Atem- und Bewegungstherapie für Patienten mit Pulmonaler Hypertonie Dr. med. Mona Lichtblau Noch bis vor wenigen Jahren galt Belastung und Training bei Patienten mit Lungenhochdruck als sehr gefährlich, weil ein großes Risiko für das Auftreten eines Rechtsherzversagen, plötzliche Bewusstlosigkeit oder einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes bestand. Den Patienten wurde deshalb geraten, jegliche körperliche Anstrengung zu vermeiden. Heute wissen wir dank medizinischer Studien, dass Training als Ergänzung zur medikamentösen Therapie bei pulmonaler Hypertonie durchaus sinnvoll sein kann. Das Team um Professor Grünig in Heidelberg hat viele dieser Studien durchgeführt und zeigen können, dass eine sehr vorsichtige, von geschultem Personal überwachte Atem- und Bewegungstherapie zu einer Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit, der Lebensqualität, Funktion der Atmung und des rechten Herzens sowie möglicherweise der Lebenserwartung führen kann. Ablauf der Rehabilitation Das in Heidelberg entwickelte spezielle Rehabilitationsprogramm mit vorsichtiger Atem- und Bewegungstherapie wird in der Reha-Klinik Königsstuhl in Heidelberg durchgeführt. Die Rehabilitation beginnt mit einer stationöären Reha über 3 Wochen (bei Bedarf kann auch mal auf 4 Wochen verlängert werden) und wird in Kleingruppen (6-8 Patienten/Gruppe) durchgeführt. Die Patienten haben in dieser Zeit große eigne Räume und können auch von Ihren Familienmitgliedern/Partnern begleitet werden. Das Training setzt sich aus verschiedenen Übungen zusammen: tägliches Fahrradergometertraining, Gehtraining, Muskeltraining und mentales Training. Zudem bietet die Rehaklinik Königsstuhl eine psychologische Betreuung an. Nach einer ausführlichen Eingangsuntersuchung in der Thoraxklinik durch das Team von Prof. Grünig wird die Trainingsintensität individuell eingestellt. Das Rehaprogramm wird in täglicher Rücksprache mit den Therapeutinnen/en der Rehaklinik und dem Team von Prof. Grünig individuelle angepasst, sodass jeder Patient auf seinem Niveau trainieren kann. Durch die Übungen sollen die Atmung und die Sauerstoffaufnahme der Muskeln verbessert werden. Schon eine 10-15%tige Verbesserung der Sauerstoffaufnahme der Muskeln bedeutet eine enorme Entlastung des rechten Herzens, das bei gleicher Anstrengung dementsprechend 10-15% weniger leisten muss und sich so erholen kann. Ziel des zusätzlichen mentalen Trainings ist es unter anderem, seine eigenen Grenzen kennen zu lernen und mit seinen Reserven richtig haushalten zu können. Nach drei Wochen findet eine Zwischenuntersuchung in der Thoraxklinik statt. Hier werden erste Veränderungen festgestellt und Therapieempfehlungen für die Zeit nach der Reha mitgegeben. Die Patienten sollen sich nun für zu Hause ein Fahradergometer anschaffen und die Übungen für etwa 15 Minuten/Tag an mindestens 6 Tagen/Woche zu Hause fortführen. Eine Abschlussuntersuchung erfolgt in 3 Monaten, bei der u.a. analysiert wird, wie gut das Training zu Hause fortgeführt und in welchem Bereichen weitere Ergänzende Maßmnahmen durchgeführt werden können. 1A-Therapieempfehlung Zum Thema Rehabilitation bei Lungenhochdruck haben Prof. Grünig und sein Team seit 2003 zahlreiche Studien durchgeführt, welche dazu beigetragen haben, dass die Atem- und Bewegungstherapie auf der letzten Weltkonferenz für Lungenhochdruck in Nizza 2013 hochgestuft wurde - auf eine 1A- Empfehlung als ergänzende Therapie zur medikamentösen Behandlung. Training ohne Anleitung bleibt gefährlich Trotz dieser Erfolge sollte man berücksichtigen, dass die therapeutische Breite des Trainings klein ist. Zuviel Training kann auch schaden. Daher sollte diese Therapie nur in einer dafür spezialisierten Einrichtung begonnen werden. Wichtig ist, dass Sie als Patient nicht einfach ohne Anleitung anfangen zu trainieren, denn die Gefahr einer zu großen Belastung für das rechte Herz besteht weiterhin, wenn das Training falsch durchgeführt wird. Es ist sehr wichtig zu lernen, wie die Therapie durchgeführt werden soll und dies ist wiederum abhängig vom Gesundheitszustand und der Belastbarkeit jedes Einzelnen. Wie kann ich teilnehmen? Sie interessieren sich für die Atem- und Bewegungstherapie? Sprechen Sie Ihren Arzt im PH-Zentrum an oder melden Sie sich direkt in Heidelberg. Kontaktpersonen: Katharina Ziegler, Tel.: 06221 396-1288, [email protected] Nicola Ehlken, Tel.: 06221 396- 8076, [email protected] Die Reha-Klinik Königsstuhl: http://www.rehaklinik-koenigstuhl.de/ Das Team um Prof. Grünig: http://www.thoraxklinik-heidelberg.de/index.php?id=201