Entlang der bayerisch-böhmischen Grenze Der Wartberg bei Längenau Dietmar Herrmann Der 688 Meter hohe Basaltkegel mit dem Namen Wartberg1 liegt östlich von Längenau, einem Ortsteil der Stadt Selb im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge, unmittelbar an der Staatsgrenze zur Tschechischen Republik. Von seinem Gipfel hat der Betrachter einen umfassenden Rundblick in das Hofer Land, nach Asch mit dem Bismarckturm auf dem Hainberg, ins Egerland, zum Steinwald, zum Kösseinemassiv, in das Sechsämterland, zum Schneebergmassiv und zum Kornberg. Die Landschaft auf und um den Berg wird als „Offenlandschaft“ bezeichnet, die in ihrer Kleinräumigkeit und dem hohen Grünlandanteil erhalten werden soll. Blick vom Gipfel des Wartberges über Längenau zum Gipfel des Großen Kornbergs. (Aufnahme: 2011). Name Der markante Berggipfel im Grenzbereich wurde bereits frühzeitig für „Kommunikationszwecke“ verwendet. Durch Rauchzeichen am Tage und Feuerzeichen bei Nacht konnten der Landesherr und die benachbarten Hauptmannschaften des Markgrafentums Bayreuth von einem Feindeseinfall benachrichtigt werden. Von so einer „Wachstation“ wird aus dem Jahr 1663 berichtet.2 Wie diese allerdings aussah und ausgestattet war, ist nicht bekannt. Bis 1960 waren noch die Reste des Turmfundaments erkennbar, bevor sie dem Basaltabbau zum Opfer fielen.3 Von dieser Warte erhielt der Berg seinen Namen. Noch einmal rückt der Wartberg militärisch in der Zeit des „Kalten Krieges“ in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Die Frankenwaldkaserne in Naila hatte in den 1970er Jahren vier fest zugewiesene Friedensstellungen entlang der damaligen Ostgrenze der Bundesrepublik Deutschland, die für den Dauereinsatz eines Radargerätes bestimmt waren. Eine solche „Luftraumbeobachtungsstelle“ befand sich auch auf dem Wartberg. Geologie Geologisch handelt es sich beim Wartberg um einen Basalt-Vulkanschlot, der den hier anstehenden Porphyrgranit durchdrungen hat.4 Die weltweite Alpenauffaltung löste in dieser Gegend tektonische Bewegungen aus und im Gestein brachen viele Spalten und Klüfte ein. Aus dem Erdinnern drang glutflüssige Magma hoch und in die Bruchstellen ein (Basaltvulkanismus). Auf dem Weg nach oben erstarrte der Schmelzfluss zu basaltischen Gängen, wobei sich oft prächtige Säulenbildungen einstellten. In den folgenden Jahrmillionen wurden die Deckschichten durch Erosionen abgetragen und so die härteren Basaltbildungen freigelegt, die nun in der Landschaft als Lavadecken oder Kegelberge (Vulkanschlöte) erscheinen. Wegen der interessanten Basaltvorkommen im umgebenden Selber Granit zählt die Umgebung zu den interessantesten Basaltgebiete des Fichtelgebirges. Der nördliche und der südliche WartbergSteinbruch sind aufgelassen und mit Grundwasser gefüllt. Das Steinmaterial, das zu hochwertigem Schotter für Straßenbau und Gleisbettbau verarbeitet wurde, baute man von 1924 bis 1976 ab.5 Die beiden ehemaligen Brüche Der südliche Steinbruch am Wartberg ist ein geschütztes Geotop. sind geschützte Geotope.6 Im süd- (Aufnahme: 2011) lichen Steinbruch sind an der Granitbruchwand durchschlagende Basaltgänge mit säulenartiger Absonderung zu sehen.7 Freizeiteinrichtungen Vom Wanderparkplatz in Längenau aus führt ein sieben Kilometer langer Rundweg um den Oppersbühl und Wartberg und im Osten verläuft der FGV-Hauptwanderweg Ostweg.8 Auf den Berg selbst geht eine Teerstraße, im Gipfelbereich befindet sich ein Zeltplatz des Kreisjugendringes. Durch Längenau und nördlich am Wartberg vorbei wurde der Brückenradweg Bayern-Böhmen angelegt. Dieser kommt von Tröstau über Wunsiedel, Thiersheim, Höchstädt, Selb und passiert hier in der Nähe des Schüsselsteines die Staatsgrenze nach Asch (Aš). Ein Schlepplift und eine Skilanglaufloipe sorgen am Wartberg für Wintersportmöglichkeiten. Grenzsteine Im Ort Längenau und östlich des Wartberges, da wo die Staatsgrenze verläuft, stehen markgräfliche Grenzsteine, der Schüsselstein und viele Wappensteine. Auch hat es um diesen Grenzbereich früher schon sehr viel Zank und Streit gegeben, worüber in einem späteren Aufsatz berichtet wird. 1 Es gibt auch einen Wartberg bei Grafenreuth, Gemeinde Thiersheim im Landkreis Wunsiedel i.F. Henning Helmut: Warthen auff dem Gebirg; in: Heimatbeilage zum Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken Nr. 256/1998, S. 19, 45 3 Hackl Hans/Arzberger Dieter: Selb – eine Stadtgeschichte in Bilddokumenten! Band 14 der heimatkundlichen Schriftenreihe Selber Heft (1994), S. 31 4 Peterek Andreas/Rohrmüller Johann: Zur Erdgeschichte des Fichtelgebirges und seines Rahmens; in: Der Aufschluss 4+5/2010, S. 231 Müller Friedrich: Bayerns steinreiche Ecke (1984), S. 170, 205, 219, 237 5 Bayerisches Oberbergamt: Die nutzbaren Mineralien, Gesteine und Erden Bayerns (1924), S. 2 6 http://www.lfu.bayern.de/geologie/geotope_daten/geotoprecherche/479/index.htm 7 Exkursion mit Geopark-Rangerin Astrit Eller am 24.09.2011 8 Fritsch Wanderkarte Nr. 106 Selb-Schönwald 2