Selektion

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Ökologische „constraints“
Lebensform-Typen
Bodenbewohner
Lebensformtyp „Schnelle Schwimmer“
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Purves et al.:
Cambell et al.
Kapitel EVOLUTION
= besser
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Viele Darstellungen sehr
gut,
aber: Alles läuft auf
Kreationismus/
„Intelligentes Design“
hinaus
Futuyma: nur für Fortgeschrittene !
geht so !
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40,- Euro
Erklärungen für
Merkmalsübereinstimmungen
Erklärungen für
Merkmalsübereinstimmungen
Traditionshomologie
„Merkmale“ wie Verhaltensinhalte i.w.S. können an Nachkommen
weitergegeben durch
Vererbung
sogenannte Erbkoordinationen
= Homologie
Lernen
Nachkommen erlernen Fertigkeiten,
Verhaltensinhalte durch Imitation der
Eltern oder Gruppenmitgliedern
Bildung von Traditionen
= Traditionshomologie
Wenn dies über mehrere Generationen beobachtbar ist, erscheint dies
wie ein für die betreffende Gruppe charakteristisches Merkmal, dass
„von Eltern auf ihre Nachkommen“ weitergegeben worden ist. Der
Informationsspeicher ist hier das Gehirn. Auch hier kann Selektion
wirken, wenn dadurch die Überlebenswahrscheinlichkeit der Gruppe
steigt:
Kulturevolution, kulturelle Evolution, Soziobiologie
Werkzeuggebrauch
Termitenangeln bei
Schimpansen
Nüsse-Knacken wird tradiert
Rotgesichtsmakaken in Japan waschen seit
Generationen Kartoffeln
Blaumeisen in England
Michael TOMASELLO
Die kulturelle Entwicklung des
menschlichen Denkens:
Zur Evolution der Kognition
Suhrkamp Verlag
12€
Selektion
Prof.Dr.Hannes F.Paulus, Einführung in die Evolution, 1stdg. WS 2009-2010
Aufgaben der Evolutionsforschung:
1. Hat es Evolution gegeben ?
2. Wie ist Evolution verlaufen ?
zu 1.
zu 2.
Dokumente
Erforschung der Stammesgeschichte
Fossilien, Homologienforschung
Stammbäume (Dendrogramme)
3. Welches sind die Evolutionsfaktoren
Kausalanalysen
Was muss erklärt werden ?
• Wie kommt es zu Veränderungen in Populationen in der Zeit ?
• Wie kommt es zu neuen Arten ?
• Warum sind Organismen zweckmäßig gebaut ?
Anpassungen
Gemeint sind nicht Anpassungen, die während der Ontogenese entstehen !
Es geht um die Frage der Entstehung des genetischen Programmes !
Welches sind die Evolutionsfaktoren ?
Erklärungsversuche
Lamarck (1809)
„Vererbung erworbener
Eigenschaften“ =
Es sollte einen Weg vom
Phänotyp ins Genom geben
Darwin (1859)
Das Zusammenspiel von
Mutationen und Selektion
sorgt dafür, dass nur
bestimmte Genotypen weiter
bestehen können. =
Phänotypen werden nur
durch das Genom bestimmt
Erschienen am 24.11.1859
Abschneiden von Schwänze und Ohren bei diversen
Hunderassen hat trotz Jahrhundert langer Zucht nicht
dazu geführt, dass diese Hunde ohne diese Organe auf
die Welt kommen.
Vererbung „erworbener
Eigenschaften“ ?
Die Etablierung des „Darwinismus“
DARWINISM
AN EXPOSITION OF THE
THEORY OF NATURAL SELECTION
WITH SOME OF ITS APPLICATIONS
BY
ALFRED RUSSEL WALLACE
LL.D., F.L.S., ETC.
Alfred R. Wallace
WITH A PORTRAIT OF THE AUTHOR, MAP
AND ILLUSTRATIONS
MACMILLAN AND CO.
LONDON AND NEW YORK
1889
Kausalanalysen: Prämissen
1. Genetische Variabilität in Populationen
2. Mutationen (zufällig)
3. Mehr Nachkommen als zum Größenerhalt einer Population erforderlich
Kurve des exponentiellen Wachstums
Eine Blaumeise legt pro Brut 10 – 13 Eier.
Dieses macht sie ca. 2 X im Jahr.
Das sind 26 Junge pro Jahr.
Ohne Regulativ würde die Population der Blaumeisen exponentiell
wachsen. Nach kurzer Zeit wäre die Erde meterhoch mit Blaumeisen
bedeckt !
Da dies offenkundig nicht der Fall ist, folgt daraus, dass
das Fortpflanzungspotential nicht ausgeschöpft wird !
Was ist Selektion ?
In kleinen Gelegen
sind wenige schwere
Junge
Die meisten Paare
haben eine mittlere
Gelegegröße
In großen
Gelegen sind
viele leichte Junge
Wenige
große Eier
Viele kleine
Eier
Welche Gelegegrößen erfolgreicher sind, hängt vom
Nahrungsangebot und der Witterung ab !
schwerere Junge
haben bessere
Überlebenschancen
Kausalanalysen: Selektion
• Warum ist das so ?
– Nicht alle Jungen werden groß
– Varianz in den Eizahlen
– Unterschiedliche Mortalität etc.
Darwin sagte dazu:
Dass dem so ist, ist kein Zufall !
Der Mechanismus, der für das nicht-zufällige
„Überleben“ sorgt, ist die Selektion.
Welche Individuen zur Fortpflanzung gelangen, hängt von
ihrer genetischen Ausstattung (Eignung) ab
Fitness
„Kampf ums Dasein“ besser: „Wettstreit“ um höheren
oder niedrigeren Fortpflanzungserfolg
Selektion
Selektion wirkt, indem es jene Individuen bevorzugt,
die höhere Vermehrungsraten haben.
Dies führt nämlich dazu, dass diese ihre erblichen
Eigenschaften in höherem Anteil in die nächste
Generation einbringen können.
Dadurch werden die erblichen Eigenschaften mit geringerem
Erfolg in der Population in den kommenden Generationen seltener.
Selektion ist unterschiedlicher Vermehrungs- oder
Fortpflanzungserfolg auf Grund unterschiedlicher
genetischer Eignung.
Sie findet daher stets zwischen Individuen derselben Art statt.
Jede Selektion ist daher immer intraspezifisch !
Wo findet Selektion statt ?
Einfaches Beispiel:
1 Mäusebussard fliegt über zwei Mäusen.
Welche wird er fangen ?
Bei der Betrachtung nur eines einzigen Falles, wird das Ergebnis eher
Zufall sein.
Statistisch gesehen wird er jedoch bei Betrachtung vieler Fälle mit höherer
Wahrscheinlichkeit diejenigen Mäuse fangen, die weniger vorsichtig sind oder
auffälliger gefärbt sind.
Wenn die Eigenschaft „vorsichtiger sein“ oder „auffälliger gefärbt“ genetisch
bedingt ist, werden die Mäuse der kommenden Generationen mit dieser
Eigenschaft weniger häufig gefressen als die anderen.
Sie werden daher mehr Fortpflanzungserfolg haben. Dadurch wird diese
genetische Eigenschaft „Vorsicht“ mit höherer Frequenz in den nächsten
Generationen vertreten sein.
?
?
?
?
?
?
?
SELEKTION IST EIN STATISTISCHER PROZESS
!!
?
Wo fand Selektion statt ?
Die Selektion fand zwischen den beiden Mäusen statt.
Der Bussard war Selektionsfaktor.
Verallgemeinerung:
Selektion findet immer
zwischen den Individuen
derselben Art
statt !
Selektion ist das Gegenteil von Zufall !
Selektion bringt eine Richtung in die Evolution.
Kausalfaktor: Genetische Variabilität
1. Woher kommt erbliche Variabilität
Mutationen
Rekombinationen (Meiose)
Beide sind zufällig ! Zufällig heißt,
das Einzelereignis ist nicht vorhersagbar.
Das Ereignis selbst ist dennoch nicht ohne Ursache !
Mutationen entstehen zwangsläufig !
Entstehung aus der Replikation (Mischung von Genen
in der Meiose = Methode der Herstellung von Kopien bei
Chromosomen vor ihrer Teilung). Das Kopieren
geht sehr schnell (bei Bakterien 500 Basen pro Sekunde).
Dies macht Fehler beim Ablesen unvermeidlich:
ca. 30 Gene pro Zellteilung sind falsch transskribiert worden.
Fehlerkorrekturen durch spezielle Enzyme: Reparaturgene
(machen sozusagen nochmals ein Korrekturlesen).
Transskriptionsfehler
Mutationen
nicht reparierte Schäden in der DNA
Rekombination
Bei der Bildung von Gameten
Bei ihrer Fusion zur Schaffung eines neuen
Individuums
Natürliche Mutationsraten
Zahl von DNA-Strukturgenen:
Bakterien: 2000 – 5000
Drosophila: 5000 – 6000
Mensch:
ca. 25 000-30 000
(aber ca. 65 000 RNA-Gene !)
Eine Mutationsrate von 10% heißt,
dass 10% der Individuen an
irgendeinem Genlocus eine Mutation
erfahren werden.
An welchen: Zufall !
Dieser Zufall ist nicht ohne
Kausalität ! Er besagt nur, dass
eine bestimmte Mutation nicht
vorhersagbar ist.
Treten Mutationen nicht zu selten auf, um relevant
für die Evolution zu sein?
Angenommen die Mutationsrate pro Genort betrage 10-6, es
gäbe 105 Individuen in der Population und 105 Genorte pro
Individuen, dann gilt:
105
X
Individuen
1010
Genorte in
der
Population
105
=
Genorte pro
Individuum
X
10-6
Mutationsrate pro
Genort
1010
Genorte in der
Population
=
104
Mutationsrate in der
Population
Also: Es treten ca. 10-6 Mutationen pro Genort auf, d. h., es
treten 10-6 Mutationen in 1010 Genorten auf, d. h., es gibt 104
= 10.000 Mutationen in der Population oder anders
ausgedrückt von 100.000 Individuen mutieren statistisch
gesehen 10.000 Genorte.
Das ist eine Mutationsrate von durchschnittlich 10%.
Die Mutationsrate ist auf ein einzelnes Gen gesehen relativ
gering, wenn man jedoch die Gesamtheit aller Gene einer
Population betrachtet, dann ist sie beträchtlich.
Treten Mutationen nicht zu selten auf, um relevant
für die Evolution zu sein?
Angenommen die Mutationsrate pro Genort betrage 10-6, es
gäbe 105 Individuen in der Population und 105 Genorte pro
Individuen, dann gilt:
105
X
Individuen
1010
Genorte in
der
Population
105
=
Genorte pro
Individuum
X
10-6
Mutationsrate pro
Genort
1010
Genorte in der
Population
=
104
Mutationsrate in der
Population
Also: Es treten ca. 10-6 Mutationen pro Genort auf, d. h., es
treten 10-6 Mutationen in 1010 Genorten auf, d. h., es gibt 104
= 10.000 Mutationen in der Population oder anders
ausgedrückt von 100.000 Individuen mutieren statistisch
gesehen 10.000 Genorte.
Das ist eine Mutationsrate von durchschnittlich 10%.
Die Mutationsrate ist auf ein einzelnes Gen gesehen relativ
gering, wenn man jedoch die Gesamtheit aller Gene einer
Population betrachtet, dann ist sie beträchtlich.
Kausalfaktor: Variabilität
2. Wie groß ist die genetische Variabilität ?
a. Mutationen
Die meisten Genorte haben mehrere Allele:
A, a1, a2, a3, ......
Daraus ergeben sich mehrere Mutationsmöglichkeiten.
Jedes Individuum hat andere Allele.
Durch Genfluß werden sie in der Population ständig gemischt,
so dass nur in der gesamten Population alle Allele vorkommen.
Gene-pool = der Gesamtbestand aller Allele dieser Population
Kausalfaktor: Variabilität
2. Wie groß ist die genetische Variabilität ?
b. Rekombination
Säuger haben an ca. 40% ihrer Strukturgene irgendwelche Allele,
die demnach auch mutieren können.
Etwa 12% der Individuen haben unterschiedliche Allele (heterozygot)
Das bedeutet (rechnerisch vereinfacht !):
Betrachten wir einen Organismus mit
10 000 Gene/Individuum
10% sind heterozygot
d.h. jedes Individuum hat ca. 1000 Gen-Orte, die
heterozygot sind oder 1/10 seiner 10 000 Gene.
Variabilität: Rekombination
Daraus kann man abschätzen, wie viele genetisch verschiedene Spermien
1 Individuum bilden kann:
1 Genort heterozygot
die anderen sind demnach homozygot
A, a
AA
Bei 1 Genort gibt es demnach 2 Sorten von Spermien:
A und a
Also
1 Genlocus =
2 Genloci =
3 Genloci =
n Genloci =
2¹ = 2 Sorten von genetisch verschiedenen Spermien
2² = 4
2³ = 8
2ⁿ verschiedene Sorten von Spermien !
Kausalfaktor: Variabilität
z.B. n = 27 = ca. 100 Millionen Typen von Spermien
n = 33 = ca. 8,5 Milliarden Typen von Spermien
Wir haben aber 1000 Genorte = 2 hoch 1000 = 1 mit 301 Nullen !!
Sperma-Erguß eines Mannes: ca. 100 – 300 Millionen Spermien
d.h. keines dieser Spermien ist genetisch identisch
Allein diese Form genetischer Varianz ist de facto unendlich groß !
Ganz ähnlich ist es bei Betrachtung der Genotypen.
Genetische Varianz als Basis für Selektion
Selektion kann demnach auf ein astronomisches Angebot
genetischer Varianz zugreifen.
Evolution über das Wirken von Selektion führt zu Veränderungen des
Eigenschaftsgefüge der Individuen in der Generationenfolge.
Die zentrale Aussage der Selektionstheorie von Darwin:
Welche Individuen durch ihr Mehr an Fortpflanzung zur
genetischen Veränderung in der Population beitragen,
ist kein Zufall, sondern statistisch gesehen
eine Konsequenz ihrer Fitness (genetischen Eignung) .
Selektion ist daher das Gegenteil von Zufall und bringt eine Richtung in das
Evolutionsgeschehen.
Diese Richtung ist aber nicht teleonomisch, sondern opportunistisch
(„besser sein als meine momentane Konkurrrenz“).
Jede Selektion kann prinzipiell der Folgen für
die genetische Zusammensetzung einer
Population haben:
• Der Zustand wird stabilisiert; es verändert sich nichts
• Der Zustand verschiebt sich in irgend eine Richtung
• Der Zustand verschiebt sich in zwei oder mehr
unterschiedliche Richtungen
Häufigkeit in
der Population
Stabilisierende Selektion
zwei unterschiedliche Folgen:
Merkmalsausprägung
Häufigkeit
vorher
Verstärkung der
mittleren Varianten
(Mittelwert bleibt gleich)
Zustand in der Population
gleich halten (“stabil”)
Häufigkeit
nachher
Häufigkeit
nachher
Phänotypen
Phänotypen
Häufigkeit in
der Population
Stabilisierende Selektion
zwei unterschiedliche Folgen:
Merkmalsausprägung
Häufigkeit
vorher
Verstärkung der
mittleren Varianten
(Mittelwert bleibt gleich)
Zustand in der Population
gleich halten (“stabil”)
Häufigkeit
nachher
Häufigkeit
nachher
Phänotypen
Phänotypen
Gerichtete oder transformierende Selektion
verändert und verschiebt die Häufigkeit der Varianzen in der
Population
Häufigkeit
Häufigkeit
vorher
Häufigkeit
nachher
Merkmalsausprägung
Phänotypen
Transformierende Selektion
erhöht die Variabilität in einer Population
Häufigkeit
vorher
Varianz verbreitert
oder
Varianz auf zwei
Gipfel verteilt
Phänotypen
Häufigkeit
nachher
Phänotypen
= disruptive Selektion
Folgen von Selektion
Populationen bleiben gleich:
- Population ist stabilisiert
Populationen verändern sich:
- Verschiebung in irgendeine
Richtung
(=gerichtete Selektion)
- in der Population sind zwei Typen
gleich gut angepasst
(= aufspaltende Selektion)
Folgen von Selektion
Populationen bleiben gleich:
- Population ist stabilisiert
Populationen verändern sich:
- Verschiebung in irgendeine
Richtung
(=gerichtete Selektion)
- in der Population sind zwei Typen
gleich gut angepasst
(= aufspaltende Selektion)
Künstliche Selektion zeigt die
Möglichkeit einer transformierenden
Selektion
Konsequenzen von Selektion
Wie kommt es zu diesen Veränderungen ?
1. Die Häufigkeitsverteilung des betrachteten Merkmales in der Kurve
zeigt, dass die Individuen mit der mittleren Ausprägung
(z.B. Länge des Schnabels) am häufigsten sind. Dies ist eine Folge,
weil diese den höchsten Fortpflanzungserfolg haben.
Die selteneren Schnabellängen (sehr kurze oder sehr lange Schnäbel)
sind weniger häufig, weil sie geringeren Fortpflanzungserfolg haben.
2. Wenn diese Verteilung sich in der Zeit verändert, dann hatten aus
irgendwelchen Gründen Individuen mit andere Schnabellängen
höheren Fortpflanzungserfolg.
3. Selektion sorgt demnach über unterschiedlichen Fortpflanzungserfolg
der Geno-Typen dafür, dass entweder alles
gleich bleibt
sich in eine Richtung verschiebt
sich in zwei Richtungen verschiebt
stabilisierende Selektion
gerichtete Selektion
disruptive Selektion
Formen von Selektion
Natürliche Selektion
Überleben
Sexuelle Selektion
Erlangen eines
Geschlechtspartners
Verwandtenselektion
(kin selection)
Verwandte haben ein Teil
der Gene gemeinsam
Gruppenselektion
Spezielles Gruppenverhalten
sorgt für Vorteile der Gruppe
gegenüber anderen Gruppen
Künstliche oder anthropo- Der Mensch sorgt für untergene Selektion
schiedlichen Fortpflanzungserfolg
Bei jeder dieser Selektionsformen geht es am Schluss
immer um höheren oder niedrigeren Fortpflanzungserfolg !
Sexuelle Selektion
Sexuelle Selektion fördert jegliches Verhalten und/oder das Herausbilden von
Strukturen, das/die dem Individuum die Wahrscheinlichkeit erhöht, einen
Geschlechtspartner und Kopulationen zu erlangen.
Der Wettstreit um Geschlechtspartner kann zwei Typen von
Sexualdimorphismen hervorrufen:
männliche Prachtkleider
männliche Kampfstrukturen
Variation im Reproduktionserfolg:
Männchen gegenüber Weibchen bei See-Elephanten
100
Zahl
geborener Männchen (%)
90% sterben ohne Nachkommen
75
Wenige Väter erzeugen
80-100% der Nachkommen
50
25
0
0
75
Zahl
geborener Weibchen (%)
1-10 11-20
41-50
81-100
60% sterben ohne Nachkommen
50
Die erfolgreichsten
produzieren bis zu 10 Junge
25
0
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Zahl groß gewordener Junge
Variation im Reproduktionserfolg:
Männchen gegenüber Weibchen bei See-Elephanten
100
Zahl
geborener Männchen (%)
90% sterben ohne Nachkommen
75
Wenige Väter erzeugen
80-100% der Nachkommen
50
25
0
0
75
Zahl
geborener Weibchen (%)
1-10 11-20
41-50
81-100
60% sterben ohne Nachkommen
50
Die erfolgreichsten
produzieren bis zu 10 Junge
25
0
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Zahl groß gewordener Junge
Prachtkleid und Paarungserfolge
Sexuelle Selektion
Männchen konkurrieren darum, von
Weibchen gewählt zu werden:
“female choice”.
Männliche Prachtkleider dienen als Signale für Weibchen,
um an seiner Ausprägung die fitness des Männchen
ablesen zu können.
Prachtkleider dienen der
Fitness-Indikation
Weibchen wählen danach die „besseren“ Männchen, da sie annehmen können,
dass diese Männchen die genetisch besseren Väter für ihre Kinder sein werden.
Prachtkleider
female choice
Männchen kämpfen um den
Zugang zu Weibchen
„male – male – competition“
Männliche Kampfstrukturen
dienen dazu, andere Männchen
zu besiegen,
um dadurch Zugang zu Weibchen
zu erlangen und die anderen
Männchen an der Fortpflanzung
zu hindern.
Die Kampfstrukturen können für andere
Männchen auch Signalfunktion haben, um
die fitness des Gegners einschätzen zu können.
Verwandtenselektion
Andersartige Betrachtungsebene:
Selektion findet auch auf der Ebene der Gene statt.
Statistisch gesehen stammen
50%
meiner Gene vom Vater und
50%
von der Mutter.
Meine Geschwister besitzen rein statistisch gesehen
50% meiner Gene (25% vom Vater, 25% von der Mutter)
1976
Wenn es darum geht, in der nächsten Generation mit
mehr seiner Gene vertreten zu sein, dann lizensiert
dies, auch denjenigen Individuen zu mehr Fortpflanzungserfolg zu verhelfen, die ebenfalls Teile meines
Genbestandes besitzen.
„Das egoistische Gen“
Dies führte bei vielen Tieren zu Formen des Helfertums, da es
gleichgültig sein kann, ob ich selbst oder mein Verwandter mehr meiner Gene
in die nächste Generation einbringt.
Diese Selektionsform führte zu verschiedenen Formen des Sozialverhaltens
Soziobiologie
Selektionstypen
(Zusammenfassung)
Mittelfristig beobachtete Selektion:
Industriemelanismus
Weiß ist auf dunkler Rinde
benachteiligt
Birkenspanner.
Biston betularia
in
zwei Farbmutanten:
Weiß
Schwarz
in der Regel häufig
in der Regel selten
Schwarz ist auf heller Rinde
benachteiligt
Häufigkeit der dunklen (carbonaria) und
hellen (betularia)-Formen in Gross-Britannien 1960
Korrelation der SchwefeldioxidAbnahme mit dem Rückgang der
dunklen Birken-Spanner-Formen
Periodische kurzzeitige Selektion:
Balancierter Polymorphismus
Im Frühjahr gibt es viele Rote und
weniger Schwarze;
im Sommer/Herbst ist es umgekehrt.
Zweipunkt-Marienkäfer
(Adalia bipunctata)
Die „Roten“ sind
kälteresistenter, die
„Schwarzen“ wärmeresistenter.
Daher sterben im Winter
mehr der Schwarzen, so dass
jetzt im Frühjahr mehr Rote
übrig geblieben sind.
Im Sommer ist es umgekehrt:
Der Anteil der Schwarzen steigt.
Die durchschnittliche Schnabeldicke des „Mittleren Grundfinks“
(Geospiza fortis) auf den GalapagosInseln verändert sich mit den Bedingungen der Umwelt (hier in „trockenen
Jahre“ haben dickere Schnäbel Vorteile gegenüber dünneren
Schnäbeln).
Varianten mit dickeren Schnäbeln
Haben in feuchteren Jahren
höheren Fortpflanzungserfolg !
Künstliche oder anthropogene Selektion
Anthropogene Selektion:
Tier- und Pflanzenzucht, Gentechnik
Anthropogene
Selektion in der Natur
Gesamtareal des Kabeljau (Gadus morhua)
Selektion durch Überfischung
Beacham 1983
Olsen et al. 2004 Nature 428
Abnahme des mittleren Alters der Kabeljau-Weibchen
bis zur Geschlechtsreife. Die Weibchen sind damit
korreliert immer kleiner geworden.
Früher waren Kabeljaue im Schnitt 30-40 Kg schwer (max. 95 !);
Heute nur noch 4 – 5 kg !!!
14 kg Kabeljau
22 kg
Fischstäbchen bestehen meist aus Kabeljau
Anthropogene
Selektion und
transgene
Organismen
die Zukunft ?
ausgestorben (?)
Centauren: Erste gelungene transgene
Mensch/Pferd Kreuzung ??
Rekonstruktion:
Männchen
Weibchen
Kulturelle Belege
ausgestorben (?)
oder
ausgerottet ?
Skelettfunde
http://custombyamy.files.wordpress.com/2009/10/death_of_the_centaur_chiron.jpg
Zusammenfassung
Selektion führt unweigerlich zu Veränderungen im Eigenschaftsgefüge
(Aussehen, Physiologie, Verhalten etc.) von Populationen einer Art.
Dies geschieht lediglich dadurch, dass bestimmte Individuen mehr
ebenfalls erfolgreichere Nachkommen produzieren als andere.
Dadurch steigt der Anteil ihrer Gen- bzw. Allelen-Ausstattungen in den
Folgegenerationen, wodurch andere automatisch seltener werden.
Evolution auf dieser Ebene betrachtet ist die Veränderung
der Allelenhäufigkeit in der Zeit verursacht durch Selektion.
Evolutive Veränderungen sind daher das Resultat indirekter
„Versuche“, von denen statistisch gesehen immer nur die
weiter kommen, die erfolgreicher sind als andere.
Selektion ist daher immer ein statistischer Prozess und
daher das Gegenteil von Zufall !
Arten und Artbildung
(Speziation)
Paulus: Einführung in die Evolution
Art - Konzepte
In der Biologie können Arten nach unterschiedlichen Gesichtspunkten
und daher nach unterschiedlichen Kriterien erfasst werden. Daraus
resultierten in der Vergangenheit eine Vielzahl von
ART-DEFINITIONEN, die jedoch lediglich versuchen, das Phänomen der
Art von unterschiedlichen Seiten zu beleuchten.
Dennoch gibt es eine zentrale Definition, die in allen Konzepten
erfüllt sein muss. Die 4 wichtigsten Konzepte stellen die Art unter
verschiedenen Gesichtspunkten dar:
Typologischer Artbegriff (Linné)
1. Morphologische Art
Einheiten ohne bisexuelle Fortpflanzung
Selbstbestäuber
= Agamospezies
Apomikten
Parthenogenese
Fortpflanzungsgemeinschaft
2. Biologische Art
Ökologische Einheit
Evolutionäre Einheit
ARTKONZEPT:
MORPHOSPEZIES
Alle Mitglieder einer Population (Stichprobe), die unter
Beachtung verschiedener Varianzmöglichkeiten
(Altersunterschiede, genetische und ökologische
Variabilität),
•
eine strukturelle Einheit bilden und daher messbare
•
Unterschiede zu anderen solchen Einheiten bilden.
•
•
Zwischen Mitgliedern verschiedener Arten bestehen
Merkmalssprünge (Diskontinuität).
Zusatzkriterien:
Alle Populationen dieser Arten besitzen
ihnen eigene Verbreitungsareale, deren
Verteilungen ökologische, aber auch historische
Gründe haben.
Ihre Nachkommen stimmen wieder mit ihren Eltern
überein.
ARTKONZEPT: Biologische oder Evolutionäre Art 1
Eine Art ist die Gesamtheit der Individuen, die sich
tatsächlich oder potentiell miteinander fruchtbar kreuzen,
deren Nachkommen ebenfalls fruchtbar kreuzen und
von anderen Arten durch Isolationsmechanismen
reproduktiv isoliert sind.
Nur Mitglieder einer Art haben tatsächlich oder potentiell
Genaustausch. Sie stellen daher ein geschlossenes
genetisches System dar, da sie eine Fortpflanzungsgemeinschaft bilden.
Isolationsmechanismen verhindern oder minimieren Hybridisierungen.
Die Folgen des nur oder ganz überwiegend innerhalb der Art stattfindenden
Genaustausches sind:
sie bilden eine morphologische Einheit (= Morphospezies)
sie bilden eine ökologische Einheit (= Ökospezies)
ARTKONZEPT: Biologische oder Evolutionäre Art 2
Entscheidende Kriterien im Gelände :
Kommen die fraglichen Arten zusammen (syntop, synchron) vor ?
Gibt es Anhaltspunkte dafür, dass die Mitglieder dieser Art
reproduktiv isoliert sind ?
Diese Genetische Trennung (Isolation) kann beruhen auf:
1. Paarungsverhalten oder Bestäubungsmechanismen
2. Getrennte Paarungs- oder Blühzeiten
3. Unterschiedliche Habitate (= getrennte ökologische Ansprüche)
4. Genetische Inkompatibilität (= postgamer Trennungsmechanismus:
z. B. Polyploidisierung)
Allgemein spricht man von „ISOLATIONSMECHANISMEN“
diese können wirksam werden
vor sexuellem Kontakt
prägamer Mechanismus
nach sexuellem Kontakt
postgamer Mechanismus
Vor allem bei Pflanzen kann man auch unterscheiden:
Präpollinationsmechanismen (z.B. verschiedene Bestäuber)
Postpollinationsmechanismen:
präzygotisch
postzygotisch
Prägame Isolation
prae (pro)game: alle Mechanismen, die vor der Paarung/Pollenübertragung oder Befruchtung eine Verhinderung erreichen.
Diese können sein
optische, olfaktorische, akustische, taktile Signale,
verhaltensbiologische Muster aus diesen Signalen,
die eine Arterkennung gewährleisten
mechanische Trennungen der Kopulationsorgane oder
Kopulationsstellungen (selten)
getrennte Paarungshabitate (räumlich, zeitlich)
Die meisten dieser Signale unterliegen gleichzeitig der Sexuellen
Selektion !
Beispiele prägamer Isolationssignale
Reproduktive Isolationsmechanismen
• Postgame Mechanismen:
• Hybridensterblichkeit: Schaf + Ziege.
• Hybridzygoten sind gestört
• Hybriden unfruchtbar: Maulesel
[Eselmann mit Pferdestute: Maulesel;
Pferdehengst mit Eselstute: Maultier]
• verringerte Fertilität
• ein Geschlecht ist steril (keine
Gametenbildung)
Zebrapferd
Nicht fertil, weil bei Eltern mit verschiedenen
Chromosomenzahlen deren Hybriden ungerade Zahlen an
Chromosomen haben (Pferd n=32, Esel n= 31). Dies führt in der Meiose zu Störungen.
ARTKONZEPT: Agamospezies 1
Agamospezies sind
Selbstbestäuber (autogame Sippen)
Apomikten (= Samenbildung ohne Pollen = Agamospermie);
Parthenogenese („Jungfernzeugung“)
Sie alle produzieren genetisch sehr ähnliche Nachkommen
(der Anteil der Homozygotie wächst).
Apomikten oder sich vegetativ vermehrende Individuen produzieren
genetisch identische Nachkommen (Klone).
Für sie kann der Biologische Artbegriff nur partiell angewendet werden,
wohl aber der der Morphospezies.
Agamospezies können dann als „gute“ Arten behandelt werden, wenn
die entsprechenden Tiere oder Pflanzen
Eigenständige, morphologisch fassbare Population bilden
(nicht als Einzelindividuen in Populationen anderer Arten vorkommen).
eigene ökologische Ansprüche haben (eine eigene „Ökologische Nische“
gebildet haben !)
Artbildung setzt voraus, dass der Genfluss
zwischen Populationen unterbrochen wird
Wie entstehen neue Arten ?
• Allopatrisch geographische Barrieren
(räumliche Separation)
• Sympatrisch - innerhalb
einer Population (ohne
Separation) –
•
nur wenige gut untersuchte
Beispiele
Nach gelungener Artbildung:
Populationen sind genetisch getrennt = Isolation
Allopatrische Artbildung
Separation
genet. isoliert
Separation = geografische Trennung
Isolation = genetische Trennung
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