Meereskunde - Die Onleihe

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BAND 32
BAND 32
Meereskunde
Der Autor:
Noch immer entdecken Ozeanografen
Unbekanntes. Doch wir wissen auch Vieles
über die Meere:
Rainer Crummenerl
Meereskunde
Das U-Boot gleitet durch tiefschwarzes Wasser. Nur das Licht seiner
Scheinwerfer erhellt diese Welt weit unter der Meeresoberfläche.
Plötzlich blitzen im Licht Tentakel auf – ist es ein Riesenkalmar?
BAND 32
Meereskunde
SEHEN | HÖREN || MITMACHEN
SEHEN
MITMACHEN
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Wissenschaftsjournalist
Warum ändert sich die Farbe des Meeres
von Blau in Grün oder Grau?
Wie entsteht ein Hurrikan über dem Meer?
Welcher Tiefseefisch lockt seine Beute mit Laternen an?
Tauche ein in die geheimnisvolle Welt der Ozeane von den
Uferbereichen bis hinab auf den Meeresgrund!
In dieser Reihe bereits erschienen:
Band 1 Unsere Erde
Band2
Der Mensch
Band3
Energie
Band4
Chemie
Band5
Entdecker und ihre Reisen
Band6
Die Sterne
Band 7 Das Wetter
Band8
Das Mikroskop
Band
9 Der Urmensch
Band 10 Fliegerei und Luftfahrt
Band 11 Hunde
Band 12 Mathematik
Band 13 Wilde Tiere
Band 14 Versunkene Städte
Band 15 Dinosaurier
Band16
Planeten und Raumfahrt
Band17
Licht und Farbe
Band 18 Der Wilde Westen
Band 19 Bienen, Wespen und
Ameisen
Band 20 Reptilien und
Amphibien
Band21
Der Mond
Band 23 Architektur
Band 24 Elektrizität
Band 25 Schiffe
Band 27 Pferde
Band 28 Akustik
Band 29 Wissenschaften
Band 30 Insekten
Band 31 Bäume
Band 32 Meereskunde
ISBN 978-3-7886-0272-7
9 783788 602727
C010_R_02727_32Meeresk_120111a.indd 1
Band 33 Pilze
Band 34 Wüsten
Band 35 Erfindungen
Band 36 Polargebiete
Band 37 Computer und Roboter
Band 38 Säugetiere der Vorzeit
Band 39 Magnetismus
Band 40 Vögel
Band 41 Fische
Band 42 Indianer
Band 43 Schmetterlinge
Band 44 Die Bibel.
Das Alte Testament
Band 45 Mineralien und Gesteine
Band 46 Mechanik
Band 47 Elektronik
Band 48 Luft und Wasser
Band 49 Sport
Band 50 Der menschliche Körper
Band 51 Muscheln, Schnecken,
Tintenfische
Band 52 Briefmarken
Band 53 Das Auto
Band 54 Die Eisenbahn
Band 55 Das alte Rom
Band 56 Ausgestorbene
und bedrohte Tiere
Band 57 Vulkane
Band 58 Die Wikinger
Band 59 Katzen
Band 60 Die Kreuzzüge
Band 61 Pyramiden
02/12
€ [D] 9,95
€ [A] 10,30
Band 62 Die Germanen
Band63
Fotografie
Band 64 Die alten Griechen
Band 65 Eiszeiten
Band 66 Geschichte der Medizin
Band 67 Die Völkerwanderung
Band 68 Natur
Band 69 Fossilien
Band 70 Das alte Ägypten
Band 71 Piraten
Band 72 Heimtiere
Band 73 Spinnen
Band 74 Naturkatastrophen
Band 75 Fahnen und Flaggen
Band 76 Die Sonne
Band 78 Geld
Band 79 Moderne Physik
Band 80 Tiere – wie sie sehen,
hören und fühlen
Band 81 Die sieben Weltwunder
Band 82 Gladiatoren
Band 83 Höhlen
Band 84 Mumien
Band 85 Wale und Delfine
Band 87 Türme und
Wolkenkratzer
Band 88 Ritter
Band 89 Menschenaffen
Band 90 Der Regenwald
Band 91 Brücken und Tunnel
Band 92 Papageien und Sittiche
Band 93 Die Olympischen Spiele
Band 94 Samurai
Band 95 Haie und Rochen
Band 96 Schatzsuche
Band 97 Zauberer, Hexen
und Magie
Band 98 Kriminalistik
Band 99 Sternbilder und
Sternzeichen
Band 100 Multimedia und
virtuelle Welten
Band 101 Geklärte und
ungeklärte Phänomene
Band 102 Unser Kosmos
Band 104 Wölfe
Band 105 Weltreligionen
Band 106 Burgen
Band 107 Pinguine
Band 108 Das Gehirn
Band 109 Das alte China
Band 110 Tiere im Zoo
Band 112 Fernsehen
Band 113 Europa
Band 114 Feuerwehr
Band 115 Bären
Band 116 Musikinstrumente
Band 117 Bauernhof
Band 118 Mittelalter
Band 119 Gebirge
Band 120 Polizei
Band 121 Schlangen
Band 122 Bionik
Band 123 Päpste
Band 124 Bergbau
Band 125 Klima
Band 126 Deutschland
Band 127 Ernährung
Band 128 Hamster, Biber und andere Nagetiere
Band 129 Lkw, Bagger und Traktoren
Band 130 Maya, Inka und Azteken
Gedruckt in Europa.
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12.01.12 10:28
RE1_32_Meereskunde_3_5.qxp
29.10.2009
16:23 Uhr
Seite 3
Inhalt
Die Erforschung der Meere
Das entfesselte Meer
Wie viel Wasser gibt es auf der Erde?
4
Was ist ein Tsunami?
30
Wann wurde das Weltmeer „entdeckt“?
4
Gibt es ein Tsunami-Warnsystem?
31
Was war die „Challenger“-Expedition?
6
Was sind Freak Waves?
31
Wie ist ein Forschungsschiff heute
ausgerüstet?
Wie gefährlich ist eine Sturmflut?
32
7
Wie kann man die Küsten schützen?
33
Wann begann die Eroberung der Tiefsee?
8
Was leisten moderne Tauchboote?
9
Was sind Tauchroboter?
10
Der Meeresraum
Lebensraum Meer
Welche Lebensformen gibt es im Meer?
34
Was ist eine Nahrungskette?
36
Warum sind die Küstengewässer am
artenreichsten?
36
Was unterscheidet Ozeane und
Nebenmeere?
12
Welche Tiere leben im offenen Meer?
37
Wie tief ist das Weltmeer?
13
Leben in der Finsternis
38
Was ist ein Schelfmeer?
13
Wie sieht der Kontinentalabhang aus?
14
Das Meer und der Mensch
Wo beginnt die Tiefsee?
15
Wem gehört das Meer?
39
Der Meeresboden
16
Nahrung aus dem Meer
Was sind Manganknollen?
Wie gewinnt man Öl und Gas aus
dem Meer?
Lässt sich Energie aus dem Meer
gewinnen?
40
42
Das Meerwasser
Woher kam das Wasser der Erde?
18
Warum ist Meerwasser salzig?
18
Welche Farbe hat das Meer?
19
Wettermacher Meer
Wie warm ist das Meer?
Kann Meerwasser zu Eis gefrieren?
20
43
44
22
Schutz des Meeres
22
Sind die Fischgründe unerschöpflich?
45
Was ist eine Ölpest?
46
Gibt es kranke Meere?
46
Wie können wir dem Meer helfen?
47
Glossar und Index
48
Das ruhelose Meer
Wie entstehen Wellen?
24
Was ist eine Brandung?
25
Was sind Gezeiten?
25
Wie entsteht eine Springflut?
26
Was wissen wir über Meeresströmungen?
27
Wie kann man Meeresströmungen
messen?
28
Welches sind die mächtigsten Meeresströmungen?
29
RE1_32_Meereskunde_6_23.qxp
02.11.2009
Flach und oft von Licht durchflutet sind die Schelfmeere. In
ihnen entwickelt sich üppiges
Leben.
14:26 Uhr
Seite 13
An den meisten Stellen sind die
Ozeane zwischen
3 000 und 4 000
Wie tief ist
Meter tief. Aber
das Weltmeer? im Meeresboden
öffnen sich auch
steil abfallende
Schluchten und Spalten, die Tiefseegräben.
Den ersten Tiefseegraben mit
einer Tiefe von 8 513 Metern entdeckten 1874 die Seeleute des amerikanischen Vermessungsschiffes
„Tuscarora“ nordöstlich von Japan.
Heute trägt dieser Meeresteil die
Bezeichnung Kurilengraben. Am
tiefsten aber ist das Weltmeer
südöstlich der Marianen, einer Inselgruppe im Pazifischen Ozean. Dort,
im Marianengraben, stellten die
Messgeräte des sowjetischen For-
schungsschiffes „Witjas“ 1957 eine
Tiefe von 11 034 Metern fest. Zum
Vergleich: Die Nordsee ist durchschnittlich nur 94 Meter tief.
Die
Kontinente, die großen
geschlossenen
Landmassen unWas ist ein
serer Erde, steigen nicht als
Schelfmeer?
schroffe Mauern
aus den Tiefen
der Ozeane auf. Sie werden von
einem bis zu 200 Kilometer breiten
Sockel gesäumt, der während der
letzten Eiszeit – vor etwa 10 000
Jahren – noch über dem Meeresspiegel lag. Durch das Abtauen der
Eismassen stieg der Meeresspiegel
allmählich an, und die Außenkanten
des Festlandes, die Schelfe, wurden
DAS ECHOLOT
Die Tiefe des Meeres wird mit dem Echolot gemessen. Dieses
Geringe Meerestiefen
zeigt das Echolot auf
dem Monitor gelblich,
große Tiefen blau an.
Gerät sendet Schallwellen zum Meeresgrund, die als Echo
zurückgeworfen und von einem Empfänger aufgenommen
werden. Echolote arbeiten mit vom Menschen nicht hörbaren
Schall. Die sogenannten Ultraschallwellen pflanzen sich
unter Wasser mit einer Geschwindigkeit von 1 500 Metern in
der Sekunde fort. Aus ihrer Laufzeit vom Schiff zum Meeresboden und zurück ermittelt das Echolot die Meerestiefe sehr
genau.
Eine Erfassungsbreite von über 3 Kilometern hat das unter
dem Vermessungsschiff angeordnete Fächerlot (1). Mit dem
nachgeschleppten Sonargerät GLORIA (2) lässt sich ein bis
zu 60 Kilometer breiter Streifen des Meeresbodens abbilden. Das Seitensicht-Sonargerät
SeaMARC I (3) eignet sich für
Wassertiefen bis 9000 Meter.
Es wird dicht über den Meeresboden geschleppt und hat eine
1
2
Erfassungsbreite von 6,5 Kilometern. Der am Ende der Schleppleine angebrachte sogenannte
Depressor (4) dient als Gewicht.
3
4
13
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14:27 Uhr
vom Wasser bedeckt. Es entstanden
60 bis 200 Meter tiefe Meere, die
Schelfmeere. Den Schelfmeeren
schließen sich die Kontinentalabhänge und dann erst der Tiefseemeeresboden an.
In den flachen und oft lichtdurchfluteten Schelfmeeren entwickelt sich ein üppiges pflanzliches
und tierisches Leben. Hier, wo die
vielen Algen riesige Unterwasserwiesen bilden, finden die Fische reichlich Nahrung; deshalb zählen die
Schelfgebiete zu den wertvollsten
Fischgründen.
Die bedeutendsten Schelfe der
Erde erstrecken sich vor Neufundland, Sibirien, Nordwesteuropa,
Westaustralien und den Sundainseln. Auch die Nordsee und die Ostsee sind reine Schelfmeere. Dagegen
wird Afrika ebenso wie die Westseite
Amerikas von keinen oder nur
schmalen Schelfen gesäumt.
In einer Tiefe von etwa 200
Metern fällt das
Schelf plötzlich
Wie sieht der
steil bis zum
KontinentalGrund der Tiefsee
abhang aus?
ab. Erst hier beginnt der wirkliche Meeresboden. Der Schelf- oder
Kontinentalabhang, so nennt man
diesen Rand der „Schüssel“ Ozean,
senkt sich gewöhnlich 3 000 bis
4 000 Meter in die Tiefe.
Seit Langem wissen wir, dass in
die Kontinentalabhänge gigantische,
Seite 14
oft mehrere hundert Meter tiefe Furchen eingekerbt sind. Ihr Gefälle
erinnert an die Wildbäche unserer
Gebirge. Einige der unterseeischen
Cañons bilden die Fortsetzung
großer Flusstäler, beispielsweise von
Kongo, Hudson oder Ganges. Die
meisten anderen aber haben sich
weitab von jeglichen Flussmündungen in den Abhang eingegraben.
Sie entstanden durch sogenannte
Trübeströme. Das sind mächtige
Schlammlawinen, die den Kontinentalabhang hinabgleiten und sich
dabei über Millionen von Jahren
ebenso einschneiden wie ein Fluss
ins Gebirge.
Am Kontinentalabhang hat das
Meer ganz andere Lebensformen als
im Schelf hervorgebracht. Hier gibt
es kein Licht und deshalb auch
keinen Pflanzenwuchs mehr;
die Böschungen sind die
Lebensräume räuberischer und seltsamer Tiere.
Chilenischer
Kontinentalabhang
Sedimentbecken
Die sogenannte NazcaPlatte schiebt sich unter
die Südamerikanische
Platte.
Tiefseegraben
Sedimente
Kontinentalschelf
Kontinentalabhang
Weit geöffnete Mäuler und große,
gebogene Zähne verleihen vielen in
größeren Tiefen lebenden Fischen
ein furchterregendes Aussehen.
14
Schnitt durch einen Ozean. In
der ewigen Nacht der Tiefsee
verbirgt sich eine gegliederte
Landschaft aus Ebenen, Gebirgen, Vulkanen und gewaltigen
Gräben.
Vulk
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02.11.2009
Unterseeischer
Cañon
Schmal und mit tiefen Einschnitten versehen ist der
Kontinentalabhang vor Chile.
Die Echolotaufnahme wurde
an Bord des Forschungsschiffs
„Sonne“ gemacht.
Vulkaninsel
Tiefseeebene
14:27 Uhr
Seite 15
Bei 500 bis 1 000 Metern unter
dem Meeresspiegel beginnt
Wo beginnt
die Tiefsee. Ihre
Temperatur liegt
die Tiefsee?
bei zwei bis vier
Grad Celsius und
es ist stockdunkel; schon ab 300
Metern dringen nur noch vier Prozent des Sonnenlichts in die Tiefe.
Mit ihr steigt auch der Druck im
Wasser stark an: alle zehn Meter um
etwa ein Bar. In 3 000 Metern Tiefe
herrscht ein hydrostatischer Druck
von 300 Bar – das ist, als würden
auf einer Fläche von der Größe
unseres Brustkorbes 386 Elefanten
stehen. Forscher unterscheiden vier
Tiefseezonen:
Twilight Zone: bis 1 000 Meter
Tiefe. Die hier lebenden Tiere sind
daran angepasst, möglichst viel zu
sehen, ohne dabei selbst gesehen zu
werden.
Bathyal: die „tiefe“ Zone. Sie
liegt zwischen 1 000 und 4 000
Die an Pflanzen erinnernden Seelilien gehören
zum Stamm der Weichtiere. Sie sind vor allem
in der Twilight Zone zu Hause.
Metern. Das einzige Licht, das hier
zu sehen ist, wird von den Tiefseebewohnern selbst produziert.
Abysal: die „bodenlose Tiefe“. Das
Abysal liegt zwischen 4 000 und
6 000 Metern Tiefe.
Hadal: Diese Zone ist nach der
griechischen Unterwelt Hades
benannt. Sie liegt zwischen 6 000
und 11 000 Metern Tiefe.
Mittelozeanischer
Rücken
Kontinentalabhang
Aufsteigende Lava
15
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14:27 Uhr
Seite 16
Der Meeresboden
ABLAGERUNGEN
Er setzt sich auf dem Grund des Schelfes
Die pausenlos herabsinkenden Gehäuse
Einer der wasserreichsten Flüsse unseres
ab. Die feinsten und leichtesten Teilchen
ließen im Laufe der Zeit gewaltige Sedi-
Planeten ist der Huanghe in China.
aber schweben am längsten. Sie sinken
mentschichten anwachsen. Nicht wenige
Wenn heftige Regenfälle seine Wasser-
mitunter erst in der Tiefsee, am Fuß des
von ihnen sind Hunderte, manche auch
massen anschwellen lassen, dann
Kontinentalabhangs, zu Boden. Sedi-
Tausende von Metern dick. Sediment-
schwemmt er Tausende von Tonnen gel-
mente, so nennt man die Stoffe, die sich
ablagerungen kann man sogar auf dem
ben Löss, eine lehmige Erdart, ins Meer.
auf dem felsigen Meeresboden abgela-
Festland bestaunen. Am auffälligsten
Huanghe bedeutet Gelber Fluss, und
gert (sedimentare: lateinisch für „abla-
sind sie an der Ostseeküste –
das Meer, das sich von seinen Löss-
gern“) haben, sind aber auch Wüsten-
die Kreidefelsen von Rügen.
strömen trübt, heißt Gelbes Meer.
staub und Vulkanasche. Sie werden vom
Aber auch andere Flüsse und Ströme
Wind auf das Meer hinausgeweht.
transportieren unablässig Schlamm,
In den tiefen Ozeanbecken allerdings
Sand und sogar Steine ins Meer – mehr
besteht die Sedimentschicht vor allem
als 20 Milliarden Tonnen im Jahr.
aus den Überresten winziger, abgestor-
Schwere Teile, wie Geröll und grober
bener Lebewesen: Tag und Nacht sinken
Sand, lagern sich gewöhnlich schon in
ihre Schalen und Skelette auf den Grund
den Mündungsgebieten der Flüsse ab.
des Meeres. Manche von ihnen erreichen
Den feinen und leichten Sand dagegen
schon nach wenigen Tagen den Meeres-
spült die Strömung weit ins Meer hinaus.
boden. Andere benötigen dafür viele Jahre.
1
2
3
Die berühmten Kreidefelsen
auf der Insel Rügen
4
Gewicht
Röhre
Häufig werden Sedimentproben mit dem
Kastengreifer genommen.
Kolben
Auslöser
BERGE UND TÄLER
Noch vor gar nicht langer Zeit nahmen
die Forscher an, der Tiefseeboden sei
eben wie ein Tisch. Die Ablagerungen, so
Arbeitsweise des Kolbenlots: 1. Das Lot wird abgesenkt. 2. Auslöser gibt das Lot frei.
3. Der zurückgeworfene Kolben erzeugt einen Unterdruck. 4. Lot wird mit Probe eingeholt. glaubten sie, müssten ihn im Laufe der
Jahrmillionen eingeebnet haben. Durch
ERFORSCHUNG VON SEDIMENTEN
Echolotungen wissen wir aber, dass die
Sedimentproben lassen sich mit ver-
kundung des Meeresbodens dagegen
Unterwasserlandschaft nicht nur aus
schiedenen Geräten gewinnen. Neben
sind die Sedimentecholote. Sie befinden
Ebenen und Hügeln, sondern auch aus
dem Greifer ist das Kolbenlot am ge-
sich entweder am Schiffsrumpf oder wer-
Bergen, Tälern, Schluchten und sogar
bräuchlichsten. Es wird tief in den Mee-
den über den Meeresboden geschleppt.
Gebirgszügen besteht.
resboden gestoßen und saugt Bodenpro-
Die Art der akustischen Signale, die vom
Im mittleren Teil des Atlantiks zum Bei-
ben an. Sedimente aus größeren Tiefen
Meeresboden zurückgeworfen werden,
spiel erhebt sich ein mächtiger Gebirgs-
lassen sich nur durch Bohrungen gewin-
lässt Rückschlüsse auf Sedimentbede-
rücken, der den Ozean in zwei Hälften
nen. Instrumente der akustischen Ferner-
ckung und Sedimenttyp zu.
teilt, der Mittelatlantische Rücken. Diese
16
RE1_32_Meereskunde_6_23.qxp
02.11.2009
14:27 Uhr
Seite 17
unterseeische Kette von Felsen, spitzen
schnitten. Diese Unterwasserberge,
Graten und tiefen Schluchten erstreckt
die nach dem Schweizer Naturforscher
sich von Süden nach Norden über nahezu
Arnold Guyot als Guyots bezeichnet wer-
18000 Kilometer. Ihr höchster Gipfel, die
den, sind längst erloschene Vulkane, die
Azoreninsel Pico Alto, ragt fast 9000
vermutlich einst über den Meeresspiegel
Meter vom Meeresgrund auf, 2345 Meter
hinausragten. Im Laufe der Jahrtausende
davon befinden sich über dem Meeres-
flachte die Brandung ihre Gipfel ab. Spä-
spiegel.
ter sanken sie mit dem Meeresboden in
Auch die meisten anderen Inseln sind
die Tiefe.
Spitzen unterseeischer Gebirge. Die
Weitab von allen unterseeischen Gebir-
ozeanischen Rücken sind 500, mitunter
gen, am Rande der Kontinente, haben
sogar 1000 Kilometer breit und im
sich in 3000 oder 4000 Metern Tiefe
Durchschnitt 3000 Meter hoch. Ihre
V-förmige Rinnen in den Meeresboden
Gesamtlänge beträgt mehr als 60000
gesenkt, die Tiefseegräben. Oft sind sie
Kilometer. Den Kamm eines jeden ozea-
über 1000 Kilometer lang und bis zu 60
nischen Rückens durchziehen etwa 30
Kilometer breit. Die meisten Tiefseegrä-
Kilometer breite und zwei Kilometer tiefe
ben liegen im Pazifik, drei im Atlantik
Risse, die Rifttäler. An diesen Stellen
und einer im Indischen Ozean. Viele von
drücken gewaltige Kräfte den Ozeanbo-
ihnen erreichen Tiefen zwischen 8000
den langsam auseinander. Tauchbootbe-
und 11000 Metern. Sie sind durch
satzungen haben in den Siebzigerjahren
großräumige Bewegungen
des vergangenen Jahrhunderts in einigen
der Erdkruste ent-
Rifttälern offene Spalten und riesige Kis-
standen.
WALL
-
O DE R
Island ist Teil des Mittelatlantischen
Rückens. Er verläuft hier über dem Meeresspiegel.
Unten: So entsteht ein
Guyot: 1. Korallen bauen
am Ufer einer Vulkaninsel ein Saumriff auf.
SAUMR
IF
BARR
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sen aus frisch erstarrter Lava entdeckt.
I FF
F
2. Die
Insel sinkt,
aber das Riff
wächst. Ein Walloder Barriereriff entsteht.
Seitdem wissen wir, dass hier das tief
aus der Erde quellende Gestein neuen
Meeresboden bildet.
Auch Einzelberge kommen in den Ozeanen vor. Sie steigen steil aus den Ebenen
der Tiefsee auf. Viele ihrer flachen Gipfel
KORA
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ATOL
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3. Später
bildet sich ein
Atoll mit Lagune.
scheinen wie mit dem Messer abge-
GUY
OT
4. Zuletzt versinkt auch das Riff.
HEISSE QUELLEN
Entlang der „Rift Valleys“, der tiefen
nimmt. Aus sogenannten Krateröffnun-
Täler inmitten der mittelozeanischen
gen (Vents) oder Kaminen wird es aus-
Rücken, sprudeln in mehreren Tausend
gestoßen. Der bisher größte entdeckte
Metern Tiefe heiße Quellen, sogenannte
Kamin „Godzilla“ hatte die Größe
Hot Vents. Sie entstehen, wenn in tekto-
eines 15-stöckigen Hauses. Speien
nisch aktiven Gebieten kaltes Seewasser
die Kamine nahezu schwarzes, weil
durch Risse im Meeresboden in die Zone
stark eisensulfathaltiges Wasser
flüssigen Gesteins eindringt, auf 400
aus, nennt man sie „Black Smo-
Grad Celsius erhitzt wird, wieder nach
kers“ (Schwarze Raucher).
oben wandert und dabei zahlreiche
Stoffe wie Mineralien und Salze auf-
Ein Schwarzer Raucher speit schwarzes,
stark eisensulfathaltiges Wasser aus.
Rechts: Rund um die „Schwarzen Raucher“
leben riesige Röhrenwürmer. Bakterien
liefern ihnen lebenswichtige Nährstoffe.
17
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29.10.2009
16:42 Uhr
Seite 48
schehen der ganzen Welt hat. El Niño,
„das Christkind“, tritt in unregelmäßigen
Abständen um die Weihnachtszeit auf.
Dann verdrängt vor der peruanischen
Küste warmes Wasser das kalte.
Glossar
Aqualunge Ein von dem französischen
Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau
entwickeltes selbstregulierbares Unterwasseratmungsgerät.
Bathyskaph Im Gegensatz zur Bathysphere
ist der Bathyskaph frei beweglich. Das
U-Boot der Tiefsee wird von Schiffsschrauben und Elektromotoren angetrieben. Es besteht aus einer kleinen, druckfesten Kabine für die Besatzung und aus
einem großen Auftriebskörper.
Beifang Den Fischern ungewollt in ihre Netze
gehende unerwünschte oder zu kleine
Fische, häufig aber auch Schildkröten,
Seevögel, Robben, Wale und Delfine. Die
meisten dieser Tiere verenden qualvoll
und werden über Bord geworfen.
Bohrplattform Bei Bohrungen nach Erdöl
und Erdgas unter dem Meer auf einer riesigen Plattform errichtete Förderanlage.
Sie kann schwimmen oder auf dem Meeresboden stehen.
Brandung Gelangen Wellen in flaches Wasser,
werden ihre sich im Kreis bewegenden
Wasserteilchen vom Meeresboden gebremst – so lange, bis die immer kürzer,
aber steiler und höher werdende Welle
vornüber bricht und zerschellt.
Echolot Gerät zum Messen der Meerestiefe.
Es sendet Schallwellen zum Meeresgrund,
die als Echo zurückgeworfen und von
einem Empfänger aufgenommen werden.
Eisberge Von den Gletschern auf Grönland
und von den Eisfeldern Antarktikas abbrechende und ins Meer gelangende
Eisbrocken und -tafeln. Weit über drei
Viertel ihrer Masse befinden sich unterhalb der Wasserlinie. Sie bilden eine
große Gefahr für die Schifffahrt.
Freak Waves Die „Verrückten Wellen“ sind
plötzlich auftretende Riesenwellen. Sie
erreichen Höhen von über 30 Metern und
können selbst große Tanker und Passagierschiffe in Bedrängnis bringen.
Gezeiten Zweimal täglich steigt (Flut) und
fällt (Ebbe) der Meeresspiegel. Der sogenannte „Pulsschlag des Meeres“ wird
durch die Anziehungskraft von Mond und
Sonne sowie durch die Erddrehung ausgelöst.
Manganknollen In landfernen Bereichen,
vor allem des Pazifiks, in Wassertiefen
zwischen 4 000 und 5 000 Metern lagernde kartoffelähnliche Gebilde, die vor allem
Mangan, aber auch Eisen, Nickel und
andere Elemente enthalten.
Marikultur Das ist eine marine Aquakultur,
eine Meeresfarm also. Muscheln und
Krebse werden dort gezüchtet, vor allem
aber begehrte Speisefische wie Lachse
und Regenbogenforellen.
Meeresströmungen An der Oberfläche
und in den Tiefen der Meere dauerhaft
dahingleitende mächtige Wassermassen.
Sie werden von der Schubkraft beständig
wehender Winde (Oberflächenströmungen), aber auch durch Unterschiede in
der Wasserdichte (Tiefenströmungen)
angetrieben.
Ölpest Mit Öl verschmutzte Meeresgebiete
und Küsten. Ursache sind in erster Linie
verunglückte Tankschiffe.
Plankton Sammelbegriff für alle tierischen
(Zooplankton) und pflanzlichen (Phytoplankton) Kleinstlebewesen, die im Meer
größtenteils im oberflächennahen Bereich
leben.
El Niño Ein Wetterphänomen, das tief greifende Auswirkungen auf das Wetterge-
Index
A
Algen 37
Algenpest 47
Alvin 9
Antarktischer Ozean 12
Aqualunge 8, 48
Arktischer Ozean 12
Atlantischer Ozean 4,
12
Atoll 17
B
Barriereriff siehe
Wallriff
Barton, Otis 8
Bathyskaph 8, 48
Bathysphere 8
48
Beebe, William 8
Beifang 45, 48
Billigflaggen 39
Biobot 11
Bohrplattform 43, 48
Brandung 25, 48
C, D
Challenger 6
Cousteau, JacquesYves 8
Deich 33
Druckkammer 11
Dünung 25
E
Ebbe 25
Echolot 13, 48
Eisberge 22–23, 48
El Niño 21, 48
Energiegewinnung 44
Fischfang 40–41
Fischfarm 41
Flut 25–26
Forschungsschiff 7
Freak Wave 31–32, 48
Kolbenlot 16
Kolumbus, Christoph 5
Kontinentalabhang
14–15
Kontinentalverschiebung 18
Kreislauf des Wassers
20
Küstengewässer 36
G
M
Erdölgewinnung 43
F
Gama, Vasco da 5
Gezeiten 25–26, 48
Gezeitenströme 26
Greenpeace 46–47
Guyot 17
I, K
Indischer Ozean 4, 12
Kastengreifer 16
Klima 20–21
Magalhães, Fernão de
5
Manganknollen 42, 48
Marikultur 41, 48
Meeresströmungen
27–29, 48
Meeresverschmutzung
46
Meerwasser 18–19
Methanhydrat 43
Mir I, II 9
Mittelatlantischer
Rücken 16–17
N
Nahrungskette 36
Nebenmeere 12
O, P
Schelfmeer Den Kontinenten vorgelagerte,
nach und nach vom Wasser bedeckte
Außenkante des Festlandes. Die meist
lichtdurchfluteten Schelfmeere sind etwa
60 bis 200 Meter tief.
Seegang Gesamtbild aus Windsee, also den
vom momentanen Wind erzeugten Wellen, und „alten“ Wellen, der Dünung.
Über den Seegang informiert eine neunstufige Skala.
Sturmflut Fällt der Höhepunkt anhaltend
starker Stürme mit der Flut der Gezeiten
zusammen, spricht man von einer Sturmflut. Sturmfluten führen oft zu Hochwasserkatastrophen.
Tauchroboter Unbemannte Tauchboote, die
sich aktiv und zielgerichtet am Meeresboden bewegen können. Von eigenständigen
Tauchrobotern spricht man, wenn sie völlig unabhängig vom Mutterschiff selbstständig die zuvor programmierten Aufgaben erledigen können.
Tsunami Gefährliche Flutwelle, die vor allem
durch unterseeische Erdbeben und unterseeische Vulkanausbrüche entsteht. „Tsunami“ ist ein japanischer Schreckensruf. Er
bedeutet so viel wie „hohe Welle im
Hafen“.
Überfischung Fangen die Fischer durch unverantwortliche Fischerei von einer Fischart zu viel, sind die Bestände gefährdet.
Es kommt zu einer Überfischung. Zahlreiche Meerestiere sind bereits jetzt schon
überfischt.
Satellitenbeobachtung
11
Saumriff 17
Schelfmeer 13–14, 48
Schwarzer Raucher 17
Sedimente 16
Seegang 27, 48
Seerecht 39
Springflut 26
Stockwerke des
Meeres 34
Sturmflut 32, 48
Sturmflutwehr 33
Ölbohrschiffe 43
Ölpest 46, 48
Ozeane 12
Pazifischer Ozean 4, 12
Piccard, Auguste und
Jacques 8
Tauchboot 8–10
Plankton 34, 36, 48
Tauchroboter 10–11, 48
Thomson, Wyville 6
Tiefsee 15, 38
Tiefseefische 38
Salz 18
Tiefseegraben 13, 17
Salzgärten 42
T
S
Tiefseekugel 8
Tiefseezonen 15
Treibnetz 40–41, 45
Trinkwassergewinnung
42
Tsunami 30–31, 48
U, V
Überfischung 45, 48
Unterwasserstation 10
Videogreifer 7
W
Wallriff 17
Wassertemperatur 22
Watt 25
Wellen 24
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