Vergleichende Pathologie und Pathophysiologie des

Werbung
Original: Pneumologie 2005; 59: S116-120
7. Workshop des Arbeitskreises
Vergleichende Pathologie und Pathophysiologie des respiratorischen Systems
der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) in Zusammenarbeit mit den
Sektionen Infektiologie und Tuberkulose sowie Pathophyxsiologie und
Aerosolmedizin der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP)
am 17. und 18. März 2005 in Berlin
Abstracts
Themenkomplex:
Spezielle Aspekte pulmonaler Infektionen und freie Beiträge
VPPRS 1
Kleine FIS(c)He: Fluoreszenz in situ Hybridisierung in der mikrobiologischen Diagnostik
A. Moter
Universitätsklinikum Charité, Institut für Mikrobiologie und Hygiene, Berlin
Die Fluoreszenz in situ Hybridisierung (FISH) erlaubt gleichzeitig Visualisierung, Identifikation und
Lokalisierung von einzelnen Mikroorganismen in ihrem natürlichen Habitat. Sie findet Anwendung bei
umfassenden mikrobiologischen Fragestellungen in Umwelt- und Biotechnologie sowie in der Humanund Veterinärmedizin und wird zunehmend auch zu diagnostischen Zwecken eingesetzt. Da man mit
dieser molekularbiologischen Methode nicht nur kultivierbare, sondern auch anspruchsvolle und bisher
nicht kultivierte Bakterien detektieren kann, ist FISH insbesondere für die Analyse komplexer Habitate
geeignet. Neben der Verteilung der Mikroorganismen im Gewebe lassen sich auch Rückschlüsse auf
das Zusammenspiel verschiedener Spezies in Biofilmen ziehen sowie die Interaktion von Bakterien
mit den Gewebszellen untersuchen. Die Anwendung der FISH zur Darstellung der Architektur
subgingivaler Plaque und zum Nachweis von Streptokokken, Staphylokokken auf Herzklappen,
Brachyspira in Duodenalbiopsien, Mycobacterium tuberculosis in Lungenbiopsien oder Treponema
pallidum in Lymphknoten wird demonstriert.
VPPRS 2
Modell der Mekoniumaspiration beim Ferkel
I. Reiss
Universitätsklinikum Gießen, Abteilung Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Gießen
Das Mekoniumaspirationssyndrom (MAS) ist eine akute Lungenerkrankung des reifen Neugeborenen.
Gekennzeichnet ist die Erkrankung durch eine Obstruktion der großen und kleinen Atemwege, einer
chemischen Pneumonitis mit konsekutiver Inaktivierung des alveolären Surfactantsystems und einer
pulmonalen Gefäßwiderstandserhöhung. Die Folge ist eine akute Gasaustauschstörung.
Therapeutische Ansätze beinhalten u. a. eine schonende maschinelle Beatmung sowie die
intratracheale Applikation von pulmonalem Surfactant.
Das mekoniuminduzierte Lungenversagen des Ferkels stellt ein gutes Tiermodell dar, die
Pathomechanismen und deren therapeutische Ansätze zu untersuchen. Wir berichten über die Effekte
einer exogenen Surfactanttherapie auf funktionellen und physiologischen Variablen. Weiterhin wird
aufgezeigt, inwieweit molekularbiologische (Real time RT-PCR) und morphometrische
(Rasterelektronenmikroskopie und Transmissionselektronenmikroskopie) Untersuchungen der Lungen
der Ferkel zum pathophysiologischen Verständnis der Erkrankung des Mekoniumaspirationsmodells
beitragen.
VPPRS 3
Impact of an intratracheally applied recombinant Surfactant Apoprotein C on anaphylactic
shock reactions in a guinea pig model of acute lung hypersensitivity
P.-G. Germann1, J. Kemkowski2
1
Investigative and Regulatory Pathology, Preclinical Safety Europe, Novartis Pharma AG, Schweiz;
2
Institute of Pathology and Toxicology, Altana Pharma AG, Hamburg
The effect of the intratracheal administration of the recombinant SP-C surfactant apoprotein (rSP-C)
with phospholipids (PL) in comparison to an ovalbumin induced anaphylactic shock reaction was
1
Original: Pneumologie 2005; 59: S116-120
studied in guinea pigs lungs.
Narcotized guinea pigs were challenged by intratracheal administration on test day 24/25 once with a
suspension of rSP-C/PL (reconstituted suspension). These animals were priorily sensitized on test day
1, 3 and 5 intraperitoneally with rSP-C/PL suspension or with Ovalbumin (OV) respectively. The
following groups were used to assess the anaphylactic lung shock symptoms: group 1: positive
control, 1 mg/kg OV protein, 2 ml/kg application volume, (Appl.vol.), N: 5 animals; group 2: 1 mg rSPC/ 50 mg PL / 0.5 ml/kg Appl.vol., N: 10; group 3: 2 mg rSP- / 100 mg PL / 1.0 ml/kg Appl.vol., N:10;
group 4: 4 mg rSP-C/ 200 mg PL / 2.0 ml/kg Appl.vol., N: 10. Clinical signs, mortality, lung weights and
histopathological changes were evaluated. Additionally the lungs were investigated
immunohistologically with polyclonal antibodies against rSP-C to determine pulmonary distribution of
the intratracheal applied rSP-C.
In the OV-treated positive control group, all animals died within 4 minutes after intratracheal challenge,
while only 1 animal of group 4 died probably due to an narcosis related respiratory arrest. In the rSPC/PL treated groups, the lung weights showed a dose-related increase, but nevertheless all these rSPC-treated groups showed a significant lower lung weight in comparison to the OV treated positive
control group. The histopathology assessment of the lungs in the OV-treated animals revealed a
severe generalised bronchoconstriction and a hyperemia in connection with a slight interstitial edema
in all five animals. The rSP-C/PL-treated animals, which were sacrificed after 3 days, showed no
bronchoconstriction but a slight increase in the severity of bronchus-associated infiltration with
eosinophilic granulocytes and in the formation of peripheral emphysema, but with no dosedependancy. A slight dose-dependent increase in the deposition of peribronchiolar eosinophilic foreign
material was evident. In contrast to this, the number of lipid-loaden alveolar macrophages seemed to
decrease with increasing doses of rSP-C/PL. The immunohistological investigation with a polyclonal
antibody against rSP-C showed an intraalveolar distribution of the intratracheally applied rSP-C which
is mainly located in the peribronchiolar alveolar parenchyma. A rSP-C-positive staining was visible
within the cytoplasm of alveolar histiocytes, type II pneumocytes and also as an extracellulary rim
along the alveolar walls. The polyclonal antibody showed no cross reaction with natural occuring SPC-protein of the guinea pigs.
We conclude that the intratracheal application of the rSP-C surfactant containing phospholipids (PL)
exhibits no significant risk of an anaphylactic shock reaction in this guinea pig lung hypersensitivity
model. The immunohistological investigation with polyclonal antibodies against rSP-C demonstrated
clearly the distribution of intratracheal applied material in this toxicological animal model.
VPPRS 4
Bestimmung der Atemwegsdimensionen mittels Aerosolmorphometrie an der Ratte
H. Schulz, G. Eder, C. Zeller, C. Reinhard, J. Heyder
GSF – Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, Institut für Inhalationsbiologie,
Neuherberg/München
Die nicht-invasive Bestimmung von strukturellen Lungenveränderungen mittels monodisperser
Aerosole hat sich in der experimentellen Pneumologie und in toxikologischen Studien etabliert. Bisher
verfügbare Systeme haben diesen Ansatz jedoch auf große Lungen wie die des Menschen und
größerer Säuger beschränkt. Aktuelle Studien zum genetischen Einfluss auf die Lungenfunktion, wie
z.B. in der „German Mouse Clinic“, machen es wünschenswert, entsprechende Untersuchungen auch
bei der Maus durchführen zu können. In einem ersten Schritt wurde zunächst ein System für die Ratte
entwickelt, deren etwa zehnfach größeres Lungenvolumen nicht ganz so extreme technische
Anforderungen wie das der Maus stellt. Analog zum Vorgehen beim Hund (Schulz et al. JAP 1994)
wurden zur Bestimmung der Atemwegsdimensionen bei 90 Tage alten narkotisierten Ratten
monodisperse, 0,9 µm große Sebakatpartikel eingesetzt. Die Aerosolkonzentration wurde mittels
eines neu entwickelten Aerosolphotometers während der In- und Exhalation kontinuierlich
aufgezeichnet. Aus der Abnahme der exhalierten Partikelmenge als Funktion einer zunehmenden
endinspiratorischen Atempause wurden die Atemwegsdimensionen abgeleitet. Die totale
Lungenkapazität betrug bei den 400 ± 47 g schweren Tieren 14,3 ± 2,1 ml (SD), die funktionelle
Residualkapazität 3,1 ± 0,7 ml und das Fowler-Totraumvolumen 1,34 ± 0,11 ml. Ein typischer Verlauf
der Atemwegsdurchmesser als Funktion der Lungentiefe ist in der Abbildung dargestellt. In einer dem
Totraumvolumen entsprechenden Lungentiefe lagen die Durchmesser bei 0,71 ± 0,22 mm, in der
Peripherie bei 0,17 ± 0,04 mm. Die Daten zeigen gute Übereinstimmung mit dem von Yeh und
Harkema publizierten Modell, allerdings ist der Übergang von der konduktiven in die
gasaustauschende Zone, wie bei Mensch und Hund, mit der Aerosolmorphometrie weniger scharf
2
Original: Pneumologie 2005; 59: S116-120
ausgebildet, was auf funktionelle Inhomogenitäten und morphologische Asymmetrien zurückzuführen
ist.
Diese Studie wurde durch das Nationale Genomforschungsnetzwerk (NGFN – 01GR0103) und das
National Institute of Health, USA, (R01 HL070542-01A1) unterstützt.
VPPRS 5
Stamm- und geschlechtsspezifische Unterschiede des ultrastrukturellen Aufbaues von
Alveolarsepten der Lungen von C3H/HeJ- und JF1/Msf-Mäusen
H. Fehrenbach1, T. Hühn1, C. Reinhard2, S. Takenaka2, A. V. Bratu1, A. Fehrenbach1, H. Schulz2
1
Philipps-Universität Marburg, Klinik für Innere Medizin, 2GSF – Forschungszentrum für Umwelt und
Gesundheit, Institut für Inhalationsbiologie, Neuherberg/München
Atemphysiologische Studien stellten erhebliche Unterschiede in Größe, Atemmechanik und SpontanAtemmuster zwischen Maus-Inzuchtstämmen (z.B. C3H/HeJ versus JF1/Msf) fest. Ziel dieser Studie
war es zu klären, ob und inwieweit sich die funktionellen Unterschiede in der Morphologie, u.a. der
Ultrastruktur der Alveolarsepten, widerspiegeln.
Lungen männlicher (♂) und weiblicher (♀) Tiere der Stämme C3H/HeJ und JF1/Msf (n=5-6 pro
Gruppe) wurden mit Glutar-/Paraformaldehyd über die Trachea fixiert (Druck: 20cm H2O). Die nach
dem Prinzip des systematic uniform random sampling gewonnenen Proben wurden osmiert, mit
Tanninsäure und Uranylazetat en bloc kontrastiert, in Araldit bzw. Glykolmethakrylat (GMA)
eingebettet. An GMA-Schnitten wurde die mean airspace chord length (Lcm) als Indikator der
Alveolarweite bestimmt. Die Ultrastruktur der Alveolarsepten wurde elektronenmikroskopisch
analysiert, die relativen Volumenanteile der Komponenten (Alveolarepithel, Kapillarendothel, Elastin,
Kollagen, übriges Bindegewebe) quantifiziert. Zahlenwerte sind als mean±sd angegeben.
Die Lcm lag für C3H bei 70,4±3,5µm (♂) bzw. 74,8±8,1µm (♀) und für JF1 bei 47,3±4,6µm (♂) bzw.
47,0±2,9µm (♀). Die Unterschiede zwischen den Stämmen sind signifikant. Hinsichtlich der
Ultrastruktur war der Kollagenanteil in allen Gruppen vergleichbar (C3H ♂: 2,6±0,4; ♀: 3,0±0,6; JF1:
♂: 2,6±0,5; ♀: 2,4±0,4). Die JF1-Mäuse hatten jedoch einen höheren Anteil an Elastin, so dass sich
für das Elastin:Kollagen-Verhältnis bei JF1 signifikant höhere Werte ergaben (C3H ♂: 1,31±0,26; ♀:
1,77±0,31 vs. JF1 ♂: 1,99±0,28; ♀: 2,14±0,21). Für diesen Parameter, den Anteil an Elastin und an
Pneumozyten Typ II ergab sich bei C3H-Mäusen ein Geschlechtsdimorphismus, der bei JF1 nicht
beobachtet wurde.
Die hinsichtlich der Alveolargröße und des Bindegewebsapparats beobachteten stammesspezifischen
Unterschiede legen einen Zusammenhang zwischen Atemmechanik, insbesondere
Lungencompliance, und Ultrastruktur der Alveolarsepten nahe.
VPPRS 6
Die MDHC7-/- Maus als Modell für eine defiziente Zilienfunktion im Rahmen der chronisch
obstruktiven Lungenerkrankung
D. Theegarten1, R. Linder2, S. Mayer3, O. Anhenn1, M. Ebsen1, S. J. Pöppl2, J. Schwarze3, J. Neesen4,
M. Wagner5
1
Institut für Pathologie, Ruhr-Universität Bochum, 2Institut für Medizinische Informatik, Universität
Lübeck, 3Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, St. Josef-Hospital Bochum, 4Institut für
Humangenetik, Universität Göttingen, 5Institut für Allgemeine und Spezielle Pathologie,
Universitätsklinikum Homburg-Saar
Der Verlust einer regelhaften Zilienfunktion ist wesentlicher Bestandteil der chronisch obstruktiven
Lungenerkrankung (COPD). Daher sind Tiermodelle sinnvoll, die eine Funktionsstörung der Zilien
darstellen können.
Wesentlicher Bestandteil der Zilien sind die Dyneinarme. In einem Knockout-Modell wurde das mouse
dynein heavy chain 7 gene auf der Basis von 129/Sv Mäusen deletiert und diese Tiere als
3
Original: Pneumologie 2005; 59: S116-120
homozygoter und heterozygoter sowie Wild-Typ mit Respiratory Syncytial Virus (Long Strain) vs. PBS
inokuliert. Mit einem artifiziellen neuronalen Netzwerk (ANN) erfolgte eine multivariate Analyse
barometrischer ganzkörperplethysmographischer Messwerte (8 plethysmographische Parameter, 5
Methacholinkonzentrationen), weiterhin wurden histologische Untersuchungen durchgeführt.
Die multivariate Analyse konnte die einzelnen Gruppen signifikant unterscheiden (TE, F, PIF, 25 bzw.
50mg/ml Methacholin; Fisher’s exact Test: p=0.003). Weiterhin bestand bei den homozygoten Tieren
eine deutlichere Entzündungsreaktion.
Die MDHC7-/- Maus kann als Modell für eine defiziente Zilienfunktion im Rahmen von Untersuchungen
zur COPD eingesetzt werden.
Themenkomplex:
Vergleichende Aspekte der broncho-alveolären Lavage bei Mensch und Tier
Teil 2: Spezielle Aspekte
VPPRS 9
Die broncho-alveoläre Lavage im Tierexperiment unter besonderer Berücksichtigung ARDSinduzierender und therapeutischer Aspekte
P.-G. Germann1, D. Häfner2, L. Wollin2
1
Department of Toxicology and Pathology, Preclinical Safety, Novartis Pharma AG, Basle, Switzerland;
2
Department of Respiratory Pharmacology, Byk Gulden, Konstanz, Germany
Das vorliegende Übersichtsreferat widmet sich den verschiedenen Bedeutungen und Anwendungen,
die eine broncho-alveoläre Lavage im tierexperimentellen, krankheits-induzierenden als auch
experimentell-therapeutischen Einsatz bieten kann. Diese Ergebniszusammenfassung aus
tierexperimentellen Untersuchungen zur Pathomorphologie und Pathophysiologie des akuten
Atemnotsyndromes (ARDS) ist in 15 Publikationen sowie ergänzenden unveröffentlichten Ergebnissen
unter Auswertung von insgesamt 4528 Versuchstieren dokumentiert worden. Dabei dienten
atemphysiologisch-biochemische Parameter (respiratorische Compliance, PaO2, PaCO2), radioaktivmarkiertes Surfactantmaterial (Substanzverteilung), histologische (H&E, Spezialfärbungen),
immunhistologische
(Anti-rSP-C-Antikörper)
und
transmissionselektronen-mikroskopische
Untersuchungen sowie der konfokal-mikroskopische Nachweis von Fibrinogen in der Lunge als
Untersuchungsparameter. Den klinisch-physiologischen und biochemischen Parametern wurde eine
validierte pathomorphologische Analyse als zweite Beurteilungskomponente gegenübergestellt. Diese
Ergänzung des pathogenetischen Verständnisses des experimentellen ARDS diente der Überprüfung
von verschiedenen therapeutischen Effekten. Durch einen Vergleich mit anderen Tiermodellen wurde
die Relevanz der gewählten Modelle für die human-klinische ARDS-Situation hinterfragt. Die eigenen
Untersuchungen zum krankheits-induzierenden ARDS-Lavagemodell der Ratte zeigen eine gute
Vergleichbarkeit der histopathologischen Sequenz mit der Frühphase des exsudativen Stadiums des
humanen ARDS, allerdings in zeitlich geraffter Form. Dabei erwies sich die kodierte semiquantitativhistopathologische Bewertung der pulmonalen Ödembildung, des Einstromes von neutrophilen
Granulozyten und insbesondere der Bildung von hyalinen Membranen als eine dem menschlichen
ARDS vergleichbare und valide Methode zur Beurteilung von Therapieeffekten. Die Reproduzierbarkeit
der Versuchsergebnisse sowie die Stabilität gegenüber zusätzlichen, teilweise nicht beeinflussbaren
Variablen belegen, dass das Rattenlavagemodell im Vergleich zum porcinen oder IRDS-SchaflammModell ein valides ARDS-Modell darstellt. Im Vergleich zum Rattenlavagemodell ist das porcine ARDSModell methodisch aufwändiger, zeigt eine höhere Streuung, verbraucht mehr Surfactantsubstanz und
die histologischen Parameter sind nicht so genau validiert. Prinzipiell ist aber eine gute
Übereinstimmung des porcinen und des Rattenmodells mit der ARDS-Symptomatik des Menschen zu
konstatieren.
Die Entwicklung einer Surfactantlavagetherapie soll die Mengenbelastung der Lunge durch
Phospholipide senken und das Surfactant als Austauschmedium im ARDS-Geschehen positiv zur
Geltung bringen. Die positiven Erkenntnisse zur Surfactant-Spültherapie in eigenen und fremden
ARDS-Modellen deuten einen konzeptionellen Ansatz mit möglicherweise hohem therapeutischen
Wert an. Die Spültherapie ist substanzsparend und zeigt eine noch bessere Verteilung von Surfactant
und Wirkstoffen innerhalb der Lunge. Sie entfernt die das Surfactant inhibierenden Plasmaproteine
wie Fibrin, Komplement und die Entzündungszellen. Diese zur Zeit noch tierexperimentellen
Erkenntnisse versprechen in der klinischen ARDS-Situation des Menschen eine gute Wirkung.
4
Original: Pneumologie 2005; 59: S116-120
VPPRS 10
Hämodynamik beim Lavage-induzierten akuten Lungenversagen des neugeborenen Ferkels
T. Ankermann1, P. von Bismarck1, H. Köhler2, M. F. Krause1
1
Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Kiel; 2FriedrichLoeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Jena
Fragestellung: Die Induktion eines akuten Lungenversagens durch repetitive Lavagen beim wenige
Tage alten Ferkel stellt ein experimentelles Modell für das neonatale akute Atemnotsyndrom (ARDS)
dar. Die vorliegende Untersuchung sollte klären, welchen Einfluss das Lungenversagen auf
hämodynamische Veränderungen (z. B. von pulmonalem Blutvolumen [PBV], Herzzeitvolumen [HZV])
hat.
Methoden: 18 neugeborene Ferkel (Alter: 6 d (Median, Bereich 2 – 11), Gewicht: 2,9 (2,0 – 5,7))
wurden durch wiederholte Lavagen mit physiologischer Kochsalzlösung Surfactant-depletiert, bis ein
PaO2 von ca. 40 mmHg bei einem FiO2 von 0,6 erreicht wurde. Die so induzierte
Gasaustauschstörung wird durch Surfactantmangel, alveoläre Atelektase, interstitielles Ödem sowie
Verschlechterung von Lungenmechanik und Lungenvolumina gekennzeichnet. Mit Hilfe der
Thermodilution (PICCO, Fa. Pulsion) wurden hämodynamische Parameter (HZV, PBV) und das
extravaskuläre Lungenwasser (EVLW) vor Lungenschädigung und nach Lungenschädigung bestimmt.
Parallel erfolgten Bestimmungen der Blutgase (BGA) und der Lungenfunktion.
Ergebnisse: Das EVLW stieg signifikant an (vor Lavage: 20,2 ± 3,5 ml/kg; nach Lavage 40,8 ± 11
ml/kg; p < 0,0001). Das PBV (vor 3,8 ± 0,98 ml/kg; und nach 3,9 ± 0,76 ml/kg) zeigte keinen
signifikanten Unterschied (p=0,57). Ebenso zeigte sich kein signifikanter Unterschied im HZV (vor:
0.29 ± 0.06 L/kg/min; nach: 0.31 ± 0,1L/kg/min; p = 0,37), Schlagvolumen (vor: 1.67 ± 0,75 ml/kg;
nach: 1,65 ± 0,8 ml/kg, p= 0,71) und HF (vor: 172 ± 29 /min; nach: 189 ± 37 /min).
Schlussfolgerung: Der Anstieg des EVLW ist nicht Korrelat einer vermehrten pulmonalen Perfusion,
insbesondere nicht Korrelat eines vermehrten PBV. Trotz erhöhten EVLW, Gasaustauschstörung und
Einschränkung der Lungenfunktion finden sich nur geringe hämodynamische Veränderungen nach
Lavage.
VPPRS 11
Nachweis antibakterieller Peptide in der Bronchiallavage des Schweines nach Infektion mit
Actinobacillus pleuropneumoniae
I. Hennig-Pauka1,2, I. Jacobsen2, K.-H. Waldmann1, G.-F. Gerlach2
1
Klinik für kleine Klauentiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover; 2Institut für Mikrobiologie,
Zentrum für Infektionsmedizin, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Ein verändertes Expressionsmuster wirtseigener Proteine nach Infektion ist für die Erforschung von
Wechselwirkungen zwischen Wirtsorganismus und Keim von großer Bedeutung und kann auch in der
Veterinärmedizin diagnostisch genutzt werden. So sind chronisch infizierte Schweine ohne klinische
Symptome aber mit pathologischen Lungenveränderungen für den Tierarzt nicht zu erkennen,
verursachen jedoch wirtschaftliche Verluste bei Einstallung in einen empfänglichen Schweinebestand.
Im Infektionsmodell mit Actinobacillus pleuropneumoniae kann dieses chronische Stadium der
Erkrankung im Schwein erzeugt werden. Von 10 Schweinen wurden die Proteine der
bronchioalveolären Lavageflüssigkeit (BALF) vor und am 21. Tag nach der Infektion in der
zweidimensionalen Gelelektrophorese aufgetrennt. Proteinspots, die nach der Infektion verstärkt
waren, wurden massenspektrometrisch untersucht. Ein Datenbankvergleich führte zur Identifizierung
der beim Schwein natürlich vorkommenden antibakteriellen Peptide Prophenin-2 und PR-39, die zur
Gruppe der Cathelicidine gehören. Mittels Western Blot und ELISA wurden PR-39-Konzentrationen
bei einer größeren Anzahl von Schweinen in unterschiedlichen Infektionsstadien gemessen. Im
Gegensatz zu den neutrophilen Granulozyten (PMN), die in der BALF im akuten Stadium deutlich
erhöht waren, zeigte die PR-39-Konzentration erst im chronischen Stadium einen starken Anstieg und
war mit dem Ausmaß der Lungenveränderungen positiv korreliert. Im Serum konnte kein Anstieg
festgestellt werden. Bei einem Cut-off Wert von 1 pmol PR-39/ml BALF besitzt der Parameter eine
Sensitivität von nahezu 90% und eine Spezifität von 70%. Damit ist er in diesem Stadium der
Erkrankung der Bestimmung des prozentualen Anteils der PMN (Cut-off-Wert von 4%) überlegen. Es
5
Original: Pneumologie 2005; 59: S116-120
bleibt zu überprüfen, ob diese Ergebnisse auf andere Lungenerkrankungen übertragbar sind und ob
PR-39 somit allgemein als sensitives Diagnostikum für chronische Lungenveränderungen beim
Schwein geeignet ist.
VPPRS 12
Akute Interstitielle Pneumopathie beim Pferd: Befunde der BAL-Zytologie und -Biochemie
nach Injektion von Perilla-Keton.
M. Venner1, M. Ganter2
1
Klinik für Perde, 2Klinik für kleine Klauentiere, Tierärztliche Hochschule Hannover
In der vorliegenden Arbeit wurde bei zehn erwachsenen lungengesunden Pferden durch intravenöse
Verabreichung von Perilla-Keton (PK: 6 mg/kg KM) eine akute interstitielle Pneumopathie (AIP)
induziert. Regelmäßige klinische, blutgasanalytische, zytologische, sonographische, röntgenologische
und histologische Untersuchungen ermöglichten es, die Veränderungen des Atmungsapparates zu
erfassen. Insbesondere wurde über 60 Tage zweimal wöchentlich eine transendoskopische bronchoalveoläre Lavage (BAL) vorgenommen und die rückgewonnene Flüssigkeit zytologisch sowie
biochemisch untersucht. Es wurde darauf geachtet, dass ein Bronchus nicht vor 14 Tagen ein zweites
Mal gespült wurde.
Die zytologische Untersuchung der BAL-Flüssigkeit ergab in der exsudativen Phase der AIP einen
signifikanten Anstieg der Anzahl der neutrophilen Granulozyten. Ab Tag 15 nach PK-Injektion war die
Neutrophilen-Zahl wieder in der Norm. Dagegen stieg die Zahl der Makrophagen zu diesem Zeitpunkt
signifikant bis Tag 60 nach PK-Injektion an. Bemerkenswert ist der kontinuierliche signifikante Anstieg
der Mastzellzahl in der BALF zwischen Tag 15 und 60 nach PK-Injektion (siehe Abb.).
Folgende biochemische Parameter der BALF sind in absoluten Werten ermittelt worden: Harnstoff,
Gesamteiweiß, Laktat-Deshydrogenase (LDH) und alkalische Phosphatase. Nur in der exsudativen
Phase stieg der Wert des Harnstoffs, der LDH und der alkalischen Phosphatase signifikant an. Dieser
Anstieg ist vermutlich durch eine Schädigung der Pneumozyten Typ I und Typ II und/oder durch einen
Austritt von Plasmaflüssigkeit in den Alveolarraum verursacht.
Zellzahl (G/l)
14
Makrophagen
Lymphozyten
Mastzellen
neutroph.Gr.
eos.Granuloz.
12
10
8
6
4
2
0
-1
4
9
14
19
24
29
34
39
44
49
54
Zeit (Tage)
Abb. : Zellpopulationen der BALF (ξ ± s der absoluten Zellzahlen, in G/l)
nach Perilla-Keton-Injektion (PK: 6 mg/kg KM) (n=7 Pferde)
ξ: Mittelwert, s: Standardabweichung
6
Original: Pneumologie 2005; 59: S116-120
VPPRS 13
Inhalativ verabreichtes Fluticason reduziert bronchiale Reaktivität und 8-Iso-PGF2alpha in der
broncho-alveolären Lavage der Katze
N. Kirschvink1, J. Leemans1, F. Delvaux1, C. Clercx2, F. Snaps2, P. Gustin1
Faculty of veterinary medicine, 1Department for functional sciences B41, 2Department for clinical
sciences B44, University of Liège, Liège, Belgium.
Fluticason (Flixotide) wird bei Asthmapatienten zur Verringerung der bronchialen Entzündung und
Reaktivität der Atemwege verabreicht. Bei Katzen wird Aerosoltherapie vereinzelt eingesetzt, jedoch
bestehen bis jetzt keine Studien zur Dosierung und Behandlungsdauer für Fluticason.
Fünf Katzen mit leichter, chronischer Bronchitis wurden vor (PRE) sowie nach einwöchiger (Flu-1W)
und zweiwöchiger (Flu-2W) Behandlung mit Futicason (pMDI Flixotide, 250 µg/Tag; AerokatChamber) untersucht. Die bronchiale Reaktivität wurde anhand von Ganzkörperplethysmographie
nach
Inhalation
von
progressiv
ansteigenden
Carbachollösungen
bestimmt.
Die
Carbacholkonzentration, die einen 300% Anstieg der Penh (enhanced pause) induziert, wurde
berechnet. Bei einer Bronchoskopie wurde ein Entzündungs-Score bestimmt und eine bronchoalveoläre Lavage (BAL) durchgeführt. Die BAL wurde zytologisch untersucht und der
Peroxydationsmarker 8-Iso-PGF2α (Cayman) wurde bestimmt.
Behandlung
%Carbachol
(Penh300)
Bronchoskopie
Score (0-6)
PRE
4 (2-4)
0.043 ± 0.019
Flu-1W
2 (1-3)
0.053 ± 0.020*
Flu-2W
1.5 (1-3)*
0.059 ± 0.020*
* signifikant verschieden von PRE, P<0.05
% Makro
% Neutro
83 ± 13
86 ± 3
79 ± 8
16 ± 13
13 ± 3
15 ± 3
BAL
% Eosino
0.6 ± 0.9
0.2 ± 0.5
0.6 ± 1.3
8-Iso-PGF2α
(pg/ml)
5.09 ± 0.51
2.81 ± 0.59*
1.06 ± 0.56*
Sowohl die einwöchige als auch die zweiwöchige Behandlung mit Fluticason reduzierte signifikant die
bronchiale Reaktivität und 8-Iso-PGF2α in der BAL. Der Bronchoskopie-Score war erst nach
zweiwöchiger Behandlung signifikant reduziert, während die BAL Zytologie unverändert blieb.
Diese Resultate zeigen, dass die bronchiale Reaktivität innerhalb einer Woche reduziert werden kann
und dass oxydative Prozesse selbst ohne Veränderungen der BAL-Zytologie mittels Fluticason
verringert werden können.
Supported by: Walloon Region, DGTRE, Belgium
7
Herunterladen