verschiedenen Medikamenten verschreibt. Solche Kombinationen haben den Vorteil, dass man die einzelnen Präparate dann niedriger dosieren kann. Dadurch treten natürlich auch weniger Nebenwirkungen auf. Die häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen von Arzneimitteln im Alter sind Schwindel und Benommenheit, Stürze, Verwirrtheit, Verdauungsstörungen, Übelkeit, Schlafprobleme und Mundtrockenheit. Solche Probleme sollte man also nicht einfach aufs Alter schieben, sondern stets daran denken, dass sie durch ein Medikament hervorgerufen worden sein könnten. Dieser Verdacht liegt natürlich vor allem dann nahe, wenn man ein neues Arzneimittel erst seit kurzem einnimmt. Vorsicht bei verschreibungspflichtigen Schlafmitteln! Besonders problematisch sind starke Schlaf- und Beruhigungsmittel – und gerade sie werden älteren Menschen leider sehr häufig verschrieben. Das Problem ist, dass sie Beschwerden, an denen Senioren ohnehin öfter leiden, verstärken. Das kann unangenehm sein und manchmal sogar richtig gefährlich werden. So haben beispielsweise Schlafmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine eine muskelentspannende Wirkung. Außerdem erzeugen sie ein Gefühl der Benommenheit, das oft auch am nächsten Morgen und tagsüber noch anhält. Das macht die Pa- zum Problem werden. Dies gilt leider zum Teil auch für die neuere, ähnlich wirkende, aber besser verträgliche Medikamentenklasse der Benzodiazepinrezeptoragonisten. Daher sollten ältere Menschen solche Schlafmittel grundsätzlich nur über einen kürzeren Zeitraum (ein paar Tage, höchstens vier Wochen) einnehmen. Das ist auch deshalb wichtig, damit keine Abhängigkeit entsteht. Außerdem sollten sie möglichst keine lang wirksamen Sub- stanzen einnehmen, um sich nicht auch noch am nächsten Morgen müde und benommen zu fühlen. Quellen: Broschüre „Medikamente im Alter: Welche Wirkstoffe sind ungeeignet?“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. PRISCUS-Liste potenziell inadäquater Medikation für ältere Menschen. (Diese Liste kann im Internet heruntergeladen werden unter priscus.net/download/PRISCUS-Liste_PRISCUSTP3_2011.pdf.) Im Alter häufig verschriebene Medikamente, die problematisch sein können Antidepressiva Mögliche Nebenwirkungen: Verursachen häufig Schwindel und Benommenheit, was das Sturzrisiko erhöht. Weitere typische Nebenwirkungen sind Konzentrationsstörungen und Mundtrockenheit. Problematische Substanzen: Amitriptylin, Doxepin, Imipramin, Clomipramin, Trimipramin, Fluoxetin, Tranylcypromin Alternativen: Grundsätzlich sind Serotoninwiederaufnahmehemmer für ältere Menschen besser geeignet als trizyklische Antidepressiva. Empfehlenswert sind z. B. Citalopram, Escitalopram oder Sertralin. Arzneimittel gegen Herzrhythmusstörungen Mögliche Nebenwirkungen: Betreffen v. a. Gehirn und Nervensystem; u. a. können Schwindel, Schwächegefühl, Benommenheit, Sehstörungen und Sturzgefahr auftreten. Problematische Substanzen: Flecainid, Sotalol; digoxinhaltige Medikamente Alternativen: Für ältere Patienten empfehlen sich ( je nach Art der Herzrhythmusstörung) eher Betablocker, Amiodaron oder Propafenon. Manche Herzrhythmusstörungen können auch durch einen Eingriff mit dem Herzkatheter, einen Herzschrittmacher oder Defibrillator behandelt werden. Sprechen Sie mit Ihrem Kardiologen über die für Sie geeignetste Behandlungsmethode! Neuroleptika Mögliche Nebenwirkungen: Diese Mittel werden zur Behandlung psychischer Erkrankungen eingesetzt. Viele davon verursachen Bewegungsstörungen, die bei Senioren leicht zu Stürzen führen können. Deshalb sollten sie bei alten (und insbesondere bei dementen) Menschen grundsätzlich mit Vorsicht eingesetzt werden, und wenn, dann in möglichst niedriger Dosierung. Problematische Substanzen: Clozapin, Fluphenazin, Haloperidol, Levomepromazin, Olanzapin, Perphenazin, Thioridazin (können u. a. Bewegungsstörungen, Benommenheit, Mundtrockenheit, Verstopfung und Beschwerden beim Wasserlassen verursachen) Alternativen: Melperon, Pipamperon und Risperidon eignen sich besser für alte Menschen. Haloperidol sollte nur in niedriger Dosierung und über kürzere Zeiträume eingesetzt werden. Schlaf- und Beruhigungsmittel Mögliche Nebenwirkungen: Solche Medikamente hemmen wichtige Hirnfunktionen wie Aufmerksamkeit, Reaktionsvermögen und Bewegungskoordination und können Benommenheit verursachen. Außerdem entspannen sie die Muskulatur und begünstigen dadurch Stürze. Ferner können viele Schlafmittel abhängig machen. Problematische Substanzen: V. a. lang wirksame Benzodiazepine wie Bromazepam, Diazepam, Flunitrazepam, Flurazepam, Medazepam, Prazepam Alternativen: Nur kurz wirksame Benzodiazepine in niedriger Dosierung und lediglich über eine kürzere Zeitdauer einsetzen (z. B. Brotizolam bis 0,125 mg pro Tag, Lorazepam bis 2 mg pro Tag, Lormetazepam bis 0,5 mg pro Tag). Empfehlenswert sind auch die sogenannten „Z-Substanzen“, aber ebenfalls niedrig dosiert (Zaleplon bis 5 mg pro Tag, Zolpidem bis 5 mg pro Tag oder Zopiclon bis 3,75 mg pro Tag). Eine andere gute Alternative sind beruhigend wirkende Antidepressiva wie z. B. Mirtazapin, pflanzliche Substanzen wie Baldrian und nichtmedikamentöse Maßnahmen (Schlafhygiene, Entspannungsverfahren). 16 tienten müde und lethargisch. Und beides zusammen erhöht natürlich das Sturzrisiko – vor allem, wenn man nachts erwacht und zur Toilette gehen muss. Und drittens verschlechtern solche Substanzen die Gedächtnisfunktion: Aufmerksamkeit, Konzentrationsvermögen und Bewegungskoordination sind beeinträchtigt. Das kann vor allem bei älteren Menschen, die an Gedächtnisproblemen leiden oder womöglich sogar bereits eine Demenz haben, das schlafmagazin 3/2013 Medikamente gegen zu häufigen Harndrang und Inkontinenz Mögliche Nebenwirkungen: Verdauungsprobleme, Mundtrockenheit, Schwindel, Benommenheit, Herzrasen Problematische Substanzen: Oxybutynin, Solifenacin, Tolterodin Alternativen: Trospium; außerdem helfen nichtmedikamentöse Maßnahmen wie Beckenbodengymnastik, Physio- oder Verhaltenstherapie. Schmerz- und Entzündungsmittel Mögliche Nebenwirkungen: Viele „nichtsteroidale Antirheumatika“, die bei Rückenschmerzen und Arthrose leider immer noch viel zu häufig verschrieben werden, erhöhen das Risiko für Magen- und Darmblutungen. Außerdem können sie Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen und die Nieren schädigen. Solche Mittel sollten grundsätzlich nicht über einen längeren Zeitraum hinweg eingenommen werden. Patienten mit Magen- oder Darmgeschwüren und schweren Nierenfunktionsstörungen dürfen sie überhaupt nicht nehmen. Problematische Substanzen: Acemetacin, Etoricoxib, Indometacin, Ketoprofen, Phenylbutazon, Piroxicam, Meloxicam Alternativen: Andere nichtsteroidale Antirheumatika (Diclofenac, Ibuprofen); Paracetamol (hierbei sind jedoch die im Beipackzettel bzw. vom Arzt empfohlenen Höchstdosen zu beachten, da eine Überdosierung zu Leberschäden führen kann); Opioide wie Buprenorphin, Hydromorphon, Kodein, Morphin, Oxycodon, Tilidin/Naloxon, Tramadol; evtl. Metamizol Blutverdünnende Medikamente Mögliche Nebenwirkungen: Grundsätzlich erhöhen alle Medikamente, die das Blut verdünnen, auch das Blutungsrisiko. Viele dieser Medikamente müssen vor Operationen abgesetzt werden. Problematische Substanzen: Prasugrel (bei Patienten ab 75 Jahren besteht erhöhte Blutungsgefahr), Ticlopidin (kann die Leber schädigen und das Blutbild verändern) Alternativen: Acetylsalicylsäure (ASS), Clopidogrel das schlafmagazin 3/2013 17