Ernährung ist tödlich Alte Weisheiten und neue Erkenntnisse „Die Kunst des Arztes ist es, den Patienten bei Laune zu halten, während die Natur ihn heilt.“ Voltaire DER STOFFWECHSEL – Das Rad des Lebens Was ist Stoffwechsel? Ganz einfach: Die Verwandlung der Nährstoffe vom Teller in Energie, Muskeln, Hormone, Gefühle in Sie. Machen Sie doch erst eine kleine Reise durch Ihren Körper. Und erfahren Sie dann alles über das, was auf Ihrem Teller liegt. Reise durch den Körper Riechzellen nehmen den Braten war. Orten Röststoffe, Majoran & Co. Locken die Säfte in den Mund. Machen Lust auf die erste Gabel. Im Hypothalamus im Gehirn sitzt die Appetitzentrale, die alles steuert. Ihm schickt das Blut Informationen, wie hoch der Blutzucker ist, die Fettzelle, ob sie Nachschub will. Dort sitzt die somatische Intelligenz. Das Urwissen des Körpers, der weiß, was er braucht. Nun, das schläft bei den meisten von uns. Eigentlich sollte es Hunger, Sattsein und Gelüste koordinieren: Bewegen wir uns viel, dann brauchen wir viele Kalorien. Der Hypothalamus befiehlt über eine Heerschar von Hunger-Satt-Hormonen (schier wöchentlich taucht in der Wissenschaft ein neues auf): »Iss mehr!« Oder wir sitzen müßig rum: Der Hypothalamus schaltet auf Energiesparprogramm - man ist schneller satt. Das Urwissen sollte uns plagen mit Gelüsten auf Zitrone, wenn das Immunsystem eine Vitamin-CSpritze braucht, mit Lust auf Käse, wenn die Knochen Kalzium wünschen. Nur: Dieses Urwissen haben wir erstickt. Weil wir nicht mehr essen, wenn wir Hunger haben, sondern wenn es uns die Zeit diktiert. Weil wir nicht mehr essen, was der Körper braucht, sondern leere Kalorien, mit Aromen aufgepeppt. Der Kopf sagt: »Ich will eine Apfeltasche.« Das sagt der Körper nicht. Die tut ihm nämlich nicht gut. Der möchte den Apfel pur. Das steht in seinem genetischen Programm, das passt dem Stoffwechsel. Der Hypothalamus im Gehirn, Ihr Appetitzentrum, registriert also, wie viel Fett in den Fettzellen ist, wie viel Zucker im Blut. Und fehlt ihm was, macht er Hunger. Das Wunder Verdauung Sie essen Pasta mit Gemüse und Garnelen. Der Chemiker sagt: Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Vitamine, Mineralien, Fett und Eiweiß. Schon im Mund schließt der Speichel mit seinen Enzymen die Kohlenhydrate auf. Je länger Sie kauen, desto süßer schmeckt die Nudel. Die langen Kohlenhydratketten werden in kleinste Zuckermoleküle gespalten. Kauend verkleinert man die Lebensmittel, vergrößert die Angriffsfläche für die Verdauungswerkzeuge des Körpers. In der zweiten Verdauungskammer, dem Magen, zersetzen Salzsäure, Chlor und Wasserstoff-Ionen die Pasta mit Gemüse und Garnelen. Öffnen die Zellen der Pflanzen, damit sie ihre Vitamine freigeben. Der Magen kontrahiert sich, vermischt das Ganze. Rund 50 Tonnen Nahrung und Getränke passieren ihn im Laufe eines Lebens. Ein Milchshake bleibt etwa eine Stunde drin, ein Gänsebraten einige Stunden. Die Enzyme im Magen leisten Schwerstarbeit. Zerlegen lange Eiweißketten (zum Beispiel aus der Garnele) in kürzere Bausteine (Peptide) und in die kleinsten Eiweißbausteine, die Aminosäuren. 1 Die Hungerbremsen Ist der Magen voll, rückt das Ich-bin-satt-Hormon Cholezystokinin im Hypothalamus an: »Essen einstellen!« Und sobald Sie etwas essen, produziert das Fettgewebe Leptin. Das Hormon dringt über das Blut zum Gehirn durch und sagt: »Genug Energie da!« Nur bei Übergewichtigen funktioniert das nicht. Zwar ist Leptin da, das Gehirn hört aber nicht drauf. Nach zwei Stunden macht der Ringmuskel am Ende des Magens auf, schickt einen dünnen Brei in den Dünndarm. Dort wird entschieden, was ins Blut darf. So kommt Fett auf die Hüften Kaum kommt der Nahrungsbrei, schickt die Galle ihren sauren Saft. Gallensalze umlagern die Fettkügelchen. Machen sie bereit für die Spaltarbeit der Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse. Lipasen schneiden aus den Fettmolekülen die Fettsäuren raus. In den Darmzellen wird das Fett eingepackt in Transportmoleküle, so genannte Chylomikronen. Sie schleppen das Fett durchs Blut, machen es milchig weiß. In den Blutgefäßen sitzen Enzyme, die nur auf diese Energiefracht warten: Lipoproteinlipasen. Sie saugen das Fett aus dem Eiweißpäckchen, schicken es in den Muskel zur Verbrennung, zum Verjüngen der Zellwände - oder zum Speichern ins Fettdepot. Im Schnitt haben wir 20 Milliarden Fettzellen. Sie können sich aber zu unserem Leidwesen vermehren. Nicht nur im Kindesalter, sondern, so neue Studien, auch im Erwachsenenalter. Und sie können sich auf das tausendfache ausdehnen: als würde ein Stecknadelkopf zum Golfball. Was mit Zucker, Eiweiß und Vitalstoffen passiert Im Dünndarm spalten Enzyme Stärke und Zucker klein zu Fruktose und Glukose. Zuckertransporter bringen sie rüber ins Blut. Feine Sensoren messen den Blutzuckerspiegel und geben die Daten ans Gehirn weiter. Das mobilisiert die Bauchspeicheldrüse, Insulin zu produzieren, das den überschüssigen Zucker in die Zellen dirigiert. Ferner isoliert der Dünndarm Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente und schickt sie ins Blut. Von dort aus kommen sie zu ihrem Bestimmungsort in die einzelnen Zellen. Kalzium stärkt den Knochen, Eisen bringt Farbe ins Blut, Jod wandert für die Hormonbildung in die Schilddrüse. Auch das Eiweiß wird von Enzymen weiter gespalten. Spezielle Transporter bringen die Aminosäuren und Eiweißbruchstücke ins Blut. Im Körper werden sie dann in körpereigene Proteine eingeknüpft. In Hormone, Abwehrkräfte, Haut, Haare. Jede der 70 Billionen Körperzellen wird mit dem Eiweiß aus dem Essen neu aufgebaut oder repariert. Nicht alle Eiweiße dürfen die Darmschranke passieren: Fremdeiweiße müssen draußen bleiben. Nur: Manche dringen trotzdem in den Körper ein, lösen Asthma und Hautekzeme aus. Warum das so ist, weiß keiner genau, dann wird viel geforscht. Fest steht: Der Darm ist unser größtes Immunsystem. Und das muss gehegt und gepflegt werden. Mit Nahrung, die der Körper kennt. Endstation Dickdarm Zwei Dinge wandern weiter in den Dickdarm: ein Teil des Wassers und unverdauliche Fasern von Gemüse und Getreide. Im Schlepptau: Gifte und Cholesterin für die Kanalisation. Der Dickdarm dickt alles noch mal ein, indem er das Wasser entzieht. Und ist selbst ein gigantisches Ökosystem. In einem Tropfen Darmflüssigkeit tummeln sich Milliarden Bakterien. Sie machen sich über die unverdaulichen Faserwände her, versorgen den Dickdarm mit Fettsäuren und legen Abwehrwaffen gegen Krebs frei: zum Beispiel Flavonoide aus den Faserstoffen. Und sie produzieren beim Abbau der Fasern die wohl bekannten Gase. Die Ballaststoffe verkürzen die Verweildauer der Reste im Darm. Sie drängen uns zur täglichen Sitzung. Und so findet der Rest ein natürliches Ende. 2 Radikalenfänger in der Nahrung Wirkstoff Lebensmittel Wirkungsweise Vitamin C Papaya, Kiwi, Beeren, Zitrusfrüchte, Obst, Brokkoli, Petersilie, Rosen-, Grünkohl Radikalenfänger, Entgifter (Nitrosamine), Phagozytose, Immunmodulator Vitamin E Pflanzenöle, Nüsse, Mandeln, Brokkoli, Spinat, Weizenkeime Radikalenfänger, Membranschutz, Entzündungshemmer Karotinoide (Vitamin A, Retinoide) Aprikosen, Papaya, Mango, Pfirsiche, Kiwi, Mangold, Spinat, Möhren, Brokkoli, Petersilie, Grünkohl Radikalenfänger, Membranschutz, Genreparatur, Zelldifferenzierung, Immunmodulator Selen Vollkorn, Reis, Fisch, Eiernudeln Radikalenfänger, Ausleitung von Schwermetallen Schutz- und Heilstoffe in Pflanzen Wirkstoff Lebensmittel Wirkungsweise Kohl (Brokkoli), Soja, Kresse, Getreide Hormonregulation Schadstoff-Blocker Flavonoide Gemüse, Obst, Tee, Kräuter, Getreide, Knoblauch, Rotwein Radikalenfänger, Schadstoff-Blocker, Immunmodulation ProteaseInhibatoren Isothiozyanate (Senföle / Allicin) Hülsenfrüchte, Tomaten, Getreide, Kartoffeln Kohl, Zwiebeln, Knoblauch, Kresse, Meerrettich Gen-Reparatur DNS-Schutz Schadstoff-Blocker antibakterielle Wirkung Polyphenole Kaffee, Tee, Soja, Früchte, Getreide, Kartoffeln, Kohl, Beeren Schadstoff-Blocker, Radikalenfänger Phytohormone Indole 3 Hitliste der tumorhemmenden Nahrungspflanzen hemmt die Tumorbildung wirkt als Antioxidans stärkt das Immunsystem Knoblauch ++++++ +++ + + ++ Brokkoli +++++ +++++ ++ + ++ Grünkohl ++++++ +++++ ++ + Tomaten +++++ ++++ ++ ++ Sojabohnen +++++ +++ ++ Möhren ++++ +++ ++ Getreide +++++ +++ + Gemüse reguliert Entzündungen, die Hormone Blutbild ++ ++ + + + Jedes + steht für einen Inhaltsstoff der Pflanze mit der angegebenen Wirkung Power – Cocktails für das Immunsystem Getränk deckt den Tagesbedarf an Radikalfängern mit 100 mg Vitamin C, 4 mg Carotin, 17 mg Vitamin E 200 ml frisch gepresster Orangensaft 100 ml Möhrensaft 10 g Weizenkeimöl Salat statt Pille Dieser Salat deckt den Tagesbedarf an Radikalfängern mit 280 mg Vitamin C, 17 mg Carotin, 48 mg Vitamin E 50 g Feldsalat 1 rote Paprika (ca. 150 g) 100 g Möhren 50 g Fenchel 50 g Getreidekeime 20 g Sonnenblumenkerne 1 EL Weizenkeimöl Sauce Vinaigrette Salzsparende Kräutermischung Bohnenkraut, Majoran, Sellerieblätter, Liebstöckelblätter, Beifußblüten werden getrocknet, fein gepulvert, zu gleichen Teilen gemischt. Für Suppen, Sossen, Salate, Gemüse. Hoher Gehalt an Mineralstoffen und Spurenelementen, wodurch ein „salziger“ Geschmack simuliert wird. Gut bei Bluthochdruck. Diabetiker schätzen die durststillende Wirkung von Bohnenkraut-Tee. Er verbessert die Bekömmlichkeit schwer verdaulicher Speisen. Gut gegen Durchfälle mit Gärungserscheinungen 4 Diese Nahrungsmittel liefern Stoffe, die die Immunzellen in ihrer Funktion unterstützen: Basenreiche Ernährung überwiegend Gemüse und Obst, wenig Fleisch und Fisch Rote Beete sie ist reich an Betacarotin, Calcium, Eisen, Kalium, Vitamin C und Folsäure. Folsäure zum Beispiel ist wichtig für das Wachstum und die Vermehrung aller Zellen. Somit wird auch der Erhalt der Immunzellen unterstützt. Sauerkraut enthält viel Vitamin A und C, B-Vitamine, sowie Natrium, Kalium, Calcium, Phosphor, Eisen und Ballaststoffe. Bohnenkeimlinge sie enthalten bedeutende Mengen an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Beim Keimen wird der sowieso schon vorhandene Vitamingehalt nahezu verdreifacht. (Keime sind auch gute Lieferanten von pflanzlichen Proteinen, was gerade für Vegetarier eine gute Proteinquelle darstellt.) Kresse hoher Gehalt an Vitamin C. Vitamin C bewirkt eine Steigerung der Abwehrkraft gegen freie Radikale, die dem Körper durch UVStrahlung, Nikotin, Medikamente etc. zugeführt werden. Dies begründet sich durch die antioxidative Wirkung von Vitamin C. Außerdem liefert die Kresse wichtige Ballaststoffe, die für eine gesunde Darmflora sorgen. Auch die „Entgiftung" in der Leber und im Magen (Nitrosaminbildung) wird durch Vitamin C gefördert. Lebensmittel mit rechtsdrehender Milchsäure wie Brottrunk, Gemüsesäfte, Jogurt und andere Sauermilchprodukte unterstützen die Darmflora Zusammenfassung: Brigitte Weller-Boothe 5