Präventive Aspekte der Ernährung Merkblatt 5.1 Ernährung, Arteriosklerose und Koronare Herzkrankheiten Ursachen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in westlichen Industrieländern. Im Vordergrund steht dabei der Herzinfarkt als Folge der Koronaren Herzkrankheit (KHK). Die KHK ist gekennzeichnet durch die Einengung oder gar den Verschluss einzelner oder mehrerer Herzkranzgefässe, was zu einer ungenügenden Blut- bzw. Sauerstoffversorgung des Herzmuskels führt. Eine beginnende KHK verläuft oft ohne Beschwerden; sie führt in der weiteren Entwicklung jedoch typischerweise sowohl bei körperlicher Anstrengung als auch im Ruhezustand zu Schmerzen in der Brust (Angina pectoris). Schliesslich kann es zum Verschluss der Gefässe d.h. zum Herzinfarkt oder auch zu einer mangelhaften Funktion des Herzens (Herzinsuffizienz) kommen. Ursache der KHK ist meist die Arteriosklerose, Umgangssprachlich auch «Arterienverkalkung» genannt. Von Arteriosklerose spricht man bei der krankhaften Veränderung der Gefässwände der Arterien mit Verhärtung und Verdickung der Wand, welche den Blutfluss einengen. Der Begriff «Arterienverkalkung» ist irreführend, da es sich in erster Linie um Cholesterinablagerungen in den Gefässwänden handelt. Später wird auch Kalzium («Kalk») eingelagert. Die Entstehung der Arteriosklerose ist ein langsam fortschreitender Prozess, der sich über Jahrzehnte erstrecken kann. Zu Beginn kommt es zu einer Anhäufung von Fett-Eiweiss-Molekülen (Lipoproteine) unter der Oberfläche der Gefässinnenwand. Dieser Vorgang findet vor allem bei erhöhten Konzentrationen der Lipoproteine (LDL) im Blut statt. In der Gefässwand werden sie dann durch Oxidation so verändert, dass weisse Blutzellen, die sogenannten Fresszellen (Makrophagen) dorthin gelangen und die oxidierten Lipoproteine in grossen Mengen aufnehmen. Man nennt diese Zellen dann Schaumzellen, da sie fast nur noch aus Fett bestehen. Durch die Anhäufung von Fress- und Schaumzellen entstehen Fettstreifen. Die fortschreitende Einlagerung von Lipoproteinen und eine dadurch ausgelöste entzündliche Reaktion führen schliesslich zur Einwanderung von glatten Muskelzellen und Verkalkung der Gefässwandveränderungen. Diese Einlagerungen (Plaques) verengen das Blutgefäss. Sie können aufbrechen und dadurch ein Blutgerinnsel (einen Thrombus) verursachen, so dass es zum völligen Verschluss kommt. Dieser führt in der Regel zu einem Herzinfarkt. Risikofaktoren Eine Reihe von Risikofaktoren begünstigen die Entstehung der Arteriosklerose. Viele dieser Risikofaktoren lassen sich beeinflussen, andere sind gegeben. Zu den nicht-beeinflussbaren Faktoren gehören beispielsweise das Alter (das Risiko steigt mit zunehmendem Alter), das Geschlecht (Männer haben ein höheres Risiko als Frauen) und die genetische Veranlagung. Beeinflussbare Faktoren sind Rauchen, Bewegungsmangel, Fettstoffwechselstörungen (erhöhter Cholesterin- und Triglyzeridspiegel), Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes mellitus. 2 SCHWEIZERISCHE VEREINIGUNG FÜR ERNÄHRUNG ASSOCIATION SUISSE POUR L'ALIMENTATION ASSOCIAZIONE SVIZZERA PER L'ALIMENTAZIONE SWISS ASSOCIATION FOR NUTRITION Präventive Aspekte der Ernährung Merkblatt 5.1 Ernährung, Arteriosklerose und Koronare Herzkrankheiten Die Rolle der Ernährung In zahlreichen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass die Ernährung einer der wichtigsten beeinflussbaren Faktoren bei der Entstehung der KHK ist. Auch bei bereits bestehender Arteriosklerose bzw. Koronarer Herzkrankheit ist die Ernährungsumstellung eine Grundlage der Therapie. Durch einen gesunden Lebensstil (Nichtrauchen, Stressbewältigung, vermehrte körperliche Aktivität) und eine entsprechende Ernährung kann das Risiko der Entstehung und Verstärkung einer Arteriosklerose entscheidend gesenkt werden. Im Folgenden sollen einige Nahrungsmittelgruppen beleuchtet werden, die im Zusammenhang mit Arteriosklerose von Bedeutung sind. Fette und Öle: Die Art und Menge der verzehrten Fette beeinflussen den Blutcholesterin- und den Triglyceridspiegel. Ein wichtiger Grundsatz lautet daher, sich fettarm zu ernähren (maximal 25-30% der Gesamtenergiezufuhr durch Fette). Die Verminderung der Fettzufuhr hilft gleichzeitig auch, bestehendes Übergewicht abzubauen. Dabei sollen besonders tierische Fette und fettreiche tierische Lebensmittel eingeschränkt werden, denn diese enthalten überwiegend gesättigte Fettsäuren, die den Blutcholesterinspiegel erhöhen. Ebenfalls soll auf feste Pflanzenfette wie Kokosfett, Palmfett und gehärtete Fette verzichtet werden, da sie oft Transfettsäuren enthalten. Bevorzugen Sie Pflanzenöle mit einem hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren (Oliven- und Rapsöl). Fisch: Eine Ausnahme bei der fettarmen Ernährungsweise bilden fettreiche Fische wie Lachs, Thunfisch, Makrele und Hering. Die bei diesen Arten reichlich enthaltenen Omega-3-Fettsäuren leisten einen Beitrag zum Schutz der Gefässe – sie beeinflussen den Fettstoffwechsel positiv und üben eine entzündungs- und gerinnungshemmende Wirkung aus. Die genannten Fischarten sollten deshalb regelmässig verzehrt weden. Obst, Gemüse und Vollkorngetreide: Ein reichlicher Verzehr dieser Lebensmittel ist besonders wichtig. Sie gewährleisten die Zufuhr von Nahrungsfasern, Mineralstoffen, Vitaminen und Sekundären Pflanzenstoffen. Nahrungsfasern helfen bei der Senkung eines hohen Cholesterinspiegels. Antioxidative Vitamine (Beta-Carotin, Vitamin E, Vitamin C) schützen die Fette im Organismus vor der gesundheitlich ungünstigen Oxidation. Folsäure, ein B-Vitamin, kann einen erhöhten Homocysteingehalt im Blut senken, der ebenfalls als Risikofaktor für Arteriosklerose gilt. Alkohol: Viele Studien weisen auf eine Verringerung des KHK-Risikos durch geringen Alkoholkonsum (z.B. ein bis zwei Gläser Rotwein pro Tag) hin. Da Alkohol aber Übergewicht begünstigt und andere Gesundheitsrisiken beinhaltet, kann der Konsum von Alkoholika nicht empfohlen werden. Knoblauch: Schon seit langem schreibt man den Inhaltsstoffen des Knoblauchs eine gefässschützende Wirkung zu, die zum Teil in wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt wurde. Allerdings besteht hier noch weiterer Forschungsbedarf. Weitere vorbeugende Massnahmen ■ ■ ■ Verzicht auf das Rauchen Vermehrte körperliche Aktivität (täglich min. 30 Minuten zügiges Gehen, Radfahren, Gartenarbeit ...) Abbau von Stress 3 SCHWEIZERISCHE VEREINIGUNG FÜR ERNÄHRUNG ASSOCIATION SUISSE POUR L'ALIMENTATION ASSOCIAZIONE SVIZZERA PER L'ALIMENTAZIONE SWISS ASSOCIATION FOR NUTRITION Präventive Aspekte der Ernährung Merkblatt 5.1 Ernährung, Arteriosklerose und Koronare Herzkrankheiten Ernährungsempfehlungen bei Herz-Kreislauf-Problemen Viele Faktoren beeinflussen unser Ernährungsverhalten: Individuelle Bedürfnisse und Gelüste, das tägliche Befinden, das soziale Umfeld, das aktuelle Nahrungsmittelangebot, die Werbung usw. Die nachfolgenden Empfehlungen gewährleisten (im Sinne einer ausgewogenen Mischkost) eine ausreichende Zufuhr von Energie, Nähr- und Schutzstoffen und damit eine gesunde Ernährungsweise. Die Angaben sind für «Durchschnittspersonen» gedacht, d.h. für Erwachsene mit normaler körperlicher Aktivität und somit durchschnittlichem Energie- und Nährstoffbedarf. Für andere Personengruppen (Kinder und Jugendliche, Spitzensportler, Schwangere usw.) ergeben sich Abweichungen. Ebenfalls Durchschnittswerte sind die angeführten Mengen- und Portionenangaben; sie lassen sich nicht jeden Tag präzis einhalten. Kursiv gedruckte Textstellen sind für Personen mit Herz-Kreislauf-Problemen besonders wichtig. Hierbei sind auch die Empfehlungen zur Senkung eines erhöhten Cholesterinspiegels (gekennzeichnet mit *) und zur Blutdrucksenkung (gekennzeichnet mit ° ) mit berücksichtigt, da dies wichtige Risikofaktoren sind, bzw. umgekehrt bei bereits bestehender Herz-Kreislauf-Krankheiten oft auch erhöhte Cholesterin- und Blutdruckwerte vorliegen. Fette und Öle Pro Tag 2 Kaffeelöffel (10 g) Pflanzenöl mit hohem Gehalt an einfach ungesättigten Fettsäuren (z.B. Olivenöl, Rapsöl), unerhitzt, z.B. für Salatsaucen, verwenden. Pro Tag höchstens 2 Kaffeelöffel (10 g) Bratfett bzw. Öl pro Tag (z.B. Olivenöl, Erdnussöl) für die Zubereitung von Speisen verwenden. Pro Tag maximal 2 Kaffeelöffel (10 g) Streichfett (Butter oder Margarine) pro Tag als Brotaufstrich essen. Pro Tag höchstens eine fettreiche Speise wie Frittiertes, Paniertes, Käsespeisen, Rösti, Wurst oder Aufschnitt, Rahmsauce, Kuchen- oder Blätterteig, Patisserie, Schokolade usw. konsumieren. Keine gehärteten Bratfette verwenden. Produkte mit gehärteten Fetten (z.B. Fertigprodukte, Gebäck) stark einschränken.* Süssigkeiten/Naschereien Mit Mass geniessen – fettreiche Süssigkeiten, gesalzene Nüsse und Salzgebäck möglichst meiden.* ° Fleisch, Fisch, Eier und Hülsenfrüchte Maximal 2-4 x pro Woche möglichst fettarmes Fleisch* essen (1 Portion = 80-120 g); mehr ist unnötig, weniger ist problemlos. Den Verzehr von Gepökeltem wie Schinken, Wurst oder Speck stark einschränken.° Auf Innereien wie Leber, Niere, Kutteln, Milken verzichten.* Pro Woche 2 Portionen Fisch vorsehen (1 Portion = 100-120 g). Vorzugsweise fettreiche Fische wie Makrele, Hering, Thunfisch, Lachs.* Pro Woche maximal 1-3 Eier essen*, inklusive verarbeitete Eier z.B. in Gebäck, Aufläufen oder Cremen. Hülsenfrüchte, Hülsenfruchtprodukte: Pro Woche 1-2 Portionen Linsen, Kichererbsen, Indianerbohnen, Tofu, usw. konsumieren (1 Portion = 40-60 g Trockengewicht). 4 SCHWEIZERISCHE VEREINIGUNG FÜR ERNÄHRUNG ASSOCIATION SUISSE POUR L'ALIMENTATION ASSOCIAZIONE SVIZZERA PER L'ALIMENTAZIONE SWISS ASSOCIATION FOR NUTRITION Präventive Aspekte der Ernährung Merkblatt 5.1 Ernährung, Arteriosklerose und Koronare Herzkrankheiten Milch und Milchprodukte Pro Tag 2-3 Portionen Milchprodukte verzehren (1 Portion = 2 dl Milch oder 1 Becher Joghurt oder 30 g Hartkäse oder 60 g Weichkäse). Fettarme und fettreduzierte Produkte wählen.* Getreideprodukte und Kartoffeln Pro Tag mindestens 3 Portionen stärkehaltige Beilagen wie Brot, Kartoffeln, Reis, Getreide oder Teigwaren konsumieren, dabei Vollkornprodukte bevorzugen. Die Portionengrösse richtet sich nach dem Ausmass der körperlichen Aktivität. Auf fettarme Zubereitung achten.* Früchte Pro Tag 2-3 Portionen Früchte, möglichst roh, verzehren (1 Portion = 1 Apfel, 1 Banane, 3 Zwetschgen oder ein Schälchen Beeren). Gemüse Pro Tag 3-4 Portionen Gemüse essen, davon mindestens einmal roh, z.B. als Dip oder als gemischter Salat (1 Portion = 100 g rohes oder 150-200 g gekochtes Gemüse, 50 g Blatt- oder 100 g Mischsalat). Getränke und Alkoholika Pro Tag mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit trinken, ungezuckerte und alkoholfreie Getränke bevorzugen. Besonders geeignet ist natriumarmes Mineralwasser.° Alkohol: Pro Tag maximal ein Glas Wein oder Bier trinken! Kaffee: Filterkaffee bevorzugen. 5 SCHWEIZERISCHE VEREINIGUNG FÜR ERNÄHRUNG ASSOCIATION SUISSE POUR L'ALIMENTATION ASSOCIAZIONE SVIZZERA PER L'ALIMENTAZIONE SWISS ASSOCIATION FOR NUTRITION Präventive Aspekte der Ernährung Merkblatt 5.1 Ernährung, Arteriosklerose und Koronare Herzkrankheiten Arteriosklerose und Koronare Herzkrankheit – das merke ich mir 1. Bestehendes Übergewicht abbauen. 2. Fettarm essen. 3. Reichlich Obst, Gemüse und Vollkornprodukte geniessen. 4. Regelmässig körperlich aktiv sein. 5. Aufs Rauchen verzichten. 6 SCHWEIZERISCHE VEREINIGUNG FÜR ERNÄHRUNG ASSOCIATION SUISSE POUR L'ALIMENTATION ASSOCIAZIONE SVIZZERA PER L'ALIMENTAZIONE SWISS ASSOCIATION FOR NUTRITION