Periode
beginnt.
b
• πB
die (undiskontierte) Auszahlung, die B im
teilspielperfekten Gleichgewicht des Spiels
erhält, das in einer geraden Periode
beginnt.
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
112
In einer geraden Periode kann A durch Ablehnung
sicherstellen, dass er in der darauf folgenden Periode
π Aa erhält, also π Ab ≥ δπ Aa .
A kann andererseits durch Ablehnung auch nicht
a
mehr als δπ A erreichen. Deshalb ist es für A
a
optimal, ein Angebot anzunehmen, das ihm δπ A
lässt und für B ist es optimal, dieses Angebot
b
a
vorzuschlagen. Es gilt also auch π A ≤ δπ A , d. h.
π Ab = δπ Aa
(1)
Da eine Einheit aufzuteilen ist, gilt zudem
π Bb = 1 − π Ab = 1 − δπ Aa
(2)
In einer ungeraden Periode gilt ebenso
π Ba = δπ Bb
(3)
π Aa = 1 − π Ba = 1 − δπ Bb
(4)
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
113
Einsetzen von (2) in (4) ergibt
π Aa = 1 − δπ Bb
= 1 − δ (1 − δπ Aa )
= 1 − δ + δ 2π Aa
a
Auflösen nach π A liefert
π Aa (1 − δ 2 ) = 1 − δ
π Aa =
1
1+ δ
(*)
π Ab = 1 − π Aa = 1 −
δ
1
=
1+ δ 1+ δ
(**)
Ergebnis
In Periode 1 schlägt A die folgende Aufteilung vor:
für A (*):
für B (**):
1
1+ δ
δ
1+ δ
und B nimmt an.
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
114
•
Die Verhandlungspartner einigen sich in der
ersten Periode.
•
Je niedriger der Diskontfaktor (d. h. je höher der
Zinssatz), desto mehr erhält derjenige, der
zuerst vorschlagen darf.
Spezialfälle
•
Wenn δ → 0, dann erhält A den gesamten
Verhandlungsgewinn.
•
Wenn δ → 1 bzw. r → 0, dann erhält jeder die
Hälfte des Verhandlungsgewinns.
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
115
Zusammenfassung
• In einem sequenziellen Spiel ist die Reihenfolge
der Entscheidungen wesentlich.
• Ein Nash-Gleichgewicht ist teilspielperfekt, wenn
es in jedem Teilspiel ein Nash-Gleichgewicht
induziert.
• Teilspielperfekte Nash-Gleichgewichte beinhalten
keine leeren Drohungen.
• In strategischen Situationen ist es oftmals von
Vorteil, wenn man sich im vorhinein auf eine
bestimmte Aktion festlegen kann.
• In Verhandlungen mit endlichem Zeithorizont
ohne Diskontierung des Verhandlungsgewinns
erhält derjenige den gesamten Gewinn, der den
letzten Vorschlag machen darf.
• In Verhandlungen mit unendlichem Zeithorizont
wird der Gewinn zwischen beiden Partnern gleich
aufgeteilt, wenn beide zukünftige Gewinne mit
demselben Zinssatz abdiskontieren und dieser
sehr nahe bei 0 ist.
Mikroökonomik II: 17 Sequenzielle Spiele
116
18 Oligopoltheorie
Der Gewinn eines Unternehmens hängt von den
Entscheidungen der anderen Unternehmen ab.
Die optimale Entscheidung eines Unternehmens
hängt von seiner Erwartung über die
Entscheidungen der anderen Unternehmen ab.
Im Gleichgewicht werden diese Erwartungen
bestätigt: jedes Unternehmen verhält sich
optimalerweise so, wie es die anderen erwartet
haben.
Jedes Oligopol-Modell ist ein Spiel
→ Nash-Gleichgewicht.
Unterscheidung der Modelle nach den
möglichen Strategien (Outputmengen, Preise)
und der Reihenfolge der Entscheidungen
(gleichzeitig, nacheinander).
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
117
Oligopol mit Mengenwettbewerb:
Das Cournot-Gleichgewicht
Zur Vereinfachung: Dyopol
•
Zwei Unternehmen i = 1, 2
•
Outputmengen y1, y2
•
Kostenfunktionen ci(yi).
Der Preis richtet sich nach dem
Gesamtoutput:
y = y1 + y2.
p (y) = p (y1 + y2 ) inverse Nachfragefunktion.
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
118
Bestimmung der besten Antworten
des Unternehmens 1:
max π1 ( y1 , y2 ) = p ( y1 + y2 ) ⋅ y1 − c1 ( y1 )
y1
Notwendige Bedingung für eine
gewinnmaximierende Angebotsmenge y1>0
∂π ( y1 , y2 )
1
= p y + y + p' y + y ⋅ y − c ' y = 0
1
2
1
2
1 1 1
∂y
1
(
) (
)
( )
Diese Gleichung definiert die Reaktionsfunktion des
Unternehmens 1:
y1 = f1 ( y2 )
gibt den Output an, den Unternehmen 1 wählt,
wenn es glaubt, dass Unternehmen 2 die Menge y2
verkauft.
Entsprechend für Unternehmen 2:
max
y2
π
y ,y = p ( y1 + y2 ) ⋅ y − c ( y2 )
2( 1 2)
2 2
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
119
liefert
∂π
(
y ,y
2 1 2
∂y
2
)
(
)
(
)
( )
= p y1 + y2 + p' y1 + y2 y 2 − c2' y2 = 0
Die Lösung y2 dieser Gleichung ist die
Reaktionsfunktion y2 = f2 ( y1 ) des
Unternehmens 2.
Gleichgewicht
⎛⎜ y* , y* ⎞⎟
Im Cournot-Nash-Gleichgewicht
⎝ 1 2⎠
gilt
und
f1 ( y2* ) = y1*
f2 ( y1* ) = y2*
also:
f1 ( f2 ( y1* ) ) = y1*.
Jeder verhält sich optimal, gegeben die
Entscheidung des anderen.
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
120
y2
y
M
2
f1(y2)
y*2
f2(y1)
y1*
y1M
y1
y1M , y2M ... Menge die Unternehmen 1 (bzw. 2)
als Monopolist wählen würde.
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
121
Kartell
Die beiden Unternehmen kooperieren, um die
Summe der Gewinne zu maximieren.
max p (y1 + y2) · [y1 + y2 ] - c1 (y1) - c2 (y2)
y1 ,y2
Notwendige Bedingungen:
(
(
p yˆ1 +
p yˆ1 +
) (
) (
yˆ 2 + p' yˆ1 +
yˆ 2 + p' yˆ1 +
)
)
( )
( )
yˆ 2 &[ yˆ1 + yˆ 2 ] = c1' yˆ1
yˆ 2 &[ yˆ1 + yˆ 2 ] = c ' yˆ 2
2
Es gilt im Kartell-Optimum:
Grenzkosten des Unternehmens 1
= Grenzkosten des Unternehmens 2
= Grenzerlös (der Gesamtmenge)
Das Kartell verhält sich wie ein Monopolist mit
zwei Betriebsstätten.
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
122
Die Kartell-Lösung ist kein NashGleichgewicht
Wenn Unternehmen 1 annimmt, dass sich
Unternehmen 2 an die Kartellvereinbarung hält
(d. h. ŷ2 anbietet), dann hat Unternehmen 1
einen Anreiz, selbst von der Vereinbarung
abzuweichen.
(
) (
∂π yˆ ,yˆ
1 1 2 = p yˆ + yˆ + p' yˆ + yˆ ⋅ yˆ − c ' yˆ
1
2
1
2 1 1 1
∂y
1
) (
(
)
( )
)
= − p' yˆ1 + yˆ 2 ⋅ yˆ > 0
2
wegen der notwendigen
Bedingung für die
Kartell-Lösung
weil die inverse
Nachfragefunktion
fallend ist.
Folgerung: Kartelle sind schwer aufrecht zu
erhalten (vgl. OPEC).
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
123
Cournot-Oligopol mit mehr als
zwei Unternehmen
Unternehmen
i = 1, 2, ..., m
y
i
Output Unternehmen i
m
y = ∑ yi
i =1
p ( y ) = a − by
Marktangebot
inverse Nachfragefunktion
Kostenfunktion Unternehmen i
c ( y ) = cy
i i
i
π = p ( y ) ⋅ y − c ( yi )
i
i i
Bestimmung der Reaktionsfunktion :
∂πi
= p ( y ) + p' ( y ) ⋅ y − c ' ( yi ) = 0 ,
i i
∂yi
also a − by − by = c.
i
In einem symmetrischen Cournot-NashGleichgewicht gilt yi = yj für alle i, j.
⇒ y = myi
⇒ a - bmyi - byi = c.
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
124
⇒ yi =
⇒y=
a−c
b(m + 1)
m
(a − c )
⋅
m + 1
b
m
⋅ (a − c )
m + 1
m
m +1− m
⇒ p = a⋅
+c⋅
m +1
m +1
1
a
⇒ p=
+c⋅
1
m + 1
1+
m
⇒ p = a − by = a −
lim
p = c.
m→∞
Das Cournot-Gleichgewicht nähert sich dem
Gleichgewicht bei vollkommener Konkurrenz an,
wenn die Zahl der Unternehmen unbegrenzt
steigt.
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
125
Sequenzielle Entscheidungen:
Das Stackelberg-Modell
Inverse Nachfragefunktion p(y) = p(y1 + y2).
Unternehmen 1 wählt zuerst sein Angebot y1.
Unternehmen 2 erfährt dies und wählt dann sein
Angebot y2.
Unternehmen 1
(„Führer“, leader)
Unternehmen 2
y
Unternehmen 2
(„Nachfolger“,
follower)
y
1
2
y
2
π 1 = p ( y1 + y2 ) ⋅ y1 − c1 ( y1 )
π 2 = p ( y1 + y2 ) ⋅ y2 − c2 ( y2 )
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
126
Teilspielperfektes Nash-Gleichgewicht:
Lösung durch Rückwärts-Induktion
Angenommen, Unternehmen 1 habe eine Menge
y1 gewählt. Die optimale Menge für Unternehmen 2
erfüllt die notwendige Bedingung
p(y1 + y2) + p' (y1 + y2) · y2 = c2' (y2).
Unternehmen 2 entscheidet sich gemäß der aus dem
Cournot-Modell bekannten Reaktionsfunktion
f2 (y1).
Unternehmen 1 sieht das voraus. Sein Gewinn ist
dann
p ( y1 + f 2 ( y1 ) ) ⋅ y − c ( y ) .
1 1 1
Im Gewinn-Maximum gilt
p ( y1+ y2 ) + y ⋅ p' ( y1+ y2 ) ⋅ ⎡⎣1+ f2 '( y1)⎤⎦ = c ' ( y ) .
1
1 1
Unternehmen 1 bezieht die Reaktion des
Unternehmens 2 auf eine Änderung von y1 mit ein.
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
127
y2
( )
f1 y2
Cournot-Gleichgewicht
StackelbergGleichgewicht
( )
f 2 y1
y1
Grün: Isogewinnlinien des Unternehmen1, d. h.
Paare von (y1, y2), die denselben Gewinn für
Unternehmen 1 bringen.
Weiter unten verlaufende Isogewinnlinien
bedeuten höheren Gewinn.
Die Isogewinnlinien des Unternehmens 1 haben
auf der Reaktionsfunktion des Unternehmens 1 ihr
Maximum.
Das Stackelberg-Gleichgewicht ist durch die
höchste Isogewinnlinie bestimmt, die mit der
Reaktionsfunktion des Unternehmens 2 noch einen
Punkt gemeinsam hat.
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
128
Es ist willkürlich festgelegt worden, dass
Unternehmen 1 Führer ist und Unternehmen 2
Nachfolger.
Die umgekehrte Festlegung ergibt ebenfalls ein
Stackelberg-Gleichgewicht.
Ist Unternehmen 1 lieber Führer oder
Nachfolger?
Stackelberg-Gleichgewicht mit Unternehmen 2
als Führer:
y2
f1
S2F
C
Für Unt. 1 gilt:
Gewinn (S1F)
> Gewinn (C)
> Gewinn (S2F).
S1F
f2
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
y1
129
Oligopolistischer Preiswettbewerb:
Das Bertrand-Modell
Zwei Unternehmen bieten ein homogenes Gut an.
Jedes Unternehmen entscheidet über seinen
Verkaufspreis.
D (p)
Marktnachfrage
d1(p1 , p2)
Nachfrage nach dem Output von
Unternehmen 1
falls p < p
⎧ D ( p1 )
1
2
⎪⎪ 1
falls p = p
d p1 , p 2 = ⎨ D ( p1 )
1
2
1
2
⎪
0
falls p > p
⎪⎩
1
2
(
)
Annahme: Konstante, identische Grenzkosten c.
Gewinne:
π1 (p1 ,
π2 (p1 ,
p2) = p1 · d1 (p1 , p2) - c·d1 (p1 , p2)
p2) = p2 · d2 (p1 , p2) - c·d2 (p1 , p2)
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
130
Bertrand-Nash-Gleichgewicht:
Jedes Unternehmen maximiert seinen Gewinn
für gegebenen Preis des anderen.
p1 = p2 = c ist ein Bertrand-NashGleichgewicht.
Beweis:
Angenommen, p2 = c .
Mögliche Strategien des Unternehmens 1:
a) p > c ⇒ d = 0 ⇒ π = 0
1
1
1
b) p < c ⇒ d > 0, aber π < 0
1
1
1
D
D
c) p = c ⇒ d =
und π = ( p − c ) = 0.
1
1 2
1 2
p1 = c ist mindestens so gut wie p1 ≠ c.
Deshalb ist p1 = c beste Antwort auf p2 = c.
Symmetrie ⇒ (p1 , p2 ) = (c , c) ist ein
Bertrand-Nash-Gleichgewicht.
Beim Preiswettbewerb genügen zwei
Unternehmen, um zur Konkurrenzlösung zu
gelangen.
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
131
Zusammenfassung
•
In der Marktform des Oligopols beachtet jedes
Unternehmen die Entscheidungen der anderen
Unternehmen.
•
Die Reaktionsfunktion eines Unternehmens gibt
seine beste Antwort in Abhängigkeit der
Entscheidungen der anderen Unternehmen an.
•
Das Cournot-Gleichgewicht ist ein NashGleichgewicht eines Spiels zwischen Unternehmen,
die simultan ihre Verkaufsmenge festsetzen.
•
Wenn sehr viele identische Unternehmen auf
dem Markt sind, nähert sich das CournotGleichgewicht dem Wettbewerbsgewicht an.
•
Ein Kartell ist nicht stabil, da jedes Unternehmen
einen Anreiz hat, von sich aus die Menge zu
erhöhen.
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
132
•
Das Stackelberg-Gleichgewicht ist ein
teilspielperfektes Gleichgewicht eines Spiels, in
dem zwei Unternehmen nacheinander ihre
Verkaufsmenge festsetzen.
•
Das Bertrand-Gleichgewicht ist ein NashGleichgewicht eines Spiels zwischen Unternehmen,
die simultan ihre Preise festsetzen.
•
Im Bertrand-Gleichgewicht setzt jedes
Unternehmen den Preis so hoch wie die
Grenzkosten.
Mikroökonomik II: 18 Oligopoltheorie
133
19 Asymmetrische
Information
Asymmetrische Information
Ein Spieler ist besser informiert als der andere.
Beispiele
1. Ein Versicherungsunternehmen weiß nicht, ob
ein Schaden durch unvorsichtiges Verhalten des
Versicherten entstanden ist.
2. Die Aktionäre eines Unternehmens wissen nicht,
ob ein schlechtes Ergebnis auf mangelnden
Einsatz des Managements oder auf die
ungünstige Marktlage zurückzuführen ist.
3. Ein Krankenversicherungsunternehmen kennt
die Vorerkrankungen eines potenziellen Kunden
nicht.
4. Der Käufer eines Gebrauchtwagens kann die
verborgenen Mängel des Fahrzeugs nicht vor
dem Kauf feststellen.
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
134
5. Der Arbeitgeber kennt die Produktivität eines
Bewerbers nicht.
6. Die Beschaffungsabteilung eines Unternehmens
kennt die Kostenstruktur eines Lieferanten
nicht.
In den Beispielen 1 und 2 ist ein Spieler über das
Verhalten des anderen nicht informiert. Dieses
Verhalten ist private Information.
→ unvollkommene Information
(imperfect information)
Problem:
Da ihr Verhalten vom Vertragspartner nicht
beobachtet werden kann, haben der
Versicherungsnehmer bzw. der Manager keinen
Anreiz, sich im Sinne der Versicherung bzw. der
Aktionäre zu verhalten.
→ moralisches Risiko (moral hazard)
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
135
In den Beispielen 3 bis 6 ist ein Spieler über eine
exogene Eigenschaft des anderen nicht
informiert. Diese Eigenschaft ist private
Information:
→ unvollständige Information
(incomplete information)
Problem:
Vertragsangebote können nicht nach den
unterschiedlichen Eigenschaften der
Vertragspartner differenziert werden.
→ adverse Selektion (adverse selection)
Prinzipal-Agenten-Beziehung:
Wie kann der Prinzipal (z. B. Eigentümer,
Beschaffungsabteilung) Anreizsysteme bzw.
Vertragsangebote so wählen, dass der Agent (z. B.
Manager, Lieferant) aus eigenem Interesse die
gewünschte Aktion durchführt (moralisches Risiko)
bzw. seine private Information preisgibt (adverse
Selektion)?
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
136
Moralisches Risiko:
Anreizverträge für Manager
Der Eigentümer eines Unternehmens kann das
Unternehmen nicht selbst leiten. Deshalb
beschäftigt er einen Manager.
Der Output des Unternehmens hängt vom
Arbeitseinsatz a des Managers und einem
exogenen, zufälligen Ereignis ab, z. B. dem Wetter
oder der Weltkonjunktur.
ah
al
hoher Arbeitseinsatz
niedriger Arbeitseinsatz, ah > al
Mögliche Realisationen des Outputs:
⎧ y1
y=⎨
⎩ y2
mit Wahrschein lichkeit π
mit Wahrschein lichkeit 1-π
mit y1 > y2. Hoher Arbeitseinsatz erhöht die
Wahrscheinlichkeit für den hohen Output:
⎧π h
π =⎨
⎩π l
wenn a = ah
wenn a = al
mit πh > πl
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
137
Es wird angenommen, dass hoher Arbeitseinsatz
effizient ist, d. h.:
π h y1 + (1 − π h ) y 2 − a h > π l y1 + (1 − π l ) y 2 − al
⇔ (π h − π l )( y1 − y 2 ) > ah − al
(1)
Entlohnung und Opportunitätskosten des
Managers
w
Lohn des Managers
u(w) – a
von-Neumann-MorgensternNutzenfunktion des Managers, mit
u´(w) > 0, u´´(w) ≤ 0
Wenn der Manager nicht in dem Unternehmen
arbeitet, erhält er einen Reservationsnutzen von Uo.
Entlohnungsschema
⎧ w1
w=⎨
⎩w2
wenn y = y1
wenn y = y 2
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
138
Abfolge der Entscheidungen
1. Der Eigentümer bietet dem Manager einen
Vertrag (d. h. ein Entlohnungsschema) an.
2. Der Manager kann den Vertrag annehmen oder
ablehnen (vgl. Ultimatumspiel aus Kap. 17, S.
109).
3. Der Manager entscheidet über seinen
Arbeitseinsatz.
4. Der Output wird realisiert und der Manager
erhält den vereinbarten Lohn.
Ziele des Eigentümers
•
stelle sicher, dass der Manager hohen
Arbeitseinsatz leistet.
•
maximiere den erwarteten Gewinn, der bei
hohem Arbeitseinsatz erzielt wird:
π h ( y1 − w1 ) + (1 − π h )( y 2 − w2 )
Der Eigentümer ist risikoneutral.
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
139
Annahme des Vertrages durch den Manager
Der Manager wird nur Verträge annehmen, die ihm
mindestens denselben erwarteten Nutzen bringen
wie die Ablehnung des Vertrages:
π h u (w1 ) + (1 − π h )u (w2 ) − ah ≥ U o
(IR)
(IR) ist die Teilnahmebedingung des Managers.
Sie stellt sicher, dass es für den Manager
individuell rational ist, in dem Unternehmen zu
arbeiten.
Beobachtbarer Arbeitseinsatz
Es gelte zunächst, dass der Eigentümer den
Arbeitseinsatz beobachten kann. Folgender Vertrag
stellt sicher, dass der Manager hohen Einsatz bringt:
Wenn a = ah, dann wird der Lohn w1 bzw. w2
ausgezahlt. Wenn a = al, dann zahlt der Manager
dem Eigentümer eine exorbitante Vertragsstrafe.
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
140
Optimierung des Eigentümers
max π h ( y1 − w1 ) + (1 − π h )( y 2 − w2 )
w ,w
1 2
u.d.B. π h u (w1 ) + (1 − π h )u (w2 ) − a h = U o
(2)
Da der Eigentümer ein einmaliges Angebot machen
darf, erfüllt die optimale Entlohnung die
Teilnahmebedingung mit Gleichheit.
Lagrangefunktion
L = π h ( y1 − w1 ) + (1 − π h )( y 2 − w2 )
+ λ [π h u (w1 ) + (1 − π h )u (w2 ) − ah − U o ]
Notwendige Bedingungen für ein Gewinnmaximum:
(2) und
∂L
= −π h + λπ h u ' (w1 ) = 0
∂w1
(3)
∂L
= −(1 − π h ) + λ (1 − π h )u ' (w2 ) = 0
∂w2
(4)
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
141
Aus (2) und (3) folgt
λ=
1
1
=
u ' (w1 ) u ' (w2 )
(5)
Bei Risikoaversion des Managers bedeutet Gleichung
(5): w1 = w2 = w. Der Lohn ist unabhängig vom
realisierten Output. Er wird durch die
Teilnahmebedingung (2) bestimmt:
u(w) − ah = Uo
Der Eigentümer trägt das gesamte Risiko, da er
risikoneutral ist.
Unbeobachtbarer Arbeitseinsatz
Wenn der Eigentümer den Arbeitseinsatz nicht
beobachten kann, ist eine auf den Arbeitseinsatz
bedingte Vertragsstrafe nicht möglich. Deshalb
müssen die Löhne w1 bzw. w2 so gesetzt werden,
dass es im Interesse des Managers ist, den hohen
Arbeitseinsatz zu leisten.
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
142
π h u (w1 ) + (1 − π h )u (w2 ) − a h
≥ π l u (w1 ) + (1 − π l )u (w2 ) − al
⇔ (π h − π l )[u (w1 ) − u (w2 )] ≥ a h − al
(IC)
(IC) ist die Anreizverträglichkeitsbedingung
(incentive compatibility).
Risikoneutralität und unbeobachtbarer
Arbeitseinsatz
Wenn der Manager risikoneutral ist, d. h. u(w) = w,
dann erfüllt folgender Vertrag (IC):
Der Manager erhält den gesamten Output und zahlt
eine feste Summe wo für den Vertragsabschluss,
d. h. w1 = y1 – wo und w2 = y2 – wo.
Begründung:
Bei dieser Entlohnung gilt
(π h − π l ) ⎡⎣u ( w1 ) − u ( w2 )⎤⎦
= (π h − π l ) ⎡⎣ y1 − wo − ( y2 − wo ) ⎤⎦
= (π h − π l )( y1 − y2 )
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
143
(IC) ist also äquivalent zu
(π h − π l )( y1 − y2 ) ≥ ah − al .
Dies folgt aus (1).
Die feste Zahlung wird durch die (IR)-Bedingung
bestimmt:
π h u (w1 ) + (1 − π h )u (w2 ) − ah = U o
⇔ wo = π h y1 + (1 − π h ) y 2 − a h − U o
Ein risikoneutraler Manager wird vollständig am
Erfolg beteiligt. Der Eigentümer sichert sich den
Gewinn durch die feste Zahlung.
Risikoaversion und unbeobachtbarer
Arbeitseinsatz
Aus (IC) folgt
u(w1 ) − u(w2 ) > 0 ⇒ w1 > w2
Der Manager hat nur dann einen Anreiz, hohen
Arbeitseinsatz zu leisten, wenn er bei höherem
Output auch höheren Lohn erhält.
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
144
Wenn der Manager risikoavers ist, gilt auch (IC) mit
Gleichheit.
Begründung:
Wenn in (IC) „>“ gilt, dann bleibt (IC) auch nach
einer kleinen Senkung von w1 und einer kleinen
Erhöhung von w2 erfüllt. Diese Veränderungen
dw1 < 0 und dw2 > 0 können so gewählt werden,
dass der erwartete Nutzen des Managers
unverändert bleibt, d. h. (IR) gilt weiterhin:
π hu ' ( w1 ) dw1 + (1 − π h ) u ' ( w2 ) dw2 = 0
1 − π h ) u ' ( w2 )
(
⇒ dw1 = −
dw2
π hu ' ( w1 )
Der Gewinn des Eigentümers verändert sich durch
diese Änderung der Entlohnung um
⎛ u ' ( w2 ) ⎞
−π h dw1 − (1 − π h ) dw2 = (1 − π h ) ⎜
− 1 dw
⎜ u ' ( w ) ⎟⎟ 2
1
⎝
⎠
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
145
Dies ist positiv, da bei Risikoaversion u´(w1) < u´(w2)
gilt. Wenn (IC) nicht mit Gleichheit gilt, kann der
Eigentümer also seinen Gewinn steigern, ohne (IR)
zu verletzen.
Das optimale Entlohnungsschema w1,w2 wird
bestimmt durch die Gleichungen
π hu ( w1 ) + (1 − π h ) u ( w2 ) − ah = U o
(IR)
(π h − π l ) ⎡⎣u ( w1 ) − u ( w2 )⎤⎦ = ah − al
(IC)
Ergebnis
Das optimale Entlohnungsschema muss zwei
Wirkungen gegeneinander abwägen:
•
Das Risiko sollte vom risikoneutralen Eigentümer
und nicht vom risikoaversen Manager getragen
werden ⇒ Der Lohn sollte möglichst wenig vom
zufälligen Output abhängen.
•
Der Manager muss Anreize erhalten, um hohen
Arbeitseinsatz zu leisten ⇒ Der Lohn muss bei
hohem Output höher sein.
Das optimale Entlohnungsschema lässt auch dem
risikoaversen Manager einen Teil des Risikos.
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
146
Adverse Selektion:
Versicherungsmarkt
Auf einem Versicherungsmarkt gibt es viele
potenzielle Versicherungsnehmer, deren
voraussichtliche Schadenshöhe sich unterscheidet.
erwarteter Schaden des
Versicherungsnehmers i.
•
xi
•
xi
•
v
Nutzengewinn jedes Versicherungsnehmers
aufgrund der Risikoübernahme durch die
Versicherung.
⇒
xi + v ist die Zahlungsbereitschaft der
Person i für den Versicherungsvertrag.
c
Verwaltungskosten der Versicherung pro
Einheit Versicherungssumme
⇒
(1+c)xi sind die Kosten der Versicherung
•
ist gleichverteilt auf dem Intervall [0, x ]
für den Versicherungsvertrag mit Person i.
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
147
Effiziente Versicherung
Es ist effizient, Person i zu versichern, wenn deren
Zahlungsbereitschaft größer ist als die Kosten der
Versicherung, d. h. falls
xi + v ≥ (1 + c) xi ⇔ v ≥ cxi
Annahmen
1.
v > cx
2.
v<
(1 + c) x
2
Annahme 1 besagt, dass es effizient ist, jede Person
zu versichern. Gemäß Annahme 2 sind in diesem
Fall die durchschnittlichen Kosten der Versicherung
größer als der Nutzen aus der Risikoübernahme.
Nachfrage
Person i fragt Versicherung nach, wenn der Preis
p für einen Versicherungsvertrag nicht höher ist als
der Nutzen aus der Versicherung:
p ≤ xi + v
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
148
Angebot bei vollständiger Information
Wenn der erwartete Schaden xi der Versicherung
bekannt ist, dann ist sie bereit, Person i einen
Vertrag anzubieten, wenn der Preis mindestens die
von dieser Person verursachten Kosten deckt:
p ≥ (1 + c) xi
Wegen Annahme 1 kommt es zu einem Vertragsabschluss mit jedem Versicherungsnehmer i. Jeder
Versicherte zahlt einen individuellen Preis pi
zwischen seiner Zahlungsbereitschaft und den von
ihm verursachten Kosten:
(1 + c) xi ≤ pi ≤ xi + v
Marktgleichgewicht bei unvollständiger
Information
Wenn der erwartete Schaden xi der Versicherung
nicht bekannt ist, muss der Preis p für alle
Versicherungsnehmer gleich sein.
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
149
Zu diesem Preis schließen alle Individuen eine
Versicherung ab, deren Zahlungsbereitschaft den
Preis nicht übersteigt, d. h. p ≤ xi + v . Es schließen
also alle Personen einen Vertrag ab, deren
erwarteter Schaden mindestens so groß ist wie die
Versicherungsschwelle x ≡ p - v.
Dichte
1/ x
Nachfrage
nach
Versicherung
keine
Nachfrage
0
x
x+x
2
x
xi
Die durchschnittlichen Kosten der Versicherung sind
x+x
(1+ c)
2
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
150
Reservationspreis der Versicherung:
ps (x) = (1+ c)
x+x
2
Zahlungsbereitschaft der Versicherungsnachfrager:
pd ( x) = x + v
Gleichgewicht
pd (x) = ps (x)
x+x
x + v = (1 + c)
2
⇒ [2 − (1 + c)]x = (1 + c)x − 2v
(1+ c)x − 2v
⇒ x* =
1− c
(1+ c)x − 2v + (1− c)v
⇒ p* = x * +v =
1− c
1+ c
( x − v)
⇒ p* =
1− c
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
151
p
x +v
pd(x)
(1+ c)x
ps(x)
p*
(1+ c) x / 2
v
x*
x
x
Ergebnis
Im Gleichgewicht fragen nur die Personen mit
hohem Schadensaufkommen die Versicherung nach.
(Das ist die adverse Selektion). Es kommt es zu
ineffizient niedrigem Versicherungsschutz.
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
152
Versicherungspflicht
Der Staat verpflichtet jedes Individuum, eine
Versicherung abzuschließen. Das Versicherungsunternehmen ist dazu bereit, diese anzubieten,
wenn der Preis die durchschnittlichen Kosten deckt:
x
pˆ = (1 + c)
2
Wohlfahrtswirkung der Versicherungspflicht
Durch die Versicherung von Person i wird der
Überschuss der Zahlungsbereitschaft über die
Kosten in Höhe von
xi + v − (1+ c)xi = v − cxi > 0
realisiert. Dieser ist wegen Annahme 1 für jedes
Individuum positiv.
Da bei adverser Selektion nur ein Teil der Individuen
versichert wird, ist der gesamte Überschuss
(= Konsumentenrente + Produzentenrente) bei
Versicherungspflicht größer.
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
153
Einzelne Individuen sind aber durch die Einführung
der Versicherungspflicht unterschiedlich betroffen.
p
x +v
pd(x)
ps(x)
(1+ c)x
p*
A
B
p̂
C
Gewinner
v
Verlierer
x̂
x*
x
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
x
154
A: Diejenigen, die bereits bei adverser Selektion
versichert waren, gewinnen, weil der Preis sinkt.
B: Diese Individuen gewinnen, da sie beim
neuen Preis p̂ die verpflichtende Versicherung
auch freiwillig abschließen würden.
C: Diese Individuen verlieren, da ihre
Zahlungsbereitschaft unter dem Preis
p̂ liegt.
Ergebnis
Durch die Versicherungspflicht werden die „guten
Risiken“ gezwungen, die restlichen
Versicherungsnehmer zu subventionieren.
Diese gewinnen aber so viel, dass sie die Verlierer
entschädigen könnten und sich selbst dennoch
besser stellen würden als bei adverser Selektion.
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
155
Zusammenfassung
• Asymmetrische Information bedeutet, dass einige
Marktteilnehmer besser informiert sind als
andere.
• Moralisches Risiko entsteht, wenn ein Spieler das
Verhalten des anderen nicht beobachten kann.
• Adverse Selektion entsteht, wenn ein Spieler eine
wichtige Eigenschaft des anderen nicht
beobachten kann.
• Wenn der Prinzipal (Eigentümer) den
Arbeitseinsatz des Agenten (Managers) nicht
beobachten kann, dann ist die optimale
Entlohnung erfolgsabhängig.
• In einer Prinzipal-Agenten-Beziehung mit
moralischem Risiko drückt der optimale Vertrag
die Abwägung zwischen Risikoübernahme durch
den Prinzipal und Leistungsanreiz für den
Agenten aus.
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
156
• Wenn ein Versicherungsunternehmen die
voraussichtlichen Schäden der einzelnen Kunden
weniger gut einschätzen kann als diese selbst,
dann fragen nur diejenigen mit besonders
ungünstigen Schadenserwartungen die
Versicherung nach.
• Durch die Einführung einer Versicherungspflicht
verlieren die Personen mit günstiger
Schadenserwartung. Die Personen mit
ungünstiger Schadenswartung gewinnen durch
die Versicherungspflicht so viel, dass sie die
Verlierer entschädigen könnten.
Mikroökonomik II: 19 Asymmetrische Information
157
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