3. Übungsblatt Aufgaben mit Lösungen Aufgabe 11: (a) Seien z, w ∈ C. Berechnen Sie Re(zw) einmal in dem Sie die Darstellungen z = x + iy, w = a + ib mit x, y, a, b ∈ R verwenden und einmal indem Sie die Polarkoordinaten z = r(cos(ϕ) + i sin(ϕ)), w = q(cos(ψ) + i sin(ψ)) mit r, q ≥ 0, ϕ, ψ ∈ (−π, π] verwenden. (b) Bestimmen Sie Real- und Imaginärteil sowie den Betrag und den Hauptwert des Arguments aller z ∈ C, welche der Beziehung 1 3 − z2 = 1 − 3i 3 + i genügen. Lösung 11: (a) Seien z = x + iy, w = a + ib mit x, y, a, b ∈ R. Dann ist w = a − ib. Das Produkt zw berechnet sich durch zw = (x + iy)(a − ib) = xa + yb + i(−xb + ay). Hier können wir den Realteil ablesen, es ist Re(zw) = xa + yb. (Erkennen Sie das als Skalarprodukt der Vektoren (x, y), (a, b) ∈ R2 wieder?) Seien nun z = r(cos(ϕ) + i sin(ϕ)), w = q(cos(ψ) + i sin(ψ)). Wir konjugieren w: w = q cos(ψ) + iq sin(ψ)) = q(cos(−ψ) + i sin(−ψ)) Da sich beim multiplizieren komplexer Zahlen die Beträge multiplizieren und die Argumente addieren erhalten wir Re(zw) = Re rq(cos(ϕ − ψ) + i sin(ϕ − ψ)) = rq cos(ϕ − ψ) . (b) Zuerst betrachten wir die rechte Seite der Gleichung. 3 1 3(1 + i3) 3−i 3 + i9 3 − i 10 − = − = − =i = i. 1 − i3 3 + i (1 − i3)(1 + i3) (3 + i)(3 − i) 10 10 10 Zu lösen ist also die Gleichung z 2 = i. Wie in (a) machen wir den Ansatz z = r(cos(ϕ) + i sin(ϕ)). Dann ist z 2 = r2 (cos(2ϕ) + i sin(2ϕ)). Zwei komplexe Zahlen stimmen genau dann überein, wenn ihr Betrag gleich ist und sich ihr Argument nur um 2πk für ein k ∈ Z unterscheidet. Offenbar haben wir |i| = 1 und Arg(i) = π2 . Somit müssen r und ϕ die Gleichungen r2 = 1 erfüllen. Daraus folgt r = 1 (da r ≥ 0) und ϕ = π 4 und 2ϕ = π + 2πk 2 + πk, k ∈ Z. Es ergeben sich die zwei verschiedenen Lösungen ϕ1 = π , 4 ϕ2 = − 3π . 4 (ϕ1 und ϕ2 sind die Hauptwerte der Argumente.) Setzen wir diese Werte in den Ansatz ein, erhalten wir √ √ √ √ 2 2 2 2 z1 = + i, z2 = − − i. 2 2 2 2 Alternativ kann man auch den Ansatz z = x + iy machen und kommt dann auf die Gleichung z 2 = x2 − y 2 + i2xy = i 1 und durch Einsetzen zu x2 − 4x1 2 = 0, bzw. x4 = Hieraus lesen wir x2 − y 2 = 0 und xy = 12 . Das führt zu y = 2x √ √ Hieraus wiederum folgt x2 = 12 , was letztlich zu x = ± 22 und y = ± 22 führt (siehe auch Aufgabe 13). Aufgabe 12: Skizzieren Sie die folgenden Teilmengen von C: K = {z ∈ C : |2z − i4|2 = 16} R = {z ∈ C : 1 ≤ |z − 3 + i4| ≤ 3} G = {z ∈ C : |z − 1 + i| = |z − 2 − i|} H = {z ∈ C : Re(z · (1 − i)) ≥ 0} 1 4. Abbildung 1: Skizzen zu Aufgabe 12 Im Im 3 Re K R 2 i2 3-4i -4 -2 2 Re Im Im G 2+i 1 1 -1 Lösung 12: 2 1 1+i 1 Re Re H 1-i Zu K: Es gilt |2z − i4|2 = |2(z − i2)|2 = 16 ⇐⇒ |z − i2|2 = 4 ⇐⇒ |z − i2| = 2, also K = {z ∈ C : |2z − i4|2 = 16} = {z ∈ C : |z − i2|2 = 4} = {z ∈ C : |z − i2| = 2}. Das ist ein Kreis um m = 2i mit Radius r = 2. Zu R: Wir haben [ R = {z ∈ C : 1 ≤ |z − 3 + i4| ≤ 3} = {z ∈ C : |z − 3 + i4| = r}, r∈[1,3] also die Menge aller Kreise mit Mittelpunkt m = 3 − 4i und Radius von 1 bis 3. Wir nennen so etwas ein Ringgebiet. Zu G: Wir schreiben x = Re z, y = Im z und quadrieren die Bedingung |z − 1 + i| = |z − 2 − i|. Das ergibt (x − 1)2 + (y − (−1))2 = (x − 2)2 + (y − 1)2 , oder x2 − 2x + 1 + y 2 + 2y + 1 = x2 − 4x + 4 + y 2 − 2y + 1. Wir bekommen die lineare Gleichung 2x + 4y = 3, bzw. y = 3/4 − x/2, d.h. eine Gerade. Zu H: Wir schreiben wieder x = Re z, y = Im z. Dann ist Re((x + iy)(1 − i)) = Re(x + y + i(y − x)) = x + y. Also ist Re(z(1 − i)) ≥ 0 äquivalent zu y ≥ −x. Das sind alle Punkte oberhalb der Gerade y = −x, eine sogenannte Halbebene. Die Skizzen finden Sie in Abbildung 1. Aufgabe 13: Bestimmen Sie mit Hilfe von quadratischer Ergänzung alle Lösungen z ∈ C der Gleichungen (a) z 2 + (−10 + i4)z + 70 − i20 = 0, (b) z 2 + 6z − 3 + i(4z + 6) = 0. Lösung 13: (a) Wir wollen die Gleichung in der Form z 2 + 2uz + v = 0 schreiben. Hierzu setzen wir v = 70 − i20 und suchen u ∈ C so, dass 2u = −10 + i4 gilt. Das ist offenbar u = −5 + i2. Nun ist obige Gleichung identisch mit 0 = z 2 + 2uz + v = z 2 + 2uz + u2 − u2 + v = (z + u)2 − (u2 − v), wobei wir die binomische Formel benutzt haben. Wir bringen u2 − v auf die andere Seite, vorher berechnen wir jedoch diese Zahl: u2 = (−5)2 − 22 + i2(−5)2 = 21 − i20 u2 − v = 21 − i20 − 70 + i20 = −49 Wir erhalten die Gleichung (z + u)2 = −49. Diese Gleichung hat die Lösungen z + u = i7 oder z + u = −i7. Wir setzen u ein und bekommen die Lösungen z = −u + i7 = 5 + i5, z = −u − i7 = 5 − i9 . (b) Wir schreiben die Gleichung wieder in der Form z 2 + 2uz + v = 0. Nachdem wir die Terme anders sortiert haben finden wir v = −3 + i6 und u = 3 + i2. Da wir es gleich wieder benötigen berechnen wir u2 = 5 + 12i, u2 − v = 8 + i6. Nun ist die Gleichung z 2 − 6z + 3 + i(2 − 4z) = 0 äquivalent zu (z + u)2 = 8 + i6 Diesmal ist (z + u)2 nicht reell und wir müssen weitere Schritte unternehmen. Seien a = Re(z + u) und b = Im(z + u), d.h. z + u = a + ib. Da dann (z + u)2 = a2 − b2 + i2ab, lesen wir aus der letzten Gleichung a2 − b2 = 8 = Re(8 + i6) ab = 3 = 1 2 Im(8 + i6) ⇐⇒ b= 3 a (da 3 6= 0 gilt auch a 6= 0 6= b und wir dürfen durch a teilen.) Nun setzen wir die zweite Identität in die erste ein und erhalten a2 − 9 −8=0 a2 ⇐⇒ 0 = (a2 )2 − 8a2 − 9 = (a2 )2 − 2 · 4a2 + 16 − 16 − 9 = (a2 − 4)2 − 25 . Die reelle quadratische Gleichung (a2 − 4)2 = 25 hat die Lösungen a2 = 4 + 5 oder a2 = 4 − 5. Da a2 eine positive Zahl ist, ist nur die Lösung a2 = 9 sinnvoll. √ Somit ist a = 9 = 3 und b = 33 = 1 oder a = −3 und b = −1. Setzen wir diese Information in z + u = a + ib ein, bekommen wir die Lösungen z = −3 − i2 + 3 + i = −i, z = −6 − i3 . Aufgabe 14: Gegeben sei die Folge (an )n mit den Folgengliedern an = √nn2 +1 . Zeigen Sie, dass die Folge gegen den 1 für alle n ≥ N ? Grenzwert 1 konvergiert. Ab welchem Folgenindex N ∈ N gilt |an − 1| < 200 Lösung 14: Sei ε > 0. Offenbar ist √ n n2 +1 < 1 also können wir im Folgenden die Beträge weglassen. Wir schätzen ab: √ √ √ √ 2 n2 + 1 − n n2 + 1 +1−n n2 + 1 − n n2 + 1 1 − √ n = n √ = = √ 2 n2 + 1 n2 + 1 n2 + 1 n2 + 1 √ n2 + 1 − n n2 1 ≤ = 2 n2 + 1 n +1 2 Somit ist |1 − an | < ε erfüllt wenn (n2 + 1)−1 < ε oder äquivalent n2 > 1−ε ε . Wir wählen also N ∈ N so, dass N > Dann gilt für alle n ≥ N die Ungleichung |1 − an | < ε. 1 199 Setzen wir hier ε = 200 , so soll N 2 > 200 200 = 199, das heißt N = 15, gelten. Eine genauere Abschätzung ist √ √ √ n2 + 1 − n n2 + 1 + n n2 + 1 − n 1 1 1 √ √ √ √ ≤ = =√ = 2 2 2 2 2 2 n · 2n 2n n +1 n +1 n +1+n n +1 n +1+n 1−ε ε . Hier finden wir N 2 > 2 ε = 200 2 = 102 , also N = 11. Aufgabe 15: Untersuchen Sie die Folgen, deren Glieder für n ∈ N im Folgenden beschrieben sind, auf Beschränktheit und Konvergenz (der Grenzwert muss nicht angegeben werden). 1 + n + n2 , n(n + 1) 1 , (c) cn = 1 + (−2)n 1 + n + n2 , n+1 1 + (−2)n (d) dn = . 1 + 2n (a) an = (b) bn = Sie dürfen Satz 2.12 aus der Vorlesung verwenden. 2 1 1 1 Lösung 15: (a) Man hat an = 1+n+n n(n+1) = 1 + n(n+1) . Da die Folge n(n+1) gegen 0 konvergiert (für ε > 0 ist n(n+1) < ε wenn n2 +n > ε), konvergiert (an ) gegen 1. Insbesondere ist die Folge beschränkt. Es ist leicht zu sehen, dass die beidseitige Abschätzung 1 ≤ an ≤ 2 für alle n ∈ N gilt. 2 1 (b) Die Glieder der Folge (bn ) können wir nach unten abschätzen durch 1+n+n = n + n+1 > n. Weil n beliebig groß wird n+1 für n → ∞ ist die Folge (bn ) unbeschränkt und insbesondere divergent. (c) Es ist ( 1 n gerade, n > 0, cn = 1+2 1 1−2n < 0, n ungerade. Wir vermuten, dass (cn ) gegen 0 konvergiert. Tatsächlich haben wir 1 1 1 1 1 1 |cn | ≤ max , , ≤ n−1 = max = n 1 + 2 n 1 − 2n 2n + 1 2n − 1 2 −1 2 Die rechte Seite wird beliebig klein für n → ∞. Also stimmt unsere Vermutung. Wir sehen, insbesondere, dass |cn | ≤ 1. (d) Man beachte, dass ( 1, n gerade, dn = 1−2n 1+2n < 0, n ungerade, n n n Wir sehen zunächst, dass dn ≤ 1 und dass dn ≥ 1−2 1+2n ≥ −1 (⇔ −(2 − 1) ≥ −(2 + 1)), d.h. (dn ) ist beschränkt. Die ∞ ∞ Folge (dn ) ist nicht konvergent, da die Teilfolge (d2n )n=1 gegen 1 konvergiert, aber die Teilfolge (d2n+1 )n=1 nur negative Zahlen enthält.