9. Kapitel Die Analyse von Wettbewerbsmärkten Themen in diesem Kapitel 1. Die Bewertung der Gewinne und Verluste staatlicher Eingriffe ‐ die Konsumenten‐ und die Produzentenrente 2. Die Effizienz eines Wettbewerbsmarktes 3. Mindestpreise 4. Preisstützungen und Produktionsquoten (nicht behandelt) 5. Importquoten und Zölle (nicht behandelt) 6. Die Auswirkungen einer Steuer oder einer Subvention 2 1. DIE BEWERTUNG DER GEWINNE UND VERLUSTE STAATLICHER EINGRIFFE 3 Wiederholung – – Die Konsumentenrente ist der Gesamtnutzen bzw. Gesamtwert, den die Konsumenten über den Betrag hinaus erzielen, den sie für das Gut zahlen. Die Produzentenrente ist der Gesamtnutzen bzw. Gesamtwert, den die Produzenten über die Kosten der Produktion eines Gutes hinaus erzielen. 4 Die Produzenten‐ und die Konsumentenrente Preis 10 Konsumenten‐ rente S 7 Zwischen 0 und Q0 erzielen die Konsumenten A und B einen Nettogewinn aus dem Kauf des Produktes ‐‐die Konsumentenrente. Zwischen 0 und Q0 erzielen die Produzenten einen Nettogewinn aus dem Verkauf jedes Produktes ‐‐ die Produzentenrente. 5 Produzenten‐ rente D 0 Q0 Konsument A Konsument B Konsument C Menge 5 Die Bewertung staatlicher Eingriffe • Zur Bestimmung der Wohlfahrtswirkungen einer staatlichen Politik können wir den Gewinn oder Verlust an Konsumenten‐ und Produzentenrente messen. • Wohlfahrtswirkungen – Durch einen staatlichen Eingriff in einem Markt verursachte Gewinne und Verluste. 6 Wohlfahrtswirkung von Preisregulierung (z.B. Brot i.d. DDR) Preis Nehmen wir an, der Staat verhängt eine Preisobergrenze von Pmax, die unterhalb des markträumenden Preises P0 liegt. Nettowohlfahrtsverlust B P0 A C Pmax Q1 Q0 Q2 S Der Gewinn der Konsumenten entspricht der Differenz zwischen dem Rechteck A und dem Dreieck B. Der Verlust der Produzenten ist gleich der Summe des Rechtecks A und des Dreiecks C. Die Dreiecke B und C messen D zusammen den Nettowohlfahrtsverlust. Menge 7 Nettowohlfahrtsverlust – – – Der Gesamtverlust ist gleich der Fläche B + C. Gesamtänderung der Rente = (A ‐ B) + (‐A ‐ C) = ‐B ‐ C Der Nettowohlfahrtsverlust ist eine durch die Preisregulierungen verursachte Ineffizienz. • Der Verlust an Produzentenrente übersteigt den Gewinn an Konsumentenrente. • Den Konsumenten kann ein Nettoverlust an Konsumentenrente entstehen, wenn die Nachfrage ausreichend unelastisch ist. 8 Die Auswirkungen von Preisregulierungen bei einer unelastischen Nachfrage Preis D Ist die Nachfrage ausreichend unelastisch, kann Dreieck B größer als Rechteck A sein, und den Konsumenten entsteht aus den Preisregulierungen ein Nettoverlust. S B P0 Pmax C A Q1 Beispiel Ölpreisregulierungen Und dadurch entstandene Erdgasknappheiten im Jahr 1979 Q2 Menge 9 Wohlfahrtsverlust bei einem oberhalb des markträumenden Niveaus festgelegten Preis Preis Ist der Preis so festgelegt, dass er nicht niedriger als P2 sein darf, wird nur Q3 nachgefragt. Der Nettowohlfahrtsverlust wird durch die Dreiecke B und C gegeben. P2 A P0 B S C D Q3 Q0 Q2 Menge 10 2. DIE EFFIZIENZ EINES WETTBEWERBSMARKTES 11 Ineffizienz in Wettbewerbsmärkten Wann entsteht auf Wettbewerbsmärkten eine ineffiziente Aufteilung der Ressourcen oder ein Marktversagen? 1) Externalitäten • Kosten oder Vorteile, die nicht als Teil des Marktpreises auftauchen (z.B. Verschmutzungen). 2) Informationsmangel • Durch nicht vollständige Informationen wird verhindert, dass Konsumenten nutzenmaximierende Entscheidungen treffen. Durch staatliche Eingriffe auf diesen Märkten kann die Effizienz gesteigert werden. Ohne Marktversagen wird durch staatliche Eingriffe eine Ineffizienz oder ein Nettowohlfahrtsverlust geschaffen. 12 3. MINDESTPREISE 13 Der Mindestpreis Preis Produzieren die Produzenten Q2, wird die Menge Q2 ‐ Q3 nicht verkauft. S Die Änderung der Produzentenrente ist gleich A ‐ C ‐ D. Die Produzenten könnten schlechter gestellt sein. Pmin A B C P0 D D Q3 Q0 Q2 Menge 14 Der Mindestlohn w Die Unternehmen dürfen nicht weniger als wmin zahlen. Dies führt zu Arbeitslosigkeit. S wmin A Der Nettowohlfahrtsverlust wird durch die Dreiecke B und C gegeben. B C w0 Arbeitslosigkeit L1 L0 L2 D L 15 6. DIE AUSWIRKUNGEN EINER STEUER ODER EINER SUBVENTION 16 Steuern und Subventionen • Die Last einer Steuer (oder der Vorteil einer Subvention) entfällt zum Teil auf den Konsumenten und zum Teil auf den Produzenten. • Betrachten wir eine Stücksteuer. Dabei handelt es sich um eine Steuer in Höhe eines bestimmten Geldbetrages pro verkaufter Einheit. 17 Die Inzidenz einer Stücksteuer: Zahllast beim Anbieter Preis S’ t Pb S P0 t D Q1 Q0 Menge 18 Die Inzidenz einer Stücksteuer: Zahllast beim Nachfrager Preis S Pb t P0 PS t D’ Q1 Q0 D Menge 19 Die Inzidenz einer Stücksteuer Preis Pb ist der von den Käufern gezahlte Preis (einschließlich der Steuer). PS ist der von den Verkäufern erzielte Preis nach Abzug der Steuer. Die Steuerlast wird gleichmäßig aufgeteilt. S Pb A B P0 D Die Käufer verlieren A + B, die Verkäufer verlieren D + C, und der Staat erzielt Einnahmen von A + D. Der Nettowohlfahrtsverlust ist gleich B + C. C t PS D Q1 Q0 Menge 20 Die Abhängigkeit der Auswirkungen einer Steuer von den Elastizitäten von Angebot und Nachfrage Last bei Käufer Last bei Verkäufer D Preis S Pb S t P0 PS Pb P0 t D PS Q1 Q 0 Menge Q1 Q0 Menge 21 Die Auswirkung einer Subvention • Eine Subvention kann auf sehr ähnliche Art wie eine Steuer analysiert werden. • Sie kann als negative Steuer behandelt werden. • Der Preis des Verkäufers übersteigt den Preis des Käufers. 22 Eine Subvention Preis S PS s P0 Pb Wie bei einer Steuer wird der Vorteil aus der Subvention je nach den Elastizitäten des Angebots und der Nachfrage zwischen den Käufern und den Verkäufern aufgeteilt. D Q0 Q1 Menge 23 Zusammenfassung /1 • Einfache Modelle von Angebot und Nachfrage können zur Analyse einer großen Vielzahl staatlicher Politiken eingesetzt werden. • In jedem Fall werden die Konsumenten‐ und die Produzentenrente eingesetzt, um die Gewinne und Verluste für Produzenten und Konsumenten zu bewerten. 24 Zusammenfassung /2 • Erhebt der Staat eine Steuer oder gewährt eine Subvention, steigt bzw. sinkt der Preis gewöhnlich nicht um den vollen Betrag der Steuer bzw. Subvention. • Staatliche Eingriffe führen im Allgemeinen zu einem Nettowohlfahrtsverlust. 25