Konzept BWT Wehnen

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KÖRPER- UND
BEWEGUNGSTHERAPIE
Karl – Jaspers - Klinik
Wehnen
M. Kuper, B. Kirchhoff, H. Knopf, K. Virgin - Fleßner, B. Bollweg, F. Harms, U. Nahke
Leitender Oberarzt: Dr. med. M. Waßmann
Juli 2007
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Was ist Körper- und Bewegungstherapie?
Die in diesem Hause angebotene Körper- und Bewegungstherapie orientiert sich an der Integrativen
Bewegungstherapie, die sich aus der Tiefenpsychologie und humanistischen Psychologie speist.
Theoretische Grundlage ist die Erfassung des Menschen als Ganzes, d.h. als Einheit von Körper,
Geist und Psyche. Die Leiblichkeit des Menschen wird als Spiegel seiner psychischen Zustände
betrachtet. Bewegung wird als „bedeutsame“, situationsbezogene Bewegungshandlung verstanden.
Sie drückt bewußt oder unbewußt Probleme, Potentiale und Ziele des Individuums aus. Die
Bewegungstherapie nutzt die Wechselwirkung zwischen Umwelt, Körper, Psyche und Geist um
Veränderungen der Wahrnehmung, des Erlebens und des Verhaltens zu initiieren oder zu
unterstützen. In der praktischen Anwendung kommen in bestimmten Fällen außerdem Elemente der
Verhaltenstherapie zum Einsatz.
Wie arbeitet Körper- und Bewegungstherapie?
In der Behandlung psychiatrischer Patienten wird immer wieder deutlich, dass eine psychische
Erkrankung mit der gestörten Beziehung zur Körperlichkeit, wie z.B. Störungen im Körpererleben,
Einschränkungen der Wahrnehmungs- und Handlungsfähigkeit und den Körperfunktionen,
einhergeht.
Erfahrungen aus der praktischen Tätigkeit der Körper- und Bewegungstherapie in der Psychiatrie
machen deutlich, dass sich psychische Probleme eines Menschen u.a. in seinen Bewegungen, in
seiner Körperhaltung und im Ausdruck seines Körpers – kurz: in seiner Leiblichkeit zeigen. Dabei
schließt der hier verwendete Leibbegriff den Begriff physiologischer Körperlichkeit ein und
erweitert ihn um die Dimension des Subjekthaften. So kann man Fehlhaltungen und
Funktionsstörungen des Körpers als schlecht angepasste Reaktionen auf Defizite und Konflikte
verstehen.
Es gibt grundlegende Phänomene, in deren Zusammenspiel sichtbar wird, ob sich ein Mensch in
einem psychophysischen und psychosozialen Gleichgewicht befindet:
 Atmung
Wie ein Mensch atmet hängt bspw. eng mit seinen Bewusstseinsinhalten, seinen Gefühlen,
Gedanken, Phantasien, Absichten und dem Handlungsgeschehen zusammen. Das Festhalten des
Atems zur Unterdrückung aufsteigender Gefühle und die Hyperventilation bei Angst sind nur zwei
Beispiele dafür wie wir unsere Wirklichkeit zum Ausdruck bringen und versuchen sie zu verändern.
 Körperhaltung
Körperhaltung steht unmittelbar in Zusammenhang mit geistig-seelischen Haltungen und bedeutet
die für jeden Menschen ganz eigene durch Erfahrungen ausgeformte Art und Weise seinen Körper
zu tragen. Aufgerichtet oder gekrümmt, auf den eigenen Füßen stehend oder sich ständig anlehnen
müssend, sich als Einheit oder in Einzelteilen erlebend sind hier nur einige Beispiele.
 Körperzentrum
Sichere Bewegungen gehen vom Zentrum aus und kehren zu ihm zurück. Fehlt das Gefühl für das
Zentrum, wirkt ein Körper z.B. nicht geerdet bzw. instabil.
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 Tonus
Jedes Individuum hat eine ihm eigene Körperspannung, mit welcher es sich wohl und vertraut fühlt.
Dieser Grundtonus ist idealerweise als Wohlspannung wahrzunehmen und über den ganzen Körper
gleichmäßig verteilt. Mit einer Steigerung und Abnahme der Spannung geht normalerweise eine
Intensivierung oder Abflachung der Gefühle und Handlungen einher. Bei psychisch erkrankten
Menschen ist die Adaptation an die jeweiligen Gegebenheiten meist gestört, der natürliche
Ausgleich zwischen Spannung und Lösung ist zu einer starren Tonusfixierung geworden oder die
Spannung lässt insgesamt nach.
 Bewegung im Raum
Die Art und Weise in der sich jemand im Raum bewegt, kann spezifische Informationen über diese
Person geben. Psychotisch erkrankte Personen bspw. bewegen sich im Raum oftmals unfrei, gehen
an den Wänden entlang, machen einen Bogen um jemanden der gar nicht existiert, zeigen Angst bei
der Durchquerung eines fremden Raumes.
 Mimik/Gestik
Mimik und Gestik zeigen einen emotionalen Ausdruck, der mit der weiteren körperlichen
Erscheinung im Einklang oder Widerspruch stehen kann.
 Haut
Die Haut, unser größtes und vielseitigstes Kontakt- und Reinigungsorgan, ist in vielfacher Art und
Weise Spiegel des Menschen und seines Gesundheitszustandes.
 Stimme/Sprache
Körpersprache und Sprache sind voneinander abhängig. Mit den gesprochenen Worten gehen
immer gleichzeitig Signale der Körpersprache einher. Der Klang der Stimme sagt mehr als die reine
Bedeutung der Worte.
 Beziehung zu sich und anderen
Mit der nicht verbalen Körpersprache liefern wir bewusst oder unbewusst überwiegend
Informationen über unsere Beziehungsebene.
Patienten, die sich in einer psychiatrischen Behandlung befinden, haben das psychophysische
Gleichgewicht verloren. Bei depressiven Erkrankungen zeigt sich häufig eine erstarrte Mimik, ein
verminderter oder übersteigerter Grundtonus der Körperspannung, fehlender Blickkontakt sowie ein
stark verminderter Antrieb.
Bei Erkrankungen aus dem psychotischen Formenkreis findet man als häufig auftretendes
Erscheinungsbild einen ziellosen und unsicher wirkenden Gang, ein gestörtes Kontaktverhalten,
entweder stark anklammernde, haltsuchende Bewegungsaktionen oder Vermeidung von
Kontaktaufnahme und taktiler Berührung.
In den Gerontopsychiatrischen Abteilungen treten bei Patienten neben den psychischen Störungen
auch begleitend Anzeichen des „Alt-Werdens“ (Nachlassen der Elastizität, wachsende Unsicherheit
in ihrer Bodenständigkeit und im motorischen Verhalten, Häufung körperlicher Beschwerden) und
ein Nachlassen der kognitiven Fähigkeiten in den Vordergrund.
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In der Allgemein- und Akutpsychiatrie treffen wir auf Patienten mit neurotischen Störungen,
Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen im weitesten Sinne und Suchterkrankungen. Hier sind
neben den bereits beschriebenen Auffälligkeiten in jeweils graduellen Unterschieden auch starke
Stimmungsschwankungen, Kontakt- und Beziehungsschwierigkeiten sowie zum Teil
selbstverletzendes bzw. selbstzerstörerisches Verhalten zu beobachten.
Bei allen kurz beschriebenen zu beobachtenden Auffälligkeiten ist es wichtig, die individuellen
Äußerungen immer im biografischen Zusammenhang zu betrachten.
Wie beeinträchtigt die Struktur einer Person auch gegenwärtig erscheinen mag, so haben im
weitesten Sinne neurotische Symptombildungen doch einmal dem „nützlichen“ Zweck gedient, die
Integrität des Individuums zu stützen. Sie sind „kreative Leistungen“ der Psyche im Dienste der
Abwehr „unerträglicher“ Emotionen oder Bewusstseinsinhalte, wenngleich um den Preis der
Beschränkung intrapsychischer Funktionen und interaktioneller Kompetenzen. Die resultierenden
Symptome haben die Tendenz, unabhängig von inzwischen entlastenden äußeren Bedingungen
anzudauern.
Zentrale Therapieaufträge der Körper- und Bewegungstherapie sind die Entwicklung der
Körper- und Bewegungswahrnehmung, die Förderung des Körper- und Bewegungsgefühles sowie
die Erweiterung des Bewegungsrepertoires und die Förderung psychosozialer, interaktioneller
Kompetenzen. Eingesetzt werden bekannte Bewegungsmuster, Alltagsbewegungen, ritualisierte
Formen der Bewegung und Ruhe, kreative Ausdrucksformen wie Tanz, Sport- und Spiel.
Bewegungsaufgaben fördern die Entwicklung eines realistischen „Körper – Ichs“ durch
kinästhetische und taktile Stimulation. Auf diese Weise wird die Körperwahrnehmung, die visuelle
Vorstellung vom eigenen Körper im Raum und die Kenntnis der Körperteile mit ihrer Koordination
positiv beeinflusst. Ein Schwerpunkt liegt hierbei in der Förderung der sozialen Kontaktfähigkeit
und der Beziehungsgestaltung sowie der Stärkung des Vertrauens in die eigenen Ressourcen. Mit
der Entwicklung von Vertrauen können zunehmend Ausdrucks- und Umgangsformen gestaltet
werden. Die Verbalisierung der körperlichen Erfahrung ist im Verlauf der Bewusstwerdung eine
notwendige therapeutische Methode der Aufarbeitung. Eine Grundlage der Bewegungstherapie ist
das „Einfühlen in den Körper“. Schwerpunkt aller Therapieangebote ist die ressourcenorientierte
Gegenwartsarbeit mit dem Patienten. Neben den überwiegend vertrauensbildenden, stützenden
Wirkungen in den erlebnisorientierten und übungszentrierten Arbeitsweisen (z.B. Übungen zur
Wertschätzung, Entspannung, Sammlung etc. ) kommt es situations- und prozessabhängig auch zu
konfliktzentrierter, therapeutischer Arbeit in der Beziehung.
Über den Körper und in der Bewegung werden die gesunden Anteile des Patienten gefördert.
Wahrnehmen, Erleben, Verstehen und Kommunizieren können wiederentdeckt und entfaltet werden.
Folgende therapeutische Ziele können beispielhaft diagnosespezifisch formuliert werden:
Bei Patienten mit depressiven Episoden kann durch bewegungsinduzierte Endorphinerhöhung die
depressive Symptomatik auf Neurotransmitterebene beeinflusst werden. Verspannungen können
gelöst werden, die Beeinflußbarkeit der Stimmung durch Veränderung der Körperhaltung kann
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erlebt werden ( Selbstwirksamkeit). Das Erleben und Ausdrücken von Gefühlen in Körpersprache
eröffnet Möglichkeiten alternativer Reaktionsweisen (z.B.: “Trauer zeigen statt depressiv werden“).
Therapeutische Ziele bei Patienten mit Schizophrenie können u.a. sein: Förderung der
Realitätswahrnehmung, Harmonisierung der Bewegungsabläufe, Erkennen der eigenen und fremden
Körpergrenzen, Förderung des Identitätsbewusstseins.
Im gerontopsychiatrischen Bereich kann die Körper- und Bewegungstherapie der Aufrechterhaltung
der Selbständigkeit und der Förderung kognitiver Funktionen dienen.
Bei Angststörungen, somatoformen Störungen oder Persönlichkeitsstörungen kann die Körper- und
Bewegungstherapie Entspannung fördern, das Vertrauen in die eigenen Körperfunktionen stärken
und die Selbstbewusstheit schulen. Das hat positive Wirkungen auf die Beziehungsfähigkeit und die
Möglichkeit, Beziehungen zu klären und zu gestalten.
Welche Therapieangebote gibt es?
Die im NLKH Wehnen angebotenen Therapien sind auf den folgenden Seiten im einzelnen
aufgeführt. Bei weitergehendem Interesse kann nach Rücksprache eine Informationsveranstaltung
für Ärzte, Pflegepersonal und andere Cotherapeuten mit praktischen Inhalten angeboten werden.
Die Anmeldung der Patienten erfolgt durch Verordnungsbogen, bei Einzeltherapien und bei
PatientInnen mit einer Missbrauchsanamnese ist vor Therapiebeginn eine persönliche Rücksprache
des verordnenden Arztes mit dem jeweiligen Therapeuten erforderlich.
Körper- und Sozialerfahrung (KSE):
Im Mittelpunkt von Körper- und Sozialerfahrung steht der Körper selbst im bewegten Handeln.
Bewegung ist eine Sprache. Sie bringt innere Bewegtheit nach außen und macht sie darüber der
Deutung und Bearbeitung zugänglich.
Kreative Medien wie der Einsatz von Musik, Naturmaterialien, Farbe und Papier, Spiel- und
Sportgeräten mit hohem Aufforderungscharakter, sollen dazu ermuntern, das verbal nicht einholbare
Wahrnehmungs-, Ausdrucks- und Verarbeitungsrepertoire des unmittelbaren Erlebens und
Bewegens neu zu entdecken, zu beleben und zu kultivieren.
Den Patienten sollen Möglichkeiten eröffnet werden, sich der Wechselwirkungen der eigenen
emotionalen Bewegung und der im außen sichtbaren Haltung bewusst zu werden. Das Vertrauen in
die Potentiale des eigenen Körpers wird bestärkt und deren Wirksamkeit wird bewusst.
Körperliche Befindlichkeiten und Gefühle können auf zurückliegende, gegenwärtige oder
vorweggenommene Erlebnisse antworten. Die Körper- und Sozialerfahrung richtet die
Aufmerksamkeit auf die ressourcenorientierte Gegenwartsarbeit und führt den Patienten immer
wieder dorthin zurück.
Die Themen der Körper- und Sozialerfahrungseinheiten orientieren sich an alltagsrelevanten
Begebenheiten wie z.B. Grenzen setzen, Standhaftigkeit, Festhalten, Loslassen, Aufmerksamkeit,
Ruhe, Entspannung, Streiten, Durchsetzen, Versöhnen und anderen im Alltag bedeutsamen Themen.
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Über das Einnehmen von vertrauten sowie das Ausprobieren von neuen Haltungen und
Bewegungen, lässt sich deutlicher erfahren, wie stabil bzw. bedürftig z.B. die wahrgenommene
Standhaftigkeit tatsächlich ist.
Fragen, Besprechungen und verbaler Austausch konzentrieren sich darauf, die eigenen
Erlebnisqualitäten angemessen zu beschreiben und mehr noch, die Konzentration immer wieder
darauf zurück zu lenken. Den Körper als Wegweiser verstehen sowie körperliche Selbstregulation
sind Ausrichtungen, die es notwendig machen, immer wieder Erstarrtes beweglich zu machen bzw.
Vernachlässigtem eine Form zu geben.
Ängste, Aggressionen und undifferenzierte Emotionen werden im Außen sichtbar, bewusst und
damit der therapeutischen Bearbeitung zugänglich.
Die Praxis in der Gruppe zielt auf das tatsächliche Erleben und Experimentieren mit Möglichkeiten
ab. Im Schutz der Gruppe können neue Haltungsmöglichkeiten erprobt werden, Bewährtes kann
sich stabilisieren, Ausdrucks- und Umgangsformen können neu gestaltet werden, erstarrte
Haltungen können in die Bewegung zurück finden.
Die hieraus resultierenden Einsichten und Haltungen der Patienten werden in der abschließenden
Reflexion des Erlebten auf ihnen bekannte Alltagssituationen übertragen. Integrationsmöglichkeiten
werden überprüft und über das bewegte Handeln gefestigt.
In regelmäßiger und kontinuierlicher Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten werden die
Therapieziele prozessorientiert angepasst und gemeinsam überprüft.
Inhalt: Entspannungs-, Körperbewußtseins- und Sensitivübungen, Phantasiereisen, Atemarbeit,
Rollenspiele, Interaktions- und Kommunikationsspiele, Übungen der Integrativen und Konzentrativen Bewegungstherapie, Elemente aus der Tanztherapie.
Zielgruppe: Stationsgebundenes Angebot für introspektions- und absprachefähige Patienten.
Zeit und Ort: Einmal wöchentlich, eineinhalb Stunden im Gymnastikraum der physikalischen
Abteilung oder in der Bewegungshalle bzw. dem Bewegungsraum.
Tanztherapie:
Der Mensch mit seinen ihm eigenen Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten steht im
Vordergrund. In der Tanztherapie geht es nicht um standardisierte oder festgelegte Tanzformen oder
Tanzschritte. Sie setzt da an, wo Worte allein nicht mehr ausreichen um vorhandene innere
Haltungen im Äußeren sichtbar und damit kommunizierbar zu machen. Bearbeitet werden so
unbewusste Erlebnisinhalte durch den Ausdruck authentischer Bewegung. Im Mittelpunkt steht das
bewegte Tun, um sich der eigenen emotionalen Bewegung und der dazugehörigen äußeren Haltung
bewusst zu werden. Früher gekonnte Fertigkeiten, Erlebnisse und Fähigkeiten bekommen einen
Raum zum Wiedererkennen, Ausprobieren und Kommunizieren. Tanz und Bewegung fördert die
Entwicklung eines realistischen „Körper-Ich“ durch kinästhetische und taktile Stimulation. Auf
diese Weise wird die Körperwahrnehmung, die visuelle Vorstellung vom eigenen Körper im Raum
und die Kenntnis der Körperteile und ihrer Koordination positiv beeinflusst. In der Gruppen- und
Einzeltherapie können die Patienten, bei anschließender Reflexion des Erlebten, neue Einsichten
und Haltungen zu ihren Alltagsproblemen gewinnen und eine neue Handlungskompetenz
entwickeln.
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Zielgruppe: Stationsgebundene Angebote, stationsübergreifende Angebote oder Einzeltherapie.
Zeit und Ort: Stationsgebundene Angebote: siehe Wochenplan der Station. Stationsübergreifendes
Angebot: Montag, 9:30 bis 10:30 Uhr im Bewegungsraum.
Einzeltherapie:
Indikationen für eine Einzeltherapie können sein: Bewegungstherapie ist indiziert, aber die
Gruppentherapie ist auf Grund der Schwere des Krankheitsbildes oder der persönlichen Biografie
nicht durchführbar oder sie dient als Vorbereitung auf den Gruppenprozess. Der Umgang mit
aggressiven Stimmungen bzw. Grundstrukturen bedeutet in der Einzeltherapie die Suche nach
alternativen Ausdrucksformen ohne Eigen- oder Fremdgefährdung. Häufig
geht es um
Bewusstwerdung in der Aktion, sowie der Möglichkeit aktiv Spannungen abzubauen. Gehemmte
Aggressionen wirken unterschiedlich pathogen und können behandelt werden.
Anmeldung nach persönlicher Rücksprache mit dem für die jeweilige Station zuständigen
Bewegungstherapeuten.
Erlebnisorientiertes Bewegen und Spielen im Wasser:
Das Angebot nutzt die besonderen gesundheitlichen und emotionalen Wirkungen des Elements
Wasser. Durch die starken sensorischen Reize ist die Körperwahrnehmung im Wasser besonders
intensiv. Übungen zur Wassergewöhnung, Mobilisation, Herz- und Kreislaufstabilisation, Atmung
und Tiefenentspannung, Angstbewältigung und körperliche Exposition stehen im Zentrum. Hier
kann das Wasser als Element mit den besonderen Merkmalen Auftriebskraft und Wasserwiderstand
genutzt werden. Ein besonderes Anliegen ist das gesellige Erleben von Spaß, Freude und
Leichtigkeit, in einer Zeit der krankheitsbedingten Schwere durch Zukunftsängste, Traurigkeit und
Enttäuschung dem Leben gegenüber. Bei Patienten mit starken Beziehungs- und Ich-Störungen ist
das „Getragenwerden“ oder „Sich-tragen-lassen“ eine sehr wichtige Erfahrung des Vertrauens, die
im Element Wasser natürlich und umfassend erlebt werden kann. Toben und spielen, nach festen,
vorgegebenen Regeln oder offenen Absprachen, schaffen Rahmenbedingungen für soziale und
kommunikative Erfahrungsräume. Materialien mit hohem Aufforderungscharakter wirken einer
krankheitsbedingten Antriebslosigkeit und dem folgenschweren Bewegungsmangel entgegen.
Basale Stimulierungen der Hautoberfläche, Körpertonusregulierungen über Balance und
Entspannung sowie mehr Selbstsicherheit durch das bewusste Spüren der Körpergrenzen wirken
angstreduzierend und können ( wieder ) lustvoll besetzt werden.
Zielgruppe:
Stationsgebundenes
Angebot.
Teilnahme
nur
nach
ärztlicher
Unbedenklichkeitserklärung.
Zeit und Ort: Wasseraufenthalt zwischen vierzig und sechzig Minuten im Bad des Bürgerfelder
Turnerbundes, im Wellenbad mit Solebecken Bad Zwischenahn sowie im Westersteder Hössenbad
(während der Sommermonate). In der Regel einmal wöchentlich oder vierzehntägig. Genaue
Angaben sind den Wochenplänen der Station zu entnehmen.
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Sport-, Spiel- und Bewegungstherapie:
Die wichtigste Aufgabe besteht darin, einem oft krankheitsbedingten Antriebs- und
Bewegungsmangel entgegen zu wirken. Gelingt dies nachhaltig, kann unter psycho-physischen und
sozialen Aspekten die Gesundung gefördert und erhalten werden. Die Patienten werden darüber
hinaus z.B. dazu angeleitet, gesündere und stärker integrierte Haltungen in bezug zu sich selbst
einzunehmen. Es geht sowohl um Aktivierung, Lockerung und Entspannung, den Aufbau von
Elastizität und Wohlspannung der Patienten als auch um die Steigerung ihrer Vitalität. Verschiedene
Bewegungsangebote können dazu beitragen die Koordination, Kraft, Ausdauer sowie die Fitness
und die Geschicklichkeit zu verbessern. Sensibilität, Expressivität, Flexibilität, räumliches,
zeitliches und soziales Orientierungsvermögen werden genauso angestrebt wie Förderung der
Introspektion, des Konflikt- und Problemlösungsverhaltens. In der Bewegung und Haltung werden
Dimensionen von Intersubjektivität möglich, die vorhandene Defizite und Störungen im Verhalten
der Patienten kompensieren, nachsozialisieren können. Neue Beziehungs- und Handlungsmuster
können entwickelt werden.
Inhalte sind, die in Spielidee, Struktur und Regeln therapeutisch veränderten Bewegungsspiele. Die
Spiele mobilisieren nicht nur die Körperlichkeit, indem sie gezielte und koordinierte Bewegungen
fördern, Atmung und Herz-Kreislauftätigkeit anregen, die Muskulatur beanspruchen, sondern sie
mobilisieren auch den affektiven und sozialen Bereich. Im Wurf des Balles können aggressive
Komponenten Ausdruck finden. Ein gelungenes Tor löst Freude auf der einen und Enttäuschung auf
der anderen Seite aus, eine verpatzte Situation Ärger und eine erfolgreiche Genugtuung. Für einige
Patienten sind derartige Gefühlsäußerungen von großer Bedeutung. Die Freude am Spiel, Lachen
und Spaß bringen eine Dimension in den Klinikalltag, deren heilende Wirkung immer wieder betont
werden kann. Spiele bieten Möglichkeiten typische Einstellungen und Lebensmuster zu entdecken,
sowie Erlebnis- und Verhaltensalternativen freizusetzen. Sie fördern darüber hinaus
Kommunikation und soziale Interaktion.
Zielgruppe: Stationsgebundene und stationsübergreifende Angebote
Zeit und Ort: Die stationsgebundenen Angebote finden in der Regel einmal wöchentlich für 45 bis
60 Minuten auf der Station, in der Sporthalle oder im Freien statt. Genaue Angaben sind den
Wochenplänen der jeweiligen Stationen zu entnehmen.
Weitere stationsübergreifende Angebote:
Im Vordergrund steht nicht die Bearbeitung biografischen Materials sondern das positive Erleben
eigener Bewegungsfähigkeiten und Bewegungsfertigkeiten. Die Patienten sollen das Vertrauen in
sich selbst und ihrem eignen Bewegungsverhalten wiederfinden. Neben dem Aufbau von
Motivation und Koordination einzelner Bewegungsabläufe sollen die Patienten den bewussten
Umgang mit Spannungsaufbau und Spannungsabbau sowie den bewussten Einsatz ihrer Kraft
selbstwirksam regulieren können.
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Modern Dance:
Jeden Freitag 8:15 bis 9:00 Uhr in der Sporthalle, Leitung: Frau Kirchhoff.
In Bewegung zu kommen bzw. in Bewegung zu sein ist oftmals der erste Schritt um (wieder) in der
Welt zu sein. Ausgangsmoment der Arbeit ist das gemeinsame Ein- und Ausüben von bekannten
bzw. vertrauten Bewegungsabläufen, wie z.B. Schwingen, Springen, Drehen, zielgerichtete oder
umherschweifende Bewegungen. Im weiteren Verlauf werden die Patienten dazu angehalten aus
dem eingeübten Material eigene, freie Bewegungsfolgen für sich selbst wie auch gemeinsam mit
anderen entstehen zu lassen. Die hier heraus entstandenen Kompositionen werden als
Ausgangsmaterial für weitere Improvisationen (ausprobieren, neu/wiederentdecken) oder als
Grundlage einer gemeinsamen Choreographie (halt-, struktur- und formgebend) genutzt.
Tischtennis und Federball:
Jeden Mittwoch 15:30 bis 16:30 Uhr in der Sporthalle, Leitung: Herr Bollweg (Tel.:470).
Laufgruppe (walken und joggen):
Jeden Montag 16:00 bis 17:00 Uhr, Treffpunkt: Eingangsterrasse vom Frauen E Gebäude,
Anmeldung nach Rücksprache, Leitung: Herr Harms (Tel.: 470).
Nordic Walking:
Jeden Mittwoch 8:45 bis 9:45 Uhr, Treffpunkt Haus Dora II (Büro der Körper- und
Bewegungstherapeuten im Haus neben der Tagesklinik) siehe Hinweisschild, Leitung: Frau Kuper
(Tel.: 370).
Sonstige Angebote:
Exkursionen in enger Kooperation mit der jeweiligen Station: z.B.: Fahrradtouren, Kanufahrten und
Sportturniere.
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