Lungenhochdruck

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Lungenhochdruck oder Pulmonale Hypertonie (griech: „pulmo“ =
Lunge, „Hypertonus“ = Überdruck) ist eine Sammelbezeichnung
für Erkrankungen, die durch erhöhten Gefäßwiderstand und
einen erhöhten Blutdruck in den Lungenarterien des Lungenkreislaufes (s. Abb.), oft verbunden mit einer Rechtsherzschwäche,
gekennzeichnet sind. Ab einem pulmonal-arteriellen Mitteldruck
(PAPm) von 25 mmHg (in Ruhe) liegt eine manifeste PAH vor, ein
Druck zwischen 21 und 24 mmHg gilt als grenzwertig (gemäß
4. PH-Weltkonferenz, Dana Point 2008).
Abb. 1:
Lungenkreislauf (kleiner Kreislauf )
arterielle Hypertonie) zusammengefasst wie z.B. die idiopathische PAH
(deren Ursache unbekannt ist), die erblich bedingte PAH und die PAH,
assoziiert mit anderen Erkrankungen, wie Bindegewebserkrankungen
(z.B. Sklerodermie), Lebererkrankungen, HIV-Infektion und angeborenen Herzfehlern. Ausserdem kann sie Folge von der Einnahme
von Appetitzüglern sein. Andere Lungenhochdruck-Formen: PH bei
Linksherzerkrankungen, Lungenerkrankungen, chronisch-thrombembolischen Erkrankungen und Krankheiten mit direkter Einwirkung auf
die Lungengefäße (z.B. Sarkoidose).
Symptome und Häufigkeit
Die Patienten leiden unter eingeschränkter körperlicher Leistungsfähigkeit, Luftnot, Müdigkeit, Schmerzen im Brustkorb und Kreislaufstörungen (bis hin zu Ohnmachtsanfällen). Durch die Überlastung des
rechten Herzens wird das Blut nicht mehr ausreichend in die Lungengefäße gepumpt, staut sich in den Venen des Körperkreislaufes zurück und
tritt dann ins Gewebe über. Dies führt zu Schwellungen (Ödeme), Wasser in den Beinen oder im Gewebe der inneren Organe. Die Krankheit
ist meist fortschreitend, oft wird sie erst in fortgeschrittenen Stadien
erkannt. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt ohne Therapie
ca. drei Jahre ab der Diagnosestellung. Die PAH zählt zu den seltenen
Erkrankungen, die geschätzte Häufigkeit beträgt 30-50 Fälle auf 1 Mill.
Einwohner. In Deutschland sind schätzungsweise 3.000 bis 10.000
Menschen von PAH betroffen, wobei die Dunkelziffer hoch sein dürfte,
weil die Diagnose aufgrund unspezifischer Beschwerden oft schwer zu
stellen ist. Die Häufigkeit anderer Formen von PH ist wesentlich höher.
Lungenhochdruck
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Pulmonale Hypertonie (PH)
Ursache und Klassifikation
Das Blutkreislaufsystem wird in einen großen „Körperkreislauf“
und einen kleinen „Lungenkreislauf“ unterteilt (s. Abb.): Die linke
Herzhälfte versorgt den gesamten Körper mit sauerstoffreichem
Blut, das sauerstoffarme Blut fließt zur rechten Hälfte des Herzens
zurück. Die rechte Herzhälfte pumpt das sauerstoffarme Blut durch
die Lungenarterien in die Lunge. Das dort mit Sauerstoff gesättigte
Blut fließt durch die Lungenvenen zur linken Herzhälfte und der
Kreislauf beginnt von vorne. Die Lungenarterien sind bei PH verengt,
dadurch entsteht ein erhöhter Widerstand, der Blutdruck in den
Lungengefäßen zwischen rechter und linker Herzkammer steigt an.
Dies führt zu einer Verdickung der Gefäßwände (Remodelling), zu
einer Durchblutungsstörung der Lunge, zu einer verschlechterten
Sauerstoffaufnahme und zu einem Blutrückstau im rechten Herzen,
das gleichzeitig einen immer höheren Widerstand überwinden muss,
um genügend Blut in den Lungenkreislauf zu pumpen. Es folgt eine
zunehmende Überlastung und Vergrößerung der rechten Herzkammer (Cor pulmonale), was bis hin zum Herzversagen führen kann.
Es gibt viele verschiedene Erkrankungen als Ursache für Lungenhochdruck. Einige dieser Krankheiten werden als PAH (pulmonal
Diagnostik
Patienten mit Lungenhochdruck werden nach ihrer Belastungsfähigkeit in 4 Stufen unterteilt. Zur Sicherung einer Verdachtsdiagnose und
zur funktionellen Schweregrad-Einteilung dienen Messungen der
Lungenfunktionen und der Blutgase (O2, CO2), Laboruntersuchungen,
Röntgenbild des Brustkorbes sowie EKG und Ultraschalluntersuchung
des Herzens (Echokardiographie). Spiroergometrie und die 6-min
Gehstrecke dienen zur Ermittlung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Weitere Untersuchungen sind: Computertomographie, Kernspintomographie des Herzens, Ventilations/Perfusionsszintigraphie
und die Pulmonalisangiographie. Die exakten Druckwerte und der
Strömungswiderstand der Lunge werden durch die Rechtsherzkatheter-Untersuchung ermittelt.
Therapie
Basistherapie: Gerinnungshemmer (Antikoagulantien), Entwässerungsmittel (Diuretika), Sauerstofflangzeittherapie, körperliche Schonung bzw.
kontrolliertes körperliches Training. Spezifische Therapie zur Gefäßerweiterung: Calcium-Antagonisten, Endothelin-Rezeptor-Antagonisten,
Prostazyklin-Analoga und Phosphodiesterase-5-Hemmer. Neue Medikamente befinden sich in der Entwicklung. In schweren Fällen können
auch chirurgische Behandlungsmethoden in Betracht gezogen werden
(z.B. Pulmonale Thrombendarteriektomie, Lungentransplantation).
(Weitere Information bietet auch der Selbsthilfeverein pulmonale hypertonie e.V.:
www.phev.de)
Autor: Prof. Dr. Gerhard W. Sybrecht
Klinik für Innere Medizin V
Pneumologie, Allergologie, Beatmungsund Umweltmedizin
Prof. Dr. Gerhard W. Sybrecht
Tel: (06841) 16-23601
E-mail: [email protected]
Klinik für Innere Medizin V
Pneumologie, Allergologie, Beatmungsund Umweltmedizin
Direktor: Prof. Dr. Gerhard W. Sybrecht
www.uks.eu/pneumologie
Definition
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