344 Physiologie. Die Ursachen der Vielgestaltigkeit und Veränderlichkeit der Bakterien­ zelle ist schon seit vielen Jahren das Ziel einer Reihe von Untersuchungen gewesen. Für die experimentelle Klärung dieses Problems ist u. a. auch die Frage der Filtrierbarkeit von Bakterien von außerordentlicher Bedeutung. Die noch in den letzten Jahren häufiger auftretenden Widersprüche veranlaßten Verf., diese Frage nochmals eingehend zu prüfen. Es fanden Mem­ bran- und Cellafilter von 0,3-—3 JA maximaler Porenweite Anwendung, da­ neben noch Kieselgur-Kerzen, Porzellan-Kerzen und Asbest-Filter. Die ersten Filtrationen wurden mit Azotobakter-Amylobakter-Rohkulturen vorgenom­ men. In 85% der Fälle war das Filtrat in bezug auf Bac. amylob. steril, wie versuchte Überimpfungen auf Möhrenagar, Ashby-Agar usw. ergaben. Für die restlichen 15% sind entweder die wohl immer vorhandenen größeren Porenweiten als angegeben verantwortlich zu machen oder auch Infektionen. Bei Azotobakter lag das Ergebnis noch günstiger: nur 2—6% waren un­ steril. Oligodynamische Wirkungen des Filters und „Filterhaut" kamen nachweislich nicht in Frage für den hohen Prozentgehalt der Sterilität. Im Verlauf dieser Untersuchungen wurde festgestellt, daß die Körnchen von Azotobakter nicht aus irgendwelcher Kernsubstanz bestehen (F e u 1 g e n reaktion blieb negativ), „Gonidien" im Sinne L ö h n i s , M i e h e und d e R e g e l sind nicht vorhanden. Die Filtrationsversuche wurden mit Reinkulturen von Azotobacter chroococcum, A. agile und A. Beijerinckii wiederholt. Trotzdem teilweise mit erheblichem Überdruck bzw. Unterdruck filtriert wurde, blieben bei Benutzung der Berkefeld-, Porzellan- und Asbest­ filter die Filtrate wiederum steril. Der Gebrauch der Membran- und Cella­ filter ergab mit steigender Porengröße einen höheren Prozentsatz an Keimen: bei 0,3—0,75 (j. Porengröße etwa 5%, bei 1,5 |x ca. 13%, bei 3 [i ca. 23%. Es erscheint somit berechtigt, auf Grund der 271 vorgenommenen Filtrationen zu schließen, daß Azotobakter wie Amylobakter keine filtrierbaren Stadien besitzen. Diese Befunde stehen mit K l i e n e b e r g e r , J o n e s , S t a p p und B o r t e 1 s u. a., die teils mit den gleichen Bakterien arbeiteten, teils mit anderen, in Übereinstimmung, die ebenfalls keine filtrierbaren Stadien nachweisen konnten. S kailau (Berlin). Roberg, M., Beiträge zur Biologie von Azotobakter. II. Der Stickstoffgehalt der Filtrate von Azotobakterkulturen. Jahrb. wiss. Bot. 1935. 82, 65—98; 2 Textfig. Reinkulturen von Azotobacter chroococcum, Az. agile, Az. Beijerinckii und Azotobakter-Rohkulturen wurden in N-freien Nährlösungen heran­ gezogen. Sämtliche Filtrate enthielten nach einiger Zeit gelösten N. Quan­ titativ verhielten sich die einzelnen Kulturen sehr verschieden. Bei allen konnte jedoch im Laufe der Versuchszeit eine stetige Zunahme festgestellt werden, die bei den Rohkulturen am schnellsten erfolgte. Hierfür werden vom Verf. noch unbekannte biologische Ursachen verantwortlich gemacht (Zusammenleben von Azotobakter mit anderen Erdbakterien — Amylobacter usw.). War die Energiequelle erschöpft, so trat in der Nährlösung Ammoniak auf. Da die N-Verbindungen schon nach 2 Tagen in der ur­ sprünglich N-freien Lösung nachweisbar waren, nimmt Verf. an, daß lebende Azotobakterzellen sie durch Diffusion ins Außenmedium abgeben. Ist die C-Quelle verbraucht, tritt offenbar Dissimilation ein, auf Grund derer das Ammoniak in der Außenlösung erscheint. Nach verschiedenen Methoden getötete Azotobakterkulturen ließen erkennen, daß die abgestorbene Zelle