Lästige Alltagsbegleiter Muskelkater, Schluckauf, Blähungen und Co.: Jeder kennt die kleinen Ärgernisse, die unser Körper gelegentlich bereitet. Sie sind meist harmlos und vergehen in vielen Fällen von selbst wieder. Durch richtiges Verhalten oder Hausmittel kann man sie oft verhindern o d e r li n d e r n . Fragen dazu beantwortet der Hausarzt / die Hausärztin. Man hetzt verschwitzt zu einem Termin Hausärztin: „Dabei wäre ein Mittelweg richtig. und riecht nicht gerade frisch. Mit wohlbe- Mit Hausmitteln oder einer Ernährungsumstel- kanntem Ton machen sich Verdauungsgase lung kann man oft einiges erreichen. Tabletten Luft. Man sitzt im Kino und plötzlich meldet braucht es nur selten.“ Diese Meinung teilt sich ein Schluckauf, grinsender Blick der auch Mag. Michaele Staska, Pharmazeutin Sitznachbarn inklusive. Jeder kennt solche aus Schärding: „Gerade für kleine Unpäss- Situationen, die sich irgendwo zwischen be- lichkeiten eignen sich traditionelle Hausmittel, lustigend, lästig und peinlich bewegen. Diese vor allem Kräuter, die man meist als Tee, kleinen Alltagsbegleiter sind meist kein Grund gelegentlich aber auch als Konzentrat zu zur Sorge, aber: „Treten sie häufig oder in- sich nehmen kann. Wichtig ist, sich auch bei tensiv auf, können sie einen Leidensdruck Naturheilmitteln fachlich beraten zu lassen.“ erzeugen. Trotzdem zögern Patienten oft, Treten Schweißgeruch, Sodbrennen und Co. Themen wie die Verdauung ungewöhnlich stark und lange auf bzw. wird und den Körpergeruch man plötzlich davon geplagt, obwohl man die mit dem Hausarzt zu Symptome normalerweise nicht hat, ist eine besprechen, weil ärztliche Abklärung empfehlenswert. es ihnen peinlich ist. Dafür gibt es aber keinen Grund“, so Dr. Ursula Hammel, Allgemeinmedizinerin in Schärding. Das Ve r h a l t e n der Betroffenen schwanke oft zwischen Nichtstun und dem Wunsch nach Medikamenten, so die „Die meisten kleinen Unpässlichkeiten sind kein Grund zur Sorge. Treten sie aber ungewöhnlich stark und lang auf bzw. taucht plötzlich ein Problem auf, dass man normalerweise nicht hat, dann sollte man sie ärztlich abklären lassen.“ Dr. Ursula Hammel, Allgemeinmedizinerin mit einer Ordination in Schärding Kleine gesundheitliche Wehwehchen sind unangenehm und lästig, mit ein paar Tricks wird man sie jedoch meist wieder los. 14 HUMAN Frühling 2012 www.gesund-in-ooe.at ■ Wer extrem schwitzt, sollte vom Hautarzt die Schweißdrüsen untersuchen Schwitzen / Schweißgeruch ■ Warmes Bad, Saunabesuch - eine bessere Durchblutung lindert den Schmerz. ■ Vorbeugung durch Training: Beginnen lassen. ■ Hausmittel gegen starkes Schwitzen: Sie ungewohnte Belastungen und Be- Schwitzen ist normal und für unsere Ge- Salbeitee, Essigduschen, Hand-/Fußbä- wegung immer mit einer niedrigen In- sundheit wichtig. Es reguliert nicht nur der im Sud von Bockshornklee tensität und steigern Sie sich langsam. durch Abkühlen die Körpertemperatur, über Das gilt auch fürs Weitertrainieren trotz das Schwitzen scheidet der Körper auch Muskelkater. Giftstoffe aus. Schweiß allein macht noch keinen unangenehmen Geruch. Dieser ent- Muskelkater steht, wenn Bakterien die Stoffe auf unserer Wird un- oder wenig trainierte Muskulatur Haut zersetzen. Wer stärker und häufi ger ungewohnt stark beansprucht, kann es schwitzt, bietet diesen Bakterien natürlich am nächsten Tag zu Schmerzen kommen. Die Ursachen für Seitenstechen sind noch mehr Gelegenheit, sich zu vermehren. Die Das passiert unter Umständen auch trai- nicht eindeutig geklärt. Möglicherweise haben meisten Schweißdrüsen haben wir am Kopf, nierten Personen, etwa, wenn sie eine für die lästigen Schmerzen mit dem Zwerchfell unter den Achseln, an Händen und Füßen. sie ungewohnte Sportart ausüben. Beim zu tun, also die Muskelplatte, die den Brust- Diese Drüsen sind je nach Veranlagung bei Muskelkater kommt es zu kleinen Rissen raum vom Bauchraum trennt. Das Zwerchfell manchen Menschen aktiver, bei anderen im Muskelgewebe. Diese entstehen beson- zieht sich beim Einatmen zusammen, um der weniger. Natürlich können auch psychische ders beim Ausbremsen von Bewegungen, Lunge Platz zu machen, durchblutet wird es Faktoren die Schweißproduktion beeinflus- z.B. wenn man einen Sprung abfedert oder nur beim Ausatmen. Atmet man nur kurz sen (Stresssituationen). In einzelnen Fällen bergab geht. Durch die Risse dringt Flüs- aus, wird es nicht ausreichend mit Blut ver- kann ungewöhnlich starkes Schwitzen sigkeit ins Gewebe. Der Muskel schwillt an sorgt und reagiert mit Schmerz. Auch wenn aber auch darauf hindeuten, dass mit dem und schmerzt und zwar schon bei normalen man viel gegessen hat, wird das Zwerchfell Organismus etwas nicht stimmt. Dahinter Alltags-Bewegungen. Die Schädigung der weniger durchblutet, weil der rote Saft im können z.B. Stoffwechselstörungen, Nähr- Muskelzelle führt zu einer Mikroentzündung, Verdauungstrakt gebraucht wird. Das könnte stoffmängel, Schilddrüsenfehlfunktionen die erst aufhört, wenn die entstandenen erklären, warum z.B. Läufer besonders dann etc. stecken. Abfallprodukte aus dem Muskel abtranspor- häufig Seitenstechen bekommen, wenn sie tiert sind. Ein Muskelkater ist ein normaler falsch atmen oder gerade gegessen haben. Seitenstechen Reparaturvorgang des Körpers. Es ist daher nicht notwendig oder sinnvoll, wenn man Tipps gegen Seitenstechen deswegen Dehnungsübungen macht oder ■ Gleichmäßig atmen - geben Sie dem gar entzündungshemmende Medikamente Einatmen ebenso viel Zeit wie dem einnimmt. Ausatmen. ■ Kein Sport unmittelbar nach dem Essen! Tipps gegen Muskelkater ■ Vor dem Sport aufwärmen! ■ Zuckerzufuhr für die Muskeln bei Verschwitzt am Schreibtisch: Damit fällt man heute eher unangenehm auf. intensivem Training, z.B. mit Wasser verdünnter Fruchtsaft. Blähungen (Flatulenz) Unter Flatulenz (von lat. Flatus Wind, Blähung) Tipps gegen starkes Schwitzen ■ Waschen und Körperhygiene (Deo, versteht man die Entwicklung von Gär- und Faulgasen wie etwa Methan, Kohlen- rasierte Achseln) dämmen die Ausbrei- stoffdioxid oder Schwefelwasserstoff im tung geruchsbildender Bakterien. Magen oder Darm. Diese Gase werden ■ Schweißfördernde Substanzen wie Al- während der Verdauung von Bakterien er- kohol, Zigaretten, Kaffee, Salz und stark zeugt. Der Großteil davon verteilt sich im gewürzte bzw. scharfe Speisen meiden, Blutkreislauf und wird über die Lungen ebenso sehr kalte und sehr heiße Ge- ausgeschieden. Es verbleibt jedoch tränke. ■ Sauna und Wechselduschen bzw. Wechsel-Fußbäder (beendet mit kaltem Wasser) – das hilft dem Körper, die Schweißdrüsen zu regulieren. Lesen Sie weiter auf Seite 16 Sport ohne lästige Nebenwirkungen: gut aufwärmen, genug trinken, richtig atmen, kein voller Magen. Frühling 2012 HUMAN 15 Tipps gegen Blähungen beeinträchtigt. In diesem Fall sollte man zum ■ Blähende Lebensmittel meiden, z.B. Arzt gehen. Fettgebackenes, Scharfgewürztes, zu viel rohes Obst und Gemüse (auch Tipps bei Schluckauf Säfte), Trockenobst, Hülsenfrüchte, ■ Grundsätzlich sollten Sie die Auslöser Zwiebel, Sauerkraut, sehr frisches Brot meiden (siehe oben). Darüber hinaus bzw. Vollkornbrot, Nüsse, Kohl etc. gibt es ein paar Tricks, die aber nicht ■ Leicht verdauliche Ballaststoffe essen, z.B. Weizenkleie, gedünstetes bzw. leicht angebratenes Gemüse. ■ Weniger Luft schlucken durch langsames Essen, Vermeiden von Getränken mit Kohlensäure, Schlagobers, Speiseeis. ■ Bei Nahrungsmittelunverträglichkeit die Setzt bei kleinen Unpässlichkeiten auf Kräuter: Pharmazeutin Mag. Michaele Staska aus Schärding. jeweiligen Lebensmittel vermeiden. medizinisch erforscht sind: ■ Kaltes Wasser schluckweise trinken und dann die Luft für einige Sekunden anhalten! ■ Tief einatmen und dann die Luft anhalten und mehrmals schlucken! ■ Einen Teelöffel Zucker pur schlucken! ■ Niesreiz auslösen (z.B. ein bisschen Pfeffer durch die Nase einatmen)! ■ Hausmittel: Kräutertees mit Kümmel, Anis, Fenchel, Melisse, Kamille und Pfefferminze wirken entkrampfend und meist ein Gasüberschuss von einem halben entblähend. bis eineinhalb Litern pro Tag, der nicht durch die Lunge, sondern durch den Darmausgang austritt. Das wohlbekannte Geräusch entsteht dabei durch das Vibrieren der Analöffnung. Schluckauf Sitzen die Gase fest, kann es zu schmerz- Einen „Schnackerl“ bekommen wir, wenn haften Bauchkrämpfen kommen. Blähungen sich unser Zwerchfell zusammenzieht. Da- hängen stark mit der Zusammensetzung der durch wird der Brustraum ausgedehnt und Ernährung und der individuellen Verdauung Luft in die Lunge gesaugt. Beim ruckartigen zusammen. Bestimmte Lebensmittel fördern Einatmen verschließt sich die Stimmritze, Blähungen – manche, weil sie reich an Bal- die zum Kehlkopf gehört, und Schluckauf laststoffen sind, andere, weil sie bestimmte entsteht. Grund ist die Reizung des für das Zuckerverbindungen in höherer Konzentra- Zwerchfell oder des für den Kehlkopf zustän- tion (Rhamnose, Stachyose) enthalten, die digen Nervs. Auslöser dafür können kalte, der Dünndarm nicht verwerten kann und die heiße oder kohlesäurehältige Getränke sein, erst im Dickdarm zersetzt werden. Auch das hastiges Essen, scharfe und üppige Speisen, Unser Magen enthält Säure, um Nahrung Schlucken von Luft fördert Blähungen, etwa, zu viel Alkohol, Stress oder das Verschlucken zu verdauen und Keime abzutöten. Die wenn wir hastig essen oder durch Getränke von Luft. Schluckauf ist lästig, aber harmlos Magenschleimhaut hält diese Bedingungen mit Kohlensäure. Nahrungsmittelunverträg- und vergeht meist von selbst wieder. In sel- aus. Gelangen Magensäfte aber in die Spei- lichkeiten, z.B. Lactose- oder Histamin- tenen Fällen leiden jedoch Personen häufig seröhre, spüren wir das als unangenehmes Intolerenz können zu besonders starken bzw. chronisch (mehrere Stunden) unter Sodbrennen. Normalerweise verhindert ein Blähungen führen. Schluckauf, was die Lebensqualität erheblich Schließmuskel zwischen Mageneingang Luft anhalten hilft manchen gegen Schluckauf. Sodbrennen Ob das Essen fett, scharf oder ballaststoffreich ist, wirkt sich aufs Wohlbefinden aus. Falsche Ernährung kann zwicken…. 16 HUMAN Frühling 2012 www.gesund-in-ooe.at häufigem Sodbrennen (ab ca. ein bis zwei die unangenehm riechen. Meist liegt die Mal wöchentlich) spricht man von der Re- Ursache dafür in der Mundhöhle oder fluxkrankheit. In diesem Fall sollten sie sich im Rachenraum, z.B. durch mangelnde an einen Arzt wenden. Mundhygiene, schlechten Zahnstatus (Karies, Wurzelreste), Rückstände von Essen, Tipps gegen Sodbrennen Austrocknen der Mundschleimhaut (z.B. bei ■ Substanzen, die Sodbrennen begüns- Schlafen mit offenem Mund), Entzündungen tigen, vermeiden: Alkohol, Nikotin, der Mundschleimhaut, des Zahnfleischs Kaffee, Schwarztee, Schokolade, fettes oder Zahnhalteapparats, diverse Infektionen Essen. bzw. Entzündungen der Mundhöhle oder ■ Reduktion von Übergewicht und Stress! ■ Hausmittel: Käsepappeltee Atemwege etc. Gelegentlich spielen bei Mundgeruch Grunderkrankungen eine Rolle, etwa Diabetes, eine gestörte Darmflora oder bestimmte Erkrankungen der Leber oder Niere. Verstopfung Schmerzhaftes Sodbrennen: Magensäure, wo sie nicht hingehört. Unter Verstopfung versteht man eine erschwerte und seltene (weniger als dreimal in der Woche) Entleerung des Darms. Verstop- und Speiseröhre, dass aggressive Ma- fung hängt meist mit dem Lebensstil zusam- gensäfte herauskommen. Passiert es men. Faktoren, die ihre Entstehung begün- doch, kann sich die Speiseröhre durch stigen sind z.B. Stress, Bewegungsmangel, Eigenbewegung wieder reinigen. Es gibt hastiges Essen, falsche Ernährung (zu wenig jedoch Substanzen und Faktoren, die den Ballaststoffe), zu geringe Flüssigkeitszufuhr. Schließmuskel und die Selbstreinigung der Akute schwere Verstopfungen in Kombination Speiseröhre beeinträchtigen, z.B. Alkohol, mit Erbrechen und geschwollenem Bauch, Nikotin, Kaffee, Schwarztee, Schokolade, sollte man ärztlich abklären lassen, da ein sehr fettes Essen oder Stress. Es gibt aber Darmverschluss vorliegen kann. Die meisten auch andere Ursachen, so können Über- Verstopfungen sind jedoch harmlos und las- gewicht, Schwangerschaft oder bestimmte sen sich mit der richtigen Ernährung in den Magenprobleme eine Rolle spielen. Bei Griff kriegen. Zahnseide, Spülung und Co.: Mundgeruch ist meist eine Frage der Hygiene. Tipps gegen Mundgeruch Tipps gegen Verstopfung ■ Mundhygiene: sorgfältiges Zähneput- ■ Ballaststoffreiche Er nährung, z.B. zen. Reinigen Sie auch die Zunge und Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst verwenden Sie Zahnseide gegen Es- (auch Trockenobst) und Gemüse. sensreste zwischen den Zähnen. ■ Ungezuckertes Joghurt, am besten Leinsamen oder Flohsamen dazugeben. ■ Speichelfl uss fördern: Wasser trinken, (zuckerfreier) Kaugummi. Teure Spezialjoghurts sind nicht nötig, ■ Antibakterielle / entzündungshemmende mineralische Abführsalze nicht empfeh- Mundspülungen z.B. mit Mundwasser, lenswert. Salzwasser, Wasser mit Zitronensaft ■ Mehr Wasser trinken. ■ Bewegung (z.B. Spaziergang) nach dem oder ein paar Tropfen Teebaumöl (Vorsicht: zu viel schädigt die Mundschleimhaut), mit diversen Tees (Salbei, Kamille, Essen! Basilikum, Schwarztee). ■ Ingwer und Petersilie auf die Zunge legen; ungesüßtes Naturjoghurt essen. Mundgeruch Sodbrennen, Blähungen oder Verstopfung: unangenehme Begleiterscheinungen der Verdauung. ■ Vermeiden Sie Lebensmittel und Stoffe, Wenn Bakterien im Mund Nahrungsmittel- die besonders schlechten Atem machen reste oder totes Gewebe zersetzen, ent- (Alkohol, Zigaretten, Kaffee, Knoblauch, stehen dadurch chemische Verbindungen, frischer Zwiebel etc.) die sich unter unseren Atem mengen - z.B. Schwefel- oder Stickstoffverbindungen, Mag. Isabella Ömer Frühling 2012 HUMAN 17