1. Grundlagen

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KONZEPTION DER BEWEGUNGSTHERAPIE/
PSYCHOMOTORISCHEN THERAPIE
AM KLINIKUM AM WEISSENHOF
Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Luderer
Die vorliegende Konzeption der Bewegungstherapie/Psychomotorischen Therapie wurde
erstellt am Klinikum am Weisenhof und stellt eine Weiterentwicklung der Konzeption aus
dem Jahre 1999 dar. Sie versteht sich als Baustein im Gesamtbehandlungskonzept der Klinik
und entstand vor dem Hintergrund langjähriger klinischer Erfahrungen, der Einbeziehung
theoretischen
Fachwissens
und
der
Beachtung
institutioneller
Strukturen
Rahmenbedingungen.
Weinsberg im Februar 2005
Reinhold Axter
Peter Brigel
Andreas Stammer
und
1. Grundlagen
Der
Beitrag
der
Bewegungstherapie/Psychomotorischen
Therapie
zum
Gesamt-
behandlungskonzept psychisch Kranker beruht auf dem Wissen über die Wechselwirkung
zwischen Psyche und Körper. Psychisches Erleben drückt sich auf der Körperebene aus, so
wie sich körperliches Erleben auf die Psyche auswirkt.
Psychisch Kranke, die vor allem körperliche Symptome wahrnehmen, können oft den Bezug
zum psychischen Erleben nicht herstellen. Ebenso umgekehrt, wenn im Erleben des Patienten
psychische Symptome im Vordergrund stehen, kann die Beziehung zum Körper verloren
gegangen sein. Diese Störung in der Beziehung zum eigenen Körper, wie auch die Störung im
Kontakt zur Umwelt, stehen im Vordergrund unserer bewegungstherapeutischen /
psychomotorischen Arbeit. Mit Hilfe von Bewegungsthemen zur leiblichen und sozialen
Erfahrung wollen wir die Patienten ermutigen, Beziehungen zu sich und zu anderen
aufzunehmen. Wir verstehen unsere Bewegungstherapie / Psychomotorische Therapie als eine
auf das psychosomatische Geschehen gerichtete Intervention.
Wir sehen und behandeln hierbei den Menschen ganzheitlich in seinen körperlichen,
emotionalen und kognitiven Funktionen. Bewegung bildet die Voraussetzung für
menschliches Handeln und damit für eine aktive Auseinandersetzung mit verschiedenen
Erfahrungsmöglichkeiten (instrumentelle, explorierend-erkundende, soziale und personale
Dimension der Bewegung).
Es ergeben sich für uns folgende Leitlinien:
1. Die Beziehung zu sich selbst über den eigenen Körper
Verstärkung der Ich-Identität über Körper-Identität durch Wahrnehmungsübungen, in denen
der Körper in seiner Struktur, seiner Einheit (Eins-Sein) und seinen Grenzen bewusst erfahren
wird:
- Körperzusammenhang und –verbindungen wahrnehmen über die Beweglichkeit der Gelenke
- Körpergrenzen erleben
- Körperkraft erfahren im Festhalten, Druck und Widerstand geben
- Halt erleben im Sich-Loslassen auf dem Boden als tragendem Grund
- Halt im eigenen Körper kennenlernen
2. Die Beziehung zu Raum und Zeit
Den eigenen Körper geordnet in seinen Bewegungsrichtungen und seinem
Bewegungsrhythmus erleben.
- Sich den umgebenden Raum bewusst machen und für seine Handlungen ausnutzen.
- Sich in einen Fremdrhythmus einordnen (z.B. Musik).
- Körpereigene Rhythmen wahrnehmen, besonders den Atemrhythmus.
- Zum Eigenrhythmus finden.
3. Die Beziehungen zu den Dingen der Umwelt
Vielfältige Geräte, Ball, Stab, Reifen, Seil, Tuch usw. regen die Wahrnehmung über ihre
unterschiedliche Beschaffenheit und ihre Bewegungseigenart an.
- Sich einfühlen in das Gerät, sich anpassen und mit ihm in Bewegung kommen.
- Selbstständig handeln im funktionalen und kreativen Umgang mit dem Gerät.
4. Die Beziehung zu den Mitmenschen
Aktiv regulierend das Beziehungsgeschehen zum anderen mitgestalten. Den Partner in
verschiedenen Erlebnisweisen wahrnehmen und mit ihm in einen lebendigen Austausch
kommen.
- Kontakt herstellen, Kontakt annehmen
- Grenzen aufzeigen, Grenzen respektieren
- Aktiv-Sein, Passiv-Sein
- Verantwortung übernehmen, Sich-Anvertrauen
- Angreifen, Sich-Wehren
- In den gemeinsamen Handlungen miteinander in Einklang kommen, Nähe und Distanz,
Anfang und Ende selbstständig bestimmen.
2. Therapieplanung
Durch die Gestaltung eines realitätsnahen Handlungsfelds können - in geschütztem
therapeutischen Setting - Probleme und Defizite, aber auch Ressourcen und Bewältigungsstrategien erfahrbar und in einem gezielten therapeutischen Prozess bearbeitet werden.
Bewegung als therapeutisches Medium kann seine Wirksamkeit jedoch nur durch geplantes
und auf die Diagnose und Psychopathologie gerichtetes Vorgehen erreichen. Im Modell der
Therapieplanung (siehe Abb. 1) der Bewegungstherapie / Psychomotorischen Therapie wird
deshalb folgende Vorgehensweise beachtet, wobei der therapeutische Prozess in vier
wesentliche Schritte gegliedert wird.:
1.
Bewegungstherapeutische
Problem-
und
Verhaltensanalyse
/
bewegungstherapeutische Diagnostik
2.
Formulierung von Therapiezielen
3.
Festlegung und Gestaltung der Therapiestruktur
4.
Therapiekontrolle.
2.1. Die Basis der bewegungstherapeutischen Problem- und Verhaltensanalyse bildet der
psychopathologische Befund und die daraus resultierende Diagnose nach ICD 10 bzw. DSM
IV, sowie ggf. Befunde der Anamnese, der körperlichen und neurologischen Untersuchung.
Ergänzt
und
präzisiert
werden
bewegungstherapeutische
diese
Diagnostik,
Vorinformationen
bei
der
durch
Möglichkeiten
eine
der
spezifische
Fremd-
und
Selbstevaluation genutzt werden.
Als Meßverfahren zur Erhebung des bewegungstherapeutischen Befundes werden Verfahren
zur qualitativen Bewegungsbeobachtung eingesetzt (Weinsberger Skalen, ein Ratingverfahren
zur
zielgerichteten
Beobachtung
und
Erfassung
psychosozialer
Aspekte
des
Patientenverhaltens in Bewegungssituationen). Daneben stehen geeignete Fragebögen und
Selbsteinschätzungsskalen (u. a. zum Körperbild (FKB-20), zur Bewertung des eigenen
Körpers (FKKS), zum Körperkonzept oder zur Befindlichkeit) zur Verfügung.
2.2 Aus der bewegungstherapeutischen Diagnostik lässt sich im weiteren therapeutischen
Prozess die Formulierung von Therapiezielen und bewegungstherapeutischen Themen
ableiten.
Orientierung
geben
dabei
die
Konzepte
der
Mototherapie
und
der
psychotherapeutisch ausgerichteten Körpertherapien (u.a. Integrative und Konzentrative
Bewegungstherapie). Vor diesem Hintergrund wird ein störungsspezifischer Zugang möglich,
es kann ein direkter Zusammenhang mit der jeweils zugrundeliegenden Erkrankung
hergestellt werden. Von besonderer Bedeutung ist aus bewegungstherapeutischer Sicht, dass
der Patient in der Wahrnehmung des eigenen Körpers und im Erleben der eigenen Bewegung
in Kontakt kommen kann mit sich selbst, seinen Mitmenschen und der ihn umgebenden
Umwelt. So ergibt sich ein therapeutisch strukturierter Handlungs- und Erfahrungsspielraum,
in dem sich der Patient mit seiner persönlichen Thematik und in übender Form auch mit
seinen Möglichkeiten und Ressourcen auseinandersetzen kann.
2.3. Im nächsten Schritt der Therapieplanung erfolgt die Festlegung und Gestaltung der
Therapiestruktur. Dabei sind in Abhängigkeit vom Störungs- und Krankheitsbild sowie dem
Therapieverlauf unterschiedliche therapeutische Vorgehensweisen erforderlich:
Die übungszentriert-funktionale Arbeitsweise beschäftigt sich mit dem Kennenlernen und
Beeinflussen leiblicher Funktionen wie Atmung oder Spannung. Das Ziel besteht primär in
einer Verhaltensregulation und Stärkung bzw. Vitalisierung der Funktionen.
Bei der erlebniszentrierten Vorgehensweise liegt der Schwerpunkt auf einer Stimulierung und
Erlebnisaktivierung, über die ein Zugang zu therapeutischen Themen möglich wird. Im
Mittelpunkt steht dabei die Beziehungsgestaltung (zum eigenen Körper und Selbst, zum
Partner und zur Gruppe, zu Materialien und Umfeld, vgl. Leitlinien der Bewegungstherapie).
Kommt es dabei zu einer Annäherung an konflikthafte, biographisch relevante therapeutische
Themen, dann erfordert dies besondere Reflektion und muss (in Absprache mit dem
Psychotherapeuten) in den Gesamtkontext der Behandlung integriert sein. Sprache wird in
diesem
Zusammenhang übungsbezogen und übungsbegleitend eingesetzt, um das
therapeutische Geschehen bewusst zu machen und einen Zusammenhang zwischen Handeln,
Denken und Fühlen herzustellen.
2.4 Die Therapiekontrolle als 4. Schritt des bewegungstherapeutischen Prozesses besteht aus
drei wesentlichen Bausteinen:

dem unmittelbaren Feedback des Patienten während und nach den Therapieeinheiten
(nonverbal in Mimik, Gestik, Motorik und ggf. verbal),

einer Verlaufsdokumentation (Feedback des Patienten, Fremdbeobachtung), die in das
OpenMed integriert wird (bewegungstherapeutisches Protokoll),

eine Effektivitätskontrolle auf der Basis eines Prä – Post – Vergleichs mittels
bewegungstherapeutischem Assessment (Selbst- und Fremdbeobachtung), die in eine
Abschlussdokumentation einfließt.
Mit der Ausrichtung an einem theoretisch – konzeptionellen Modell soll keinesfalls der Blick
auf die Realität in der klinischen Behandlung verloren gehen. Deshalb müssen für die
Therapieplanung und den Therapieverlauf relevante Fragestellungen geklärt werden:

Was braucht der Patient?

Was kann er annehmen?

Auf welcher Ebene ist er therapeutisch erreichbar?

Was für ein Heilungs- bzw. Rehabilitationspotential ist vorhanden?

Über welche Wandlungsbereitschaft und Wandlungsfähigkeit verfügt der Patient?
3. Behandlungsbereiche und Interventionsgruppen
Zur Umsetzung der bisher ausgeführten inhaltlichen Konzeption werden im Klinikum am
Weissenhof
für
alle
Behandlungsbereiche
stations-
und
sektorenübergreifende
Interventionsgruppen angeboten. Dadurch wird ein syndromspezifisches Vorgehen möglich,
das die Patienten in weitestgehend homogenen Zielgruppen erreicht.
3.1 Allgemeinpsychiatrie
3.1.1 Schizophrenien
Die Bedeutung und Indikation einer leib- und bewegungsorientierten Therapie für
schizophrene Patienten ergibt sich zum einen aus Veränderungen in der Körperwahrnehmung
und im Körpererleben (Körperschema- und Körperbildstörungen) sowie einer deutlichen
Veränderung der Fähigkeit, eine Beziehung zu sich selbst, zu den Mitmenschen und zur
Umwelt (Raum, Geräte, Materialien) aufzunehmen. In seiner Krankheit verliert der
schizophren kranke Mensch das Gefühl für die Ganzheit seines Körpers, Halt und Grenzen
gehen verloren. Die Beziehung zum eigenen Selbst, sowie zur Außenwelt ist gestört. Er fühlt
sich fremdbeeinflusst, fremdbestimmt.
Übergeordnete Zielsetzungen liegen für den Patienten darin, Zusammenhang, Halt und
Abgrenzung zu erfahren, sich als eigene Person wahrzunehmen, Ich-Abgrenzung zu erfahren,
Eigenaktivität der Fremdsteuerung entgegenzusetzen, Nähe und Distanz zu den Mitmenschen
zu regulieren.
Da sich diese Störungen besonders im leiblichen Geschehen manifestieren, ist ein gezieltes
bewegungstherapeutisches Vorgehen von Anfang an möglich und sinnvoll.
Entsprechend des Schweregrades und des Verlaufs der Erkrankung werden verschiedene
Interventionsgruppen (Akut-, Postakut- und Stabilisierungsgruppe, Gruppe für chronische
Patienten) sowie bei spezieller Indikation eine Einzelbehandlung angeboten. Das
therapeutische Setting kann dadurch in seiner Strukturierung und im Grad der psychischen
und physischen Anforderungen variiert werden. Auf grundlegende Störungen im Bereich der
Wahrnehmung und der Affektivität sowie die eingeschränkte Fähigkeit des Umgangs mit
Belastungen und Stressoren (Vulnerabilität) wird mit gezielten therapeutischen Maßnahmen
eingegangen.
(siehe Katalog therapeutischer Leistungen, Tabelle 1-4)
3.1.2 Depressionsformen/depressives Syndrom
Der depressiv kranke Mensch leidet unter der Blockierung seiner Gefühle, seines Antriebs
und seiner körperlichen Vitalität. Dies führt zum Verlust des Selbstwertes und zum sozialen
Rückzug. Es handelt sich um einen Zustand, in dem es um eine Abweichung von der
Normalbefindlichkeit geht. Die sichtbaren leibphänomenologischen Erscheinungen in
Haltung, Bewegung, Mimik, Gestik, körperlicher und emotionaler Unbeweglichkeit,
abgefallenen Muskeltonus und flaches Atemmuster stellen eine klare Indikation für
Psychomotorische Therapie dar. Bewegungsthemen und Inhalte unserer Arbeit werden
übungszentriert, erlebnisorientiert und erlebnisaktivierend vermittelt. In Handlungsabläufen,
konkreten Übungen und Spielformen wird eine Verbesserung des Wahrnehmungsvermögens,
der körperlichen Vitalität und der Selbstkontrolle erreicht. Entsprechend des Schweregrades
bzw.
des
Lebensalters
werden
in
diesem
Behandlungsbereich
verschiedene
Interventionsgruppen durchgeführt.
(siehe Katalog therapeutischer Leistungen, Tabelle 5-7)
3.2. Gerontopsychiatrie
Mit dem Wandel der Persönlichkeit verändert sich der Zugang zur eigenen Person. Der ältere
Mensch leidet an der Veränderung seiner körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Die
Anforderungen des Alltags werden zur Last und machen Angst. Er entwertet sich und wird
auch von der Gesellschaft entwertet. Die Bereiche der Ich-, Sozial- und Sachkompetenz gehen
durch die mangelnde körperliche Gesamtverfassung, durch Passivität, dem Fehlen von
Kontaktmöglichkeiten und sozialen Rückzug weiter verloren. Bewegungstherapie /
Psychomotorische Therapie zielt mit Bewegung, Körpererfahrung, Wahrnehmungsförderung,
Kontakt, Berührung auf Bewahrung der Identität und Entwicklungsbegleitung hin. In
handlungsveranlassenden Situationen und Aufgaben wird auch im Alter eine Stärkung und
Stabilisierung
der
Person
angestrebt
und
Entwicklungsaufgaben besser bewältigen zu können.
(siehe Katalog therapeutischer Leistungen, Tabelle 8)
erreicht,
um
Daseinsthemen
und
3.3 Psychosomatik und Persönlichkeitsstörungen
In dieser Interventionsgruppe werden Persönlichkeitsstörungen und psychosomatische
Störungen zusammengefasst. Gemeinsam ist diesen Störungen, dass sie Reaktionen oder
Fehlentwicklungen aufgrund kurz- oder längerfristig wirkender Belastungen oder
Entwicklungsbedingungen darstellen. Menschen, die aufgrund von Belastungen und
bestimmten Persönlichkeitsvariablen in ihrer Entwicklung gestört sind, leiden an starken
inneren Spannungen und psychosomatischen Erkrankungen. Sie haben ihr inneres
Gleichgewicht und ihre Fähigkeit zur Anpassung verloren. Ihre Beziehung zum Körper und
zur sozialen Umwelt ist beeinträchtigt.
Übergeordnete Zielsetzungen liegen für den Patienten darin, sich selbst in der Gesamtheit
seiner Persönlichkeitsaspekte (Einschränkungen und Potentiale) wahrzunehmen und
akzeptieren zu lernen, Ressourcen zu entdecken und sich im Kontakt mit anderen Menschen
zu erleben. Transferüberlegungen zur persönlichen Situation werden angeregt.
Die bewegungstherapeutische Situation soll dem Patienten einen Handlungs- und
Erfahrungsraum eröffnen, um die Beziehungsfähigkeit zu sich selbst, zum eigenen Körper, zu
seinen Gefühlen und Gedanken, zu Gegenständen, zu Raum und Zeit und zu Partnern erfahren
zu
können.
Die
Bewegungstherapie
bietet
dabei
einen
realitätsnahen
und
handlungsorientierten Rahmen, in denen repräsentative körperorientierte und soziale
Situationen zur Beobachtung und Intervention entstehen und die einen therapeutischen
Zugang zu bestimmten Themen (s.u.) ermöglichen.
Dabei wird nach den Einschränkungen, den vorhandenen Möglichkeiten und den ungenutzten
Ressourcen und Potentialen des Patienten gefragt.
Grundsätzlich
müssen
die
für
jeden
Patienten
individuellen
auslösenden
und
aufrechterhaltenden Bedingungen seiner Symptomatik betrachtet werden, aus der sich die
Ziel- und Therapieplanung ergibt. Etabliert hat sich in den Therapiestunden ein
themenzentriertes Vorgehen.
Weiter ausdifferenzierte Behandlungsansätze liegen für
verschiedene Störungsbilder vor
(z.B. Angsterkrankungen, Essstörungen, verschiedene Persönlichkeitsstörungen).
(siehe Katalog therapeutischer Leistungen, Tabelle 9)
3.4 Sucht/Maßregelvollzug
Im Handlungsfeld bewegungs- und leiborientierter Arbeit lassen sich bei Suchtpatienten (v.a.
in leistungsthematischen Situationen) immer wieder spezifische Verhaltensweisen wie
geringes Körpergefühl, geringe Selbsteinschätzungsfähigkeit, gestörte Affektregulation,
geringe Frustrationstoleranz, mangelnde Motivation bzw. überhöhtes Anspruchniveau sowie
geringe soziale Kompetenz beobachten. Auffällig ist häufig ein gestörtes, manchmal
destruktives Verhältnis zur eigenen Leiblichkeit, dabei geht der Zugang zur eigenen Person
verloren.
Suchterkrankte
Menschen
verdrängen
ihre
körperliche
und
psychische
Empfindsamkeit. Aus Versagensangst werden scheinbare Schwächen überspielt. Eigene
Grenzen und Grenzen der Mitmenschen werden nicht mehr wahrgenommen. Die
Verantwortlichkeit für sich selbst und andere geht verloren.
Daraus ergibt sich eine direkte Indikation für die Bewegungstherapie, in der sich die Patienten
mit eigenen Verhaltens- und Handlungsmustern auseinandersetzen sowie Alternativen und
Ressourcen erkennen können. Im gruppen- und einzeltherapeutischen Setting werden
entsprechend der Suchtanamnese, des
Behandlungsverlaufs und der individuellen
Ausgangslage unterschiedliche bewegungstherapeutische Interventionen durchgeführt.
(siehe Katalog therapeutischer Leistungen, Tabelle 10-13)
4. Katalog therapeutischer Leistungen
Die nachfolgende tabellarische Auflistung des Katalogs bewegungstherapeutischer
Leistungen (Tab. 1–13) berücksichtigt die Notwendigkeit differenzierter und an den
Behandlungsphasen ausgerichteter therapeutischer Angebote. Er orientiert sich in seiner
Struktur am oben ausgeführten prozessorientierten Modell (Bewegungstherapeutischer
Befund

Therapiezielformulierung

Gestaltung
der
Therapiestruktur

Therapiekontrolle). In der bewegungstherapeutischen Praxis finden diese Überlegungen ihre
konkrete Umsetzung.
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