Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der

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568
B a
J.
s s
I
i
n g e
r.
Rhythmische Zusammenziehungen
Solche und andere Beziehungen werden noch mehrere hervortreten, bis für eine
Werthe
für
grössere Zahl von
unzerlegten Radicalen die
a einigermassen sicher berechnet
sind.
Dabei werden
wahrscheinlich jene, die mit mehreren Äquivalenten auftreten, interessante Resultate liefern.
Ich breche unterdess diese Reihe von Untersuchungen ab,
um
einem ferneren Abschnitte die Verbindungen der Radicale Stick-
in
stoff,
Schwefel und
einiger Anderer
auf ähnliche
Weise zu be-
handeln.
Rhythmische Zusammenziehungen an der Cardio, des Kanin'
r/t
enmagens fCar'diapuls)
'.
Von
J.
Basslinger,
Assistent der physiologischen Lehrkauzel iu Pesth.
Ich habe, wie Herr Professor
die
Güte hatte
*)» r
hyth
m
i
s c
Czermäk
h e (p u
I
s
äh n
1
i
c
bereits mitzuth eilen
h e) B e w e g u n g e n
Da
an der Cardia des Kaninchenmagens beobachtet.
nung
bei den zahlreichen Vivisectionen
so will ich,
diese Erschei-
unserm physiologischen
der Gegenstand beständiger Aufmerksamkeit gewesen
Institute seither
ist,
in
am Jahresschlüsse,
das reichlich vorliegende Material
vorläufig zusammenfassen.
Wenn man am
aufgeblasenen oder durch seinen Speiseninhalt
gespannten Kaninchenmagen die dem Zwerchfell zugekehrte Fläche
(die kleine Curvatur) näher in's
in
Auge
fasst,
der Mitte des Magens, also nach rechts von
so sieht
wärts ragenden Fundus einen klippelförmig nach
Theil,
in
man
beiläufig
dem mächtig nach
auf-
oben gewölbten
dessen Mitte sich der Ösophagus mit einer kleinen Erwei-
terung einsenkt.
Wir
schnitt, deren lange
sammenfällt, die
wollen diese
Wölbung von
elliptischem Quer-
Axe mit dem Querdurchmesser des Magens zu-
„Cardia kuppe", jene
geringe Erweiterung des
Ösophagus die „Ösophaguswurzel"^7w/ÄM.s oesofagi) nennen. Auf
folgt,
•)
sie
durch eine geringere Ausbuchtung und ein darauffolgendes
Kleini' Mittheilungen aus dein k.k. physiologischen Institute in Pesth. Sitzungsberichte
der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften.
1859
(p. 415).
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an der Cardia des Kaninehenmagens (Cardiapuls).
flaches Stück der
keit
Magenwand getrennt,
ausgezeichnete
wir
Öffnen
5 1)9
die durch ihre
Dickwandig-
„Py loruskup pe".
nun
an
einem
Kaninchen rasch die Bauchhöhle,
voller
in
Verdauung begriffenen
schneiden den Magen heraus,
so dass ein 2 bis 3 Linien langes Stück des
Ösophagus daran erhalten
bleibt
und lassen ihn ruhig auf einer Unterlage liegen.
bleibt
um
Der Magen
seinen Inhalt meist fest und gleichmässig contrahirt, nur
der Ösophagusstumpf macht gewöhnlich gewisse drehende oder seit-
Bewegungen,
liche
die wir gleich näher beschreiben wollen.
Nach
kurzer Zeit (i/2 bis 2 Minuten) bemerkt man aber die Erscheinung,
um den Ösophagus sich aufwölbende kuppeiförmige Theil, mit einer gewissen Vehemenz
sich abplattet und tief gegen die Höhle des Magens
dass die
Card iakuppe,
einzieht,
als
hinein schöbe.
der rings
ob die Ösophaguswurzel sich gleichsam
den Magen
in
Diese Bewegung, wobei die Cardiakuppe wie ein
Pumpenstempel auf den Mageninhalt drückt,
erfolgt bald senkrecht
nach abwärts, bald mehr mit Neigung nach der einen oder andern
(rechten oder linken) Seite,
ganz gewöhnlich
ist
damit auch eine
Drehung des Ösophagusstumpfes um seine Längsaxe verbunden. Hierauf
der ei ngezogeneCardia theil wieder in seineGleichge wichtslage zurückgeschnellt und zwar gleichfalls mit einer
wird
gewissen Vehemenz (activ? passiv??), so dass
haltene Borste dadurch gebogen wird.
allenfalls eine
Wir wollen
hinge-
diese Erschei-
nung, die im Beginn meist schwächer, später an Intensität zunehmend,
nun in unregelmässigem Rhythmus durch längere Zeit
wiederkehrt, als „Cardiapuls" bezeichnen. Der Ösophagus ist
dabei durch eine ganz besondere (und wie es scheint, unabhängige?)
Beweglichkeit ausgezeichnet,
indem
ziemlich rasche seitliche (pendelnde)
mit seinem abgeschnittenen
in
er
gewöhnlich unausgesetzt
Bewegungen
ausführt, so dass er
Ende gleichsam herumtastet (besonders
den Zwischenpausen sehr deutlich), oder er kann auch gestreckt
werden, oder es treten im Bulbus sehr rasche selbstständige vom
Cardiapuls ganz unabhängige Pulsationen auf, in seltenen Fällen sieht
man
ihn
tiefen
ganz schlaff herabhängen, während der Cardiatheil seine
Einziehungen ausführt.
gleichmässig
um
Der übrige Magen
entweder
bleibt
seinen Inhalt contrahirt oder es wälzt sich,
setzung der Cardiaeinziehung, eine peristaltische
Woge
als
Fort-
gegen den
Pylorus hin, die aber dann immer an der kleinen Curvatur
am
deut-
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J>70
I-
tt
a 8 5
lichsten ausgedrückt
verschlossen
wenn
später,
I
i
11
ger- Rhythmische Zusamnienziehungeii
Dabei scheint die
ist.
zu sein, denn es
fliesst
Cardiamündung
durch
sie nichts aus.
die Reizbarkeit bereits erschöpft wird,
fest
(Nur
und besonders
man zuweilen etwas austreten;
dass man durch den Pylorus etwas
bei flüssigerem Mageninhalte, sieht
dagegen
ist
es nicht ganz selten,
Mageninhalt austreten sieht.) Zuweilen geht sehr regelmässig der
Einziehung der Cardiakuppe eine Z
u
sammenzieh ung der Kr eisein schwa-
fasern des Ösophagus, zuweilen jedem Cardiapuls
cher Ruck am Pylorus voraus.
Dasselbe Phänomen
,
das wir
am ausgeschnittenen Magen
jetzt
kennen gelernt haben, bemerkt man häufig (obwohl seltener), wenn
man den Magen
eröffnet
einfach blosslegf.
Also
und den kleinen unmittelbar
wenn man
die Bauchhöhle
deckenden Leber-
die Cardia
lappen nach Ablösung seiner Peritonealfalte mit einem Scalpellhefte
sorgfältig zurückbiegt, natürlich ohne den
so
kann man die Cardia
frei
welche den vorher beschriebenen
ähnlich sind
Magen weiter zu berühren,
übersehen und sieht häufig Bewegungen,
in
ihrer Erscheinungsform ganz
Dass dabei der Magen gleichzeitig die respiratori-
*).
schen Bewegungen des Zwerchfells mitmacht, wird Niemanden
Es
Irrtimm führen.
ist
schnittenen Magen
übrigens zu
die
Cardiabewegungen weit sicherer und weit
am einfach blossgelegten und
am blossgelegten nicht auftreten
intensiver entstehen als
stens dann
,
wenn
sie
in
bemerken, dass am ausge-
dass sie mei-
,
,
durch's Aus-
schneiden hervorgerufen werden.
Die cardiale Einziehung, die unter der früher genannten Bedin-
gung spontan
acts,
d.
h.
auftrat,
die
Form,
ist ein
integrirender Theil jedes
der der
in
Schlingact sich abschliesst,
ist
in
Sc hl in g-
den Magen hineinverlaufende
eine einzelne solche Niederdrückung
Man kann sich davon leicht überzeugen, wenn man
man die Cardia beobachtet, zu Schlingbewe(z. B. indem man durch einen Gehülfen mittelst der
des Cardiatheils.
das Thier, während
gungen nöthigt
Spritzflasche etwas
Wasser
in die
Mundhöhle blasen
wie wenn beim Schlingact der Ösophagus gleichsam
hineingeschlungen würde.
*)
Es versteht sich von
seihst,
Vor wenig Tagen (16.
dass ich auf diese
lässt).
Es
ist,
in
den Magen
Juli)
machte ich
Form weiter kein Gewicht
lege, da sie,
wie wir gleich sehen werden, ehen so gut eine Reihe spontaner Bewegungen
leerer Schling-acte sein kann.
als
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an der Cardia des Kaninchenmagens (Cardiapuls).
die
überraschende Beobachtung, dass wenn einzelne solche Schling-
bewegungen hervorgerufen wurden, der Bulbus oesofagi (während
Cardia selbst ganz ruhig blieb)
sehr kleine und
die
ausserordentlich
rasche pulsatorische Regungen zeigte (ähnlich den raschen
Bewe-
gungen des Kaninehenherzens).
spontane Bewegung
Die
ist,
wenn
ausgeschnittenen Magens
auftritt, durch Reize
des
zuweilen nicht oder nicht mehr
sie
hervorzurufen.
Und zwar sowohl durch mechanische Beize (Berüh-
rung mit der Pinzette, seitliches Zusammendrücken des Magens),
als
ganz besonders durch den unterbrochenen Inductionsstrom des
Du Bois'schen Magnet- Elektromotors. Hat man
so erfolgen dann
häufig wieder spontane
eine Weile gereizt,
Bewegungen. Nach dem
bekannten Versuche, dass das ausgeschnittene und
Herz
in
gestandene
still
Wasser von 37° wieder zu schlagen beginnt
*),
wurde auch
der Magen, der freilich sehr bald erkaltet, in laues Wasser gelegt.
Jedoch nur
in
Einem
Falle (23.
März), da ein solcher Magen sehr
zahlreiche und intensive Pulsationen gezeigt hatte,
15 Minuten nach dem Ausschneiden
spontane Contractionen
auf,
in laues
traten,
Wasser kam,
als
er
drei starke
und zwar (wie die später anzuführenden
Zahlen erweisen) mit etwas rascherem Rhythmus
als
vorher.
In
den
spontane Contraction
beiden anderen Fällen wurde durchaus keine
angeregt, obgleich die Reizbarkeit erhalten blieb, so dass wir in den
5 Minuten, da er im Wasser
lag,
7 Cardia-Einziehungen auf Reiz
auszulösen im Stande waren.
Es wurden diese Bewegungen bisher nur an Thieren
speisegefülltem Magen (im Zustande
achtet;
flüssig
war das Thier
hungernd
mit
der Verdauung) beob-
oder der Mageninhalt abnorm
und reichlich mit Gas gemischt, so
trat in
der Begel kein
Cardiapuls ein, sondern allenfalls gewisse pendelnde oder drehende
Bewegungen des Ösophagus, oder doch nur ganz wenige und schwache
Pulsationen
doch waren sie auf mechanischen Beiz immer einzeln
,
hervorzurufen. So wurde (am 21. März)
eines weiblichen seit
*) Beiläufig' will ich hier
III.
in
mehr
als
am
24 Stunden hungernden Kaninchens
erwähnen, dass dieser von Budge (Wagner's Handwörterbuch,
Band) beschriebene Versuch schon Albrecht von
seinen
ausgeschnittenen Magen
II
aller bekannt war, der ihm
„Anfangsgründen der Physiologie des menschlichen Korpers" (aus dem
Lateinischen übersetzt von Joh. Samuel Haller,
Abschnitt widmet-.
17.'i9,
I.
Bd., Seite 892) einen eigenen
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£>72
J.
Basslinger. Rhythmische Znsammenziehungen
gar kein Cardiapuls beobachtet, sondern nur jene Pendelbewe-
last
— Wurde
gungen des Ösophagus.
sind
die
Phänomen, und
ein sehr constant auftretendes
letzteren Zeit in
indessen das Thier gefüttert
,
so
ausgeschnittenen Kaninchenmagens
Cardiapulse des
ich habe sie in der
keinem Falle mehr vermisst. Es gibt zwar allerdings
wo
auch negative Fälle,
der
Magen gleichsam
in
einen torpiden
Zustand versunken erscheint und ohne Spur der spontanen Bewe-
gung
fast
abstirbt.
immer
Aber unter unseren aufgezeichneten Fällen sind das
solche,
wo
zugleich andere evidente Unregelmässigkeiten
nachzuweisen waren. So
dem vorher
chen,
trat (17.
durchaus kein Cardiapuls
Herr
Professor
Es
auf.
März) an einem trächtigen Kanin-
am Halse
beide Vagi
ist
Czerinäk wegen
Respirationserscheinungen
durchschnitten wurden,
dies aber dasselbe Thier,
der
Unregelmässigkeit
jenen „Mittheilungen" erwähnt
in
das
seiner
(die
Respiration stieg nach beiderseitiger Vagusdurchschneidung auf 44).
Ein zweiter direct negativer Fall begegnete uns
ein grosses trächtiges
injicirt,
der Magen
Weibchen; Darm
schlaff, äusserlich
am
22. März. Es war
leer, Chylusgefässe
nicht
an einer circumscripten Stelle
mit Exsudat bedeckt, flüssiger mit Speisen gemengter Inhalt und sehr
viel
Gas, nach dessen Entleerung er beträchtlich
Über Beginn, Zahl,
gungen
will ich,
schneiden beginnen, nach 15
in
w.
/ — 2 Minuten nach dem Aus— 30 Minuten erlöschen, und dass ihre
i
2
der ersten Zeit gewöhnlich grösser
intensiver und
s.
der Bewe-
nach den vorliegenden Zeitmessungen, im Allgemeinen
nur angeben, dass sie in der Regel
Zahl
collabirte u.
Rhythmus und And auer
nehmen dafür an Zahl
genden Beispiele zeigen,
ab.
ist,
später werden sie
Das Nähere mögen
die fol-
die ich aus der grossen Zahl der aufgezeich-
neten Beobachtungen als die exquisiteren aushebe:
a) Kleines weibliches Kaninchen (23. März).
Magen ausgeschnitten 10 h
55'"
57
58
S"
28
34
38
58
14
\
j
!
schwächere
\
immer pendelnde Bewegungen des Osopha-
/
gussturopfes.
Cardiapulse,
dazwischen
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an der Cardia des Kaninehenmagens (Cardiapuls).
10
1
59
'
1
II
1)73
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574
Bassli nge
r.
Rhythmische Zusammenziehungen
etc.
— Ein grosses
sehr regelmässig eine Contraction des Pylorus voraus.
trächtiges Kaninchen nach Durchschneidung beider Vagi am Halse
m
9
(15. März) gab in 2 53 9 Pulse, und zwar in Zwischenräumen
von: 0, 15, 20, 25, 7, 13, 20, 53, 20 Secunden.
— An einem
kleinen
männlichen Kaninchen (14. März) wurden durch 5 Minuten je 4,
2, 2,
2 Pulsationen
Es sind
in
3,
der Minute gezählt.
die pulsirenden
Bewegungen der Cardia bisher aus-
schliesslich an Kaninchen beobachtet worden. Es liegen vier
Versuche an Hunden vor, aber niemals zeigte sich eine Spur davon,
selbst nicht
nach Einspritzung von Reizmitteln
in
den ausgeschnittenen
Magen oder nach vorheriger Verabreichung von
hatte ich (3. April),
um den
Brechmitteln.
So
Magen-
Einfluss der Brechmittel auf die
contraction und speciell den etwa dadurch angeregten Cardiapuls
am
Hunde zu studiren, einem saugenden Hündchen etwa 4 Drachmen
eines ziemlich concentrirten Infus. Ipecacuanhae (ex drachm.
unc. 3) durch den Ösophagus eingespritzt und als nach
erste Brechanfall eintrat, die
mit
i
3
—
/z Stunde der
Bauchhöhle rasch geöffnet. Im Einklang
Magendie's bekannten Beobachtungen
blieb das
Erbrechen ab-
solut sistirt; es zeigte sich aber auch hier kein Cardiapuls, vielmehr
lag der
Magen
schlaff
und erweitert da, ausser dass über seine vor-
dere Fläche manchmal eine geringe wellenförmige Bewegung
Auch nachher am ausgeschnittenen Magen wurde
Gleiches negatives Resultat an einem Zeisig.
bekam
ich einmal die
nichts
verlief.
bemerkt.
Nur an einer Katze
Andeutung eines Cardiapulses.
Ursächlichen
Bewegungen
lässt sich
so viel mit Sicherheit sagen, dass die motorischen Erreger
nicht in
Bezüglich des
dieser
der Vagusbahn
liegen, da sie gerade
sivsten auftreten
wenn der Magen herausgenommen
,
dann am schönsten und intenist.
Die hier
wahrscheinlich zu suchenden Ganglien, deren besondere Vertheilung,
die etwaige
Gegenwart eines Hemmungsnervensystems müssen den
Gegenstand künftiger Untersuchungen bilden.
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