3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten

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3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
•
Im Modell des vollständigen Wettbewerbs: Annahme der stetig steigenden
Grenzkosten bzw. beliebigen Teilbarkeit der Produktionsmengen:
− Jede nächste produzierte Einheit ist (marginal) teurer in der Herstellung als die vorher
produzierte Einheit.
•
Wenn diese Annahme (stark) verletzt wird: „Natürliches Monopol“
•
Ursache für ein natürliches Monopol: „Subadditivität der Kostenfunktion“
C ( X ) < c1 ( x1 ) + c2 ( x2 ) + ... + cn ( xn )
mit X = x1 + x2 + ... + xn
•
Folge: Ein Unternehmen, welches die gesamte relevante Nachfragemenge anbietet ist
kostengünstiger als mehrere kleine Unternehmen Monopolstellung
•
Mögliche Ausprägungen:
– Fixkosten-Degression: Öffentliche Infrastruktur (Netzindustrien: Strom, Gas,
Wasser)
– Stochastische Ersparnisse : (Pharma-Forschung)
– Lernkurveneffekte (Flugzeugbau)
– Verbundvorteile: C(X+Y)<C(x) + C(y) (Chemieindustrie)
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
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3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
•
Wie bei „nicht natürlichen“ Monopolen besteht die gewinnmaximale PreisMengenkombination für den Monopolisten durch die Wahl des Cournot-Preises:
p, GK,
DK
GK: Grenzkosten
DK: Durchschnittskosten
NF: Nachfrage
GE: Grenzerlös
NF
pC
Pc: Cournot-Preis
PDK: Preis zu Durchschnittskosten
PGK: Preis zu Grenzkosten
pDK
DK
GK
pGK
x
xC
xDK
xGK
• Im Vergleich zu P=GK bzw- P=DK:
Menge xC zu gering, Preis pC zu hoch
• Im Vergleich zu pGK kommt es zu einem :
− Wohlfahrtsverslust insgesamt
(rotes Dreieck)
− Rentenumverteilung von Konsumenten
zu Produzenten (grüne Fläche)
GE
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
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3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
•
•
•
•
•
•
Exkurs: Monopolverhalten und Cournot-Preise
Im Modell vollständiger Konkurrenz sind die Unternehmen Preisnehmer und
Gewinnmaximierer. Der Preis p ihres Produktes X ist exogen gegeben. Das
Gewinnmaximierungskalkül lautet daher:
max Π = − ()
Mit C(X) der Kostenfunktion, welche bei Kostenminimalem Faktoreinsatzverältnis nur
noch von der Menge X der produzierten Güter abhängt. Im Optimum ist p=C‘(X) erfüllt,
d.h. die Preise entsprechen den Grenzkosten.
Der Monopolist ist dagegen kein Preisnehmer: Je nach von ihm angebotener Menge
beeinflusst er ebenfalls den Marktpreis. Daher ist aus seiner Sicht der Preis nicht exogen,
sondern von der (inversen) Nachfragefunktion p(X) abhängig.
Der Monopolist maximiert daher seinen Gewinn durch
max Π = () − ()
Wobei R(X) die (Umsatz)Erlösfunktion mit R(X) = p(X)X darstellt. Als BEO ergibt sich
für das Optimum Grenzerlös gleich Grenzkosten:
= ′()
. + = ′()
Derjenige Punkt auf der Nachfragefunktion, bei der diese Bedingung erfüllt ist, heisst
„Cournotscher Punkt“ und ergibt die optimale Preis-Mengen-Kombination
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
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3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
Exkurs: Monopolverhalten und Cournot-Preise (2)
•
•
Die Bedingung zweiter Ordnung lautet:
− ≤ 0
. ≥ Was zeigt, dass die Grenzerlösfunktion immer einen steileren Anstieg als die
Grenzkostenfunktion hat.( siehe Grafiken)
• Im Fall einer linearen (inversen)
Nachfragefunktion = − ( Anstieg: -1)
• ergibt sich die Erlösfunktion als
= = − NF: Anstieg -1
• Die Grenzerlösfunktion lautet
= − 2
( Anstieg: -2)
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
GE:
Anstieg -2
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3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
•
Regulierungsnotwendigkeit: Bestreitbarkeit von Monopolen (Baumol, 1982)
Preisregulierung ist nicht notwendig, wenn das Monopol bestreitbar (contestable) ist
•
Voraussetzungen:
− Keine Marktzutrittbarrieren,
− v.a. keine irreversiblen Kosten (sunk-costs), d.h. Kosten, die durch Verkauf der Anlagen nicht
wieder hereingeholt werden können. [Wieso? “Sunk costs” sind für den Monopolisten nicht
mehr entscheidungsrelevant – allerdings für den Herausforderer. Bei Marktzutritt setzt Mon.
p<DK Abschreckung des Konkurrenten]
− Die Produkte von neuem und altem Anbieter sind homogen
− Alle Anbieter haben Zugang zu gleicher Technologie
− Der alte Anbieter passt seinen Preis nicht sofort an
•
•
•
•
Bei Bestreitbarkeit: “Hit and Run” Strategie potentieller Konkurrenten möglich
der natürliche Monopolist wird präventiv p=DK setzten, um Konkurrenten vom Eintritt
abzuhalten.
Aus dynamischer Sicht is ein Markt bestreitbar, wenn durch Produktinnovationen die
Monopole angreifbar werden (Chemie, Pharma)
Weiterhin beschränkt Substitutionskonkurrenz den Preissetzungsspielraum (z.B. BahnAuto, Bahn-Fernbus, Festnetz vs. Mobilfunk), dies erweitert den für die Betrachtung
relevanten Markt und verringert das Risiko der Ausbeutung der Konsumenten
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
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3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
•
Liegt ein natürliches Monopol vor, so stellt der Wettbewerb mehrerer Anbieter eine
Kostenvervielfachung dar und ist wohlfahrtstheoretisch unerwünscht:
p, GK,
DK
NF
2 Unternehmen im Markt, die bspw. die
Menge xDK anbieten (je 0,5 xDK)
PDK2: Preis zu Durchschnittskosten bei 2
gleich großen Unternehmen: PDK2>PDK
pDK2
pDK
DK
GK
pGK
x
0.5xDK
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
xDK
Kostenvervielfachung: Nicht-Aussnutzen
der Eigenschaft der Subadditivität
Dynamisch: Ausdehnen der
Produktionsmenge durch einen Anbieter
verdrängt den anderen Produzenten
xGK
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
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3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
•
•
Ökonomisch optimal, nur einen Produzenten zuzulassen (Schutz des Produzenten vor
Wettbewerb)
Gefahr der Monopolstellung Regulierung (Schutz der Konsumenten vor
Marktmachmissbrauch)
p, GK,
DK
NF
Die „first best“ Lösung wie im Modell
der vollständigen Konkurrenz (p=GK)
ist möglich, wenn der Staat das
entstehende Defizit ausgleicht (grüne
Fläche)
pDK
DK
Oder: dem Monopolisten
Preisdifferenzierung gestattet wird
bzw. möglich ist
GK
pGK
x
xDK
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
xGK
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
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3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
Fallbeispiel natürliche Monopole: Stromnetze und Wettbewerb im Strommarkt in Deutschland
Die Betreiber der Stromverteilernetze in Deutschland sind durch die Notwendigkeit, eine
Konzession für den Leitungsbetrieb zu besitzen, vor Marktzutritt durch andere Wettbewerber
geschützt. Hierfür müssen sie eine Konzessionsabgabe an die Gemeinde abführen, welche di-rekt
im Strompreis enthalten (und ausgewiesen) ist.
Im Zuge der EU-Energierichtlinie von 1996 begann Deutschland, seinen Strommarkt schritt-weise
zu liberalisieren. Die ersten Schritte bis 2003 waren enttäuschend, da die Monopolisten immer
noch ausreichend Möglichkeiten hatten, ihre Monopolstellung im Bereich der Netz-infrastruktur
auf den Bereich des Vertriebs von Strom auszudehnen: Da die örtlichen Vertei-lernetzbetreiber
diesen „Engpass“ kontrollierten, konnten sie andere Anbieter von Strom dis-kriminieren. Bis 2003
waren alle neuen, unabhängigen Stromlieferanten insolvent, die End-kundenpreise gestiegen.
Erst mit dem EnWG von 2005 wurden die wesentlichen Weichen für das heutige Strommarktdesign in Deutschland aus Endverbrauchersicht gestellt, insbesondere die Entflechtung des
Vertriebs und der Netzbereiche. Hierbei war vor allem der stark erleichterte Anbieterwechsel aus
Kunden- und Wettbewerbssicht entscheidend. Seitdem ist der Wettbewerb unter den Lieferanten
von Strom für Endkunden in Gang gekommen.
Die Verteilernetze werden seit 2009 mittels der sog. „Anreizregulierung“ reguliert – diese schreibt
für jeden Netzbetreiber individuelle Erlösgrenzen vor, welche auf seiner Effizienz und der
geschätzten Produktivitätsentwicklung im Sektor beruhen. Dadurch soll eine Ausbeutung des
Verbrauchers durch Monopolpreise verhindert werden.
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
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3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
•
•
•
Ziele der Regulierung natürlicher Monopole
Optimal wäre, einen Zustand wie unter Wettbewerb herzustellen („first-best-Lösung“:
p=GK)
– Staatliche Bereitstellung oder private Bereitstellung mit Defizitausgleich bzw.
Preisdiskriminierung
– Problem: Informationsmängel, Staatsversagen (siehe Kapitel 4)
Daher besteht aus ökonomischer Sicht das Ziel einer „second-best“-Lösung:
– Kostendeckende Preise bei effizienten Kosten
– Ausnutzen von Monopolmacht verhindern
– Angemessenes Qualitätsniveau gewährleisten (zu hoch vs. zu niedrig –
Wasserwirtschaft vs. Telefon/Bahn-Dienste)
– Innovations- und investitionsfreundliches Umfeld erstellen
Problem:
– Informationsproblem des Staates, Staatsversagen
– Anpassung der Unternehmen an Regulierung Anreize
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
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3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
Mögliche Arten der Regulierung lassen sich grob nach der „Regulierungsidee“
untergliedern:
1.
Höchstmögliche statische Effizienz als Ziel:
− damit Annährung an die Ergebnisse des Models der vollständigen
Konkurrenz.
− Hierunter fall Arten der Preis- und Renditenregulierung
2.
Herstellung wettbewerbsähnlicher Bedingungen, (dynamische Effizienz)
− Entflechtung der Wertschöpfungsstufen und dem monopolistischen
Engpass,
− die Versteigerung des Monopols sowie
− die sog. Anreizregulierung
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
77
3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
•
Formen der Preisregulierung:
– Preis gleich Grenzkosten
– Preis gleich Durchschnittkosten (bzw. Ramsey-Preise (Ramsey, 1927) bei
Mehrproduktunternehmen oder Preisdiskriminierung 3. Grades)
– Berechnung nicht-diskriminierender Zugangspreise zum Netzbereich für
Wettbewerber auf den nachgelagerten Wertschöpfungsstufen (bspw. Vertrieb)
•
Formen der Renditen-Regulierung:
– Kapitelrendite: Rate of Return-Regulierung („Averch-Johnson-Effekt“)
– Kostenzuschlag: Cost-Plus – Regulierung (Finsinger, Kraft, 1984)
•
Möglichkeiten, marktwettbewerbliche Elemente in die Regulierung einzubringen:
– Anreizregulierung (Littlechild, 1983)
– Befristete Versteigerung des Monopols (Demsetz, 1968)
– Beschränkung der Monopolstellung auf die Wertschöpfungsstufe, in der
Subadditivität vorliegt („monopolistischer Engpass“): Entflechtung
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
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3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
•
•
•
•
Ökonomische Grundprobleme der Regulierung natürlicher Monopole:
Informationsproblem des Staates bezüglich der „effizienten“ Kosten
Oft sehr lange Laufzeit der Anlagen und hohe Erstellungskosten: Fehler haben
ein „langes Gedächtnis“
Fehlanreize bei zu strenger Regulierung: geringe Qualität, geringe Investitionen
Fehlanreize bei zu schwacher Regulierung: zu viel Kapital, zu hohe Löhne
Politische Grundprobleme der Regulierung natürlicher Monopole:
• Weitere politische Ziele bei der der Regulierung verfolgt:
– „öffentliche Daseinsvorsorge“ verhindert Preisdiskriminierung und damit
Annäherung an „first-best“ Lösung
– Energienetze und Energiewende
– Deutsche Bahn AG und Bundeshaushalt Einnahmenerzielung
• Vereinnahmung der Regulierungsbehörden durch die Argumente/Interessen der
regulierten Branche (regulatory capture) [Anmerkung: nicht nur im natürlichen Monopol]
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
79
3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
Fallbeispiel Versteigerung des Monopols: Die Bereitstellung des ÖPNV in Deutschland
Im ÖPNV gelten in der Regel Einheitspreise für bestimmte Strecken. Dies ist politisch gewünscht, um Nahverkehr auch in wenig wirtschaftlich lukrativen Teilabschnitten zu gewährleisten und ist Element der öffentlichen Daseinsvorsorge. Deshalb wird von den Unternehmen verlangt, ein bestimmtes Gebiet zu bewirtschaften, innerhalb dessen es wirtschaftlich tragfähige und weniger tragfähige Strecken gibt. Dies ermöglicht eine Quersubventionierung untereinander.
Bis 1991 wurden in Deutschland im Öffentlichen Nahverkehr Unternehmen mit den Diensten
vom Staat (oder in Staatshand) beauftragt, die Nahverkehrsleistung zu bestimmten Preisen anzubieten. Entstehende Verluste („wirtschaftlicher Nachteil“) wurden durch den
Staat aufgefangen. Auf Grund einer Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft von 1991
wurde in Deutschland zum sog. „Bestellerprinzip“ gewechselt.
Hierbei wird die zu erbringende Leistung ausgeschrieben und in Deutschland in der Regel in
einer Auktion versteigert – entweder an Unternehmen, welche die geforderte Leistung
(Taktung, Zugart, mögliche Passagiere etc.) zu den geringsten Kosten (Bruttovertag)
anbieten können oder nach Einbehalten der Fahrpreise die geringsten Subventionen
(Nettovertrag) verlangen.
Hierfür stellt der Bund sog. Regionalisierungmittel bereit, 2014 insgesamt ~7,3 Mrd. €. Das
Bestellerprinzip wird in D insgesamt als Erfolg angesehen – da sich Qualität der
Dienstleistung einerseits und Kosten für den Öffentlichen Haushalt andererseits positiv
entwickelt haben.
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
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3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
Anhang zu 3.4:
Übersicht zu Regulierungsmöglichkeiten
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
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3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
1. Preisregulierung
a) “Preis gleich Grenzkosten” – Regel
•
Der Monopolist darf nur Preise in Höhe seiner Grenzkosten erheben
•
Entstehende Defizite (sinkende Durchschnittskosten!) werden durch den Staat gedeckt
• Probleme:
− Grenzkosten schwer zu ermitteln (Informationsasymmetrien, v.a. KurzfristLangfristproblem)
− Kein Anreiz für Monopolisten, kostengünstig zu arbeiten
b) “Preis gleich Durchschnittskosten” - Regel (bzw. Ramsey-Preise)
• Unternehmen darf nur kostendeckende Preise erheben.
• Idee der Ramsey-Preise: höhere Preise bei geringer Preiselastizität der Nachfrage führen
zu geringer Mengenänderung und damit geringem Wohlfahrtsverlust Preise bei
Produkten mit geringer e sollten zur Deckung der Fixkosten stärker angehoben werden.
• Probleme:
– “Nur” Second-Best-Lösung
– Kostenermittlung
– Kein Anreiz für Monopolisten, kostengünstig zu arbeiten
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
82
3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
c) Festlegung nicht-diskriminierender Preise für Wettbewerber, welche den Engpassbereich
nutzen
– AIC-Regel (Average-Incremental-Cost)
o Preis=Kosten mit Mitbenutzung abzüglich Kosten ohne Mitbenutzung dividiert
durch zusätzliche Nutzung.
o Vorteil: Erlaubt Wettbewerbern den Eintritt in die nachgelagerten Märkte
o Nachteile: Kostenermittlung, Monopolist trägt Fixkosten des Engpasses allein,
bekommt nur “zusätzliche” Kosten erstattet
– ECP-Regel (Efficient Component Pricing Rule)
o Gesteht im Gegensatz zu AIC bei der Festsetzung der Zugangspreise dem
Monopolisten die Erträge zu die er hätte, wenn er in allen Bereichen weiterhin
der Monopolist wäre.
o Vorteil: Konkurrent im nachgelagerten Bereich muss mind. so effizient sein wie
Monopolist, wenn er profitabel arbeiten will
o Nachteil: Überhöhte Renditen des Monopolisten werden festgeschrieben (wenn
Monopolpreis zugrunde gelegt wird), Eintritt in nachgelagerten Bereich dann
schwierig.
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
83
3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
2. Renditen-Regulierung:
a) Rate-of-Return Regulierung:
•
•
Preise dürfen so gesetzt werden, dass eine bestimmte Kapitalverzinsung gesichert ist:
− Zugestandene Gewinn für Monopolisten abhängig von einer vorher ermittelten bzw.
festgelegten „angemessenen“ Kapitalverzinsung f (fair rate-of-return“ )
− Und dem insgesamt eingesetzten Kapitalstock K
Probleme:
– Bewertung des eingesetzen Kapitals
– Wie hoch ist “fair rate of return”: Unterschiede zwischen Kapitalmarktsicht
(Regulierungsrisiko) und Sicht der Regulierungsbehörde
– Da der genehmigte Preis mit der Menge des eingesetzten Kapitals steigt, wird evtl. zu
kapitalintensiv produziert (Averch-Johnson-Effekt, siehe nächste Folie)
b) Kostenzuschlagsregulierung:
•
•
An Stelle einer Kapitalverzinsung wird auf die Gesamtkosten ein Gewinnaufschlag festgelegt, der
die Verzinsung des eingesetzten Kapitals bestimmt
– Dadurch produziert der Monpolist eine Menge über der Monopolmenge, aber unter dem
sozialen Optimum
Probleme:
– Kostenermittlung
– Ausdehnung der gesamten Kostenbasis ineffiziente Produktion
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
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3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
Regulierung der Kapitalrendite: Averch-Johnson-Effekt (1962)
• Gewinn eines Unternehmens ist bei geg. Menge und Preisen maximal, wenn ein optimales
Einsatzverhältnis sowie die optimale Menge der Faktoren Arbeit und Kapitel verwendet
wird:
Π !" = − # − $
• Aber: Kapitalrenditenregulierung gibt ein maximales Gewinnniveau vor, in Abhängigkeit
des verwendeten Kapitalstockes: “faire” Verzinsung f
Π ≤ Wann sind beide Bedingungen deckungsgleich?
Π
•
S
Π opt
Π
!"
Π •
Π max
•
Maximal erreichbare Gewinn daher: Πmax
mit Kmax zu hoher Kapitaleinsatz
•
Gleiche Gewinnniveau ist
unternehmerisch durch Kmin zu erreichen
bei Kmin aber nur Πmin genehmigt
Π min
K min
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Kopt
K max
K
Unternehmerisch optimal: „S“ mit Kopt als
Kapitaleinsatz
Regulierung erlaubt aber nur Punkte auf
Πreg Kopt nicht zu erreichen
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
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3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
3. “Anreizregulierung” - Price-Caps oder Revenue Caps
• Preisobergrenze bzw. Erlösobergrenze wird festgesetzt.
• Anpassung des Preises/Preiskorbes; meist jährlich:
– Neue Preis= alte Preis zzgl. Inflation abzgl. Produktivitätsfortschritt der Branche
(sog. “RPI-X – Formel”)
Anreiz zur Entwicklung von Kosteneinsparungen des Monopolisten, da der Gewinn
durch überdurchschnittliche Produktivitätsfortschritte eine Zeit lang behalten werden
darf.
“Simulation” von Wettbewerbsdruck
•
Probleme:
– Festlegung der Preise der “ersten” Regulierungsperiode
– Feststellung des Produktivitätsfortschrittes ( Effizienzvergleich zwischen
Unternehmen durch Regulierer nötig)
– Anreiz zur Verringerung der Produktqualität
– Investitionsanreize müssen gewahrt bleiben
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
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3.4 Natürliche Monopole und Unteilbarkeiten
4. Eingrenzung des Aktivitätsbereichs des natürlichen Monopols.
• Nur ein Anbieter im Bereich des monopolistischen Engpasses wird genehmigt (z.B. Energie:
Stromnetz) Schutz des natürlichen Monopols
• Wettbewerb auf vor- und nachgelagerten Märkten wird zugelassen, dem Monopolisten die
Betätigung dort verboten bzw. seine Macht dort beschränkt (sog. “Entflechtung” - unbundling).
• Probleme: Abgrenzung des Engpassbereichs, evtl. Verlust von Verbundvorteilen (bspw.
Modernes Bilanzkreismanagement im Energiebereich notwendig).
5. Zeitlich befristete Versteigerung des Monopols
• Idee: Wenn Wettbewerb im Markt nicht möglich ist, dann einen Wettbewerb “um den Markt”
organisieren.
• Versteigerung des Rechtes auf Monopolbetrieb (z.B. ÖPNV)
• Logik: Nur der effiziente Anbieter kann das höchste Angebot unterbreiten (bzw. Niedrigsten
Subventionen zum Kostenausgleich verlangen).
• Zwar wird er danach den Cournot-Preise setzten (ohne weitere Regulierung)
• aber durch die Auktion wurde der Monopolgewinn abgeschöpft (im Gegenzug bspw.
Verringerung der Steuern auf andere Güter möglich...)
• Probleme:
− bei langfristigen Investitionen (daher ungeeignet für Netzwerke)
− Qualitätseinbußen nach Monopolvergabe möglich
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
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Übungsaufgaben
•
•
•
•
•
•
•
Was ist ein „natürliches Monopol“, und wie unterscheidet es sich in Ursachen und
Auswirkungen (statisch und dynamisch) von einem „normalen“ (nicht natürlichen)
Monopol?
Wieso ist bei einem bestreitbaren natürlichen Monopol ruinöse Konkurrenz möglich.
Welche ökonomische Schlussfolgerung ziehen Sie daher für den Wettbewerb im Bereich
natürlicher Monopole?
Skalenvorteile bzw. steigende Skalenerträge sind der Regelfall für natürliche Monopole,
bspw. bei Netzinfrastruktur. Allerdings liegen Skalenerträge auch bei den meisten anderen
industriell hergestellten Gütern vor. Wieso ist im einen Fall Wettbewerb möglich und
wünschenswert, im anderen Fall der Wettbewerb aber ökonomisch unerwünscht?
[Hinweis: relevante Nachfragemenge sowie dynamische Wettbewerbsfunktionen]
Zeigen Sie grafisch, welche Wohlfahrtswirkungen ein unreguliertes natürliches Monopol
hat, wenn der Monopolist gewinnmaximierend agiert und effizient produziert.
Erläutern Sie, wieso ein natürliches Monopol nicht ohne weiteres zu p=GK anbieten
kann.
Natürliche Monopole müssen aus wohlfahrtstheoretischer Sicht reguliert werden. Welche
Grundprobleme ergeben sich dabei?
Eine Alternative ist, das natürliche Monopol durch den Staat selbst bewirtschaften zu
lassen (bspw. Deutsche Bahn AG). Welche grundsätzlichen Überlegungen sprechen dafür,
welche dagegen?
(c) Sebastian Voll, Universität Jena
Grundlagen der Wirtschaftspolitik WS 2014/15
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