Juvenile Hämochromatose Typ 2B (Hepcidin/HAMP-Gen)

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Institut für Laboratoriumsmedizin und Humangenetik
Prof. Dr. med. J. Blessing
Dr. med. F. Blessing
Dr. med. L. Hehmann und Kollegen
Gemeinschaftspraxis für Laboratoriumsmedizin, Mikrobiologie,
Infektionsepidemiologie und Humangenetik
Virchowstraße 10 c
78224 Singen
Tel.: 07731 / 995-60
Fax: 07731 / 982-6831
www.labor-blessing.de
Kurzinformation
zur humangenetischen Untersuchung
Hereditäre Hämochromatose Typ 2B (MIM ID #613313)
infolge einer Hepcidin-/HAMP-Mutation (MIM ID #606464)
Hepcidin ist ein in der Struktur ß-Defensinen ähnliches, 25 Aminosäuren langes, kationisches Peptid mit vier
Disulfidbrückenbindungen, das von Hepatozyten zunächst in Form eines 84-Aminosäuren-Prepropeptids synthetisiert
wird. Neben seiner antimikrobiellen Wirkung auf Gram-positive und Gram-negative Bakterien sowie auf Hefen
fungiert Hepcidin als negativer Regulator der Eisenaufnahme in Duodenum und Jejunum, des Eisentransports über die
Plazentaschranke und der Eisenfreisetzung aus Enterozyten, Hepatozyten und Makrophagen.
Die Bildung von Hepcidin wird durch eine Entzündungsreaktion stark stimuliert. Patienten mit einer schweren
Infektion, einer chronisch-entzündlichen (Endokarditis, Osteomyelitis, rheumatoide Arthritis, M. Crohn) oder
Tumorerkrankung weisen bis zu 100fach höhere Hepcidin-Spiegel
im Urin auf. Gleiches gilt für Patienten mit einer sekundären
Eisenüberladung
infolge
der
Polytransfusion
von
Erythrozytenkonzentraten. Die Hepcidin-Ausscheidung korreliert
dabei gut mit den Serum-Ferritin-Spiegeln, die als Folge der
Entzündung bzw. der Eisenüberladung ebenfalls ansteigen.
Als Konsequenz dieser hohen Hepcidin-Spiegel wird Eisen in
Makrophagen und Hepatozyten sequestriert, um die Serum-EisenKonzentration zu senken und damit das Wachstum der pathogenen
Keime zu hemmen. Hepcidin bindet dabei an seinen Rezeptor
Ferroportin, steigert dessen Internalisierung und Abbau und
hemmt dadurch die Eisenfreisetzung aus Enterozyten,
Hepatozyten und Makrophagen. Es kommt zu einer
Eisenverteilungsstörung, die die Erythropoese beeinträchtigt, und
es entwickelt sich eine Entzündungs- bzw. Tumoranämie.
Eine autosomal rezessiv vererbte Hepcidin-Defizienz führt
dagegen zu einer stark gesteigerten Eisenresorption unter dem Bild
einer juvenilen Hämochromatose, die durch Kardiomyopathie,
Diabetes und hypogonadotropen Hypogonadismus charakterisiert
ist, allerdings wesentlich häufiger durch Mutationen im HFE2-Gen
verursacht zu sein scheint, das das Protein Hemojuvelin kodiert
( A b b i l du ng a u s : F a l za c ap pa u nd Mu c k e nt h a le r . 20 05 . G en e 36 4 : 3 7 - 44 )
(Untersuchung separat anforderbar).
Eine partielle Hepcidin-Defizienz infolge der Mutation nur eines der beiden Allele kann dagegen in Kombination
mit dem homo- oder heterozygoten Trägerstatus für die HFE-p.Cys282Tyr-Mutation zu einer klassischen
Hämochromatose (Typ 1) führen (Merryweather-Clarke et al. 2003. Hum. Mol. Genet. 12: 2241-2247). Der teilweise
Ausfall eines weiteren an der Regulation des Eisentransports beteiligten Proteins erklärt die höhere phänotypische
Penetranz und das frühere Erkrankungsalter dieser doppelt betroffenen Patienten.
Material:
0,5 - 2 ml EDTA-Blut (normaler Postversand)
Methode:
Die drei Exons des HAMP-Gens auf Chromosom 19q13.1 werden mit Hilfe zweier PCRs aus der
genomischen DNA des Patienten amplifiziert und sequenziert.
Zeitdauer: ca. ein bis zwei Wochen
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