Gesunde Natur Zucker vom Typ 2 kann eine Folge von Ernährungsfehlern oder mangelnder Bewegung sein. Darin liegt auch die Chance zu seiner Heilung. In Hans Laubers Garten gedeihen Pflanzen, die helfen können, Zucker zu zähmen. Der s e t e b a Di n e t r a G Heilkraft aus dem Beet: 46 D er Diabetes mellitus war lange ein sicheres Todesurteil. Als es Insulin zur Blutzuckerregulierung noch nicht gab, stieg der Zuckerspiegel von Kranken stetig weiter an, ohne dass sie die Energie im Blut verwerten konnten. Sie wurde über die Niere und den Urin ausgeschieden, zusammen mit viel Wasser und wertvollen Mineralstoffen und Salzen. Die Betroffenen wurden regelrecht ausgeschwemmt, fielen schließlich in ein diabetisches Koma und starben. Erste Erkennungszeichen der Insulinmangelerkrankung waren großer Durst und der süße Geschmack des Urins – den die Ärzte zur Diagnosestellung damals noch selbst testen, also kosten mussten. Heute treten solche Symptome nur noch in der Anfangsphase eines Diabetes Typ 1 auf, bei der die Bauchspeicheldrüse zu wenig Insulin produziert. Weitaus häufiger erkranken Menschen am Diabetes Typ 2. Hier bereitet weniger fehlendes Insulin Probleme als die Tatsache, dass vorhandenes Insulin seine Arbeit nicht mehr zufriedenstellend verrichten kann – weil die Rahmenbedingungen es schlichtweg überfordern. wenn insulin versagt Diabetes Typ 2 ist oft eine Folge von zu hoher Energiezufuhr – vor allem in Form von kurzkettigen Kohlenhydraten wie Weißmehl und Zucker –, damit verbundenem Übergewicht und mangelnder Bewegung. Doch genau diese Ursachen bieten auch den sinnvollsten Ansatzpunkt zur Heilung der Krankheit. Eine Veränderung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten bringt fast immer Besserung. Das hat Hans Lauber am eigenen Leib erfahren. Er ist mit viel Sport und einer gesunden Ernährung Pflanzen, 2 die schlank ma c h e n 5 1 34 8 7 6 1 Fenchel (Foeniculum vulgare) liefert viele Ballaststoffe, die den Verdauungsvorgang regulieren. Die Pflanze schätzt tiefgründigen Boden und viel Sonne. 2 topinambur (Helianthus tuberosus) wird vom Körper sehr langsam aufgenommen, das senkt den Bedarf an Insulin für die gesamte Mahlzeit. Im Garten breitet er sich gern aus, man sollte ihm deshalb einen klar abgegrenzten Bereich zuweisen. 3 WeiSSkohl (Brassica capitata) ist als Sauerkraut ein unschätzbarer Schlankmacher. Im Beet wächst er gern neben Salaten wie Endivie. 4 Endivie (Cichorium endivia) Die Bitterstoffe aus der Endivie dämpfen den Appetit. Salat zu Beginn einer Mahlzeit ist deshalb ein echter Schlankmacher. Im Beet benötigt der Salat viel Licht. 5 Meerrettich (Armoracia rusticana) wirkt mit seinen scharfen Senfölen. Im Garten stellt er wenig Ansprüche. 6 Spargel (Asparagus) Nicht so ganz unkompliziert ist der Anbau von Spargel. Doch ein Zauberwerk ist es auch wieder nicht. Für grünen Spargel brauchen keine Dämme aufgeschüttet zu werden, er gedeiht neben anderem Gemüse auf leichtem, tiefgründigem Boden, braucht aber volle Sonne. 7 Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) hat so mancher Gärtner im Beet, ohne ihn zu schätzen. Ganz zu Unrecht, denn Löwenzahnblätter bringen gesunde Bitterstoffe auf den Speiseplan, zum Beispiel im Salat. 8 Stevia (Stevia rebaudiana) ist auch in unseren Breitengraden winterhart. Das Kraut liefert eine intensive natürliche Süße ohne Kalorien und kurbelt zudem die Insulinproduktion an Beet 1 47 Gesunde Natur seiner Zuckerkrankheit Herr geworden. Die Hauptrolle haben dabei Kräuter und Gemüse gespielt. Hans Lauber hat sich jahrelang mit ihrer Wirkung beschäftigt, mit ihnen gekocht und selbst Rezepte entwickelt. Seinen Erfahrungsschatz hat er in mehreren Büchern weitergegeben, an denen sich Diabetiker zunehmend orientieren. Wer von Medikamenten unabhängig werden willen und dazu bereit ist, selbst Verantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen, kennt Hans Lauber. befinden aus. Pflanzen können dagegen helfen. „Eine pflanzliche Ernährung und heilende Kräuter sind der Schlüssel zum Diabetes-Erfolg“, ist Lauber überzeugt. Um dafür ein Zeichen zu setzen, hat er auf Initiative des Chefarztes für Diabetologie, Professor Dr. Kristian Rett, am Krankenhaus Sachsenhausen in Frankfurt den Diabetesgarten konzipiert. Entspannte Gartenarbeit tut gut und wirkt Stress entgegen. Auch das beugt Diabetes vor was diabetikern hilft Diabetes hat viel Folgen. Sie stellen sich schleichend ein, die Krankheit entwickelt sich langsam und wird oft erst nach vielen Jahren erkannt. Herzinfarkt und Schlaganfall sind die schwerwiegendsten Folgen, doch auch die inneren Organe leiden un- ter der Zuckerkrankheit. Diabetiker entwickeln oft eine Schädigung der Augen, fangen sich häufiger als andere Menschen Infektionen ein und ihre Wunden heilen schlechter. Nicht zuletzt wirkt sich die Krankheit auch auf das seelische Wohl- r e s s e b n i l u s n I e i Pflanzen, d wi r k e n l a s s e n gesundheit aus fünf beeten Über 50 verschiedene Pflanzen gedeihen in den fünf Themenbeeten des Frankfurter Gartens. Sie alle können Zuckerkranken helfen. „Wenn man seine Lebensweise als Diabetiker ändert, wirken diese Pflanzen wie ein Katalysator“, so Lauber. „Sie unterstützen einen ungemein.“ Beschränkt man sich auf die wichtigsten, lässt sich Laubers Diabetesgarten leicht auch zu 1 Bohnen (Phaseolus vulgaris) Bohnen ranken wie der Wein an Hilfen 2 5 1 Beet 2 48 in die Höhe – sofern man sich nicht für den Anbau von Buschbohnen entschieden hat. 2 Aloe vera (Aloe vera) enthält erst als etwa dreijährige Pflanze ausreichend Wirkstoffe, um als Heilpflanze ihre Wirkung zu entfalten. Im Garten braucht sie einen trockenen Standort, dann fühlt sich die Wüstenbewohnerin auch in der ungewohnten Nachbarschaft von Bohne und Bittergurke wohl. 3 Bittergurke (Momordica charantia) enthält, wie ihr Name besagt, gesunde Bitterstoffe. Ihr kommt in der Diabetestherapie eine besondere Bedeutung zu. 4 Weinrebe (Vitis vinifera) Die Früchte der Weinrebe sind ein großer Genuss und im Garten ein schöner Anblick. Wein braucht ein Gerüst, an dem es emporwachsen kann, sorgfältigen Schnitt und Pflege. 5 Knoblauch (Allium sativum) kann im zeitigen Frühjahr oder auch schon im September und Oktober gesetzt werden. Die Zehen sind absolut winterhart. 6 Brennnessel (Urtica) kann zu Suppen verarbeitet werden oder frisch und getrocknet als Tee ihre Wirkung entfalten. Im Garten sollte man sie besonders sorgfältig vor Pilzbefall schützen. 7 Bockshornklee (Trigonella foenum-graecum) gehört in jedes gute Curry. Diese Pflanze schmeckt und heilt gleichermaßen. Im Beet steht sie gern windgeschützt 6 3 4 7 Pflanzen, die Entzündungen d ä m p fe n 3 1 Beet 3 5 Hause anlegen. „Wenn man dann durch diesen Garten geht, wird man an jeder Ecke daran erinnert, dass sich gegen Diabetes etwas machen lässt“, verspricht er. Die fünf Beete sind den größten gesundheitlichen Problemen zugeordnet, mit denen Diabetiker zu kämpfen haben. Im ersten Beet wachsen Pflanzen, die eine der wichtigsten Ursachen der Zuckerkrankheit zu bekämpfen helfen: überflüssige Pfunde. Die natürlichen Schlankmacher lassen sich unkompliziert selbst anbauen. „Sie vertragen sich gut miteinander, vielleicht, weil sie ja auch ähnliche Eigenschaften haben“, so Lauber. An erster Stelle gehören bitterstoffreiche Pflanzen in dieses Beet. „Bitterstoffe, zum Beispiel von Endivie oder Löwenzahn, als Vorspeise in einem Salat genossen, zügeln den Appetit.“ Das macht sie so wertvoll. Die Senföle des Meerrettichs habe eine vergleichbare Wirkung. Ein Schlankmacher der Extraklasse dage- 1 Spitzwegerich (Plantago lanceolata) wirkt antibakteriell und fördert die Wundheilung. Er kann durch Teilung der Mutterpflanze vermehrt werden. 2 Holunder (Sambucus nigra) war schon im Mittelalter als Heilpflanze bekannt und auf jedem Hof zu finden. Der große Strauch wird schnell zu einem Baum, man sollte ihn an den Rand dieses Beetes setzen. 3 Kartoffeln (Solanum tuberosum) tragen dazu bei, den Säure-BasenHaushalt zu regulieren. Viele Diabetiker leiden unter Übersäuerung, die Entzündungen begünstigt. 4 MädesüSS (Filipendula) enthält schmerzstillende Substanzen. Es hat als Schmerzmittel eine alte Tradition. Das Kraut bevorzugt einen halbschattigen Standort, weitere Ansprüche stellt die Pflanze nicht. 5 Kamille (Matricaria chamomilla) kann gegen Entzündungen innerlich und äußerlich angewendet werden. Im Garten wächst sie am schönsten, wenn man sie regelmäßig schneidet. 6 Thymian (Thymus vulgaris) ist als Heilkraut und in der Küche beliebt und vielseitig verwendbar 2 4 6 gen, dessen Nutzen für die Ernährung sich auf ganz anderem Weg entfaltet, ist Topinambur. Im Garten besticht er mit seinen prachtvollen gelben Blüten. Das Geheimnis seiner Wirkung liegt in den besonders langen Kohlenhydratketten, die vom Kör- Hin und wieder gießen – mehr brauchen die Pflanzen des Diabetesgartens im Sommer nicht per langsam aufgenommen werden und so den Insulinbedarf für die Verstoffwechselung der gesamten Mahlzeit niedrig halten. Kalorienarmes, schmackhaftes Gemüse und der natürliche Zuckerersatz Stevia ergänzen diese Auswahl. Ganz ähnliche Prinzipien sind auch den Pflanzen zueigen, die Insulin besser wirken lassen. „Die meisten Typ-2-Diabetiker haben genügend eigenes Insulin. Es wirkt nur nicht ausreichend, etwa weil die Betroffenen sich zu wenig bewegen. Hier setzen Wirkstoffe an, welche die Sensitivität des Hormons erhöhen“, so Lauber. Die Helfer aus dem Beet heißen Bittergurke, Bockshornklee oder Brennnessel und sind vielseitige Küchenkräuter. entzündungen vermeiden Diabetiker leiden häufig unter Entzündungen, die der Körper mit viel Energie bekämpfen muss. Zur Vorbeugung und zur Linderung von Beschwerden kommt 49 n e d n u W e i d , n e Pflanz schneller heilen lassen 3 4 2 1 6 Ein kunterbuntes Durcheinander darf auch im Diabetesgarten sein. Die hier vorgestellten Pflanzen wachsen gut nebeneinander und eröffnen dem Gärtner viel Gestaltungsspielraum 5 Pflanzen, die der Seele gut tun 2 1 5 6 Beet 5 50 pflanze traditionsreiche Ringelblume taucht ab Juni alle Bauerngärten in ein leuchtendes Orange. Sie ist pflegeleicht und schützt ihre Beetnachbarn vor Schädlingen. 2 Arnika (Arnika montana) braucht Unterstützung, um im Beet gut zu gedeihen. Sie wird leicht von anderen Wildkräutern verdrängt. 3 Schafgarbe (Achillea millefolium) Zur Unterstützung der Wundheilung wird die Schafgarbe meist äußerlich angewendet, vor allem in Form von Bädern sowie für Waschungen und Kompressen. Sie ist auf Wiesen sehr häufig anzutreffen. 4 Rose (Rosa centifolia/Rosa gallica) Mit ihren prachtvollen Blüten darf die Rose in keinem Garten fehlen. Ein Tee aus ihren Blättern hilft bei der Blutreinigung. 5 Gänsefingerkraut (Argentina anserina) Das kriechende Rosengewächs ist ausdauernd und frostfest, dort, wo es wächst, nimmt es gern viel Raum ein. 6 Blutwurz (Potentilla erecta) Der Wurzelstock dieser unscheinbaren Pflanze enthält einen blutroten Farbstoff, der gegen Blutungen und Entzündungen hilft. Er wird äußerlich traditionell zur Wundpflege angewendet 4 3 1 Frauenmantel (Alchemilla) gehört zu den am weitesten verbreiteten Heilpflanzen. Das Kraut ist anspruchslos und lässt sich durch einfache Teilung vermehren. 2 Johanniskraut (Hypericum perforatum) benötigt nur wenig Pflege. Man sollte die Pflanze aber nie ganz austrocknen lassen und sie im späten Herbst dicht über dem Boden zurückschneiden. 3 Wermut (Artemisia absinthium) Sein Aroma macht ihn zu einem der wichtigsten Bitterkräuter. 4 Hopfen (Humulus) Beim Anbau des kletternden Hopfens im Garten ist ein stabiles Rankgerüst unabdingbar. Für Tees und Tinkturen werden die hübschen grüngelben Zapfen genutzt. 5 Melisse (Melissa officinalis) erfreut mit ihrem Duft alle Sinne. Im Garten wächst sie hoch und breitet sich gern stark aus. Wer das vermeiden möchte, kann sie auch in Töpfen ziehen. 6 Minze (Mentha) ist etwas anspruchsvoller als die Melisse, ergänzt sie aber gut. Ihr frischer Geschmack ist vor allem als Tee eine Wohltat Fotos: Alamy (2), FloraPress/Gisela Caspersen (1), sigmundsig/Fotolia (1), Privat (1), Illustrationen: Landapotheke (5) Beet 4 1 Ringelblume (Calendula officinalis) Die als Heil- entzündungshemmenden Pflanzen eine besondere Bedeutung zu. Am Rande dieses Themenbeets gedeiht die uralte Heilpflanze Holunder, die seit eh und je Bauernhöfe mit duftenden Blüten und schwarzroten Beeren schmückt. Die Kamille ist im Heilpflanzengarten ebenfalls ein Klassiker und gegen Entzündungen vielseitig einsetzbar. Als Beetbewohnerin ist sie anspruchslos. Mädesüß lindert Schmerzen, Spitzwegerich wirkt gegen Keime und mit der Kartoffel lassen sich Entzündungsursachen an ihrer Wurzel packen; denn sie entspringen oft einer Übersäuerung des Körpers, der die Kartoffel entgegenwirkt. Ein erhöhter Blutzuckerspiegel hat auch zur Folge, dass Hans Lauber ist Beirat der Deutschen Diabetes-Stiftung und Buchautor. Er ist davon überzeugt, dass sich Diabetes vom Typ 2 oft auch ohne Medikamente besiegen lässt. www. lauber-methode.de Wunden schlecht heilen. Zur Pflege haben sich in solchen Fällen unter anderem Arnika und Ringelblume, Rose und Schafgarbe bewährt. Sie wachsen in Laubers Diabetesgarten fröhlich nebeneinander, ergänzt von weniger bekannten Heilpflanzen wie der Blutwurz und dem Gänsefingerkraut. Anzeige 1/3 hoch in stimmung bleiben Mit Schwung und guter Laune lassen sich die Folgen von Diabetes besser in den Griff bekommen. Die Inhaltsstoffe der im fünften Beet des Gartens wachsenden Pflanzen heben die Stimmung – und auch die Pflege des Gartens bringt es mit sich, dass der Organismus in Schwung kommt und die Seele baumeln kann. Da ist ein kleiner Sitzplatz genau richtig – zwischen grüner Minze und Melisse, den leuchtend gelben Blütenblättern des Johanniskrauts und der aparten Gestalt rankenden Hopfens kann man gar nicht anders, als sich wohlfühlen. Wenn am Morgen dazu noch Tautropfen wie Glasperlen auf dem Frauenmantel liegen, ist das der perfekte Start in einen aktiven Tag. Dorothea Cerpnjak ● Buchtipp „Mein Diabetesgarten. 50 Pflanzen, die Zucker natürlich zähmen.“ Kirchheim Verlag, 9,80 Euro. Hans Lauber porträtiert die Pflanzen seines Diabetesgartens und zeigt, wie sie wirken 51