Klinik und Pathogenese der HIV Infektion Pietro Vernazza, Infektiologie St. Gallen Silamed, Horgen 23. April 2002 AIDS Killer No 1 BMJ 2001; 323: 1271 Neue HIV Infektionen 2001 North America 45 000 Caribbean 60 000 Latin America 130 000 Western Europe 30 000 Eastern Europe & Central Asia 250 000 North Africa & Middle East 80 000 East Asia & Pacific 270 000 South & South-East Asia 800 000 Sub-Saharan Africa 3.4 million Total: 5 million Australia & New Zealand 500 CH: AIDS Diagnosen / Todesfälle Anzahl pro Jahr 800 600 400 200 0 1989 1991 1993 1995 1997 1999 Diagnosejahr Männer Frauen Todesfälle 2001 TA 28.5.1998 Haus für AIDS-Kranke wird geschlossen Nun ist es definitiv: Das Anker-Huus für Aidskranke wird geschlossen. Von Paula Lanfranconi Der Stadtrat beschloss gestern Mittwoch: "Das 1991 in Betrieb genommene und von Stadt und Kanton unterstützte Anker-Huus im Kreis 7, ein Pflegehaus für aidskranke Menschen, wird im Einvernehmen mit dem Kanton mangels Auslastung auf spätestens Ende September 1998 geschlossen." Die Zahlen der HIVMeldungen und der Aids-Todesfälle wiesen rückläufige Tendenzen auf, was in Zürich in einem Überangebot an Spezialbetten für aidskranke Menschen zum Ausdruck komme. HIV in der Schweiz Anteile der Hauptansteckungswege nach Jahr des ersten positiven Tests Ansteckungswege 1986-2001 100% Homosexuelle Kontakte 464 866 819 713 543 466 402 387 (=N) 86 88 90 92 94 96 98 00 75% Drogeninjektion Heterosexuelle Kontakte 50% Blut oder Blutprodukte Andere oder unbekannt 25% 0% Jahr des ersten positiven Tests BAG Okt 2001 HIV gp120 gp41 p17 p24 RNA pol Replikationszyklus von HIV Pr RT gp120 CCR5 CD4 CD4 Helferzelle Die Rolle der CD4 T-helper Zellen antigen pres. cell CD4 Receptor antigen T-Helper-Ly Spezifische Cytotox. I‘Antwort Cytotox.-Ly HIV eliminiert die eigene Abwehr antigen pres. cell CD4 Receptor HIV Cytotox.-Ly specific cytotoxic response Klinischer Verlauf Akute HIV-(Primo-) Infektion • 70%, innert 4 Wo • Akutes virales Bild • Exanthem! • Dran denken ! • Hohe Infektiosität! • Therapie-Indikation! Die Diagnose der HIVInfektion: Screening Antikörper gegen HIV – einfachster Nachweis – unmittelbar nach akuter HIV-Infektion – moderne Tests innert 2-3 Monaten spätestens positiv Antigen HIV-RNA Antikörper – Falsch positive Teste möglich: Bestätigung mit anderem Verfahren notwendig Direktnachweis: HIV-Antigen HIV-p24 Antigen – Virusprotein: Direktnachweis – einfach, billig – Screeningtest für akute HIV-Inf. – Später meist negativ Antigen HIV-RNA Antikörper – Bestätigungstest notwendig Direktnachweis: HIV-Genom HIV-RNA: Virusgenom – Molekularbiologischer Nachweis (z.B. PCR, LCR, bDNA) – teuer, quantifizierbar Antigen HIV-RNA Antikörper – HIV-RNA: Prognose ! – nicht sinnvoll als Screeningtest Das klinisch „stumme“ Stadium • Meist mehrere Jahre Dauer • Keine Symptome • Serologie: Antikörper • Virusreplikation täglich • Zerstörung CD4 Zellen: täglich CD4-Zellzahl /µl Der Verlauf der Krankheit 500 200 50 Jahre CD4 / HIV-RNA und Prognose Wahrscheinlichkeit einer AIDS-Erkrankung (3 Jahre) 80 60 40 <200 20 C D 4W er t Progressionsrate (%) 100 350-500 >750 0 >4.5 4.0-4.5 3.5-4.0 2.7-3.5 <2.7 HIV-RNA (log cp/ml) Mellors, Ann Int Med 1997 Die ersten milden Symptome • Oft Jahre nach Erstinfektion • „normale“ Krankheiten der Haut und Schleimhaut, jedoch - etwas atypisch auftretend - hartnäckiger - häufig wiederkehrend • Beispiele: – Gürtelrose (Bild) – Mundpilz (Soor) – Dermatitis (trockene Haut, Psoriasis) Klinischer Verlauf Mukokutane Abwehrschwäche Herpes Zoster Klinischer Verlauf Mukokutane Abwehrschwäche Seborrhoische Dermatitis Klinischer Verlauf Mukokutane Abwehrschwäche Oral Hairy Leukoplakie (EBV-Infektion Zungenrand) Klinischer Verlauf Systemischer Immundefekt Mundsoor / Soor-Ösophagitis Klinischer Verlauf Systemischer Immundefekt Kaposi Sarkom PCP: Pneumocystis Carinii Pneumonie Cerebrale Toxoplasmose Progressiv multifokale Leukencephalopathie (PML) CMV-Retinitis HIV-Demenz: Befall desGehirns • Auftreten in Spätstadien • HIV kann Gehirnzellen befallen • Auftreten seltener seit vermehrt antiviral behandelt wurde • Verlauf über wenige Monate • Symptome: – Gedächtnisstörung (subkort. Demenz) – Gemütsstörung (Affektive Störung) – Störung der Fein- und Grobmotorik Autsch! – Was nun? Cutis Subcutis Wem Passiert‘s ? (BAG Bulletin 26.6.95) • Pflegepersonal 63% • Ärzte 20% • Laborpersonal 5% • Hauspersonal 6% • Andere 6% Wo passiert‘s ? (NEJM 319:284) • während Nadelgebrauch 17% • “Recapping” 30% • nach Gebrauch 40% • während Entsorgung 13% relative Viruskonzentration HIV Konzentration in Sekreten Blut Sperma Cervix Mutter milch Sekrete Speichel Kot und Urin Tränen Ansteckungsrisiko im Vergleich Stichverletzung mit einer Nadel Risiko Hepatitis B 30% 100 Hepatitis C 3% 10 0.3% 1 HIV Das Risiko hängt ab von..... • Tiefe der Verletzung • Menge des Blutes • Konzentration des Virus im Blut Risikoabschätzung Sexualkontakt Blutkontakt • Anal > Vaginal >> Oral • Stich >> Hautkontakt • Geschlechtskrankheit • Blutmenge (Kanüle!) • Infektiosität Partner • Viruskonzentration – Therapie – “Quelle” unbehandelt – Stadium der Infektion – Stadium bei Quelle Wirksamkeit der PEP bei HIV • Tierversuche – Wirksam wenn sehr früh behandelt • Fall / Kontroll - Studie CDC – Reduktion 79% (bis 72 Stunden) – Behandlung nur mit AZT • Heute Kombinationsbehandlung Blut ist potentiell infektiös ! • kein Unterschied zwischen Patienten • immer Blutkontakt vermeiden • Merke: Jeder Patient kann HIV positiv sein! • Übertragung von Hepatitis B und C viel häufiger