Lungenfunktion, Peak-Flow- und NOMessungen Was ist das? Was bringen sie für Patienten mit Asthma oder COPD? I.Tuleta Klinik und Poliklinik II Universitätsklinikum Bonn Anatomie der Lunge Atemphysiologie Ziel der Atmung: eine ausreichende Sauerstoffversorgung der Organe Eine gute Sauerstoffversorgung des Gewebe hat ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren zur Voraussetzung: - Lungenbelüftung (Ventilation) - Gasaustausch (Diffusion) - Lungendurchblutung (Perfusion) Atemmechanik • Kontraktion des Zwerchfells • Absenkung der Zwerchfellkuppel • Anhebung des Brustkorbes • Entspannung des Zwerchfells • Anhebung der Zwerchfellkuppel • Senkung des Brustkorbes Lungenvolumina Statistische Lungenvolumina – Lungenvolumina, deren Messungen unabhängig von der Atemstromstärke und somit unabhängig vom zeitlichen Verlauf sind. Sie hängen von Thoraxgrösse und Zwerchfellstand ab. Dynamische Lungenvolumina - Lungenvolumina, deren Messung vom zeitlichen Verlauf abhängig sind. Sie hängen vom Atemwegswiderstand und von der Elastizität/Dehnbarkeit von Lungen und Thorax ab. i e Statistische Lungenvolumina L u f t m e n g e , d i e n a c h e i n e r n o r m a l e n A u s a t m u n g z u s Altersabhängigkeit der Vitalkapazität (VK), der Totalkapazität (TC), des Residualvolumens (RV) und der funktionellen Reservekapazität (FRC) Dynamische Lungenvolumina Welche Störungen der Lungenbelüftung (Ventilation) können auftreten? - restriktive Ventilationsstörungen - die Lunge und/oder der Brustkorb sind weniger dehnbar als normal. Beispiele: Lungenverhärtungen (Lungenfibrosen), eine Flüssigkeitsansammlung im Lungenspalt (Pleuraerguss), Lungenoperationen mit Entfernung von Gewebe oder ein hoch stehendes Zwerchfell. - obstruktive Ventilationsstörungen - eine erschwerte Luftströmung in den Atemwegen. Die Atemwege sind meist verengt, so dass gegen einen erhöhten Widerstand geatmet werden muss. Beispiele: das Asthma bronchiale, die Chronisch Obstruktive Bronchitis (COPD) und die Lungenblähung (Lungenemphysem). FEV1 - neuromuskuläre Ventilationsstörungen - durch Schäden der Nerven und Muskeln der Atemorgane bedingt. Beispiel: Querschnittslähmungen. Lungenfunktionsprüfung Nicht-invasive Untersuchungen des Funktionszustandes der Atemwege und der Lunge. Sie umfassen Ventilations-, Diffusionsund Perfusionsmessungen, ergänzt durch die Blutgasanalyse. Ventilationsmessungen sind Routinediagnostik. Diffusionsund Perfusionsmessungen werden nur spezialisierten Lungenfunktionsabteilungen durchgeführt. in Welche Fragen soll die Lungenfunktionsdiagnostik in der Praxis beantworten ?: 1. Besteht eine klinisch relevante Ventilationsstörung der Lunge? 2. Wenn ja, handelt es sich um eine obstruktive oder restriktive Ventilationsstörung? 3. Ist eine Obstruktion reversibel (rückgängig)? 4. Wie verhalten sich die Lungenfunktionswerte unter einer Therapie? 5. Wie ist die pulmonale Leistungsbreite (z.B. hinsichtlich der Frage der Belastbarkeit oder Operabilität)? CAVE: Die Lungenfunktionsprüfung erlaubt keine Diagnose einer speziellen Lungenerkrankung, z.B. eine Differenzialdiagnose: Pneumonie/Tuberkulose/Bronchialkarzinom ist nicht möglich Indikationen zur Lungenfunktionsprüfung: • bei Beschwerden wie: Atemnot und/oder Husten und/oder Auswurf und/oder Brustschmerzen, • bei Verdacht auf Erkrankungen der Bronchien, der Lunge, des Herzens, des Brustkorbs oder der Wirbelsäule, • bei Verdacht auf Erkrankungen der Nerven oder Muskeln, • zur Verlaufskontrolle bei Erkrankungen der Bronchien oder der Lunge, • zur Überprüfung des Behandlungserfolgs bei Erkrankungen der Bronchien oder der Lunge, • vor Operationen zur Einschätzung des Operationsrisikos, • zur arbeitsmedizinischen Überwachung bei bestimmten Berufen • Sportmedizin • im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen Welche Untersuchungsmethoden gibt es? Spirometrie („kleine Lungenfunktion“) Ganzkörperplethysmographie („große Lungenfunktion“) Bronchospasmolyse Provakationstestung Peak-Flow-Messung Diffusionskapazität Spirometrie - das historisch älteste Verfahren der Lungenfunktionsdiagnostik, dient dazu mobilisierbare statistische und dynamische Lungenvolumina zu messen und sie graphisch im Spirogramm (FlussVolumen-Kurve) darzustellen. Zur Erfassung der Lungenvolumina wird ein Spirometer benötigt. Wie läuft die Spirometrie ab? ● Nasenklemme ● Atmung über ein Mundstück, das mit einem Spirometer verbunden ist ● Verschiedene Anweisungen des Untersuchenden bezüglich Einund Ausatmen werden befolgt Mögliche Komplikationen: Diese Untersuchung ist praktisch ungefährlich Spirometrie- Fehlerquellen ● Mangelnde Kooperation ● Ungenügender Lippenschluss ● Leck am Mundstück ● Zögernder Ausatmungsbeginn ● Nicht maximale Inspiration ● Vorzeitiger Abbruch der Exspiration Spirometrie - Fluss-Volumen-Kurve FEV1 Messparameter: ● Atemzugvolumen (VT) ● Vitalkapazität (VC) ● Spitzenfluss (Peakflow, PEF) ● Maximaler expiratorischer Fluss (MEF 75%, 50%, 25%) Interpretation Fluss-Volumen-Kurve COPD/ / Asthma Obstruktive Erkrankungen: Asthma vs. COPD BronchusKonstriktion Bronchospasmolysetest Unterscheidung zwischen Asthma und COPD Reversible Atemwegsobstruktionen (Asthma bronchiale) können von irreversiblen Obstruktionen (COPD/Emphysem) abgegrenzt werden durch Bestimmung von FEV1 und Atemwegswiderstand vor und ca. 10 Min. nach Inhalation von Bronchospasmolytika. Positiver Test: Besserung des FEV1>15% Interpretation Fluss-Volumen-Kurve COPD/ / Asthma Der unspezifische Provokationstest Unterscheidung zwischen Asthma und Normalbefund ● Die unspezifische Überempfindlichkeit (Hyperreaktivität) der Atemwege kann durch Metacholin nachgewiesen werden ● Der negative Befund = kein Asthma bronchiale ● Als positiv wird eine Verdoppelung des Atemwegswiderstandes in den pathologischen Bereich oder eine Abnahme des FEV1-Wertes von 15 - 20 % gewertet Ganzkörperplethysmographie Erweiterung der Spirometrie, „grosse Lungenfunktion“ Plethys = „Fülle“, „Menge“ Graphie = „Aufzeichnungsverfahren“ Messwerte: ● mobilisierbare Lungenvolumina (Spirometrie) ● Resistance (Atemwegswiderstand): Strömungswiderstand in den Atemwegen ● Thorakales Gasvolumen: Komprimierbares Volumen, welches nach normaler Expiration im Thorax enthalten ist ● Residualvolumen: Luftvolumen, das nach maximaler Ausatmung in der Lunge verbleibt ● Diffusionskapazität Ganzkörperplethysmographie-Messprinzip ● luftdicht abgeschlossene Kabine ● Patient atmet durch einen Mundstück ein und aus ● Druckunterschiede in der Kammer, die bei Brustkorbbewegungen entstehen, werden gemessen ● Registrierung vom Atemfluss in In- und Expiration ● Computer-gestützte Bearbeitung der Daten: Druck-/Strömungs-Kurve Peak-Flow-Messung Mit der Peak-Flow-Messung wird der expiratorische Atemspitzenfluss bei forcierter Expiration gemessen. Der Atemspitzensfluss ist vermindert bei einer Obstruktion der Atemwege (z.B. Asthma). Peakflowmeter- Minimalvariante der Spirometrie Durchführung: Pappröhrchen aufstecken, tief Luft holen, schnell ausatmen, Ergebnis ablesen Interpretation der Peak-Flow-Messung Ampel-System < 60 % Peak-Flow-Wert unter 60% des persönlichen Bestwertes: SOFORT einen Arzt oder eine Klinik aufsuchen! Peak-Flow-Wert zwischen 60% und 80% 60 des persönlichen Bestwertes: Nach Absprache mit dem Arzt 80 vorübergehend zusätzliche % Medikamente und/oder individuelle Erhöhung der Medikamentendosis! > 80 % Peak-Flow-Wert zwischen 80% und 100% des persönlichen Bestwertes: Die bestehende Behandlung weiterführen! Vorteile der Peak-Flow-Messung: ● Gerät billig und einfach zu bedienen ● Es kann ein Überblick über Grad der Obstruktion zu Hause gewonnen werden ● Zirkadiane Schwankunken können registriert werden ● Es kann der Nachweis der Reversibilität und der Medikamentenwirksamkeit erbracht werden ● Die Dosis der medikamentösen Therapie im Langzeitverlauf kann überprüft und angepasst werden Diffusionskapazitätsanalyse Diffusion - Gasaustausch zwischen Lunge und Hämoglobin, der an der alveolokapillären Membran erfolgt. Die pro Zeiteinheit diffundierende Stoffmenge hängt ab von: ● Konzentrationsunterschied ● Schichtdicke (Diffusionsstrecke) ● Austauschfläche Diffusionskapazität der Lunge – Gasmenge, die pro Minute aus dem Alveolarraum in das Blut gelangt und an Hämoglobin gebunden wird. Durchführung einer Diffusionskapazitätsanalyse ● Untersuchung im Sitzen ● Analyse in „Single breath“ Technik ● Messung der Volumina in einer Bodyplethysmographie-Kabine ● Inhalation eines Testgases (0,3%, CO, 10% He, 21% O2, 69% N2) ● Apnoe 10 Sekunden ● Forcierte Expiration mit Sammlung der Expirationsluft ● Analyse der CO2 befreiten Alveolarluftprobe Diffusionskapazitätsveränderungen Diffusion ● Lungenparenchymerkrankungen Lungenemphysem, interstitielle Lungenerkrankungen ● Lungenbeteiligung bei systemischen Krankheiten Systemischer Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis ● Kardiovaskuläre Krankheiten Akuter Herzinfarkt, Mitralstenose, pulmonale Hypertonie ● Andere Krankheiten Anämie, Nikotin-, Alkohol-Abusus Diffusion ● Polyzythämie (Vermehrung der Blutzellen), pulmonale Blutungen ● Körperliche Belastung Neuere Verfahren: NO-Messung in Ausatmungsluft Hintergrund NO- wichtiger endogener Regulator ● Einfluss auf: - peripheren Blutfluss - Thrombozytenfunktion - Immunreaktionen - Neurotransmission ● Produktion in Atemwegen in: Endothelzellen, Nervenzellen, Epithelzellen, glatten Muskelzellen und entzündlichen Zellen: Eosinophilen, Makrophagen und Mastzellen Korrelation zwischen NO und Atemwegsentzündung, insbesondere einer eosinophilen Entzündung nicht invasive Methode der Bestimmung von exhaliertem NO-Gas zur Messung der bronchialen Inflammation. Wie wird die NO-Messung durchgeführt? Gerät: portabler FeNO-Analysator Ausführung: einfache Messung: Der Proband atmet in ein Gerät ein und aus, dann gibt das Gerät nach drei Minuten den Wert aus. Referenzwerte: <30 ppb, bei Kindern <25 ppb NO-Messung in Asthma bronchiale - Diagnose (I): - Inflammation der Atemwege ist ein zentraler Prozess bei Asthma NO - Es existieren allerdings Typen und Stadien von Asthma bronchiale ohne oder mit geringer eosinophiler Inflammation, bei denen NO normal oder nur leicht erhöht ist NO-Messung in Asthma - Diagnose (II) - Ist nicht spezifisch für Asthma. NO-Veränderungen treten bei verschiedenen Lungenerkrankungen (NO-Erhöhung: COPD, allergische Rhinitis, eosinophile Bronchitis, virale respiratorische Infekte, systemischer Lupus erythematosis, Leberzirrhose, nach Lungentransplantation; NO-Erniedrigung: zystische Fibrose, HIV-Infektion, pulmonale Hypertension) und nach invasiven Untersuchngsmethoden der Lunge (NO-Erhöhung nach Bronchoskopie, Analyse von induziertem Sputum) auf. NO-Messung - nur als Ergänzung der Asthma Standarddiagnostik ! NO-Messung in Asthma - Verlaufskontrolle - Früherkennung der Exazerbationsgefahr NO-Messung in Asthma - Therapiemonitoring NO nach effektiver Behandlung mit antiinflammatorischen Mitteln, z.B. Kortikosteroiden Einschätzung erforderlicher Kortikosteroidmenge - Patientencompliance NO nach dem Absetzen von Asthma-Medikamenten NO-Messung Einflussfaktoren NO ● Niedrige ● Hohe Atemfrequenz athmospärische NO-Werte ● Kontamination der Luft aus Mund und Nase NO ● Hohe Atemfrequenz ● Rauchen ● Alkohol ● Kaffee Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.