Aus der Medizinischen Klinik III der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil Klinikum der Ruhr-Universität Bochum Direktor: Prof. Dr. med. G. Schultze-Werninghaus ZYTOKINMUSTER WÄHREND DER EXAZERBATION DER CHRONISCH OBSTRUKTIVEN LUNGENERKRANKUNG Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Thien An Duong Dinh aus Hue 2006 Dekan: Prof. Dr. G. Muhr Referent: Prof. Dr. G. Schultze-Werninghaus Koreferent: PD Dr. W. Cullmann Tag der mündlichen Prüfung: 24.05.2007 Diese Arbeit ist meinen Eltern und meinem Bruder, die mir stets großes Vertrauen schenken, gewidmet. Inhalt Abkürzungen ..................................................................................................................................................................1 Zusammenfassung .......................................................................................................................................................3 1. Einleitung .....................................................................................................................................................................4 1.1 Chronisch obstruktive Lungenerkrankung ….........................…….…………………….....4 1.1.1 Epidemiologie und Definition ……….…..................................………………………………..4 1.1.2 Pathogenese ……………………………………........................................................………….………….7 1.1.3 Risikofaktoren ……………………………………….......................................................……………….8 1.1.4 Exazerbation der COPD ………………….……………............................................…………......9 1.1.4.1 Definition …………………………………….………...................................................……….9 1.1.4.2 Einteilung ………………………….……................................................…………………...…9 1.1.4.3 Ursachen ………………………….……................................................…………………......10 1.1.5 Therapeutische Wirkungen auf das Zytokinmuster……….............................….13 1.2 Das TH1/TH2 – Konzept und Zytokine ………………...….…...............................……….…16 1.2.1 T-Lymphozyten ……………………...................................................…………………………….….16 1.2.2 TH1-/TH2-Konzept …………………................................................………………….………..……17 1.2.3 Neutrophile Granulozyten …………..........................................……………………….…….…18 1.2.4 Zytokine ……………………………………………........................................................….………….…..19 1.2.4.1 Funktionelle Klassifikation ……….................................…………………….…...19 1.2.4.2 Strukturelle Klassifikation..………..................................……………….…………21 1.2.4.3 Klassifikation nach Zytokinrezeptoren ……….....................……….……..21 1.2.5 Wirkprinzipien …………………………………...................................................…….….…………...22 1.2.6 Zytokine und COPD ……………………..............................................………….…….………..…23 1.3 COPD und Zytokinprofil …………………….............................................…………….……….…….24 1.3.1 Zytokinmuster während der stabilen Phase der COPD …............…................24 1.3.2 Zytokinmuster während der Exazerbation der COPD ………...............……...29 1.4 Studiendesign …………………………………..........................................................……….…………………30 2. Material und Methoden ………………………..................................................……………………...32 2.1 Serumgewinnung ………………...……….......................................................………….…………………..32 2.2 Sputumgewinnung ……………………........................................................……….…….…………………32 2.3 Lösungen …………………………………..………………………....................................................................… 33 2.4 Erfassung der Lungenfunktionsparameter ………............................…...……………….34 2.5 Quantitative Zytokinbestimmung im Sputumüberstand und im Serum …………………………………………...........................................................………………..34 2.6 Statistische Auswertung ……..……………...............................................………………………......…35 3. Ergebnisse …………………………….................................................................…………………………..…….36 3.1 Patienten …………………................................................................………………………………………………36 3.2 Interleukine im Serum ……………………….................................................……………………….….38 3.2.1 Interleukin 6 ..………………………........................................................…………………….………...38 3.2.2 Interleukin 8 …………………...……........................................................…………….………………...47 3.2.3 Interleukin 10 ……………………………................................……...……......................……………..55 3.3 Interleukine im Sputum ….………………………...............................................……………………....63 3.3.1 Interleukin 6 ………………………….......................................................……………………….....…..63 3.3.2 Interleukin 8 ………………………….......................................................…………………...………....73 4. Diskussion ……………………..............................................................…………………………………………..84 4.1 Zytokinkonzentration im Serum………........................................…………………………….….84 4.2 Zytokinkonzentration im Sputum ….……………….............................................…….…….….90 5. Literaturverzeichnis ………………………….......…….......................................................………….…96 ABKÜRZUNGEN 1 Abkürzungsliste α1-AT α1-Antitrypsin AE-COPD Akute Exazerbation der COPD ATS American Thoracic Society BTS British Thoracic Society COPD Chronic obstructive pulmonary disease CXC CX-Untergruppe der Chemokine DNA Desoxyribonukleinsäure ENA Epithelial cell derived neutrophil activating peptid ERS European Respiratory Society EUROSCOP European Respiratory Society Study on Chronic Obstructive Pulmonary Disease FEV1 Forciertes exspiratorisches Volumen in einer Sekunde FVC Forcierte Vitalkapazität GOLD Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease GRO-α Growth regulated oncogene α GM-CSF Granulocyte monocyte colony stimulating factor IFN-γ Interferon γ ICAM Intercellular adhesion molecule ICS Inhalative Kortikosteroide IL- Interleukin ISOLDE Inhaled Steroids in Obstructive Lung Disease in Europe LTB4 Leukotrien B4 MCP Monocyte chemotactic protein MMP Matrix-Metalloprotease NF-κB Nuclear factor κB NHLBI U.S. National Heart, Lung and Blood Institute paO2 Arterieller Sauerstoffpartialdruck PEF Exspiratorischer Peak Flow B ABKÜRZUNGEN RANTES 2 Regulated on activation, normal T cell expressed and secreted; Zytokin der IL-8 Zytokingruppe RSV Respiratory Syncytial Virus TIMPs Tissue inhibitor of matrixmetalloproteases TNF-α Tumornekrosefaktor α WHO World Health Organisation 3 Zusammenfassung Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) geht häufig mit intermittierenden Exazerbationen einher, welche durch Verschlechterung der chronischen Symptome wie produktiver Husten und Dyspnoe charakterisiert sind. Diese Exazerbationen verursachen eine Zunahme der Mortalität der Patienten und stellen bezüglich des therapeutischen Managements ein erhebliches Problem dar. COPD und Exazerbationen sind mit lokalen und systemischen Entzündungsprozessen assoziiert, deren Mechanismen nicht ausreichend geklärt sind. Unklar ist vor allem die Rolle der Zellmediatoren für die Ätiologie und Pathogenese der akut exazerbierten COPD. In einer laufenden Studie wurden daher die pro-inflammatorischen Zytokine Interleukin 6 und 8 sowie das regulatorische Zytokin 10 quantitativ mittels ELISA im Serum sowie IL-6 und IL-8 im Sputum von Patienten mit stabiler oder akut exazerbierter COPD bestimmt. Die Ergebnisse wurden innerhalb der Studiengruppen verglichen sowie in Abhängigkeit anderer, im Rahmen der Studie erfassten Parameter, analysiert. Negative Korrelationen zwischen den pro-inflammatorischen Interleukinen 6 und 8 im Sputum und den Lungenfunktionsparametern unterstreichen deren Rolle im bronchialen Entzündungsmechanismus der COPD. Allerdings fand sich kein signifikanter Anstieg bei Patienten mit exazerbierter COPD, was vermutlich daran liegt, dass sich die untersuchten Patienten im fortgeschrittenen Stadium ihrer Erkrankung befanden und bereits sehr hohe Konzentrationen sowohl im Serum als auch im Sputum aufwiesen. Die Häufigkeit der Exazerbationen korrelierte jedoch positiv mit der IL-8-Konzentration im Sputum, wodurch dessen Rolle in der Ätiologie und Pathogenese der akut exazerbierten COPD unterstrichen wird. EINLEITUNG 4 1. Einleitung 1.1 Chronisch obstruktive Lungenerkrankung 1.1.1 Epidemiologie und Definition Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist aufgrund ihrer weiten Verbreitung, insbesondere in den industrialisierten Ländern, und der dadurch bedingten immensen Kosten ein globales gesundheitspolitisches Problem. Alarmierend ist auch die Zunahme der Mortalität, welche weltweit durch COPD verursacht wird. In den USA nimmt die COPD hinter Herzerkrankungen, malignen Tumoren und zerebro-vaskulären Ereignissen zur Zeit den 4. Rang der Todesursachen ein (Murray and Lopez, 1997; Pauwels et al., 2001). Weltweit ist sie die sechsthäufigste Todesursache und für das Jahr 2020 wird ein weiteres Vorrücken auf den 3. Rang erwartet (Murray and Lopez, 1997). Die bis heute am häufigsten verwendete Definition der chronischen Bronchitis wurde von der WHO 1961 formuliert: „Die chronische Bronchitis ist eine Erkrankung, die gekennzeichnet ist durch übermäßige Schleimproduktion im Bronchialraum, die sich manifestiert mit andauerndem oder immer wieder auftretenden Husten, mit oder ohne Auswurf an den meisten Tagen von mindestens drei aufeinander folgenden Monaten während mindestens zwei aufeinander folgender Jahre“ (WHO, 1961). Das Lungenemphysem wird pathologisch-anatomisch definiert: „Es ist charakterisiert durch eine dauerhafte und irreversible Überblähung der Atemwege distal der Bronchioli terminales, begleitet von einer Destruktion der Alveolarwände ohne wesentliche Fibrose“ Der Begriff COPD steht für die chronische Bronchitis mit oder ohne Lungenemphysem, bei der eine Atemwegsobstruktion nachweisbar ist. Auch EINLEITUNG 5 andere Bezeichnungen für dieses Krankheitsbild wurden in der Vergangenheit benutzt: • COLD (chronic obstructive lung disease) • CAO (chronic airflow oder airways obstruction oder limitation) • COAD (chronic obstructive airflow disease) • CAL (chronic airflow limitation) Komplizierend kommt hinzu, dass die Bezeichnung COPD national und international unterschiedlich verwendet und wegen uneinheitlicher Definitionen nicht allgemein akzeptiert wird. Die American Thoracic Society fasste in einer 1995 erschienenen Darstellung die Definition der COPD sehr weit (American Thoracic Society, 1995). Die folgenden Symptomenkomplexe wurden zusammengefasst: • das Asthma bronchiale • die chronische Bronchitis • die chronische Atemwegsobstruktion und • das Lungenemphysem Die in jüngster Zeit ins Leben gerufene GOLD-Initiative (Global Initiative For Chronic Obstructive Lung Disease), unterstützt von der WHO und des U.S. National Heart, Lung and Blood Institutes (NHLBI), welche eine Optimierung und Vereinheitlichung der Diagnosestellung, Therapie und Prävention der COPD zu erzielen versucht, definiert die COPD in den 2001 veröffentlichen Leitlinien folgendermaßen: „Die COPD ist eine progressiv verlaufende chronische Erkrankung, die durch eine nicht vollständig reversible Atemwegsobstruktion gekennzeichnet ist. Ihr zugrunde liegt eine entzündliche Reaktion der Atemwege, hervorgerufen durch inhalative Schadstoffe.“ Eine einheitliche Klassifikation der Schweregrade wird außerdem von der GOLD-Initiative angestrebt. Sie umfasst objektivierbare Messgrößen wie FEV1 EINLEITUNG 6 (forciertes expiratorisches Volumen in einer Sekunde), FVC (forcierte Vitalkapazität) und klinische Symptome (Tab. 1): Tab. 1: Einteilung der COPD Schweregrad (Stufe) 0 Schweregrad (Bezeichnung) Gefährdete Personen I milde COPD II moderate COPD III schwere COPD IV sehr schwere COPD klinische Parameter chronische Symptome (Husten, Auswurf) mit/ohne chronische Symptome (Husten, Auswurf) mit/ohne chronische Symptome (Husten, Auswurf) mit/ohne chronische Symptome (Husten, Auswurf) Lungenfunktion keine Lungenfunktionseinschränkung FEV1/FVC < 70% FEV1 > 80% des Sollwertes FEV1/FVC < 70% FEV1 50 – 80% des Sollwertes FEV1/FVC < 70% FEV1 30 – 50% des Sollwertes FEV1/FVC < 70% FEV1 < 30% des Sollwertes oder FEV1 < 50% des Sollwertes und chronisch respiratorische Insuffizienz Respiratorische Insuffizienz: Arterieller Sauerstoffpartialdruck geringer als 8,0 kPa (60 mm Hg) mit oder ohne art. Kohlensauerstoffpartialdruck höher als 6,7 kPa (50 mm Hg) EINLEITUNG 7 1.1.2 Pathogenese Die Pathogenese der COPD ist bislang nur teilweise aufgeklärt. Sie ist charakterisiert durch chronische Entzündungsprozesse unter Beteiligung von Atemwegen, Lungenparenchym und Lungengefäßen. Makrophagen, TLymphozyten, insbesondere CD8+ T-Lymphozyten und neutrophile Granulozyten sind in vielen Lungenabschnitten vermehrt (O`Shaughnessy et al., 1997). Dabei wird eine Reihe von Zellmediatoren (Zytokine) freigesetzt. Es sind insbesondere Leukotrien B4 (LTB4) (Hill et al., 1999), Interleukin 8 (IL-8) (Keatings et al., 1996; Pesci et al., 1998; Yamamoto et al., 1997), Tumornekrosefaktor-α (TNF-α) (Hill et al, 1999; Mueller et al., 1996), welche den Entzündungsmechanismus unterhalten und zu einer Schädigung der Lungenstrukturen führen. Diese Zellmediatoren und andere exogene Noxen (z.B. Zigarettenrauch, Viren) aktivieren Alveolarmakrophagen und neutrophile Granulozyten. Sie produzieren ihrerseits weitere Mediatoren und Proteasen, was letztendlich zu einem Ungleichgewicht zwischen Proteasen und Antiproteasen in den Atemwegen führt. Es sind insbesondere neutrophile Elastase, Kathepsin und Matrix-Metalloproteasen (MMPs) erhöht (Vernooy et al., 2004; Tetley, 2002; Finlay et al., 1997; Barnes et al., 2003). Die Rolle dieser Proteasen für die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, insbesondere die der neutrophilen Elastase, wurde mehrfach sowohl in vivo als auch in vitro untersucht. Den Ergebnissen zufolge schädigen sie die epitheliale Barriere (Amitani et al., 1991), vermindern die Schlagfrequenz der Zilien (Smallman et al., 1984) und rufen eine Hyperplasie der Becherzellen hervor (Snider et al., 1985). Des weiteren sind sie für die Schädigung des interstitiellen Bindegewebes verantwortlich (Snider et al., 1984). In nicht-pathologischen Prozessen wird die Aktivität der Proteasen durch Antiproteasen wie α1Antitrypsin und verschiedene TIMPs (tissue inhibitor of matrixmetalloproteases) reguliert, so dass eine Zerstörung des Bindegewebes über das physiologische Maß hinaus verhindert wird (Stockley, 1999). Bei der COPD kann ein Ungleichgewicht zu ungunsten der Antiproteasen dazu führen, EINLEITUNG 8 dass dadurch interstitielles Lungengewebe irreversibel geschädigt wird. Abbildung 1 stellt die pathogenetischen Zusammenhänge bei der COPD schematisch dar: Abb. 1: Entzündungsmechanismen bei der COPD: Zigarettenrauch führt zur Aktivierung von Makrophagen in den Atemwegen, die chemotaktische Faktoren für Neutrophile, wie IL-8 und LTB4 freisetzen. Die Ausschüttung von Proteasen führt zur Schädigung des Lungenparenchyms (Emphysem) und verstärkter Mukusproduktion, sofern die Gegenregulation durch Protease-Inhibitoren, wie α1-Antitrypsin (α1-AT) u.a. gestört ist. Die Rolle der CD8+ T-Zellen ist noch ungeklärt. (SLPI: secretory leukoprotease inhibitor; TIMPs: tissue inhibitor of matrixmetalloproteases)(modifiziert aus (Barnes, 2000)) 1.1.3 Risikofaktoren Als Risikofaktoren gelten: • Gesicherte Risikofaktoren: 9 Zigarettenrauchen EINLEITUNG 9 9 Berufsbedingte Gase und Stäube 9 Alpha-1-Antitrypsinmangel • Wahrscheinliche Risikofaktoren: 9 Luftverschmutzung 9 Passivrauchen 9 Virale Atemwegsentzündung 9 Sozioökonomische Faktoren 9 Alkoholkonsum 9 Höheres Alter 9 Männliches Geschlecht 9 Familiäre Belastung 9 Hyperreagibilität des Bronchialsystems 1.1.4 Exazerbation der COPD 1.1.4.1 Definition Eine einheitliche Definition der akuten Exazerbation existiert nicht. Man versteht darunter eine akute Verschlechterung mit Zunahme der Dyspnoe, des Hustens und Auswurfs, mit oder ohne Symptomatik eines akuten Infekts der oberen und/oder unteren Atemwege (erhöhte Temperatur, Halsschmerzen, purulentes Sputum). Nach Anthonisen (Anthonisen et al., 1987) wird die Diagnose einer akuten Exazerbation gestellt, wenn der Patient mindestens zwei der folgenden drei Symptome aufweist: ► Zunahme der Dyspnoe ► Zunahme des Auswurfvolumens ► Zunahme der Purulenz des Hustens 1.1.4.2 Einteilung Die Exazerbation wird, um den Patienten eine adäquate Therapie zuführen zu können, in Schweregrade unterteilt: EINLEITUNG 10 Leichte (ambulant behandelbare) Verlaufsform: Jüngeres Lebensalter Keine kardiopulmonale Komorbidität Keine Vitalfunktionsstörungen Atemfrequenz <30/min Herzfrequenz <100/min Kreislauf stabil Keine Bewusstseintrübung Mittelschwere (stationär behandlungsbedürftige) akute Exazerbation Weder leichte noch intensivstationär behandlungspflichtige Exazerbation Schwergradige akute Exazerbation (intensivstationär behandlungspflichtig) Schwere Dyspnoe, die nicht auf die initiale Notfalltherapie anspricht Persistierende oder progrediente Hypoxämie, die nicht auf Sauerstoffgaben anspricht oder zunehmende respiratorische Azidose (pH< 7,30) Klinische Zeichen der Erschöpfung der Atemmuskulatur Bewusstseinstrübung, Notwendigkeit der maschinellen (nichtinvasiven oder invasiven) Beatmung. (nach Empfehlung der ATS) 1.1.4.3 Ursachen Die Exazerbation der COPD ist mit einer Reihe von ätiologischen Faktoren assoziiert. Es sind insbesondere bakterielle und virale Infektionen, sowie in der Luft befindliche Schadstoffe. Da es häufig in den Wintermonaten zu Exazerbationen kommt, kann man annehmen, dass diese unter anderem durch obere Atemwegsentzündungen getriggert werden. Begünstigt werden sie auch von einer, wenn auch nicht signifikanten Abnahme der Lungenfunktion während der Wintermonate (Donaldson et al., 1999). Auch unter einer EINLEITUNG Zunahme 11 der Luftverschmutzung beobachtet man eine vermehrte Krankenhauseinweisung wegen Exazerbation der COPD (Anderson et al., 1995). Bakterielle Kolonisation Haemophilus influenzae, Streptococcus pneumoniae und Moraxella catarrhalis stellen die Haupterreger bei einer bakteriellen Besiedlung der unteren Atemwege dar. Etwa 25-50% der COPD-Patienten sind chronische Keimträger. Untersuchen ergaben, dass die Keimbesiedlung der unteren Atemwege bei diesen Patienten in enger Korrelation mit dem Schweregrad der Erkrankung steht (Monso et al., 1999; Zalacain et al., 1999). Einige Studien haben ergeben, dass es während der Exazerbation der COPD zu einer Zunahme der Bakterienzahl kommt (Wilson, 1999). Die Folgen sind eine Zunahme der neutrophilen Granulozyten und eine erhöhte Konzentration an Entzündungsmediatoren (Soler et al., 1999; Hill et al., 2000a). Auch die Keimart hat einen Einfluss auf die Entstehung und den Schweregrad der Entzündung. Eine Besiedlung mit Pseudomonas aeruginosa weist eine höhere Aktivität der Myeloperoxidase als mit anderen Erregern auf (Hill et al., 2000a). Eine bakterielle Infektion mit Haemophilus influenzae und Moraxella catarrhalis, im Vergleich zu pathogen-negativen Exazerbationen, ist mit einem signifikanten Konzentrationsanstieg der Entzündungsparameter sowie der neutrophilen Elastase verbunden (Sethi, 2000). Bakterielle Infektionen haben demzufolge einen großen Einfluss sowohl auf die Häufigkeit als auch auf den Schweregrad der Exazerbation der chronisch obstruktiven Bronchitis (Patel et al., 2000). Es kommt offenbar bei einer bakteriellen Entzündung der unteren Atemwege zu einer zellulären Antwort, welche einen Circulus vitiosus, bestehend aus Schädigung der alveolären Epithelzellen, Überproduktion des Bronchialsekrets sowie Infiltration der Entzündungszellen, in Gang setzt. Andere Studien konnten jedoch keinen Anstieg der Bakterienzahl finden (Hirschmann, 2000). Jedoch nicht nur die Keimzahl, sondern auch die Akquisition neuer bakterieller Isotypen, scheint ein EINLEITUNG 12 wichtige Rolle zu spielen und wird zur Zeit für die wichtigsten bakteriellen Erreger mittels Sequenzierung untersucht (Sethi et al., 2002). Eine ungeklärte Rolle spielen andere Bakterien bei der Exazerbation der COPD, wie z.B. Chlamydophila pneumoniae. Seemungal et al fanden in einer Kohortenstudie keinen Zusammenhang zwischen einer Infektion mit C. pneumoniae und der Exazerbation der COPD (Patel et al., 2002). Es bedarf also weiterer Studien, um eine eindeutige Aussage über den Einfluss dieser Bakterien in der Pathogenese der Exazerbation machen zu können. Virale Infektionen Einer viralen Infektion wurde früher keine besondere Bedeutung in der Ätiologie der akut exazerbierten COPD zugeschrieben. Fast alle Studien befassten sich mit einer bakteriellen Infektion der unteren Atemwege. Doch heutzutage nimmt man an, dass etwa die Hälfte der Exazerbationen der COPD auf eine Atemwegsentzündung mit viraler Beteiligung zurück zu führen ist (Greenberg et al., 2000; Seemungal et al., 2001; Rohde et al., 2003; Seemungal et al., 2000). Sowohl Seemungal et al. als auch Rohde et al. konnten mittels moderner molekularbiologischer Nachweisverfahren Atemwegsviren bei bis zu 56% aller Exazerbationen nachweisen. Es gibt mehrere Erklärungsansätze über den Zusammenhang zwischen viralen Infektionen und der Pathogenese einer akut exazerbierten COPD. 90% der Rhinoviren binden an ICAM-1, ein interzelluläres Adhäsionsmolekül, und induzieren dessen Expression, was letztendlich eine Rekrutierung und Aktivierung von Entzündungszellen zur Folge hat (Papi and Johnston, 1999). Andererseits sind virale Atemwegserkrankungen mit oxidativem Stress assoziiert, welcher bei einer Exazerbation verstärkt ist (Rahman et al., 1997). Das Ungleichgewicht zwischen Oxidantien und Antioxidatien hat hierbei offensichtlich einen großen Einfluss. Während einer Infektion mit Rhinoviren werden vermehrt Sauerstoffradikale freigesetzt. Diese stimulieren den nuclear factor κB, der wiederum die für die Produktion von Interleukin 8 verantwortlichen Gene EINLEITUNG 13 beeinflusst (Biagioli et al., 1999). Es ist deshalb möglich, dass durch diese Mechanismen die Entstehung einer Exazerbation günstig beeinflusst wird. 1.1.5 Therapeutische Wirkungen auf das Zytokinmuster Kortikosteroide Im Bezug auf die Wirkung von Steroiden auf die Zellmediatoren gab es eine Reihe von Studien, die sich mit dieser Fragestellung befassten. Die am häufigsten untersuchten Interleukine im Zusammenhang mit der Gabe von Steroiden stellten die pro-inflammatorischen Zytokine IL-6, IL-8 und TNF-α dar. So stellten Barczyk et al. fest, dass sich die IL-8-Expression im induzierten Sputum von COPD-Patienten trotz Therapie mit oralen Glukokortikoiden im Vergleich zur Plazebogruppe nicht signifikant änderte, während die Konzentration der Myeloperoxidase signifikant zurückging (Barczyk et al., 2004). Keatings et al. kamen zu vergleichbaren Ergebnissen, nachdem sie keinen Effekt von oralen und inhalativen Steroiden auf die Sputumkonzentrationen von TNF-α und IL-8 verzeichneten (Keatings et al., 1997). Auch Culpitt et al. bestätigten in ihrer Studie, dass Steroide keinerlei Wirkung bezüglich der IL-8-Konzentration besitzen (Culpitt et al., 1999). Eine von Patel et al. durchgeführte Studie ergab ein anderes Ergebnis. Sie fanden heraus, dass inhalative Kortikosteroide die IL-8-Konzentrationen im Sputum signifikant senkten (Patel et al., 2003). Es gibt jedoch einen positiven Effekt von lokal applizierten Steroiden auf die IL-6-Konzentrationen im Sputum von COPD-Patienten. Sin et al. untersuchten die Konzentrationen von IL-6 im Sputum in Abhängigkeit von inhalativer Steroidtherapie im Vergleich zu Plazebo. Sie fanden heraus, dass die mittlere IL-6-Konzentration in der Gruppe der Patienten, die eine Kombinationstherapie mit Fluticason und Prednison erhielten, signifikant niedriger war (Sin et al., 2004). Dieses Ergebnis wurde auch von Patel et al. bestätigt (Patel et al., 2003). Eine der Zielsetzungen dieser Arbeit ist es daher, den Einfluss von Kortikosteroiden auf die Konzentrationen von IL-6 und IL-8 im Serum zu charakterisieren. EINLEITUNG 14 Bronchodilatatoren Studien, welche einen direkten Effekt von Bronchodilatatoren auf die Konzentrationen von Interleukinen untersuchten, gibt es bisher noch nicht. Perng et al. untersuchten die Anzahl neutrophiler Granulozyten und die IL-8Konzentrationen im Sputum von Patienten, welche entweder einen positiven oder negativen bronchialen Reversibilitätstest hatten. Diese Patienten erhielten außer Theophyllin sowohl ein β2-Sympathomimetikum als auch ein Anticholinergikum. Die Patienten, welche einen negativen Reversibilitätstest aufwiesen, hatten durchschnittlich höhere Konzentration an IL-8 im Sputum. Auch die Anzahl an neutrophilen Granulozyten war bei diesen Patienten erhöht (Perng et al., 2004). Um einen direkten Effekt von Bronchodilatatoren auf den Entzündungsmechanismus sowie auf die Konzentrationen von Interleukinen von Patienten mit COPD beurteilen zu können, bedarf es weiterer Studien. Theophyllin Theophyllin besitzt anti-inflammatorische Effekte, die nicht nur bei Patienten mit Asthma (Barnes and Pauwels, 1994), sondern bei denjenigen mit COPD nachgewiesen worden sind. Culpitt et al. beschrieben eine Abnahme an neutrophilen Granulozyten im induzierten Sputum von COPD-Patienten (Culpitt et al., 2002). Da ebenfalls eine Reduktion von IL-8 im Sputum gemessen wurde, gehen die Autoren von einer Abnahme der chemotaktischen Aktivität im Entzündungsgebiet aus (Culpitt et al., 2002). Antibiotika Antibiotika haben nur dann einen positiven Einfluss bei der akut exazerbierten COPD, wenn diese durch eine bakterielle Infektion der Atemwege verursacht wird. Sie kann durch eine Zunahme der Sputumpurulenz angezeigt werden (Anthonisen et al., 1987; Stockley et al., 2000). Als Substanzen kommen je nach Resistenzlage unter anderem Aminopenicilline (ggf. plus Betalactamase- EINLEITUNG 15 Inhibitoren), Oralcephalosporine und Makrolide in Frage (Worth et al., 1997). Tetrazykline können in unkomplizierten Fällen appliziert werden (Worth et al., 1997). Beim Ausbleiben einer Symptomverbesserung können Therapieversuche mit Fluorchinolonen der Gruppe IV oder Ketoliden erwogen werden. Es gibt bisher sehr weinige Erkenntnisse bezüglich der Wirkungen von Antibiotika auf die Konzentrationen von Interleukinen im induzierten Sputum oder Serum von Patienten mit stabiler oder exazerbierter COPD. Die Ergebnisse sind zudem sehr unterschiedlich. Banerjee et al. zeigten in ihrer Studie, dass es keine signifikante Wirkung von oral appliziertem Clarithromycin auf die Anzahl der neutrophilen Granulozyten, IL-8-, LTB4-, TNF-α-Konzentrationen im Sputum gibt. Auch die Konzentration an neutrophiler Elastase wurde nicht von Clarithromycin beeinflusst (Banerjee et al., 2004). Eine im Jahre 2004 erschienene Studie von Basyigit et al. attestierte Clarithromycin jedoch einen positiven Effekt auf die pro-inflammatorischen Interleukine. Durch die Therapie mit Clarithromycin wurden die mittleren Konzentrationen an IL-8 sowie TNF-α signifikant gesenkt (Basyigit et al., 2004). Es bedarf deshalb weiterer Studien, um eine eindeutige Aussage über die Effekte von Antibiotika auf das Zytokinmuster bei der COPD machen zu können. Eine eventuelle Wirkung einer antibiotischen Therapie auf die Konzentrationen von IL-6 und IL-8 im Serum wird in weiteren Abschnitten dieser Arbeit eingehend diskutiert. EINLEITUNG 16 1.2 Das TH1/TH2 – Konzept und Zytokine 1.2.1 T-Lymphozyten Die Zellen des Immunsystems haben ihren Ursprung im Knochenmark, so auch die weißen Blutzellen. Sie stammen aus den Vorläuferzellen ab: den hämatopoetischen pluripotenten Stammzellen im Knochenmark. Aus den gemeinsamen lymphatischen Vorläuferzellen gehen die Lymphozyten hervor: die B-Lymphozyten und die T-Lymphozyten. B-Lymphozyten sind hauptsächlich für die Freisetzung von Antikörpern als Plasmazellen sowie die Antigenpräsentation verantwortlich. T-Lymphozyten können auf Grund ihres Oberflächenmoleküls in 2 Gruppen differenziert werden: CD8+ T-Zellen und CD4+ T-Zellen. CD8+ T-Zellen sind zytotoxisch und haben die Fähigkeit, virusinfizierte Zellen zu erkennen und abzutöten. Sie sind in der Lage, die an MHC-Klasse-I-Molekülen präsentierten Peptide zu erkennen. Die Lyse der Zielzelle geschieht dadurch, dass bestimmte Enzyme aus den Granula der zytotoxischen Zelle freigesetzt werden (Perforin und Granzym). Das Perforin hat die Eigenschaft, Poren in der Membran der Zielzelle entstehen zu lassen, durch welche das Granzym in die Zelle hinein gelangt. Das Granzym – eine Serin-Protease – aktiviert die intrazellulären Kaspasen und leitet somit die Apoptose ein. Durch den zusätzlichen Effekt der osmotischen Lyse wird die Zielzelle abgetötet. Früher wurde angenommen, dass CD8+-Zellen ein homogene Gruppe der zytotoxischen Zellen darstellten, welche nur eine geringe Anzahl an Zytokinen produzieren. Doch neuere Untersuchungen ergaben, dass Untergruppen von CD8+-Zellen analog zu den CD4+-Zellen eine Reihe von spezifischen Zytokinen sezernieren. Anhand des produzierten Zytokinmusters ist eine Differenzierung der zytotoxischen Zellen in TC1- und TC2-Zellen vorgenommen worden. Eine klare Abgrenzung ist aber nicht immer möglich, seitdem man die Existenz eines 3. Subtypen nachweisen konnte, welcher EINLEITUNG 17 sowohl Zytokine der TC1-Zellreihe als auch der TC2-Zellen produziert. Diese Zellen werden als TC0-Zellen bezeichnet. Andere T-Lymphozyten, welche anstatt CD8 das Oberflächenmolekül CD4 exprimieren, werden als T-Helferzellen bezeichnet. Sie haben die Aufgabe, BLymphozyten zu aktivieren, welche sich zu Plasmazellen entwickeln und Antikörper freisetzen. Sie besitzen die Fähigkeit, exogene Antigene, welch im Zusammenhang mit MHC-Klasse-II-Molekülen präsentiert werden, zu erkennen. Sie tragen auch zur Aktivierung anderer Zellen wie zum Beispiel Makrophagen mittels so genannter Effektormoleküle bei. Zu den Effektormolekülen gehören unter anderem die verschiedenen Zytokine. Klassischerweise werden die T-Helferzellen anhand ihres sezernierten Zytokinmusters in TH1- oder TH2-Zellen unterteilt. Es konnte jedoch in jüngerer Vergangenheit ein 3. Subtyp der T-Helferzellen identifiziert werden. Diese als TH0-Zellen sind mögliche Vorläuferzellen, bevor sie sich endgültig in TH1- oder TH2-Zellen ausdifferenzieren. Eine weitere Subpopulation von TLymphozyten stellen regulatorische T-Zellen dar. Diesen T-Zellen wird die Aufgabe zugeschrieben, B- sowie andere T-Lymphozyten zu hemmen und die Immunantwort zu unterdrücken, wenn irrtümlich körpereigene Zellen angegriffen werden. 1.2.2 TH1-/TH2-Konzept Einem von Mosmann im Jahre 1989 entwickelten Konzept nach werden CD4+ T-Helferzellen gemäß ihres Zytokinprofiles in 2 Untergruppen unterteilt: TH1und TH2-Zellen. TH1-Zellen produzieren hauptsächlich Interleukin 2 (IL-2), Interferon γ (IFN-γ) und Tumornekrosefaktor β (TNF-β). Diese Zytokine aktivieren unter anderem Makrophagen und neutrophile Granulozyten, welche infizierte Zellen phagozytieren. Sie wirken somit auf die zelluläre Immunantwort und werden als pro-inflammatorische T-Zellen bezeichnet. TH2Zellen produzieren IL-4, IL-5, IL-6 und IL-10. Diese Interleukine haben die EINLEITUNG 18 Aufgabe, die B-Lymphozyten zu aktivieren und beeinflussen somit die humorale Immunantwort. Eine klare Abgrenzung von TH1- und TH2-Zellen ist aber nicht immer eindeutig, seit dem man herausgefunden hat, dass zum Beispiel Interleukin 10 nicht nur von TH2-Zellen, sondern auch von TH1-Zellen produziert wird. Es gibt außerdem Hinweise über die Existenz einer 3. T-Helferzellen-Subgruppe, die als TH0-Zellen bezeichnet werden. Diese beeinflusst unter anderem durch bestimmte Signale dendritischer Zellen und kann sich in TH1- oder TH2-Zellen ausdifferenzieren. Eine Konversion von einer ausdifferenzierten TH2-Zelle in eine TH1-Zelle wurde beobachtet. Dies zeigt die Komplexität des Reifungsprozess der T-Helferzellen und weist gegenwärtige Wissenslücken diesbezüglich auf. 1.2.3 Neutrophile Granulozyten Die Granulozyten stellen eine Untergruppe der weißen Leukozyten dar. Sie werden auf Grund der Anfärbbarkeit ihrer Granula in eosinophile, basophile und neutrophile Granulozyten unterteilt. Die neutrophilen Granulozyten haben einen unregelmäßig geformten Zellkern und deutlich anfärbbare Granula im Zytoplasma. Sie sezernieren u.a. verschiedene Proteasen und besitzen phagozytotische Eigenschaften. Sie spielen bei der Ätiologie und Pathogenese der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung eine wichtige Rolle. Neutrophile Granulozyten liegen im Sputum und in der bronchoalveolären Lavage von COPD-Patienten in erhöhter Anzahl vor. Sie sezernieren ihrerseits Proteasen, darunter neutrophile Matrixmetalloproteasen, Protease, welche Kathepsin eine G Destruktion sowie der verschiedene Alveolarwände hervorrufen. Angelockt in das Entzündungsgebiet werden neutrophile Granulozyten von verschiedenen chemotaktisch wirkenden Mediatoren. Dazu gehören in erster Linie Interleukin 8 und Leukotrien B4. Sparrow et al. wiesen eine enge Korrelation zwischen der Zahl der im Blut zirkulierenden Neutrophilen und dem forcierten exspiratorischen Volumen in einer Sekunde EINLEITUNG 19 (FEV1) nach. Zusammenhänge zwischen der Menge der Neutrophilen im induzierten Sputum und dem Schweregrad der COPD wurden ebenfalls durch mehrere Studien bestätigt. Es ist deshalb von großer Bedeutung, die Rolle der neutrophilen Granulozyten in der Ätiologie und Pathogenese der COPD eingehend zu untersuchen. 1.2.4 Zytokine Der Begriff Zytokin leitet sich aus dem Griechischen ab (κυτος, Zyto, Zelle und κίυείν, Kinese, Bewegung) und bedeutet soviel wie „sich zwischen den Zellen bewegend“. Biologisch gesehen sind Zytokine hormonähnliche Wirkstoffe, die meist nach Stimulierung produziert werden und an ihrem Zielort mannigfaltige Funktionen ausüben. In den letzten Jahrzehnten ist eine Großzahl verschiedenster Zytokine identifiziert worden. Diese Moleküle sind an der Regulierung der Ontogenese, der Gewebereparatur, der Immunabwehr, der Entzündung, der Kontraktilität in Herz und Gefäßen, der Aufrechterhaltung der Körperprozesse und des Zellsterbens beteiligt. Zytokine sind extrazelluläre Signalproteine, deren Masse weniger als 80 kDa beträgt. Sie werden von verschiedenen Zelltypen produziert. Man kann die Zytokine nach folgenden Faktoren klassifizieren: • Klassifikation durch die Beschreibung der Funktion (funktionelle Klassifikation), • molekularbiologisch ausgerichtete Klassifikation (strukturelle Klassifikation), • Zuordnung der Zytokine zu Zytokinrezeptoren. 1.2.4.1 Funktionelle Klassifikation Historisch gesehen wurden die Zytokine anhand ihrer biologischen Funktion klassifiziert und charakterisiert. Ihre Isolation gelang durch verbesserte Arbeitsmethoden im letzten Jahrhundert. In den 1980er Jahren wurden dann die EINLEITUNG 20 ersten Zytokine identifiziert und kloniert. Aus ihrer biologischen Wirkung erfolgte eine Einteilung in: ► Interferone (IFN) ► Interleukine (IL-1 bis IL-23) ► Tumornekrosefaktoren (TNF) ► Chemokine ► Koloniestimulierende Faktoren (CSF) ► Wachstumsfaktoren (z.B. EGF, FGF) ► Transformierende Wachstumsfaktoren (TGF) Nachfolgend werden die Interleukine und Chemokine aufgrund ihrer dominierenden Funktion bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung und deren Exazerbation eingehend dargestellt: Interleukine Sie wurden historisch neben den Interferonen zuerst beschriebenen. Als Effektoren von Lymphozyten und Monozyten identifiziert, wurden sie Lymphokine oder Monokine bezeichnet. Die ersten Interleukine, IL-1 und IL-2, wurden in den 1970er Jahren identifiziert. Inzwischen sind über 23 Interleukine bekannt, deren Funktionen mannigfaltig sind (Pleiotropie). Sie reichen von Stimulierung der Proliferation, der Produktion anderer Zellmediatoren, bis hin zu Expression von Membranenzymen. Chemokine Die Chemokine stellen eine große Gruppe chemotaktisch wirkender Mediatoren dar, deren Molekulargewicht 6-14 kDa beträgt. Sie haben, den Interleukinen entsprechend, mannigfaltige Funktionen in der Organisation des Immunsystems und sind ebenfalls in die Angiogenese involviert. Eine weitere wichtige Rolle der Chemokine ist die Rekrutierung differenzierter Leukozyten aus der Blutbahn in den Entzündungsherd. EINLEITUNG 21 1.2.4.2 Strukturelle Klassifikation In den letzten Jahrzehnten ist es gelungen, die Interleukine molekularbiologisch zu isolieren. Sie wurden kloniert und strukturell dreidimensional darstellt. Neben der funktionellen Charakterisierung konnten sie anschließend strukturell klassifiziert werden. Sie werden eingeteilt in: ► α-helikale Zytokine ► β-Faltblatt-Zytokine ► Kurzketten-α/β-Zytokine ► Mosaikstruktur-Zytokine 1.2.4.3 Klassifikation nach Zytokinrezeptoren Die Zytokine können darüber hinaus nach den Rezeptoren klassifiziert werden, an denen sie ihre biologische Wirkung entfalten. Jedes Zytokin interagiert mit einem sehr spezifischen Rezeptor, über den eine bestimmte Signalkaskade und anschließend die Genaktivierung in Gang gesetzt werden. Die Rezeptoren werden in folgende Gruppen eingeteilt: ► Klasse-I-Zytokinrezeptoren ► Klasse-II-Zytokinrezeptoren ► Klasse-III-Zytokinrezeptoren ► Klasse-IV-Zytokinrezeptoren ► weitere Zytokinrezeptoren Klasse-I-Zytokinrezeptoren: Diese Rezeptorfamilie stellt den größten Teil der Zytokinrezeptoren (Hämatopoetinrezeptor-Familie) dar. Ihre Liganden sind α-helikale Zytokine, welche dadurch ähnliche biologische Wirkungen aufweisen. Die Rezeptoren dieser Klasse zeichnen sich durch 2 extrazelluläre Domänen auf und besitzen meistens eine Transmembranregion. EINLEITUNG 22 Klasse-II-Zytokinrezeptoren: Die Klasse-II-Zytokinrezeptoren sind Interferonrezeptoren, deren Subtypen Interferon α, β und γ als Liganden haben. Klasse-III-Zytokinrezeptoren: Sie gehören zur TNF-/NGF-Rezeptorfamilie. Einige dieser Rezeptoren besitzen eine sogenannte „death domain“, die bei der Vermittlung der Apoptose eine Rolle spielt. Ein Teil der Klasse-III-Rezeptoren weisen jedoch keine „death domain“, sondern eine andere Domäne auf. An diese Rezeptoren binden βFaltblatt-Zytokine. Klasse-IV-Zytokinrezeptoren: Die Klasse-IV-Zytokinrezeptoren sind IL-1-Zytokinrezeptoren. Sie werden eingeteilt in IL-1-RI und IL-1-RII, wobei der erstere der Signal-tranduzierende Rezeptor ist. Weitere Zytokinrezeptoren: Es gibt keine definitive Klassifikation anderer Zytokinrezeptoren. Man kann sie aber aufgrund ihrer Unterschiede zu den übrigen Rezeptoren in 2 Gruppen einteilen: die Rezeptor-Kinase-Familie und die Chemokinrezeptoren. Rezeptor-Kinase-Familie: Diese Rezeptor-Familie ist heterogen und weist Subtypen auf, an die α-helikale und β-Faltblatt-Zytokine binden. Chemokinrezeptoren: Sie werden nach strukturellen Unterschieden ihrer Liganden eingeteilt. Es existieren CC-, CXC-, und CX3C-Rezeptoren. 1.2.5 Wirkprinzipien Die Zytokine zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf mannigfaltige Art und Weise ihre Wirkung entfalten. Sie wirken zueinander synergistisch, antagonistisch oder kompetitiv. Sie können die Produktion anderer Zytokine induzieren, die Rezeptorexpression stimulieren oder herabsetzen. Weiterhin EINLEITUNG 23 können sie sich durch redundante Wirkung ersetzen, so dass die Signalkaskade trotz Fehlens eines Zytokins intakt bleibt. Die Zytokine wirken in der Regel lokal. Wie es in Abbildung 2 veranschaulicht wird, können Zytokine ihre biologische Wirkung autokrin, parakrin oder juxtakrin entfalten. Auf endokrinem Weg über die Blutbahn sind sie außerdem imstande, weit weg von ihrem Sekretionsort ihre Funktion auszuüben. Im Gegensatz zu den Hormonen, die in der Regel eine einzelne Funktion ausüben, besitzen Zytokine mannigfaltige Wirkungen. Diese pleiotrope Wirkung hängt unter anderem damit zusammen, wie viele und welche Rezeptoren verfügbar sind. Abb. 2: Wirkprinzipien der Zytokine (aus (Loppnow, 2001)) 1.2.6 Zytokine und COPD Die Pathologie der COPD ist verknüpft mit einem chronischen Entzündungsprozess, mit Umbauvorgängen und Reparaturmechanismen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Zytokine eine wichtige Rolle in der Pathogenese der COPD übernehmen. Das Zytokinnetzwerk ist sehr komplex. Es vollständig zu entschlüsseln und zu verstehen ist Gegenstand aktueller wissenschaftlicher Bemühungen. Nachfolgend werden Zytokine, welche einen Einfluss auf den Verlauf der COPD und ihre akute Exazerbation nehmen, in ihrer Funktion charakterisiert. EINLEITUNG 24 In zahlreichen Studien wurden Zytokine in Hinsicht auf ihren Einfluss auf die COPD und deren Exazerbation untersucht. Dabei wurde das während der stabilen Phase der COPD vorherrschende Zytokinmuster demjenigen in der akuten Exazerbation der chronischen Bronchitis gegenüber gestellt. Besonders untersucht wurden die pro-inflammatorischen Zytokine, da ihnen eine wichtige Rolle in der COPD zukommt; diese wirken chemotaktisch auf proinflammatorische Zellen wie Makrophagen, neutrophile Granulozyten. Sie wurden quantitativ im induzierten Sputum sowie im Serum von COPDPatienten bestimmt. Zahlreiche Einflussfaktoren wie virale und bakterielle Infektionen der Atemwege, Schweregrade der COPD, Anzahl der Exazerbationen, Medikation mit inhalativen und systemischen Steroiden usw., die das Zytokinmuster beeinflussen können, wurden ebenfalls berücksichtigt. Man erhofft sich durch diese Studien Erkenntnisse darüber zu gewinnen, in wieweit ein therapeutisches Eingreifen in das Zytokinnetzwerk den Verlauf der COPD und ihre Exazerbation verändert. Lässt sich z.B. die Exazerbationsrate bei Patienten mit COPD mit TNF-α-Antikörper oder mit einem Rezeptorantagonist deutlich reduzieren? 1.3. COPD und Zytokinprofil 1.3.1 Zytokinmuster während der stabilen Phase der COPD Das Zytokinmuster bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung differiert von dem beim Asthma bronchiale. Während beim Asthma bronchiale der pulmonale Entzündungsprozess vorwiegend durch eosinophile Granulozyten und Mastzellen charakterisiert ist, wird die Immunantwort der COPD von neutrophilen Granulozyten und Makrophagen dominiert. Es ist ferner in vielen Studien gezeigt worden, dass bei der COPD eine Immunantwort vom Typ der TH1-Helferzellen vorherrscht (D'Ambrosio et al., 2001; O`Shaughnessy et al., 1997; Saetta et al., 1999; Panina-Bordignon et al., 2001; Maestrelli et al., EINLEITUNG 25 2001). Eine TH2-Immunantwort wird dagegen beim Asthma bronchiale beobachtet (D'Ambrosio et al., 2001; Robinson et al., 1992; Wills-Karp, 1999; Humbert et al., 1997a; Humbert et al., 1997b; Yasruel et al., 1997; Kotsimbos et al., 1996). Abb. 3: Rolle der T-Helferzellen und das Zytokinnetzwerk in der Entstehung entzündlicher Erktankungen. Gegenüberstellung COPD/Asthma (aus (D'Ambrosio et al., 2001)) Erhöhte Konzentrationen von IL-6, IL-1β, TNF-α und IL-8 wurden im induzierten Sputum von COPD-Patienten gemessen (Keatings et al., 1996). Gesteigerte Sekretion der pro-inflammatorischen Zytokine, IL-8, IL-1 und TNF-α sowie des anti-inflammatorischen Zytokins IL-10, durch alveoläre Makrophagen wurde festgestellt (Lim et al., 2000). Im Vergleich zu Nichtrauchern weisen Raucher erhöhte Konzentrationen von TNF-α, IL-1β, IL- EINLEITUNG 26 6, IL-8, und MCP-1 in der bronchoalveolären Lavage auf (Kuschner et al., 1996). Auch andere CXC-Chemokine, wie GRO-α und ENA-78, werden vermehrt sezeniert (Morrison et al., 1998). TNF-α wird von vielen Zellen, darunter Makrophagen, Mastzellen und Epithelzellen produziert. Die Sekretion von TNF-α wird darüber hinaus von anderen Zytokinen wie IL-1, GM-CSF und IFN-γ positiv beeinflusst. TNF-α aktiviert den Transkriptionsfaktor NF-κB, welcher die Transkription des IL-8Gens in Gang setzt und dadurch eine vermehrte Sekretion von IL-8 von Epithelzellen der Atemwege und Neutrophilen bewirkt. Auch die Produktion von dem Adhäsionsmolekül ICAM-1 (intercellular adhesion molecule) wird durch TNF-α hochreguliert, welches ebenfalls bei COPD-Patienten erhöht ist. TNF-α kann außerdem Makrophagen aktivieren, welche wiederum vermehrt Matrixmetalloproteasen produzieren. Diesen wird unter anderem die Destruktion von Alveolarwänden zugeschrieben. Im induzierten Sputum von COPD-Patienten findet man erhöhte Konzentrationen an TNF-α (Keatings et al., 1996). Auch die Konzentration an löslichem TNF-α-Rezeptor im Sputum steigt signifikant im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe an (Vernooy et al., 2002). Der TNF-α-Level ist ebenfalls im Serum von COPD-Patienten, welche stärker an Gewicht abnehmen, erhöht (Di Francia et al., 1994; Schols et al., 1996). Vergleichstudien berichten über die Anwesenheit von TNF-α-Polymorphismen in Patienten mit COPD (Huang et al., 1997; Sakao et al., 2001; Keatings et al., 2000). Diese gehen mit einer höheren TNF-α-Sekretion einher (Wilson et al., 1997; Kroeger et al., 2000). Dieses Phänomen wird jedoch in anderen Studien nicht bestätigt (Higham et al., 2000; Ishii et al., 2000), was sich vermutlich auf unterschiedliche Schweregrade der COPD zurückzuführen lässt (Keatings et al., 2000). IL-1β induziert eine Leukozytose durch vermehrte Ausschleusung neutrophiler Granulozyten aus dem Knochenmark und triggert die Freilassung weiterer EINLEITUNG 27 Interleukine. Außerdem induziert IL-1β die Proliferation von Fibroblasten, welche verstärkt Prostaglandin und Kollagenase sezernieren. Zusammen mit TNF-α bewirkt IL-1β die Expression von ICAM-1 in Endothelzellen. Eine erhöhte Produktion von IL-1β wurde in der stabilen Phase der COPD berichtet (Chung, 2001). Alveolarmakrophagen sezernieren bei Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern vermehrt IL-1β (Lim et al., 2000; Zeidel et al., 2002). In der bronchoalveolären Lavage gibt es ebenfalls einen signifikanten Unterschied der IL-1β-Konzentrationen zwischen diesen beiden Gruppen. Es besteht außerdem eine negative Korrelation zwischen den IL-1β- Konzentrationen und den Lungenfunktionsparametern (Ekberg-Jansson et al., 2001). Studien an gentechnisch veränderten Mäusen, welche humane IL-1βGene exprimieren, zeigen außerdem, dass IL-1β imstande ist, inflammatorische Zellen in der bronchoalveolären Lavage zu rekrutieren. Es verursacht zudem eine subepitheliale Fibrose, Verdickung der Alveolarwände und ruft eine Metaplasie der Becherzellen hervor (Lappalainen et al., 2005). IL-8 ist ein CXC-Chemokin und wirkt chemotaktisch auf neutrophile Granulozyten sowie T-Zellen. Ferner aktiviert IL-8 die 5-Lipoxygenase in Neutrophilen, die wiederum die Freisetzung von Leukotrien B4 induziert. Leukotrien B4 seinerseits hat chemotaktische Wirkung im Sputum von COPDPatienten. IL-8 wird auch eine wichtige Rolle bei der Rekrutierung von CD8+ THelferzellen in das Entzündungsgebiet zugeschrieben. Während der stabilen Phase der COPD wird eine signifikant höhere Konzentration an IL-8 im induzierten Sputum gemessen (Yamamoto et al., 1997). Es besteht außerdem eine enge Korrelation zwischen der Anzahl an Neutrophilen und der IL-8Konzentration (Keatings et al., 1996; Yamamoto et al., 1997). Woolhouse et al. wiesen ebenfalls erhöhte Konzentration an IL-8 bei Patienten mit Lungenemphysem und α1-Antitrypsinmangel nach (Woolhouse et al., 2002). Ferner korreliert die IL-8 Konzentration mit der Bakterienzahl in der stabilen EINLEITUNG 28 Phase der COPD (Hill et al., 2000b; Patel et al., 2002). Auch ein Vergleich von IL-8 Konzentrationen in der bronchoalveolären Lavage ergab signifikante Unterschiede zwischen Kontrollgruppe und Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (Nocker et al., 1996; Soler et al., 1999). Es gibt jedoch, im Gegensatz zu IL-8, keine bedeutsamen Unterschiede bezüglich anderer CXC-Chemokine zwischen Rauchern mit oder ohne Obstruktion (Tanino et al., 2002). Erhöhte Konzentrationen an IL-8 wurden außerdem bei hospitalisierten COPD-Patienten und Patienten mit Skelettmuskelschwäche gemessen (Spruit et al., 2003). Es besteht eine enge Korrelation zwischen dem Schweregrad der Atemwegsobstruktion (Yamamoto et al, 1997) sowie dem Raucherstatus (Hill et al., 2000b) und den im induzierten Sputum gemessen Konzentrationen an IL-8. IL-6 wird hauptsächlich von Monozyten, Makrophagen, T- und B-Zellen, Fibroblasten sowie von Endothelzellen produziert und sezerniert. Die Rolle von IL-6 in der Pathogenese der COPD ist unklar. Hinweise für IL-6 als einen inflammatorischen Marker ergeben sich aus der Tatsache, dass es von NF-κB aktiviert wird. Jedoch hat IL-6 vermutlich nicht nur pro-inflammatorische sondern auch anti-inflammatorische Wirkungen. Sein Effekt hängt davon ab, welche anderen Zytokine anwesend sind. Erhöhte Konzentrationen an IL-6 im Atemkondensat wurden in der stabilen Phase der COPD beobachtet (Bucchioni et al., 2003). Auch im induzierten Sputum von COPD-Patienten weist IL-6 im Vergleich zur Kontrollgruppe eine höhere Konzentration auf (Chung, 2001). In der bronchoalveolären Lavage konnten Soler et al. signifikante Unterschiede von Interleukin 6 zwischen gesunden Nichtrauchern, Rauchern und COPD-Patienten nachweisen. Innerhalb der Patientengruppe mit COPD gibt es Differenzen zwischen Patienten mit mildem oder schwerem Krankheitsverlauf (Soler et al., 1999). Auch im Plasma von Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung fanden sich erhöhte Konzentrationen an IL-6 (Debigare et al., 2003; Godoy et al., 2003; Hageman et al., 2003). EINLEITUNG 29 Abb. 4: Interaktion zwischen Zellen und Zytokinen beim Entzündungsprozess in COPD (aus (Chung, 2001)) 1.3.2 Zytokinmuster während der Exazerbation der COPD Viele Studien widmen sich den Veränderungen bezüglich pro- inflammatorischer Zytokine während der Exazerbation der COPD in der Hoffnung, deren Pathogenese tiefgründiger zu verstehen und therapeutische Konsequenzen daraus abzuleiten. Während der akuten Exazerbation steigen Konzentrationen vieler Entzündungsmediatoren an, inbesondere IL-6, IL-8, TNF-α, Endothelin-1 und Leukotrien B4 (LTB4), wobei die beiden letzteren keine Zytokine im engeren Sinne darstellen, sondern zu den Gruppen der Zellmediatoren gezählt werden (Endothelin-1: peptid mediator; LTB4: lipid mediator). Erhöhte Konzentrationen von IL-6 während der Exazerbation im Vergleich zur stabilen Phase sowohl im induzierten Sputum, in der BAL und Atemkondensat EINLEITUNG 30 (Bhowmik et al., 2000 ; Song et al., 2001; Bucchioni et al., 2003) als auch im Blutplasma (Wedzicha et al., 2000) wurden in mehreren Studien bestätigt. Höhere Konzentrationen von IL-6 werden außerdem bei Patienten, die an mehr als 3 Exazerbationen im Jahr leiden, im Vergleich zu denen mit weniger als 2 Exazerbationen gemessen (Wedzicha et al., 2000). Zudem korreliert der IL-6Level im Sputum mit der Häufigkeit der Exazerbationen (Bhowmik et al. 2000). Die Exazerbationen der chronisch obstruktiven Bronchitis sind häufig mit bakteriellen (Monso et al., 1999; Wilson, 1999; Sethi, 2000; Zalacain et al., 1999) und viralen (Seemungal et al., 2001; Seemungal et al., 2000;Rohde et al., 2003) Atemwegsinfektionen assoziiert. In Gegenwart dieser Erreger wurde eine erhöhte Sekretion von IL-6 beobachtet (Subauste et al., 1995; Khair et al., 1994). IL-8 ist ein CXC-Chemokin, dessen Konzentrationen im induzierten Sputum von Patienten während der akuten Exazerbationen, die durch Zunahme an neutrophilen Granulozyten und durch erhöhte Sputumpurulenz charakterisiert sind, signifikant ansteigen (Crooks et al., 2000; Aaron et al., 2001; Gompertz et al., 2001). Es wurde eine Korrelationen zwischen der Konzentration von IL-8 im Sputum und der Häufigkeit der Exazerbationen beobachtet (Bhowmik et al., 2000). Auch Korrelationen zwischen der Anzahl der Bakterien im Sputum und IL-8-Werten wurde beschrieben (Patel et al., 2002). 1.4. Studiendesign Patienten Zwischen Juli 1998 und September 1999 wurden in einer laufenden Studie Patienten mit einer Exazerbation der chronisch obstruktiven Erkrankung untersucht. Die Kontrollgruppe umfasste Patienten mit stabiler COPD, welche in dieser Zeit auf Grund anderer Erkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, koronare Herzerkrankung) stationär behandelt wurden. Als Einschlusskriterien beider Gruppen galten: EINLEITUNG 31 • Alter zwischen 18 und 85 Jahren • exazerbierte oder stabile COPD (siehe Einleitung Definitionen) • chronische Atemgasflusslimitierung mit FEV1 < 80 % • stationärer Aufenthalt Ausschlusskriterien waren: • Asthma bronchiale • Dyspnoe anderer Genese • Krankenhausaufenthalt in den letzten 30 Tagen für MATERIAL UND METHODEN 32 2. Material und Methoden 2.1 Serumgewinnung Für die quantitative Zytokinbestimmung wurde venöses Blut von den oben beschriebenen Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung gewonnen, deren Daten unter Einhaltung der Vorschriften des Datenschutzes in einer Spenderdatei geführt werden. Die Blutentnahmen waren von der Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum genehmigt (Registrier-Nr. 1486). 30 ml venöses Blut wurden jedem Probanden entnommen und für 20-30 Minuten bei Raumtemperatur zur Gerinnung stehen gelassen. Danach wurde für 15 Minuten mit 1.500 x g zentrifugiert. Der Überstand wurde anschließend unter sterilen Bedingungen in 1 ml Eppendorf-Gefäße aliquotiert. Die Aliquots wurden bei -20 °C gelagert. 2.2 Sputumgewinnung Das induzierte Sputum wurde in der laufenden Studie nach modifizierten Protokollen von Pavord et al. (Pavord et al., 1997) und Holz et al. (Holz et al., 1998) gewonnen. Alle Patienten erhielten vor der Sputumgewinnung 2 Hübe Salbutamol (200 μg/Hub). Das Sputum wurde nach einer Inhalation (Höchstdauer 30 Minuten, Pariboy Nebulizer, Starnberg, Germany) mit nicht-gepufferter Kochsalzlösung (NaCl 0,9%) bei Patienten mit signifikanter Obstruktion bei der Spirometrie (FEV1 < 60% 20 Minuten nach Inhalation von 2 Hüben Salbutamol) oder mit hypertoner Kochsalzlösung (3%) bei Patienten ohne signifikante Flußlimitierumg der Atemwege (FEV1 ≥ 60%) gesammelt. Die Konzentration der Lösung konnte in 1% Schritten gemäß klinischer Wirksamkeit auf 5% erhöht werden. Die Probanden wurden anwiesen, vor der eigentlichen MATERIAL UND METHODEN 33 Sputumgewinnung den Mund- und Rachenraum mit Wasser zu spülen, um eine oropharyngeale Kontamination zu verhindern. Nach der Sputumgewinnung wurde eine Spirometrie bei allen Patienten durchgeführt, um eine durch Kochsalz verursachte Bronchokonstriktion auszuschließen. Die Sputumproben wurden mit gleicher Menge an 10%igem Dithiothreitol (Sputolysin®, Calbiochem, La Jolla, USA) versetzt und anschließend für 15 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert. Sie wurden dann mit 1500 Umdrehungen/min für weitere 15 Minuten zentrifugiert (CS-6KR, Beckman Instruments Inc., Palo Alto, U.S.A.). Der Überstand wurde aliquotiert und bei -20°C eingefroren. 2.3 Lösungen Phosphat-gepufferte Kochsalzlösung (PBS): 137 mM Natriumchlorid (NaCl) 2,7 mM Kaliumchlorid (KCl) 10 mM Di-Natriumhydrogenphosphat (Na2HPO4) 2 mM Kaliumdihydrogenphosphat (KH2PO4) Für Waschpuffer wurde PBS-Tween verwendet: 500 μl Tween-20 / 1 L PBS Coating Puffer 8,4 g NaHCO3 3,56 g Na2CO3 auf 1 L Aqua dest. MATERIAL UND METHODEN 34 2.4 Erfassung der Lungenfunktionsparameter Die spirometrischen Parameter werden mit einem JAEGER-FlowscreenSpirometer erfasst (E. Jaeger, Würzburg, Deutschland). Gewertet wurde der beste aus 3 Versuchen. Gemessen wurden folgende Parameter: Forciertes exspiratorisches Volumen in einer Sekunde: FEV1 Forcierte und inspiratorische Vitalkapazität: FVC, IVC 2.5 Quantitative Zytokinbestimmung im Sputumüberstand und im Serum Die quantitative Bestimmung der Zytokine im Sputumüberstand und im Serum erfolgte durch das Verfahren des enzym-linked-immunosorbent-assay (ELISA). Dieses Verfahren ermöglicht die quantitative Bestimmung eines Antigens (IL6, IL-8 oder IL-10) unabhängig von Fremdproteinen im Sputumüberstand und im Serum. Für die Bestimmung wurden ‚OptEIA-Sets’ (Pharmingen Heidelberg) verwendet, die zwei aufeinander abgestimmte Antikörper sowie den rekombinanten Proteinstandard enthielten. Zunächst wurde der erste antigenspezifische Antikörper an eine Mikrotiterplatte (Falcon® ‚Probind’, Becton Dickinson, Heidelberg) gebunden und freie Bindungsstellen mit Puffer (enthält 8,4g NaHCO3 und 3,56g Na2CO3 in 1 L Aqua dest.) abgesättigt. Während der folgenden Inkubation mit der zu analysierenden Probe (IL-6, IL-8, IL-10 im Serum nativ; IL-6 im Sputum nativ, IL-8 im Sputum im Verhältnis 1:500 verdünnt) erfolgte die Bindung der Zytokin-Moleküle an den ersten Antikörper. Durch die Bindung eines zweiten Zytokin-spezifischen und Peroxidase-gekoppelten Antikörpers an die gebundenen Zytokin-Moleküle erfolgte die Umsetzung eines zugefügten TMB-Substrats proportional zur gebundenen Zytokinmenge. Nach Zusatz von 2 N Schwefelsäure zum Abstoppen der Reaktion wurde die photometrische Bestimmung in einem Photometer für Mikroplatten (Dynatech MR5000, Dynex Technologies GmbH Denkendorf) durchgeführt. Alle Inkubationen und Waschschritte wurden MATERIAL UND METHODEN 35 gemäß dem Protokoll des Herstellers vorgenommen und sind daher hier nicht im Detail beschrieben. Die quantitative Auswertung erfolgte unter Verwendung eines speziellen Softwareprogramms für ELISA-Auswertung (Mikrowin Version 3.29, Mikrotek Laborsysteme GmbH Overath). Anhand einer Standardkurve aus sieben Standardkonzentrationen (IL-6: 4,7 pg/ml bis 300 pg/ml; IL-8: 3,1 pg/ml bis 200 pg/ml, IL-10: 7,8 pg/ml bis 500 pg/ml), die bei jedem Test mitgeführt wurden, wurde der Zytokingehalt der Proben aus den Extinktionswerten ermittelt. Als Leerwert diente der Verdünnungspuffer für die Standard- und Probenverdünnungen. Alle Standards und Proben wurden jeweils in Doppelbestimmungen gemessen und der Mittelwert als Endergebnis eingesetzt. 2.6 Statistische Auswertung Für die Ergebnisse werden, soweit nicht anders angegeben, Mittelwerte und Standardabweichungen angegeben. Diskrete Variablen werden mittels ChiQuadrat-Test oder Fisher´s Exakttest verglichen. Für die Analyse parametrischer Daten wird der Student´s Test, für nicht-parametrische Daten der Mann-Whitney-U Test verwendet. Gepaarte Werte werden mit WilcoxonTest verglichen. Der Signifikanzlevel wird für alle statistischen Analysen auf 5% gesetzt. Für alle statistischen Auswertungen wird SPSS 10.0 (SPSS Inc., Chicago, Illinois, USA) als Softwareprogramm verwendet. ERGEBNISSE 36 3. Ergebnisse 3.1 Patienten Insgesamt wurden 127 Patienten hinsichtlich der Konzentrationen der Interleukine IL-6, IL-8 und IL-10 im Serum sowie im Sputum untersucht. 85 Patienten waren nach geltenden Kriterien im Stadium der exazerbierten COPD (Einschlussgruppe). Die restlichen 42 Patienten (Kontrollgruppe) befanden sich in der stabilen Phase der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung und wurden stationär auf Grund anderer Begleiterkrankungen (s.o.) behandelt. Die Charakteristika der Patienten sind in Tabelle 1.3 zusammengefasst. Es wurden die Konzentrationen der Zytokine bei Patienten in der Kontrollgruppe nur bei Aufnahme gemessen. Bei Patienten mit exazerbierter COPD wurden Messungen der jeweiligen Zytokine bei Aufnahme und bei Entlassung durchgeführt. Es wurden die Konzentrationen IL-6 und IL-8 jeweils im Serum und Sputum, IL-10 nur im Serum bestimmt. ERGEBNISSE 37 Tab.2: Patientendaten Nr. Alter, Median (Bereich) Geschlecht (Anzahl, W = weiblich, M = männlich) BMI † , Median (Bereich) Exazerb. COPD Stabile COPD 85 42 70 (43-83) 67,5 (45-86) p=0,441 17W : 68M 4W : 38M p=0,215 24,7 (16,6-39,5) 25.8 (17,8-35) p=0,114 11/85 (12,9%) Nie 7/42 (16,7%) Nie p=0,767 Raucherstatus 42/85 (49,4%) Ex 23/42 (54,8%) Ex p=0,627 32/85 (37,7%) Ja 12/42 (28,6%) Ja 35 (1-100) 37,5 (1-100) p=0,492 13 (0-40) 10 (1-50) p=0,423 1(0-3) 2 (0-3) p=0,673 FEV1 (L), Median (Bereich)# 1,16 (0,48-2,84) 1,44 (0,64-2,6) p=0,066 FEV1 (%), Median (Bereich)# 49 (15,3-79,9) 55 (18,1-74,7) p=0,314 Packungsjahre, Median (Bereich) COPD seit (Jahre), Median (Bereich) Allgemeinzustand (WHO), Median (Bereich) † # Body Mass Index Angegeben sind die Basislinien-Werte ERGEBNISSE 38 3.2 Interleukine im Serum 3.2.1 Interleukin 6 Tab.3: IL-6-Konzentration im Serum (in pg/ml) Studienstatus Stabile COPD weiblich männlich Exazerb. COPD weiblich männlich Geschlecht 4 7,76 positiv negativ 8,28 5,42 ja nein mit Steroiden 7,89 4,36 Inhalative ja nein mit Steroiden 6,41 6,62 Exazerbations- <2 >3 5,32 10,94 p=0,095 5,47 4,91 positiv negativ 5,96 4,75 ja nein 5,97 4,79 ja nein 5,18 4,75 <2 >3 4,1 5,18 p=0,709 Virusnachweis Systemische p=0,233 p=0,474 Vorbehandlung p=0,192 p=0,242 Vorbehandlung p=0,828 p=0,905 häufigkeit (im vorausg. Jahr) p=0,203 p=0,163 ERGEBNISSE 39 Die mediane IL-6-Konzentration im Serum betrug in der Kontrollgruppe 6,4 pg/ml und in der Patientengruppe mit exazerbierter COPD 5,1 pg/ml (p = 0,437). Bei Entlassung wurde ein Median von 6,18 pg/ml bestimmt, im Vergleich nur geringfügig höher als die bei stationärer Aufnahme gemessenen Werte (6,18 pg/ml : 5,1 pg/ml). Es bestand kein signifikanter Unterschied in der IL-6-Konzentration zwischen beiden Geschlechtern: Median 4,72 pg/ml bei den COPD-Patientinnen und 5,69 pg/ml bei den COPD-Patienten (p = 0,606, MannWhitney-U-Test). Auch innerhalb der untersuchten Patientengruppen gab es keine statistisch signifikanten Differenzen zwischen den Geschlechtern: In der Gruppe der stabilen COPD-Patienten wurde ein Median von 4 pg/ml bei den Patientinnen und 7,76 pg/ml bei den Patienten bestimmt; in der Gruppe der Patienten mit exazerbierter COPD betrug das Verhältnis 5,47 pg/ml zu 4,91 pg/ml (siehe Tab 1.4). Die Körpergröße hatte keinen statistisch signifikanten Einfluss auf die Serumkonzentrationen von IL-6 im Gesamtkollektiv. Es bestand jedoch eine signifikant negative Korrelation zwischen diesen Werten und dem Körpergewicht der COPD-Patienten (r = -0,261; p = 0,003 nach Pearson). Zwischen den IL-6-Konzentrationen und der Dauer der Erkrankung seit der Erstdiagnose sowie der Anzahl der Exazerbationen existierte kein Zusammenhang. Die IL-6-Konzentrationen bei allen Patienten mit oder ohne Nachweis eines viralen Infekts unterschieden sich nicht: 5,99 pg/ml (Median) gegenüber 4,85 pg/ml (Median), (p = 0,42, Mann-Whitney-U-Test). Innerhalb der zu untersuchenden Gruppen gab es keine bedeutsamen Unterschiede zwischen den Geschlechtern (Tab 1.4). Der Vergleich der medianen IL-6-Konzentrationen bei allen Patienten mit oder ohne orale Steroidbehandlung zum Zeitpunkt der Aufnahme ergab ebenfalls keinen signifikanten Unterschied: 5,97 pg/ml gegenüber 4,79 pg/ml (p = 0,063, Mann-Whitney-U-Test). Auch gab es keinen statischen Zusammenhang zwischen der Dosis des oralen Kortikosteroids und der Konzentration von IL-6 ERGEBNISSE 40 im Serum. Eine Vorbehandlung mit einem inhalativen Kortikosteroid hatte ebenfalls keinen Einfluss auf die IL-6-Konzentration. Die IL-6-Serumkonzentration korrelierte nicht mit der Häufigkeit der Exazerbationen im Jahr. Die medianen IL-6-Konzentrationen bei Patienten mit weniger als 2 Exazerbationen im Jahr und Patienten mehr als 3 Exazerbationen im Jahr unterschieden sich nicht: 4,73 pg/ml gegenüber 7,49 pg/ml (p = 0,101, Mann-Whitney-U-Test). Die Konzentration von IL-6 im Gesamtkollektiv korrelierte mit der IL-10Konzentration im Serum (r = 0,306; p = 0,001 nach Pearson). Eine Korrelation zwischen IL-6 und IL-8 im Serum bestand nicht. Zwischen IL-6 und FEV1 (% vom Sollwert) gab es ebenfalls keine Korrelation. Die IL-6-Konzentration korrelierte nicht mit den Lungenfunktionsparametern. Ein Zusammenhang zwischen den CRP-Werten und der IL-6-Konzentration im Serum bei allen Patienten bestand ebenfalls nicht (r = 0,164, p = 0,072 nach Pearson). Zwischen Rauchern, Ex-Rauchern und Nichtrauchern gab es keinen Unterschied: 4,73 pg/ml zu 5,74 pg/ml zu 7,92 pg/ml (p = 0,616, KruskalWallis-Test). ERGEBNISSE 41 80 IL 6 (pg/ml) 60 40 20 0 K E Studienstatus Abb. 5: IL-6-Konzentrationen im Serum in der Kontrollgruppe (K) und in der Patientengruppe mit exazerbierter COPD (E) (p = 0,437) ERGEBNISSE 42 80 IL 6 (pg/ml) 60 40 20 0 10 20 30 40 50 60 70 80 FEV1 (%Soll) Abb. 6: Keine Korrelation zwischen IL-6-Konzentration im Serum und FEV1Wert (% von Sollwert)(p = 0,369) ERGEBNISSE 43 80 IL 6 (pg/ml) 60 40 20 0 40 60 80 100 120 140 Körpergewicht (kg) Abb. 7: Negative Korrelation zwischen IL-6-Konzentration im Serum und dem Körpergewicht (r = -0,261; p = 0,003) ERGEBNISSE 44 80 IL 6 pg/ml 60 40 20 0 0 10 20 30 40 50 IL10 (pg/ml) Abb. 8: Positive Korrelation zwischen den IL-6- und IL-10-Konzentrationen im Serum (r = 0,306; p = 0,001) ERGEBNISSE 45 80 IL 6 pg/ml 60 40 20 0 <2 >3 Anzahl Exazerbationen Abb. 9: Kein Zusammenhang zwischen der IL-6-Konzentration und der Häufigkeit der Exazerbationen pro Jahr (p = 0,1) ERGEBNISSE 46 80 IL 6 (pg/ml) 60 40 20 0 n e j Nikotin-Abusus Abb. 10: Kein Unterschied zwischen Nichtrauchern (n), Ex-Rauchern (e) und Rauchern (j) (p = 0,616, Kruskal-Wallis-Test) ERGEBNISSE 47 3.2.2 Interleukin 8 Tab.4: IL-8-Konzentration im Serum (in pg/ml) Studienstatus Stabile COPD weiblich männlich Exazerb. COPD weiblich männlich Geschlecht 10,89 8,15 positiv negativ 6,19 8,44 ja nein mit Steroiden 8,26 7,87 Inhalative ja nein mit Steroiden 8,26 8,03 Exazerbations- <2 >3 8,09 8,49 p=0,095 6,54 9,08 positiv negativ 8,19 7,88 ja nein 8,19 7,88 ja nein 7,51 10,09 <2 >3 7,64 10,83 p=0,044 Virusnachweis Systemische p=0,233 p=0,472 Vorbehandlung p=0,192 p=0,913 Vorbehandlung p=0,828 p=0,302 häufigkeit (im vorausg. Jahr) p=0,285 p=0,476 ERGEBNISSE 48 Der Median der IL-8-Konzentration im Serum betrug in der Kontrollgruppe 8,25 pg/ml und in der Patientengruppe mit exazerbierter COPD 8,04 pg/ml (p = 0,793). Bei der Entlassung wurde ein Median von 11,16 pg/ml im Serum gemessen. Es bestand kein Unterschied zu den bei der Klinikaufnahme gemessenen Werten (p = 0,144, Wilcoxon-Test). Die IL-8-Konzentrationen im Serum hinsichtlich des Geschlechts ergaben keine Unterschiede: 6,6 pg/ml bei COPD-Patientinnen und 8,42 pg/ml bei COPD-Patienten (p = 0,606, MannWhitney-U-Test). Auch innerhalb der Studiengruppen gab es keine Abweichungen zwischen beiden Geschlechtern: 10,89 pg/ml bei COPDPatientinnen gegenüber 8,18 pg/ml in der Kontrollgruppe (p = 0,095). In der Gruppe der exazerbierten COPD-Patienten betrug dieses Verhältnis 6,54 pg/ml zu 9,08 pg/ml (p = 0,709) (siehe Tab. 4). Zwischen IL-8-Konzentrationen und Körpergewicht sowie Körpergröße der COPD-Patienten bestanden keine statistischen Zusammenhänge. Die IL-8-Konzentration hatte keinen Bezug zum Raucherstatus: 6,78 pg/ml bei Nichtrauchern, 7,62 pg/ml (p = 0,819) bei Ex-Rauchern und 8,62 pg/ml (p = 0,181) bei Patienten mit aktuellem Nikotinabusus. Die IL-8-Konzentration im Serum unterschied sich hinsichtlich der Häufigkeit der Exazerbationen nicht: 7,77 pg/ml bei COPD-Patienten mit weniger als 2 Exazerbationen im Jahr und 9,39 pg/ml bei denjenigen mit mehr als 3 Exazerbationen (p = 0,166, MannWhitney-U-Test). Die IL-8-Konzentrationen waren bei COPD-Patienten mit positivem Virusnachweis im Sputum oder in der nasalen Flüssigkeit nicht verschieden von Patienten ohne Virusnachweis: 7,66 pg/ml gegenüber 8,33 pg/ml (p = 0,859). Auch eine Vorbehandlung mit oralem Kortikosteroid hatte keinen statistisch bedeutsamen Einfluss auf die gemessenen IL-8-Konzentrationen. Die Patienten, welche gleichzeitig an einer Silikose litten, wiesen keine höheren IL-8-Konzentrationen im Serum auf: 11,39 pg/ml (Median) gegenüber 7,9 pg/ml (p = 0,109). Eine Vorbehandlung mit Theophyllin, Antibiotika oder β2Sympathomimetikum zum Zeitpunkt der Klinikeinweisung hatte auf die IL-8Konzentrationen im Serum keinen Einfluss. ERGEBNISSE 49 Ein statistischer Zusammenhang zwischen IL-8 und IL-6 im Serum war nicht feststellbar. Es gab jedoch eine signifikant positive Korrelation zwischen IL-8 und IL-10 (r = 0,204; p = 0,024 nach Pearson). Es bestand ein negativer Zusammenhang zwischen der IL-8-Konzentration und dem FEV1 (% von Sollwert) (r = -0,272; p = 0,002 nach Pearson). ERGEBNISSE 50 50 IL 8 pg/ml 40 30 20 10 0 K E Studienstatus Abb. 11: Kein Unterschied der IL-8-Konzentrationen im Serum in den Vergleichsgruppen (Kontrollgruppe (K), Patientengruppe mit exazerbierter COPD (E)) (p = 0,793) ERGEBNISSE 51 50 IL 8 (pg/ml) 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 FEV1 (%Soll) Abb. 12: Negative Korrelation zwischen IL-8-Konzentrationen und FEV1 (% von Sollwert) (r = -0,272; p = 0,002) ERGEBNISSE 52 50 IL 8 pg/ml 40 30 20 10 0 <2 >3 Anzahl Exazerbationen Abb. 13: Kein Einfluss der Exazerbationshäufigkeit der COPD auf die gemessenen IL-8-Konzentrationen im Serum (p = 0,166) ERGEBNISSE 53 50 IL 8 (pg/ml) 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 IL10 (pg/ml) Abb. 14: Positive Korrelation zwischen den IL-8- und IL-10-Konzentrationen im Serum (r = 0,204; p = 0,024) ERGEBNISSE 54 50,00 IL 8 pg/ml 40,00 30,00 20,00 10,00 0,00 nein ex ja Nikotin-Abusus Abb. 15: Keine Konzentrationsunterschiede zwischen Nichtrauchern, ExRauchern und Rauchern (p = 0,151) ERGEBNISSE 55 3.2.3 Interleukin 10 Tab.5: IL-10-Konzentration im Serum (in pg/ml) Studienstatus Stabile COPD weiblich männlich Exazerb. COPD weiblich männlich Geschlecht 8,53 10,2 positiv negativ 10,2 10,34 ja nein mit Steroiden 10,79 9,21 Inhalative ja nein mit Steroiden 11,11 9,21 Exazerbations- <2 >3 10,2 11,34 p=0,265 8,61 8,41 positiv negativ 8,4 8,41 ja nein 8,61 8,31 ja nein 8,41 8,4 <2 >3 8,22 9,26 p=0,940 Virusnachweis Systemische p=0,405 p=0,568 Vorbehandlung p=0,266 p=0,511 Vorbehandlung p=0,185 p=0,691 häufigkeit (im vorausg. Jahr) p=0,308 p=0,476 ERGEBNISSE 56 Die mediane Konzentration von Interleukin 10 (IL-10) im Serum betrug in der Kontrollgruppe 10,2 pg/ml und war im Vergleich zu 8,41 pg/ml bei Patienten mit exazerbierter COPD höher (p = 0,029, Mann-Whitney-U-Test). Bei diesen Patienten wurde ein Median von 8,74 pg/ml bei Krankenhausentlassung gemessen (p = 0,104, Wilcoxon-Test). Zwischen weiblichen und männlichen COPD-Patienten bestand kein Unterschied der medianen IL-10- Konzentrationen im Serum: 9,86 pg/ml gegenüber 8,71 pg/ml (p = 0,421). Auch innerhalb der zu untersuchenden Patientengruppen gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern: in der Kontrollgruppe 8,61 pg/ml gegenüber 8,41 pg/ml (p = 0,265), in der Patientengruppe mit exazerbierter COPD 9,86 pg/ml gegenüber 8,71 pg/ml (p = 0,93) (Tab. 5). Weder Körpergröße noch Körpergewicht der Patienten hatten einen Einfluss auf die IL-10-Konzentrationen im Serum. Die mediane IL-10-Konzentration wurde durch den Raucherstatus nicht beeinflusst: 11,5 pg/ml bei Nichtrauchern, 8,72 bei Ex-Rauchern und 8,55 pg/ml bei Rauchern (p = 0,315, Kruskal-WallisTest). Die IL-10-Konzentrationen korrelierten nicht mit der Intensität des Rauchverhaltens (in Packungsjahren) der Patienten (r = -0,168; p = 0,089 nach Pearson). Die Anzahl der Exazerbation der Erkrankung korrelierte nicht mit den Konzentrationen von IL-10 im Serum (r = 0,105; p = 0,293 nach Pearson). Die IL-10-Konzentrationen wurden durch die Exazerbationshäufigkeit nicht beeinflusst: 8,91 pg/ml bei Patienten mit weniger als 2 gegenüber 9,91 pg/ml bei Patienten mit mehr als 3 Exazerbationen im Jahr (p = 0,326). Auch innerhalb der Studiengruppen unterschieden sich die IL-10-Konzentrationen bezüglich der Exazerbationshäufigkeit nicht (Tab. 5). Die Patienten, welche nachweislich eine Silikose hatten, wiesen im Vergleich zu den anderen COPD-Patienten keinen Unterschied hinsichtlich der IL-10Konzentration auf: 8,49 pg/ml gegenüber 8,97 pg/ml (p = 0,832). Die IL-10-Konzentrationen hatten keine Bezug zum Virusnachweis im induzierten Sputum oder in der Nasenflüssigkeit: 9,07 pg/ml bei Patienten ohne Virusnachweis und 8,48 pg/ml (p = 0,326) mit Virusnachweis. Zwischen dem ERGEBNISSE 57 FEV1-Wert (%Soll) und der IL-10-Konzentration im Serum bestand keine Korrelation. Eine Vorbehandlung mit oralem oder mit inhalativem Kortikosteroid hatte keinen Einfluss auf die IL-10-Konzentrationen. Auch die Dosis der Kortisontherapie beeinflusste die IL-10-Werte nicht. Eine Behandlung der COPD-Patienten mit Theophyllin, Antibiotika oder β2Sympathomimetika hat ebenfalls keine Wirkung auf die mediane Konzentration von IL-10 im Serum. Die Konzentrationen der Interleukine im Serum korrelierten miteinander: IL-6 und IL-10 (r = 0,308; p = 0,001 nach Pearson), bzw. IL-8 und IL-10 (r = 0,204; p = 0,024 nach Pearson). ERGEBNISSE 58 50 IL10 (pg/ml) 40 30 20 10 0 K E Studienstatus Abb. 16: IL-10 ist bei der Kontrollgruppe im Vergleich zu der Gruppe mit exazerbierter COPD erhöht (p = 0,029). ERGEBNISSE 59 50 IL10 (pg/ml) 40 30 20 10 0 n e j Nikotin-Abusus Abb. 17: Kein Unterschied zwischen Nichtrauchern (n), Ex-Rauchern (e) sowie Rauchern (p = 0,315) ERGEBNISSE 60 50 IL10 (pg/ml) 40 30 20 10 0 0 20 40 60 80 100 Packungsjahren Abb. 18: Kein Zusammenhang zwischen der IL-10-Konzentration im Serum und der Intensität des Rauchverhaltens der COPD-Patienten ERGEBNISSE 61 50 IL10 pg/ml 40 30 20 10 0 <2 >3 Anzahl Exazerbationen Abb. 19: Kein Zusammenhang zwischen der IL-10-Konzentrationen und der Exazerbationshäufigkeit der COPD (p = 0,326) ERGEBNISSE 62 50 IL10 (pg/ml) 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 FEV1 (%Soll) Abb. 20 IL-10-Konzentrationen im Serum korrelierten nicht mit FEV1 (% von Soll) (r = -0,037, p = 0,687) ERGEBNISSE 63 3.3 Interleukine im Sputum 3.3.1 Interleukin 6 Tab.6: IL-6-Konzentration im Sputum (in pg/ml) Studienstatus Stabile COPD weiblich männlich Exazerb. COPD weiblich männlich Geschlecht 11,75 6,77 positiv negativ 7,35 7,14 ja nein Steroiden 7,48 7,02 Inhalative ja nein Steroiden 7,48 7,02 Exazerbations- <2 >3 8,11 5,38 p=0,265 6,89 16,52 positiv negativ 11,9 18,63 ja nein 13,29 15,11 ja nein 16,52 12,22 <2 >3 8,4 12,22 p=0,173 Virusnachweis Systemische p=0,405 p=0,246 Vorbehandlung mit p=0,266 p=0,497 Vorbehandlung mit p=0,185 p=0,126 häufigkeit (im vorausg. Jahr) p=0,953 p=0,781 ERGEBNISSE 64 Die mediane Konzentration von IL-6 im induzierten Sputum in der Kontrollgruppe betrug 7,14 pg/ml und war somit tendenziell niedriger als bei Patienten mit exazerbierter COPD mit einer Konzentration von 15,07 pg/ml (p = 0,078, Mann-Whitney-U-Test). Bei der Entlassung betrug der mediane IL-6Level 14,98 pg/ml (p = 0,399, Wilcoxon-Test). Es gab keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern: die IL-6-Konzentration betrug 9,22 pg/ml bei COPD-Patientinnen und 10,74 pg/ml bei COPD-Patienten (p = 0,473). Auch innerhalb der untersuchten Gruppen unterschieden die Konzentrationen nicht (Tab 1.7). Sowohl die Körpergröße als auch das Körpergewicht hatten keinen Einfluss auf die IL-6-Konzentrationen im Sputum. Auch die Anzahl der Exazerbationen im Jahr korrelierte nicht mit der Konzentration von IL-6 im induzierten Sputum. Die medianen Konzentrationen bei Patienten mit weniger als 2 bzw. mit mehr als 3 Exazerbationen im Jahr unterschieden sich nicht: 8,38 pg/ml zu 8,2 pg/ml (p = 0,703). Die IL-6-Konzentrationen im Sputum korrelierten nicht mit den CRP-Werte der COPD-Patienten (r = 0,164, p = 0,072 nach Pearson). Die IL-6-Konzentrationen im Sputum korrelierten nicht mit dem Rauchverhalten der Patienten. Der mediane Level betrug 10,33 pg/ml bei Nichtrauchern, 8,2 pg/ml bei Ex-Rauchern und 12,74 pg/ml bei Rauchern (p = 0,367, Kruskal-Wallis-Test). Die Intensität des Rauchens (in Packungsjahren) korrelierte jedoch mit der IL-6-Konzentration im Sputum (r = 0,313; p = 0,002 nach Pearson). Eine Vorbehandlung mit oralem oder inhalativem Kortikosteroid hatte keinen wesentlichen Einfluss auf die IL-6-Konzentrationen im Sputum. Auch andere Medikamente, welche die Patienten vor der Klinikaufnahme bereits eingenommen hatten wie Antibiotika, Theophyllin oder β2- Symphathomimetikum, hatten keinen Effekt auf die IL-6-Konzentration. Die Patienten, welche eine Hustenzunahme aufwiesen, hatten höhere IL-6Konzentrationen im Sputum als solche, bei denen keine Hustenzunahme ERGEBNISSE 65 festgestellt wurde: 15,16 pg/ml (Medianwert) gegenüber 6,78 pg/ml (p = 0,021, Mann-Whitney-U Test). Ein positiver Virusnachweis hatte hinsichtlich der IL-6-Konzentration im Sputum keinen Einfluss. Die Patienten ohne Virusnachweis im Sputum oder in der Nasenflüssigkeit wiesen eine IL-6-Konzentration von 10,33 pg/ml gegenüber 10,18 pg/ml bei Patienten mit Virusnachweis auf. Auch eine Silikose hatte keinen wesentlichen Einfluss auf die IL-6-Konzentrationen. Die Einsekundenkapazität FEV1 (% von Sollwert) und die IL-6-Konzentration im Sputum korrelierten negativ miteinander (r = -0,215; p = 0,02 nach Pearson). Die IL-6-Konzentration im Sputum korrelierte positiv mit der IL-8Konzentration im Sputum (r = 0,235; p = 0,013 nach Pearson). ERGEBNISSE 66 500 IL 6 pg/ml 400 300 200 100 0 K E Studienstatus Abb. 21: IL-6-Konzentrationen im Sputum von Kontrollgruppe und Patienten mit exazerbierter COPD (p = 0,078) ERGEBNISSE 67 400 IL 6 (pg/ml) 300 200 100 0 <2 >3 Anzahl Exazerbationen Abb. 22: Kein Unterschied der IL-6-Konzentrationen im Sputum zwischen Patienten mit weniger als 2 und Patienten mit mehr als 3 Exazebationen im vorausgegangenen Jahr (p = 0,703) ERGEBNISSE 68 500 IL 6 (pg/ml) 400 300 200 100 0 n e j Nikotin-Abusus Abb. 23: Kein Unterschied zwischen Nichtrauchern (n), Ex-Rauchern (e) sowie Rauchern (j) hinsichtlich der IL-6-Konzentationen im Sputum (p = 0,367, Kruskal-Wallis-Test) ERGEBNISSE 69 500 IL 6 (pg/ml) 400 300 200 100 0 0 20 40 60 80 100 Packungsjahre Abb. 24: Positive Korrelation zwischen der Konzentration von IL-6 im Sputum und der Intensität des Rauchens (r = 0,313; p = 0,002) ERGEBNISSE 70 500 IL 6 (pg/ml) 400 300 200 100 0 nein ja Hustenzunahme Abb. 25: Der Unterschied zwischen Patienten, welche ein Zunahme des Hustens verzeichneten, und denjenigen ohne Hustenzunahme hinsichtlich der IL-6-Konzentrationen im Sputum (p = 0,021) ERGEBNISSE 71 500 IL 6 (pg/ml) 400 300 200 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 FEV1 (%Soll) Abb. 26: Negative Korrelation zwischen IL-6-Konzentration im Sputum und FEV1 (% vom Sollwert) (r = -0,215; p = 0,02) ERGEBNISSE 72 500 IL 6 (pg/ml) 400 300 200 100 0 0 20000 40000 60000 80000 IL 8 (pg/ml) Abb. 27: Positive Korrelation zwischen den Konzentrationen der Interleukine 6 und 8 im Sputum (r = 0,235; p = 0,013) ERGEBNISSE 73 3.3.2 Interleukin 8 Tab.7: IL-8-Konzentration im Sputum (in pg/ml) Studienstatus Stabile COPD Geschlecht Exazerb. COPD weiblich männlich 4198 3516 positiv negativ 4866 3516 ja nein mit Steroiden 7690 1219 Inhalative ja nein mit Steroiden 4765 3246 Exazerbations- <2 >3 3530 24829 weiblich männlich p=0,547 2514 4662 positiv negativ 4101 2922 ja nein 4350 2670 ja nein 4598 3194 <2 >3 4350 6972 p=0,126 Virusnachweis Systemische p=1 p=0,328 Vorbehandlung p=0,003 p=0,700 Vorbehandlung p=0,464 p=0,652 häufigkeit (im vorausg. Jahr) p=0,201 p=0,325 ERGEBNISSE 74 In der Kontrollgruppe lag der Medianwert der IL-8-Konzentration im Sputum bei 3516 pg/ml, in der Gruppe der exazerbierten COPD-Patienten bei 4022 pg/ml (p = 0,869, Mann-Whitney-U-Test). Bei Krankenhausentlassung wurde bei Patienten mit exazerbierter COPD ein Medianwert von 2107 pg/ml bestimmt. Ein Unterschied zwischen den Konzentrationen bei Aufnahme und Entlassung war bei dieser Patientengruppe nicht nachweisbar (p = 0,144, Wilcoxon-Test). Eine positive Korrelation konnte zwischen den Werten bei Aufnahme und Entlassung festgestellt werden (r = 0,302; p = 0,017 nach Pearson). Die IL-8-Konzentrationen unterschieden sich hinsichtlich des Geschlechts nicht: 4101 pg/ml bei Patienten gegenüber 2514,5 pg/ml bei Patientinnen (p = 0,163); in der Kontrollgruppe: 4198 pg/ml bei Patientinnen zu 3516 pg/ml bei Patienten, p = 0,547; in der Gruppe der exazerbierten Patienten: 2514,5 pg/ml bei COPD-Patientinnen gegenüber 4662,5 pg/ml bei COPD-Patienten (p = 0,126) (siehe Tab. 7). Weder das Körpergewicht noch das Alter hatten einen Einfluss auf die IL-8Konzentration im Sputum. Die Körpergröße korrelierte signifikant positiv mit der IL-8-Konzentration (r = 0,205; p = 0,028 nach Pearson). Die IL-8-Konzentrationen und die Häufigkeit der Exazerbationen im vorausgegangen Jahr korrelierten positiv zueinander (r = 0,318; p = 0,002 nach Pearson). Auch unterschieden sich die medianen Konzentrationen bei Patienten, welche weniger als 2 Exazerbationen im Jahr erlitten, tendenziell von denen derjenigen Patienten, welche mehr als 3 Exazerbationen im Jahr hatten: 3762 pg/ml gegenüber 9370 pg/ml (p = 0,054). Hinsichtlich der Bedeutung des Rauchverhaltens wurden folgende IL-8Konzentrationen bestimmt: 1778 pg/ml bei Nichtrauchern, 3194 pg/ml bei ExRauchern und 5922 pg/ml bei Rauchern. Die IL-8-Konzentrationen der Nichtraucher waren niedriger als die der Raucher (p = 0,006, Mann-WhitneyU-Test). Die IL-8-Konzentration der Nichtraucher im Vergleich zu der der ExRaucher tendenziell niedriger (p = 0,062, Mann-Whitney-U-Test). ERGEBNISSE 75 Eine Silikose hatte keinen Einfluss auf die IL-8-Konzentrationen der COPDPatienten im Sputum. Eine Vorbehandlung der Patienten mit inhalativem Kortikosteroid hatte keinen Effekt auf die IL-8-Konzentrationen. Doch die Konzentrationen von IL-8 hinsichtlich der oralen Therapie mit Kortikosteroid unterschieden sich: 2550 pg/ml bei Patienten ohne und 5202 pg/ml bei denjenigen mit Kortisontherapie (p = 0,029, Mann-Whitney-U-Test). Eine Vorbehandlung mit Theophyllin, Antibiotika sowie β2-Sympathomimetikum hatte keinen Einfluss auf die IL-8-Konzentrationen. Die Untersuchung der IL-8-Konzentrationen im Sputum ergab keine signifikanten Unterschiede zwischen Patienten mit oder ohne nachgewiesenes Virusmaterial im Sputum oder in der Nasenflüssigkeit. Die Patienten, welche eine über eine Zunahme des Hustens berichteten, hatten im Vergleich zu anderen COPD-Patienten keine höheren IL-8-Werte im Sputum (p = 0,243, Mann-Whitney-U-Test). Die Mediane betrugen demnach 4022 pg/ml gegenüber 3516 pg/ml. Die IL-8-Konzentration im Sputum korrelierte nicht mit den FEV1-Werten (% von Sollwert) (r = -0,166; p = 0,077 nach Pearson). Zwischen der IL-6Konzentration und der IL-8-Konzentration im Sputum gab es jedoch eine positive Korrelation (r = 0,235; p = 0,013 nach Pearson). ERGEBNISSE 76 80000 IL 8 (pg/ml) 60000 40000 20000 0 K E Studienstatus Abb. 28: Kein Unterschied der IL-8-Konzentration im Sputum zwischen der Kontrollgruppe (K) und den Patienten mit exazerbierter COPD (p = 0,869) ERGEBNISSE 77 80000 60000 40000 20000 0 IL 8 (pg/ml) / Aufnahme IL 8 (pg/ml) / Entlassung Abb. 29: Keine Konzentrationsunterschiede der IL-8-Konzentrationen im Sputum zum Zeitpunkt der Klinikeinweisung im Vergleich zur Klinikentlassung (p = 0,144) ERGEBNISSE 78 IL 8 (pg/ml) bei Aufnahme 80000 60000 40000 20000 0 0 20000 40000 60000 80000 IL 8 (pg/ml) bei Entlassung Abb. 30: IL-8-Konzentrationen im Sputum zum Zeitpunkt der Klinikeinweisung und bei Klinikentlassung (r = 0,302; p = 0,017) ERGEBNISSE 79 80000 IL 8 (pg/ml) 60000 40000 20000 0 140 150 160 170 180 190 200 Körpergrösse (cm) Abb. 31: IL-8-Konzentration im Sputum und Körpergröße der COPD-Patienten (r = 0,205; p = 0,028) ERGEBNISSE 80 80000 IL 8 (pg/ml) 60000 40000 20000 0 10 20 30 40 50 60 70 80 FEV1 (%Soll) Abb. 32: IL-8-Konzentrationen im Sputum und FEV1 (%Soll) (r = -0,16; p = 0,077) ERGEBNISSE 81 80000 IL 8 (pg/ml) 60000 40000 20000 0 w m Geschlecht Abb. 33: IL-8-Konzentrationen im Sputum hinsichtlich des Geschlechts der COPD-Patienten (p = 0,163). ERGEBNISSE 82 80000 IL 8 (pg/ml) 60000 40000 20000 0 n e j Nikotin-Abusus Abb. 34: Im Vergleich zu Nichtrauchern hatten Ex-Raucher tendenziell höhere IL-8-Konzentrationen im Sputum (p = 0.062). Unterschied zwischen Nichtrauchern und Rauchern (p = 0,006) ERGEBNISSE 83 80000 IL 8 pg/ml 60000 40000 20000 0 nein ja Vorbehandlung mit oralem Steroid Abb. 35: Patienten, welche mit einem oralem Kortikosteroid zum Zeitpunkt der Klinikeinweisung vorbehandelt waren, hatten signifikant höhere IL-8Konzentrationen im Sputum (p = 0,029). DISKUSSION 84 4. Diskussion Konzentrationsänderungen der Interleukine während der Exazerbation der COPD 4.1 Zytokinkonzentration im Serum IL-10 wird sowohl von TH1- als auch von TH2-Zellen sowie von Makrophagen produziert (Fiorentino et al., 1989; Yssel et al., 1992; Del Prete et al., 1993). Es ist ein Zytokin, welches anti-inflammatorisch wirkt und die Zytokinproduktion v.a. der Monozyten, Lymphozyten sowie der neutrophilen und eosinophilen Granulozyten inhibiert (de Waal et al., 1991; Cassatella et al., 1993; Ralph et al., 1992). So wurde berichtet, dass der IL-10-Level im Sputum bei Rauchern und bei Patienten mit Asthma bronchiale oder COPD im Vergleich zu gesunden Nichtrauchern stark erniedrigt ist (Takanashi et al., 1999). Verminderte Konzentration von IL-10 wurde ebenfalls bei der Zystischen Fibrose gemessen, was auf eine so genannte „down-regulation“ dieses Zytokins hindeutete (Bonfield et al., 1995). Lacraz et al. berichteten in ihrer Studie über IL-10 und seine Wirkung als Inhibitor der Metalloprotease (MMPs) (Lacraz et al., 1995). Wie in der Einleitung bereits dargestellt, spielt dieses Enzym bei der Pathogenese der COPD eine wesentliche Rolle, da es die ProteasenAntiproteasen-Balance erheblich stört. Es ist deshalb anzunehmen, dass erniedrigte Konzentrationen an IL-10 ein wichtiger pathogenetischer Faktor im Zusammenhang mit der COPD sowie deren Exazerbationen sind. Die quantitativen Messungen der IL-10-Konzentrationen im Serum in dieser Arbeit bestätigten diese Annahme. Es wurden signifikant höhere Werte in der Kontrollgruppe als in der Patientengruppe mit exazerbierter COPD gemessen (p = 0,029). Es ist daher anzunehmen, dass IL-10 im Serum vermindert während der Exazerbation der COPD produziert und sezerniert wird. DISKUSSION 85 Es existieren nur wenige in-vivo-Studien darüber, welchen Einfluss eine Therapie mit Kortison für die IL-10-Konzentrationen hat. Borish L. et al. zeigten in ihrer Studie, dass eine Behandlung mit inhalativem Kortikosteroid die Produktion von IL-10 durch Alveolarmakrophagen induziert (Borish et al., 1996). Eine andere Studie konnte jedoch einen Einfluss von Kortison auf die IL-10-Konzentrationen im Sputum von COPD-Patienten nicht nachweisen (Takanashi et al., 1999). Die gemessenen Konzentrationen von IL-10 im Serum in dieser Arbeit bestätigten die letzteren Befunde. Ein Zusammenhang zwischen der IL-10-Konzentration und einer Kortisontherapie war nicht nachweisbar. Auch die Dosis des Kortisons hatte keinen Einfluss auf die IL-10Konzentrationen im Serum. Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Korrelation zwischen IL-10 und anderen Interleukinen im Serum. Dabei ist die Korrelation zwischen IL-10 und IL-6 sowie IL-8 positiv. Es ist auf Grund des anti-inflammatorischen Effekts von IL-10 anzunehmen, dass seine Konzentration mit zunehmender Krankheitsaktivität abnimmt. Hier stieg aber die in dieser Arbeit gemessene Konzentration parallel mit denen der pro-inflammatorischen Zytokine IL-6 und IL-8. Eine mögliche Erklärung liegt im fortgeschrittenen Krankheitsstadium, in dem sich sowohl die Patienten in der Kontrollgruppe als auch diejenigen mit exazerbierter COPD befanden. Möglicherweise hatten die IL-10- Konzentrationen das Minimum erreicht und waren zum Zeitpunkt der Messung ein Ausdruck dafür, dass das Immunsystem versuchte, mit erhöhter Sekretion an IL-10 dem fortschreitenden Entzündungsprozess entgegenzuwirken. Ein Unterschied der IL-6-Konzentrationen zwischen der Kontrollgruppe und der Exazerbationsgruppe ließ sich nicht nachweisen. Einer der möglichen Gründe stellt erneut das fortgeschrittene Krankheitsstadium dar, in dem sich sowohl die Patienten in der Kontrollgruppe als auch diejenigen in der Exazerbaionsgruppe befanden (Stadium II - III der COPD). Eine quantitative Zunahme von IL-6 im Serum muss deshalb nicht bei einer akuten Exazerbation auftreten. Dies erklärt möglicherweise auch die Tatsache, warum sich ebenfalls kein Zusammenhang zwischen IL-6-Konzentration und den CRP-Werten als DISKUSSION 86 Entzündungsparameter nachweisen ließ. Eine Elevation der Serumkonzentrationen von IL-6, wie von Wedzicha et al. gezeigt wurde (Wedzicha et al., 2000a), wurde in dieser Arbeit nicht bestätigt. Eine Limitierung hinsichtlich der Ergebnisauswertung besteht jedoch darin, dass Messungen der IL-6-Konzentrationen nicht die Werte jedes einzelnen Patienten sowohl im Stadium der stabilen COPD als auch im Stadium der Exazerbation erfassen. Die gemessenen Konzentrationen beziehen sich also auf verschiedene Patientengruppen und unterliegen somit interindividuellen Schwankungen. Die negative Korrelation zwischen der IL-6-Konzentration im Serum und dem Körpergewicht der COPD-Patienten kann durch einen Zusammenhang zwischen dem Skelettmuskelabbau und der inflammatorischen Antwort bei der COPD erklärt werden. Eid et al. beschrieben eine Abnahme an Körpergewicht bei COPD-Patienten mit erhöhten Konzentrationen an IL-6, TNF-α sowie deren löslichen Rezeptoren im Serum (Eid et al., 2001). Andere Studien bestätigten eine Korrelation zwischen der TNF- α-Konzentration und der Gewichtsabnahme bei COPD-Patienten (Schols et al., 1996; Di Francia et al., 1994; de Godoy et al., 1996). Eine eindeutige Erklärung für den Abbau von Skelettmuskel und der Inflammation existiert nicht. Malnutrition bzw. erhöhter Bedarf an Energie infolge der vermehrten Atemanstrengungen werden als mögliche Ursachen für die Gewichtsabnahme von Patienten mit COPD angesehen. Die Ergebnisse dieser Arbeit geben Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem entzündlichen Prozess, welcher durch die IL-6Konzentration im Serum charakterisiert wird, und dem Abbau des Skelettmuskels. Um diesen Sachverhalt eingehender zu untersuchen, müssten Studienprotokolle die Verläufe der Gewichtsabnahme und der Veränderungen der inflammatorischen Marker im Serum beinhalten. Andere Faktoren, welche das Gewicht der Patienten direkt oder indirekt beeinflussen, müssten hierbei bei allen Studienteilnehmern konstant gehalten werden. Dies gilt insbesondere für den Ernährungsstatus, Atemübungen. körperliches Training sowie physikalische DISKUSSION 87 Seemungal et al. zeigten den Zusammenhang zwischen der IL-6-Konzentration im Serum während der Exazerbation und dem positiven Nachweis des RSV im Sputum von COPD-Patienten (Seemungal et al, 2001). Unsere Ergebnisse bestätigten diesen Zusammenhang nicht. Weder ein positiver Virusnachweis im Nasensekret noch im Sputum von COPD-Patienten hatte einen signifikanten Einfluss auf die IL-6-Konzentrationen im Serum. Der zelluläre Mechanismus einer virusinduzierten IL-6-Sekretion ist noch nicht hinreichend erklärt. Akira et al. gingen in ihrer Studie davon aus, dass sie durch NF-IL-6 in Anwesenheit viraler Produkte induziert wird (Akira and Kishimoto, 1992). NF-IL-6 ist ein DNA-Bindeprotein, welches für die Induktion von IL-6 verantwortlich ist. Die Folge ist eine vermehrte Produktion und Sekretion von IL-6 durch im Blut zirkulierenden Monozyten. Subauste et al. untersuchten bronchiale Epithelzellen, welche mit Rhinoviren in vitro infiziert waren. Unter anderem waren erhöhte IL-6-Konzentration im Zellüberstand nachzuweisen (Subauste et al., 1995). In wieweit dies aber die IL-6-Konzentrationen im Serum beeinflusst, ist noch unzureichend untersucht. Malo et al. untersuchten den Einfluss von Kortikosteroiden auf die Serumkonzentration verschiedener Interleukine, unter anderem IL-6, bei Patienten mit exazerbierter COPD. Es zeigte sich kein Effekt einer systemischen Kortisontherapie auf die IL-6-Konzentration (Malo et al., 2002). Dieser Sachverhalt wurde durch die Ergebnisse dieser Arbeit bestätigt. Weder eine orale noch eine inhalative Kortikosteroidtherapie senkte die IL-6Konzentrationen im Serum, was eine Therapieresistenz bezüglich des inflammatorischen Prozess bei der akuten Exazerbation der COPD erklären könnte. Die Effekte anderer medikamentöser Therapieoptionen beim Management der akut exazerbierten COPD hinsichtlich der IL-6-Konzentrationen im Serum wurden bis jetzt noch nicht hinreichend untersucht. Einen direkten Einfluss von Bronchodilatatoren auf die IL-6-Konzentrationen im Serum konnte anhand der Ergebnisse dieser Arbeit nicht festgestellt werden. Auch eine Vorbehandlung mit Antibiotika senkte den IL-6-Spiegel nicht. Eine Erklärung könnte in der DISKUSSION 88 zeitlichen Latenz zwischen der Abnahme des entzündlichen Geschehens infolge der medikamentösen Therapie und deren Effekt auf den systemischen IL-6Level im Serum liegen. Ein Zusammenhang zwischen der IL-6-Konzentration im Serum und FEV1 (% von Sollwert) konnte nicht festgestellt werden, es fand sich jedoch eine negative Korrelation zwischen der IL-8-Konzentration im Serum und FEV1. Dieser Befund ist kongruent mit Studienergebnissen, die eine entscheidende Rolle der neutrophilen Granulozyten bei Pathogenese der exazerbierten COPD aufzeigen. Der Einfluss von Interleukin 8 im Serum auf die Entstehung und die Unterhaltung des Entzündungsmechanismus bei der Exazerbation wird noch deutlicher, wenn man die Patientengruppen separat analysiert. So gab es keine Korrelation mit der FEV1 in der Gruppe mit stabiler COPD. Dies spiegelt auch den systemischen Effekt von IL-8 als pro-inflammatorischen Zellmediator bei der Pathogenese der COPD wider. IL-8, welches chemotaktisch auf neutrophile Granulozyten wirkt, aktiviert diese zugleich und regt sie zur vermehrten Produktion weiterer Zellmediatoren an. Mikami et al. machten IL-8 für ca. 43% der chemotaktischen Aktivität im Sputum bei Patienten mit Bronchiektasie verantwortlich (Mikami et al., 1998). Für die COPD und insbesondere ihre Exazerbation ist ebenfalls eine besondere Bedeutung zu erwarten. Man muss davon ausgehen, dass bei der Exazerbation der COPD IL-8 seine chemotaktische und aktivierende Wirkung nicht nur lokal im Entzündungsgebiet sondern auch systemisch entfaltet. Die IL-8-Konzentration im Serum könnte somit ein Maß für den Schweregrad für das entzündliche Geschehen bei der Exazerbation der COPD darstellen. Eine Korrelation zwischen der IL-8- und IL-10-Konzentration im Serum, wie sie im dem Ergebnisteil beschrieben ist, unterstreicht zudem die Rolle von IL-8, wie auch von IL-6, als Gegenpart von IL-10, welches als anti-inflammatorischen Zytokin fungiert. Zahlreiche Studien beschäftigten sich mit der IL-8-Konzentration im Sputum als direktem Marker der bronchialen Entzündungsreaktion. Diese Studien werden in einem späteren Abschnitt diskutiert. Die gemessenen IL-8- DISKUSSION 89 Konzentrationen im Serum in dieser Arbeit zeigen, dass die IL-8 Expression von einer Therapie mit Kortikoiden nicht beeinflusst wird. Pletz et al. berichteten in ihrer Studie über einen Rückgang der spontanen Apoptose von neutrophilen Granulozyten im Blut von COPD-Patienten während der Exazerbation (Pletz et al., 2004). Dieser Prozess ließ sich weder durch eine systemische noch eine orale Steroidtherapie positiv beeinflussen. Da neutrophile Granulozyten unter anderem IL-8 produzieren, ist es verständlich, dass während der Exazerbation der COPD auch erhöhte Konzentrationen an IL8 vorzufinden sind. DISKUSSION 90 4.2 Zytokinkonzentration im Sputum Die gemessenen Konzentrationen von IL-6 im Sputum in der Patientengruppe mit exazerbierter COPD sind tendenziell höher als in der Kontrollgruppe und bestätigen somit zumindest ansatzweise die Rolle dieses pro-inflammatorischen Zytokins in der Pathogenese der AE-COPD. In früheren Untersuchungen wurden bakterielle und/oder virale Infektionen der Atemwege als wichtige pathogenetische Faktoren der Exazerbation der COPD beschrieben, die zu einer vermehrten IL-6-Produktion führen (Subauste et al., 1995; Khair et al., 1994). Die Ergebnisse dieser Arbeit unterstreichen die Rolle von IL-6 bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung des Entzündungsmechanismus bei der Exazerbation der COPD. Eine Hustenzunahme, wie sie bei vielen Patienten mit AE-COPD festgestellt wurde, korrelierte mit den IL-6-Konzentrationen im Sputum. Es gibt Hinweise darauf, dass Toxine, wie zum Beispiel das Endotoxin von Haemophilus influenzae, bronchiale Epithelzellen zur Produktion von IL-6 anregen (Khair et al., 1994). Diskutiert wird aber auch darüber, ob Patienten, welche erhöhte Konzentration von IL-6 im Sputum aufweisen, als anfälliger für eine akute Exazerbation der COPD gelten müssen. In diesem Fall müsste die IL-6-Konzentration im Sputum mit der Häufigkeit der Exazerbationen positiv korrelieren, was Bhowmik et al. in ihrer Studie festgestellten (Bhowmik et al., 2000). Die gemessenen Konzentrationen von IL-6 in dieser Arbeit können diesen Zusammenhang jedoch nicht bestätigen. Es fand sich jedoch eine signifikante Korrelation zwischen der Frequenz der COPD-Exazerbationen und den Konzentrationen im Sputum von IL-8, was trotz des fehlenden Nachweises eines Konzentrationsanstiegs von IL-6 insgesamt zeigt, dass es vermehrt zur Produktion insbesondere von IL-6 und IL-8 bei durch Infektionen der Atemwege getriggerte Exazerbationen der COPD kommt. IL-8 wird wie erwähnt hauptsächlich von neutrophilen Granulozyten, Epithelzellen sowie Makrophagen produziert. Dieser Zusammenhang unterstreicht die Rolle der neutrophilen Entzündungsreaktion als potenziellen Schlüsselfaktor in der Pathogenese der AE-COPD. DISKUSSION 91 Betrachtet man die im Sputum gemessenen Konzentrationen von IL-6 und IL-8 in Abhängigkeit der Atemwegsobstruktion, so kann man sowohl bei IL-6 als auch IL-8 eine signifikante Korrelation zwischen diesen und den FEV1-Werten (% von Sollwerten) feststellen. Wilkinson et al. berichteten über die Abnahme der FEV1 in Abhängigkeit von der IL-8-Konzentration im Sputum (Wilkinson et al., 2003). Bhowmik et al. jedoch konnten keinen Zusammenhang zwischen den Konzentrationen dieser pro-inflammatorischen Marker im Sputum und dem PEF feststellen. Sie konnten aber zeigen, dass diese direkt mit der Häufigkeit der Exazerbationen assoziiert sind (Bhowmik et al., 2000). Die Ergebnisse dieser Arbeit stellten jedoch einen Zusammenhang zwischen der IL-6Konzentration im Sputum und der IL-8-Konzentration Sputum bzw. im Serum als Maß für den Schweregrad der bronchialen Entzündung sowie der Abnahme der FEV1-Werte fest. Betrachtet man nur solche Patienten, bei denen während der Exazerbation ein positiver Virusnachweis vorlag, dann korrelierten allerdings weder die IL-6- noch die IL-8-Konzentrationen im Sputum mit den FEV1-Werten. Nimmt man an, dass eine bakterielle Atemwegsinfektion den potenziellen Auslöser der Exazerbationen bei den übrigen Patienten darstellt, so wäre eventuell eine bakterielle Besiedlung der Atemwege, im Gegensatz zu einem positiven Virusnachweis, für die Verschlechterung der Atemwegsobstruktion verantwortlich. Einen direkten Zusammenhang zwischen bakterieller Besiedlung und FEV1 beschrieben auch Wilkinson et al. in ihrer im Jahr 2003 veröffentlichen Studie (Wilkinson et al., 2003). Ein wichtiger Aspekt in der Therapie der COPD und deren Exazerbation, welcher sehr kontrovers diskutiert wird, ist der Einsatz systemischer und inhalativer Kortikosteroide. Die bis jetzt veröffentlichen Studienergebnisse brachten ebenfalls sehr unterschiedliche Erkenntnisse bezüglich des Vorteils der Kortisontherapie, insbesondere in der stabilen Phase der COPD. Keatings et al. fanden keinen Einfluss einer oralen oder inhalativen Steroidtherapie auf proinflammatorische Zytokine, u.a. IL-8, im Sputum von COPD-Patienten (Keatings et al., 1997). Eine ähnliche Resistenz von IL-8 gegenüber einer DISKUSSION 92 Kortisontherapie wurde in verschiedenen weiteren Studien bestätigt (Barczyk et al., 2004; Culpitt et al., 1999). Einen positiven Einfluss von inhalativem Kortikosteroid auf die Konzentrationen von IL-8 attestierten Patel et al. (Patel et al., 2003). Die IL-8-Konzentrationen wurden jedoch nach Stimulation kultivierter bronchialer Epithelzellen mit TNF-α in vitro gemessen, die Produktion von IL-6 und IL-8 nach genau definierten Zeitabständen bestimmt, so dass sich eine Übertragung der Ergebnisse auf die Verhältnisse in vivo problematisch gestaltet. Denn bei einer Exazerbation der COPD greift nicht nur TNF-α, sondern eine Reihe anderer Interleukine in das entzündliche Geschehen ein. Eine mögliche Erklärung für die fehlende Effizienz einer Kortisontherapie in Bezug auf eine Abnahme von IL-8 im Sputum sowie im Serum lieferten Culpitt et al. (Culpitt et al., 2003). Darin nannten sie die Resistenz von Makrophagen gegenüber Glukokortikoiden als wesentlichen Faktor für diese mangelnde Effizienz. Betrachtet man nun den Einfluss der Kortisontherapie auf die neutrophilen Granulozyten, neben Makrophagen Hauptproduzent von IL-8, so finden sich ebenfalls unterschiedliche Studienergebnisse in der Literatur. Confalonieri et al. untersuchten die Anzahl an neutrophilen Granulozyten im induzierten Sputum nach einer 2-monatigen Therapie mit inhalativem Budenosid. Die Konzentration nahm nach der Kortisontherapie signifikant ab (Confalonieri et al., 1998). Die Lungenfunktionsparameter blieben jedoch unbeeinflusst. Die Studienteilnehmer befanden sich zudem in der stabilen Phase der COPD. Unterstützt wird dieses Ergebnis von einer weiteren Studie, in der Fluticason einen positiven Effekt auf die chemotaktische Wirkung neutrophiler Granulozyten attestiert wurde (Llewellyn-Jones et al., 1996). Als Parameter wurde jedoch nicht die Anzahl an Neutrophilen im Sputum, sondern die neutrophile Elastase als Maß für die chemotaktische Aktivität gemessen. Auch hier wurden Patienten in der stabilen Phase der COPD untersucht. Ähnlich schwierig gestaltet sich die Diskussion bezüglich des Einflusses einer Steroidtherapie auf die Konzentrationen von IL-6 im Sputum von COPDPatienten. Patel et al. beschrieben, dass, ähnlich wie bei IL-8, die Produktion DISKUSSION 93 von IL-6 im Sputum von COPD-Patienten, welche ein inhalatives Glukokortikoid erhalten hatten, signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe war (Patel et al., 2003). Es handelt sich in dieser Studie um eine in vitro Messung, in welcher bronchiale Epithelzellen mit TNF-α zur Zytokinproduktion angeregt wurden. Dieser positive Einfluss von Kortison auf die IL-6-Konzentrationen im Sputum wurden von Sin et al. bestätigt (Sin et al., 2004). Sie stellten fest, dass sowohl eine inhalative (Fluticason) als auch eine orale Steroidtherapie (Prednison) die Sputumkonzentration von IL-6 signifikant reduzierte. Ihre Studienteilnehmer waren jedoch Patienten in der stabilen Phase der COPD und befanden sich außerdem im milden bis moderaten Stadium der Erkrankung (Stadium I-II). Die Daten dieser Arbeit können weder einen positiven Einfluss sowohl einer oralen als auch inhalativen Kortisontherapie auf die gemessenen Zytokinkonzentrationen von IL-6 und IL-8 im Sputum nachweisen. Dieses Ergebnis kann zum Teil dadurch erklärt werden, dass sich die meisten Studienteilnehmer im sehr fortgeschrittenen Stadium der COPD befinden und die Zytokinkonzentrationen deswegen trotz intensiver Kortisontherapie sehr hoch sind. Zum anderen kommen noch andere Faktoren hinzu, welche die Produktion von IL-6 und IL-8 während der Exazerbationsphase stimulieren. Hierzu gehören unter anderem rezidivierende Atemswegsinfektionen, welche einen großen Einfluss auf die Produktion und Sekretion zahlreicher Interleukine während der Exazerbation der COPD haben. Betrachtet man nun die Sputumkonzentrationen von IL-6 und IL-8 hinsichtlich des Raucherstatus der Probanden, so ist es den Ergebnissen zu entnehmen, dass das Rauchverhalten die Produktion und Sekretion dieser Interleukine maßgeblich beeinflusst. So nimmt die Konzentration von IL-6 im Sputum bei Rauchern mit steigender Rauchintensität (in Packungsjahren) zu und unterstreicht damit die bisher veröffentlichen Studienergebnisse über den Einfluss des Rauchens auf die Entzündungsparameter. Bei Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis, welche im Vergleich zu gesunden Probanden ohnehin schon erhöhte IL-6-Konzentration im induzierten Sputum haben, hat DISKUSSION 94 das Zigarettenrauchen einen zusätzlichen Effekt auf den IL-6-Level im Sinne einer Induktion. Carpagnano et al. untersuchten IL-6 Konzentrationen im Atemkondensat und stellten fest, dass diese bei Rauchern signifikant höher sind als bei Nichtrauchern (Carpagnano et al., 2003). Allerdings handelte es sich in dieser Studie um gesunde Probanden. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch Soler et al. Dabei stellten sie eine lineare Zunahme von IL-6 in der BAL bei Nichtrauchern, Rauchern sowie COPD-Patienten fest (Soler et al., 1999). IL-6, ein unter anderem von Makrophagen und bronchialen Epithelzellen sezeniertes Zytokin, scheint also vom Rauchverhalten der COPD-Patienten beeinflusst zu sein. Eine Erklärung dafür ist sicherlich, dass im Vergleich zu Nichtrauchern bei Rauchern eine erhöhte Anzahl an Makrophagen in den Atemwegen gefunden wird. Auch die COPD-Patienten mit aktueller Raucheranamnese im Vergleich zu Ex-Rauchern mit COPD weisen eine erhöhte Konzentration an IL6 in den Bronchioli auf (Grashoff et al., 1997). Deutlicher ist jedoch der Einfluss von Zigarettenrauchen auf die Konzentration von IL-8 im Sputum bei COPD-Patienten. Hierbei weisen die COPD-Patienten mit aktueller Raucheranamnese eine signifikant erhöhte Zytokinkonzentration gegenüber Nichtrauchern mit COPD auf. Es ist außerdem davon unabhängig, ob sich die Patienten in der stabilen Phase oder während der Exazerbation der COPD befinden. Dieses Ergebnis unterstreicht die von Soler et al. vorgestellten Daten bezüglich IL-8 in der BAL bei COPD-Patienten (Soler et al., 1999). Sie stellten hierbei eine Korrelation zwischen der Anzahl an neutrophilen Granulozyten, IL-8-Konzentration in der BAL sowie der Intensität des Rauchens (in Packungsjahren) fest. Untersucht wurden Nichtraucher, Raucher sowie COPD-Patienten in der stabilen Phase. Betrachtet man nun die COPD als eine Entzündungsreaktion, in welcher neutrophile Granulozyten eine dominierende Rolle spielen, ist es verständlich, dass die Rauchintensität ebenfalls einen maßgeblichen Einfluss auf den Schweregrad der Erkrankung nimmt. Zusammenfassend kann man schlussfolgern, dass IL-6, ein von bronchialen Epithelzellen von Makrophagen produziertes Zytokin, und IL-8, eine wichtiger Zellmediator der neutrophilen Chemotaxis, durch DISKUSSION 95 Zigarettenrauchen beeinflusst werden, was wiederum einen Einfluss auf die Aufrechterhaltung des Entzündungsmechanismus der COPD zu haben scheint. Jedoch kann hierbei das Rauchen nicht als einziger Faktor betrachtet werden. Vielmehr muss man für das Verständnis der Pathogenese der COPD und deren Exazerbation noch weitere Einflussgrößen in das Gesamtbild hinzufügen. Dazu gehören zum Beispiel rezidivierende Atemwegsinfektionen, sowie berufs- und umweltbedingte Noxen. Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Häufigkeit der Exazerbationen hinsichtlich auf die Konzentrationen von IL-6 und IL-8 im Sputum. Während eine Korrelation zwischen dieser und der IL-8-Konzentration besteht, kann parallel dazu keine solche Korrelation bei IL-6 festgestellt werden. Bhowmik et al. konnten in ihrer Studie ebenfalls einen Zusammenhang zwischen IL-8Konzentration im Sputum und der Exazerbationshäufigkeit ermitteln (Bhowmik et al., 2000). Auch der IL-6-Level im Sputum korrelierte mit der Häufigkeit der Exazerbation. Wie oben erwähnt haben Patienten, welche eine hohe Zytokinkonzentration dieser pro-inflammatorischen Zytokine aufweisen, eine erhöhte Tendenz zu Atemwegsinfektionen. Betrachtet man diese als einen entscheidenden Einflussfaktor in der Pathogenese der Exazerbation, so unterstreichen die im Rahmen dieser Arbeit erhobenen Daten diese Erkenntnis. LITERATUR 96 5. Literaturverzeichnis Aaron SD, Angel JB, Lunau M, Wright K, Fex C, Le Saux N, Dales RE (2001). 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Dretaki-Schnackenberg bin ich dafür, dass sie mir bei labortechnischen Fragen jederzeit zur Seite standen, zu großem Dank verpflichtet. Lebenslauf Zur Person: Geboren am 19.07.1977 in Hue, Vietnam Familienstand: ledig Schulausbildung: 1983 – 1988 Grundschule in Hue 1988 – 1990 Besuch des Gymnasiums in Hue 1990 – 1998 Elisabeth-von-Thüringen Gymnasium Köln 1998 Erlangen der allgemeinen Hochschulreife Studium: 1998 – 2004 Studium der Humanmedizin an der Ruhr-Universität-Bochum 2004 3. Staatsexamen 2004 Approbation als Arzt Berufserfahrung: seit 2004 Assistenzarzt der HNO-Klinik der RWTH Aachen Direktor: Prof. Dr. M. Westhofen 2005 – 2006 Wissenschaftsstipendiat der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen