Sportbiologie Dr. Alexander Parizek SPORTMEDIZIN+UNFALLCHIRUGIE Sportbiologie ENERGIEBEREITSTELLUNG ENERGIESTOFFWECHSEL ERNÄHRUNG 1 Allgemeines • Ziel ist die Wiederherstellung des in der Zelle verbrauchten ATP (Adenosintriphosphat) in den Mitochondrien • ATP ist der zentrale und universell anwendbare Energieträger im Körper • ATP wird durch Abspaltung eines P zu ADP und Energie, die für die Zelle nutzbar ist • an das ADP muss daher wieder ein P angehängt werden, dies verbraucht Energieträger die von außen zugeführt werden müssen(KH, Fette, Protein) oder CP (Kreatinphosphat) • ATP → ADP +P+Energie • ADP+CP →ATP • Glycogen ( ohne O2) → 2 ATP und Laktat • Glycogen oder FS (mit O2) → 36 bzw. 460 ATP + H20 + CO2 Energiegewinnung aus Kohlenhydraten • Aufnahme als Zucker oder Stärke • Umwandlung in Traubenzucker (Glukose) • Speicherung in Muskel und Leber als Glykogen (ca. 15g/kg Muskel)→↑durch Training • Glykolyse ohne O2 = pro Molekül 2 ATP + Pyruvat (und/oder Laktat)→ Oxidation mit O2 →36 ATP + H20 und CO2 (d.s. 38 ATP) - Atmungskette • 1Mol Glucose = 180g; 1g Glukose = 4,3 kcal d.h. 1 Mol Glucose > 774 kcal • Energiegewinn: 5,0 kcal/l O2 (RQ =1) • reicht für intensive Belastung von 90-120 min. Glukose kann als einziger Nährstoff aerob und anaerob Energie liefern ! Das ZNS ist auf Glukose als einzigen Energielieferanten angewiesen (BHS) 2 Energiegewinnung aus Fett • Aufspaltung der Fettzellen in 3 Fettsäuren und Glycerin (Lipolyse) • Glycerin wird in die Glykolyse eingeschleust (1 Mol Glycerin = 19 ATP) • Fettsäuren werden in der Betaoxidation zu Actyl-CoA abgebaut. • Acetyl-CoA bildet mit Oxalacetat Zitronensäure und wird anschließend über den Citratzyklus weiterverarbeitet. • das Oxalacetat stammt vom Pyruvat und somit aus dem Kohlenhydratabbau d.h. kein Fettabbau ohne KH-Abbau Fett verbrennt im Feuer der KH ! • • • • • pro Mol Neutralfett (Glycerin und 3 FS)> 460 ATP 1g Fett = 9,5 kcal, Energiegewinn 4,7 kcal/l O2 (RQ = 0,7) Energiereserve praktisch unerschöpflich( mind. 70000 kcal) Fettstoffwechsel ist trainierbar Energiegewinnung aus Protein • Aminosäuren werden normalerweise zur Synthese körpereigener Proteine verwendet • Energiegewinnung durch Proteinabbau nur bei absolutem Mangel an den Hauptnährstoffen KH ( nach rund 2 Std. Belastung) und Fett • Spaltung in Aminosäuren, die zu Actyl-CoA abgebaut werden • weiter oxidativer Abbau über Citratzyklus und Atmungskette • 1 g Protein = 4,5 kcal • Energiegewinn 4,5 kcal/l O2 Erhöhte Ruhe-Wärmeproduktion nach einer Proteinmahlzeit kostet bis zu 25% der enthaltenen Energie ! 3 2 ATP Betaoxidation - Laktat ab 4mol/l Fettverbrennung blockiert 4 Geschwindigkeit der ATP-Bildung langsam rasch Belastung und Energiebereitstellung im Alpinen Skilauf • Kombination aus vorwiegend statischer und weniger dynamischer Muskelarbeit • Bei statischer Arbeit verringerte Sauerstoffversorgung • Erhöhung des Blutdruckes • Herzfrequenz überraschend hoch – Bei Pistenfahrern 160-190/min – Bei Rennfahrern 180-200/min (am Start 140-150) – Bei Kindern entsprechend höher !!! • → Energiebereitstellung vorwiegend anaerob d.h. Glycogenabbau ohne Sauerstoff mit Laktatbildung ! • → Laktatanhäufung in der Muskulatur – Ermüdung • d.h. Regeneration und Kohlenhydratloading 5 Entstehung von Laktat • Laktat ist das Endprodukt der anaeroben Glycolyse • Die Muskulatur ist der wichtigste Laktatproduzent • Das unter aeroben Bedingungen nur gering anfallende Laktat wird im Zitronensäurezyklus und Atmungskette abgebaut • Bei intensiver Muskelarbeit und nicht ausreichendem Sauerstoffangebot führt die verstärkte anaerobe Glykolyse zu einer übermäßigen Laktatbildung und damit zu einer Übersäuerung (Laktatazidose) • d.h. bei erhöhter Leistungsanforderung wird ein wachsender Prozentsatz des in der Glycolyse gewonnenen Pyruvats nicht mehr zu Acetyl-CoA umgesetzt sondern unter ATP-Bildung zu Laktat verstoffwechselt Einflüsse auf den Laktatspiegel • Ob und vieviel Laktat gebildet wird oder das Pyruvat vollständig oxidiert werden kann, hängt ab von : – – – – der beteiligten Muskelmasse dem Muskelfasertyp (Anzahl der Mitochondrien und Kapillaren) der Substratverfügbarkeit (Glycogenverarmung) dem Alter (Kinder und Jugendliche zeigen niedrigere Laktatwerte als Erwachsene!) – dem Trainingszustand (Ausdauertraining senkt Laktatspiegel) – der Höhe: Laktatkonzentration in der Höhe größer – der Temperatur: Bei hohen Temperaturen Anstieg der Laktatwerte 6 Anpassung des Energiestoffwechsels • „mehr vom Gleichen“ • Zunahme der Enzymmasse • Vergrößerung der Energiespeicher • Steigerung der Anzahl und Vergrößerung der Mitochondrien Sport und Ernährung 7 Grundlagen • Body Mass Index (BMI) = Gewicht (kg)/Größe(m)² – – – – Normalgewicht 19,0 - 24,9 Übergewicht 25,0 - 29,9 Adipositas 30,0 - 39,9 Krankhaft > 40,0 • Sportler mit viel Muskelmasse können einen höheren BMI haben • Der Energiebedarf ist abhängig von Geschlecht, Alter, Gewicht, der Muskulatur und der körperlichen Belastung • Jugendliche benötigen relativ mehr Energie als Erwachsene, wobei die höchsten Werte zwischen dem 12. und 18. LJ erreicht werden • Trainierte Sportler brauchen für die gleiche Leistung weniger Energie als Untrainierte (höherer Wirkungsgrad der Mm, Stoffwechselökonomie, geringere Atem- und Kreislaufarbeit, Koordination und Technik) Energiebilanz • Grundumsatz – Energiebedarf in Ruhe bei normaler KKT und Umgebungstemperatur – Männer 1kcal/kg/h; Frauen 0,9 kcal/kg/h (Broca-Index) – nimmt bis 30a um 10%, dann um 3%/Dekade ab – vorwiegend durch Fettabbau gedeckt (RQ 0,82) • Arbeitsumsatz – Bürotätigkeit ca. 500 kcal/Tag (35-40 kcal/kg KG /d) – leichte körperliche Arbeit ca. 1500 kcal/Tag (40-50 kcal/kg KG /d) – Schwerarbeit ca. 2500 kcal/Tag (60 – 80 kcal/kg KG /d) • Trainingsumsatz = – Intensität(0,%) x VO2max. x BD(min.) x 5 – Z.B. Laufen ca. 1 kcal/KG/km – bzw. Berechnung durch Pulsuhr • Gesamtenergiebedarf = GU + AU + TU 8 PAL (physical activity level) • Nach neuen Empfehlungen wird der Leistungsumsatz mit dem PAL angegeben • Tagesenergiebedarf = GU x PAL PAL Beispiele 1,4 Hobbysportler < 3 h Training/Wo 1,6 – 1,7 Hobbysportler 3,5 h Training/Wo 1,8 – 1,9 Hobbysportler 6 – 9 h Training/Wo > 2,0 Leistungssportler mit > 10 h Training/Wo + 0,3 Pro zusätzlich 5 h Training/Wo Ernährungsempfehlungen • 3 kohlenhydratreiche Hauptmahlzeiten, abends eher eiweißreich (↑STH) evtl. 2 Zwischenmahlzeiten Cave Insulin ! • Nährstoffrelation – 60% -70 % KH, 20% Fett, 15 -18% Eiweiß (Protein) • 5-7 Tage vor Wettkampf Glykogenspeicher auffüllen – (Entleerung durch 1-2 Tage Intensivtraining ???), dann – kohlehydratreiche Kost mit K bei reduziertem Training • 3-4 h vor Wettkampf leicht verdauliche, kleine Mahlzeit mit niedrigem GI (z.B. Brot, Teigwaren, Obst) • ggf. während des Wettkampfes Banane o.ä. (30g/h) (maximal 80g Kohlehydrate/h) • bis 1 Std. nach dem Wettkampf kohlenhydrat- und proteinreiche Kost • pro Stunde Belastung 200-250g (-500) Glycogen + FS nach max. 3 Std. sportl. Belastung sind die KH-Depots leer ! 9 Nährstoffbilanz • Kohlenhydrate (Zucker) – Hauptbestandteil 55 - 70% – 4-6 g/kg täglich (Ausdauerathleten bis 10 g)(13g) – 1g = 4,3 kcal • Fette – Energiereserve 24 - 33% (5% würden reichen!) – 1g/kg täglich – 1g = 9,5 kcal • Protein (Eiweiß) – Regeneration und Notreserve 12 - 24 % (18%) – 1,0 - 1,8 g/kg täglich mind. 0,8 g/kg – 1g = 4,5 kcal Wasser- und Elektrolytbilanz • Flüssigkeitsaufnahme vor, während und nach sportlicher Belastung ist leistungsfördernd • Flüssigkeitsverluste über Schweiß tägl.1l, (bei Sport 1-2l/h !!!,) Atmung, Glycogenabbau (3gH20/g Glycogen), Harn (1,4l) Kot (0,1l) d.s. insgesamt ca. 2,5 l • Bedarf d.h. ca. 2,5l/d bzw. bei Sport 0,5-0,8 l/Std. • Zufuhr: ½ ca. durch Trinken, andere ½ durch Nahrung • reines Leitungswasser enthält zuwenig Elektrolyte und fördert so den weiteren Elektrolytverlust (Wasservergiftung) max. 800 ml/h • ideal: Kohlehydrat-Elektrolytgetränk (z.B. Fruchtsäfte mit Na bzw. K-reichem Mineralwasser 1: 3 max. 800 mg Na / h • Vorsicht: Kohlehydratanteil > 8% (muss im Darm verdünnt werden d.h. weiterer Wasserverlust) und Kalium nicht > 220 mg/l (hemmt sonst den Laktatabbau) • Achterregel: maximal 80mg KH, 800ml Wasser, 800mg Na /h 10 RONS und Antioxidantien • Reaktive Sauerstoff- und Stickstoffspezies (RONS) (= auch freie Radikale) werden im aeroben Organismus produziert und sind an vielen biochem. Reaktionen beteiligt. (z.B.Entzündungprozessen) • Exogene RONS Quellen sind Ozon, Strahlung, Tabakrauch, und div. chem. Verbindungen • Ein Überhang von RONS führt zu sog. oxidativem Stress • Diesen prooxidativen Prozessen wirken sog. Antioxidantien entgegen. Es gibt exogene z.B. Vitamin E,C, ß-Carotin, OPC, etc. sowie endogene (Enzymsysteme sowie Hsr im Plasma) 11 Oxidativer Stress durch sportliches Training • Bei sportlichem Training kann es zu einer dtl. Überproduktion von RONS kommen , verbunden mit Entzündungen, Infektanfälligkeit, Verletzungsgefahr, verlängerter Regenerationszeit • Adäquates kontinuierliches Training führt zu einer Anpassung der Antioxidantiensysteme und mehr Schutz • Bei Outdoorsportarten können schlechte Witterung und klimat. Bedingungen wie Hitze, Kälte, Ozon, UV-Strahlung das Risiko eines überbelastenden RONS Aufkommens erhöhen • Personen die sich in unregelmäßigen Anständen sehr anstrengenden Belastungen aussetzen, sind eine besonders anfällige Gruppe für RONS induzierte Schäden • Hier wäre eine antioxidative Supplementation anzuraten sonst reicht • „5x am Tag“ d.h. 3x Gemüse, 2x Obst ca. 400-600g 12