Internet Studie: Pflegedienste nutzen Möglichkeiten des Internets und von Social Media-Plattformen wenig Strategischen und operativen Mehrwert erkennen Eine systematische Analyse von 500 Pflegediensten in Deutschland zeigt, dass viele den Nutzen des Internets für ihren Dienst noch nicht erkannt und kapitalisiert haben. Gezielt eingesetzt lassen sich jedoch durchaus neue Kunden und Mitarbeiter gewinnen. Von Alexander Cito Aufenacker Internet und Social Media in Pflegediensten: Viele Möglichkeiten der neuen Medien werden derzeit noch zu wenig genutzt. Foto: Efendi Egemen/ Fotolia.com D as Internet ist allgegenwärtig und vereinfacht dank Smartphones und Apps den Berufsalltag wie auch das Privatleben. Oft wird jedoch das Netz genutzt, um Informationen zu finden statt zu streuen – dies zumindest trifft auf den deutschen Pflegemarkt zu. Trotz Einsatz von mobilen Erfassungs- und Navigationsgeräten sowie dynamischen Tourenplanungen scheinen viele Medien und Möglichkeiten weiterhin ungenutzt. Woran liegt es, dass noch immer unzählige ambulante Pflegedienste einfache und dünne Internetseiten haben? Ist der Markt vielleicht noch gar nicht reif für Internetnutzung und Social Media? Sind viele Marktteilnehmer zu klein, um das Netz für sich zu nutzen? 26_ Um dies zu erfahren, hat die Aufenacker Unternehmensberatung in Zusammenarbeit mit der ISS International Business School of Service Management systematisch 500 Pflegedienste quer durch Deutschland analysiert und bewertet (davon hatten 25 Prozent weniger als 20 Kunden und 70 Prozent bis 50 Kunden). Da die ambulanten Pflege in der Regel keinen direkten Handel betreibt und die angebotenen Dienste und Leistungen noch immer vis a vis besprochen und abgeschlossen werden, ist der Nutzen des Internets gering und beschränkt sich auf Information und Interaktion. Eine gute und interaktive Internetseite zu haben bedeutet nicht automatisch auch neue Pflegekunden oder Mitarbeiter zu gewinnen. Allerdings bedeutet im Umkehrschluss eine schlechte zu haben, dass man bereits bei der Auswahl des Pflegedienstes „verliert“. So ist denn auch nicht verwunderlich, dass „je schlechter die MDK Benotungen ausgefallen sind, die Dienste mit ihren Seiten auch weniger vertreten sind.“ (Quelle: www.pflegelotse.de). Dienste mit Noten schlechter als vier, sind auf pflegelotse.de selten bis gar nicht mehr mit ihrer Internetseiten und E-Mail-Adressen präsent. Knapp 20 Prozent der analysierten Dienste mit einer MDK-Note von 1,0 und 1,1 haben dies auch als bedeutsame Nachricht empfunden und auf ihren Eingangsseiten kommuniziert. „Nur“ 40 Prozent der Dienste wiederum erachteten diese sehr gute Note auf der Homepage überhaupt als kommunikationswürdig. Internet noch nicht als Akquise-Instrument erkannt Für ambulante Pflegedienste ist das Internet in zweierlei Hinsicht von Bedeutung: Zum einen lassen sich hierüber Mitarbeiter, zum anderen Pflegekunden gewinnen. Januar 2012_Häusliche Pflege Fortschritt Internetnutzung und Content „Was haben die Seiten allgemein und speziell?“ Zusammenfassung 500 Pflegedienste aus allen Bundesländern Bewerberorientiert Nützliche Links 37 % 33 % MDK auf ersten Seite 19 % Download der Flyer 18 % Seniorengerecht (aaa) 17 % Film/Trailer 12 % Flashanimation 6 % Mehrsprachig 4 % 0 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 % 45 % 50 % 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Bewerber schauen sich in der Regel verbunden mit den Jobgesuchen auch die Angebote, Benotung/Qualität und Fotos an. Gerade bei den Gruppenfotos sollten die Dienste zukünftig mehr Wert auf qualitatives Bildmaterial legen, Helligkeit und Kleidung berücksichtigen. Nur 20 Prozent der untersuchten Seiten hatten ansprechende und gute Gruppenfotos, die das Team und Unternehmen repräsentierten, knapp 60 Prozent der Gruppenfotos wurden als nicht gut bewertet. Als innovativ und gut können Dienste gelten, die ihr Unternehmen und die eigene Arbeit mit Imagetrailern/Filmen visualisieren. Bereits zehn Prozent der untersuchten Dienste bewerben somit ihre Arbeit und das Unternehmen. Und das gelungene Imagefilme wie „weil Sie lacht“ vom Johanneswerkes auch erfolg- gr ad DK ns M fo r In St el le m na at io ng eb ot e er r ild tu nb uk Gr up pe un hr fü in rs .E hb ar ke i t g sehr gut gut schlecht pe pr ec Internet wird oft genutzt, um Informationen zu suchen, statt zu streuen 5 % Kriterienkatalog für eine gute Seite „Wer hat was wie gut aufgebaut?“ Anteil der Befragten (Prozent) Quelle: aufenacker&partner, http://aufenacker.net 12 % Facebook/Twitter St r Zwei Abbildungen zu den Ergebnissen aus der Studie zu Social Media in der Altenpflege. .. Problem + Lösung Problem: Vielen Pflegediensten ist der Nutzen des Internets noch nicht bewusst. Das Ergebnis sind einfache, dünne oder veraltete Auftritte. Diese Dienste werden zukünftig den Wettbewerb noch härter zu spüren bekommen. Lösung: Pflege-Unternehmen müssen sich intensiver mit den neuen Medien auseinandersetzen und den Stellenwert erhöhen. In der Konsequenz heißt das u. a. auch mehr Ressourcen für die Pflege bereitzustellen und geeignete Werkzeuge einzusetzen. 44 % MDK überhaupt An s Mitarbeiter gewinnen: Viele Unternehmen aus Industrie und Wirtschaft schaffen im Internet seit langem schon eigene Auftritte, um sich als attraktiver Arbeitgeber positiv darzustellen und Mitarbeiter online zu rekrutieren. Für Bewerber war es noch nie so einfach, Unternehmen miteinander zu vergleichen, sind sie doch praktisch nur ein Mausklick voneinander entfernt. Das ist in der Pflegebranche noch nicht ganz so einfach. Und bedenkt man, dass die Nachfrage nach Leistungen praktisch von selber wächst, neue, tatkräftige Mitarbeiter aber immer schwerer zu finden und zu gewinnen sind, ist es verwunderlich, dass viele Dienste die eigene Internetseiten noch gar nicht als Personalakquise-Instrument identifiziert haben. Von all den untersuchten Pflegediensten waren weniger als 50 Prozent überhaupt nur bewerberorientiert und mit echten Stellenangeboten in Netz vertreten. 30 Prozent dieser Jobangebote waren aber immerhin sehr gut und „ansprechend“ präsentiert. Die Recherchen verdeutlichten, dass nur sehr wenige Dienste echte, gute WebControlling-Tools betreiben, diese wenigen Anwender aber haben mit Hilfe der eigenen Auswertungen bestätigt, dass zwischen 15 Prozent und 20 Prozent der Internetbesucher gezielt die Stellengesuche aufsuchen und sich dort auch oft länger als 30 Sekunden aufhalten. reich für das Unternehmen sein können, zeigt schon die Aufrufstatistik und das Feedback aus dem Unternehmen selbst. Auf Youtube sind immerhin 55 Einträge unter „Ambulanter Pflegedienst“ bzw. 139 Einträge unter Ambulante Pflege zu sehen – darunter auch viele sehenswerte Trailer. Spätestens bei Suche nach sozialen Medien wie Facebook, Twitter & Co. wird deutlich, dass die Pflegebranche diesen Bereich noch nicht erschlossen hat. Gerade einmal 15 Unternehmen haben auf ihren Seiten einen Link auf Facebook oder Twitter. Auch die Analyse dieser Medien verdeutlicht das Neuland. Während in Facebook die Begriffe „Ambulante Pflege“ fast noch jungfräulich wirken ist zumindest auf xing eine konstante Steigerung an Foren, Beiträgen und Beitritten zu verzeichnen Häusliche Pflege_Januar 2012_27 Internet Mehr Zeit für die Pflege des Internets investieren Alexander Cito Aufenacker, Berater in der Gesundheitsund Sozialwirtschaft, Hamburg, Kontakt: [email protected] Pflegekunden gewinnen: Neben dem Fokus auf potenzielle Mitarbeiter sollten die Dienste dennoch die Möglichkeiten und Chancen der Kundenakquise nicht unterschätzen. In Zuge der Recherchen wurden die jeweils optisch und konzeptionell ansprechendsten Seiten identifiziert und die Betreiber interviewt. Im Ergebnis der Gespräche ist festzuhalten, dass fast alle Unternehmen angaben, in 2011 bereits nachweislich mehrere Kunden mit Hilfe des eigenen Internetauftrittes gewonnen zu haben. Dies allerdings ist sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass viele der Seiten in Eigenregie oder durch externe Unternehmen mehrmals wöchentlich aktualisiert werden. Es ist also deutlich: „je mehr Zeit in die Pflege des Internets investiert wird, desto mehr Kunden und Mitarbeiter sind zu gewinnen“. Ein deutlicher Indikator dafür, dass das Internet zunehmend bedeutsam wird, ist die Tatsache, dass viele be- fragte Dienste zunehmend den Dialog mit Kunden sowie mit Angehörigen über E-Mail führen. Dieser Trend wird sich wohl in den kommenden Jahren weiter intensivieren. Unternehmen verzeichnen nachweislichen Erfolg Zusammenfassend ist festzuhalten: yy Vielen Pflegediensten ist der strategische und operative Mehrwert durch Social Media noch gar nicht bewusst. yy Die Unternehmen, die das Internet bereits gezielt einsetzen, haben nachweisliche Erfolge zu verzeichnen. yy Das Internet genießt in Unternehmen zu oft noch nicht den nötigen Stellenwert, es werden in der Regel zu wenig Ressourcen bereitgestellt. yy Für die Homepageanalyse und -pflege kommen kaum bis gar keine geeigneten Werkzeuge zum Einsatz. Das Potenzial, durch den Einsatz von Social Media mitarbeiterwie kundenseitig zu wachsen, ist enorm hoch und kaum abschätzbar. Kunden wie Bewerber nutzen dieses Instrument vielfältig. Die Dienste, die diesen Medien und Möglichkeiten zu wenig Beachtung schenken, werden zukünftig den Wettbewerb und die Verdrängung härter zu spüren bekommen. z We i te re Tipps zum Marketing in ambulanten Pflegediensten können sie im Web TV auf HÄUSLICHE PFLEGE ONLINE sehen: www.haeusliche-pflege.vinc entz.net/webtv Mehr zum Thema Die ausführlichen Studienergebnisse stehen als Download unter www.aufenacker.net sowie unter www.iss-hamburg.de/index.php zur freien Verfügung. Seminar-Tipp: Auf dem Management-Kongress der ALTENPFLEGE 2012 wird Alexander Aufenacker zum Thema Marketing digital referieren. Infos: www.altenpflege-messe.de. 7234611 Betriebswirtschaft (BWL) für die Pflegedienstleitung Start: Februar 2012 Lehrgangs-Programm und Rahmeninformationen unter: www.hp-fernlehrgang.de Ihr Lehrgangsleiter: Thomas Sießegger Kontakt: Vincentz Network GmbH & Co. KG Telefon +49 511 9910-175 [email protected] 28_ Januar 2012_Häusliche Pflege