5 6 7 8 4 1 2 3 Pflanzen, die schlank machen

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Gesunde Natur
Zucker vom Typ 2
kann eine Folge von
Ernährungsfehlern
oder mangelnder
Bewegung sein.
Darin liegt auch die
Chance zu seiner
Heilung. In Hans
Laubers Garten
gedeihen Pflanzen,
die helfen können,
Zucker zu zähmen.
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Heilkraft aus dem Beet:
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er Diabetes mellitus war lange ein
sicheres Todesurteil. Als es Insulin
zur Blutzuckerregulierung noch
nicht gab, stieg der Zuckerspiegel von Kranken stetig weiter an, ohne dass sie die Energie im Blut verwerten konnten. Sie wurde
über die Niere und den Urin ausgeschieden,
zusammen mit viel Wasser und wertvollen
Mineralstoffen und Salzen. Die Betroffenen
wurden regelrecht ausgeschwemmt, fielen
schließlich in ein diabetisches Koma und
starben. Erste Erkennungszeichen der Insulinmangelerkrankung waren großer Durst
und der süße Geschmack des Urins – den
die Ärzte zur Diagnosestellung damals noch
selbst testen, also kosten mussten. Heute
treten solche Symptome nur noch in der
Anfangsphase eines Diabetes Typ 1 auf, bei
der die Bauchspeicheldrüse zu wenig Insulin produziert. Weitaus häufiger erkranken
Menschen am Diabetes Typ 2. Hier bereitet weniger fehlendes Insulin Probleme
als die Tatsache, dass vorhandenes Insulin
seine Arbeit nicht mehr zufriedenstellend
verrichten kann – weil die Rahmenbedingungen es schlichtweg überfordern.
wenn insulin versagt
Diabetes Typ 2 ist oft eine Folge von zu hoher Energiezufuhr – vor allem in Form von
kurzkettigen Kohlenhydraten wie Weißmehl und Zucker –, damit verbundenem
Übergewicht und mangelnder Bewegung.
Doch genau diese Ursachen bieten auch
den sinnvollsten Ansatzpunkt zur Heilung
der Krankheit. Eine Veränderung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten bringt
fast immer Besserung. Das hat Hans Lauber am eigenen Leib erfahren. Er ist mit
viel Sport und einer gesunden Ernährung
Pflanzen,
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die schlank
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1 Fenchel (Foeniculum vulgare)
liefert viele Ballaststoffe, die den
Verdauungsvorgang regulieren. Die
Pflanze schätzt tiefgründigen Boden
und viel Sonne. 2 topinambur
(Helianthus tuberosus) wird vom Körper sehr langsam aufgenommen, das
senkt den Bedarf an Insulin für die gesamte Mahlzeit. Im Garten breitet er sich
gern aus, man sollte ihm deshalb einen klar
abgegrenzten Bereich zuweisen.
3 WeiSSkohl (Brassica
capitata) ist als Sauerkraut ein
unschätzbarer Schlankmacher. Im Beet wächst er gern
neben Salaten wie Endivie.
4 Endivie (Cichorium endivia) Die
Bitterstoffe aus der Endivie dämpfen den
Appetit. Salat zu Beginn einer Mahlzeit ist deshalb ein
echter Schlankmacher. Im Beet benötigt der Salat viel Licht.
5 Meerrettich (Armoracia rusticana) wirkt mit seinen scharfen
Senfölen. Im Garten stellt er wenig Ansprüche. 6 Spargel (Asparagus)
Nicht so ganz unkompliziert ist der Anbau von Spargel. Doch ein Zauberwerk ist es
auch wieder nicht. Für grünen Spargel brauchen keine Dämme aufgeschüttet zu werden,
er gedeiht neben anderem Gemüse auf leichtem, tiefgründigem Boden, braucht aber volle Sonne.
7 Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) hat so mancher Gärtner im Beet, ohne ihn zu schätzen.
Ganz zu Unrecht, denn Löwenzahnblätter bringen gesunde Bitterstoffe auf den Speiseplan, zum Beispiel im Salat. 8 Stevia (Stevia rebaudiana) ist
auch in unseren Breitengraden winterhart. Das Kraut liefert eine intensive natürliche Süße ohne Kalorien und kurbelt zudem die Insulinproduktion an
Beet 1
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Gesunde Natur
seiner Zuckerkrankheit Herr geworden.
Die Hauptrolle haben dabei Kräuter und
Gemüse gespielt. Hans Lauber hat sich
jahrelang mit ihrer Wirkung beschäftigt,
mit ihnen gekocht und selbst Rezepte entwickelt. Seinen Erfahrungsschatz hat er in
mehreren Büchern weitergegeben, an denen
sich Diabetiker zunehmend orientieren.
Wer von Medikamenten unabhängig werden willen und dazu bereit ist, selbst Verantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen, kennt Hans Lauber.
befinden aus. Pflanzen können dagegen
helfen. „Eine pflanzliche Ernährung und
heilende Kräuter sind der Schlüssel zum
Diabetes-Erfolg“, ist Lauber überzeugt.
Um dafür ein Zeichen zu setzen, hat er auf
Initiative des Chefarztes für Diabetologie,
Professor Dr. Kristian Rett, am Krankenhaus Sachsenhausen in Frankfurt den Diabetesgarten konzipiert.
Entspannte Gartenarbeit tut gut und wirkt
Stress entgegen. Auch das beugt Diabetes vor
was diabetikern hilft
Diabetes hat viel Folgen. Sie stellen sich
schleichend ein, die Krankheit entwickelt
sich langsam und wird oft erst nach vielen
Jahren erkannt. Herzinfarkt und Schlaganfall sind die schwerwiegendsten Folgen,
doch auch die inneren Organe leiden un-
ter der Zuckerkrankheit. Diabetiker entwickeln oft eine Schädigung der Augen,
fangen sich häufiger als andere Menschen
Infektionen ein und ihre Wunden heilen
schlechter. Nicht zuletzt wirkt sich die
Krankheit auch auf das seelische Wohl-
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Pflanzen, d
wi r k e n l a s s e n
gesundheit aus fünf beeten
Über 50 verschiedene Pflanzen gedeihen
in den fünf Themenbeeten des Frankfurter
Gartens. Sie alle können Zuckerkranken
helfen. „Wenn man seine Lebensweise als
Diabetiker ändert, wirken diese Pflanzen
wie ein Katalysator“, so Lauber. „Sie unterstützen einen ungemein.“ Beschränkt
man sich auf die wichtigsten, lässt sich
Laubers Diabetesgarten leicht auch zu
1 Bohnen (Phaseolus vulgaris) Bohnen ranken wie der Wein an Hilfen
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Beet 2
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in die Höhe – sofern man sich nicht für den Anbau von Buschbohnen
entschieden hat. 2 Aloe vera (Aloe vera) enthält erst als etwa
dreijährige Pflanze ausreichend Wirkstoffe, um als Heilpflanze ihre
Wirkung zu entfalten. Im Garten braucht sie einen trockenen
Standort, dann fühlt sich die Wüstenbewohnerin
auch in der ungewohnten Nachbarschaft von Bohne und Bittergurke wohl.
3 Bittergurke (Momordica charantia) enthält, wie ihr Name besagt,
gesunde Bitterstoffe. Ihr kommt
in der Diabetestherapie eine
besondere Bedeutung zu.
4 Weinrebe (Vitis
vinifera) Die Früchte der
Weinrebe sind ein großer Genuss
und im Garten ein schöner Anblick.
Wein braucht ein Gerüst, an dem es emporwachsen kann, sorgfältigen Schnitt und Pflege.
5 Knoblauch (Allium sativum) kann im zeitigen
Frühjahr oder auch schon im September und Oktober gesetzt
werden. Die Zehen sind absolut winterhart. 6 Brennnessel (Urtica) kann zu Suppen verarbeitet werden oder frisch und getrocknet als Tee
ihre Wirkung entfalten. Im Garten sollte man sie besonders sorgfältig vor Pilzbefall
schützen. 7 Bockshornklee (Trigonella foenum-graecum) gehört in jedes gute
Curry. Diese Pflanze schmeckt und heilt gleichermaßen. Im Beet steht sie gern windgeschützt
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Pflanzen, die
Entzündungen
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Beet 3
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Hause anlegen. „Wenn man dann durch
diesen Garten geht, wird man an jeder
Ecke daran erinnert, dass sich gegen Diabetes etwas machen lässt“, verspricht er.
Die fünf Beete sind den größten gesundheitlichen Problemen zugeordnet, mit
denen Diabetiker zu kämpfen haben. Im
ersten Beet wachsen Pflanzen, die eine der
wichtigsten Ursachen der Zuckerkrankheit
zu bekämpfen helfen: überflüssige Pfunde.
Die natürlichen Schlankmacher lassen sich
unkompliziert selbst anbauen. „Sie vertragen sich gut miteinander, vielleicht, weil
sie ja auch ähnliche Eigenschaften haben“,
so Lauber. An erster Stelle gehören bitterstoffreiche Pflanzen in dieses Beet. „Bitterstoffe, zum Beispiel von Endivie oder
Löwenzahn, als Vorspeise in einem Salat
genossen, zügeln den Appetit.“ Das macht
sie so wertvoll. Die Senföle des Meerrettichs habe eine vergleichbare Wirkung.
Ein Schlankmacher der Extraklasse dage-
1 Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
wirkt antibakteriell und fördert die Wundheilung. Er kann durch Teilung der Mutterpflanze
vermehrt werden. 2 Holunder (Sambucus
nigra) war schon im Mittelalter als Heilpflanze
bekannt und auf jedem Hof zu finden. Der große
Strauch wird schnell zu einem
Baum, man sollte ihn
an den Rand dieses
Beetes setzen.
3 Kartoffeln
(Solanum tuberosum) tragen dazu
bei, den Säure-BasenHaushalt zu regulieren.
Viele Diabetiker leiden unter
Übersäuerung, die Entzündungen
begünstigt. 4 MädesüSS (Filipendula) enthält schmerzstillende Substanzen.
Es hat als Schmerzmittel eine alte Tradition. Das Kraut
bevorzugt einen halbschattigen Standort, weitere Ansprüche
stellt die Pflanze nicht. 5 Kamille (Matricaria chamomilla) kann
gegen Entzündungen innerlich und äußerlich angewendet werden. Im
Garten wächst sie am schönsten, wenn man sie regelmäßig schneidet. 6 Thymian
(Thymus vulgaris) ist als Heilkraut und in der Küche beliebt und vielseitig verwendbar
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gen, dessen Nutzen für die Ernährung sich
auf ganz anderem Weg entfaltet, ist Topinambur. Im Garten besticht er mit seinen
prachtvollen gelben Blüten. Das Geheimnis seiner Wirkung liegt in den besonders
langen Kohlenhydratketten, die vom Kör-
Hin und wieder gießen – mehr brauchen die
Pflanzen des Diabetesgartens im Sommer nicht
per langsam aufgenommen werden und so
den Insulinbedarf für die Verstoffwechselung der gesamten Mahlzeit niedrig halten.
Kalorienarmes, schmackhaftes Gemüse
und der natürliche Zuckerersatz Stevia ergänzen diese Auswahl. Ganz ähnliche Prinzipien sind auch den Pflanzen zueigen, die
Insulin besser wirken lassen. „Die meisten
Typ-2-Diabetiker haben genügend eigenes
Insulin. Es wirkt nur nicht ausreichend,
etwa weil die Betroffenen sich zu wenig bewegen. Hier setzen Wirkstoffe an, welche
die Sensitivität des Hormons erhöhen“, so
Lauber. Die Helfer aus dem Beet heißen
Bittergurke, Bockshornklee oder Brennnessel und sind vielseitige Küchenkräuter.
entzündungen vermeiden
Diabetiker leiden häufig unter Entzündungen, die der Körper mit viel Energie
bekämpfen muss. Zur Vorbeugung und
zur Linderung von Beschwerden kommt
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Pflanz
schneller heilen
lassen 3 4
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Ein kunterbuntes Durcheinander darf auch im Diabetesgarten sein. Die hier vorgestellten
Pflanzen wachsen gut nebeneinander und eröffnen dem Gärtner viel Gestaltungsspielraum
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Pflanzen,
die der Seele
gut tun
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Beet 5
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pflanze traditionsreiche Ringelblume taucht ab
Juni alle Bauerngärten in ein leuchtendes
Orange. Sie ist pflegeleicht und schützt
ihre Beetnachbarn vor Schädlingen.
2 Arnika (Arnika montana) braucht
Unterstützung, um im Beet gut zu gedeihen. Sie wird leicht von anderen Wildkräutern verdrängt. 3 Schafgarbe
(Achillea millefolium) Zur Unterstützung der Wundheilung wird die
Schafgarbe meist äußerlich
angewendet, vor allem in
Form von Bädern sowie für
Waschungen und Kompressen.
Sie ist auf Wiesen sehr häufig anzutreffen. 4 Rose (Rosa centifolia/Rosa gallica)
Mit ihren prachtvollen Blüten darf die Rose in keinem Garten fehlen. Ein Tee aus ihren Blättern hilft bei der
Blutreinigung. 5 Gänsefingerkraut (Argentina anserina)
Das kriechende Rosengewächs ist ausdauernd und frostfest, dort, wo es
wächst, nimmt es gern viel Raum ein. 6 Blutwurz (Potentilla erecta) Der
Wurzelstock dieser unscheinbaren Pflanze enthält einen blutroten Farbstoff, der gegen
Blutungen und Entzündungen hilft. Er wird äußerlich traditionell zur Wundpflege angewendet
4
3
1 Frauenmantel (Alchemilla) gehört zu den
am weitesten verbreiteten Heilpflanzen.
Das Kraut ist anspruchslos und
lässt sich durch einfache
Teilung vermehren.
2 Johanniskraut
(Hypericum
perforatum)
benötigt nur wenig
Pflege. Man sollte
die Pflanze aber nie
ganz austrocknen lassen
und sie im späten Herbst
dicht über dem Boden
zurückschneiden. 3 Wermut (Artemisia absinthium)
Sein Aroma macht ihn zu einem
der wichtigsten Bitterkräuter. 4 Hopfen
(Humulus) Beim Anbau des kletternden Hopfens
im Garten ist ein stabiles Rankgerüst unabdingbar. Für Tees
und Tinkturen werden die hübschen grüngelben Zapfen genutzt.
5 Melisse (Melissa officinalis) erfreut mit ihrem Duft alle Sinne. Im
Garten wächst sie hoch und breitet sich gern stark aus. Wer das vermeiden
möchte, kann sie auch in Töpfen ziehen. 6 Minze (Mentha) ist etwas anspruchsvoller
als die Melisse, ergänzt sie aber gut. Ihr frischer Geschmack ist vor allem als Tee eine Wohltat
Fotos: Alamy (2), FloraPress/Gisela Caspersen (1), sigmundsig/Fotolia (1), Privat (1), Illustrationen: Landapotheke (5)
Beet 4
1 Ringelblume (Calendula officinalis) Die als Heil-
entzündungshemmenden Pflanzen eine
besondere Bedeutung zu. Am Rande dieses
Themenbeets gedeiht die uralte Heilpflanze Holunder, die seit eh und je Bauernhöfe
mit duftenden Blüten und schwarzroten
Beeren schmückt. Die Kamille ist im Heilpflanzengarten ebenfalls ein Klassiker und
gegen Entzündungen vielseitig einsetzbar.
Als Beetbewohnerin ist sie anspruchslos.
Mädesüß lindert Schmerzen, Spitzwegerich wirkt gegen Keime und mit der Kartoffel lassen sich Entzündungsursachen an
ihrer Wurzel packen; denn sie entspringen
oft einer Übersäuerung des Körpers, der
die Kartoffel entgegenwirkt. Ein erhöhter
Blutzuckerspiegel hat auch zur Folge, dass
Hans Lauber ist
Beirat der Deutschen
Diabetes-Stiftung
und Buchautor. Er
ist davon überzeugt,
dass sich Diabetes
vom Typ 2 oft auch
ohne Medikamente
besiegen lässt. www.
lauber-methode.de
Wunden schlecht heilen. Zur Pflege haben
sich in solchen Fällen unter anderem Arnika und Ringelblume, Rose und Schafgarbe
bewährt. Sie wachsen in Laubers Diabetesgarten fröhlich nebeneinander, ergänzt
von weniger bekannten Heilpflanzen wie
der Blutwurz und dem Gänsefingerkraut.
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1/3 hoch
in stimmung bleiben
Mit Schwung und guter Laune lassen sich
die Folgen von Diabetes besser in den Griff
bekommen. Die Inhaltsstoffe der im fünften Beet des Gartens wachsenden Pflanzen heben die Stimmung – und auch die
Pflege des Gartens bringt es mit sich, dass
der Organismus in Schwung kommt und
die Seele baumeln kann. Da ist ein kleiner
Sitzplatz genau richtig – zwischen grüner
Minze und Melisse, den leuchtend gelben
Blütenblättern des Johanniskrauts und der
aparten Gestalt rankenden Hopfens kann
man gar nicht anders, als sich wohlfühlen.
Wenn am Morgen dazu noch Tautropfen
wie Glasperlen auf dem Frauenmantel
liegen, ist das der perfekte Start in einen
aktiven Tag.
Dorothea Cerpnjak ●
Buchtipp
„Mein Diabetesgarten. 50 Pflanzen, die Zucker natürlich zähmen.“ Kirchheim Verlag, 9,80 Euro. Hans Lauber porträtiert
die Pflanzen seines Diabetesgartens und zeigt, wie sie wirken
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