Schlafmedizinische Diagnostik Pulsoxymetrie und Polygraphie

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15.10.2014
Schlaf-medizinische Diagnostik
Pulsoxymetrie und Polygraphie ….
24.09.2014
Dr. Erich Köhler
Leitender Arzt Pneumologie
Kantonsspital Baselland, Liestal
Abklärungen? Wer, wie und wo?
• Nur lautes Schnarchen,
Mögliche Situation
• Übergewichtiger männlicher
Patient zwischen 40-60 Jahren
• Lautes Schnarchen seit Jahren,
Atem-Aussetzer?
• Vermehrte Tagesmüdigkeit, -schläfrigkeit?
• Erhöhter Blutdruck? Zucker?
Apparative Abklärungen
• Polysomnographie
– keine Apnoen, keine Symptome…
• Beobachtete Apnoen
– Keine Beschwerden
• Müdigkeit/Schläfrigkeit
• Respiratorische
Polygraphie
– Beobachtete Apnoen?
• Kardio-vaskuläre Erkrankungen
– Erhöhter Blutdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall
Klassifikation der Schlafabklärungen
(AASM, American Academy of Sleep Medicine)
Typ 1
• PSG (Polysomnographie) im Schlaflabor stationär
– mit mindestens 7 Signalen: EEG, EOG, Kinn-EMG, EKG, Atmungsanstrengung, Atemfluss,
Sauerstoffsättigung, Lage +/- Bein-EMG, Schnarch-Mikrofon, Videoaufzeichnung etc.
– Geschultes Personal an Ort, das bei Bedarf eingreifen kann
Typ 2
• PSG ambulant zu Hause (mit denselben Messgrößen wie bei der Labor-PSG)
– Geschultes Personal nur in der Vorbereitungsphase der Untersuchung erforderlich
Typ 3
• Mobile Geräte, die mindestens mit 4 Kanäle Daten messen/aufzeichnen
(Kardio-respiratorische Polygraphie)
– 2 Atmungsanstrengung oder Atmungsanstrengung und Atemfluss, Herzfrequenz oder EKG,
Sauerstoffsättigung + diverses optional
Typ 4
• Geräte, mit 1 oder 2 Kanäle zur Datenmessung (Pulsoxymetrie, ApneaLink)
• Pulsoxymetrie
Empfehlung der SGP zur Abklärungsgang bei
V.a. obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom
• Klinische Voraussage aufgrund einer ausführlichen
Anamnese, ev. unterstützt durch standardisierten
Fragebogen (Epworth Sleepiness Scale oder eigener…)
bestimmen
• Ev. orientierende Pulsoxymetrie resp. Apnea-link
sogenannte „single-channel“-Gerät (AASM Typ 4)
• Bei hohem Verdacht: Respiratorische Polygraphie
(AASM Typ 3) zur Bestätigung ein OSAS genügend
• Bei unklarem/diskrepantem Befund Polysomnographie
(Typ 1 oder 2?) im Schlaflabor stationär, Heim-PSG?
– Meistens Sauerstoffsättigung und/oder Atemfluss. Geräte, die einen bis drei Kanäle messen oder
die trotz vier Kanälen nicht den Atemfluss erfassen.
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Pulsoxymetrie
Ambulante Abklärungen
• Nächtliche (erweiterte) Pulsoxymetrie
– Herzfrequenz - O2-Sättigung
– zusätzlich Atemfluss
• Respiratorische Polygraphie
–
–
–
–
–
Herzfrequenz und O2-Sättigung
Atemfluss: Nase und Mund
Atemexkursion thorakal und abdominal
Körperlage
ev. Schnarchgeräusch, ev. Beinbewegungen
• Heim-Polysomnographie
Funktionsweise
• Bestimmung der funktionellen
Sauerstoffsättigung des Blutes
• -> Sensor wird an eine pulsierende Gliedmaße
(vorzugsweise Finger, Zehe oder Ohr) angelegt,
bestehend aus 2 Lichtquellen und
Photodetektor
• Knochen, Gewebe, Pigmente und Venen
absorbieren über Zeitspanne gemittelt stets die
gleiche Menge an Licht
• Das vaskuläre Bett pulsiert, die absorbierte
Lichtmenge schwankt mit den Pulsschlägen
• Der Anteil des absorbierten Lichts wird in einen
Messwert der funktionellen Sauerstoffsättigung
umgerechnet
Erweiterte Pulsoxymetrie
• Apnea Link® (als Pulsoxymetrie abrechenbar)
–übliche Puls-Oxymetrie
–Nasenflow
–Thorax-Bewegung
• Funktion beruht auf zwei Prinzipien
– Die durch Sauerstoffsättigung beeinflusste Farbe des
Blutes wird auf den zwei Wellenlängen Rot und Infrarot
bestimmt (Spektrofotometrie)
– verändert sich die Menge von arteriellem Blut im
Gewebe, dann auch die
Lichtabsorption durch
dieses Blut während der
Pulsation, die durch den
Blutauswurf des Herzens in
den Arterien verursacht
wird
Nächtliche Pulsoxymetrie
• Vorteil:
– wenig störend
– Preisgünstig
– Sensitivität gut
• Nachteil:
– nur O2 und Pulsfrequenz
– keine direkte Aussage zur Atmung, kein EKG
– gute Spezifität nur für vollständig
normale Untersuchung
• Einsatz:
– zum „Ausschluss“ bei geringem klinischen Verdacht
– für Verlaufskontrolle einer AutoPAP, CPAP-Theapie
Respiratorische Polygraphie
• Monitoring: (minimale Ausstattung AASM Typ 3)
–Herzfrequenz mit EKG und Pulsoxymetrie
–O2-Sättigung am Finger/Ohr
–Atemfluss Nase/Mund
–Atemarbeit an Thorax- und Abdomen
–Lage- Körperposition
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Respiratorische Polygraphie
Kardio-respiratorische Polygraphie
• Differenzierung der Atmungs assoziierten
Schlafstörungen (minimale Ausstattung AASM Typ 3)
• Atemfluss und -anstrengung
– Atemfluss (Nase und Mund)
• Drucksensor oder Termistor
– Atem-Anstrengung
• Elastometrische (piezoelektrische) Plethysmographie
– Thorakal und abdominal
– Pulsoxymetrie (O2-Sättigung, Puls)
– Optional diverses anderes
Weitere Sensorik optional
•
•
•
•
Lagesensor (normalerweise vorhanden)
Beinbewegungen
Schnarch-Mikrofon
EKG via 3-Hautelektroden
– Genaue Messung der Herzfrequenz
– Erkennung von Rhythmusstörungen
– Erkennung von Weckereignisse
– Messung der Pulstransitzeit
• Thermistoren
– Messung über Temperatur inspiratorisch und
exspiratorisch an Nasenlöcher und Mund
• Drucksensoren nasal
− Übertragung an hochempfindlichen Druckwandler
• Dehnung und Kontraktion von Thorax/Abdomen
−Elastometrischer resp.
piezoelektrischer Sensor erzeugt
bei Zugänderungen eine
elektrische Spannung
Probleme Drucksensoren nasal
• Verrutschen
• Stutzen zu lang, Kontakt zur Nasenschleimhaut
• Sensor durch Nasensekret verstopft
• Einfache Sauerstoffkanüle?
– Spezielle Sensoren empfindlicher, eventuell Filter
verwenden, schützt vor Feuchtigkeit
– CO2-Messung nur mit doppellumiger Kanüle
• Einfaches EEG, EMG, EOG (Schlafstadien)
Pulstransitzeit (PTT)
• Berechnet, nicht gemessen
• Zeit von Herzschlag bis Ankunft der Blutdruckwelle
an einer peripheren Messstellen wie z.B. Finger
• PTT ist umgekehrt proportional zu Blutdruck
• Kann als indirekte Methode zur Beurteilung der
Atemanstrengung während des Schlafes verwendet
werden.
– (cave Rhythmusstörungen, zum Beispiel Extrasystolen)
Respiratorische Polygraphie
• Auswertungs-Software
– Auswertungs Algorhythmen sehr unterschiedlich von
Produkt zu Produkt
– Manuele versus automatische Auswertung
– Am relevantesten für leicht- mittelschwere Pathologien
– Probleme der Artefakte/Umgebung bei ambulanter nicht
überwachter Untersuchung
– Grosse Variabilität von Befunder resp. Institution
– Vergleich der Befunde?
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Respiratorische Polygraphie
• Vorteil:
– Untersuchung in der üblichen
Umgebung/Bett
– gute diagnostische Effizienz
– wenig störend, recht preisgünstig
• Nachteil:
– unbeaufsichtigt und anfälliger für
technische Probleme - Verlust von
Daten
– keine Intervention während der
Untersuchung
– keine Aussage über Schlafstadien
– keine sicheren Aussagen über
Aufweckreaktionen (Arousals)
Nicht überwachte Heimmessungen
•
•
•
•
Auswertungs-Software…
Diversen Artefakten können auftreten
Für Beurteilung wichtig zu erkennen
Vom Patient, vom Gerät/Sensor und Umgebung
verursacht
– Elektroden verloren, Pulsoxymetrie und Sensoren
verschoben/verloren
– Bewegungen
Schlafarchitektur
Stationär im Schlaflabor
• Polysomnographie „Goldstandard in den 90ern“
–
–
–
–
–
aufwendige technische und personelle Infrastruktur
zeitraubend
nicht ambulant
unbekannte
Umgebung
teuer
• Non-REM
• Gesucht?
Einfachere, rasch
verfügbare und ambulante Option zum Screening/Diagnose?
Polysomnographie (PSG)
–
–
–
–
Stadium 1
Stadium 2
Stadium 3
Stadium 4
• REM
5%
45%
10%
15%
Leichtschlaf
25%
Traumschlaf
Tiefschlaf
Schlaf-Fragmentation
Schlafapnoe-Syndrom und kardiovaskuläre Erkrankungen
- Was ist Ursache, was Wirkung ? -
• Kardio-pulmonales Monitoring:
– Herzfrequenz mit EKG und Pulsoxymetrie
– O2-Sättigung am Finger/Ohr
– Atemfluss Nase/Mund
– Atemarbeit an Thorax- Abdomenexkursionen
– Lage- Körperposition (Lagesensor)
– Schnarchmikrophon/ Infrarot-viedeoaufzeichnung
• Neurophysiologische Schlafparameter
– EEG Mindestens 2 Ableitungen (Schlafstadien)
– EOG (Elektrookulogramm) Augenbeweglichkeit?
REM/NREM
– EMG periphere Ableitung (Periodic leg movement syndrom)
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Schlafapnoe-Syndrom und kardiovaskuläre Erkrankungen
- Was ist Ursache, was Wirkung ? -
Schlafapnoe-Syndrom und kardiovaskuläre Erkrankungen
- Was ist Ursache, was Wirkung ? -
Schlafapnoe-Syndrom und kardiovaskuläre Erkrankungen
- Was ist Ursache, was Wirkung ? -
Diagnostische Strategien für Atmungs
assoziierte Schlafstörungen
Strategie
Vorteil
Nachteil
Empfehlung
Klinische
Vorhersage
Modelle
Schnell und einfach
Ungenügend für
Diagnostik
Risikostratefizierung für diagnostische Priosierung
Pulsoxymetrie
ApneaLink
Einfache
interpretation
Nur beschränkte
Info zu Schlaf und
Atmung
Primäres
Screening
Kardio-resp.
Polygraphie
Billiger und einfacher
verfügbar als PSG
Keine EEG- resp.
Schlafstadien
Alternative bei
hoher Vortestwahrscheinlichkeit
Unbeobachtet mit
ev. vielen
Artefakten
In der Validierung,
bereits verfügbar
PolysomnoVollständiger
graphie (PSG) Datensatz inkl.
Schlafstadien
Take home
Atmungs assoziierte Schlafstörungen
• Lautes Schnarchen ohne Beschwerden, Kardiovaskuläre Risiko-Konstellation
– Ev. erweiterte Pulsoxymetrie ausreichend
• Hinweisende Symptome, beobachtete Apnoen
– Direkt ambulante respiratorische Polygraphie durch
spezialisiertes Zentrum
– Bei unklarem Befund
stationäre Weiterabklärung mit
Polysomnographie im Schlaflabor
• Schlaflabor zunehmend seltener notwendig
– < 5% der Patienten
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