ANWEISUNGEN ZUR KÄLTETHERAPIE Die Kältetherapie ist eine sehr alte Therapieform aus dem Bereich der physikalischen Therapien. Seit langer Zeit war den Menschen bekannt, daß die Kälte in Form von Kaltluft, kaltem Wasser oder kalten Packungen entzündungshemmend, abschwellend und vor allen Dingen schmerzlindernd wirkt. Die Wirksamkeit der Kältetherapie ist dadurch zu steigern, daß die Kälte-Anwendungen mehrmals täglich, bei chronischen Krankheiten unter Umständen über Wochen oder Monate, eingesetzt werden. Neben den klassischen Indikationen - alle Formen von akuten Entzündungen, Verstauchungen, Verbrennungen und Akutschmerzen - hat sich in neuerer Zeit die Kältetherapie besonders gut bei der Behandlung der chronischen Polyarthritis, wie auch der Behandlung schmerzhafter Arthrosen an den großen und kleinen Gelenken außerordentlich bewährt. Es gelingt mit dem Einsatz der Kältetherapie hervorragend, sonst notwendige Schmerzmedikamente einzusparen und häufig Operationen an den Gelenken aufzuschieben und sogar ganz zu vermeiden. Bei der Kälte- und Bewegungstherapie nach Yamauchi wird die mehrmals täglich durchzuführende Kältetherapie mit einer intensiven Bewegungstherapie im Bereich der erkrankten Gelenke verbunden. Die Bewegungstherapie trainiert nach der schmerzlindernden Kältewirkung die das Gelenk umgebenden Muskeln, verbessert die Beweglichkeit und ordnet die Durchblutung in den erkrankten Geweben. Möglichkeiten der Kälteanwendung: Kältekammer: Die Kältekammer-Behandlung ist technisch aufwendig und wird aus diesem Grunde nur im Rahmen unseres Zentrums oder einer Spezialklinik ambulant abgegeben. 2. Cryogelbeutel: Dies ist die häufigste Anwendungsform der Kältetherapie. Cryogelbeutel gibt es in Form von ganz verschiedenen Präparaten. Es kommt darauf an, dass sich die Beutel möglichst im Gefrierfach bis minus 14° C kühlen lassen, dabei weich und biegsam bleiben und die Kälte langsam mit etwa minus 10° C auf die Haut abgeben. Damit wirken diese Beutel sehr effektiv und dabei hautschonend. Kaltpackungen, die eine tiefere Kältetemperatur, z.B. Minus 15° C, abgeben, führen bei längerer Auflage leicht zu Erfrierungen und sind aus diesem Grunde abzulehnen. Grundsätzlich müssen die Cryogelbeutel trocken, umschlungen mit einem dünnen Tuch (Geschirrtuch) auf die Hautoberfläche aufgelegt werden, um den Kontakt der Hautoberfläche mit dem feuchten Kunststoff des Beutels zu vermeiden. 3. Kaltbeutel mit Wassereis: Kaltbeutel lassen sich sehr preisgünstig durch Verwendung von Eiswürfeln aus Wassereis herstellen. Dazu lassen sich kleine Plastikbeutel verwenden, die dann jeweils vor der Anwendung mit dem Wassereis gefüllt werden Auf einen wasserdichten Verschluss des Beutels ist Wert zu legen, um eine unerwünschte Befeuchtung der Haut zu vermeiden 4. ,,Eis am Stiel": Ein weitere Möglichkeit ist das Verwenden einzelner Eiswürfeln, bzw. dem ,,Eis am Stiel". Zur Herstellung dieser Eisform kann man einfach einen Holzspatel in einen mit Wasser gefüllten Joghurtbecher einfrieren und diesen Eiskegel wie auch einzelne Eiswürfel zur Eismassage benutzen. Diese Massage mit Eis ist bei umschriebenen kleinen Schmerzpunkten oder Schmerzarealen, an glatten Flächen wie Muskelansätzen, Gelenkbereichen der Knieoberfläche, der Außenseite des Hüftgelenkes oder im Bereich des Kreuzbeines besonders geeignet. Behandlungsdauer: Um Hautschädigungen oder Schädigungen oberflächennaher Gelenke zu vermeiden, sollten folgende Anwendungszeiten für die Eisbeutelbehandlung nicht überschritten werden: Finger- und Zehengelenke: 5-10 Minuten Hand- Sprung- und Ellenbogengelenke: 10 Minuten Schulter- sowie Kniegelenke: 15-20 Minuten Hüftgelenke: 20-30 Minuten Kleine Wirbelgelenke: 5-10 Minuten Erfahrungsgemäß muss sich die betreffende Körperregion zunächst an die Kälteeinwirkung gewöhnen. Deswegen soll man die Kältebehandlung in die Therapiezeit ,,einschleichen". Die Kältebehandlung sollte grundsätzlich sofort abgebrochen werden, wenn das Kältegefühl im Bereich der behandelten Hautregion in Missempfindungen und beginnende Schmerzen übergeht. Im Laufe der Tage lassen sich die Schmerztherapie-Zeiten langsam weiter ausdehnen. Länger andauernde Hautrötungen - insbesondere Hautrötungen verbunden mit Schmerzen - deuten auf eine beginnende Erfrierung der Hautoberfläche hin. Die Kältebehandlung muss dann solange ausgesetzt werden, bis die Schmerzen vollständig verschwunden sind. In diesem Fall die Haut mit einer fettenden Salbe (z.B. Bepanthen) einreiben! Die Eismassage braucht im allgemeinen täglich ein bis zwei Minuten bei jeder Anwendung durchgeführt zu werden. Auch hier ist die Eismassage abzubrechen, wenn die ersten Kälteschmerzen einsetzen. Die Kältetherapie sollte 3-4 mal täglich in Abstand von ca. 3 Stunden je nach Intensität der Schmerzen oder der Entzündungszeichen durchgeführt werden. Bewegungstherapie: Im Anschluss an die Kältetherapie sollte die erlernte Bewegungstherapie konsequent durchgeführt werden. Besonders wichtig ist die Bewegung aller Muskelgruppen um das Gelenk herum, um mit dem Trainingseffekt wirklich notwendige Dehnungen, bzw. Anspannungen der einzelnen Muskelgruppen zu erreichen. Die Bewegungstherapie verlangt sehr viel Überwindung und Einsatz von jedem Patienten. Es gilt die Bewegungstherapie bis zum Erreichen der Schmerzgrenze durchzuführen und über die Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit die Schmerzgrenze immer weiter zurückzudrängen. Der Lohn für die langzeitige Bemühung ist die Schmerzfreiheit und Entzündungsdämpfung ohne Nebenwirkungen und damit die gewünschte Verbesserung der Lebensqualität. Dr. med. Eckart Herrmann, Facharzt für Innere Medizin, physikalische und rehabilitative Medizin