Abb. 5: Mikrofluidischer Chip HCC Diagnostik Signifikanz Abb. 3: Rezidivrate und Überlebenszeit in Abhängigkeit vom AFP-L3%-Wert nach Therapie Erhöhte AFP-L3%-Werte weisen auf Tumore mit gesteigertem malignem Potential hin. Eine Untersuchung verglich AFP-L3%-Werte aus Serum von 48 Patienten mit pathologischen Befunden von wenig später operativ entferntem Tumorgewebe. Proben aus AFP-L3% positiven Patienten färbten signifikant stärker immunhistochemisch mit Ki67-Antikörpern, was auf eine erhöhte Proliferationsrate hindeutet. Eine verminderte Färbung mit -Catenin wurde als Zeichen für die erhöhte Metastasierungsfähigkeit von AFP-L3%-positiven Tumoren diskutiert [8]. AFP-L3- und AFP-L1-Komplexe werden in den gleichen Kanälen mittels Kapillargelelektrophorese aufgrund ihrer unterschiedlichen Wanderungsgeschwindigkeiten aufgetrennt. Eine Bestimmung dauert weniger als 10 Minuten, und 25 Tests können in einer Stunde abgearbeitet werden. Eine Testpräzision von weniger als 3 % VK wurde bei AFP-L3%-Messungen zwischen 8,5 % und 81 % beobachtet [9]. Das Gerät misst mit DCP einen weiteren bedeutenden HCC-Biomarker. REFERENZEN [1] [2] [3] MESSUNG DES AFP-L3% Die Messung des AFP-L3% erfolgt vollautomatisch durch das µTASWako i30TM (micro Total Analysis System) Analysegerät der Wako Chemicals GmbH (Abb. 4). Der AFP-L3%-Test wird in mikrofluidischen Chips durchgeführt (Abb. 5). In den Mikrokanälen bilden sich Immunkomplexe aus AFP, Lens culinaris [4] [5] [6] [7] [8] [9] Geier A, Gartung C, Staatz G, Nguyen HN, Matern S: Moderne Diagnostik benigner und maligner Raumforderungen der Leber. Dtsch Arztebl 2001, 98: A 3120-3131 [Heft 47] Bruix J, Sherman M, Llovet JM et al.: Clinical management of hepatocellular carcinoma: conclusions of the Barcelona 2000 EASL conference. European Association for the Study of the Liver. J Hepatol 2001, 35: 421-430 Li D, Mallory T, Satomura S: AFP-L3: A new generation of tumor marker for hepatocellular carcinoma. Clin Chem Acta 2001, Nov; 313 (1-2): 15-19 Spangenberg HC, Thimme R, Blum HE: Serum Markers for Hepatocellular Carcinoma. Semin Liver Dis 2006, 26: 385-390 Tamura Y, Igarashi M, Kawai H, Suda T, Satomura S, Aoyagi Y: Clinical Advantage of highly sensitive on-chip immunoassay for fucosylated fraction of alpha-fetoprotein in patients with hepatocellular carcinoma. Dig Dis Sci 2010, Apr; 21 Okuda K et al.: Evaluation of curability and prediction of prognosis after surgical treatment for hepatocellular carcinoma by Lens culinaris agglutinin-reactive -fetoprotein. Inter J Oncol 1999, 14: 265-271 Aoyagi Y et al.: The fucosylation index of -fetoprotein as a possible prognostic indicator for patients with hepatocellular carcinoma. Am Cancer Soc 1998, 83: 2076-2082 Kusaba T: Relationship between Lens culinaris agglutinin reactive -fetoprotein and biological features of hepatocellular carcinoma. Kurume Med J 1998, 45: 113-120 Kagebayashi C et al. Automated immunoassay system for AFP-L3% using on-chip electrokinetic reaction and separation by affinity electrophoresis. Anal Biochem 2009, 15;388 (2): 306-11 Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: Dr. Robert Küper, Tel.: 02131/2099354, E-Mail: [email protected] Fuggerstraße 12 • D-41468 Neuss • Germany Telephone +49 (2131) 311-0 Facsimile +49 (2131) 311-100 e-mail: [email protected] www.wako-chemicals.de Agglutinin, DNA-markierten Antikörpern und Farbstoff-markierten Abb.4: µTASWako i30TM Analysegerät Antikörpern in der Flüssigphase aus. Rev. 0111 K3 DE HEPATOZELLULÄRES KARZINOM Das Hepatozelluläre Karzinom (HCC) zählt weltweit zu den fünf häufigsten Karzinomen des Mannes. Es ist die bedeutendste Form des Leberkrebses, da es mindestens 80 % der primären malignen Lebertumore bei Erwachsenen ausmacht. Deutschland gilt derzeit noch als Gebiet mit niedriger Inzidenz. Beunruhigenderweise hat jedoch die Mortalitätsrate für das HCC hierzulande in den letzten Jahren stark zugenommen. Zurzeit sterben pro Jahr in Deutschland etwa 5000 Menschen an einem HCC. Zu den Risikofaktoren für die Entwicklung eines HCC zählen hauptsächlich chronische Lebererkrankungen, hervorgerufen durch virale Hepatitis B und C sowie Alkoholmissbrauch. Doch auch Hämochromatose, nicht-alkoholische Fettleber und primär biliäre Zirrhose steigern das Risiko. WAS IST AFP-L3, WAS AFP-L3%? AFP ist ein Glykoprotein mit einer komplexen Kohlenhydratkette pro Molekül. Mittels Affinitätselektrophorese mit dem Lektin Lens culinaris Agglutinin (LCA) lässt sich AFP in die drei Varianten L1, L2 und L3 fraktionieren. AFP-L1 mit der schwächsten Affinität zu LCA ist die vorherrschende Fraktion in Patienten mit nicht-malignen Lebererkrankungen wie der chronischen Hepatitis oder Leberzirrhose. AFP-L3 weist eine zusätzliche 1-6-Fukoseeinheit am reduzierenden Ende eines N-Acetylglukosamins auf (Abb. 1). Auf dieser Modifikation beruht die hohe Affinität dieser Isoform zum LCA [3]. Abb. 1: Struktur des AFP-L3 KLINISCHE SIGNIFIKANZ DES AFP-L3% Viele publizierte Studien beschrieben seit 1993 den Nutzen der AFP-L3%-Messung für verschiedene Fragestellungen im Rahmen der HCC-Diagnostik. Diagnostische Sensitivitäten zwischen 36 % und 96 % sowie Spezifitäten zwischen 89 % und 94 % wurden ermittelt [4]. Kürzlich wurde ein neuer hochsensitiver automatisierter Immunoassay für AFP-L3 entwickelt. Eine erste Studie mit dieser verbesserten Messtechnik verglich 295 HCC-Patienten mit 350 Patienten mit chronischer Hepatitis und Zirrhose verschiedener Ätiologie [5]. Wie in der Tabelle 1 zu sehen ist, zeigte AFP-L3% mit einem Schwellenwert von 7% eine gute Sensitivität bei hoher Spezifität. Tabelle 1: Diagnostische Parameter von AFP-L3% versus AFP AFP-L3% AFP Schwellenwert 7% 200 ng/ml Sensitivität 60% 34% Spezifität 90% 98% positiver prädiktiver Wert 84% 93% negativer prädiktiver Wert 73% 64% SCREENING UND DIAGNOSTIK Bedauerlicherweise erfolgt die Diagnose des HCC meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Karzinogenese, so dass ein kurativer Ansatz selten möglich ist. In Europa entstehen deutlich über 80 % der HCC-Fälle auf dem Boden einer Leberzirrhose. Zirrhotiker werden somit als Hochrisikopatienten für die HCC-Entstehung angesehen und in der Praxis zweimal jährlich mittels Ultraschalluntersuchung und Bestimmung des -Fetoproteins (AFP) überwacht. Zur weiteren Diagnostik gefundener suspekter Leberherde stehen umfassende bildgebende Verfahren zur Verfügung [1]. Der Serummarker AFP ist zwar der mit Abstand am häufigsten genutzte HCC-Marker, doch seine Aussagekraft ist begrenzt. Sowohl seine Sensitivität als auch seine Spezifität sind gering [2]. Vor allem im sogenannten „Graubereich“ zwischen 10 und 200 ng/ml AFP haben viele untersuchte Patienten kein HCC, was die Entscheidung für den Einsatz weiterer diagnostischer Optionen erschwert. Etwa ein Drittel aller HCC-Patienten zeigen keine diagnostisch relevante Erhöhung der AFP-Konzentration. Zudem gibt es keinen allgemein akzeptierten diagnostischen Schwellenwert für diesen Tumormarker. Viele Untersuchungen zeigten, dass die Glykoform AFP-L3 vermehrt in Patienten mit HCC auftritt. AFP-L3% ist der Anteil an AFP-L3 zum Gesamt-AFP in Prozent. In Japan wird AFP-L3% seit langem als Tumormarker für das HCC in der Routine eingesetzt. Seit einigen Jahren ist AFP-L3% in den USA von der FDA als Marker für die Risikoabschätzung der HCC-Entstehung zugelassen sowie für den europäischen Markt CE-gekennzeichnet. Diagnosis HCC Diagnose In dieser Studie war die Sensitivität von AFP-L3% mit 41 % insbesondere bei Patienten mit niedrigen AFP-Konzentrationen (<20 ng/ml) hoch. So könnte AFP-L3% einen nützlichen Test für die Erkennung des HCC in frühen Stadien, bei denen noch kurative Therapien möglich sind, darstellen. Frühere Untersuchungen beobachteten in vielen Fällen einen Anstieg des AFP-L3% über einen gewissen Schwellenwert vor relevanten Erhöhungen der AFP-Konzentration (Abb. 2). Erhöhte AFP-L3%-Werte vor und nach Therapie des HCC wurden in vielen Untersuchungen mit der Überlebenszeit und Rezidivrate verglichen. So ermittelten Okuda et al. eine deutlich längere Überlebenszeit verbunden mit geringerer Rezidivrate bei negativen AFP-L3%-Werten nach Behandlung von 130 Patienten zumeist durch Resektion [6 und Abb. 3]. In einer anderen Studie mit 112 HCCPatienten zeigte sich, dass der Fukosilierungsindex (gleichbedeutend mit AFP-L3%) vor Therapiebeginn einen unabhängigen prognostischen Faktor darstellt. Die Autoren diskutierten hierbei über Konsequenzen für die Therapie abhängig von dem AFP-L3%-Ergebnis [7]. Abb. 2: AFP-L3% während der HCC-Entstehung