Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 1. Einführung/Motivation 2. Konsumtheorie 3. Produktionstheorie 4. Marktanalyse Marktanalyse Aggregation: Marktangebot und Marktnachfrage Wohlfahrtsanalyse: Konsumenten‐ und Produzentenrente Vollkommene Konkurrenz und Marktgleichgewicht Marktmacht und Monopolpreisbildung Literatur zu 4.1: Li 41 Pindyck/Rubinfeld, 4.3, 8.6 ‐ 8.8 Varian, ch. 15, 23 © K. Morasch 2012 Grundzüge der Mikroökonomik Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol 145 Aggregation: Marktnachfrage und Marktangebot Aufbau von Abschnitt 4.1: • graphisch: horizontale Aggregation (bei Angebot und Nachfrage) • Nachfrageaggregation und Einkommensverteilung hf d k l repräsentativer Konsument vs. Ceteris‐paribus‐Analyse • inverse inverse Nachfrage als marginale Zahlungsbereitschaft Nachfrage als marginale Zahlungsbereitschaft Marktnachfrage misst GRS jedes Konsumenten • langfristiges Gleichgewicht bei vollkommenem Wettbewerb Gewinne/Verluste induzieren Marktein‐ bzw. Marktaustritte, langfristig Produktion im Minimum der Durchschnittskosten • Sk Skalenerträge auf Branchenebene und langfristiges Angebot l tä fB h b dl f i ti A b t kurz‐ vs. langfristige Reaktion bei Änderung der Marktnachfrage © K. Morasch 2012 Grundzüge der Mikroökonomik 146 Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol Aggregation individueller Nachfragen – Grundidee Fragestellung: • Optimierungskalkül eines Haushalts bedingt individuelle Nachfrage • N t Notwendig für Marktanalyse: Beschreibung der Nachfrage aller Haushalte di fü M kt l B h ib d N hf ll H h lt • Folgerung: Individuelle Nachfragen aggregieren Formal: x1 ( p1 , p2 , m1 , m2 ,, m n ) i 1 x1i ( p1 , p2 , m i ) n Problem: Aggregierte Nachfrage hängt von Verteilung individueller Einkommen ab. © K. Morasch 2012 Grundzüge der Mikroökonomik Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol 147 Repräsentativer Konsument vs. Ceteris‐paribus‐Bedingung Zi l Ziel: Aggregierte Nachfrage unabhängig von individuellen Einkommen Ansatzpunkte: • Annahme eines repräsentativen Konsumenten mit Einkommen M. Die aggregierte Nachfrage lässt sich dann schreiben als: x 1 ( p1 , p 2 , M ) (Annahme im Produktionsmöglichkeiten‐Diagramm) • Ceteris‐paribus‐Bedingung p g g ((Annahme im Preis‐Mengen‐Diagramm) g g ) Preis des Gutes 2 und alle individuellen Einkommen sind konstant. In diesem Fall lautet die aggregierte Nachfrage: x1 ( p1 , p2 , m 1 , , m n ) : x1N ( p1 ) © K. Morasch 2012 Grundzüge der Mikroökonomik 148 Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol Aggregation individueller Nachfragekurven im Preis‐Mengen‐Diagramm p1 Thema: Aggregation im Preis‐Mengen‐Diagramm Grundlage: Ceteris‐paribus‐Bedingung Ergebnis: Die aggregierte Nachfrage ergibt sich graphisch durch horizontale Aggregation. x1N ( p1 ) i 1 x1i ( p1 ) n Formal: p1 ( x12 0) p̂1 N2 x12 ( pˆ1 ) © K. Morasch 2012 N1 x11 ( pˆ1 ) N x1 x1N ( pˆ1 ) Grundzüge der Mikroökonomik Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol 149 Marktnachfragekurve und marginale Zahlungsbereitschaft Aussage: Inverse Nachfrage p(x) misst marginale Zahlungsbereitschaft ( ) (wichtig für Wohlfahrtsanalyse mittels Konsumentenrente!) © K. Morasch 2012 • Preis eines Gutes entspricht Grenzrate der Substitution (GRS) Preis eines Gutes entspricht Grenzrate der Substitution (GRS) gegenüber allen anderen Gütern (x2 als „zusammengesetztes Gut“). • Preis ist somit als marginale Zahlungsbereitschaft interpretierbar. • Bei identischem Preis haben bei optimaler Entscheidung alle Konsumenten dieselbe Grenzrate der Substitution. • EErgebnis: b i Die inverse (Markt‐)Nachfragekurve p(x) Di i (M k )N hf k ( ) misst i somit die GRS bzw. die marginale Zahlungsbereitschaft jedes Konsumenten, der dieses Gut zum entsprechenden Preis kauft. Grundzüge der Mikroökonomik 150 Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol Aggregation individueller Angebotskurven ‐ Grundidee Fi Firmen mit unterschiedlichen DVK i hi dli h DVK Problem: bl Aggregation individueller Angebotskurven p A2 Vorgehensweise: A A1 horizontale Aggregation (wie bei Nachfrage) n F Formal: l x ( p) x i ( p) A i 1 zusätzlicher Aspekt bei Angebot: min DVK 2 Individuelle Angebotskurven starten erst im Minimum der DVK (kurzfristig) bzw. im Minimum der DK (langfristig)! min DVK 1 x © K. Morasch 2012 Grundzüge der Mikroökonomik Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 151 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol Langfristiges Gleichgewicht bei vollkommenem Wettbewerb p p Unternehmen Markt A1 KDK KGK LGK LDK A2 p1 p2 N x 1i x 2i © K. Morasch 2012 x Li ( p 1 ) x Grundzüge der Mikroökonomik x1 x2 x 152 Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol Skalenerträge auf Branchenebene – Konzept Skalenerträge – drei Konzepte: (1) auf Grundlage der Produktionstechnologie (returns to scale) Änderung des Output bei gleichmäßiger Änderung aller Inputs Änderung des Output bei gleichmäßiger Änderung aller Inputs (2) auf Grundlage der Kostenfunktion (economies to scale) Veränderung der Kosten bei Erhöhung des Outputs (Unterschied: Faktoren optimal angepasst) (3) auf Branchenebene (z.B. decreasing cost industry) V ä d Veränderung des Minimum der langfristigen Durchschnittskosten d Mi i d l fi i D h h i k bei Erhöhung des Branchenoutputs (langfristiges Angebot) (Unterschied: Marktein‐ und ‐austritte berücksichtigt) © K. Morasch 2012 Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft Grundzüge der Mikroökonomik 153 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol Langfristiges Angebot bei konstanten Skalenerträgen der Branche p Unternehmen LGK Markt p A1 LDK A2 p2 AL p1 N1 x Li © K. Morasch 2012 x Li ( p2 ) x Grundzüge der Mikroökonomik x1 x2 N2 x 154 Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 1. Einführung/Motivation 2. Konsumtheorie 3. Produktionstheorie 4. Marktanalyse Marktanalyse Aggregation: Marktangebot und Marktnachfrage Wohlfahrtsanalyse: Konsumenten‐ und Produzentenrente Vollkommene Konkurrenz und Marktgleichgewicht Marktmacht und Monopolpreisbildung Literatur zu 4.2: Li 42 Pindyck/Rubinfeld, 4.4, Teile von 8.6 Varian, ch. 14, Teile von 15, 22 und 23 © K. Morasch 2012 Grundzüge der Mikroökonomik Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol 155 Wohlfahrtsanalyse: Konsumenten‐ und Produzentenrente Aufbau von Abschnitt 4.2: • Ziel: operationale Messgrößen für Wohlfahrt (auf Angebots‐ und Nachfrageseite) (auf Angebots und Nachfrageseite) • quasilineare Nutzenfunktion und Konsumentenrente kein Einkommenseffekt: Konsumentenrente ist unverfälschtes Maß • Bestimmung der Konsumentenrente Fläche zwischen (Markt‐)Nachfragekurve und Marktpreis • Produzentenrente als Deckungsbeitrag Konzept und alternative Bestimmung im Preis‐Mengen‐Diagramm © K. Morasch 2012 Grundzüge der Mikroökonomik 156 Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol Wohlfahrtsanalyse: Konsumenten‐ und Produzentenrente Gesucht: operationale Messgrößen für das „Wohlbefinden“ (bei Wohlfahrtsmessung auf Konsumentenseite) Problem: Problem: Nutzen selbst ungünstig, da nicht direkt beobachtbar Nutzen selbst ungünstig, da nicht direkt beobachtbar Alternative: monetäre Messgrößen ‐ Konsumenten‐ und Produzentenrente (A l (Analyse im Angebots‐Nachfragediagramm) i A b N hf di ) ‐ Äquivalenz‐ und Kompensationsvariation (berücksichtigen Einkommenseffekt) Anwendung: Deregulierungsdiskussion, Projektevaluation Beachte: Für die qualitative komparativ statische Analyse im Partialmarkt sind Konsumenten und Produzentenrente geeignet. sind Konsumenten‐ und Produzentenrente geeignet Für das allgemeine Gleichgewicht kann entsprechend das Konzept eines repräsentativen Konsumenten verwendet werden. (i h A (siehe Anwendungsbeispiel Aufnahme von Außenhandel in 4.3!) d b i i lA f h A ß h d l i 4 3!) © K. Morasch 2012 Grundzüge der Mikroökonomik Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 157 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol Problem: Einkommenseffekt bei Preisänderung Ausgangspunkt: k x2 Quasi‐lineare Nutzenfunktion u ( x1 , x 2 ) v ( x1 ) x 2 Eigenschaften: ‐ Nachfrage nach Gut 1 unabhängig vom Konsum aller anderen Güter C A B ‐ für gegebene Menge von Gut 1 ist die Steigung aller Indifferenzkurven gleich: Steigung aller Indifferenzkurven gedrehte Budgetgerade x2 u v ( x1 ) GRS v ( x1 ) Implikation: Kein Einkommenseffekt bei quasi‐linearer Nutzenfunktion! © K. Morasch 2012 eue neue Budgetgerade x1s x1 ursprüngliche Budgetgerade Grundzüge der Mikroökonomik 158 Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol Konsumentenrente – Grundidee auf Basis quasi‐linearer Nutzenfunktion Ausgangspunkt: Interpretation der inversen Nachfrage als marginale Zahlungsbereitschaft konkret: (i) Gut 2 ist als Warenkorb aller Güter außer Gut 1 definiert (ii) Preis von Gut 2 wird auf Eins normiert inverse Nachfrage gibt marginale Zahlungsbereitschaft für Gut 1 an inverse Nachfrage gibt marginale Zahlungsbereitschaft für Gut 1 an Besonderheit bei quasi‐linearer Nutzenfunktion: Da es keinen Einkommenseffekt gibt, ist die marginale Zahlungsbereitschaft g g g für Gut 1 unabhängig von den Konsumausgaben für alle anderen Güter. Implikation: Zahlungsbereitschaft für Gut 1 kann isoliert betrachtet werden. (Praxis: Analyse annähernd korrekt, wenn Einkommenseffekt relativ unbedeutend) © K. Morasch 2012 Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft Grundzüge der Mikroökonomik 159 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol Konsumentenrente – einzelner Konsument formal: graphisch: • Brutto‐Konsumentenrente Aggregation der marginalen Zahlungs Aggregation der marginalen Zahlungs‐ bereitschaften bis zu derjenigen beim herrschenden Preis p1(x1*) x1* liefert die gesamte p1 ( x)dx Zahlungsbereitschaft: 0 • Dem Dem stehen gegenüber die stehen gegenüber die Ausgaben des Konsumenten: p1 K t Konsumenten‐ rente p1* p1* x1* • Differenz zwischen Brutto‐Konsumentenrente und Ausgaben des Konsumenten liefert dann x1* die Konsumentenrente KR p1 ( x )dx p1* x1* (consumer surplus, CS) surplus, CS):: 0 © K. Morasch 2012 gesamte Zahlungs‐ bereitschaft Grundzüge der Mikroökonomik p1 ( x1 ) x1* x1 Konsumausgaben für Gut 1 160 Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol Konsumentenrente – Marktperspektive und Änderung der KR Aggregation und Änderungen der Konsumentenrente (i) Wenn wir die individuellen Konsumentenrenten addieren ddi , erhalten wir ein konsumseitiges Wohlfahrtsmaß für einen Markt. p1 KR * Änderung von KR Änderung von KR p1* (ii) Von Interesse ist meist nicht p1** die absolute Höhe, sondern die Änderung der Konsumentenrente (z.B. bei der ökonomischen Analyse p g ) eines wirtschaftspolitischen Eingriffs). Beachte: Im Gegensatz zur gesamten KR ist Änderung empirisch einfach bestimmbar Änderung empirisch einfach bestimmbar. © K. Morasch 2012 N x1* x1** Grundzüge der Mikroökonomik Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol x1 161 Produzentenrente – Konzept Ausgangspunkt: Suche nach monetärer Messgröße für den Markterfolg des Produzenten Idee: • Für jede verkaufte Einheit betrachten wir die Differenz zwischen ‐ dem Erlös (= Marktpreis) und dem Erlös (= Marktpreis) und ‐ dem Betrag, für den der Produzent die Einheit zu verkaufen bereit gewesen wäre (= inverse Angebotskurve). • Aggregation über alle Einheiten führt dann auf das Konzept der Produzentenrente PR (producer surplus, PS) © K. Morasch 2012 Grundzüge der Mikroökonomik 162 Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol Produzentenrente – einzelnes Unternehmen formal: graphisch: Produzentenrente als Differenz zwischen Erlös Differenz zwischen Erlös und variablen Kosten: DK GK E px * E ( x * ) G GK p* a x* DK b GK( x)dx K ( x ) DVK * v 0 Drei Möglichkeiten: PR E ( x ) Kv ( x ) * * g Unterschied zum Gewinn: E ( x ) Kv ( x ) K f * • Erlös – variable Kosten (Fläche abcf) f c * e d Interpretation der Produzentenrente als l D Deckungsbeitrag k b it • Fläche links von A (Fläche abde) x* © K. Morasch 2012 Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft • Fläche über GK (Fläche ab (Fläche ab‐GK‐g) GK g) x Grundzüge der Mikroökonomik 163 4.1 Aggregation 4.3 Vollkommene Konkurrenz 4.2 Wohlfahrtsanalyse 4.4 Marktmacht und Monopol Produzentenrente – Marktperspektive p Beachte: Produzenten‐ rente A p* • Grundlage ist die dritte Möglichkeit zur Bestimmung der individuellen Produzenten‐ der individuellen Produzenten‐ rente (Fläche rechts von A). • Wegen der Aggregation über sehr viele, sehr kleine Unternehmen startet die Marktangebotskurve auf der Preisachse. x* © K. Morasch 2012 Grundzüge der Mikroökonomik x 164