Die Geologie im Trollbachtal Die Weinbauregion Nahe nimmt aufgrund ihrer geologischen Vielfalt eine Sonderstellung ein. Es sind fünf Formationen, die sich berühren: Die ältesten Gesteine entstanden im Devon vor etwa 350 Millionen Jahren, gefolgt von der Karbonoder Steinkohlenzeit und dem Perm, dessen erste Phase vor 286 Millionen Jahren einsetzte. Sehr viel jünger sind die Ablagerungen des Tertiärs vor 30 Millionen Jahren, als das Meer zum letzten Mal unseren Raum erreichte. Die letzte Formation ist das Quartär. Im Osten hat der Landkreis Bad Kreuznach Anteil an einer „Seitenkammer“ des oberrheinischen Tieflandes. Sie wird nach Norden vom Binger Wald begrenzt, einem Ausläufer des Rheinischen Schiefergebirges. Somit liegt das Untere Naheland, das gleichmäßig gegen die Vorberge des Soonwaldes ansteigt, im Wind- und Regenschutz des Hunsrücks. Skurrile Felsklippen Jahrhundertelang führte nur ein schmaler Fußweg durch das Trollbachtal. Erst 1909 bringt der Bau einer Kreisstraße für Burg Layen, Rümmelsheim und Dorsheim die direkte Anbindung an das Verkehrsnetz von Nahe und Rhein. Der Trollbach, der sich tief in das anstehende Der Naheraum gehört geologisch zu einer großen Mulde, der Saar-Nahe-Senke, die im Karbon entstanden ist. Im Zeitalter des Rotliegenden wurde die Senke vertieft, von vulkanischen Eruptionen erschüttert und später mit Gesteinen aufgefüllt. Im Tertiär sank die oberrheinische Tiefebene ein, ein Meeresarm reichte bis in die Gegend von Sobernheim. In der Eiszeit waren selbst der Schwarzwald und die Vogesen vergletschert. Das Gebiet der Nahe war eisfrei, doch stand es ganz unter dem Einfluss der wechselnden Kalt- und Warmzeiten. Während der Hunsrück sich etwas hob, grub sich die Nahe in die „weichen“ Ablagerungsschichten ein, durchsägte aber auch härtere Gesteine, wie der Durchbruch zwischen Bingerbrück und Bingen beweist. Das galt auch für den Trollbach. Gestein einschneiden musste, schuf einzigartige und bizarre Felspartien. Die drei interessantesten bezeichnet der Volksmund nach ihrem Erscheinungsbild als „Kamel“, „Nikolaus“ und „Eierfelsen“. Es sind sowohl einzelstehende, bis 15 Meter hoch aufragende Türme, als auch Steilwände und liegende Rücken. Sie ziehen sich, am östlichen Ausgang des Trollbachtales beginnend, bis zu 60 Metern Höhe die nördliche Talseite hinauf. Zunächst hat der Trollbach durch seine Erosionstätigkeit die harten Gesteinspartien freigelegt. Danach war die Verwitterung an der Modellierung der Felsen beteiligt. Das Gestein zeigt eine rotbraune Farbe. Wir erkennen in der feinsandigen Masse kleinere und größere Gesteinsbrocken unterschiedlicher Form und Farbe, die in dem Konglomerat zementiert sind: helle und dunkle Quarzite, Tonschiefer, Grünschiefer, Stromberger Kalk, Milchquarz und Phyllite. Dieses bunt durcheinander gewürfelte Material sind die Reste ursprünglicher Gesteinsschuttanschwemmungen. Sie gehören geologisch Das Trollbachtal zu den Waderner Schichten, einer Unterabteilung des Rot-liegenden. Diese so genannten Fanglomerate können sich nur in einem heißtrockenen Klima bilden, vergleichbar mit den Bedingungen im „Tal des Todes“ (Death Valley) in den westlichen USA. Durch die erheblichen Temperaturunterschiede von Tag und Nacht verwittert das Gestein bald zu größeren und kleineren Brocken und häuft sich am Fuß der Felsen an. Gelegentliche wolkenbruchartige Regengüsse reißen große Mengen des Gesteinsschutts mit sich fort und lagern ihn unsortiert ab. Mildes Klima temperaturen im Winter liegen selten unter null Grad, von einzelnen kalten Wintern und kürzeren Kälteperioden abgesehen. Außergewöhnliche Botanik Obwohl die Felsenklippen im Trollbachtal im Prinzip ungünstige Pflanzenstandorte sind, bringt das tief eingeschnittene Tal mit dem günstigen Mikroklima höchst interessante Biotope hervor. Als Pioniere siedeln sich Flechten und dürreresistente Moose an. Speziell die Flechten tragen durch Absonderung von Säuren zur schnellen Verwitterung der Gesteinsoberfläche bei. Obschon dort wahrlich kein Wüstenklima herrscht, so gehört das Trollbachtal doch zu den trockensten und wärmsten Regionen Deutschlands. Die nach Westen vorgelagerten Höhen des Hunsrück halten einen großen Teil der Niederschläge ab, vom Oberrheintal fließt dessen Wärme über die Niederung der Nahe auch in das kleine Seitental des Trollbachs. Es hat bei einer Durchschnittstemperatur von 9,7 Grad Celsius im langjährigen Mittel einen Niederschlag von gerade mal 534 Millimetern. Zusätzlich spielt die Exposition zur Sonne eine wichtige Rolle. An manchen Sommertagen steigt die Temperatur auf dem nackten Felsgestein von Goldloch und Eierfelsen auf 50 bis 60 Grad Celsius an. Der sich rasch erwärmende Urgesteinsboden kühlt nachts ebenso schnell wieder ab. Temperaturschwankungen von 40 Grad und mehr sind keine Seltenheit. Dieses Mikroklima entspricht südeuropäischen, Mit 20 Grad Celsius im Juli-Durchschnitt sind die Sommer recht warm aber nicht eben heiß. Jahre mit trockenen Sommerperioden wie 1947, 1959 und 1976 stellen besondere Extreme dar. Der Großteil der Niederschläge fällt im Frühjahr und im Herbst. Die Durchschnitts- ja sogar nordafrikanischen Verhältnissen. Selbst nach starkem Regen ist der wasserdurchlässige Boden bereits nach weinigen Tagen wieder völlig ausgetrocknet. Allein in Felsspalten und Klüften kann sich die Feuchtigkeit halten. An solchen Stellen gedeiht die XerothermVegetation, d.h. Pflanzen, die an ein Großklima mit langanhaltender Hitze und Trockenheit angepasst sind. Aufgrund ihres besonders Das Trollbachtal Wasserbedarfs vermögen sie auch längere Trockenperioden zu überstehen. Sie gelangten im Klimawechsel der Nacheiszeit vor etwa zehntausend Jahren in diese Region und konnten sich an den sonnigen Felshängen des Trollbachtales bis heute halten. Staudengesellschaft aus dekorativen Blumen. Dazu gehören der Blutrote Storchschnabel, das Felsen-Fingerkraut, der Bergklee und der Diptam, eine bis 1,50 Meter hoch wachsende Staude mit einem Blütenstand aus weißen, von roten Adern durchzogenen Blütenblättern. Die Vornehmlich im Goldloch begegnet man dem Haarpfriemengrassteppenrasen. Er setzt sich hauptsächlich aus Pflanzen der südeuropäischen bis zentralasiatischen Steppen zusammen und ist Relikt einer nacheiszeitlichen trocken-warmen Klimaperiode. Damals dehnten sich die Steppen vom Schwarzen Meer bis zur Nahe aus. Neben diesen Steppengräsern findet man auch BlumenStauden: die Küchenschelle mit den auffällig violetten Blütenglocken, die Karthäusernelke, das Sand-Fingerkraut und die Traubige Graslilie. In den Vegetationslücken der Steppenrasen haben sich Felsgrus-Gesellschaften angesiedelt. Felsgrus besteht aus Schutt mit haselnußgroßem Material und einigen gröberen Gesteinsbrocken sowie einer sehr dünnen humosen Schicht. Charakteristisch sind hier Blattsukkulenten, Pflanzen, die in Polstern Wasser speichern (Mauerpfeffer und Fetthenne), aber auch Tiefwurzler und einjährige Arten. Auch diese Felsgruspflänzchen gehören zur XerothermVegetation. Häufigste Vertreter sind das Felsengilbsternchen und der seltene HeideEhrenpreis. Dazu gehören der scharfe Mauerpfeffer, das Sonnenröschen, der Traubengamander, der Schmalblättrige Lein sowie die äußerst rare Öhrchen-Gänsekresse, die im Trollbachtal nur auf dem Eierfelsen vorkommt. Am Rande des kleinen Eichen-Mischwaldes westlich vom Eierfelsen siedelt in deren Windschutz eine licht- und wärmebedürftige größte botanische Rarität im Trollbachtal ist jedoch die Grundblütige Segge, auch Hallers Segge genannt. Wir finden sie in den steilen, nur wenig mit Gebüsch durchsetzten Trockenrasen des Goldlochs und auf dem monolithischen Block des Eierfelsens. Diese Segge findet ihr Hauptverbreitungsgebiet im Mittelmeerraum und wächst dort im Trockenrasen lichter Kiefern- und Olivenwälder. In Deutschland hat die Grundblütige Segge nur noch einen weiteren Standort, am Isteiner Klotz im südwestlichsten Zipfel Badens gelegen. Im Naheraum erreicht sie die absolute Nordgrenze ihrer Verbreitung. Erst 1934 wurde die Grundblütige Segge von dem bedeutenden Botaniker und Heimatforscher David Wiemann im Biotop des Goldlochs nachgewiesen.