Wärme aus der Tiefe Geothermie für das SuperC Ökologisch beispielhaft die Erdwärmesonde des SuperC Sattel und Mulde eine Aachener „Spezialität“ Erdwärme ist eine heimische, regenerative Energiequelle, deren Nutzung einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen und klimaschonenden Energieversorgung leisten wird. Die Energieversorgung des SuperC erfolgt durch eine tiefe Erdwärmesonde. Das Funktionsprinzip einer Erdwärmesonde ist sehr einfach: Kaltes Wasser wird in die Tiefe gepumpt, erwärmt sich langsam am Gestein und steigt dann, erhitzt auf ca. 70 °C, vom tiefsten Punkt der Bohrung über ein isoliertes Förderrohr in der Mitte der Bohrung wieder an die Erdoberfläche. Im Untergrund von Aachen befinden sich vorwiegend Gesteine aus dem Erdaltertum (Paläozoikum): sandige Tonsteine, Sandsteine und Kalksteine sowie - im Bereich der Bohrung - dünne Kohlenflöze. Sie wurden vor 320 bis 370 Mio. Jahren nördlich des entstehenden Rheinischen Schiefergebirges als Sande, Tone und Kalke abgelagert. Im Verlauf der Gebirgsbildung des Schiefergebirges wurden die Schichten gefaltet. Es entstanden die geologischen Strukturen der „Inde Mulde“ und des „Aachener Sattels“ sowie zahlreiche kleinere Sättel und Mulden. Die RWTH erforscht seit langem regenerative Energien und steht nun vor ihrem bisher größten „Selbstversuch“ auf dem Gebiet der Geothermie. Für das direkt im Stadtzentrum geplante Studentische Servicecenter „SuperC“ sollen die natürlichen Erdwärmevorkommen im Untergrund gleich zweifach genutzt werden: Im Winter wird das Gebäude per Erdwärme beheizt, im Sommer gekühlt. Dazu wird im Jahr 2003 auf dem zukünftigen Bauplatz neben dem Hauptgebäude der RWTH Aachen eine etwa 2.500 m tiefe Bohrung erstellt. Erdwärme eine unerschöpfliche Energiequelle Die im Erdkörper vorhandene Wärmemenge übersteigt den Energiebedarf der Welt um ein Vielfaches. Sie stammt zum Teil noch aus der Zeit der Entstehung der Erde vor rund 4 Mrd. Jahren, bildet sich aber auch fortlaufend neu durch natürliche Prozesse im Erdkern, -mantel und in der Erdkruste. Die Aktivität der Vulkane auf Island, in Italien oder rings um den pazifischen Ozean läßt die unvorstellbare Größe des Energiepotentials im Erdkörper erahnen. Die geplante Erdwärmesonde wird bei einer Zielteufe von etwa 2.500 m eine Leistung im Bereich von 450 KW erreichen. Rund 80 % des Wärme- und Kältebedarfs des SuperC-Gebäudes können damit abgedeckt werden - das entspricht etwa der Wärmemenge, die 200 Einfamilienhäuser benötigen würden. Die RWTH vermeidet so jährlich den Ausstoß von mehr als 300 t CO2, die anderenfalls durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe (Erdöl, Erdgas, Stein- oder Braunkohle) in die Atmosphäre gelangen würden. Wärme Einsparung ca. 80% Kälte In unseren Breiten ist diese Energie ebenfalls vorhanden, auch wenn die Vulkane z. B. in der Eifel schon seit mehr als 10.000 Jahren nicht mehr aktiv sind. Die Temperatur des Gesteins wächst durchschnittlich um 33 °C/km, so daß in 2 bis 2,5 km Tiefe auch im Untergrund von Aachen Gesteinstemperaturen von 70 bis über 85 °C zu erwarten sind. Diese Energie kann zur Wärmeversorgung von Gebäuden genutzt werden. Sie ist ganzjährig und überall verfügbar und kann nahezu CO2-frei gewonnen werden. Strom Strom Konventionelle Versorgung ErdwärmeKonzept Durch den Temperaturunterschied zwischen Gestein und Sondenwasser kommt im Umfeld der Bohrung ein Wärmetransport in Gang. Das bedeutet, Wärme fließt aus dem umgebenden Gestein in Richtung der Bohrung. Nach mehreren Jahren stellt sich in einem Radius von weniger als 250 m ein konstantes Temperaturgefälle ein. Dieses Gefälle gewährleistet einen kontinuierlichen Wärmezufluß und eine dauerhafte Nutzung der Bohrung zur Versorgung des SuperC-Gebäudes. Nahezu gleichzeitig bildete sich etwa am Übergang zwischen Sattel und Mulde die „Aachener Überschiebung“: Gesteine der Inde Mulde wurden nach Norden auf die des Aachener Sattels ge- bzw. überschoben. Entlang dieser Überschiebung strömt das Thermalwasser unter natürlichem Druck an die Oberfläche, nachdem es zuvor durch Erdwärme in der Inde Mulde erhitzt wurde. Deshalb befinden sich entlang der Überschiebung innerhalb der Stadt Aachen zwischen Bushof und Karlsgraben zahlreiche Thermalquellen. Das heiße Wasser wird heute allerdings nur unterirdisch gefördert, so daß ein wichtiges Wahrzeichen des Aachener Stadtbildes leider unsichtbar bleibt. Die Kurbäder 2.000 Jahre Aachener Geschichte Geothermie auch ohne Thermalwasser Die Nutzung von Erdwärme hat in Aachen Tradition: Aus mehr als 30 Quellen gelangt das Thermalwasser in der Stadt an die Erdoberfläche. Die Aachener Thermalquellen sind die heißesten Quellen nördlich der Alpen und werden seit mehr als 2.000 Jahren zu Heil- und Badezwecken genutzt. Die ersten Thermalbäder Aachens bauten die Römer, die der Stadt den Namen „Aquae Granni“ gaben - übersetzt „an den Wassern des Grannus“, der ein zu Römerzeiten verehrter keltischer Gott war. Berühmtheit erlangten die heißen Quellen schon zur der Zeit Karls des Großen, und seit Mitte des 17. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt zu einem der führenden Kurbäder Europas. Auch aus ökologischer Sicht gilt es, die natürliche Reinheit des Thermalwassers durch ein ganzheitliches Verständnis der geologischen Zusammenhänge zu bewahren. Heute werde jährlich etwa 8.000 Patienten in den Aachener Kurkliniken behandelt. Die 2001 eröffneten Carolus Thermen erfreuen sich mit 400.000 Besuchern jährlich höchster Beliebtheit - die traditionelle Nutzung der Erdwärme in Form von Thermalwasser ist also nach wie vor ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor in der Stadt. Das Aachener Geothermie-Projekt leistet hier einen nicht unerheblichen Beitrag und verbindet den Schutz der Thermalquellen mit der Nutzung einer zukunftsweisenden Energiequelle. So führte gerade der Schutz der hydrogeologischen Besonderheiten in Aachen zu einem Verfahren, das unabhängig von der Beschaffenheit des Untergrundes ist. Im Gegensatz zu anderen Projekten in Deutschland setzen die Aachener auf die Gesteinswärme im Umfeld der Bohrung und lassen das Thermalwasser unberührt. Der äußere Stahlmantel der Erdwärmesonde ist daher in besonders wärmeleitenden Bohrzement eingegossen. Zusätzlich schützt diese Hülle die Sonde vor Korrosion durch das stark salzhaltige Thermalwasser und verhindert gleichzeitig das Eindringen von Heizungswasser in den Untergrund. Aufgrund des Konstruktionsprinzips einer solchen in sich geschlossenen Erdwärmesonde können diese Systeme weitgehend unabhängig von den Verhältnissen des geologischen Untergrundes immer dort erstellt werden, wo lokal Wärmebedarf besteht. Die RWTH, ihre Projektpartner sowie die Förderer des Vorhabens zeigen damit beispielhaft, wie beim Bau moderner oder bei der Sanierung bestehender Bürogebäude auch in zentraler, innerstädtischer Lage ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz durch den Einsatz erneuerbarer Energien geleistet werden kann. (Quelle: Carolus Thermen) Kontakt Projektgruppe SuperC Geotherm am Institut für Markscheidewesen Wüllnerstraße 2 . 52062 Aachen Tel: 0241 - 809 5690 Fax: 0241 - 809 2150 eMail: [email protected] Home: www.superc.rwth-aachen.de (Quelle: Carolus Thermen) Gefördert durch: Geologie in Aachen Geothermie für das SuperC Erdwärmeversorgung des Servicecenters der RWTH